Donnerstag, 24. Dezember 2015

Süßer die Glocken nie klingen

Es ist Weihnachten, das Fest der Liebe, und ich finde, da ist es an der Zeit, hier mal ein paar Dinge klarzustellen.

Erstens:
Niemand von Euch hat mich gebeten, hier irgendeine Zeile zu schreiben, und ich habe niemanden hier gebeten, eine Zeile davon zu lesen! Ich kann jeden Tag aufhören, irgendwas hier zu fabrizieren und Ihr könnt jeden Tag damit aufhören, hier reinzugucken. Eine bessere Basis für eine Beziehung kann es überhaupt nicht geben! Also ersparen wir uns einfach dieses ganze elende, verfickte, scheinheilige Danke für Euer Interesse - Danke für die Texte -Scheiße!

Zweitens:
Weihnachten ist Scheiße, und zwar so richtig, da braucht man gar nicht erst rumzusülzen! Was soll denn das Beste an Weihnachten sein? Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen? Wer wirklich Wert darauf legt, Zeit mit jemandem zu verbringen, der wird das ganze Jahr Gelegenheit dazu finden (Ganz sicher, ich hatte schon mal eine Fernbeziehung!). Ist ein Anlass wie Weihnachten dazu nötig, jemanden zu sehen, dann ist doch ganz klar, daß man im Grunde wirklich Besseres zu tun hat!

Drittens:
Hat Jesus vielleicht gesagt, daß wir zu seinem Geburtstag einen Tannenbaum abhacken, in die Bude schleppen und mit bunten Kugeln behängen sollen? Weihnachten ist das Überstülpen christlicher Ideen über einen Heidenkult, und den christlichen Ideen wird jetzt der Götzenkult des Konsums übergestülpt. Da brauchen sich die Pfaffen nicht beklagen und die Kirchensteuerchristen nicht rausreden. Vom Bescheuerten über Bescheuertes zum Bescheuertem, was soll's? Nein! Ich hab überhaupt nichts gegen bescheuerte Bräuche, gar nichts! Aber können die nicht wenigstens Spass machen? Könnte man die dunkelste Jahreszeit nicht feiern, indem man sich drei Tage lang volltrunken und nackt mit seinen Freunden und Bekannten in der Wohnung einschließt? Das könnte wenigstens unterhaltsam werden! Stattdessen latscht man erst durch überfüllte Fußgängerzonen und sitzt dann vor ein paar verkackten Kerzen, lauscht schleimiger Drecksmusik und das Spannendste sind die Gebrauchsanleitungen für den neuen Fotoapparat! Boah, nee!

So. Musste ja auch mal gesagt sein. Also dann, frohes Fest!

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Jahresrückblick (3): Totaler Krieg des Jahres

Ob irgendwo auf geheimen Bilderberger-Konferenzen Hölzchen gezogen werden, wer im nächsten Jahr intellektuelles Harakiri begehen und einen Text veröffentlichen muß, der so grotesk und wahnsinnig ist, daß niemand den Verfasser je wieder wird ernst nehmen können? Falls ja, dann hat 2015 das frühere litauische Staatsoberhaupt und ehemalige Parlamentspräsident Vytautas Landsbergis den Kürzeren gezogen und darauf hin einen Gastbeitrag für die Zeit geschrieben mit dem klangvollen Titel


