Wie ja schon des öfteren festgestellt, sind viele Google-Suchen etwas ungenau formuliert:
nacht mit einem stern*
Womit haben wir es hier zu tun? Einem enttäuschten Amateurastronomen? Einem Mercedes-Fetischisten? Die DWüdW-Redaktion fand keinen Ansatzpunkt, wußte keinen Rat. Und so stand schnell fest, diese Google-Suche ist einfach zu unpräzise, um sie mit der an dieser Stelle gewohnten wissenschaftlichen Genauigkeit zu beantworten. Hier muß die Antwort in anekdotischer Form gegeben werden! Zum Glück konnte der Chefredakteur überredet werden, eine bislang unerzählte Episode aus einer seiner interessanteren Nächte zum Besten zu geben. Hier ist sie, weltexklusiv und selbst der Bunten noch unbekannt!
Meine Nacht mit Scarlett Johansson
Wenn ich von dieser Nacht berichte, dann sollte ich auch ganz kurz erläutern, wie es dazu kam, und wie wir dann verblieben sind. Angebahnt hatte diese Geschichte ausgerechnet meine Frau. Bis vor Kurzem arbeitete sie bei einem Unternehmen, das sich auf Dienstleistungen für Botschaften spezialisiert hat. Kunden waren Vertretungen diverser Länder in diversen Ländern, überall in Europa. Und eine Botschaft in der Schweiz, die von meiner Frau als Kunde betreut wurde, lud sie eines Tages anläßlich einer Feierlichkeit zu einem Empfang ein. Eine Begleitperson durfte sie auch mitbringen. Und da man ja als gewöhnliches Volk normalerweise nicht so oft auf Botschaftsempfänge geht, dachten wir, fahren wir halt einfach mal aus Neugierde hin.
Als ich meinem Bruder davon im Vorfeld berichtete, war der völlig aus dem Häuschen: Zu diesem Empfang würde auch Scarlett Johansson kommen! Ich habe keine Ahnung, wie er darauf kam, aber er war sich völlig sicher, Scarlett Johansson würde kommen! Nun bin ich eigentlich nicht so ein großer Fan von ihr und blieb daher recht entspannt. Gut, wenn Penélope Cruz kommen würde, dann hätte ich mir vor Nervosität wohl doch die Fingernägel blutig gebissen. Doch Scarlett Johansson ist eigentlich nicht so ganz mein Typ. Ganz im Gegensatz zu meinem Bruder. Der meinte plötzlich, ich müsse, wenn ich Scarlett dann treffe, sie unbedingt nach ihrer Telefonnummer fragen, um sie ihm danach zu geben. Nun konnte ich ihn bei seinem Blick einfach nicht enttäuschen. Aber selbst wenn ich sie treffen würde, so könnte ich ja wohl kaum hingehen und sie fragen, ob sie mir nicht ihre Nummer geben würde? Nur für meinen Bruder, versteht sich? Also begann ich, einen brillanten Plan auszuarbeiten, um an ihre Telefonnummer zu gelangen:
Schritt 1: Mit dem Zug nach Bern fahren. Im Hotel umziehen, dann mit dem Taxi zur Botschaft.
Schritt 2: Mir mithilfe meiner Frau und den Einladungskarten Zugang zum Botschaftsgelände verschaffen.
Schritt 3: Meine Frau bei den Buffethäppchen absetzen.
Schritt 4: Mir einen Wodka Martini besorgen. Geschüttelt, nicht gerührt.
Schritt 5: Scarlett Johansson lokalisieren.
Schritt 6: Mit unverfänglichem Small Talk beginnen. Geplanter Gesprächsverlauf: Bern - Barcelona - Vicky Cristina Barcelona - ihre Dreharbeiten mit Penélope Cruz
Und dann der entscheidende Schlag:
Schritt 7: Wenn sie mir die Telefonnummer von Penélope Cruz gibt, dann - und nur dann! - gebe ich ihr im Gegenzug die Telefonnummer meines Bruders!
Verflucht raffiniert ausgetüftelt, was? Quasi eine Win-Win, wenn nicht gar eine Win-Win-Win-Win-Situation! Alles, was dann noch bleibt, wäre ein gesicherter Rückzug ins Hotel gewesen. Ein Plan, bei dem einfach nichts hätte schieflaufen können!
Und doch, irgendwie kam es dann nicht ganz genau so. Die Probleme begannen schon bei Schritt 4. Es gab keinen Wodka Martini, weder geschüttelt noch gerührt. Dafür wurden an Stehtischen andere landesübliche Spirituosen serviert. Die waren auch gar nicht so schlecht, und so dachte ich, nehme ich mal ein Glas um mich ein bisschen locker zu machen. Scarlett Johansson konnte ich nirgends sehen, und kennen tat ich auch niemanden, also nahm ich noch ein Glas. Naja, und so kam eines zum anderen, gerade auf leeren Magen. Und nach einer recht kurzen Weile und einigen weiteren Gläsern mußte meine leicht verärgerte Frau den gesicherten Rückzug in die Hand nehmen und dafür sorgen, daß ich, in nicht mehr ganz souveränem Zustand, ohne größere Peinlichkeiten zurück ins Hotel kam.
Ob Scarlett Johansson an diesem Abend wirklich noch kam, weiß ich gar nicht. Aber ich wollte meinen Bruder nicht enttäuschen. Also suchte ich am nächsten Tag und nach zwei Aspirin im Internet nach der Telefonnummer der Touristeninformation von Los Angeles. Die schickte ich ihm dann, mit der Bemerkung, daß Scarlett meinte, am besten sei sie am Vormittag zu erreichen. Ach ja, und manchmal würde ihre Haushälterin versuchen, unbekannte Anrufer mit irgendeiner erfundenen Geschichte abzuwimmeln. Dann solle er es einfach etwas später nochmal versuchen.
Er war zwar überrascht und sehr erfreut, aber irgendwo tief in ihm drin keimte wohl doch ein winziger Zweifel. Aber letztlich freut er sich noch heute darüber, die Telefonnummer von Scarlett Johansson zu haben. Denn sich getraut, diese Nummer wirklich mal zu wählen, das hat er sich wohl bis heute nicht.
*An dieser Stelle beantwortet Die Wahrheit über die Wahrheit täglich eine der 24 überraschendsten Google-Suchanfragen, die 2011 Leser auf dieses Blog gebracht haben.
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