tag:blogger.com,1999:blog-58340452790952494192024-03-05T05:37:16.740+01:00Die Wahrheit über die Wahrheit"The worse our logic, the more interesting the consequences to which it gives rise." <i>B. Russell</i>
Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.comBlogger586125tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-70336665749075198132016-07-25T18:32:00.001+02:002016-07-25T18:32:39.689+02:00Sommer, ich piss' auf deinen Kadaver! (Teil2)<div style="text-align: center;">
+++ Der offizielle nicht abgeschlossene DWüdW-Fortsetzungsroman zum Sommer 2016! +++</div>
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Aus der S-Bahn. Durch die Unterführung. Über den Parkplatz. Und als dann mein Blick aus den zusammengekniffenen Augen auf das glänzende Meer trifft und der erste Sand sich zwischen meine besockten Zehen und die Sandalen schiebt, da spüre ich, wie sie von mir abfällt, die Furcht vor dem Tod! Es ist der Moment, in dem einem klar wird, aus heiterem Himmel vom Blitz erschlagen zu werden kann auch als Gnade verstanden werden. Denn hat sich die Menschheit jemals etwas Widerhafteres und Grauenwärtigeres einfallen lassen, als ein Tag am Strand? Neutronenbombe und <i>Modern Talking</i> explizit mit eingeschlossen? Gehen wir ruhig erst einmal vom bestmöglichen aller Szenarien aus. Dann ist es noch nicht ganz so schlimm, im Ekelfaktor irgendwo zwischen Porree in Rahmsauce und einem Interview mit Akif Pirinçci:<br />
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Ein schneeweißer Sandstrand, an dem die winzigen Wellen, kaum mehr als ein Gekräusel des warmen, klaren Wassers, leise mit verspielten Schaumrändern zwischen den bunten Muscheln auslaufen. Einige hohe Palmen, die sich sacht in der Brise wiegen. Das Meer türkisblau, ein paar Felsen oder Korallen darin, so daß die Sonne Farbspiele in allen Schattierungen von blau und grün in Nass tupft. Kleine, üppig begrünte Inseln vor der Küste. Alles vollkommen menschenleer, unberührt, James Cook war der letzte, der seinen Fuß in den warmen, pudrigen Sand gesetzt hat. Nur in der Ferne zanken sich ein paar Möwen um ein Stück Seetang. Und dann fällt es irgendeinem Vollidioten ein, da rein zu latschen und sich nackt in die Scheißhitze zu knallen! Freiwillig setzt er sich einem elektromagnetischen Strahlungsfeld aus, das, würde es von einem Hochofen emittiert, selbst einen Arbeitschutzbeauftragten in Bangladesh den Schaum vor dem Mund treiben würde! Nach wenigen Minuten sieht er aus wie ein Schweinerollbraten, nur ohne Knödel. Es sollte einem schon zu denken geben, daß diese Scheiße sich nur ohne akute physischen Schäden überstehen lässt, wenn man sich vorher Fingerdick mit Sonnenmilch einschmiert. Sonnenmilch! Diese widerliche Pampe, die immer riecht, als hätte eine Heidschnucke in eine Dose Niveacreme gepisst! Nur von der Wärme ganz dünnflüssig geworden, so daß sie einem, kaum, daß man sich etwas von der weißen Glitsche auf die Hand ejakuliert hat, gleich zwischen den Fingern davon rinnt und sich auf der Hose verteilt. Damit es aussieht, als hätte man noch ganz woanders hin ejakuliert. Und wenn dann erst der Schweiß dazu kommt! Ein Gefühl auf der Haut… Eigentlich kenne ich nur eine Erfahrung, die eine vergleichbare sinnliche Sensation ausgelöst hat. Unser Küchenabfluß war verstopft, ich mußte ihn auseinander bauen und mit der Hand in all das nasse, schmierige, ranzige abgelagerte Küchenfett der letzten Jahre greifen…<br />
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Schon da möchte man ja nur noch kotzen. Aber wir sind ja gar nicht im bestmöglichen alles Szenarien. Wir sind an einem Stadtstrand. Auf der einen Seite Schienen und Schnellstraße, auf der anderen Wasser, dazwischen eine Halde voll feinkörnigem Dreck mit Arschlöchern drin. Ein Charme, als hätte man eine Kiesgrube bei Chorweiler ins unermessliche aufgeblasen. Überhaupt, dieser Sand! Der weckt Kindheitserinnerungen! Damals. Da standen vor der Pforte zum städtischen Krankenhaus zwei große Aschenbecher. Die standen nur vor dem Krankenhaus, in allen anderen öffentlichen Gebäuden hat man damals noch ganz selbstverständlich drinnen geraucht. Die Aschenbecher rechts und links des Eingangs sahen aus wie zwei mit den Spitzen ineinander geschobene Kegel, oben drin war feiner grauer Vogelsand. Darin steckten die Zigarettenkippen, ein paar Streichhölzer und fand sich alles, was sonst noch so im Vorübergehen eine Trajektorie hinein gefunden hatte. Kaugummi und die silbrigen Papiersteifen, in die sie eingewickelt waren. Kronenkorken. Ausgespienes. Manchmal auch der Rest eines Brötchens. Und genau so sieht der Sand an einem Großstadtstrand aus. Sich mit ranzigem Schweineschmalz einreiben und in Gluthitze in einem Aschenbecher wälzen, gilt als erstrebenswerte Freizeitgestaltung. Urophilie gilt als abartig. Versteh' mal einer die Menschen!<br />
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Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln, ich liebe das Meer, ich liebe es sehr. Aber ich mag auch Brandy, und komme deshalb trotzdem nicht auf die Idee, mich den Samstag Nachmittag zum Vergnügen in ein Steineichenfass zu legen. Man könnte sich dem Meer auch auf zivilisierte Weise annähern. In einem Korbstuhl im Schatten einer Strandbar, ein Ventilator surrt, ein gut gekühlte Drink, der Blick wandert durch die Ferne… Wenn sich dann trotz der Affenhitze noch ein Freiwilliger findet, der den Grill anheizt, dann wäre man schon gaaanz nah dran, eine gar nicht mal so wahnsinnig schlechte Zeit zu haben…!<br />
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Aber ich darf nicht mal zur pissigen Strandbar am Stadtstrand verschwinden.<br />
"Ich habe eine Strandmuschel mitgenommen, da kannst du drinnen sitzen und verbrennst nicht!", meint die Dame des Hauses.<br />
Die Strandmuschel ist eine klasse Sache! Man nimmt sie aus der Tragetasche, wirft sie in die Luft, und noch bevor sie am Boden ankommt, haben sich die unter Spannung stehenden Streben selbst entfaltet und das Ding landet als vollständig aufgebautes Zelt!<br />
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Die Kleinen graben Löcher in den Sand, schütten Wasser rein und sind damit emotional völlig ausgefüllt.<br />
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Ihre Mutter haut sich, nachdem sie sich von oben bis unten mit schmierigem weißen Plastikflaschenejakulat eingerieben hat, entspannt seufzend in den Aschenbecher.<br />
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Ich sitze in der stickigen Strandmuschel und mache mir über eines keine Illusionen: Ein reversibler Prozess setzt eine verschwindende Entropieänderung voraus. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich die Strandmuschel noch einmal in die Luft werfe, wird sich das Drecksding dabei nicht wieder auf Taschenformat zurückfalten. Ich krame die Gebrauchsanleitung hervor um herauszufinden, wie man das verdammte Biest wieder in die Scheiß Tasche reinkriegt. Als mein Blick auf die Schrift fällt, wird mir manches im Leben klarer…<br />
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<i>(Wird fortgesetzt…)</i></div>
Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com17tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-35379935624405559012016-07-23T18:13:00.001+02:002016-07-25T18:32:28.088+02:00Sommer, ich piss' auf deinen Kadaver! (Teil 1)<div style="text-align: center;">
+++ Der offizielle nicht abgeschlossene DWüdW-Fortsetzungsroman zum Sommer 2016! +++</div>
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Sommer ist Scheiße! Ja, ich weiß, ich riskiere allmählich meine Glaubwürdigkeit. Schließlich fand ich schon Weihnachten Scheiße. Und Ostern Scheiße. Und Herbst sowieso. Aber Sommer ist ganz besonders Scheiße! Das werden jetzt all jene nicht wahrhaben wollen, die irgendwo im Regen sitzen und rum jammern.<br />
Wir haben hier aber Sommer, so richtig, 32 Grad, strahlender Sonnenschein mit ein paar winzigen, fluffigen weißen Wölkchen am kobaltblauen Himmel und das Meer fast vor der Haustür. Also alles da, was es braucht für diese ganze verficke Sommerscheiße!<br />
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"Heute nehmen wie die Kinder und fahren alle an den Strand!"<br />
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Tolle Idee der Dame des Hauses! Wir nehmen den Cayenne. Ein sanfter Druck aufs Pedal und 500 Pferde fallen in leichten Trab. Klimatisiert in Ledersitzen rauschen wir zur Küstenlinie, und das beste, das Biest hat einen CO2-Austoß, daß einem auf hundert Kilometern die Küstenlinie um 3 cm entgegen kommt!<br />
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Haha, war nur Spaß! Wir sitzen in der S-Bahn. Im S-Bahn-Tunnel unter der Innenstadt. Die S-Bahn ist gar nicht gut klimatisiert, dafür aber um so voller. Zum Glück haben wir noch zwei dieser Klappsitze im Türbereich abbekommen, die Kinder auf dem Schoß. Jeden Bahnhof drängen sich noch mehr Leute in den Zug, es ist furchtbar heiß, stickig und eng. Die junge Frau vor mir will dem Anschein nach zu urteilen auch zum Strand: Hotpants, Bikini-Oberteil, Strandtasche um, Sonnenbrille auf und Kopfhörer in den Ohren. Wenn ich auf dem Klappstuhl sitze und sie vor mir steht, habe ich ihre Hotpants genau auf Augenhöhe. Ich sitze in der Hitze in der überfüllten S-Bahn, mein Sohn windet sich auf meinem Schoß nervig hin und her und will endlich da sein, seine Mutter erzählt mir irgendwas von wegen Vorhänge waschen oder so, so genau höre ich da nicht hin, und währenddessen habe ich die <i>Cameltoe</i> dieser halbnackten jungen Frau keine 30 cm vor meine Nase. Da denkst du schon über dein Leben nach...<br />
Oxytocin plus Testosteron ist das Radler unter den Hormonen: Eine Mischung, von der man kotzen möchte.<br />
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Endlich rollt der Zug aus dem Tunnel ins Tageslicht, statt der Betonwände des Tunnels sieht man die Betonwände der Vorstädte vor den Fenstern vorüberziehen und es liegt schon der Geruch von Meersalz in der Luft. Und der Wagen wird auch endlich leerer.<br />
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"Du hörst mir ja gar nicht zu!"<br />
"Was?"<br />
"Ich erzähle ich dir was und du hörst gar nicht zu! Wo bist bist du denn mit deinen Gedanken?"<br />
"Bei den Füßen von Kamelen."<br />
"Was?"<br />
<i>"Wenn man ein Eis in die Tür hält, kann die S-Bahn dann losfahren?"</i><br />
"Interessierst du dich jetzt für Kamele?"<br />
"Nur wenn kein Stiel drinsteckt."<br />
"Was?"<br />
<i>"Was?"</i><br />
"Was?"<br />
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Also eines ist klar, ich geh' sofort zur Strandbar…<br />
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<i>(Wird fortgesetzt…)</i></div>
Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-15081444466688102982016-07-17T12:59:00.001+02:002016-07-17T13:20:44.987+02:00Je suis fatiguéKaum ist man mal ein paar Wochen weg zur Entziehung, schon verpasst man jede Menge Terror, Putschversuche, sogar das kleine süße <a href="http://feynsinn.org/?p=6177">Haustier</a> soll einem weggenommen werden! Aber jetzt gibt's wieder ein bisschen DWüdW-Senf dazu!<br />
In den 2000er Jahren musste ich ein paar Jahre beruflich in Paris verbringen. Du meine Güte, was habe ich in dieser Zeit gelernt, dieses widerwärtige Dreckloch zu hassen! Aber aus der Zeit sind mir zwei kleine Erlebnisse fest in Erinnerung geblieben.<br />
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Das erste Erlebnis war ganz kurz nach meiner Ankunft. Ich wohnte in einer Pension und suchte nach einer Wohnung. Und im Großraum Paris nach einer Wohnung suchen… Man kann es sich kaum vorstellen, aber verglichen mit der Situation in Paris ist der Wohnungsmarkt in München ein reines Schnäppchenparadis! Irgendwann stand ich in einer kleinbürgerlich-weißen Banlieue südwestlich der Ringautobahn, dem guten Teil der Vororte, auf dem Bürgersteig in einer langen Schlange von kleinbürgerlichen weißen Franzosen, um mir eine halbwegs bezahlbare Wohnung in einem Siebzigerjahre-Betonbau anzusehen. Während die Schlange auf dem Bürgersteig auf den Makler wartete, fuhr langsam ein Auto die Straße entlang, drinnen saßen zwei farbige junge Männer, die offenbar die Häuserreihen links und rechts nach irgendwas absuchten. Viele Blicke aus der Schlange verfolgten das Auto mit den Schwarzen misstrauisch. Als es weg war, meinte einer der Wartenden laut: "Ob die sich hier auch eine Wohnung ansehen wollen?" Die ganze Schlange begann laut aufzulachen.<br />
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Das zweite Erlebnis folge, nachdem ich irgendwann eine Wohnung in den bürgerlichen südwestlichen Banlieus gefunden hatte. Spät nachts wollte ich aus Paris mit dem Vorortzug wieder nach hause fahren. Die Züge fuhren vom Bahnhof Montparnasse in Richtung des sehr gut bürgerlichen Versailles ab, allerdings fuhren dort noch in den 2000er Jahren Züge aus Nachkriegsproduktion mit offenen Toilettensystemen. Da die Züge mitunter lange auf dem Bahnhof bereitstehen und manch einer während der Wartezeit nicht mehr an sich halten kann und die Toilette aufsuchen muß, sammelte sich dort über die Woche die Scheiße auf den Gleisen im Bahnhof. In jener Nacht sah ich Männer mit Mundschutz und Schaufeln, die Samstag Nacht um halb zwei im Bahnhof die menschliche Scheiße wieder von den Gleisen schippte. Und alle diese Männer waren Farbige. Paris ist eine Stadt, in der nachts die Nigger die Scheiße der besser gestellten Weißen wegschaufeln.<br />
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Ich habe nie eine solch asoziale, verkommene und ganz unverblümt rassistische Gesellschaft erlebt wie in Paris. Das erklärt nicht, weshalb sich gerade in Frankreich immer wieder mörderische Gewalt Bahn bricht. Wirklich verwundern kann mich das aber auch nicht. Die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die angeblich von Mördern angegriffen würden, die sind längst nichts weiter als eine groteske Phrase.Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-17175189556312667342016-06-11T16:37:00.000+02:002016-06-11T16:37:29.604+02:00ZeitenwendeEs gibt diese Momente im Leben, in denen einem schlagartig klar wird: Ab jetzt laufen die Dinge anders. Die Zukunft wird nie wieder sein, was die Vergangenheit war. Zum Beispiel dieser Moment, in dem man zum ersten Mal im Leben von der Verkäuferin beim Bäcker gesiezt wird. Oder in dem man das erste Mal ein Geschlechtsorgan des oppositionellen Geschlechts im <i>real life</i> begutachten kann.<br />
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Heute hatte ich wieder einen dieser Momente im Leben. Beim Optiker wollte ich, nachdem meine Sicht mit der Zeit immer verschwommener wurde und auch das Zusammenkneifen der Augen nichts mehr brachte, nach etlichen Jahren mal die Stärke meiner Brillengläser nachjustieren lassen. Die Optikerin gab sich auch geradezu leidenschaftliche Mühe, ließ mich durch Geräte schauen wie noch nie zuvor in meinem Leben, und erklärte mir, meine Sehstärke hätte sich so, mein Astigmatismus so und noch irgendwas, von dem ich noch nie zuvor gehört habe, wiederum so entwickelt. Auf meinen etwas unsicheren Blick hin lächelte sie mich ebenso offen wie freundlich an und verkündet, zum ersten Mal in meinem Leben: "Also, das ist doch gar nicht schlecht - <i>für Ihr Alter!"</i><br />
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Es wird nie wieder so sein wie es war. Die Zeiten des <i>gut</i> und <i>schlecht</i> sind vorüber. Perdu. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IVhhMjNWowA">So wie Tränen im Regen</a>. Ab heute bin ich nicht mehr stark oder schwach, schön oder häßlich, klug oder dumm, gesund oder krank. Was immer ich bin, in Zukunft bin ich es immer nur "für mein Alter".<br />
An diesem traurigen Tag, an dem man dies zum ersten Mal vernimmt, sollte man vom Arbeitgeber freigestellt werden und ein Fest feiern. Vielleicht nennt man es das Nebo-Fest, wenn man erfährt - <i>Du</i> wirst das Gelobte Land schon mal nicht mehr betreten. Alles, was <i>dir</i> noch bleibt, ist, dich auf den letzten Berg hinauf zu schleppen und dann dort zu sterben. An seinem Nebo-Tag sollte man mit einem Lorbeerkranz gekrönt und von allen Leuten, die man kennt, mit hochprozentigen Alkoholika beschenkt werden.<br />
Tja, betrinke ich mich eben aus meinen eigenen Vorräten. Ich vertrage da schon eine ganze Menge. Auf jeden Fall <i><b>für mein fucking Alter!!</b></i>Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com10tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-70766080212764479292016-06-03T14:46:00.001+02:002016-06-03T14:46:57.420+02:00Bombige erste Ableitung<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Das Außenministerium der USA hat den <i>Country Report on Terrorism</i> 2015 vorgestellt, und auch in Deutschland hat man davon Notiz genommen.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Bei <a href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/terrorismus-zahl-der-terrorakte-weltweit-laut-us-regierung-gesunken-a-1095610.html">SpOn</a> etwa titelt man mit</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<b>Zahl der Terrorakte weltweit gesunken - Die Gefahr bleibt</b></div>
<blockquote class="tr_bq">
"Nach Angaben der amerikanischen Regierung hat es im vergangenen Jahr weltweit 11.774 Terrorattacken gegeben - und damit 13 Prozent weniger als noch im Jahr 2014. Auch die Zahl der Menschen, die bei solchen Anschlägen ums Leben gekommen sind, ist demnach im selben Zeitraum gesunken: um 14 Prozent auf 28.328, wie es in dem aktuellen Bericht heißt, den das US-Außenministerium nun veröffentlicht hat."</blockquote>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Bei der <a href="http://www.sueddeutsche.de/politik/statistitik-der-usa-zahl-der-terroranschlaege-geht-weltweit-zurueck-1.3018167">Süddeutschen</a> heißt es</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<b>Zahl der Terroranschläge geht weltweit zurück</b></div>
<blockquote class="tr_bq">
"Einem Bericht der US-Regierung ging die Zahl der Terroranschläge 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent zurück.
Gleichzeitig starben weniger Menschen.