Nun sind antirussische Propagandaartikel bei der Zeit ja keine Seltenheit (alleine Andreas Umland, Mitarbeiter des "Instituts für  Euroatlantische Kooperation" in Kiew, durfte bisher 12 Gastbeiträge für die Zeit schreiben, um eine knallharte anti-russische Position im Konflikt in der Ukraine zu verbreiten!), der Beitrag von Herrn Landsbergis ist aber so durchgeknallt, daß es selbst seine Veröffentlichung in der Zeit erstaunlich ist. Denn hat man als Chefredakteur nicht auch eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen Autoren? Herr Landsbergis ist schon über 80, sollte man da nicht die Veröffentlichung eines Gastbeitrags im Interesse des Autors ablehnen, wenn eine einsetzende geistige Umnachtung nicht zu übersehen ist? Die Zeit hat den Text jedenfalls trotzdem veröffentlicht. Und natürlich bietet er all die Verdrehungen und Halbwahrheiten, die andere Propagandatext auch auszeichnen. Z.B. sowas wie
"Denn obwohl in der Ukraine mehr als 5.000 Menschen getötet worden sind, spricht man immer noch nicht von einem Krieg in Europa."
Ein ziemlich drolliger Vorwurf, wenn selbst die Regierung in Kiew sich bis heute weigert, von einem Krieg in ihrem Land zu sprechen, sondern lieber von einer "Anti-Terror-Operation" faselt.
Oder auch
"Es war Russland, das sich geweigert hat, ein guter Nachbar zu sein. Russland hat die Teilnahme am EU-Nachbarschaftsprogramm abgelehnt."
Was an sich schon stimmt. Nur hatte Russland es lediglich abgelehnt, sich gemeinsam mit Ländern wie Moldawien und Algerien in ein gemeinsames Programm für EU-Juniorpartner einzureihen und stattdessen auf eigene Verhandlungen zu einer Partnerschaft bestanden. Und es hat diese auch bekommen.

Aber wir wollen jetzt nicht jeden Satz durchgehen, Landsbergis' Beitrag hat viel mehr zu bieten als solche Standardphrasen. Nämlich klare Lösungsvorschläge. So soll seiner Meinung nach Russland vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten werden. Und aus den Vereinten Nationen ausgeschlossen. Daß ersteres ökonomischer und politischer Wahnsinn wäre und das Zweite nur möglich wäre, falls Russland als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats seinem eigenen Ausschluss zustimmt - geschenkt! Und das sind auch nur die soften Maßnahmen! Denn eigentlich brauchen wir Krieg, so ganz klassisch mit totschießen und so, nicht nur so eine Weicheierscheiße von Handelskrieg. Und erst wenn dieser Krieg gewonnen ist, dann kommen alle anderen Reformen in der Ukraine. Denn:
"Alle anderen sogenannten Prioritäten sind Heuchelei."
Klar, selbst einem Landsbergis ist es bewusst, daß mehr Aufrüstung auf der einen Seite zu mehr Aufrüstung auf der anderen Seite führt, was zu noch mehr Aufrüstung auf der einen Seite führt und in letzter Konsequenz in einen Krieg zwischen zwei Mächten mündet, die zusammen auf 9000 einsatzfähigen Atomsprengköpfen sitzen. Aber so ein Atomkrieg ist ja laut Herrn Landsbergis auch überbewertet. Denn:
"Was die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Nuklearwaffen betrifft: Sie werden bereits jetzt eingesetzt, denn allein die Drohung damit ist ebenso verbrecherisch wie der tatsächliche Einsatz."
Vielleicht verliert der Gedanke an den Weltuntergang ja jenseits des 80sten Geburtstags seinen Schrecken. Ich selber aber sehe doch einen wirklich großen Unterschied zwischen der Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen und dem tatsächlichen Einsatz von Atomwaffen. Und ich würde diese Unterscheidung auch nur sehr ungern verwischt sehen.

Und damit nähern wir uns auch schon dem Höhepunkt unserer kleinen Tour durch den Wahnsinn der Kriegstreiberei. Denn neben der Zerstörung der russischen Wirtschaft, dem Zerlegen der Vereinten Nationen und einem kurzen Ausflug in die faszinierende Welt des Atomkriegs sollten wir auch die russischen Opposition ein bisschen motivieren. Man will ja letztlich nur der Freiheit und Demokratie dienen. Und das ginge zum Beispiel durch Visa-Erleichternungen für russische Dissidenten:
"Außerdem könnte man die Visa-Vergabe erleichtern, allerdings unter der Bedingung, dass keine Russen in abzeichenlosen, grünen Uniformen kommen und Regierungsgebäude besetzen."
Denn - hach, jetzt kommt meine absolute Lieblingsstelle aller Propaganda 2015! -
"Zu gegebener Zeit könnten Männer in Grün überall auftauchen: in Paris, London, Berlin, vor allem dann, wenn gleichzeitig radikale Studentenunruhen oder islamistische Terroranschläge stattfinden."
Russische Soldaten reisen inkognito mit Touristenvisa nach Berlin, warten da auf radikale Studentenunruhen um dann den Reichstag zu besetzen! Gott, was wäre das doch ein grandioser Plot für einen neuen RTL-Fernsehfilm! Vielleicht mit Oliver Kalkofe als radikaler Student, Serdar Somuncu als russischer Invasor und Daniela Katzenberger als zwei Reichstagskuppeln… Ich kann's fast vor mir sehen!

Jetzt wird man das Machwerk des Herrn Landsbergis schnell als den Unsinn beerdigen, der es ist, und zurück bleibt nur eine leichte innere Unruhe, daß so etwas diese Tage überhaupt veröffentlicht werden konnte. Ein Verdienst bleibt Herrn Landsbergis aber doch. Selten hat jemand so gelungen in einem einzigen Satz zusammen gefasst wie im zuletzt Zitierten, was einem alten weißen Mann heute Angst macht: Der Russe, der Moslem und die Jugend. Fehlen eigentlich nur noch Frauen in Hosen, um den Horrorreigen komplett zu machen. Und so erinnerte uns Herr Landsbergis 2015 daran, daß die Vergangenheit nie so tot ist, wie sie sein sollte. Das ist mehr als nichts...

Dienstag, 22. Dezember 2015

Jahresrückblick (2): Erkenntnis des Jahres

Vor etwa zwei Jahren, um den Wechsel 2013/14 herum, da hatte die Freie Welt, also die, die an Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft interessiert ist, ein Problem. Viktor Janukowitsch wollte das Assoziierungsabkommen der Ukraine mit der EU nicht unterzeichnen, also musste der Mann weg. Nur war er dummerweise 2010 in von Wahlbeobachtern der OSZE als "vorbildlich demokratisch" bezeichneten, freien Wahlen zum Präsidenten gewählt worden. Und so hatten alle Janukowitsch als demokratisch legitimierten Präsidenten der Ukraine anerkannt. Da gratuliert der US-Präsident Obama Janukowitsch 2010 zu seinem Amt als Ausdruck des Willens des ukrainischen Volkes:
"This peaceful expression of the political will of Ukrainian voters is another positive step in strengthening democracy in Ukraine."
Und 2013 steht der amerikanische Außenpolitiker John McCain auf dem Maidan zwischen Demonstranten, die Janukowitsch aus dem Amt treiben wollen, und erklärt sich mit deren "gerechtem Anliegen" solidarisch*:
"We are here to support your just cause, the sovereign right of Ukraine to determine its own destiny freely and independently. And the destiny you seek lies in Europe."
Und 2010, da erklärte auch der Staatsminister im Auswärtigen Amt Werner Hoher in einem ukrainischen Interview:
"Die Menschen in der Ukraine haben sich bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen in fairen, freien und demokratischen Wahlen für einen neuen Präsidenten entschieden – das begrüßen wir! […]
Wir freuen uns natürlich auf die Zusammenarbeit mit Präsident Viktor Janukowitsch und darauf, unsere bilaterale Zusammenarbeit auch in Zukunft für alle Seiten gewinnbringend weiterzuführen."
Und 2013, da geht sein Chef, Außenminister Westerwelle, bevor er seinen ukrainischen Amtskollegen treffen will, erst noch schnell zu den regierungsfeindlichen Demonstranten auf den Maidan, um ihnen seine Unterstützung zuzusichern.