Entwarnung gibt der Bericht jedoch nicht: Die Terrorgefahr werde immer dezentraler und schwerer fassbar."</blockquote>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Läuft im "Krieg gegen den Terror", was?</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Allerdings wird der <i>Country Report on Terrorism</i> bereits seit 2005 jedes Jahr veröffentlicht (alle <a href="http://www.state.gov/j/ct/rls/crt/">hier</a>), und die alten Berichte haben nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen. Auf jeden Fall enthalten die heutigen Meldungen nur das, was im Bericht für das Jahr 2015 steht. Macht man sich die Mühe, jährlichen Zahlen für die Anzahl der Terrorakte und die Anzahl der Todesopfer weltweit aus den einzelnen Berichten für die Jahre 2005 bis 2015 herauszusuchen und in eine Zeitreihe einzutragen, dann sieht die Entwicklung des weltweiten Terrors so aus:</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7U1Wro8S-u0ojlm7UWXnO35mRQq0biNhxvywE7IZx9RMvOINlE80q0AampjXSR6YTUng7k37tBed7obPawstVPUNlxd6KQOq9T8HtDCYk1O1qGNSfWdRbDBdn0neu1KP6gBd9-rlbJGI/s1600/Terrorismus2005-2015.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7U1Wro8S-u0ojlm7UWXnO35mRQq0biNhxvywE7IZx9RMvOINlE80q0AampjXSR6YTUng7k37tBed7obPawstVPUNlxd6KQOq9T8HtDCYk1O1qGNSfWdRbDBdn0neu1KP6gBd9-rlbJGI/s400/Terrorismus2005-2015.png" width="400" /></a></div>
Läuft im "Krieg gegen den Terror", was?Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-22409299402565610092016-05-31T13:30:00.000+02:002016-05-31T17:11:14.292+02:00Das war der Mai<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBpSBo8H3iFhZkzvw5ruMIUagqPm2crG0nBA7ic6rFvu0VQGFc-PxE1xcb11o3zl7TfkQKi2OHvAnlpBu2mMFWOvmLGnRdOOKtlnpFlMpqA6YGix_eDfygj7Qb1dH8ga9rQjOZ8VtmJUU/s1600/Mai_ISchen.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="86" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBpSBo8H3iFhZkzvw5ruMIUagqPm2crG0nBA7ic6rFvu0VQGFc-PxE1xcb11o3zl7TfkQKi2OHvAnlpBu2mMFWOvmLGnRdOOKtlnpFlMpqA6YGix_eDfygj7Qb1dH8ga9rQjOZ8VtmJUU/s400/Mai_ISchen.png" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
"Verniedlichung des IS"? Wer um alles in der Welt wäre je auf die Idee gekommen, den IS zu <i>verniedlichen</i>? "<i>IS-chen mein, magst artig sein?"</i> Aber gut, Verfassungsschützer leben ja in einer eigenen und beunruhigend speziellen Welt…</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: right;">
(<a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/terror-verfassungsschutz-warnt-vor-erhoehter-anschlagsgefahr-a-1090385.html">SpOn, 2. Mai</a>)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhYSTpvYY0PDhELUVjuKpM-KwzWg4mOpRFiROj6WAXTPEAcWEOowROtGzycVKJJV_OWUo18d37D0yinzvgqtskCzEMSeJs2fd7RosNq2rKsriWsBYeI7jI8l3WaPLmqN3-NACR9xCduVNE/s1600/Mai_Gender.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="56" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhYSTpvYY0PDhELUVjuKpM-KwzWg4mOpRFiROj6WAXTPEAcWEOowROtGzycVKJJV_OWUo18d37D0yinzvgqtskCzEMSeJs2fd7RosNq2rKsriWsBYeI7jI8l3WaPLmqN3-NACR9xCduVNE/s400/Mai_Gender.png" width="400" /></a></div>
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Ein schlichter Titel für einen Text, der Geschichte schreiben wird! In diesem Gastbeitrag von Frau Prof. Sabisch für die taz begegnet sie dem Vorwurf, Gender Studies seien unwissenschaftlicher Unfug. Und sie stellt darin eine kleine Frage, die dem menschlichen Denken eine neue Richtung geben wird! Sie fragt die Kritiker der Gender Studies:</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhojGz9Lkuzb5lhx3mwN151hr1LLmQBK0O7CtcqvWgiRHYwaYrBXdZuc_8AILIHpWSZAj193OQmkRld4OoDPfRmV_bwBIxLB76Bne3g5ktdfwYbDS5aFk7xdNJixgUl_5m2D37d4JHwwZ0/s1600/Mai_Frage.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="65" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhojGz9Lkuzb5lhx3mwN151hr1LLmQBK0O7CtcqvWgiRHYwaYrBXdZuc_8AILIHpWSZAj193OQmkRld4OoDPfRmV_bwBIxLB76Bne3g5ktdfwYbDS5aFk7xdNJixgUl_5m2D37d4JHwwZ0/s400/Mai_Frage.png" width="500" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
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Natürlich steckt die revolutionäre Natur der Frage nicht in ihrem Gegenstand, es ist deren Wesen! Man muß sie nur auf andere Probleme anwenden:</div>
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Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert? Wenn Gott nur ein Hirngespinst ist, warum gibt es dann so viele Kirchen? Wenn Homöopathie Unfug ist, warum bekommt man dann in jeder Apotheke Globuli? Wenn Cola wirklich so ungesund ist wie immer behauptet, warum trinken so viele Menschen sie dann?</div>
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Mit einer einzigen brillanten Frage hat Frau Sabisch das Tor aufgestoßen zu einem neuen Denken, dagegen sind Platonismus, Mechanizismus und der <i>linguistic turn</i> nichts weiter als Fürze in den Wind der Ideengeschichte! Und wir können sagen: Wir sind dabei gewesen!</div>
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(<a href="http://taz.de/Streit-um-Gender-Studies/!5298774/">taz, 5. Mai</a>)</div>
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<br /></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgca1oJVjfudU7W8mPTkyBK5o7dqeyQKMQv0yVgsa6KoM_0UzUuFw1ALBGJbN3kJvI0AF-WwNTGviXnZBKaEll1uKM7hRCC8i463riIseefVklfA9Hmma6bu_RuPvAhe59vCBUNjjo9wE/s1600/Mai_Korruption.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="83" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgca1oJVjfudU7W8mPTkyBK5o7dqeyQKMQv0yVgsa6KoM_0UzUuFw1ALBGJbN3kJvI0AF-WwNTGviXnZBKaEll1uKM7hRCC8i463riIseefVklfA9Hmma6bu_RuPvAhe59vCBUNjjo9wE/s400/Mai_Korruption.png" width="400" /></a></div>
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Nun kann ich mir eine Menge Geißeln der Menschheit vorstellen: Hunger, Krebs, Krieg, RTL,… Daß ausgerechnet die Korruption die größte Geißel von allen sein soll? Aber warum sie es ist, das erfährt man glücklicherweise gleich in der ersten Zeile: "Sie raubt Chancen, verhindert Wachstum und zerstört Volkswirtschaften". Und was Chancen raubt und Wachstum verhindert, das muß der Gipfel des Bösen sein! Dagegen ist jede Geißel, die einfach nur <i>Menschen</i> zerstört, ein Klacks!</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: right;">
(<a href="http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/korruption-korruption-ist-die-groesste-geissel-der-menschheit-schluss-damit-1.2990878">Süddeutsche, 12. Mai</a>)</div>
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<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEip5mgvWI6SL3OELqDWjbR2Avd6xDgoWgm_ycAhYNz4mZ1NLBN9DKUA2BJhGF99pZ3L7Bk3aKG_AaBEjxrPCbdpDx-kv7h-SguLtcfqoxICyJYS8HdKGtO7wGr2VvvEeFJtJFuS61Wq1RY/s1600/Mai_Libyen.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="33" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEip5mgvWI6SL3OELqDWjbR2Avd6xDgoWgm_ycAhYNz4mZ1NLBN9DKUA2BJhGF99pZ3L7Bk3aKG_AaBEjxrPCbdpDx-kv7h-SguLtcfqoxICyJYS8HdKGtO7wGr2VvvEeFJtJFuS61Wq1RY/s400/Mai_Libyen.png" width="500" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Besser als SpOn kann man das aktuelle außenpolitische Denken in seiner Fülle gar nicht in vier Worte packen!</div>
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(<a href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-uno-vetomaechte-wollen-waffenembargo-beenden-a-1092586.html">SpOn, 16. Mai</a>)</div>
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<br /></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgx2MLq77lmxH1CAFhzhjqMw8NCkZFnDt_7UF24p9hdn5ZIDm7MXCM9CHKJX59Afyc-vUBou8Ww_yqxa-aGbIsHPtWfPh_cIIxc3GZeXbQ7tOu3yAorFmqrJRZGtqcc9VJZyVEvDYPvVUA/s1600/Mai_Katzendarm.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="80" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgx2MLq77lmxH1CAFhzhjqMw8NCkZFnDt_7UF24p9hdn5ZIDm7MXCM9CHKJX59Afyc-vUBou8Ww_yqxa-aGbIsHPtWfPh_cIIxc3GZeXbQ7tOu3yAorFmqrJRZGtqcc9VJZyVEvDYPvVUA/s400/Mai_Katzendarm.png" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Was für eine geile Meldung! Noch besser als "<a href="http://lustich.de/bilder/zeitungen/katzenbenzin/">Benzin aus Katzen</a>"! Und das Beste: Die Schlagzeile ist nicht mal aus der Bild, sondern von der FAZ! Olles Splatter- und Gore-Magazin!</div>
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(<a href="http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/anatomie-unterricht-schueler-machen-seilspringen-mit-katzendarm-14240485.html">FAZ, 18. Mai</a>)</div>
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<br /></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjs_UEB4WJBMLC6GBI9kid0FO5Q5OrUX17NiqmvqDBUiZRFwj2by6lY-qDz_EMFfFSm_TodBZi_ZlzxH51YyOo_xmgmIIeaLM5vxgEQo1D0M5evE-hmMNU2T7pW4JvVuIDh_0y2ld1z2E/s1600/Mai_Atomraketen.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="91" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjs_UEB4WJBMLC6GBI9kid0FO5Q5OrUX17NiqmvqDBUiZRFwj2by6lY-qDz_EMFfFSm_TodBZi_ZlzxH51YyOo_xmgmIIeaLM5vxgEQo1D0M5evE-hmMNU2T7pW4JvVuIDh_0y2ld1z2E/s400/Mai_Atomraketen.png" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Und? Würde man ruhiger schlafen, wenn die ihre Atomraketen mit Windows 10 steuern würden?</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: right;">
(<a href="http://www.sueddeutsche.de/digital/veraltete-technik-atomstreitkraefte-der-usa-nutzen-floppy-disks-1.3006683">Süddeutsche, 26. Mai</a>)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUT5VVBAPfBUyqygiJKKHiMsNQsmLFLRXPjavSX1F8FwW1ChCF8XBzl4v8XrxIWnBePKGawbh9WCgROlCgddDlc-5riM-_rkYbZ2l0LvQASfOqrXJ1v2NLpzTtSyh027ynO319wncougg/s1600/Mai_Mathe.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="215" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUT5VVBAPfBUyqygiJKKHiMsNQsmLFLRXPjavSX1F8FwW1ChCF8XBzl4v8XrxIWnBePKGawbh9WCgROlCgddDlc-5riM-_rkYbZ2l0LvQASfOqrXJ1v2NLpzTtSyh027ynO319wncougg/s400/Mai_Mathe.png" width="500" /></a></div>
<div style="text-align: left;">
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Überlegenheit des Computereinsatzes gegenüber klassischer Mathematik auf Papier: Während auf ein Blatt Papier gerade einmal 80 Ziffern in eine Reihe passen, sind moderne Supercomputer so lang, daß auch 10 000 Ziffern lange Zahlen bequem der Länge nach hinein passen! </div>
<div style="text-align: right;">
(<a href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/der-laengste-mathe-beweis-der-welt-umfasst-200-terabyte-a-1094920.html">SpOn, 30. Mai</a>)</div>
<br />
<br />
Was bleibt, sind natürlich noch<br />
<b>Die Top 10 Terroranschläge des Monats!</b><br />
<br />
Was für ein Monat für den Terror! Freunde des Menschenzerfetzens dürften voll auf ihre Kosten gekommen sein. Hier sind die Top Ten!<br />
<br />
<b>Platz 1:</b><br />
23. Mai, Jableh & Tartus (Syrien): 184 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 2:</b><br />
17. Mai, Baghdad (Irak): 101 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 3:</b><br />
1. Mai, Baghdad (Irak): 64 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 4:</b><br />
3. Mai, Beni (Demokratische Republik Kongo): 38 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 5:</b><br />
1. Mai, Samawa (Irak): 33 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 6:</b><br />
29. Mai, Heet (Irak): 25 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 7:</b><br />
7. Mai, Baghdad (Irak): 18 Tote!<br />
<br />
<b>Platz 8 (geteilt):</b><br />
9. Mai, Baquba (Irak): 16 Tote!<br />
13. Mai, Balad (Irak): 16 Tote!<br />
<div>
<br /></div>
<b>Platz 10:</b><br />
14. Mai, Taji (Irak): 14 Tote!<br />
<br />
Insgesamt also eine Spitzengruppe auf hohem Niveau, eindeutig dominiert vom Irak! Völlig abgeschlagen mal wieder:<br />
USA + EU: 0 ToteThomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-77338258216677758052016-05-30T17:24:00.000+02:002016-05-30T17:24:02.250+02:00PräzessionsspieleWollen wir vielleicht noch ein kleines bisschen bei der Präzession der Erdachse bleiben? Ist doch ein so schönes Thema! Warum nicht mal wieder eine kleine Tour durch die Astronomie und zu den Wurzeln unserer christlich-abendländischen Kultur machen?!<br />
<br />
Wir fangen auch noch mal ganz am Anfang an, bei der Begriffserklärung. Präzession meint die Drehung der Drehachse der Erde um eine Achse senkrecht zur Ebene der Erdbahn. (Keine Sorge, gleich gibt's ein Bild dazu.) Diese Drehung ist ziemlich langsam, sie braucht etwa 25800 Jahre für eine vollständige Runde, und sie verursacht einige einfache aber interessante Effekte. Zur Veranschaulichung betrachten wir aber erst einmal den Fall einer feststehenden Erdachse, ohne Präzession. Hier eine kleine Animation. Das Gelbe ist die Sonne, das Blaue die Erde, der graue Kreis ist die Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Die Erdachse ist in rot eingezeichnet, sie steht nicht senkrecht auf der Ebene der Umlaufbahn, sondern ist gegen die Senkrechte (die blaßviolett gestrichelte Linie) geneigt. Der kleine blaßviolette Kreis soll die Lage der Ebene senkrecht zur Erdachse, also die Äquatorebene der Erde, illustrieren. Die dunkelviolette Linie zeigt die Schnittgerade der Äquatorebene mit der Bahnebene an. Die grüne Linie ist die Sonnenrichtung von der Erde aus gesehen.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqadSpEuxSQ5ndPi_D49_UBBI9iFk3aXCTFfBKrko3xQzqBAfxjrPOaYZrKxQ3DZhUpopzpijnErSAYwrsqulrMjg_FCUrgSndp517tqFhc7bJLGfl0v3-NSw-hcCzg3TzVnZ_D6hjq0Y/s1600/JahrOhnePraezession.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqadSpEuxSQ5ndPi_D49_UBBI9iFk3aXCTFfBKrko3xQzqBAfxjrPOaYZrKxQ3DZhUpopzpijnErSAYwrsqulrMjg_FCUrgSndp517tqFhc7bJLGfl0v3-NSw-hcCzg3TzVnZ_D6hjq0Y/s1600/JahrOhnePraezession.gif" /></a></div>
Fallen die violette und die grüne Linie zusammen, dann steht die Sonne in der Äquatorebene der Erde und es ist Tagundnachtgleiche. Steht die Erde unten in der Animation, dann ist Frühlingstagundnachtgleiche, steht die oben, dann ist Herbsttagundnachtgleiche.<br />
Man sieht sofort, die Tagundnachtgleichen ereignen sich immer an den gleichen Punkten der Erdumlaufbahn, die Sonne steht von der Erde aus gesehen immer in der gleichen Richtung und die Zeiten zwischen zwei Tagundnachtgleichen ist immer gleich lang (wenn die Animation gerade nicht ruckelt).<br />
<br />
Das war der Fall einer im Raum feststehenden Erdachse. Nun steht die Erdachse aber nicht fest, sondern sie dreht sich langsam um die Senkrechte zur Erdbahn. Fügen wir also zur Animation noch eine Drehung der Erdachse hinzu, sagen wir mal, eine Umdrehung der Erdachse in fünf Umläufen der Erde um die Sonne. Das ist schneller als in der Realität, aber dann wird die Animation nicht so langatmig. So sieht das dann aus, die Zahlen zählen die Frühlingstagundnachtgleichen durch:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhdI72I0r7Z8KHSr-JjLsMA4j9M2z1uf6gWvG-S5X74CjwNGUTuF79GcNSxpw9Uot01UPKTwDenZF7calIsXW_311EHB4G9Lpft1bWwF-qIiDnZNping5emHqgrFdsbM5gErm_-G_LRJc/s1600/JahrMitPraezession.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhdI72I0r7Z8KHSr-JjLsMA4j9M2z1uf6gWvG-S5X74CjwNGUTuF79GcNSxpw9Uot01UPKTwDenZF7calIsXW_311EHB4G9Lpft1bWwF-qIiDnZNping5emHqgrFdsbM5gErm_-G_LRJc/s1600/JahrMitPraezession.gif" /></a></div>
Die Drehung der rot eingezeichneten Erdachse hat drei ziemlich offensichtliche, unmittelbar zusammenhängende Effekte für einen Beobachter auf der Erde:<br />
<br />
Erstens zeigt die Erdachse nicht mehr immer in dieselbe Richtung am Himmel, sondern scheint dort einen Kreis zu beschreiben. Für einen Beobachter auf der Erde sieht es so aus, als drehe sich der Himmelsnordpol (die Verlängerung der Erdachse an den Nordhimmel) auf einer Kreisbahn. Zur Zeit zeigt die Erdachse grob in Richtung Polarstern, von dort wird sie sich aber wegbewegen und irgendwann wieder zurückkommen.<br />
<br />
Zweitens finden die Tagundnachtgleichen nicht mehr an den selben Orten auf der Umlaufbahn der Erde statt. Die Orte der Frühlingstagundnachtgleichen (markiert durch die Zahlen) rücken auf der Umlaufbahn jedes mal ein Stück weit gegen den Umlaufsinn der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne. Und die Sonne steht damit für einen Beobachter auf der Erde zu jeder Frühlingstagundnachtgleiche in einer anderen Richtung. Diese Verschiebung der Richtung der Frühlingstagundnachtgleiche (die heißt etwas kompakter der "Frühlingspunkt") übersetzt sich in die Zeitrechnung: Der Kalender ist an die Frühlingstagundnachtgleichen gebunden, denn man möchte seinen Kalender gerne mit den Jahreszeiten synchronisiert haben, und die hängen mit den Tagundnachtgleichen zusammen. Daher scheint die Richtung der Sonne vor den Sternen an den selben Tagen verschiedener Jahre langsam zu verschieben. Und die Position der Sonne im Tierkreis verschiebt sich auch langsam, denn der Tierkreis ist auch an die Richtung der Frühlingstagundnachtgleiche gebunden, weil… Na, weil's hat so ist. Das ist Astrologie, da sind die Dinge einfach so wie sie sind. Altes Menschheitswissen und so. Ist aber sowieso komplett egal, ob man seinen Kaffeesatz von links nach rechts oder von rechts nach links liest...<br />
<br />
Drittens ist jetzt die Zeit zwischen zwei Frühlingstagundnachtgleichen (das sogenannte "tropische Jahr") kürzer als die Zeit für einen Umlauf der Erde um die Sonne im Raum (das "siderische Jahr"): Auf fünf Umläufe der Erde um die Sonne kommen jetzt sechs Frühlingstagundnachtgleichen. Das Verhältnis von 5 Umläufen zu 6 Frühlingstagundnachtgleichen ist natürlich die Folge der für das Beispiel gewählten 5 (siderischen) Jahre für eine volle Drehung der Erdachse. Für die reale Erde ist die Dauer für eine Umdrehung der Achse mit ca. 25800 Jahren deutlich länger, es kommt nur eine zusätzliche Frühlingstagundnachtgleiche auf 25800 Umläufe der Erde um die Sonne (der Unterschied zwischen tropischen und siderischen Jahr beträgt also ~1/25800 Jahre - d.h. etwa 20 Minuten - pro Jahr).<br />
<br />
Warum die Erdachse diese Drehbewegung ausführt, das ist nicht so ganz intuitiv einsichtig. Schuld ist die Abplattung der rotierenden Erde. Sonne und Mond ziehen den Wulst der Erde am Äquator an und verursachen damit eine Drehbewegung der Erdachse, eben die Präzession. Auch wenn das Problem physikalisch etwas komplizierter zu Beschreiben ist, es wurde schon 1749 von Jean-Baptiste d'Alembert in den wesentlichen Punkten abgeräumt, in einer Arbeit mit dem knackigen Titel <i>Recherches sur la précession des equinoxes et sur la nutation de l'axe de la terre dans le systême Newtonien </i>[<a href="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k3804r/f3.item">1</a>]. D'Alembert's Erklärung des Phänomens ist auch heute noch brauchbar. Allerdings hat der das Phänomen der Präzession nicht entdeckt. Er hat nur eine physikalische Erklärung gefunden, <i>warum</i> es das Phänomen gibt, <i>daß</i> es das Phänomen gibt, war schon lange vorher bekannt. Eine wissenschaftlich und künstlerisch besonders schöne und kuriose Illustration der Präzession der Erdachse aus dem Jahre 1702 kann man auf dem Fußboden der Kirche <i>Santa Maria degli Angeli e die Martiri</i> in Rom betrachten.<br />
<br />
Das Gebäude der <i>Santa Maria degli Angeli</i> hat eine bunte Nutzungsgeschichte. Um 300 n. Chr. als Badehaus errichtet, wurden seine Ruinen um 1560 von Michelangelo in eine Kirche umgebaut. Ab 1700 hat der Astronom Francesco Bianchini die Kirche dann im Dienste von Papst Clemens XI zu einem Sonnenobservatorium ausgebaut. Die damalige Technik der Sonnenbeobachtung bestand darin, durch ein kleines Loch unter dem südlichen Dach ein Bild der Sonne auf den Boden der Kirche zu projizieren und die Position der Sonnenprojektion zur Mittagszeit auf einer im Boden eingelassenen Skala zu vermessen. Das ist ein im Prinzip ausgesprochen primitives Verfahren, aber durch die schiere Größe der Kirchen konnte man damit eine ganz beachtliche Meßgenauigkeit der Sonnenposition am Mittag erreichen. Bianchini kam auf die Idee, ein zweites Loch unter dem nördlichen Dach der Kirche anzubringen und dadurch den Polarstern auf die gleiche Skala zu projizieren. Mehr als künstlerisches denn als wissenschaftliches Element ließ er die tägliche Bahn des Polarsterns, durch das Loch auf den Boden projiziert, in den Boden einlegen. Aber er wußte, daß die Erdachse sich dreht und daher am Polarstern vorbei gleitet. Also lies er gleich die projizierte tägliche Bahn des Polarsterns für die kommenden 800 Jahre in den Boden legen:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZBQZ4xPPP_MVJDVrNWOG29BmjlB_-30jNP_W6NhTh5Hr2PJ2WtyHaFhEwgYEqqQ5xrrjA9aJRrOUfztPEgvZPjJEy_SmoeCTMs6NJt27yEv8f4OsIH5vB0b1KuwcCNQw8OMVE5FavyCM/s1600/Praezession_SMdegliAngeli.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZBQZ4xPPP_MVJDVrNWOG29BmjlB_-30jNP_W6NhTh5Hr2PJ2WtyHaFhEwgYEqqQ5xrrjA9aJRrOUfztPEgvZPjJEy_SmoeCTMs6NJt27yEv8f4OsIH5vB0b1KuwcCNQw8OMVE5FavyCM/s400/Praezession_SMdegliAngeli.JPG" width="400" /></a></div>
<br />
Im Jahre 1700 beschrieb die Projektion des Polarsterns einmal am Tag die äußerste der dargestellten Ellipsen. Aber der Himmelsnordpol näherte sich dem Polarstern noch weiter an, und so wurde die tägliche Ellipse auf dem Boden immer kleiner. Die einzelnen, ineinander liegenden Ellipsen entsprechen einem Zeitraum von je 25 Jahren. Um das Jahr 2100 wird der Himmelsnordpol seine größte Annäherung an den Polarstern haben und dessen projizierte tägliche Bahn wird der innersten Ellipse folgen. Von da an wird die sich weiter drehende Erdachse den Himmelspol wieder vom Polarstern wegführen und die Projektion auf dem Boden durchläuft wieder die Ellipsen nach außen, bis sie im Jahr 2500 wieder auf der äußersten Ellipse des Jahres 1700 angekommen sein wird. Von an wird es so etwa 25000 Jahre dauern, bis der Polarstern wieder zurück auf die Ellipsen zurückkehrt. Sollte für eine Ewige Stadt ja kein Problem sein...<br />
<br />
Die Präzession der Erdachse war also um 1700 schon ziemlich gut verstanden. Richtig verstanden hatte das Phänomen eigentlich schon Nikolaus Kopernikus. In seinem Hauptwerk <i>De revolutionibus orbium coelstium</i> von 1543 (Buch III, Kapitel 3) führt er die Verschiebungen der Tagundnachtgleichen auf eine Bewegung der Erdachse zurück:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Dass also die Nachtgleichen und Sonnenwenden mit ungleichförmiger Geschwindigkeit sich ändern, scheint aus dem Vorhergehenden klar zu sein. Es dürfte vielleicht niemand hierfür einen besseren Grund angeben, als eine gewisse Bewegung der Erdachse und der Pole des Äquators; und das scheint auch wirklich aus der Vorstellung von der Bewegung der Erde zu folgen" [<a href="https://de.wikisource.org/wiki/Nicolaus_Coppernicus_aus_Thorn_%C3%BCber_die_Kreisbewegungen_der_Weltk%C3%B6rper/Drittes_Buch">2</a>]</blockquote>
Damit hatte Kopernikus als Erstes den Zusammenhang der Verschiebungen der Tagundnachtgleichen mit der Erdachse erkannt. Das Phänomen selbst hatte aber auch Kopernikus nicht entdeckt. Im Kapitel 1 von Buch III schreibt er:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Da finden wir nun, dass die alten Mathematiker den Jahreswechsel, nämlich den natürlichen, welcher von der Nachtgleiche und der Sommerwende abhängt, von demjenigen nicht unterschieden haben, welcher von irgend einem der Fixsterne an gerechnet wird. […] Der Rhodier Hipparch aber, ein Mann von bewunderungswürdiger Geistesschärfe, bemerkte zuerst, dass sich dieselben von einander unterschieden, und fand, indem er die Grösse des Jahres aufmerksamer beobachtete, das auf die Fixsterne bezogene grösser, als das von den Nachtgleichen oder Sonnenwenden abhängige."</blockquote>
Es ist also schon Hipparch, und der lebte immerhin im 2. Jahrhundert vor Christus, aufgefallen, daß der Zeitraum zwischen zwei Tagundnachtgleichen (das tropische Jahr) kürzer ist als der Zeitraum für einen Umlauf der Erde im Raum (das siderische Jahr). Das war der dritte oben erwähnte Effekt der Präzession und die erwähnten 20 Minuten Unterschied.<br />
Leider kann man nicht mehr nachlesen, was Hipparch selbst dazu gesagt hat, alle seine großen Arbeiten sind verloren gegangen. Aber der Astronom Ptolemäus hat im 1. Jahrhundert nach Christus Hipparchs Arbeit rekapituliert und ausgebaut, und aus seinem <i>Almagest</i> kann man Hipparchs Erkenntnisse erschließen.<br />
<br />
In Buch III, Kapitel 1 des <i>Almagest</i> gibt Ptolemäus die Erkenntnisse des Hipparch zur Länge des Jahres wieder:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Unter allen Aufgaben, welche die Theorie der Sonne uns
stellt, ist die erste, die Länge des Jahres zu finden. Die
Meinungsverschiedenheit und Unsicherheit, welche bei den Alten über diesen Punkt herrscht, können wir aus ihren Schriften ersehen, und besonders aus denen des keine Mühe scheuenden und wahrheitsliebenden Forschers Hipparch, denn auch ihm verursacht in hohem Grade Unsicherheit über
den fraglichen Punkt der Umstand, daß bei der an die Wenden
und Nachtgleichen geknüpften scheinbaren Wiederkehr die Länge des Jahres kürzer befunden wird als der Zusatz eines Vierteltags über volle 365 Tage, länger dagegen bei der auf die Fixsterne theoretisch bezogenen Wiederkehr. Daher kommt er auf die Vermutung, daß auch der Fixsternsphäre ein Fortschritt von langer Zeit eigen sei, und zwar eine Bewegung, die sich, wie die der Wandelsterne, gegen die
Richtung des Umschwungs vollziehe, der die erste (d. i.