Da ist also das Problem - sowas sieht einfach nicht so schön aus. Wäre man bösartig, man könnte fast unterstellen, den FreDeMa-Ländern läge nur solange was an demokratisch legitimierten Regierungen in der Welt, solange diese tun, was diese wollen. Anderenfalls werden sie einfach abgesägt. Und so ein Eindruck ist doch nicht so schön, den möchte man doch vermieden wissen.
Gut, auf die deutschen Medien ist Verlass wenn es um Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft geht, da hat niemand zu lange auf diesem Punkt herum geritten. Und besonders vorbildlich in FreDeMa-Amnesie war die Heinrich-Böll-Stiftung. 2010 hatte Joscha Schmierer (nein - ich mache nie Namenswitze!) in einem Beitrag für die Böll-Stiftung ziemlich zerknirscht eingestanden, daß Janukowitsch sein Amt in "freien und fairen Wahlen" gewonnen hat. Und 2014 schreiben andere Autoren für die Böll-Stiftung, daß es mit Janukowitschs Nachfolger Poroschenko "erstmals wirklich" einen demokratisch gewählten Präsidenten in der Ukraine geben würde. Ja, bei den Grünen kann man sein erstes Mal gleich zweimal haben! Eigentlich eine verlockende Idee, wenn ich da so an mein erstes… gut, nicht abschweifen. Auf jeden Fall wäre es trotzdem schön, eine Rechtfertigung zu haben, warum Janukowitsch plötzlich zum Abschuss freigegeben ist. Janukowitschs Konkurrentin Julia Timoschenko hat's locker aus der Hüfte vorgemacht:
"Janukowitsch hat seine Legitimität in dem Moment verloren, als er das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterschrieb."
So einfach kann es gehen, da braucht's keine langen verfassungsrechtlichen Analysen! Deutsche Medien haben das Motiv lieber noch ein bisschen variiert, z.B.:
"Seine Legitimation ist unwiederbringlich beschädigt. Gewiss, Viktor Janukowitsch wurde vom Volk gewählt. Doch seit seinem Amtsantritt hat er die Verfassung auf sich zugeschnitten und diese Machtfülle schamlos zum eigenen Vorteil ausgenutzt – dafür wurde er nicht gewählt."
oder auch:
"Viele wenden ein, Janukowitsch sei demokratisch gewählt worden und könne nicht einfach aus dem Amt gejagt werden. Doch der korrupte Präsident hat seine Macht missbraucht und gegen das Volk gerichtet."
Da wäre jetzt wohl ein Zittern angebracht in der Türkei. Oder Ungarn. Oder Polen. Und wir lernen, wenn ein Staatschef seine Macht gegen das Volk richtet, seinen Wahlauftrag missachtet oder einen Vertrag gegen den mutmaßlichen Willen des Volkes nicht unterschreibt, dann ist Schluß mit der Legitimität.

Andererseits wiederum erklärte SPON im Oktober 2015 den Deutschen, daß TTIP auch dann demokratisch legitimiert ist, wenn hunderttausende Menschen dagegen protestieren, Millionen Unterschriften dagegen gesammelt wurden und weder Bürger noch das Parlament die Verhandlungsunterlagen einsehen dürfen. Denn das Europaparlament hat den Verhandlungen ja zugestimmt. Und damit haben wir eine wichtige Erkenntnis gewonnen:

Freihandel gegen den Willen des Volkes ablehnen - demokratische Legitimität futsch
Freihandel gegen den Willen des Volkes vorantreiben - demokratische Legitimität ok

Ja, das ist ein kleines bisschen unbefriedigend… Ich hätte es auch gerne mal gesehen, wie Vitali Klitschko und John McCain auf dem besetzten Alexanderplatz stehen und, von nichts anderem beseelt als dem Wunsch, dem Willen des Volkes zum Durchbruch zu verhelfen, den Demonstranten Mut machen beim Sturz des Regimes Merkel! Vielleicht ein andermal...


* Fun Fact: McCain verbal sich auch eine Einmischung Russlands in ukrainische Angelegenheiten:
"We ... want to make it clear to Russia and Vladimir Putin that interference in the affairs of Ukraine is not acceptable to the United States."

Montag, 21. Dezember 2015

Jahresrückblick (1): Newcomer der Jahres

Ha! Wer unkt da, DWüdW würde niemals im Mainstream ankommen?! Das Jahr geht zu Ende und DWüdW bietet wieder das Mainstreamigste und Wohlfeilste, das ein Schreiber schreiben kann seitdem es Kalender gibt! Einen Jahresrückblick! In mehreren Teilen! Olle Kamelle noch mal aufgekocht, und das für nichts weiter als ein paar lausige Klicks! Da ist der Leser schon neugierig, was? Und der erste Teil des Jahresrückblicks des Jahres widmet sich der Entdeckung des Jahres schlechthin: Dem Vertrauen!

Vertrauen ist so etwas Schönes! Und Notwendiges! Man denke nur an das wohlige Gefühl der Geborgenheit eines Kindes, daß seinen Eltern vertraut und fest davon überzeugt ist, daß diese schon wissen, was zu tun ist. Das sie schon das richtige tun werden, auch wenn das Kind die Zusammenhänge nicht immer versteht und ihm die Entscheidungen der Eltern nicht immer gefallen. Und wer würde sich schon im Krankenhaus die Bauchdecke aufschneiden lassen ohne das feste Vertrauen, daß der Chirurg schon wissen wird, was er tut? Nein, ohne Vertrauen ist alles nichts. Da ist es nur natürlich, wenn im Jahr 2015 das Vertrauen endlich auch wieder in ein Feld einzieht, wo es viel zu lange vermisst wurde: in die Politik! Warum nicht einfach auch mal der Regierung vertrauen? So wie es der Sprecher des Auswärtigen Amts auf der Bundespressekonferenz vom 4. Dezember gefordert hat, als es um angebliche Ölgeschäfte der syrischen Regierung mit dem IS ging:
"Aber wir machen hier jetzt nicht so etwas wie daß ich hier jetzt Dokumente mitbringe die jetzt hier von Ihnen oder anderen eingesehen werden können. Sondern ich muß Sie einfach darauf verweisen, daß Sie uns entweder vertrauen oder aber nicht vertrauen."
Und
"Deshalb kann ich Sie, und das meine ich ganz grundsätzlich, auch für die Zukunft, nur darum bitten, wie gesagt, uns entweder zu vertrauen oder es sein zu lassen."

Und die deutschen Journalisten, sie haben verstanden, ganz grundsätzlich und für die Zukunft. Sie vertrauen, schon längst. Wie zum Beispiel Annett Meiritz, die für Spiegel Online im Oktober ein "Erklärvideo" zu den TTIP-Verhandlungen gesprochen hat und findet:
"Es ist schon ziemlich normal, daß nicht eine Marie Müller aus Berlin mal eben gucken kann, was die USA an Regulierungen voran treibt. Das ist schon ok, daß das Experten machen. Deswegen finde ich immer, daß es eigentlich ganz ok ist, daß nicht jeder Bürger daran beteiligt sein muß, im Prozess."
Es ist offenbar nur noch das Volk, dem es ein wenig an Vertrauen mangelt! Freihandel, Krieg, das alles sind doch so wahnsinnig komplexe Themen, damit muß sich die Marie Müller aus Berlin gar nicht belasten, das versteht sie nicht und am Ende ist sie nur verwirrt. Dafür hat sie doch die Regierung gewählt, die hat Experten und kann kompetent entscheiden! Und ganz ehrlich, Vertrauen in die Regierung ist doch auch gerechtfertigt. Entschließt sich jemand, nicht zu vertrauen, dann kommt doch keine finstere geheime Staatspolizei im Morgengrauen vorbei und läßt ihn spurlos verschwinden! Nein, wir sind eine Demokratie, da darf sich jeder frei entscheiden, ob er der Regierung vertrauen will oder nicht! Völlig folgenlos! Denn wenn sich jemand entschließen sollte, doch kein Vertrauen zu haben, dann ist das auch komplett wumpe. Die Regierung macht sowieso weiter wie bisher…

(Allerdings finde ich, Vertrauen sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Meine nächste Einkommenssteuererklärung kommt bestimmt… !)

Montag, 14. Dezember 2015

Kinder machen in Zahlen

Es kotzt einen an, man kann es nicht mehr hören! Diese Angst vor der Gebärfreude der Nicht-Arier! Je nach persönlichem Geschmack des Nazis fürchtet der sich wahlweise vor der Vermehrung des Moslems oder der des Afrikaners. Und er ruft nach abgedichteten Grenzen, auf das die Flut der Nicht-Arier den arischen Kulturbegründer nicht hinfort reiße! Schon wieder geht so ein Schwachsinn um, diesmal hat Björn Höcke von der AfD seine evolutionsbiologischen Einsichten zur Vermehrung des Afrikaners unter die Menschen gebracht und ich will den Mist nicht einmal im Original verlinken. Aber man könnte sich ja einmal etwas gründlicher mit der Frage beschäftigen: Gibt es sie überhaupt, die gefürchtete ungehemmte Vermehrung der Muslime und Afrikaner? Also mal los.