tägliche) Umdrehung in Beziehung zu dem durch die Pole
des Äquators und der Ekliptik gehenden (Kolur-) Kreis bewirkt." [<a href="https://archive.org/details/desclaudiusptole01ptoluoft">3</a>]</blockquote>
In Buch VII, Kapitel 2 erläutert Ptolemäus das Phänomen der Verschiebung der Position der Sonne zu den Zeiten der Tagundnachtgleichen:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"In der Schrift 'Über die Veränderung der Wende- und Nachtgleichenpunkte' gelangt nämlich Hipparch durch Vergleichung von zu seiner Zeit genau beobachteten Mondfinsternissen mit solchen, welche noch früher von Timocharis beobachtet worden waren, zu dem Ergebnis, daß die Spika von dem Herbstnachtgleichenpunkt gegen die Eichtung der Zeichen zu seiner Zeit 6 Grad, zu Timocharis' Zeit dagegen nahezu 8 Grad entfernt stand. […] Als wir selbst die scheinbaren Entfernungen der Fixsterne von den Wende- und Nachtgleichenpunkten, wie sie sich zu unserer Zeit darbieten, mit den von Hipparch beobachteten
und aufgezeichneten Abständen verglichen, fanden wir gleichfalls, daß ein Weiterrücken in der Richtung der Ekliptikzeichen dem oben mitgeteilten Fortschritt entsprechend stattgefunden habe. [<a href="https://archive.org/details/desclaudiusptole02ptoluoft">4</a>]"</blockquote>
In der Antike kannte man also die Effekte der Präzession, die geringere Länge des tropischen Jahres gegenüber dem siderischen Jahr und die Verschiebung der Sonnenpositionen, bereits gut, man konnte sie nur noch nicht mit einer Bewegung der Erdachse in Verbindung bringen und glaubte stattdessen an eine Drehung der Fixsternsphäre.<br />
Die Präzession der Erdachse bzw. die von ihr hervorgerufenen Effekte wie die Verschiebung der Sonnenpositionen mit den Jahren sind im allenthalben geschätzten abendländischen Kulturkreis also seit irgendwo in der Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus bekannt, wo die Entdeckungsgeschichte sich langsam in die Nebel der Geschichte hüllt.<br />
<br />
Wie würde wohl Ptolemäus reagieren, würde man ihm erzählen, daß es 1900 Jahre nach einem Tod eine Profession geben wird, deren Angehörige man "Journalisten" nennt. Und das es zur Beschäftigung dieser Profession gehört, alle paar Jahre astronomische Tatsachen, die für Ptolemäus bereits zum jahrhundertealten Standardwissen gehören, dem Volk immer wieder als den neuen Heißen Scheiß zu verkaufen?<br />
<br />
<b>Du bist unter einem anderen Sternzeichen geboren als du denkst</b><br />
<i>Denn während sich die Position der Erde in Relation zu den Sternen langsam veränderte, hatte niemand dran gedacht, den astrologischen Kalender zu aktualisieren. Willkommen außerhalb der Matrix, unser Leben war eine Lüge!</i><br />
<i>Alle 26.000 Jahre beginnt die Erde ein wenig zu eiern – ähnlich eines nicht mehr ganz so schnellem Kreisels. Dieser Effekt wird Präzession genannt und entsteht durch die Gravitationskraft der Sonne und des Mondes. Dadurch haben sich unsere traditionellen Sternbilder fast um einen ganzen Monat nach hinten verschoben, wie die BBC herausfand.</i><br />
<div style="text-align: right;">
ze.tt, 27. Mai 2016 [<a href="http://ze.tt/du-bist-unter-einem-anderen-sternzeichen-geboren-als-du-denkst/?utm_campaign=zonparkett&utm_medium=parkett&utm_source=zon">5</a>]</div>
<br />
<b>Das unbekannte 13. Sternzeichen, der Schlangenträger</b><br />
Ein Professor für Astronomie behauptet, dass wir an die falschen Horoskope glauben. Es gibt mehr als nur die zwölf Tierkreiszeichen.<br />
<i>Ursache dafür ist ein durch die Anziehung des Mondes bedingtes Taumeln der Erdachse, wodurch sich der scheinbare Himmelsnordpol ständig verschiebt. Diese Schwankungen der Erdachse, Präzession genannt, bedingen nach Kunkle auch, dass die bisherige Vorstellung von einer weitgehend gleichmäßigen Aufteilung der Sternzeichen von etwas 30 Tagen eine Illusion sei.</i><br />
<div style="text-align: right;">
Die Welt, 3. Februar 2011 [<a href="http://www.welt.de/lifestyle/article12397511/Das-unbekannte-13-Sternzeichen-der-Schlangentraeger.html">6</a>]</div>
<br />
Überrasche Astrologen<br />
<b>Waage ist jetzt Jungfrau</b><br />
<i>Seit den Babyloniern erstellen Astrologen Horoskope anhand der zwölf Sternzeichen. Jetzt haben auch sie endlich bemerkt, dass es am Firmament heute ganz anders aussieht als vor 3500 Jahren.</i><br />
<i>Weil die Ausrichtung der Erdachse taumelt wie ein Kreisel in Zeitlupe, haben sich die Tierkreiszeichen deutlich verschoben, seit die Babylonier ihnen um das Jahr 1500 vor Christus eine Bedeutung für menschliche Charaktere und Schicksale zuordneten.</i><br />
<div style="text-align: right;">
Süddeutsche, 11. Januar 2011 [<a href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/ueberraschte-astrologen-waage-ist-jetzt-jungfrau-1.1047668">7</a>]</div>
<br />
Vielleicht würde Ptolemäus fragen, ob diese "Journalisten" denn ungebildete Sklaven seien. Aber natürlich sind es keine Sklaven! Es sind halt nur keine Griechen, sondern Barbaren aus den Nordländern...Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-86910788533290267092016-05-27T18:54:00.002+02:002016-05-27T18:54:19.518+02:00And the weel in the sky keeps on turnin'… Hurra, es ist wieder soweit! Endlich, ich musste schon viel zu lange darauf warten! Aber jetzt ist es wieder soweit! Wir sind gar nicht unter den Sternzeichen geboren, von denen wir glaubten, unter ihnen geboren worden zu sein! Hat die BBC herausgefunden! Schreibt die <i>Zeit</i>. Na gut, schreibt ihr hipper Ableger <a href="http://ze.tt/du-bist-unter-einem-anderen-sternzeichen-geboren-als-du-denkst/?utm_campaign=zonparkett&utm_medium=parkett&utm_source=zon">ze.tt</a>. Und damit vermeldet endlich wieder ein deutschsprachiges Qualitätsmedium zum ersten Mal seit Januar 2011 die ewig junge Geschichte von der Präzession der Erdachse und der Verschiebung der Sternbilder im Tierkreis!<br />
Hier der <a href="http://wahrheitueberwahrheit.blogspot.com/2011/01/die-groen-zyklen-des-himmels.html">Rückblick</a>. Der letzte große Aufklärer war übrigens die Süddeutsche. Es wäre wohl angebracht, einen Wanderpokal für die neueste professionelle deutschsprachige Publikation über die falschen Tierkreiszeichen auszuloben: den <b>Präzessionator!</b><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8djRGVhFICHOLHPK5kmy1QQ0e6yKYFfFLuV-AzZR2HrMKSjnSuwaaKOOdtejVsv2RyDZRNstrD8du0UJK6ghyphenhyphenY_Cww43kYZyPqgycMksSVamiM6uCVTB0PBJ4bKTOD0Kh-0VdcgYXuTk/s1600/Praezessionator.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="319" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8djRGVhFICHOLHPK5kmy1QQ0e6yKYFfFLuV-AzZR2HrMKSjnSuwaaKOOdtejVsv2RyDZRNstrD8du0UJK6ghyphenhyphenY_Cww43kYZyPqgycMksSVamiM6uCVTB0PBJ4bKTOD0Kh-0VdcgYXuTk/s320/Praezessionator.png" width="320" /></a></div>
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Hier mit überreiche ich ihn der ze.tt! Glückwunsch! Und seien wir schon gespannt, an wen die Auszeichnung in wenigen Jahren weitergereicht werden wird! Wenn es wieder einmal heißt: <i>Hey, stellt euch vor, was wir herausgefunden haben! Wir sind gar nicht unter den Sternbildern geboren worden, von denen wir das dachten!</i>Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-90698079558411752992016-05-05T14:33:00.000+02:002016-05-05T14:33:13.855+02:00Hardcore BologneseManchmal gibt es wissenschaftliche Werke von so großer Bedeutung, daß sie innerhalb einer wissenschaftlichen <i>Community</i> über viele Jahrzehnte hinweg als Originalarbeit zitiert werden. Dumm ist es nur, daß solche Werke dann mitunter aus einer Zeit vor der Erfindung des Hirsch-Index stammen, aus einer Zeit, in der es sich ein Wissenschaftler leisten konnte, interessante Gedanken auch irgendwo abseits in einem kleinen Konferenzband zu veröffentlichen. In einem solchen Fall sind die Quellen dann in späteren Jahrzehnten nur schwerlich aufzutreiben. Mir selbst lief eine exzessiv zitierte Quelle aus den 1950ern über den Weg, die ein hübsches Übungsbeispiel für die textkritische Methode abgegeben würde. Der Originaltext findet sich in einem ausgesprochen seltenen Sammelwerk und wurde wahrscheinlich seit den 1960ern von niemanden, der ihn zitiert, im Original gelesen. Alle zitieren ihn nur nach anderen Zitaten und letztlich lässt sich eine leichte Tendenz zur Divergenz feststellen bezüglich dessen, was im Ursprungstext denn nun gesagt sei. Besonders schön ist ein kleiner Namensfehler, der sich in den 1990ern in einem Lehrbuch eingeschlichen hatte. Seither gibt es zwei Traditionen der Überlieferung, ein Zweig zitiert das Originalwerk mit dem richtigen Namen im Zitat und einer geht offenbar von besagtem Lehrbuch aus und zitiert mit dem falschen Namen.<br />
Da ich selber aber der Philologie nicht so zugeneigt bin, fasste ich eines Tages einen verwegenen Plan: Ich wollte den Originaltext auftreiben und alle Missverständnisse meiner Generation ausräumen! Auf eine Digitalisierung des Werks braucht man gar nicht zu hoffen und laut einer europaweiten Bibliothekssuche gibt es in ganz Europa keine drei duzend Bibliotheken, die das gesuchte Sammelwerk in ihren Archiven wissen. Und von diesen Bibliotheken liegt keine in meiner Gegend. Es fiel mir aber auf, daß die Universitätsbibliothek von Bologna zu diesen wenigen ausgezeichneten Bibliotheken gehört. Und da mich meine Wege ohnehin kürzlich nach Bologna führten, wollte ich die Gelegenheit nutzen und in ein paar freien Stunden den Originaltext endlich auftreiben. Und darum geht es im folgenden Text - um den Besuch einer Bibliothek! Ja, das ist ein Sujet, welches dem Leser wenig aufregend und für einen Spannungsbogen kaum tragfähig genug erscheinen mag. Das hätte ich auch gedacht - bevor ich die Universitätsbibliothek von Bologna kennenlernte! Jenen Ort, der in seiner langen Geschichte bereits Franz Kafka, David Lynch und dem frühen Dieter Hallervorden als Quelle der Inspiration für ihr künstlerisches Schaffen gedient haben muß!<br />
Also. Es begann an einem Morgen, an dem eine gleißende Sonne von einem wolkenlosen Himmel ihr warmes Licht großzügig über das Zentrum von Bologna ausgoß. Doch schon bald sollte sich die Sonne verdunkeln...<br />
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Beinahe euphorisch berauscht von meinem eigenen, vorbildlichen wissenschaftlichen Eifer oder vom fast schon Indiana-Jones-igem Gefühl, bald der erste Mensch zu sein, der seit <strike>Jahrtausenden</strike> Jahrzehnten wieder einen Blick auf die Originalzeilen wirft, oder vielleicht auch einfach nur von den drei Frühstücksespressi in meiner Blutbahn, trete ich aus der strahlend hellen Morgensonne hinein in die dunklen Gänge der Alma mater studiorum. Ich quetsche meine Tasche in eines der Schließfächer im Korridor vor dem Eingang zur Universitätsbibliothek und mache mich schwungvollen Schrittes auf den Weg hinein. Mitten in der Tür läßt mich der laute Schrei<br />
<i>"Halt! Sie da! Stehen bleiben!"</i><br />
innehalten. Es war ein Schrei in jenem Tonfall, wie ihn nur ein bestimmter Menschenschlag hervorzubringen vermag. Jener Tonfall, in dem Aggressivität gerade so eben den Anflug von Panik angesichts eines befürchteten Kontrollverlusts zu überdecken vermag. Ein Tonfall, in dem einem ein unsicherer Sachbearbeiter auf dem Bürgeramt das "Aber Sie haben das Formular ja vollkommen falsch ausgefüllt!" entgegen schleudert. Oder wie ihn Pförtner haben, wenn man ohne sie zu beachten an ihnen vorbei rauscht.<br />
Ich drehe mich um und eine Pförtnerin kommt aus einem kleinen Kabuff auf mich zu gerannt:<br />
<i>"Sie da, stehen bleiben! Wo wollen Sie denn hin?"</i><br />
Eine seltsame Frage an jemanden, den man in der Tür zur Bibliothek gestoppt hat. Ich habe schon viele Agentenfilme gesehen und weiß daher, die beste Strategie besteht darin, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Ich antworte:<br />
"In die Bibliothek."<br />
<i>"Und was wollen Sie da?"</i><br />
Noch eine merkwürdige Frage. Was könnte ich in einer Bibliothek wollen? Eier, Milch, 150 Gramm Aufschnitt… Ich will ihren Sinn für's Bizarre testen und gebe die maximal provozierende Antwort:<br />
"Ein Buch."<br />
<i>"Sie gehen da nicht rein."</i><br />
Ok, jetzt bin ich aber auch mal dran mit blöden Fragen:<br />
"Tu' ich nicht?"<br />
<i>"Nein. Sie müssen mir Ihren Ausweis geben wenn Sie da rein wollen."</i><br />
Ah. Das Lesen in den Zeiten des Terrors oder was? Wenn ein Selbstmordattentäter den Lesesaal zur Hölle schickt, dann soll die Polizei gleich seinen Ausweis haben, wie es sich für Terroranschläge heutzutage gehört? Egal. Ich erkläre ihr, daß mein Ausweis in meiner Tasche und meine Tasche im Schließfach ist und gehe zurück um ihn zu holen. Als ich wiederkomme hat sich die Pförtnerin, offenbar beruhigt, die Kontrolle über die Situation zurückgewonnen zu haben, wieder in ihr Kabuff zurückgezogen und hinter einem keinen Tisch platzgenommen. Ich schiebe ihr meinen Reisepass hinüber, doch Kerberos würdigt ihn keines Blickes. Stattdessen lehnt sie sich, auf beide Unterarme gestützt, vor und sieht mich scharf von unten an:<br />
<i>"Sie benutzen ein Schließfach?"</i><br />
Langsam beginnt sich eine gewisse Genervtheit in meine Unsicherheit zu mischen:<br />
"Ja, ich benutze ein Schließfach."<br />
<i>"Welches!"</i><br />
Eigentlich war dies eine Frage, aber ein Ausrufezeichen gibt den Tonfall besser wieder.<br />
"Eines von denen dahinten."<br />
Ich zeige hinaus.<br />
<i>"Welches!"</i><br />
"Mittlere Reihe das erste von rechts!"<br />
<i>"Welche Nummer!"</i><br />
"Das weiß ich doch nicht welche Nummer das hat! Es ist das erste von rechts!"<br />
<i>"Sie müssen mir ihre Schließfachnummer sagen sonst kommen Sie nicht rein."</i><br />
Ich laufe wieder zurück zum Schließfach, komme zurück zur Pforte des Grauens und berichte ein<br />
"63."<br />
Die Pförtnerin füllt ein weißes Formular aus. Es ist an einer Seite perforiert, so daß ein Stück abgetrennt werden kann. Das größere Stück des geteilten Formulars schiebt sie zusammen mit meinem Pass in eine hölzerne Karteikiste. Das andere Stück gibt sie mir in die Hand und gestattet mir mit einem Verdrehen der Augen die Passage in die noch dunkleren Hallen der Bibliothek.<br />
<br />
Im zweiten Stock komme ich zu einer sehr großen Theke mit einer sehr kleinen Bibliothekarin dahinter. Ich bin bestens vorbereitet und äußere mein Verlangen nach einem Schatz ihres Archivs, vollständig mit Autor, Titel, Herausgeber, Ort und Jahr der Veröffentlichung und sogar mit Signatur. Ich habe mich mit dem Onlinekatalog wirklich sehr gut vorbereitet. Ich habe ein rotes Formular auszufüllen. Auch dieses ist perforiert, sogar zweimal. Ich fülle alles mehrfach aus, notiere Name, Anschrift, Staatsbürgerschaft, Geburtstag, Beruf und die Nummern auf dem kleinen weißen Zettel vom Eingang auf die drei Teile des des Formulars. Als ich der Bibliothekarin sage, daß mein Pass bei der Pförtnerin ist, gestattet sie mir, das Feld für die Ausweisnummer leer zu lassen. Dann zerteilt sie das Formular routiniert in drei Stücke. Eines drückt sie mir in die Hand, eines wandert in eine hölzerne Karteikiste auf ihrer Theke, eines verschwindet auf einen Stapel im Hintergrund.<br />
Doch, tatsächlich, diese Bibliothek verfügt auch über einen Onlinekatalog!<br />
Von da an geht es recht schnell voran. Nach kurzem Warten und einem kurzen Abgleich meines roten und weißen Zettels mit dem nun im Buch steckenden roten Zettel vom Hintergrundstapel händigt die kleine Bibliothekarin mir ein dickes Buch in fleckigem Einband aus und entlässt mich damit zu den Lesetischen. Es irritiert sie auch nicht im mindesten, daß ich dreimal meinen Platz wechsle bis ich eine helle aber nicht direkt beleuchtete Ecke eines Tisches gefunden habe und die nächste halbe Stunde Seite für Seite abfotografiere. Meinen nächsten Fehler mache ich erst, als ich fertig war. Ich gehe zur wirklich sehr großen Theke und schiebe der Bibliothekarin das Buch mit den Worten<br />
"Danke, das war's"<br />
hinüber, dann wende ich mich zum Gehen. Nach nur wenigen Schritten höre ich von hinten ihren Ruf:<br />
<i>"Stehen bleiben! Wo wollen Sie denn hin?"</i><br />
Bitte nicht schon wieder! Ich wende mich um:<br />
"Ich will hier raus. Ich will zurück in die Sonne! Ich will meine Fotos auf den Laptop laden, alles zu einem hübschen pdf packen und mich in die Lektüre stürzen!"<br />
Sie bleibt ungerührt:<br />
<i>"Sie gehen nirgendwo hin. Kommen Sie wieder her!"</i><br />
An der Theke fordert sie mit einer harschen Geste meine Zettel. Sie legt meinen kleinen weißen Zettel, meinen roten Zettel, den roten Zettel aus ihrer Karteikiste und den roten Zettel aus dem Buch nebeneinander und beginnt, sie sorgfältig abzugleichen. Dann naht der einzige, wahre und überwältigende Moment der Erlösung aus einer grausamen Welt der Bürokratie: Die Bibliothekarin greift nach einem großen Stempel. Sie muß gut zielen, er paßt gerade so eben auf die kleinen Zettel. Dann stempelt sie ein großes, fettes "ZURÜCKGEGEBEN" auf die drei roten Zettel. Meinen weißen Zettel und meinen roten Zettel gibt sie mir zurück mit den Worten<br />
<i>"Jetzt ist alles erledigt."</i><br />
Die übrigen Zettel wandern in eine andere hölzerne Karteikiste. Ich schaue kurz auf meinen roten, irgendwie beruhigend bestempelten Zettel und murmle ein knappes aber vom tiefsten Grunde meines Herzens emporgestiegenes<br />
"Danke."<br />
<br />
Nein, das war es noch nicht ganz. Eine Episode bleibt noch. Schließlich muß ich vor dem Ritt in den Sonnenuntergang noch Kerberos dazu bringen, mir meinen Pass wiederzugeben. Die Pförtnerin sitzt noch immer hinter ihrem Tisch und schaut lauernd in die Eingangshalle hinein. Ich schiebe ihr den kleinen weißen Zettel, den sie mir bei unserer letzten Begegnung gegeben hatte, über den Tisch mit den Worten:<br />
"Sie haben noch meinen Pass."<br />
<i>"Und?"</i><br />
"Den hätte ich dann doch gerne zurück."<br />
<i>"Dazu brauche ich den Zettel."</i><br />
Einen Moment lang schaue ich irritiert auf den kleinen weißen Zettel auf der schmuddeligen Holztischplatte zwischen uns, dann verstehe ich und hebe den roten "ZURÜCKGEGEBEN"-Zettel hoch. Soll dieser hart erworbene Zettel der Preis sein, den zu zahlen ich gezwungen bin, will ich zurückkehren in die Welt der Lebenden? So will ich nicht zögern! Ich schiebe ihr auch den roten Zettel hin. Sie nimmt meinen Pass mit ihrem Teil des weißen Zettels aus der Karteikiste, packt ihren weißen Zettel mit meinem roten Zettel in eine andere Kiste und händigt mir meinen Pass mit meinem weißen Zettel aus. Und dann durchschreite ich das Tor hinaus in eine von hellen Mittagslicht durchflutete Welt.<br />
<br />
Was bleibt sind Fragen. Was, hätte ich mich geirrt und das Buch wäre nicht im Archiv gewesen? Hätte ich dann keinen roten "ZURÜCKGEGEBEN"-Zettel bekommen und wäre auf ewig in den dunklen Hallen der Bibliothek gefangen gewesen? Was, wenn ich zwei Bücher angefragt, dann aber nur einen "ZURÜCKGEGEBEN"-Zettel an der Pforte vorgelegt und außerdem eine falsche Schließfachnummer angegeben hätte? Wäre das das perfekte Verbrechen gewesen? Und diente der ganze Unsinn nur dazu, daß Italiener einem Deutschen mal zeigen können, wie richtige Bürokratie geht, hardcore auf toten Bäumen? Ich werde die Antworten nicht erfahren. Aber ich werde die Fragen auch nicht vergessen, ein kleiner weißer Zettel erinnert mich an sie. Ein Zettel, auf dem mit blauem Kugelschreiber vermerkt ist, daß ich der Besucher 17 an jenem Tag in der Universitätsbibliothek von Bologna war. Und daß ich das Schließfach Nummer 63 hatte.<br />
<br />
Solltest Du, oh Leser, eines Tages einmal vor dem Schießfach mit der Nummer 63 am Eingang zur Universitätsbibliothek von Bologna stehen, so halte für einen Augenblick inne und gedenke meiner! Gedenke meiner als eines einfachen Reisenden, der hier ein und wieder aus ging zur Zeit des fünften Mondes des Jahres 2769 <i>ab urbe condita</i>. Gedenke meiner, und mein schützender Segen wird über Deinem Besuch liegen!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com16tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-78469967628099960912016-04-30T13:21:00.001+02:002016-04-30T13:21:33.808+02:00Das war der April<b>Die Top 10 Terroranschläge des Monats!</b><br />
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<b>Platz 1:</b><br />
19. April, Kabul (Afghanistan): 64 Tote!<br />
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<b>Platz 2:</b><br />
4. April, Nasiriyah (Irak): 14 Tote!<br />
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<b>Platz 3 (geteilt):</b><br />
22. April, Baghdad (Irak): 7 Tote!<br />
25. April, Sayyidah (Syrien): 7 Tote!<br />
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<b>Platz 5 (geteilt):</b><br />
11. April, Hit (Irak): 6 Tote!<br />
21. April, Ramadi (Irak): 6 Tote!<br />
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<b>Platz 7 (geteilt):</b><br />
4. April, Basra (Irak): 5 Tote!<br />
11. April, Mogadishu (Somalia): 5 Tote!<br />
11. April, Ruyigi (Burundi): 5 Tote!<br />
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<b>Platz 10:</b><br />
12. April, Aden (Jemen): 4 Tote!<br />
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EU + USA mal wieder abgeschlagen (0 Tote).Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-87403134363747170202016-04-16T18:40:00.000+02:002016-04-16T18:40:11.686+02:00MUЯ OƧ HƆUA THƆIИ MUЯAWDaß eine Vierjährige ihren Namen schreiben kann: ok. Aber wenn die bei einem Besuch eine Magnettafel mit kyrillischen Buchstaben findet und das "И" und "Г" benutzt, um ihren Namen spiegelverkehrt zu schreiben - ist das ein Zeichen leichter Verwirrbarkeit oder besonderer Begabung?<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1grwFTuGitnBxV-AUEsR7SJ1YB_zkjEYAlMxIyZKbNQ3kiIIH1o_sWzxQ4VcUKnhxIThVzrC-uQeuzVDZFH46gm-4bIw3Pe2JTe-7mSYj3OEGeQ5dkG1K0Bavp128mv8ugJOE59xbQpg/s1600/Magnettafel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1grwFTuGitnBxV-AUEsR7SJ1YB_zkjEYAlMxIyZKbNQ3kiIIH1o_sWzxQ4VcUKnhxIThVzrC-uQeuzVDZFH46gm-4bIw3Pe2JTe-7mSYj3OEGeQ5dkG1K0Bavp128mv8ugJOE59xbQpg/s400/Magnettafel.jpg" width="400" /></a></div>
<br />Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-89635578332104101292016-04-12T13:44:00.001+02:002016-04-12T13:44:31.793+02:00Der die Ziege ficktEin recht zuverlässiger Indikator dafür, daß gerade etwas wirklich Großes entstanden ist, ist das Unverständnis des Establishments. Wenn die Jury des ehrenwerten <i>Pariser Salons</i> zu dem Urteil kommt, die Werke dieser Herrn Manet, Whistler oder Cézanne entsprächen nicht den Ansprüchen, die an die Kunst zu stellen seien, dann merkt man, hier ist etwas Neues und Wichtiges geboren worden. Wenn die Pariser Universität und der Heilige Stuhl zu der Einschätzung gelangen, Descartes Art der Philosophie sei eine Zumutung und gehöre verboten, dann weiß man, das menschliche Denken hat nun eine neue und aufregende Richtung eingeschlagen.<br />
Und da sollte man zwei Dinge nicht falsch verstehen. Das Neue wird nicht dadurch besonders, daß es auf einer rein technischen Ebene so viel weiter entwickelt wäre als das Bestehende. Und nur weil es neu und anders ist, muß man es noch nicht persönlich mögen. Man sollte sich allerdings damit beschäftigen.<br />
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Und nun schalten wir einen Gang zurück und reden über Jan Böhmermann und seine "Schmähkritik". Allein das aus unzähligen Kritiken und Kommentaren sprechende allgemeine Unverständnis läßt einen erahnen, daß hier ein wirklich großes, ein überragendes Werk gelungen ist.<br />
Was hat er getan? Er hat gesagt, daß eine nicht sachbezogene, grob beleidigende Kritik in Deutschland nicht als Satire geschützt, sondern als "Schmähkritik" im Prinzip strafbar sei. Und er hat ein Beispiel zur Verdeutlichung gegeben. Hätte er gesagt, "Es ist verboten 'Erdoğan ist ein Arschloch' zu sagen.", nichts wäre daran bemerkenswert gewesen. Allein, er hat das "Arschloch" etwas ausführlicher in Form eines kleinen Gedicht ausgearbeitet. Und nur dadurch wird der Fall besonders! Denn hat er das Beispiel dafür, was man nicht darf, nicht doch ein klein wenig zu detailliert ausgeführt, um noch ein Beispiel zu sein? Er hat etwas grundsätzlich unverfängliches gesagt und dabei doch Worte gewählt, die zweifeln lassen, ob das Gesagte nicht doch etwas anderes, etwas dem Mächtigen gegenüber Unerhörtes meint. Und dies ist Satire in ihrer reinsten, direktesten und gelungensten Form. Und all die irrsinnigen Kommentare steigern die Brillanz dieses so simplen und so treffenden Werks noch. Wir müssen nun die Meinungsfreiheit verteidigen? Was hat das denn mit der Meinungsfreiheit zu tun! Böhmermanns Meinung war doch nicht, Erdoğan sei ein Ziegenficker, seine Meinung war es, seine Ziegenfickerausführungen seien nach deutscher Rechtslage strafbar. Und mit dieser Meinung hat doch niemand das geringste Problem! Nein, Böhmermann hat keine Diskussion um Meinungsfreiheit angeregt! Die eigentliche Diskussion geht darum, ob man jemanden für Worte bestrafen kann, weil man glaubt, daß diese etwas anderes meinen als sie sagen. Eine hübsche, spannende und groteske Diskussion, fundamental und genial. Und alle fallend sie darauf herein. Herr Erdoğan natürlich sowieso, aber auch Frau Merkel, die sich mit ihrer "bewußt verletzend"-Einschätzung genau in die Interpretationsfalle des W<i>as meint der dünne blasse Junge wirklich</i> wirft, die ihr ausgelegt wurde. Oder die ach so progressiven Oppositionspolitiker, die jetzt über Paragraphen diskutieren oder eben "Meinungsfreiheit" verteidigen wollen. Oder all jene, die meinen, Herr Böhmermann hätte sich schlicht im Ton vergriffen, vergaloppiert oder wolle nur schnelle Aufmerksamkeit abgreifen. Oder der Kommentator bei SpOn, der meint, Böhmermanns Ziegenficker-Äußerungen würden den wahrgenommenen Höhepunkt seiner Karriere markieren. Denn jemand, der alleine mit einem einzigen etwas zu plastisch ausgeschmückten Beispiel alle, vom Feuilleton bis zur Regierung, vor sich her und orientierungslos durcheinander treiben kann, dessen Karriere ist noch lange nicht auf dem Höhepunkt. Dessen Karriere geht gerade erst richtig los.Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com18tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-17668702125744565092016-03-31T13:35:00.002+02:002016-04-07T22:14:47.852+02:00Das war der März<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Hm, nicht viel geschrieben hier im März… Aber was alles liegen geblieben ist hier in aller Kürze als Monatsrückblick des Jahres! Das war der März:</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEY8U_jrpkpihPwjAVoSk1pxcXgVnAHmva8prOJ6DTFPHKyajhx8sTWXvHp8U1yeIxUwW60XSig-HPgZNV6fzUHW_z-4RUD_B2OCmnVy4EE3orgReqeK0ZA3Lk0m4tVbYvx3139F2R610/s1600/Maerz1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="141" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEY8U_jrpkpihPwjAVoSk1pxcXgVnAHmva8prOJ6DTFPHKyajhx8sTWXvHp8U1yeIxUwW60XSig-HPgZNV6fzUHW_z-4RUD_B2OCmnVy4EE3orgReqeK0ZA3Lk0m4tVbYvx3139F2R610/s400/Maerz1.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
1. März, <i><a href="http://www.zeit.de/kultur/film/2016-03/salafistes-dschihad-mali-film-frankreich">Die Zeit</a></i></div>
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Wieviel Realität darf man zeigen bevor man Propaganda macht? Besser als sie selbst hätte niemand das journalistische Selbstverständnis der <i>Zeit</i> zusammenfassen können!<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3wHe86hz7fKMQiz8W6nCgWWvezdwMf3vi4-4CbbPJTXevTmYLTXk09e57aUSAQ5i-RcEbdOb-TxeknuWQyeXsqr0fP-TIuNLOCQa_YRE4jBNna7BS_LsJV-vl4HayRDn7fiqo476wqkM/s1600/Maerz2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="101" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3wHe86hz7fKMQiz8W6nCgWWvezdwMf3vi4-4CbbPJTXevTmYLTXk09e57aUSAQ5i-RcEbdOb-TxeknuWQyeXsqr0fP-TIuNLOCQa_YRE4jBNna7BS_LsJV-vl4HayRDn7fiqo476wqkM/s400/Maerz2.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
3. März, <a href="http://www.spiegel.de/panorama/justiz/usa-mann-erschiesst-sich-aus-versehen-bei-selfie-a-1080543.html">SpOn</a></div>
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"Mann schießt sich beim letzten Selfie in den Kopf"? Das ist höchstens ein Trostpreis beim Darwin-Award, aber doch keine Meldung! "Mann schießt sich bei vorletztem Selfie in den Kopf" - das wäre eine Meldung gewesen!<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5eK8bOSMjgCsFpXBfLZtJeCMjvKULbsvkhJEWKOz5FEdFZcWDJCteO9EzKcPdaM6ilfJe6TIYEcVhFA7aQ75iCLAaniecL8ZebIlHyilMo8bHiOXvNjQHVTION4I0gzAoxM1KvjLiiB0/s1600/Maerz3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="195" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5eK8bOSMjgCsFpXBfLZtJeCMjvKULbsvkhJEWKOz5FEdFZcWDJCteO9EzKcPdaM6ilfJe6TIYEcVhFA7aQ75iCLAaniecL8ZebIlHyilMo8bHiOXvNjQHVTION4I0gzAoxM1KvjLiiB0/s400/Maerz3.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
8. März, <i><a href="http://www.zeit.de/campus/2016/s1/bewerbungsverfahren-bewerbung-computer-stellenausschreibung-auswahl">Die Zeit</a></i></div>
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Wie man mit nur einem überzähligen Wort seine Entkopplung von der Realität dokumentieren kann! "Künftig"? Da steht der laut Wikipedia "jungen Journalistin" Nadja Kirsten noch ein schmerzhafter Kontakt mit Wirklichkeit bevor: "Karriere machen" ist quasi synonym mit "Das machen, was sowieso alle machen, nur ein bisschen schneller und perfekter"!<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhBI6R2qI15cDO1V9TzBrlnQU5GLw69ao_PtXFJZv-qSTYbqGvq4PyNx2fMJl2wQiYkzwxcz7R9YVCJWeteOP3yhFSGmuFSSVS5ls69B0PLnmq_mBWdzAyxpW80LfjvfDmZoeIOpywSN5M/s1600/Maerz4.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="136" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhBI6R2qI15cDO1V9TzBrlnQU5GLw69ao_PtXFJZv-qSTYbqGvq4PyNx2fMJl2wQiYkzwxcz7R9YVCJWeteOP3yhFSGmuFSSVS5ls69B0PLnmq_mBWdzAyxpW80LfjvfDmZoeIOpywSN5M/s400/Maerz4.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
14. März, <a href="http://ze.tt/mit-diesen-tipps-bist-du-morgens-nie-mehr-muede/?utm_campaign=zonparkett&utm_medium=parkett&utm_source=zon">ze.tt</a></div>
<br />
Da habe ich auch einen guten Tipp, wie man besser in den Tag starten kann, wenn man sich nicht aus dem Bett quälen muß: Einfach länger liegenbleiben!<br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhueGfwuAbd4LGidaRE0b_q9tOXNsodMD2FjkeOhTab-E1fwr8c5-ZXwFsI9Mdg-jLYjRpsQ19AvS1ZPp-0HBMf0txY3kb4oki7jiyvVc6H4RAJ4odOwPBZ7XyVdsJqhH6rWUK_tRWG0iQ/s1600/Maerz5.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="100" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhueGfwuAbd4LGidaRE0b_q9tOXNsodMD2FjkeOhTab-E1fwr8c5-ZXwFsI9Mdg-jLYjRpsQ19AvS1ZPp-0HBMf0txY3kb4oki7jiyvVc6H4RAJ4odOwPBZ7XyVdsJqhH6rWUK_tRWG0iQ/s400/Maerz5.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
14. März, <a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-anne-will-deutschlands-neue-einheitspartei-14123113.html">FAZ</a></div>
<br />
Etwas weniger fazig ausgedrückt heißt das schlicht: "Diese Politik ist inhuman aber richtig". Das finden zumindest FAZ-Redakteure, aber die sind ja auch nicht Gegenstand der inhumanen Politik. Aus einem rätselhaften, noch völlig unerforschten Grund finden von der Inhumanität der Politik Betroffene diese meist deutlich weniger richtig. Aber egal - endlich sagt's mal einer!<br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi09EJYBrkg1EOpQKHrajsD-0fUElMzWik2LPp0I2lHPnBbirG3GkSgscl9pVzZlve2Udx-EEoEdOb8GFZkDHrstjQYzGdmzAZWbp17CMxzj9aqW5Lz9KBHvQwBd_Q5orVhwkiZKhrqqeA/s1600/Maerz_6.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="102" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi09EJYBrkg1EOpQKHrajsD-0fUElMzWik2LPp0I2lHPnBbirG3GkSgscl9pVzZlve2Udx-EEoEdOb8GFZkDHrstjQYzGdmzAZWbp17CMxzj9aqW5Lz9KBHvQwBd_Q5orVhwkiZKhrqqeA/s400/Maerz_6.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: right;">
15. März, <i><a href="http://www.welt.de/politik/ausland/article153305895/Der-IS-ist-fast-geschlagen-aber-nicht-wegen-Putin.html">Die Welt</a></i></div>
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<div style="text-align: right;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEkry0UHJiCZC_0SqOXhXsKCAvfgwmiiBKbYzjRhWrMGZ3vfEN4IFvVW3Joo66WSVYUKEJEvWYDMwo5gqg6YBg-w796KZ6CKq3yl_BxZlHfABOQHktEFweTl07J-k-s08u7xXdWCEDcTA/s1600/Maerz_7.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="146" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEkry0UHJiCZC_0SqOXhXsKCAvfgwmiiBKbYzjRhWrMGZ3vfEN4IFvVW3Joo66WSVYUKEJEvWYDMwo5gqg6YBg-w796KZ6CKq3yl_BxZlHfABOQHktEFweTl07J-k-s08u7xXdWCEDcTA/s400/Maerz_7.png" width="400" /></a></div>
18. März, <i><a href="http://www.zeit.de/2016/13/is-terrorismus-sicherheit-anschlaege-libyen-bekaempfung">Die Zeit</a></i></div>
<br />
Fast geschlagen in fast aussichtsloser Defensive und dann drei Tage später vor der globalen Expansion? <i>O Fortuna / velut luna / statu variabilis…!</i><br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9TDNYmWmE1e7rBrRWgk4vj8rYVuFvdkyhoNpKpxoI2Vzek6I6NZal9gNmzM9wTNLk-6vThCveuu_Esr9I4Ca6I2Pb7KeBabyjMoUcII8Kn32BLCsDhg1PVhIkbWoh9ChFCnilf7hRRuQ/s1600/Maerz_8.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="35" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9TDNYmWmE1e7rBrRWgk4vj8rYVuFvdkyhoNpKpxoI2Vzek6I6NZal9gNmzM9wTNLk-6vThCveuu_Esr9I4Ca6I2Pb7KeBabyjMoUcII8Kn32BLCsDhg1PVhIkbWoh9ChFCnilf7hRRuQ/s400/Maerz_8.png" width="400" /></a></div>
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29. März, <i><a href="http://www.sueddeutsche.de/politik/reformversprechen-der-zorn-der-ukrainer-waechst-1.2924302">Süddeutsche</a></i></div>
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<br /></div>
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Die ukrainische Finanzministerin Natalie Jaresko? Eine Amerikanerin, die über zwei Jahrzehnte für das US-Außenministerium und amerikanische Finanzinvestoren arbeitete, 2014 auf dem kurzen Weg die ukrainische Staatsbürgerschaft bekam und noch am gleichen Tag zur Finanzministerin berufen wurde. So eine unabhängige Regierungschefin würden sicher ganz viele Ukrainer schätzen! Und nächsten Monat: Gina Wild wird die neue Stadtjungfrau von Kiew!</div>
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<br /></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMeuSQKbhyphenhyphenm07OyerjWYDPkJlUME4jLdj9JT3Rjqmr9FgPeZi8b0-RjscqJ1sZ3VEWW0Gm9zvmnY4Rc3iSlS9M2fVujygEBiNEhwauTceZE5xcCb5POGEUxb87rPfOnuTDkZEELgMBrjE/s1600/Maerz_9.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMeuSQKbhyphenhyphenm07OyerjWYDPkJlUME4jLdj9JT3Rjqmr9FgPeZi8b0-RjscqJ1sZ3VEWW0Gm9zvmnY4Rc3iSlS9M2fVujygEBiNEhwauTceZE5xcCb5POGEUxb87rPfOnuTDkZEELgMBrjE/s400/Maerz_9.png" width="400" /></a></div>
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</div>
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30. März, <i><a href="http://www.welt.de/wirtschaft/article153798773/Das-ewige-Schein-Comeback-der-Zeppeline.html">Die Welt</a></i></div>
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<br /></div>
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Jesus hat es mit Brot und Fischen vorgemacht, die Luftschiffbauer machen es nach: Aus einem Luftschiff-Projekt mache 1000 erfolglose!</div>
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<br /></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyaMlNcMLxJTM9xsKLDjTsS-eSQcWdUKogHh-_LkhJNUW_qQUr0AfMHl2QfU9TPmP4pwhYaiLNiLIxxWQsykqv9t33vhQD7y8v2jojM95ob7ZByoxy8xGbrr0yXzCsb9_oCx4yB8qGI1c/s1600/Maerz_10.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="106" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyaMlNcMLxJTM9xsKLDjTsS-eSQcWdUKogHh-_LkhJNUW_qQUr0AfMHl2QfU9TPmP4pwhYaiLNiLIxxWQsykqv9t33vhQD7y8v2jojM95ob7ZByoxy8xGbrr0yXzCsb9_oCx4yB8qGI1c/s400/Maerz_10.png" width="400" /></a></div>
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30. März, <i><a href="http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-03/satire-deutscher-botschafter-vorladung-tuerkei-recep-tayyip-erdogan-bundesregierung-reaktion">Die Zeit</a></i></div>
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<br /></div>
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Ja, das ist in der Tat große Satire! Aber man stellt sich doch wieder einmal die ewige Frage, darf Satire eigentlich alles? Auch so geschmacklos und zynisch sein? Liest man dann aber den <i>Zeit-</i>Artikel durch, dann erfährt man, die Satire kommt vom NDR und Steinmeier meinte das mit den europäischen Werten und der Türkei ernst! Darf Heulerei und Zynismus eigentlich alles?</div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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<b>Und zum Abschluss noch die Top-10-Terroranschläge des Monats!</b></div>
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<br /></div>
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<b>Platz 1:</b></div>
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27. März, Lahore (Pakistan): 72 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 2:</b></div>
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6. März, Hilla (Irak): 60 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 3:</b></div>
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25. März, Al Asrya (Irak): 41 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 4:</b></div>
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13. März, Ankara (Türkei): 37 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 5:</b></div>
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22. März, Brüssel (Belgien): 32 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 6:</b></div>
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16. März, Maiduguri (Nigeria): 22 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 7:</b></div>
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13. März, Gran-Bassam (Elfenbeinküste): 21 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 8:</b></div>
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4. März, Aden (Jemen): 16 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 9:</b></div>
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10. März, Charsadda (Pakistan): 10 Tote!</div>
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<br /></div>
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<b>Platz 10:</b></div>
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19. März 2016, Istanbul (Türkei): 5 Tote!</div>
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<br /></div>
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Auch im März konnte Westeuropa einmal mehr nicht in die Spitzengruppe der Terroropfer vordringen...</div>
Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-37052473494786262422016-03-29T14:03:00.000+02:002016-03-29T14:03:35.425+02:00DWüdW DeutschIch habe die Ostertage ja auch genutzt, um den <a href="https://www.alternativefuer.de/wp-content/uploads/sites/7/2016/03/Leitantrag-Grundsatzprogramm-AfD.pdf">Entwurf des Grundsatzprogramms der AfD</a> zu lesen. Und das war kein Spaß, hat es mich doch in eine tiefe Identitätskrise gestürzt!<br />
Die AfD will eine deutsche Leitkultur, und das finde ich prima! Ich brauche auch eine Leitkultur, denn ohne kulturelle Anleitung werde ich womöglich noch aus Versehen schwul und mache eine Falafel-Bude auf. Und das kann ja niemand wollen. Und was diese Leitkultur ist, das schreibt die AfD praktischer Weise auch gleich auf:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Die Alternative für Deutschland bekennt sich zur deutschen Leitkultur, die sich im Wesentlichen aus drei Quellen speist: erstens der religiösen Überlieferung des Christentums, zweitens der wissenschaftlich‐humanistischen Tradition, deren antike Wurzeln in Renaissance und Aufklärung erneuert wurden, und drittens dem römischen Recht, auf dem unser Rechtsstaat fußt."</blockquote>
Christentum, Renaissance-Humanismus und römisches Recht? Das Christentum ist eine Erfindung durchgeknallter Juden im Nahen Osten! Der Renaissance-Humanismus kommt aus Italien und seine antiken Wurzeln liegen in Griechenland! Die Aufklärung kommt aus Frankreich und Rom liegt, wenn ich mich aus der Schule noch richtig erinnere, auch irgendwo in der Nähe von Italien! Alle wesentlichen Quellen unserer deutschen Leitkultur sind also Importe aus irgendwelchen verfickten Ölivenölländern?! Das darf doch nicht wahr sein! Was ist denn da noch richtig deutsch?<br />
<br />
Die Kartoffel! Ach ne, die haben spanische Eroberer aus Südamerika mitgebracht. Autobahnen! Nee, die erste Autobahn der Welt wurde 1924 in Italien eröffnet, gebaut von einem Ingenieur mit dem urdeutschen Namen Piero Puricelli. Und selbst der verschissene Faschismus ist eine italienische Erfindung, die erst noch von einem Österreicher aufgekocht werden musste, bevor der Deutsche sie gefressen hat!<br />
Da bleibt nur eines, deutsch sein, das heißt: Zäh wie Leder, hart wie Krupp-Stahl, flink wie ein Windhund! Wobei - die ältesten bekannten Lederprodukte kommen aus - man traut es sich kaum zu sagen - Armenien! Die Krupps waren eine niederländische Migrantenfamilie, die das Verfahren zur Stahlherstellung von englischen Ingenieuren abgekupfert hat. Und Windhunde hatten schon die alten Ägypter... Verdammt, ich kann so nicht völkisch denken!<br />
<br />
Aber jetzt hab ich's: Niederländische Migranten, die mit geklauten ausländischen Ideen ein Vermögen machen, während sie, von römischen Recht geschützt und wenn sie nicht gerade einen nahöstlichen Religionsstifter an einem römischen Kreuz anbeten, italienischem Humanismus huldigen - das ist urdeutsch! Au ja, lasst uns das vor fremdländischen Einflüssen schützen!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-62230954549839305762016-03-21T16:54:00.000+01:002016-03-21T16:57:40.342+01:00400921fb54442d18Die Kreiszahl π hat, als Dezimalzahl aufgeschrieben, unendlich viele Ziffern. Äh, gut, das ist erst mal nix besonderes, das hat die Zahl 1/3 auch. Nur gibt es bei π halt keine Systematik in der Abfolge der Ziffern (also zumindest nach dem gegenwärtigem Stand der Kunst…). Trotzdem sorgt man sich bei der <i><a href="http://www.welt.de/wissenschaft/article153492167/Mit-so-vielen-Pi-Nachkommastellen-rechnet-die-Nasa.html">Welt</a></i> um die Genauigkeit, wenn amerikanische Raketenwissenschaftler mit der Zahl π rechnen müssen:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Für die amerikanische Weltraumagentur Nasa ist die Kreiszahl π (Pi) für die Steuerung von Raumsonden und anderen Flugkörpern im All von großer Bedeutung. Bei der Navigation geht es dabei vor allem um Genauigkeit, ein Umstand der durch die Komplexität der Konstante π erschwert wird. Denn die Kreiszahl besitzt unendlich viele Stellen hinter dem Komma"</blockquote>
Ob die Kreiszahl π auch für andere Weltraumagenturen als die NASA für die Steuerung von Flugkörpern im All von großer Bedeutung ist und wie die NASA die Zahl 1/3 denn rechentechnisch so bewältigt, darüber erfährt der Leser leider nichts. Aber immerhin beantwortet die <i>Welt</i> eine ganz ganz spannende Frage:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgV4H14-VXvQSnYjoW0T2TQW2C8mkGq7_yeJMsA-Ty_Fv8MkIJ3TI1_li-mPnaud51zM6TyMpibxymBvAcEpWranSHRmDkgB95GAgAbStircVe19ZG_UewibZsz_bbIAZKqvOCdrp8gVUk/s1600/Pi_Kommastellen_1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="87" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgV4H14-VXvQSnYjoW0T2TQW2C8mkGq7_yeJMsA-Ty_Fv8MkIJ3TI1_li-mPnaud51zM6TyMpibxymBvAcEpWranSHRmDkgB95GAgAbStircVe19ZG_UewibZsz_bbIAZKqvOCdrp8gVUk/s400/Pi_Kommastellen_1.png" width="400" /></a></div>
Na, schon aufgeregt?<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxoewXJ9OvL2YdmLFm-JgqmRcpAnIxlVxOt9gNtSsS3dBJepWvwFtdqxWcoYMAa5bnlrjSmDgdiFRIzmpuZs-5p30U3mWX5hu0dsgsGKXDZcmtpyqNT7ra2gub6Op8VF3pjBzrET337dw/s1600/Pi_Kommastellen_2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="43" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxoewXJ9OvL2YdmLFm-JgqmRcpAnIxlVxOt9gNtSsS3dBJepWvwFtdqxWcoYMAa5bnlrjSmDgdiFRIzmpuZs-5p30U3mWX5hu0dsgsGKXDZcmtpyqNT7ra2gub6Op8VF3pjBzrET337dw/s400/Pi_Kommastellen_2.png" width="400" /></a></div>
Jetzt knistert's aber schon wirklich, was? Wollt ihr's wissen? Wollt auch ihr erstaunt werden? Wollt ihr wirklich <i>wirklich</i> wissen, mit wie vielen brandheißen π-Nachkommastellen die <i>Badass Motherfucker</i> von der NASA so rechnen?? Ja?!?<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: center;">
15</div>
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizyjLPWS2a2rGPecWEvZ114qamoGurwykyGt2d1RcVF8cdGj9JUY7vhstfksM15DLxP-OivUtHOOzaWAXkDJm36FU0B8ixjVegiZginkCJOJfsmp4lV7WHnWcp2xE0oChKell66kkKFwg/s1600/Pi_Kommastellen_3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="97" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizyjLPWS2a2rGPecWEvZ114qamoGurwykyGt2d1RcVF8cdGj9JUY7vhstfksM15DLxP-OivUtHOOzaWAXkDJm36FU0B8ixjVegiZginkCJOJfsmp4lV7WHnWcp2xE0oChKell66kkKFwg/s320/Pi_Kommastellen_3.png" width="320" /></a></div>
<br />
Oder anders ausgedrückt: die Höllenhunde von der NASA benutzen doch tatsächlich <i><a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Double-precision_floating-point_format">double precision foating point</a></i> - Arithmetik.<br />
<br />
Baoh, das war ja mal was. Hammer. Jetzt brachen wir bestimmt alle eine ganze Weile, bis wir nach der Aufregung wieder runter gekommen sind und den vor Staunen offenen Mund wieder geschlossen haben!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-75296542257215241682016-03-16T18:16:00.000+01:002016-03-16T18:16:50.863+01:00Wenn Brödchen brabbeltEs ist nicht zum aushalten! Was hat man uns nicht schon alles erzählt, warum so viele Flüchtende, insbesondere aus Syrien, nach Europa gelangen wollen! Josef Joffe hat in der Zeit unter dem Titel "<a href="http://www.zeit.de/2016/10/russland-europa-beziehungen-syrien">Putins Krieg</a>" festgestellt, daß die russischen Bomben auf Syrien schuld sind (und Putin damit natürlich Deutschland in den Abgrund stürzen will):<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Den jüngsten Flüchtlingsschub verdankt Merkel-Land dem eskalierenden Bombardement syrischer Städte [durch Russland], das doppelten Gewinn abwirft: Es stützt Assads Killerdiktatur und treibt Hunderttausende Richtung Deutschland, wo Merkel unter wachsenden Beschuss gerät."</blockquote>
Und nein, das ist nicht nur ein Joffe-Problem; selbst bei der <a href="http://www.taz.de/!5282394/">taz</a> bläst man aktuell in dieses Horn:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Dabei treibt der russische Potentat mit seinen Bombardements in Syrien immer mehr Menschen in die Flucht und damit in unsere Arme."</blockquote>
Aber es sind noch mehr Theorien im Angebot! Bei der <i><a href="http://www.welt.de/debatte/kommentare/article153242322/Warum-eine-noch-viel-groessere-Fluechtlingswelle-droht.html">Welt</a></i> spekulierte man diese Woche herum, es sei eine Kombination aus "chronischen Defiziten an Demokratie, Emanzipation und Bildung" und dem Klimawandel, die Menschen auf die Flucht nach Europa treibe.<br />
Den ersten Preis für eklige Theorien geht aber wieder mal an Henryk Broder bei der <i>Welt</i> (es kann ja nicht immer Fleischhauer gewinnen…). Unter dem Titel "<a href="http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article153311048/Was-Bluemchen-in-Idomeni-zu-sehen-bekam.html">Was Blümchen [gemeint ist Norbert Blüm] in</a><a href="http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article153311048/Was-Bluemchen-in-Idomeni-zu-sehen-bekam.html"> Idomeni zu sehen bekam</a>" analysiert er die Lage von Geflohenen in Idomeni und bringt eine neue Erklärung dafür ins Spiel, weshalb sich Menschen die Torturen der Flucht nach Europa antun: Die sind einfach geil auf Qualen! Bzw:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Anders als im hedonistischen Europa, wo Jugendliche, denen der Einlass in eine Disko verweigert wurde, wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelt werden müssen, gilt in der arabisch-islamischen Kultur das Leiden als ein Wert an sich."</blockquote>