Wir brauchen erst einmal ein Maß für die Fortpflanzungsfreudigkeit der Menschen in verschiedenen Ländern der Welt. Dazu können wir etwa die "Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer" verwenden. Diese Zahl gibt an, wie viele Kinder eine Frau (hypothetisch) in ihrem  Leben zur Welt brächte, würde sie ihr Leben im Zeitraffer innerhalb eines Jahres durchleben, mit den für dieses Jahr gültigen altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern. Diese Zahl variiert erheblich zwischen verschiedenen Ländern der Erde. Um einen einheitlichen und auch bequem herunter zu ladenden Datensatz für die ganze Welt zu bekommen, machen wir es uns einfach und greifen zum CIA World Factbook, da gibt's alles was es braucht.
Außerdem wollen wir noch ein Maß für den materiellen Wohlstand in der Welt verwenden. Hier machen wir es auch ganz einfach und nehmen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Ja, das ist ein ziemlich grobes und diskussionswürdiges Maß, aber für eine Übersicht wird es schon tun. Diese Werte nehmen wir auch von der CIA, kaufkraftbereinigt und angegeben im internationalen Dollar. Wenn wir die die Fortpflanzungsfreudigkeit (angegeben in der Anzahl der Kinder pro Frau) gegen den Wohlstand (angegeben im BIP pro Kopf) auftragen, dann sieht das für die Länder der Erde so aus:
Offenkundig gibt es einen ganz ausgesprochen starken Zusammenhand zwischen dem Wohlstand und der Anzahl der Kinder, die eine Frau im Leben erwarten kann. Sehr arme Länder, mit einem pro-Kopf BIP unter etwa 10 000$, haben eine sehr hohe Fruchtbarkeit. Bei reicheren Ländern gibt ist sie sehr viel geringer, und es gibt eine leicht abnehmende Tendenz mit ansteigendem Wohlstand.

Hier sind einige Warnungen zum Diagramm angebracht: Die CIA-Datenbank listet nicht nur einzelne Länder auf, sondern spaltet auch manche Länder in Regionen (z.B. sind die Falklandinseln separat von Großbritannien gelistet). Auch politisch umstrittene Regionen wie der Gazastreifen sind aufgeführt. Dadurch gibt es mehr Datenpunkte als Länder auf der Erde. Außerdem gibt es (mindestens) zwei Probleme. Zum einen sind manche Bevölkerungen so klein, daß die Zahlen kaum statistischen Wert haben. Boris Becker allein könnte in manchen kleinen Ländern die Einkommensstatistik durcheinander wirbeln. Oder die Geburtenstatistik… Zum anderen ist für einige Länder die Datenlage ausgesprochen unsicher und die Werte bestenfalls grobe Schätzungen. Um keine willkürlichen Auswahlkriterien einzuführen, nehme ich einfach alle verfügbaren Datenpunkte mit. Man sollte in diesem Fall aber keinen zu großen Wert auf einen einzelnen Punkt legen und sich auf das grobe Bild beschränken.

Man erkennt also schon jetzt den großen Einfluß des Wohlstands auf die menschliche Fortpflanzung. Nun können wir genauer in die Diagramme gucken und nach Religionen oder geographischen 
Regionen sehen.