Bei so vielen Theorien über die Ursachen der Massenflucht aus Syrien nach Europa will ich jetzt auch mal mit einer These aufwarten: <b>Wir sind schuld daran.</b> Nicht prinzipiell, wegen Unterstützung einer Bürgerkriegspartei oder sowas, sondern ganz unmittelbar und direkt. Aber gehen wir es der Reihe nach an.<br />
<br />
Ist Putin Schuld? Ja klar, immer. Aber gucken wir erst mal auf die Zahlen. Zuerst auf die Zahl der Syrer, die nach Europa fliehen. Dazu gibt es jede Menge Daten vom Statistischen Amt der Europäischen Union, <i>Eurostat.</i> Unter Europa wollen wir hier mal die 28 EU-Länder plus der Schweiz, Norwegen und Island verstehen (diese Definition ist aber nur pro forma, tatsächlich bedeutet Europa in diesem Zusammenhang: Deutschland, Schweden, Ungarn und <i>Sonstige</i>). Und für die Zahl der nach Europa Geflohenen nehmen wir die Anzahl von Asylerstanträgen von Menschen mit syrischer Staatsbürgerschaft pro Kalendermonat. Das sieht dann so aus:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDdirOMmnzlagu4j6YrrFd0n_734u7_5xiB6lML0abBS9WxYtljwLNApnkFIcgvmZmRwkh3Ng5tHC5QqY53yyyL2MkPDE6ixALcPnpYCy72ge2i1sEPX0w0QcsYH9fGaqjvQMPj-TpITI/s1600/Asylantraege_monatlich_Europa.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDdirOMmnzlagu4j6YrrFd0n_734u7_5xiB6lML0abBS9WxYtljwLNApnkFIcgvmZmRwkh3Ng5tHC5QqY53yyyL2MkPDE6ixALcPnpYCy72ge2i1sEPX0w0QcsYH9fGaqjvQMPj-TpITI/s400/Asylantraege_monatlich_Europa.png" width="400" /></a></div>
Offensichtlich wächst die Zahl der nach Europa fliehenden Menschen Jahr zu Jahr an. Außerdem sieht man eine Schwankung mit der Jahreszeit, im Sommer und Herbst sind es mehr Menschen als im Winter und Frühjahr. Und wann begannen die russischen und amerikanischen Luftangriffe auf Syrien? Der rote Pfeil markiert den Beginn der russischen, der blaue den der amerikanischen Angriffe:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR8QpSXVi53HAChRrncBRA4UZdtBOXE9tejNWJ43Gv1ceNdWD11viDju69ZSrJ6bHkpL0OtJJ9c3Q_24CWlC8oEFGCWooikp-maD3sDnVE0LOIodUWpNVthDL_8SZazNRuVnGj5rW4AJQ/s1600/Asylantraege_monatlich_Europa_2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR8QpSXVi53HAChRrncBRA4UZdtBOXE9tejNWJ43Gv1ceNdWD11viDju69ZSrJ6bHkpL0OtJJ9c3Q_24CWlC8oEFGCWooikp-maD3sDnVE0LOIodUWpNVthDL_8SZazNRuVnGj5rW4AJQ/s400/Asylantraege_monatlich_Europa_2.png" width="400" /></a></div>
Da werden sich die Freunde stabilisierenden Eingreifens mit robusten Mandaten aller Orten aber ein Loch in den Ast freuen! Mit dem Beginn von Bombardierungen nimmt die Zahl der nach Europa Fliehenden ab! Vielleicht liegt's aber doch nur am Wetter, und die Bombardierungen haben keinen unmittelbaren Einfluß auf die Anzahl der nach Europa Fliehenden. Nicht mal die russischen. Und Joffe hat einmal mehr schlicht Unrecht. Den "jüngsten Flüchtlingsschub" verdankt "Merkel-Land" nicht dem russischen Bombardement; der jüngste Schub erreichte seinen Höhepunkt bereits vor dem Abwurf der ersten russischen Bombe auf Syrien.<br />
<br />
Gucken wir nun noch einmal das größere Bild an und betrachten nicht nur syrische Flüchtlinge nach Europa, sondern alle Syrer, die Syrien verlassen haben. Umfangreiche Daten dazu findet man bei der <i><a href="http://data.unhcr.org/syrianrefugees/regional.php#">Syria Regional Refugee Response</a></i> der UNHCR. Und wer schon von den Flüchtlingszahlen im letzten Diagramm beunruhigt war, der sollte an dieser Stelle besser aus dem Text aussteigen. Hier sind die Zahlen aller außerhalb Syriens registrierter Flüchtlinge, in kumulativer Darstellung. Die Die Zahlen für Europa (die selben wie um obigen Diagramm, nur nicht pro Monat, sondern kumulativ) sind zum Vergleich eingetragen:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1XBJomPK1mE4ZmiGxqNAvAHGh7gamk_Z0MddkqfBo_VAsY6f8QwI3VlBuTxZ6rubWN0Jh7VfW3uZs72YGl0mfpLrxqDtoclWQid_UB7LC37YHHNbo17KbrSBVxbKzZ60IfY-fyhWGknk/s1600/RegistrierteFluechtende_insgesamt.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1XBJomPK1mE4ZmiGxqNAvAHGh7gamk_Z0MddkqfBo_VAsY6f8QwI3VlBuTxZ6rubWN0Jh7VfW3uZs72YGl0mfpLrxqDtoclWQid_UB7LC37YHHNbo17KbrSBVxbKzZ60IfY-fyhWGknk/s400/RegistrierteFluechtende_insgesamt.png" width="400" /></a></div>
Nur ein Bruchteil der Menschen, die Syrien in den letzten vier Jahren verlassen haben, hat es bisher bis nach Europa geschafft. Hinter den ca. 600 000 Syrern in Europa stehen noch mehr als 4 Millionen weitere Syrer, in Jordanien, dem Libanon, dem Irak, der Türkei, in Ägypten und Sonstigen. Was machen die da so? Wären es christliche Leistungsträger, dann würden die wohl Start-ups für Handy-Klingeltöne gründen oder innovative neue Finanzprodukte erfinden und gemäß ihrem Beitrag zur menschlichen Zivilisation stinkreich werden. Tun sie aber nicht. Muß an deren Kultur liegen. Tatsächlich sind die mit der Aufgabe, nicht zu verhungern, bereits ziemlich ausgelastet.<br />
<br />
Nach dem <i>Strategical Overview 2016-2017</i> der UNHCR sind aktuell 2,702 Millionen geflohene Syrer auf Nahrungsmittelbeihilfen in Form von Bargeld, Gutscheinen oder Sachleistungen angewiesen. Im Sommer 2015 waren es noch 1,823 Millionen Menschen.<br />
Und den Vereinten Nationen mangelt es an Geld, die Menschen auch nur halbwegs angemessen zu versorgen. Und das nicht plötzlich, eindringliche Warnungen vor einer Unterfinanzierungen und der daraus folgenden gewaltigen humanitären Katastrophe gab es immer wieder, in Berichten und Pressemitteilungen von UNHCR und Welternährungsprogramm (WFP). Eine kleine Auswahl:<br />
<br />
Juli 2014:<br />
"<a href="http://www.unhcr.org/53b518499.html">UNHCR warns of dramatic consequences if funding gaps for Syrian refugees continue</a>"<br />
<br />
Oktober 2014:<br />
"<a href="http://data.unhcr.org/syrianrefugees/download.php?id=7310">Urgent funding shortfalls force WFP to cut operations in Syria and sub-regions</a>"<br />
<br />
März 2015:<br />
"<a href="http://www.unhcr.org/551aa6736.html">UNHCR chief warns that Syria crisis at dangerous tipping point, as humanitarian needs outpace funding</a>"<br />
<br />
Juni 2015:<br />
"<a href="http://www.unhcr.org/558acbbc6.html">Funding shortage leaves Syrian refugees in danger of missing vital support</a>"<br />
<br />
Allein, es gab nicht genug Geld für die UNHCR, WFP und deren Partnerorganisationen. Und so nimmt die Katastrophe ihren vorhergesehenen Lauf. In Jordanien ist der Anteil von syrischen Flüchtlingshaushalten mit sicherer Lebensmittelversorgung laut UNHCR (<i>Strategical Overview 2016-2017</i> und <i>3RPProgress Report 2015</i>) von 53% im Jahr 2014 auf 14% im Jahr 2015 abgestürzt, in Jordanien von 25% auf 11%. Der Wert der UN-Lebensmittelgutscheine pro Kopf und Monat wurde je nach Gastland um 22% bis 43% gegenüber 2014 gekürzt. 14% (im Libanon) bis 20% (in Jordanien) der von den Kürzungen betroffenen Familien mit Schulkindern haben angegeben, ihre Kinder aus der Schule genommen zu haben um Geld zu sparen oder sie zum betteln oder arbeiten zu schicken. Kinderarbeit, Zwangsheiraten, Krankheiten, das ganze Horrorprogramm einer ums Überleben kämpfenden Menschengruppe spult sich unter den Geflohenen ab.<br />
<br />
Die UNHCR hatte auch Zahlen genannt, wieviel Geld benötigt würde um die Katastrophe abzuwenden. Für die Lebensmittelversorgung waren es eine runde Milliarde US-$ (Stand Sommer 2015). Und das ist auch eine unvorstellbar große Summe. Eine Milliarde Dollar, das ist, Moment, ich rechne mal nach… Das ist 1,3% des geschätzten Privatvermögens von Bill Gates! Und 1,3% des Besitzes von Bill Gates, das ist eine so astronomisch große Zahl, da ist es kein Wunder, daß die Weltgemeinschaft das nicht aufbringen konnte. (Denn ich will ja nicht ernsthaft vorschlagen, Schwerreiche zur Finanzierung von Flüchtlingen heranzuziehen. Das wäre ja ein völlig falsches Signal an die Leistungsträger. Wenn man auf Millionengewinne auch nur 50% Steuern zahlen müßte, da dächten die sich doch, daß es dann auch nicht mehr die Anstrengung wert ist. Da könnte man sich ja auch gleich in ein Zelt irgendwo in Jordanien setzten und sich bequem mit UN-Lebensmittelgutscheinen versorgen lassen…)<br />
<br />
Nein, nicht russische Bomben oder Klimawandel oder Broders angebliche arabische Geilheit aufs Leiden ist Schuld, wenn Menschen aus Syrien nach Europa kommen wollen. Wir sind Schuld. Denn wir beteiligen uns zwar eifrig am Bomben, die angerichteten Folgen ignorieren wir. Wir lassen Millionen von Menschen irgendwo in der Wüste im Stich. Menschen, die immer weniger zu Essen haben und übrigens auch keine brauchbare medizinische Versorgung oder Zugang zu Bildung oder irgendwelche Zukunftschancen in ihrer Region. Und diese Menschen werden sich in Bewegung setzten, in unsere Richtung. Was sollten sie auch sonst tun? Dasitzen und verhungern, damit der Deutsche sich nicht überfremdet fühlt? Wir lassen die Menschen da, wo sie sind, im Zweifel verrecken und wundern uns dann, wenn sie in immer weiter wachsender Zahl bei uns vor der Tür auftauchen.<br />
Und diese Entwicklung wurde schon seit zwei Jahren angekündigt. Der gegenwärtige Zustand ist also weder überraschend noch ist er unabwendbar gewesen. Er kann also nur eines sein: politisch gewollt.Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-605304883602090112016-02-24T23:13:00.000+01:002016-02-25T14:22:46.446+01:00Relative geistige ArmutEs ist ein Ritual wenn ein Armutsbericht vorgestellt wird. Heute schreibt es Guido Kleinhubbert bei SpOn:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Abgesehen davon, ist der alljährliche Blues-Song sowieso ein schiefes Lied. Für [den Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands] Schneider und seine Fans sind nämlich alle Menschen 'arm', die von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben müssten. Das ist zumindest heikel, denn selbst wenn in unserem Land nur millionen- und milliardenschwere Ferrari-Fahrer gemeldet wären, gäbe es hier Armut. Irgendwer fällt immer unter die Grenze."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-paritaetischer-wohlfahrtsverband-spielt-mit-dem-feuer-a-1078831.html">SpOn 2016</a></div>
<br />
Ja, so ist das. Da hat jemand Blitzgescheites nach einer Flasche Pinot Grigio doch tatsächlich das Konzept der "relativen Armut" verstanden! Gemessen werden in der Tat die Unterschiede im Wohlstand einer Gesellschaft, im Gegensatz zur absoluten Armut, die den Wohlstand gegen einen festen Standard misst.<br />
<i>Aber wo wir gerade dabei sind und ich das mit dieser Wirtschaft nie so recht verstanden habe, da könnte mir ein Wirtschaftsredakteur doch aushelfen. Würde es in Deutschland, würden dort nur noch Millionäre und Milliardäre leben, den Becher Joghurt immer noch für 79 Cent zu kaufen geben? Oder setzt der Genuss der Millionen der Millionäre nicht eher zwingend voraus, daß es genug andere gibt, die darauf angewiesen sind, für Achtfuffzig die Stunde die Regale aufzufüllen und den Boden zu wischen? Sind also Armut und Reichtum nicht ihrem Wesen nach - sofern man den Bereich des nackten Überlebens einmal verlassen hat - grundsätzlich relativ?</i><br />
<i>Ja, da muß sich jetzt wohl auch das Wirtschaftsjournalistenköpfchen gaaanz doll anstrengen! Aber Obacht, nicht, daß es vor lauter Anstrengung plötzlich "Plopp" macht und die ganze warme Luft aus dem Köpfchen entweicht! Dezent aromatisiert mit Pinot Grigio.</i><br />
<br />
2015 schrieb sowas Sebastian Balzter für die FAZ:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Denn die 60-Prozent-Grenze, eben die relative Definition von Armut, sorgt dafür, dass es immer Armut geben wird, solange es Unterschiede bei den Einkommen gibt. Verdoppeln sich in einer Gesellschaft alle Einkommen, verdoppelt sich nach dieser Interpretation nämlich automatisch auch die Armutsgrenze – und es gelten genauso viele Menschen als arm wie vorher, auch wenn sie plötzlich viel mehr Geld zur Verfügung haben."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<a href="http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/armut-und-reichtum/armutsbericht-arm-auf-dem-papier-13442409.html">FAZ 2015</a></div>
<br />
Is ja'n Ding! Aber ich hab's ja begriffen. Wenn sich alle Einkommen verdoppeln, ändert sich an der relativen Armut nix. Aber wenn ich mir statt einmal nun zweimal Fleisch in der Woche leisten kann und wer anders sich statt einmal nun zweimal im Jahr Tauchurlaub auf den Seychellen, dann ist der Wohlstandsabstand zwischen uns beiden gewachsen. Das Prinzip der relativen Armut, ist klar.<br />
<br />
2014 erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Der relative Armutsbegriff, der u. a. im Armutsbericht der Bundesregierung verwendet wird, hat nichts mit Bedürftigkeit zu tun. Er sagt nur etwas über die relative Einkommensposition gegenüber anderen aus. Eine Verdopplung bzw. Halbierung aller Einkommen ändert nichts an der Verbreitung relativer Armut.<br />
Der relative Armutsbegriff hat absurde Konsequenzen: Je mehr Reiche in ein Land einwandern, desto mehr steigt danach die Armut."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<a href="http://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/id/DE_Arbeit_statt_Armut">BDA 2014</a></div>
<br />
Die <i>relative</i> Armut, genau. Und genau, eine Verdopplung Öder Halbierung <i>aller</i> Einkommen ändert nichts an der relativen Armut, hatten wir doch schon mal erwähnt. Das war ja auch die Idee hinter dem Konzept der relativen Armut, nicht? Ham' wa jetzt aber wirklich kapiert!<br />
<br />
2013 schreib Wolfram Weimer für das Handesblatt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Die krude Systematik des Armutsberichts bedeutet, dass Armut nie überwunden werden kann! Egal wie reich die Armen wirklich werden. Wächst nämlich der Wohlstand in Deutschland an oder wandern Tüchtige und Reiche nach Deutschland ein, so wird damit – nach der verqueren Logik solcher „Berichte” – statistisch mehr Armut geschaffen. Umgekehrt gilt: Wenn alle ärmer werden, dann sinkt die Armutsquote. Schon alleine aus diesem Grund sollte man auf diese Sorte von Armutsberichten ganz verzichten. Denn sie sind reine ideologische Vexierspiele."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<a href="http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/weimers-woche/weimers-woche-schafft-den-armutsbericht-ab/7898498.html">Handelsblatt 2013</a></div>
Och nö! Bitte…<br />
<br />
Und 2012 schreib Damar Schulze Heuling für den Cicero:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Dieser Armutsbegriff, der auch von der Bundesregierung verwendet wird, misst somit nicht mehr die Deckung eines Bedarfs, sondern ein Verteilungsmuster. Insofern ist es irreführend, von einer Armutsdefinition zu sprechen.
Die Verwendung dieses Verteilungsmaßes zur Bestimmung von Armut kann bizarre Konsequenzen haben. Wenn etwa die Mehrheit einer Bevölkerung hungert, dann wäre nach dem relativen Armutsbegriff trotzdem niemand arm. Ganz anders aber würde die Armutsstatistik den Millionär unter Milliardären beschreiben. Der fiele in die Gruppe der armen Schlucker!"</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<a href="http://www.cicero.de/berliner-republik/ein-land-rechnet-sich-arm/52338">Cicero 2012</a></div>
Jo. Wenn alle hungern, dann sind alle absolut arm aber nicht relativ. Und der Millionär unter Milliardären ist relativ arm, aber nicht absolut. Gott, wie erklärt man's ihnen bloß? Vielleicht so:<br />
Angenommen, ich hätte eine gut laufende Zeitung und zahle jedem Ressortleiter eine 10%ige Gehaltserhöhung, Jahr für Jahr. Nur dem Ressortleiter Wirtschaft nicht, der kriegt nur eine 1%ige Erhöhung. Mal sehen, wie lange es dauert, bis der das voll Moppelkotze findet. Und wenn er sich dann beschwert, dann sage ich ihm: "Was beklagst Du Dich hier? Du kriegst doch auch immer mehr, gemessen an der Deckung deines Bedarfs hast du eine Menge Kohle und überhaupt, die Raumpfleger wären glücklich wenn sie soviel Geld hätten wir du!"<br />
Und wenn er dann immer noch nicht Ruhe gibt, dann wäre es vielleicht besser, ihn gar nicht erst über die Einkommensentwicklung im Verlag in Kenntnis zu setzten. Diese Sorte Information ist nur ein "rein ideologisches Vexierspiel" und könnte ihn am Ende noch zu falschen Schlussfolgerungen verleiten!<br />
<br />
<br />
<b>Ergänzung (25.2.):</b><br />
<br />
Ein paar Diagramme zur Erläuterung der Kommentare:<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMC5YX3mErQq4JES1iFIzoo-gZ_3y8oQ8UvqZO1_ICLIiwl1yjsJTnLkJhu3qyh6ENMqvA_f02Twr6gQlwaruhDLoDE0dU2S0lHbUYk7SfAmHU_Uu7Q5Y5q6D8GWDcgudLEv8Ys1EGH5c/s1600/RelativeArmut_1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMC5YX3mErQq4JES1iFIzoo-gZ_3y8oQ8UvqZO1_ICLIiwl1yjsJTnLkJhu3qyh6ENMqvA_f02Twr6gQlwaruhDLoDE0dU2S0lHbUYk7SfAmHU_Uu7Q5Y5q6D8GWDcgudLEv8Ys1EGH5c/s400/RelativeArmut_1.png" width="400" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzIOeNXE0CJA3Mwdwa-claPLPaFIxZvpLj59FRCfed2aC9lh5FfCAFh2yrJ6Gh5M-zdtd7XqcaX40XXT31FYvqXE6L1OXJIJlgUE2XWD5rzTCj_vRGm4D2aHx0r9R8LUMJb_aa7xwNnlg/s1600/RelativeArmut_2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzIOeNXE0CJA3Mwdwa-claPLPaFIxZvpLj59FRCfed2aC9lh5FfCAFh2yrJ6Gh5M-zdtd7XqcaX40XXT31FYvqXE6L1OXJIJlgUE2XWD5rzTCj_vRGm4D2aHx0r9R8LUMJb_aa7xwNnlg/s400/RelativeArmut_2.png" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPNF51e4TDZE2VcKlQGG2bSYECKPpjvPzBFnanJMEY5hnIT9gmoJcbghkvCb3GwkijgphRe7rp-hLBc2051zVYHcgFtukl9lTYPsVfz3Vhy9aehqrS2Ys0wt0tIfC0AdcL4ZbOooByYso/s1600/RelativeArmut_3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPNF51e4TDZE2VcKlQGG2bSYECKPpjvPzBFnanJMEY5hnIT9gmoJcbghkvCb3GwkijgphRe7rp-hLBc2051zVYHcgFtukl9lTYPsVfz3Vhy9aehqrS2Ys0wt0tIfC0AdcL4ZbOooByYso/s400/RelativeArmut_3.png" width="400" /></a></div>
<br />Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com21tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-80409522876658639882016-02-14T19:32:00.000+01:002016-02-14T19:33:10.780+01:00Play hardMan ja jetzt nicht unbedingt soo wahnsinnig gerne einen Kindergeburtstag im Haus. Aber zwei Kindergeburtstage gleichzeitig? Also wurde die Party der Zwillinge ausgelagert in eine kleine Elterninitiativen-Kita in der Nähe mit einem sehr schönen Spielzimmer und einem kleinen Hof und mit allem, was die junge Zielgruppe für ein Fun-Event so braucht. Gut, diese kleine private Kita wird von diesen Bioreiswaffelmüttern betrieben. Frauen, die sich sorgen, ob die Fischstäbchen auch stressfrei in Form gestanzt wurden (also stressfrei für den Fisch, nicht für die Billiglöhner in der Fischfabrik). Ja, zugehörigen Väter sind wohl eigentlich auch involviert, scheinen sich aber darauf zu beschränken, den Windeleimer auszuleeren und ansonsten die Bioreiswaffelmütter einfach mal machen zu lassen. Aber im Prinzip sind die ja ganz nett.<br />
Zuerst waren sie ein wenig skeptisch ob sie die Räumlichkeiten für eine Geburtstagsfeier vermieten könnten, und dann auch noch an einem Sonntagvormittag, oder ob das nicht womöglich Ärger gäbe. Aber schließlich haben sie dann doch mit der Einschränkung, nicht mehr als fünfzehn Kinder dazuhaben, zugestimmt, und das für einen wirklich fairen Kostenbeitrag für den Kita-Betrieb. Und fünfzehn Kinder sollten ja auch kein Problem sein: zwei eigene, jeder kann sechs Freunde einladen, alles im grünen Bereich. Allein, die Praxis ist komplizierter als die Theorie. Die einen brachten noch ihre Geschwisterchen mit weil die ja auch irgendwohin müssen, dann kamen noch irgendwelche Leute deren Kinder Freunde von Freunden sind (ich dachte, sowas kommt erst wenn die älter sind?), und schwups waren es schon zwanzig Kinder. Und zwanzig Kinder der Altersgruppe 3 bis 5 können, ist die Party erst einmal richtig in Fahrt gekommen, einen ganz beachtlichen Geräuschpegel hervorbringen. Einen wirklich ganz Beachtlichen! Und da kann ich die Nachbarn irgendwo ja auch ein bisschen verstehen. Wenn man montags bis freitags einen Kindergarten im Block hat und dann Sonntag Mittag der Lärm noch einmal zu neuen Höhepunkten anschwillt, da kann man schon mal etwas gereizt reagieren.<br />
Es klopfte also die Staatsgewalt an der Tür. Zuerst hatte ich sie bei all dem Kindergekreische gar nicht gehört. Irgendwann aber fielen mir die winkenden Polizisten vor dem Fenster doch noch auf, also ging ich raus um sie in der Stille der nur mittelstark befahrenen Straße verstehen zu können. Die Exekutive war sehr nett, da kann man in diesem Fall wirklich nix sagen, und sie ließ auch keinen Zweifel daran, daß sie den Einsatz gegen einen Kindergeburtstag jetzt nicht unbedingt als eine Heldentat im Kampf für unsere freiheitlich-demokatische Grundordnung betrachtete. Trotzdem meinten die Beamten, daß es vielleicht ganz gut wäre, wenn die Party dann langsam auch mal zu ihrem Ende kommen würde. Bei der feiernden Crowd zwischen Indoor-Schaukel und Kissenburg wurde diese Wendung mit einer gewissen Enttäuschung aufgenommen. Aber dennoch glaube ich, daß die Polizei den Zwillingen langfristig gesehen das schönste Geburtstagsgeschenk überhaupt gemacht hat:<br />
<b>"Meine erste Party, die von der Polizei beendet wurde, das war mein vierter Geburtstag!"</b> Sowas kann man doch bis Mitte Zwanzig noch voller Stolz erzählen!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-25173217616490840332016-02-08T19:43:00.000+01:002016-02-08T19:43:56.344+01:00Meine Wahrheit und deine Verschwörung<blockquote class="tr_bq">
"Zur Ausrottung des Unkrautes der ketzerischen Verdrehtheit aus der Mitte des christlichen Volkes, des Unkrautes, das üppiger als gewohnt nachgewachsen ist und das der Feind des Menschen in dieser Zeit noch frecher nachsät, haben wir desto eifriger beschlossen, uns entsprechend der uns aufgetragenen Sorge zu bemühen, je verderblicher es wäre, wollten wir übersehen, dass dieses Unkraut sich zur Abtötung des katholischen Samens ausbreitet. Da wir aber wünschen, dass gegen die Handlanger solcher Schlechtigkeit die Söhne der Kirche und die Eiferer des rechten Glaubens sich erheben und uns zur Seite stehen, haben wir einige Anordnungen herausgegeben, die von euch als getreuen Verteidigern eben dieses Glaubens mit großer Sorgfalt zu beachten sind, Anordnungen, die im Folgenden der Reihe nach aufgeführt sind."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
Papst Innozenz IV, <i>Bull Ad Extirpanda </i>(1252)</div>
<blockquote class="tr_bq">
"Verschwörungstheorien - der Glaube, daß Ereignisse von Mächten im Verborgenen geheim manipuliert werden - haben eine lange Geschichte und sie existieren in allen modernen Gesellschaften. Jedoch nimmt ihre Bedeutung gegenwärtig zu, insbesondere in Europa. […] </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Nur ein internationales und interdisziplinäres Gemeinschaftsunternehmen wird zu einem umfassenden Verständnis der Geschichte, Politik, Soziologie, Rhetorik und Psychologie von Verschwörungstheorien führen, wie es gebraucht wird um deren für demokratische Werte oft schädlichen Effekte zu begegnen. Das Ziel dieser COST Action ist daher, eine vergleichende Analyse von Verschwörungstheorien anzubieten und Empfehlungen und Strategien für Akteure zu entwickeln, die mit ihnen konfrontiert werden."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<i>Memorandum of Understanding for the implementation</i></div>
<div style="text-align: right;">
<i>of the COST Action</i> "Comparative Analysis of Conspiracy Theories" (2015)</div>
<br />
Ja, ich weiß, eigentlich kann man die beiden Zitate oben unmöglich in eine Reihe stellen. Schon historisch handelt es sich dabei um zwei völlig verschiedene Zusammenhänge. Im ersten geht es um die Kirche und deren Kampf gegen Irrlehren, die sie für falsch und gefährlich <i>hielt</i>. Im zweiten geht es um Wissenschaft und ihren Kampf gegen Irrlehren, die - nun ja - falsch und gefährlich <i>sind</i>. So weit, so klar. Trotzdem gucken wir uns die COST Action 15101, "Comparative Analysis of Conspiracy Theories", noch etwas genauer an.<br />
<br />
COST ist ein von europäischen und benachbarten Staaten unterhaltenes Finanzierungsprogramm für internationale wissenschaftliche Forschung. Und im Oktober letzten Jahres wurde ein neues Programm, eine <i>Action</i>, bewilligt, eben jene "Vergleichende Analyse von Verschwörungstheorien". Und da diese COST Actions sehr transparent organisiert sind, kann man sich z.B. das zugehörige <i><a href="http://w3.cost.eu/fileadmin/domain_files/CA/Action_CA15101/mou/CA15101-e.pdf">Memorandum of Understanding</a></i> (MoU) ansehen, in dem das beginnende Forschungsprogramm zu Verschwörungstheorien dargelegt wird. Und da fällt gleich die schon beängstigend flüchtige Definition des Forschungsgegenstands selbst auf. Eine Verschwörungstheorie sei <i>"the belief that events are secretly manipulated behind the scenes by powerful forces"</i>.<br />
<br />
Eine Verschwörungstheorie wäre also demnach, wenn Mitglieder einer Exilregierung eine PR-Agentur beauftragen, vor den Vereinten Nationen eine erfundene Gräuelgeschichte vorzutragen um die Weltöffentlichkeit zur Unterstützung eines Krieg zu gewinnen [<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenl%C3%BCge">1</a>]. Oder wenn Diplomaten und Mitglieder der US-Regierung behaupten, libysche Soldaten würden, mit Viagra ausgestattet, Massenvergewaltigungen begehen. Und sie damit das Eingreifen der NATO in den libyschen Bürgerkrieg rechtfertigen. Und sich nach dem Krieg herausstellt, daß es diese Massenvergewaltigungen nie gegeben hat [<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/2011_Libyan_rape_allegations">2</a>]. <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Saddam_Hussein%27s_alleged_shredder">Oder</a> <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_des_Irakkriegs">oder</a> <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hufeisenplan">oder</a>.<br />
Kurzum, mächtige Kreise manipulieren die Welt tatsächlich im Geheimen, das ist so klar wie etwas nur sein kann.<br />
<br />
Nun wird man vielleicht hoffen, die an der Untersuchung von "Verschwörungstheorien" beteiligten Wissenschaftler würden schon sorgsam Unsinn und sensible politische Positionen trennen.<br />
Tun sie nicht.<br />
Die COST Action "Comparative Analysis of Conspiracy Theories" bezieht aktuelle politische Konflikte explizit mit ein. So werden im MoU etwa drei Akteure benannt, die Verschwörungstheorien verbreiteten: Orban, Erdogan und Putin. Und bei aller Antipathie für die drei - bisher war die Auseinandersetzung mit politischen Gegnern Aufgabe der Politik, nicht die der akademischen Forschung. Und die Behauptungen der Gegner waren <i>andere politische Positionen</i> oder, wenn man sie entwerten wollte, <i>Propaganda</i>. Aber sie waren keine "Verschwörungstheorien". Nur würde sich der Auftrag, Wissenschaftler entwickelten Strategien zur Abwehr anderer politische Positionen oder Propaganda nicht so recht überzeugend anhören verglichen mit dem Auftrag, Strategien zur Abwehr von Verschwörungstheorien zu entwickeln.<br />
<br />
Zumindest mir bereitet es Unbehagen, wenn Wissenschaftler es als ihre Aufgabe ansehen, in einem Konflikt politische Positionen zu untermauern oder zu unterminieren. Oder, wie es im MoU noch heißt, dem Vertrauensverlust in Institutionen und Medien entgegen zu wirken. Oder wenn sie Unternehmen Strategien und Ressourcen zur Verfügung stellen wollen, um mit ungerechtfertigten Angriffen von Verschwörungstheoretikern fertig zu werden (MoU, Absatz 2.1.1).<br />
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Vielleicht ist dieses Unbehagen aber auch nur eine Folge dessen, daß ich selbst schon zu einem Verschwörungstheoretiker geworden bin. Das könnte so gekommen sein:<br />
Im MoU sprechen sie, um die Bedeutung ihrer Arbeit zu belegen, von einem Problem der Europäischen Union, dem <i>"conspiracy-minded Russian nationalism stoking the crisis in Ukraine"</i>.<br />
Nun glaube ich persönlich nicht, daß das Massaker auf dem Maidan das Werk von Scharfschützen der von der ukrainischen Regierung kontrollierten Polizei war, sondern daß vielmehr ukrainische Faschisten dahinter steckten. Und daß europäische Regierungen und die USA der Massenmord in Kiew letztlich egal war, da er dem gewünschten Regierungswechsel in der Ukraine dienlich war. Dies hielt ich bislang für eine diskutable Interpretation der Ereignisse [<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Euromaidan#Kontroverse_um_den_Einsatz_von_Scharfsch.C3.BCtzen">3</a>]. Und wenn ich mich zudem noch daran erinnere, daß Viktor Janukowitsch ein demokratisch gewählter Präsident war, der von den USA, der EU und Deutschland als solcher anerkannt worden war, dann erscheint mir die Einschätzung, der mit Rückhalt vor allem im Osten der Ukraine demokratisch gewählte Präsident sei mithilfe von Faschisten und mit stillschweigendem Einverständnis der EU und der USA gestürzt worden, nicht unplausibel. Daraus folgt ein gewisses Grundverständnis für einen eher nach Russland ausgerichteten Widerstand im Osten der Ukraine. Nur ist das jetzt womöglich schon <i>"conspiracy-minded"?</i> Und so sehe ich mich mit einer politischen Einschätzung, die ich für vielleicht nicht mehrheitsfähig, aber doch zumindest für diskutabel hielt, in die Nähe von Leuten gestellt, die glauben, Echsenwesen würden uns alle mit Chemtrails gedankenkontrollieren.<br />
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Ich sehe in diesem Forschungsprogramm also durchaus eine potentielle Gefahr und teile damit wohl die Einschätzung, die <a href="http://blog.fdik.org/2016-02/s1454354272#readon">Volker</a> schon vor einiger Zeit gemacht hat.<br />
Natürlich bleibt abzuwarten, was die "Comparative Analysis of Conspiracy Theories" an Ergebnissen hervor bringen wird. Erst daran wird sich zeigen, ob die Wissenschaft sich tatsächlich weniger um die Suche nach der Wahrheit kümmert als vielmehr um die Verteidigung dessen, was sie für die Wahrheit hält. Oder was die Geldgeber aus Politik und Wirtschaft wollen, daß es für die Wahrheit gehalten werde. Es gibt aber auf jeden Fall Grund, die Aktivitäten der COST Action 15101 im Blick zu behalten. Im Interesse dieser gern herangezogenen demokratischen Werte.Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-10890756055881114972016-02-05T11:48:00.000+01:002016-02-05T11:48:13.391+01:00Vom Suchen und Finden Gottes<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft mach atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
Werner Heisenberg, Quantenphysiker und Nobelpreisträger für Physik 1932</div>
<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Wenn wir aufrichtig sind - und Wissenschaftler haben es zu sein - dann müssen wir zugeben, daß Religion nur ein Gewirr aus falschen Annahmen ist ohne jede Stützung durch die Realität. Die Vorstellung von Gott selbst ist ein Produkt der menschlichen Phantasie. […] Wenn Religion immer noch gelehrt wird, dann keinesfalls weil uns ihre Konzepte noch immer überzeugen würden, sondern einfach weil manche von uns die niederen Klassen gerne ruhig halten möchten. Ruhige Menschen sind viel einfacher zu regieren als Lärmende, Unzufriedene. Und sie sind auch viel leichter auszubeuten."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
Paul Dirac, Quantenphysiker und Nobelpreisträger für Physik 1933</div>
<br />
Und wenn man daraus etwas lernt, dann, daß man der wissenschaftlichen Expertise bei der Beurteilung von Religion auch nicht mehr Bedeutung beimessen muß als einer halbwegs gesunden Portion Menschenverstand.<br />
Das nur, falls mal wieder irgendwo, in der <i><a href="http://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/01/glauben-religion-physik-widerspruch-katholizismus-martin-nowak/komplettansicht">Zeit</a></i> oder so, irgendein Wissenschaftler mit imposanter Professur für HastDuNichtGesehen seine abgrundtiefsinnige Meinung zu Gott raushauen darf...Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-84368669074845612192016-02-03T19:22:00.002+01:002016-02-03T19:22:36.054+01:00The science of things that aren't soBetrachten wir mal ein interessantes menschliches Phänomen. Ein Phänomen, das in allen Bereichen des Lebens existiert und das Irving Langmuir mit Blick auf die Naturwissenschaften trefflich mit <i>The science of things that aren't so</i> umschrieb. Er meinte damit wissenschaftliche Forschungen, die sich mit nicht-existenten Effekten oder Entitäten befassen - und dies nicht auf der Meta-Ebene, sondern ganz unmittelbar. Dabei geht es nicht um einzelne irrgeleitete Arbeiten oder Forscher sondern um ganze Forschungszweige, die sich über Jahre oder Jahrzehnte entwickeln, anerkannt in der wissenschaftlichen Gemeinde, durchgeführt von anerkannten, teils bedeutenden Wissenschaftlern mit anerkannten Methoden und mitunter hundertfach publiziert in anerkannten Fachjournalen - und die sich doch nur mit Beobachtungen und Phänomenen beschäftigen, die allein in den Köpfen der Wissenschaftler existieren.
Solche Entwicklungen sind gar nicht so selten wie man vielleicht vermuten sollte. Allein ein kurze <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Pathological_science">Wikipedia</a>-Suche liefert ein Dutzend Beispiele alleine in den Naturwissenschaften in nicht einmal 150 Jahren. Nur wird nur halt nach dem Zusammenbruch einer solchen Phantomforschung nicht mehr so gerne über sie gesprochen...<br />
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Das allgemein bekannteste Beispiel sind wohl die "<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Marskan%C3%A4le">Marskanäle</a>", lineare Strukturen auf der Oberfläche des Mars, die der sehr respektable Astronom Giovanni Schiaparelli 1877 entdeckt zu haben glaubte. Zunächst gab es zwar Zweifel über die Realität dieser "Kanäle", doch nach und nach bestätigten immer mehr Astronomen in der Welt nach eigenen Beobachtungen ihre Existenz und eine ganze Forschungsgeschichte begann. Es wurden Arbeiten über ihre Natur, ihren Ursprung und ihre Veränderlichkeit veröffentlicht. Der bedeutende Astronom Percival Lowell beanspruchte 1905 gar, diese Kanäle fotografiert zu haben [<a href="http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1905LowOB...1..134L">1</a>] und seine Kollegen bestätigten Lowells Analyse der Bilder [<a href="http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1916Obs....39..363H">2</a>]. Zwar erlosch der Zweifel an der Existenz dieser Kanäle nie komplett, 1907 etwa veröffentliche der Astronom Simon Newcomb im <i>Astrophysical Journal</i> eine umfangreiche Untersuchung der Mars-Beobachtungen und schloß, daß er "cannot but feel that the proof of its objective reality is incomplete until the observers of the system [of canals] investigate the processes of visual inference in their own eyes" [<a href="http://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?1907ApJ....26....1N&data_type=PDF_HIGH&whole_paper=YES&type=PRINTER&filetype=.pdf">3</a>]. Doch Lowell antwortete sofort mit einem anderen Artikel [<a href="http://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?1907ApJ....26..131L&data_type=PDF_HIGH&whole_paper=YES&type=PRINTER&filetype=.pdf">4</a>], der mit "Selber doof!" ganz gut zusammengefasst ist. So blieb die Existenz der Marskanäle bis in die 1930er Jahre Teil des wissenschaftlichen Mainstreams. Erst sechzig Jahre nach ihrer vermeintlichen Entdeckung setzte sich nach und nach die Erkenntnis durch, daß es sich dabei nur um Illusion, optische Täuschung, unbewusste Mustererkennung des Gehirns handelte. Die letzte Marskarte, die diese nicht existierenden Kanäle noch zeigte, wurde im Jahr 1962 angefertigt [<a href="http://www.planetary.org/multimedia/space-images/mars/united-states-air-force-map-mars.html">5</a>], zur Vorbereitung des ersten Vorbeiflugs einer Raumsonde am roten Planeten.<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiznkn0W7bXHb8RldAGcnonfBxVhYMWjHVpDI7t5sSZLZRGpG9DjuF_sBb2OcBCrauoH0PEWjoE9u-YWHh_CDSsa3GmfpCm6xi39_fO6SVKctaOd-hCSYv5Um6jfubdvOfySOk6MjVyVXw/s1600/MarsMap1927.png" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="232" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiznkn0W7bXHb8RldAGcnonfBxVhYMWjHVpDI7t5sSZLZRGpG9DjuF_sBb2OcBCrauoH0PEWjoE9u-YWHh_CDSsa3GmfpCm6xi39_fO6SVKctaOd-hCSYv5Um6jfubdvOfySOk6MjVyVXw/s400/MarsMap1927.png" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Karte des Mars (Veröffentlicht 1927 von der <i>British Astronomical Association</i>)</td></tr>
</tbody></table>
Ein zweites schönes Beispiel ist die vermeintliche Entdeckung der "N-Strahlen" durch den französischen Physiker Blondlot im Jahre 1901. Dieser glaube, wie Jahre zuvor Wilhelm Conrad Röntgen mit seinen X-Strahlen (im Deutschen heißen sie heute "Röntgenstrahlen", in anderen Sprachen noch immer "X-rays"), ebenfalls eine neue Strahlungsart entdeckt zu haben, eben die "N-Strahlen". Französische Physiker studierten und analysierten diese neue Strahlung und publizierten ihre Ergebnisse in Fachjournalen. Bis sich die französische Physikergemeinde 1904, nicht ohne Mühe und Raffinesse, davon überzeugen ließ, daß diese N-Strahlen gar nicht existierten und alle Effekte, die sie auf diese Strahlen zurückführten, nichts als Einbildung und Autosuggestion waren <i>(Der kurze <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/N-Strahlen">Wikipedia-Artikel zum Thema</a> gibt eine lesenswerte Übersicht).</i><br />
<br />
Diese <i>science of things that aren't so</i> nun könnte Anstoß zu zwei Gedankengängen sein:<br />
Wenn es offenbar möglich ist, über viele Jahre wissenschaftliche Forschung an nicht existenten Phänomenen durchzuführen, dann könnte man zu der These gelangen, daß "die Welt so zu beschreiben, wie sie ist" keine notwendige Voraussetzung für Wissenschaftlichkeit ist. Aber diese These wäre der Gottseibeiuns aller Freunde der Wissenschaft. Deshalb wollen wir diesen Gedanken lieber nicht weiter verfolgen.<br />
Weiter könnte man sich aber auch fragen, in welchen relevanten Bereichen - wenn selbst die Objektivität so hoch wertende Naturwissenschaft mitunter nur die Realität in den Köpfen untersucht - solche Verirrungen noch auftreten. Reden wir z.B. mal vom Journalismus…<br />
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Man muß nun wahrlich kein "Lügenpresse" grölender Pegidist sein um ein beunruhigendes Maß an Versagen der Medien zu sehen. Beginnend mit der Berichterstattung zur Krise und folgendem Bürgerkrieg in der Ukraine über Griechenland, GWL-Streiks und Syrienkrieg wurde eine ungeheure Einseitigkeit und Voreingenommenheit deutlich. Gerne wird dies mit gezielter politischer Propaganda erklärt und ich finde diese Erklärung für einzelne Akteure durchaus plausibel. Ich glaube aber nicht, daß dies dem Phänomen insgesamt gerecht wird. Denn damit erklärt sich weder der offenkundige Realitätsverlust in weiten Teilen der Medien noch den Rückhalt, den dieser innerhalb der Medien erfährt.<br />
Mit Realitätsverlust meine ich Fälle wie die Heute-Nachrichten, die ukrainische Milizen mit Hakenkreuzen und SS-Runen an den Helmen zeigen und im Kommentar dazu dazu von "Freiwilligenbataillonen aus nahezu jedem politischem Spektrum" zu sprechen [<a href="http://www.tagesspiegel.de/medien/ukraine-konflikt-im-zdf-hakenkreuz-und-ss-rune-protest-von-zuschauern/10685462.html">6</a>]. Oder von Berichten zu einer russischen Pressekonferenz, in denen Satellitenbilder aus der Konferenz präsentiert werden mit der Behauptung in der Bildunterschrift, Russland hätte die Aufnahmedaten der Bilder verschwiegen. Und das, obwohl die Aufnahmedaten groß und deutlich im Bild selbst drinstehen [<a href="http://wahrheitueberwahrheit.blogspot.com/2015/12/multiples-raum-zeit-versagen.html">7</a>]. Und man könnte den Bogen noch viel weiter spannen. Jeder konnte in Youtube-Videos sehen, daß das Gewerkschaftshaus von Odessa von einem Mob mit Molotowcocktails gezielt in Brand gesetzt wurde, während Menschen sich darin befanden. In der Tagesschau hieß es nur, das Gebäude sei "in Brand geraten" [<a href="https://books.google.de/books?id=6FScBgAAQBAJ&pg=PT22&lpg=PT22&dq=odessa+%22in+brand+geraten%22&source=bl&ots=qAOm_iIcXQ&sig=er8BrJWu51QVLCHw4AAfz29oZGA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj2o9ajhdzKAhWLXhoKHQ3uDm8Q6AEIPDAF#v=onepage&q=odessa%20%22in%20brand%20geraten%22&f=false">8</a>].<br />
Kurzum, zwischen dem, was man sieht und dem, was dazu erzählt wird, klafft ein unübersehbarer Abgrund. Es scheint einfach keinen Abgleich des Erzählten mit dem Sichtbaren mehr zu geben.
Und dies ist nicht allein Propaganda. Propaganda als bewusste, gezielte Manipulation wäre besser, weniger offensichtlich.<br />
Dazu passt, daß die in einem solchen Fall aufbrandende Kritik an den Medien innerhalb der Medien gar nicht ernst genommen wird. Von Josef Jaffes Zeit-Texten bis zu Extra-3-Satiren wird eine grundsätzliche Kritik an den Medien abgewertet oder lächerlich gemacht. Selbst Journalisten, die, wie <i>Übermedien</i>, "Medien besser kritisieren" wollen, scheinen damit zu meinen, nur ja keinen zu weiten Blickwinkel zu entwickeln. All diese Journalisten sind keine gezielten Propagandisten. Man könnte eher annehmen, sie glaubten wirklich, was sie sagen? Man könnte einmal annehmen, der Journalismus ist in der selben Situation wie die Naturwissenschaft mitunter auch. So wie die <i>science of things that aren't so</i> nach allen Regeln der Kunst Forschung zu einer Welt produziert, die nur im Kopf existiert, so produziert ein <i>journalism of things that aren't so</i> nach allen Regen der Kunst Journalismus aus einer Welt, die nur im Kopf existiert? Nicht in betrügerischer Absicht, sondern weil sich das Denken von der Realität gelöst hat?<br />
<br />
Wie sollte so etwas möglich sein? Sowohl in der Wissenschaft als auch im Journalismus wäre die Vorraussetzung, von einer Position oder scheinbaren Tatsache absolut überzeugt zu sein. Seien es Astronomen, die die Existenz der von ihnen untersuchten Marskanäle für jenseits aller Zweifel halten oder Journalisten, die die russische Aggressivität und Boshaftigkeit für eine völlig unbestreitbare Offensichtlichkeit halten. Solche Überzeugungen können sich womöglich in Gruppen ausbilden, der Mensch neigt schließlich grundsätzlich dazu, sich einer Meinung anzuschließen, die eine Gruppe um ihn herum teilt, selbst dann, wenn diese seiner eigenen Wahrnehmung widerspricht [<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Konformit%C3%A4tsexperiment_von_Asch">9</a>]. Wird eine Meinung von einer anerkannten Autorität innerhalb einer Gruppe entschieden vertreten, dann wird es ebenfalls attraktiv, sich dieser Meinung anzuschließen, erst recht, wenn diese Autorität Einfluß auf die eigene Karriere hat. Ein Einzelner wird die Position, der Leiter seiner Forschungsgruppe und alle übrigen Mitglieder würden statt N-Strahlen nur Hirngespinste sehen, nicht lange durchhalten...<br />
<br />
Diese feste Überzeugung von der eigenen Position erlaubt es dann auch, eigene Fehler besser zu verkraften. Beispielsweise haben deutsche Medien wieder und wieder Bilder von vermeintlichen russischen Panzern im Osten der Ukraine präsentiert [<a href="http://www.tagesspiegel.de/medien/falsche-bilder-bei-der-ard-zum-ukraine-konflikt-propagandatricks-oder-pannen-in-serie/10637680.html">10</a>,<a href="http://blauerbote.com/2015/02/13/neue-panzerfalschbilder-beim-zdf-zu-angeblicher-ukraine-invasion/">11</a>,<a href="http://wahrheitueberwahrheit.blogspot.com/2014/11/donezk-unter-kontrolle-russischer.html">12</a>]. Man sollte meinen, daß das Verschieben von Panzern in ein anderes Land, etwa weil man den Begleittext des Bildes aus der Agentur nicht aufmerksam gelesen hat, einen Fehler darstellt, der einem Journalisten die Schamröte in Gesicht treibt und zu einer aufrichtige Entschuldigung und mehr Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht führt. Hält man hingegen die Anwesenheit russischer Panzer in der Ostukraine für eine Wahrheit jenseits aller Diskussionswürdigkeit, so spielen falsche Bilder keine besonders große Rolle. Sind eher eine Bagatelle, so als würde man die Sonne versehentlich mit einem Bild des Mondes illustrieren. Jeder weiß doch im Grunde, daß dies eine offensichtlich harmlose Verwechslung war und kein hinterhältiger Manipulationsversuch der "Lügenpresse"? Auf diese Weise erklärt sich, was Außenstehende als Skrupellosigkeit und Kaltschnäuzigkeit in den Medien wahrnehmen.<br />
<br />
Die Zeit nun verfestigt einen einmal erzielten Konsens eher als daß sie ihn gefährdet. Menschen, die schon Jahre oder Jahrzehnte lang eine Meinung vertreten und Arbeit in sie investiert haben, werden sich eher schwerer als leichter tun, diese Meinung wieder aufzugeben. Manch einer tut es, und ich halte dies für ein Zeichen außergewöhnlicher charakterlicher Stärke. Viele beharren lieber auf ihrem einmal eingenommenen Standpunkt, und wenn sie sich dafür unempfänglich machen müssen gegenüber Fakten und Argumenten.<br />
<br />
Ebenfalls eher stabilisierend ist in einem solchen Fall das Auftreten einer oppositionellen Gruppe. Wird die Überzeugung von außen angegriffen, dann nimmt die Tendenz zur Selbstkritik innerhalb einer Gruppe eher ab. Stattdessen wird der eigene Standpunkt gegenüber einer anderen Gruppe verteidigt, indem diese abgewertet wird oder ihr üble Absichten unterstellt werden. So mag es in der nationalistischen Stimmung des frühen 20. Jahrhunderts in Frankreich nicht vorstellbar gewesen sein, daß die Nichtreproduzierbarkeit der französischen Forschung zu den N-Strahlen durch deutsche Wissenschaftler bedeutet, daß man selbst falsch läge. Die Deutschen mussten einfach nur schlechte Experimentatoren sein oder den französischen Kollegen eine große Entdeckung neiden. Es brauchte einen amerikanischen Physiker als neutralen Gutachter, um den Fehler zu finden. Und wenn Menschen heute den Journalismus grundsätzlich kritisieren, dann kann dies nicht daran liegen, daß der Journalismus tatsächlich am Abgleich mit der Welt versagt. Viel eher haben diese Menschen, Amateure die sie nun mal sind, keine Ahnung. Oder sind selber ideologisch verblendet. "Journalismus besser kritisieren" bedeutet dann nurmehr, einzelne Beobachtungen der Marskanäle für nicht so besonders gelungen zu halten. Die Existenz der Marskanäle an sich in Frage zu stellen bleibt tabu. Ein Ausscheren aus der Gruppe ist Verrat.<br />
<br />
Wo wir schon ins große Plaudern von den Marskanälen bis zum Krieg in der Ukraine gekommen sind, sollten wir zum Schluß noch einen Blick auf das werfen, was gerne unter das Thema "Verschwörungstheorien" eingeordnet wird. Diesen Begriff verbannen wir hier aber gleich wieder, und zwar aus zwei Gründen:<br />
Zum einen ist er längst zu einem politischen Kampfbegriff zur Diffamierung anderer Meinungen verkommen. Zum "Verschwörungstheoretiker" kann man werden, wenn man die Mondlandung bezweifelt. Oder wenn man das in Westeuropa gepflegte Narrativ von den politischen Vorgängen in der Ukraine seit Ende 2013 in Zweifel zieht. So sieht es zumindest <a href="http://www.uni-tuebingen.de/newsfullview-landingpage/article/neues-forschungsnetzwerk-geht-verschwoerungstheorien-auf-den-grund.html">eine Forschungsgruppe an der Universität Tübingen</a>. Damit ist dieser Begriff schlicht unbrauchbar für eine sachliche Diskussion.<br />
Zum Zweiten funktioniert das, was man gemeinhin mit "Verschwörungstheorie" assoziiert, das Fakten- und vernunftresistente Festhalten an einer Position, in alle Richtungen. <a href="http://feynsinn.org/?p=2485">Flatter</a> hatte einmal den schönen Begriff "Hoftheoretiker" vorgeschlagen um Menschen zu bezeichnen, die gegen alle Vernunft und Evidenz an der offiziellen (und das heißt automatisch den Mächtigen genehmen) Version einer Geschichte festhalten, so wie der "Verschwörungstheoretiker" gegen alle Vernunft und Evidenz an einer alternativen Version festhält. Es ist also mitunter gar nicht so klar, welche Version einer Geschichte denn die nun Verschwörungstheorie ist. Sprechen wir also behelfsmäßig lieber von der "etablierten Position" und der "nicht etablierten Position".<br />