Religion


Zuerst wollen wir nach dem Einfluß der Religion auf die Fruchtbarkeit suchen. Dazu können wir ebenfalls aus der CIA-Datenbank die in den einzelnen Ländern vertretenen Religionen und ihre Anteile heraussuchen. Wir teilen die Länder der Erde in drei Gruppen auf: Diejenigen, in denen Christen die absolute Mehrheit der Bevölkerung stellen (alle Geschmacksrichtungen der Christentums werden zusammengezählt), diejenigen Länder, in denen die Muslime die absolute Mehrheit der Bevölkerung stellen (auch hier werden alle muslimischen Geschmacksrichtungen zusammen genommen). Und die Länder, in denen eine andere oder keine Religion die absolute Mehrheit der Bevölkerung hinter sich vereint.
Färben wir die Datenpunkte entsprechen ein, dann sieht das so aus:
Offenbar fallen muslimische Länder nicht besonders gegenüber den christlichen Ländern aus dem allgemeinen Trend heraus. In reichen bis sehr reichen muslimischen Ländern ist die Fruchtbarkeit der Frauen ähnlich niedrig wie in reichen christlichen Ländern, in armen muslimischen Ländern ist sie in etwa so hoch wie in armen christlichen Ländern. Man könnte beim längeren Ansehen des Diagramms allenfalls den Eindruck gewinnen, in reichen, muslimisch geprägten Ländern sei die Fruchtbarkeit ein kleines bisschen höher als in christlichen Ländern, und dort wiederum ein wenig höher als in sonstigen Ländern. Was die reichen muslimischen Länder angeht, so lohnt sich ein kurzer, genauerer Blick.

Wir können die zeitliche Entwicklung der Fruchtbarkeit in reichen muslimischen Ländern ansehen, die Daten dazu gibt es bei der Population Division der Vereinten Nationen. Im folgenden Diagramm vergleichen wir die modellierte Fruchtbarkeit in drei sehr muslimischen Ländern, Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten, ab 1950. Auch eingetragen ist eine Prognose bis 2050.  Die grau unterlegte Fläche in den Diagrammen geben dabei die Grenzen für eine hohe und niedrige Prognose, sie geben ein zumindest ungefähres Gefühl für die Unsicherheit der Modelle. Zum Vergleich ist auch Deutschland eingetragen.
Die drei wohlhabenden muslimischen Staaten haben einen drastischen Einbruch in der Fruchtbarkeit durchgemacht, in 50 Jahren ist die Fruchtbarkeit von etwa 7 auf 2 Kindern pro Frau abgestürzt! Und die Entwicklung ist noch nicht am Ende. Glaubt man den Prognosen, dann sind diese muslimischen Länder im Jahre 2050 in Sachen Fruchtbarkeit mehr oder weniger da, wo Deutschland auch ist.
Nun ist es schon bemerkenswert, daß selbst in den konservativsten muslimischen Ländern die Tendenz dieselbe ist wie in reichen christlichen Ländern. Religion oder Feminismus spielen womöglich nur eine untergeordnete Rolle, und mit dem Wohlstand nimmt die Zahl der Kinder so oder so ab. Und wenn wohlhabende muslimische Länder noch leicht höhere Fruchtbarkeitsraten haben als vergleichbar reiche christliche Länder, dann ist das möglicherweise nur Folge des späten aber umso heftigeren Einbruchs in der Fruchtbarkeit, die sich noch nicht wie in Deutschland auf niedrigerem Niveau stabilisiert hat.


Afrika


Als Zweites wollen wir noch nach Höckes vermehrungsfreudigen Afrikanern sehen. Genau genommen meint er wohl das Afrika südlich der Sahara. Heben wir also diese Länder im Diagramm farbig hervor:
Also stimmt es schon, die Länder südlich der Sahara haben im Schnitt eine sehr hohe Fruchtbarkeit. Allerdings sind diese Länder auch sehr arm. Und im Großen und Ganzen fallen diese Länder nicht aus dem weltweiten Trend zwischen Wohlstand und Fruchtbarkeit heraus.

Einzig zwei Datenpunkte passen gar nicht in dieses Diagramm, die beiden wohlhabendsten Länder südlich der Sahara laut diesem Diagramm. Diese beiden Länder sind Äquatorialguinea und Gabun. Und diese Länder sind sehr problematisch was die Qualität der statistischen Daten angeht. Unterschiedliche Quellen (CIA, Weltbank, die Staaten selbst) geben sehr unterschiedliche Werte an, die sich in kurzer Zeit stark ändern. Von Äquatorialguinea ist nicht einmal die Einwohnerzahl bekannt, die Werte reichen von 0.7 bis 1.7 Millionen Einwohner. Diese beiden Punkte taugen daher gar nichts und man sollte sie vor einer Betrachtung ausklammern.