<br />
Treffen Vertreter beider Positionen in einer Diskussion, etwa in einem Forum, aufeinander, dann zeigen sich oft genau die Phänomene, die wie schon bei der <i>science of things that aren't so</i> und dem <i>journalism of things that aren't so</i> gesehen haben:<br />
<br />
Beide Seiten sehen sich als Gruppen, die ihre eigene Grundannahme für unbedingt wahr halten. Dies sieht man daran, daß Vertreter derjenigen Gruppe, die argumentativ in die Enge getrieben wird, mit nacktem Unverständnis reagieren. Hier greift etwa der folgende Gedankengang:<br />
"Ich kann keinen offensichtlichen Fehler in deiner Argumentation finden. Aber ich weiß, daß da ein Fehler sein <i>muß,</i> denn die Schlussfolgerung deiner Argumentation widerspricht ja meinem Standpunkt, und ich <i>weiß</i> ja, daß mein Standpunkt richtig ist. Also verstehe ich dich nicht. Und da ich nicht dumm bin, verstehe ich dich nicht, weil du dich nicht klar ausdrücken kannst."<br />
In diesem Stadium versackt eine Diskussion dann für gewöhnlich indem sich die Teilnehmer im Kreis drehen und die schwächere Seite immer wieder erklärt, der andere rede dummes Zeug und solle mal klarstellen, wie sie was meint.<br />
Doch auch bei der argumentativ stärkeren Seite in einer solchen Auseinandersetzung kann sich zeigen, daß der eigene Standpunkt als unumstößlich wahr betrachtet wird, nämlich an der Leichtfertigkeit, mit der über Fehler und Unschlüssigkeit in Argumentationen hinweg gegangen wird, sofern diese den eigenen Standpunkt untermauert. Als Beispiel soll hier der Fall genügen, daß jemand ein mathematisches Modell präsentiert, mit dem gezeigt werden soll, daß eine nicht etablierte Position falsch sein muß. In einem solchen Fall zeigen die Verfechter der etablierten Position erstaunlich wenig Interesse daran, ob dieses Modell schlicht falsch ist oder nicht - und dies selbst dann, wenn sie sich gegenüber der nicht etablierten Position auch ohne dieses Modell in einer argumentativ vorteilhaften Position befinden [<a href="http://blog.gwup.net/2016/01/28/verschworungstheorie-formel-bis-jemand-auspackt-ist-es-nur-eine-frage-der-zeit/">13</a>]. Der Gedankengang hier ist:<br />
"Es spielt im Grunde keine Rolle, ob das Modell jetzt stimmt oder nicht. Denn letztlich <i>weiß</i> ich ja, daß die Schlussfolgerungen des Modells richtig sind, selbst wenn das Modell selbst falsch sein sollte. Denn die Schlussfolgerungen decken sich mit meiner Position, von der ich <i>weiß,</i> daß sie richtig ist."<br />
Dies ist der gleiche gedankliche Mechanismus, der es Journalisten erlaubt, immer und immer wieder falsche Bilder von russischen Panzern in der Ukraine zu präsentieren.<br />
<br />
Letztlich ist alles egal, denn ich weiß sowieso, daß ich recht habe. Und letztlich glauben wir das alle für uns selbst (der Autor dieses Textes und dessen Leser natürlich ausgenommen!).<br />
Gefährlich wird es nur, wenn die gesellschaftlichen Kontrollmechanismen versagen, die dafür sorgen sollen, daß niemand sich mit seinem Rechthaben dauerhaft von der Realität abkoppeln kann...Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com12tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-4513949024644542932016-01-29T00:49:00.000+01:002016-03-07T09:55:15.571+01:00Junk Science für die WissenschaftDas Phänomen <i>Junk Science</i> ist immer wieder aufs Neue faszinierend! Ich meine damit eine Arbeit oder ganze Theorie, die den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu erwecken versucht und was ihr von Weitem betrachtet auch oft gelingt. Bei näherer Betrachtung aber stellen sich diese Werke dann als intellektuell enorm verflachten, auf willkürlich ausgewählten Daten oder Gedanken basierenden und logisch unvollständigen Müll heraus. <i>Junk Science</i> versucht Wissenschaft zu imitieren ohne dabei mit Inhalt gefüllt zu sein und oft, um ein ihrem Urheber genehmes Weltbild zu bestätigen. Ein Bilderbuchbeispiel für dieses Phänomen gab es hier im Blog schon mal zum Thema "<a href="http://wahrheitueberwahrheit.blogspot.com/2013/04/aus-einem-hirn-vor-unserer-zeit.html">Ursprung des Lebens</a>", aber <i>Junk Science</i> gibt es zuhauf und überall. Im Umfeld der Physik tummeln sich "Freie Energie" oder Alternativen zur Relativitätstheorie, die Pharmazie hat mit der Homöopathie einen ebenso treuen wie trashigen Pickel am Hintern und die Philosophie darf sich über den "Objektivismus" à la Ayn Rand freuen. <i>Junk Science</i> ist im besten Fall peinlich, im schlimmsten Fall gefährlich. Das jemand aber <i>Junk Science</i> dazu benutzen könnte, wissenschaftliches Denken in der Öffentlichkeit zu fördern, auf diese Idee wäre ich bis heute niemals gekommen!<br />
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Heute aber fand ich bei SpOn <a href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/verschwoerungstheorien-mitwisser-haetten-laengst-geplaudert-a-1073782.html">einen Artikel</a> zur "Verschwörungstheorie-Formel". Dabei geht es um ein mathematisches Modell, mit dessen Hilfe es möglich sei, Vorhersagen darüber zu machen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Verschwörungstheorie innerhalb einer gewissen Zeitspanne von einem der Eingeweihten ausgeplaudert wird. Das Fazit ist: nicht lange. Daraus soll folgen, daß gängige Verschwörungstheorien wie die Mondverschwörung, die Impfverschwörung, das unterschlagene Krebsmedikament und die Klimawandellüge gar nicht stimmen können - denn sie hätten längst verraten worden sein müssen.<br />
Aus Neugierde habe ich mir mal die komplette, peer-reviewte Originalarbeit angesehen mit dem Titel "<a href="http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0147905">On the viability of conspiratorial beliefs</a>". Der Autor dieser Arbeit erhebt tatsächlich den Anspruch, damit einen Beitrag gegen wissenschaftsfeindliches Denken zu leisten! Und wenn man die Arbeit liest, dann kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen angesichts dieses pseudowissenschaftlichen Mülls! Eigentlich alles an diesem Werk ist idiotisch und/oder falsch. Steigen wir mit den Annahmen ein.<br />
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Die Arbeit geht von einer bestimmten Anzahl <i>N</i> von Verschwörern aus. Sobald einer dieser Eingeweihten seine Informationen öffentlich macht, gelte die Verschwörung als enttarnt. Allein das ist schon mal eine ausgesprochen realitätsfremde Annahme. Als Gustl Mollath über Schwarzgeldgeschäfte der Hyopvereinsbank berichtete, galt diese Angelegenheit nicht als aufgeklärt sondern er landete erst mal eine ganze Weile in der Psychiatrie. Und wie sieht's eigentlich mit der Aufklärung des NSU-Komplexes aus, da haben doch viele schon so einiges Beunruhigendes erzählt? Aber weiter.<br />
Die präsentierte Arbeit geht weiter davon aus, daß die Wahrscheinlichkeit, daß einer der Eingeweihten die Verschwörung enthüllt, mit einer <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Poisson-Verteilung">Poisson-Verteilung</a> modelliert werden kann. Diese Verteilung beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine bestimmte Anzahl von diskreten Ereignissen innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls eintreten. Hier ist das Zeitintervall ein Jahr und das Ereignis ist "Die Person offenbart die Verschwörung". Damit aber ein Prozess durch eine Poisson-Verteilung dargestellt werden kann, müssen eine Reihe von Voraussetzungen gegeben sein. Zwei sind hier von besonderem Interesse.<br />
<br />
Erstens müssen die Ereignisse<i> unabhängig</i> voneinander sein, d.h. das Eintreten oder nicht-Eintreten eines Ereignisses hat keinerlei Einfluß darauf, ob ein weiteres Ereignis eintritt oder nicht. Ein Beispiel dafür wären vielleicht Schäden an der DNS durch radioaktive Strahlung. Für das Erzeugen einer Schädigung an einer Stelle der DNS ist es egal ob vorher schon eine andere Stelle geschädigt wurde. Im Falle des Redens über Verschwörungstheorien gilt diese Annahme aber ganz klar nicht. Es macht für eine eingeweihte Person einen großen Unterschied, ob schon jemand anders die Verschwörung offenbart hat oder nicht. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Es kann jemanden ermuntern, weitere Aussagen zu machen. Es kann jemanden ermuntern, weitere Details oder gar eine andere Verschwörung aufzudecken. Und wenn jemand wie Chelsea Manning nach dem Sprechen für den Rest ihres Lebens in ein Betonloch geworfen wird, dann gerade weil man weiß, das die Wahrscheinlichkeit für weitere Enthüllungen eben <i>nicht </i>unabhängig von anderen Enthüllungen und eben deren Bestrafung ist.<br />
<br />
Zweitens setzt eine Poisson-Verteilung voraus, daß sich die mittlere Rate, mit der die Ereignisse eintreten, konstant ist. Sie muß in jedem Zeitintervall gleich groß sein. Im Falle der DNS-Schäden heißt das, daß die Intensität der radioaktiven Strahlung nicht variieren darf. Und wenn es um die Bereitschaft geht, eine Verschwörung offen zu legen, dann wird sich eben diese Bereitschaft im Laufe der Zeit erheblich ändern. Denn diese wird von einer Menge Faktoren abhängen: Ziehen sich die Auswirkungen meiner Verschwörung noch hin oder ist sie bereits abgeschlossen? Profitiere ich noch von ihr oder nicht? Muß ich bei der Enthüllung noch mit Konsequenzen rechnen oder ist die Sache auf die ein oder andere Weise verjährt? Naht mein Tod und habe ich nichts mehr zu verlieren, will ich dann vielleicht noch mein Gewissen erleichtern? Oder sind meine Mitverschwörer schon tot? Vieles mag hier eine Rolle spielen, nur konstant ist die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Eingeweihter eine Verschwörung enthüllt, sicher nicht.<br />
<br />
Damit sind zwei grundsätzliche Voraussetzung für die Anwendung der Poisson-Verteilung schon nicht erfüllt und die ganze Arbeit verliert ihre ganz grundsätzliche Rechtfertigung. Die Annahme der Poisson-Verteilung wird vom Autor übrigens mit einem Satz gerechtfertigt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"The assumption of Poisson statistics used in this work is justified for discrete events, from cars arriving at a traffic light to radiation induced DNA damage and should hold for exposure of conspiracy events."</blockquote>
Boah. Oder auch nicht.<br />
Aber der Unsinn geht noch weiter. Viel weiter.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Zunächst einmal weiter in der Vorgehensweise. Die Wahrscheinlichkeit, das innerhalb eines Jahres niemand etwas von der Verschwörung verrät, ist in der Poisson-Verteilung gegeben durch<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgk-HwzBBaCwoB4kC70zrtFLB7moI9gsxG6IXEQpxGVupho0V4rS6Uzz0PAL86qxnvT79iODHczS-5HZOVwAKq_3m3THpSX7OttdhogBRiXIaOQ6ClkPrQnuUl0C3mi5oue5d8poYKYgak/s1600/Eq1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgk-HwzBBaCwoB4kC70zrtFLB7moI9gsxG6IXEQpxGVupho0V4rS6Uzz0PAL86qxnvT79iODHczS-5HZOVwAKq_3m3THpSX7OttdhogBRiXIaOQ6ClkPrQnuUl0C3mi5oue5d8poYKYgak/s1600/Eq1.png" /></a></div>
Der Exponent ist hier ein Parameter der Verteilung, die mittlere Rate von Ereignissen in einem Zeitintervall. Die Wahrscheinlichkeit, daß innerhalb von <i>t</i> Jahren niemand etwas verrät, ist dann<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjz2LVemZ5wURTDQJ4XSB4AeCCU17ptyn9GuWgpWzR1r3Idon2g06s8KO_j5oy5qK4uuYvRSCSenMCT2Wl1MhARqPdrYRpTd4BJq40x71vijo8rGTmPvR2Qdi4ZXi8y8uSE-TpyIY6uEdc/s1600/Eq2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjz2LVemZ5wURTDQJ4XSB4AeCCU17ptyn9GuWgpWzR1r3Idon2g06s8KO_j5oy5qK4uuYvRSCSenMCT2Wl1MhARqPdrYRpTd4BJq40x71vijo8rGTmPvR2Qdi4ZXi8y8uSE-TpyIY6uEdc/s1600/Eq2.png" /></a></div>
Die Wahrscheinlichkeit, <i>daß</i> jemand innerhalb von<i> t</i> Jahren die Verschwörung verrät, nennen wir sie <i>L(t)</i>, ist dann einfach<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJmprpPa8sDdd2PksPZn8GNmKONFk8OsXUFjzzaBzik1PPFRRKR0xcfQI6ca7kRjT06VXxpLvVWKgK41VsPrsLwFUrEprsgAWgLe0fh76kE4cTq1JrZtMgHxj2G95rj686hijwcT1Vgfs/s1600/Eq3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJmprpPa8sDdd2PksPZn8GNmKONFk8OsXUFjzzaBzik1PPFRRKR0xcfQI6ca7kRjT06VXxpLvVWKgK41VsPrsLwFUrEprsgAWgLe0fh76kE4cTq1JrZtMgHxj2G95rj686hijwcT1Vgfs/s1600/Eq3.png" /></a></div>
Das ist Gleichung (1) in der besagten Arbeit. Ich schreibe das alles so ausführlich weil es gleich noch wichtig wird.<br />
<br />
Der Parameter der Poisson-Verteilung ergibt sich bei <i>N</i> Eingeweihten, von denen jeder eine Wahrscheinlich <i>p</i> hat, die Verschwörung innerhalb eines Intervalls von einem Jahr zu verraten, zu<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuE87N4zkdv7x3PwaGbm0y1XGAxxDl2dmP7-LZKO2y_Uhx4X3OTWKl8lyNCb_joc1ZHeIItM5lxQho47EY1cqDABczqDHLeLK5t-L-nz4lqRTdTOJMaub0cP8YD1TU7nb9Cbsrts_vXS0/s1600/Eq4.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuE87N4zkdv7x3PwaGbm0y1XGAxxDl2dmP7-LZKO2y_Uhx4X3OTWKl8lyNCb_joc1ZHeIItM5lxQho47EY1cqDABczqDHLeLK5t-L-nz4lqRTdTOJMaub0cP8YD1TU7nb9Cbsrts_vXS0/s1600/Eq4.png" /></a></div>
Das ist die Gleichung (2). Soweit, so gut, bzw. so schlecht. Nun will der Autor der Studie aber berücksichtigen, daß die Anzahl der Eingeweihten <i>N</i> sich mit der Zeit ändern kann. Insbesondere betrachtet er die Fälle natürlichen Ablebens und gezielter Beseitigung von Mitwissern. Und hier wird es einfach nur noch falsch. Denn er nimmt eine Zeitabhängigkeit von <i>N</i> an und setzt dieses <i>N(t)</i> einfach in die Gleichung für <i>L(t)</i> ein. Mit der Abkürzung<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLPe8daIrwR2G-omlPlh0qHzxcB62QRVoc6V2p8qcLC8ZBl_Z_Oqt2rxu-3hwIM_8h1V7kmHk-1leH6ykTmvAnrqJU_t5O4FbyYikvIKnP_yPhuaVufDynWq46D_VzWqnFsaLpG43hoeQ/s1600/Eq5.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLPe8daIrwR2G-omlPlh0qHzxcB62QRVoc6V2p8qcLC8ZBl_Z_Oqt2rxu-3hwIM_8h1V7kmHk-1leH6ykTmvAnrqJU_t5O4FbyYikvIKnP_yPhuaVufDynWq46D_VzWqnFsaLpG43hoeQ/s1600/Eq5.png" /></a></div>
lautet Gleichung (3) in Artikel dann<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgedTNAmZ-nNdUFwudqJmtJq0iB4VFa6m2_OuPzeA63Re-uT5vG6TwwoCCOlqdibm49IT_FxYvoNsMqepwk_xuaplw1vt5ypQMHhu1eWy_TN1lTWt-13-Byv4UfAPVnZTGI618ywKEUdgs/s1600/Eq6.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgedTNAmZ-nNdUFwudqJmtJq0iB4VFa6m2_OuPzeA63Re-uT5vG6TwwoCCOlqdibm49IT_FxYvoNsMqepwk_xuaplw1vt5ypQMHhu1eWy_TN1lTWt-13-Byv4UfAPVnZTGI618ywKEUdgs/s1600/Eq6.png" /></a></div>
Und das völliger Schwachsinn. Da hätten Autor und Gutachter aber auch drauf kommen können. Hier, so sieht die Abbildung 1 des Artikels aus:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHXaihZr1KOlHgtpQ2P9YemnWBFEi48bdqRMeSZ3xpTyPIfErvu5IRKSyTqaedEmAPQpEwz6viZJ_daHuPozVzJPDIvdHBhXoGuWSQNmsuzUohhGUA1Rf8bAjJc03dyaD2FOIQhvsQCd8/s1600/Abb1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="338" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHXaihZr1KOlHgtpQ2P9YemnWBFEi48bdqRMeSZ3xpTyPIfErvu5IRKSyTqaedEmAPQpEwz6viZJ_daHuPozVzJPDIvdHBhXoGuWSQNmsuzUohhGUA1Rf8bAjJc03dyaD2FOIQhvsQCd8/s400/Abb1.png" width="400" /></a></div>
Die blaue Kurve zeigt die Wahrscheinlichkeit, daß mindestens ein Eingeweihter nach einer gegebenen Anzahl von Jahren einmal die Verschwörung verraten hat, vorausgesetzt die Anzahl <i>N</i> der Eingeweihten bleibt konstant. Die rote gepunktete Kurve gibt Verlauf wieder unter der Annahme einer natürlichen Sterberate unter den Eingeweihten und die orange gestrichelte Kurve gilt für ein beschleunigtes exponentielles Ableben der Eingeweihten. Fällt was auf?<br />
Na gut, ein Hinweis: Wenn die Wahrscheinlichkeit, bei 4 Würfen mit einer Münze mindestens 1 mal "Zahl" zu werfen bei, sagen wir mal, 94% liegt, kann dann die Wahrscheinlichkeit, bei 8 Würfen mindestens 1 mal "Zahl" zu werfen <i>kleiner </i>als 94% sein?<br />
Für den Verrat einer Verschwörung heißt das, wenn die Wahrscheinlichkeit, daß die Verschwörung nach 30 Jahren verraten worden ist bei 40% liegt, kann dann die Wahrscheinlichkeit, daß sie nach 50 Jahren verraten worden ist, bei nur noch 10% liegen? Selbst wenn ich nach 30 Jahren alle Mitwissenden erschießen wurde und die Wahrscheinlichkeit des Verrats ab da bei 0 läge, so könnte die Wahrscheinlichkeit nicht mehr unter den bis dahin erreichten Wert abnehmen. Eine kumulative Wahrscheinlichkeit ist <i>immer</i> monoton steigend. In der Abbildung aber fallen sie wieder ab. Hier ist also was richtig falsch.<br />
<br />
Der Fehler liegt darin, daß man, wenn der Verteilungsparameter sich mit der Zeit ändert, man für die Wahrscheinlichkeit zur Zeit <i>t</i> nicht einfach das t-fache dieses Parameters nehmen kann. Man muß die Beiträge der einzelnen Intervalle explizit aufsummieren. Es sollte daher heißen:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgxOxBp7LP-lk8xh96jN0KbApwoCs753HTSQzCxqlN8A2tbtYMwaWRixVlJWez1SkbW1SWVm-macQelmE3uJq8_LS9zuGDScVQUaXkecdqs2D3BXh6YmC4g-0KNVzYaldSWY6a7ZueuNw/s1600/Eq7.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="51" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgxOxBp7LP-lk8xh96jN0KbApwoCs753HTSQzCxqlN8A2tbtYMwaWRixVlJWez1SkbW1SWVm-macQelmE3uJq8_LS9zuGDScVQUaXkecdqs2D3BXh6YmC4g-0KNVzYaldSWY6a7ZueuNw/s320/Eq7.png" width="320" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Korrigiert sähe die Abb. 1 des Artikels damit so aus:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFuQYgu2wIanu8z88pOod0oDcpH1iL733XIohOuNoiE9zbhasawuRanGytwcjC29FlRpcq-X6-GJ4S5O47HJCvyfUGFBxZW4otIkbc9ElLyFN9c03sLZSoVkGZpCjy6LnLRui748HF4HI/s1600/Fig1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="332" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFuQYgu2wIanu8z88pOod0oDcpH1iL733XIohOuNoiE9zbhasawuRanGytwcjC29FlRpcq-X6-GJ4S5O47HJCvyfUGFBxZW4otIkbc9ElLyFN9c03sLZSoVkGZpCjy6LnLRui748HF4HI/s400/Fig1.png" width="400" /></a></div>
Die gepunkteten Kurven sind die aus der Originalarbeit, die durchgezogenen die Korrigierten. Für die blaue Kurve war die Anzahl der Mitwisser als konstant angenommen, daher gibt es da keine Unterschiede. Für die Fälle mit aussterbenden Mitwissern stabilisiert sich die Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung irgendwann. Wenn sie nach 50 Jahren von keinem Mitwisser verraten wurde, dann wird sie nach 60 Jahren auch nicht mehr verraten, weil alle Mitwisser schon tot sind. Die "Versagenswahrscheinlichkeit" der Verschwörung ändert sich nicht mehr.<br />
Alle Ergebnisse der Arbeit, bei der die Anzahl der Eingeweihten nicht als konstant angenommen ist, sind jenseits dieser Abbildung übrigens auch falsch.<br />
<br />
Noch ein kleines bisschen weiter mit heiterem Blödsinn. Der Autor will die Kurven für die "Failure probability"mit der Zeit für andere Verschwörungstheorien, eben der Mond-, Klima-, Impf- und Krebsheilmittelverschwörungen, bestimmen um diese Theorien damit zu widerlegen. Dazu muß er erst einmal eine Abschätzung für den Parameter <i>p</i> finden. Zu diesem Zweck nimmt er drei aufgedeckte Verschwörungen, schätzt (irgendwie) die Zahl <i>N</i> der Eingeweihten und die Zeit <i>t</i> bis zu ihrer Aufdeckung. Nun kennt er <i>N</i> und <i>t</i>, aber um <i>p</i> bestimmen zu können muß auch noch <i>L(t)</i> bekannt sein. Also die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der Verschwörung zum Zeitpunkt ihres Scheiterns. Dieser Wert ist natürlich nicht bekannt und kann im Prinzip völlig beliebig sein. Also nimmt er einfach mal <i>L(t) = 0.5</i> an. Das liegt ja so schön in der Mitte. Und wenn ich die Wahrscheinlichkeit nicht kenne, daß die Erde morgen von einem Asteroiden zerstört wird, dann nehme ich einfach mal 0.5 an, das liegt so schön in der Mitte zwischen 0 und 1…<br />
Aber im Ernst, dieser Wert entbehrt jeder Rechtfertigung. Nicht nur ist ein aus drei "Experimenten" ermittelter Wert an sich schon sehr unsicher. Hier kommt auch noch ein Auswahleffekt hinzu. Schließlich weiß niemand, wieviele Verschwörungen es überhaupt gibt. Wenn man nur die Gescheiterten kennt, dann könnten gerade diese die statistischen Ausreißer sein und gar keine Rückschlüsse auf den Erfolg von Verschwörungen im Allgemeinen zulassen… Und wenn also der Wert von <i>L(t)</i> beliebig ist, dann wird damit auch der Wert von <i>p</i> beliebig, und damit alles.<br />
Aber gut, er nimmt diesen Wert, gekommt irgendwelche Werte für <i>p</i>, rechnet mit denen weiter, manchmal sogar richtig, und kommt so auf schöne Zahlen für die erwartbare Lebensdauer von Verschwörungen. Falsche Aussagen im Verlauf des Textes wie etwa<br />
<blockquote class="tr_bq">
"<i>p</i> also includes the odds of an accidental intrinsic exposure"</blockquote>
spielen schon keine Rolle mehr.<br />
<br />
Nein, dieser Anti-Verschwörungs-Artikel ist wirklich bemerkenswert schlecht! Er ist voller unhaltbarer Annahmen, bedeutungsloser weil ganz beliebiger Abschätzungen und simplen Rechenfehlern. Aber er kommt zu dem gewünschten und vernünftig klingenden Ergebnis, daß Verschwörungstheorien mit vielen Mitwissern schnell auffliegen müssten und daher nicht stimmen können. Dieser Artikel ist <i>Junk Science</i> der übelsten Art. Denn mit einem so unseriösem Artikel gegen Impfskeptizismus und Mondverschwörung ankämpfen zu wollen, das gleicht in seiner Wirkung einem erfundenen toten Flüchtling vor dem Lageso: Menschen, die schon immer überzeugt waren, Wissenschaft sei nur eine Lügengeschichte zur Manipulation der Öffentlichkeit, unehrlich, unsachlich und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, die haben jetzt eine referierte Publikation, auf die sie mit vollem Recht als Beleg ihrer Meinung verweisen können. Na schönen Dank auch!<br />
<br />
<br />
<b>Nachtrag (7.3.):</b><br />
Der Autor der diskutierten Studie hat eine <a href="http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0151003">Korrektur veröffentlicht</a>, in der er zumindest die Rechenfehler beseitigt.<br />
<br />
<br />
<b>Nachtrag (4.2.):</b><br />
<br />
Zum besseren Verständnis noch eine Anmerkung, weshalb kumulative Wahrscheinlichkeiten immer monoton steigend sein müssen und weshalb dies auch beim Aussterben von Mitwissern der Fall sein muß.<br />
<br />
Nehmen wir erst einen Fall, der nichts mit der hier diskutierten Arbeit von Herrn Grimes zu tun hat. Das Prinzip gilt aber überall und in diesem etwas übersichtlicheren Fall ist das Verständnis vielleicht leichter.<br />
Nehmen wir den Fall einer Gauß'schen Normalverteilung. Diese Verteilung hat die recht bekannte Form einer "Glockenkurve" und bestimmt die Wahrscheinlichkeit dafür, einen bestimmten Wert zu erhalten. Hier ist die Glockenkurve und ihre kumulative Wahrscheinlichkeit (oder genau genommen heißt es "kumulative Verteilungsfunktion"):<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwUoSqQT_RLauNii1xnEuyBl8K8ZHPsu87z9b4eGlGJnzsffAnH9Q3kgWzbDByWsAWaxNeCy-KQ4P7YCyDlu9MAinpeU2qkUd9v6n0uqth69w26l3rpx5f9IdeipbzXaZhqZsYLRj8SJ8/s1600/Normalverteilung.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwUoSqQT_RLauNii1xnEuyBl8K8ZHPsu87z9b4eGlGJnzsffAnH9Q3kgWzbDByWsAWaxNeCy-KQ4P7YCyDlu9MAinpeU2qkUd9v6n0uqth69w26l3rpx5f9IdeipbzXaZhqZsYLRj8SJ8/s400/Normalverteilung.png" width="250" /></a></div>
In ihrer "klassischen", d.h. bekannteren Form der blauen Kurve - die man die "Wahrscheinlichkeitsdichte" nennt - nehmen die Wahrscheinlichkeiten von links nach rechts erst zu und dann wieder ab. Oder anders ausgedrückt, je weiter von Null entfährt, desto unwahrscheinlicher wird ein Wert hier.<br />
Die zugehörige rote Kurve, die kumulative Wahrscheinlichkeit, gibt nicht die Wahrscheinlichkeiten für einen Wert x an, sondern dafür, einen Wert zu erhalten, der <i>kleiner oder gleich</i> x ist. Es ist also die Wahrscheinlichkeit dafür, einen Wert <i>bis x</i> zu erhalten. Beide Größen muß man streng unterscheiden. Allerdings hängen sie auch eng zusammen - die eine Kurve geht aus der anderen Kurve hervor. Ich habe ihnen hier daher verschiedene aber ähnliche Symbole gegeben, p und P.<br />
Und die kumulative Kurve kann nur steigen, ihr Wert an einem Punkt x ist durch die Fläche unter der blauen Kurve bis zum Punkt x gegeben. Wenn p(x) mit x ansteigt, steigt auch P(x) an, und zwar um so stärker, je steiler der der Anstieg von p(x) ist. Nimmt p(x) ab einem bestimmten Wert von x wieder ab (also hier ab x = 0), dann fällt P(x) nicht ab, sondern steigt einfach nur langsamer. Denn die Fläche unter der blauen Kurve p(x) bis zum Punkt x wächst ja auch noch weiter an, obwohl die Werte von p(x) wieder sinken. Erst wenn p(x) Werte von Null annimmt, dann wächst die Fläche unter der blauen Kurve nicht weiter an. Sie nimmt aber auch nicht ab. Sie bleibt dann einfach konstant. Und damit wird dann die rote Kurve P(x) konstant. Somit kann die kumulative Wahrscheinlichkeit P(x) nur anwachsen oder konstant bleiben, aber niemals abnehmen. Das ein Verhalten von P(x) nennt man eben "monoton steigend".<br />
<br />
Nun zu Grimes' Arbeit. Hier ist das Wahrscheinlichkeitsmodell ein anderes, daher stellt sich die Sache etwas anders dar. Das Prinzip bleibt aber das Gleiche.<br />
Grimes legt als Wahrscheinlichkeitsverteilung für das Ausplaudern einer Verschwörung eine Poisson-Verteilung an. Diese Wahl halte ich für sehr schlecht, weil es keinen Grund gibt anzunehmen, daß diese Annahme die Realität halbwegs gut beschreibt - weder liefern theoretische Überlegungen noch der Vergleich mit irgendwelchen Daten Argumente für diese Annahme. Aber das ist letztlich ein Problem des Realitätsbezugs des Models, eine anderes ist die interne Konsistenz des Models <i>wenn</i> man annimmt, daß es überhaupt realistisch ist…<br />
Nehmen wir also auch eine Poisson-Verteilung an. Diese Verteilung erlaubt es, die Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten einer bestimmten Anzahl von Ereignissen innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls auszurechnen. Im Prinzip können dabei jede beliebige Anzahl von Ereignissen auftreten, 0, 1, 2, 100, 123487652, … Es macht daher keinen Sinn, davon zu reden, daß in Grimes Modell jemand "als erstes" redet. Dieses Modell ist zwingend auf eine festes Zeitintervall festgelegt, nehmen wir mal 1 Jahr an, und es kann nur die Wahrscheinlichkeiten angeben, daß 1, 2, 3,.., Personen innerhalb dieses Intervalls reden. Dies ist aber kein Problem, alles was Grimes in seiner Arbeit wissen will, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß <i>mindestens</i> eine Person spricht. In dem Fall nämlich betrachtet er die Verschwörung als enthüllt. Es können also durchaus auch 2 oder 3 oder <i>n</i> Personen in einem Jahr reden, das ist egal solange in den vorangegangenen Jahren noch niemand geredet hat. Und eine Reihenfolge innerhalb dieses Jahres, in dem mindestens eine Person geredet hat, gibt es nicht.<br />
<br />
Nehmen wir nun erst einmal den Fall einer konstanten Anzahl von Verschwörern an. Dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß mindestens eine Person innerhalb eines Jahres redet, für alle Jahre die Gleiche. Jetzt muß man, will man die Wahrscheinlichkeit dafür ausrechnen, daß nach einer bestimmten Anzahl von Jahren mindestens eine Person geredet hat, jedes Jahr als eigenes Zufallsexperiment betrachten und dann die (identischen) Wahrscheinlichkeiten des Ausplauderns für jedes einzelne Jahr richtig zur Gesamtwahrscheinlichkeit nach x Jahren kombinieren. Diese Kurve der Gesamtwahrscheinlichkeiten nach x Jahren zusammengenommen ist gerade die kumulative Wahrscheinlichkeit. Die Kombination der konstanten jährlichen Wahrscheinlichkeiten zur kumulativen Wahrscheinlichkeit hat Grimes in seiner Arbeit noch richtig hinbekommen. Hier mal eine Beispielrechnung, wie das aussehen könnte:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiN7_yi72fFGerw6ZXIC-6gvtYcysIub_9I9GIBm2CLVE_Cx-2lCVw1gILRsZdJ-XMq14VkdSSfZC0kZkYuS2mxr5_4AQjsKE1Ks9VZ-ANHQm7H_M5uSchkprUzpHmgsGfhxhAXbA8bx5Q/s1600/Grimes1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiN7_yi72fFGerw6ZXIC-6gvtYcysIub_9I9GIBm2CLVE_Cx-2lCVw1gILRsZdJ-XMq14VkdSSfZC0kZkYuS2mxr5_4AQjsKE1Ks9VZ-ANHQm7H_M5uSchkprUzpHmgsGfhxhAXbA8bx5Q/s400/Grimes1.png" width="250" /></a></div>
Ich habe mal keine durchgezogenen Linien gezeichnet sondern einen Punkt für jedes Jahr um deutlicher zu machen, daß es hier um eine Folge von einzelnen Intervallen geht. Hier ist die langfristige mittlere Rate von redenden Personen pro Jahr mit 0.1 angenommen. Die Wahrscheinlichkeit pro Jahr ist, da hier keine Leute sterben sollen, also immer die selbe (die blauen Punkte für das Jahr 1, das Jahr 2, ...). Die kumulative Kurve steigt nun mit der Zeit immer weiter an und nähert sich für sehr viele Jahre immer weiter dem Wert 1 an (die roten Punkte für <i>nach Ablauf von einem Jahr, nach Ablauf von zwei Jahren,</i> …).<br />
<br />
Jetzt machen wir dieselbe Rechnung noch einmal, lassen aber die mittlere Rate pro Jahr von Jahr zu Jahr absinken. Dann sieht das z.B. so aus:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixIb7jsXSeUrTayU8wkaowy3sJrZM_PWdR3EFwFQ-7ntJxqvdNLIl6NZ0DQasJ5OYMIHgs2yJYox1GCfJHsuHvApDzY7a09Jda43f7_FTZBnM__16r5Muq2Ea4Bp8B-2VFxkF2jS7yXwE/s1600/Grimes2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixIb7jsXSeUrTayU8wkaowy3sJrZM_PWdR3EFwFQ-7ntJxqvdNLIl6NZ0DQasJ5OYMIHgs2yJYox1GCfJHsuHvApDzY7a09Jda43f7_FTZBnM__16r5Muq2Ea4Bp8B-2VFxkF2jS7yXwE/s400/Grimes2.png" width="250" /></a></div>
Jetzt passiert was selbe wie zuvor für die Normalverteilung diskutiert. Wenn die Wahrscheinlichkeit pro Jahr immer weiter sinkt, dann wird der Beitrag eines jeden weiteren Jahres zur kumulativen Kurve immer kleiner. Sie sinkt aber nicht wieder, sondern wenn die Wahrscheinlichkeit pro Jahr gegen Null sinkt, dann bleibt die kumulative Kurve bei einem konstanten Wert. Zumindest dann, wenn man die Wahrscheinlichkeiten pro Jahr richtig zur kumulativen Wahrscheinlichkeit kombiniert. Genau das hat Grimes aber nicht gemacht. Und der Fehler in der Kombination führte dazu, daß seine kumulative Wahrscheinlichkeit wieder absank. Und dieses Absinken ist eine Unmöglichkeit (dazu bräuchte es negative Wahrscheinlichkeiten pro einzelnem Jahr, und negative Wahrscheinlichkeiten gibt es nicht). Daher hätte ihm und jedem Gutachter sofort auffallen müssen, daß da irgendwo ein ernster Fehler ist.<br />
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Zum Schluß noch ein anschauliches Beispiel: Wenn ich Lose kaufe, dann ist die kumulative Wahrscheinlichkeit die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ich mit <i>n</i> Losen einen Gewinn erhalte, und die ergibt sich aus der Einzelwahrscheinlichkeit für ein Los und der Zahl der Lose. Je mehr Lose ich kaufe, desto größer muß meine Chance auf einen Gewinn werden. Die kumulative Wahrscheinlichkeit kann also nur wachsen - mehr Lose, größere Gewinnchance. Würde sie sinken, würde das bedeuten, daß ich durch den Erwerb zusätzlicher Lose meine Chance, überhaupt einen Gewinn zu erhalten, wieder senken würde! Eine offensichtlich unsinnige Situation...Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com21tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-51168539134465721682016-01-25T13:23:00.000+01:002016-01-25T13:23:25.076+01:00Christentum für NeuabendländerIn diesen politisch bewegten Zeiten finden sich in Deutschland immer mehr Menschen zusammen, die erstmals mit dem christlichen Abendland, seinen Werten, seiner Religion und Kultur in Berührung kommen. Oftmals kommt es dabei aus Ahnungslosigkeit und Unkenntnis zu bedauerlichen Mißverständnissen und Schwierigkeiten, ein gesellschaftlich angemessenes Verhalten an den Tag zu legen. Ein Weg, unangenehmen Situationen vorzubeugen und das Zusammenleben in Deutschland zu erleichtern, besteht im Erstellen von Flyern und kleinen Informationsbroschüren, die über die hiesige Kultur und ihre Gepflogenheiten aufklären. Da möchte DWüdW, stets im Dienste für den Frieden und die Freundschaft zwischen allen Völkern und Nationen (außer Frankreich), einen bescheidenen Beitrag leisten und eine kleine und handliche Übersicht über den christlichen Glauben bereitstellen. Für manch einen Neuabendländer mag diese kompakte Einführung nützlich sein, und vielleicht kann auch der ein oder andere Flüchtling davon profitieren…<br />
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<h3>
Christliche Kultur kompakt</h3>
<b><br /></b>
<b>1. Geschichte</b><br />
Die Geschichte des Christentums ist nicht weiter kompliziert und schnell erzählt. Es begann vor langer Zeit mit einer kleinen Weltuntergangssekte für Ziegenhirten in einem nahöstlichen toten Winkel des römischen Reichs. Kein gebildeter und zivilisierter Mensch dieser Zeit, als solcher ohnehin eher in Alexandria, Athen oder Rom zu hause, hätte diesen Unsinn auch nur für eine Sekunde ernst genommen. Es mag heute schwer vorstellbar sein, aber in der antiken Welt hatte das junge Christentum in etwa ein <i>Standing</i> wie es heute eine UFO-Sekte aus Erfurt hätte. Allerdings hatte die neue Religion einen entscheidenden Pluspunkt: Pflegten andere Religionen Stärke und Macht zu bevorzugen und sich um Herrscher und Helden zu sorgen, lehrte das Christentum dagegen all die Verlierer, Habenichtse und Vergessenen der Welt, dass dem Schöpfer des Universums gerade an ihnen besonders viel läge. Und da aus irgendeinem komischen, noch von keinem eminenten Denker bisher analysierten Grund die Verlierer, Habenichtse und Vergessenen überall und immerfort den größten Teil einer Gesellschaft ausmachen, fand die christliche Lehre den idealen Nährboden für ihre Ausbreitung.<br />
Als dann im frühen 4. Jahrhundert ein junger, aufstrebender Usurpator namens Konstantin unter Einbeziehung der militärischen Option nach der Macht im ganzen römischen Reich griff, da fragte er sich, wie er seine Soldaten zu robusten Maßnahmen zur Stabilisierung der Sicherheitslage gegen einen zahlenmäßig überlegenes Heer ordentlich motivieren könnte. Er entschied sich für ein christliches Symbol als brandneues Feldzeichen, faselte irgendwas von einer Vision, und tatsächlich kam er mit der Nummer durch. Er gewann, eher wegen eines strategischen Patzers seines Gegners als mit göttlicher Hilfe, die Schlacht an der Milvischen Brücke, die Welt wurde die seine, und der Aufstieg des Christentums von einer drolligen Weltuntergangssekte hin zu einer die Menschheitsgeschichte prägenden Macht war nicht mehr aufzuhalten.<br />
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<b>2. Lehre</b><br />
Die Einzelheiten der christlichen Lehre sind, wie bei Weltuntergangs- und UFO-Sekten ja nicht unüblich, etwas verworren und mitunter bizarr. Das macht aber weiter nichts, die meisten Christen kennen die Details auch nicht, von Verstehen gar nicht erst zu reden. Im Wesentlichen zeichnet sich das Christentum durch eine tief verwurzelte Friedfertigkeit und Menschenliebe aus, so lehrt die Heilige Schrift z.B.<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen"</blockquote>
<div style="text-align: right;">
Mt 5, 44</div>
<blockquote class="tr_bq">
"Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
Mt 5, 39</div>
<br />
Man muss sich den Christen also in etwa so friedfertig und harmlos vorstellen wie einen Buddhisten im Coffee-Shop. Nun mag man sich schon fragen, wie eine Religion mit einer so rückgratlosen Weicheier-Agenda jemals zur erfolgreichsten Religion der Welt hat aufsteigen können? Dies liegt an einer bemerkenswert hohen Adaptionsfähigkeit des christlichen Denkens. Dienten die Christen zur Zeit, als sie über keinerlei politische Macht verfügten, unter Lobpreisungen des Herrn noch bereitwillig als Löwenfutter, erklärte Papst Gregor I, im 6. Jahrhundert in einer soliden Machtposition, dass man Ungläubige ruhig solange foltern könne, bis sie die Wahrheit der christlichen Friedensbotschaft endlich erkennen. Bei der Eroberung der Amerikas tauften die Pfaffen die Einheimischen erst bevor die Konquistadoren sie dann erschlugen. So erretteten sie deren unsterblichen Seelen und es kam zu dem positiven Nebeneffekt, dass die so Erretteten ihrer irdischen Reichtümer nicht länger bedurften, so dass man diese getrost an sich nehmen konnte.<br />
Dem modernen Betrachter mag es schwer vorstellbar sein, dass die Christen diese menschenverachtende Heuchelei wirklich geglaubt haben. Man sollte aber bedenken, dass heutige Christen auch ernsthaft glauben, ihre Armeen bombardierten andere Länder der Welt nur, um die Menschen dort von Tyrannei und Elend zu erretten. Und dass der Zugriff auf die dortigen Öl- und Gasvorräte höchstens ein Nebeneffekt sei zur bescheidenen Gegenfinanzierung der geleisteten Wohltaten.<br />
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<b>3. Haltung zu Flüchtlingen</b><br />
Die Bibel ist voll von zentralen Figuren mit Migrationserfahrungen. Abraham ist als Armutsflüchtling nach Ägypten gegangen, der menschgewordene Gott ist in seiner Daseinsform als Baby-Jesus vor einer politisch motivierten Säuberungswelle mit seiner Mutter und deren Ehemann ins Ausland geflohen und die Urchristen sind andauert vor religiöser Verfolgung abgehauen. Da ist es nur konsequent, daß die Bibel von Anfang bis Ende eine durchgehend positive Haltung gegenüber Flüchtlingen einnimmt, z.B.:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
3. Mose, 19, 34</div>
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Ja, da lässt das Wort Gottes des Allmächtigen zur Abwechslung mal wenig Spielraum für Interpretationen. Er verzichtet auf jede Art von Einschränkungen wie <i>"sofern sich die Fremden integrieren"</i>, <i>"bis eine Obergrenze erreicht ist"</i> oder <i>"sofern die Fremden den örtlichen Fussballverein in die Champions League schiessen"</i>. Es ist daher kaum denkbar, dass ein christliche Politiker auf die Idee käme, durch irgendwelche einschränkenden Forderungen den Willen Gottes infrage zu stellen.<br />
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Ebenfalls eher unchristlich ist die Idee der Kollektivschuld und Kollektivstrafe. Die christliche Kultur betont sehr die individuelle Verantwortung und ggf. Schuld, was sich zum Beispiel in Abrahams Konversation mit Gott anlässlich der angedachten Zerstörung von Sodom und Gomorrah zeigt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort? Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten? Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten. Nachdem der Herr das Gespräch mit Abraham beendet hatte, ging er weg und Abraham kehrte heim."</blockquote>
<div style="text-align: right;">
1. Mose 18, 24-33</div>
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Zugegeben, das mag jetzt etwas umständlich und langatmig formuliert worden sein, aber unter literarischen Gesichtspunkten ist das Wort Gottes nun mal noch ausbaufähig. Auf jeden Fall fand Gott dann nur einen Gerechten, den aber ließ er zumindest aus der Stadt führen bevor er ihr mit gezielten Luftschlägen ein verdientes Ende bereitete. Man sieht also, es wäre im christlichen Wertesystem schwer vorstellbar, eine ganze Gruppe von Menschen, sagen wir man "Nordafrikaner", pauschal zu verurteilen und eine Einzelfallprüfung zu verweigern, selbst wenn es nur zehn Gerechte unter ihnen geben sollte.<br />
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<b>4. Praxis des Zusammenlebens</b><br />
In der Praxis mag es unter Umständen zu einigen Widersprüchen im Verhalten der Christen und der christlichen Kultur als solche kommen. So kann es durchaus passieren, dass Menschen die christlichen Werte preisen und verteidigen und mit "christlichen Werten" den Weihnachtsbaum und den Osterhasen meinen und sonst nichts. Hier aber sollte man einfach den christlichen Hang zu Heuchelei und Lüge für sich arbeiten lassen. Auch wenn man sich dabei ein bisschen blöd vorkommen mag, stellen Sie einfach am Jahresende einen abgehackten Tannenbaum in ihre Wohnung, stopfen sie die Hammelkeule vor dem Braten kleingehackt in des Hammels eigenen Darm zurück und betonen Sie, daß Sie Frauen respektieren, sofern diese in der Gemeinde schweigen und alte Männer in komischen Klamotten vor einer Abtreibung oder Scheidung um Erlaubnis fragen. Schon werden sie keine Probleme mehr mit den Verteidigern des christlichen Abendlandes haben!<br />
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Und nun viel Spaß im christlichen Abendland!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-81198444079864280712016-01-17T13:38:00.001+01:002016-01-17T13:38:40.831+01:00Gangsta-Style tiefgefroren<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKnfY0qV1B8jYg1OfsQ24a8ptOX4Cna7hYGlKUSvWznPZ-zWiVZ6oritiZIQ7s_lsEeLoHLjhnBifyAfaf4UBeYg8P5h1LNREUshR0ExEvzs2rwJAktay3n4XTQ2G5OwDx5f6nIFNMjX0/s1600/ElChapoPizza.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKnfY0qV1B8jYg1OfsQ24a8ptOX4Cna7hYGlKUSvWznPZ-zWiVZ6oritiZIQ7s_lsEeLoHLjhnBifyAfaf4UBeYg8P5h1LNREUshR0ExEvzs2rwJAktay3n4XTQ2G5OwDx5f6nIFNMjX0/s1600/ElChapoPizza.png" /></a></div>
Das Hemd, das der mexikanische Drogenbaron "El Chapo" Guzmán in einem Interview vor seiner Verhaftung trug, ist, so hört man, zu einem Verkaufsschlager geworden. Und hier und da wird sich über die Käufer dieses Hemdes <a href="http://www.zeit.de/zeit-magazin/mode-design/2016-01/el-chapo-sean-penn-seidenhemd">lustig gemacht</a>. Dabei verstehe ich nichts mehr als die Männer, die dieses Hemd haben wollen! Jeder, der schon einmal seinen Abend damit verbracht hat, Zucchinischeiben zu braten, dann eine halbe Stunde Diskussion durchgestanden hat, welches Kind zum Abendessen aus der roten und welches aus der blauen Tasse trinken darf und, wenn die Kleinen endlich im Bett sind, umfangreichen Ausführungen der Dame an seiner Seite zum Zustand des Gemüses beim Mittagessen in der Kita lauschen durfte - ein jeder mit dieser Erfahrung versteht Männer, die das Hemd eines Drogenbosses tragen wollen. Oder die Neue aus der Buchhaltung vögeln. Oder sonst was tun für die flüchtige Illusion, noch am Leben zu sein. Diese armen Idioten haben mein absolutes Verständnis! Ist bei mir ja auch nicht anders. Nur habe ich das Glück, keine teuren Seidenhemden oder so einen Quatsch zu brauchen. Mein Katalysator der Illusion ist einfach, billig und sozial verträglich: Tiefkühlpizza!<br />
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Was gab es zu essen, wenn die Eltern früher mal verreist waren? Tiefkühlpizza! Was gab es damals, nach dem Auszug in die erste eigene Wohnung, zu essen? Tiefkühlpizza! Tiefkühlpizza, besonders die ganz billige, ist der Geschmack der Freiheit! Wild und ungebunden und voller Hoffnung! Und so schiebe ich mir heute, in einem ruhigen Moment, eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Und kurz darauf nehme ich dann ein Stück Tiefkühlpizza in den Mund, schließe die Augen und spüre kurz das Gefühl, den Geschmack von früher. Als man jung war und frei und glaube, noch ein Leben zu leben zu haben! Bis dann von nebenan das Krakeele wieder losgeht, wer jetzt den Spielzuegbagger fahren darf und die Liebste eine Diskussion eröffnen will, ob die Einladungskarten zum Kindergeburtstag nicht doch besser auf farbiges Papier gedruckt werden sollten.<br />
Machen wir uns nichts vor. Noch schaltet man vielleicht ab und an bei Böhmermann rein. Aber der <i>Tatort</i> ist auch schon ganz ok. Und im Anschluß an ein, zwei Jahrzehnte <i>Tatort</i> folgt gleich das <i>Musikantenstadel</i>. Nach dem <i>Musikantenstadl</i> versucht sich ein mäßig begnadeter Kirchenorganist noch ein Mal an <i>Von guten Mächten wunderbar geborgen</i>, und das war's dann.<br />
Nein, setzt mir als Symbol der Hoffnung auf ein ewiges Leben kein Kreuz auf mein Grab! Legt mir Tiefkühlpizzen darauf!Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-5834045279095249419.post-59570330765381858492016-01-13T18:47:00.000+01:002016-01-13T18:50:13.690+01:00Das Böse unter unsIm Jahr 2015 sind <a href="http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/01/asylantraege-dezember-2015.html">laut Bundesinnenministerium</a> 1 091 894 neu eingetroffene Menschen in Deutschland als Asylsuchende registriert worden.<br />
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Die Stadt Köln hat 1 039 488 Einwohner (Stand <a href="http://www.it.nrw.de/statistik/a/daten/bevoelkerungszahlen_zensus/zensus_rp3_juni14.html">30.6.2014</a>).<br />
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2015 ist also ziemlich genau die Bevölkerung einer Stadt wie Köln als Schutzsuchende in Deutschland eingetroffen. Passen diese Menschen zu uns? Sind das nicht womöglich überwiegend Kriminelle, die unser Wertesystem nicht begreifen oder teilen wollen?<br />
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Mal gucken.<br />
Die <a href="https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Koeln/pks-2014-koeln.pdf">Polizeiliche Kriminalstatistik des Jahres 2014 für das Stadtgebiet von Köln</a> listet 4 Morde, 21 Fälle von Totschlag, 199 Fälle von Vergewaltigung oder schwerer sexueller Nötigung und 147 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern auf. Außerdem 1 774 Raubdelikte, 3 406 Fälle schwerer oder gefährlicher Körperverletzung und 22 210 Betrugsfälle.<br />
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Im <a href="https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Koeln/2014-pks2013-koeln.pdf">Jahr 2013</a> waren es 10 mal Mord, 25 mal Totschlag, 198 mal Vergewaltigung oder schwere sexuelle Nötigung, 163 mal Kindesmissbrauch, sowie 1 851 mal Raub, 3 488 mal schwere Körperverletzung und 23 413 mal Betrug.<br />
<br />
<a href="https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Koeln/pks-2012-koeln.pdf">Für 2012</a> sind es 10 Morde, 32 Totschläge, 286 Vergewaltigungen, 170 mal Kindesmissbrauch, 1 853 Fälle von Raub, 3 518 schwere Körperverletzungen und 25 344 Betrugsfälle.<br />
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Man könnte noch etwas weiter <a href="https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Koeln/pks-koeln-stadt2011.pdf">zurück gehen</a> in der Zeit, tut sich aber nicht viel. Die Geschlechtsverteilung unter den Tatverdächtigen ist übrigens auch sehr stabil, es sind immer 74% Männer.<br />
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Und damit haben wir doch so eine Vorstellung, wann diese Asylantenflut kriminell ist: Bringen alle 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge zusammen im Jahr nicht wesentlich mehr als so 30 bis 40 Menschen um, Vergewaltigen sie nicht mehr als 200 mal und mißbrauchen sie nicht wesentlich mehr als 150 Kinder, rauben sie nur 1 800 und betrügen sie nur 25 000 mal - und sind dann noch Dreiviertel der Täter Männer - dann passen sie zu uns! Denn dann sind sie im Ganzen weder Heilige noch Monster, sondern ganz normale Menschen wie die, die schon hier sind. Und das Neu-Köln ist nicht krimineller als das alte Köln, das wir haben seit die Südländer kamen es uns an den Rhein bauten.<br />
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Das nur mal so als Erinnerung, wenn einmal mehr irgendwo zu sehen oder zu lesen ist, welches Verbrechen aktuell wieder von "als Flüchtling in Deutschland registrierten" Personen begangen worden sei…<br />
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<i>PS:</i><br />
<i>1) Nein, ich will damit die kein Verbrechen verharmlosen, ich halte auch jede der genannten schweren Straftaten für eine zuviel.</i><br />
<i>2) Ja, ich weiß, daß in Großstädten die Verbrechensraten höher sind als im Mittel der Bevölkerung und daher ein Vergleich mit den bundesweiten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik angemessener wäre. Dabei geht aber die Anschaulichkeit etwas verloren. Wer will, dann einen Abschlag nehmen, die wesentliche Botschaft ändert sich dadurch nicht.</i>Thomashttp://www.blogger.com/profile/13565334840183451654noreply@blogger.com14