Die Bevölkerungen der reicheren afrikanischen Länder, Südafrika, Botswana, Namibia, haben eine Fruchtbarkeit, die nicht anders ist als die in vergleichbar reichen Ländern in anderen Teilen der Welt.
Zum Schluß können wir noch mal die zeitliche Entwicklung der Fruchtbarkeit in zwei sub-Sahara-Staaten vergleichen, dem selbst für afrikanische Maßstäbe sehr armen Burundi und dem für afrikanische Verhältnisse durchaus wohlhabenden Botswana. Die Daten kommen wieder von der UN, außerdem ist noch die Entwicklung des BIP pro Kopf in das Diagramm eingetragen. Die Zahlen dazu stammen vom Datensatz der Weltbank.
Beide Länder wiesen 1950 eine vergleichbar hohe Fruchtbarkeit auf. Im sehr viel wohlhabenderen Botswana ist diese aber früher und viel stärker eingebrochen als im armen Burundi. Für Botswana sagt die Prognose für 2050 eine Fruchtbarkeit um die 2 Kinder pro Frau voraus, womit auch dieses südafrikanische Land an Bereiche heran kommen würde, in denen auch reiche muslimische und europäische Länder zu erwarten sind.


Fazit


Das Fazit ist ganz einfach. Es gibt in der Welt keine besonders hohe muslimische Fruchtbarkeit und keine besonders hohe afrikanische Fruchtbarkeit. Alles, was es gibt, ist eine hohe Armutsfruchtbarkeit. Ob ein armes Land in Afrika liegt oder nicht oder ob es muslimisch ist oder nicht, spielt gegen kaum eine Rolle.

Natürlich haben wir bisher nicht über einen ursachlichen Zusammenhang zwischen BIP und Fruchtbarkeit gesprochen, nur über eine Korrelation. Man kann lange und ausgiebig Vermutungen anstellen, wie und wieso diese beiden Größen so eng zusammen hängen. Wissen über und Zugang zu Instrumenten der Familienplanung könnten eine Rolle spielen, die Kosten für das Ausziehen eines Kindes, die Vielfalt in Gestaltungsmöglichkeiten des Lebens in reichen Gesellschaften. Und auch die soziale Versorgung und Absicherung. In sehr armen Ländern ist eine Absicherung gegen Krankheit und des Alters nur über die eigenen Kinder möglich, daher sind sehr viele Kinder anzuraten. Erst wenn die Produktivität hoch genug ist, kann die soziale Absicherung selbst erwirtschaftet werden.
Und am Ende gibt es dann doch noch einen Anschlußpunkt an Björn Höcke.
Wenn sich die Nazis in ihrer schlichen Einfalt tatsächlich so sehr vor der Vermehrung der Nicht-Arier gruseln, dann liegt doch eine Verteidigungsstrategie auf der Hand! Man muß den Negern und Muselmanen nur zu mehr Wohlstand verhelfen! Dann sollten die ganz von alleine weniger Nachwuchs produzieren. Und wer daheim einen bescheidenen Wohlstand erlangt, der hat auch weniger wirtschaftlichen Anreiz, in die europäischen Kulturnationen zu fliehen. Am Ende hätten die Menschen und ihre wenigen Kinder bessere Lebensaussichten, was dann auch den Gutmenschen freut.
Nazi und Gutmensch Hand in Hand gegen die Armut in der Welt, das wird eine Querfront! Aber dem Höcke gebe ich bei einer Lichterkette nur die Hand, wenn ich Gummihandschuhe tragen darf. Ganz, ganz dicke Gummihandschuhe. Bis über die Ellenbogen!

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Multiples Raum-Zeit-Versagen

Satellitenbildbeweisen kritisch gegenüber zu stehen ist ja immer eine hervorragende Idee. Aber was sich Spiegel Online heute als "Analyse" der angeblichen Beweise, die Russland für einen Ölhandel zwischen dem IS und der Türkei vorgelegt hat, geleistet hat… Da fehlen einem die Worte!
Nehmen wir z.B. dieses Bild aus dem SpOn-Artikel (zur Vergrößerung anklicken):
Dazu schreibt SpOn: "Moskau hat keine Angaben darüber gemacht, wann und wo die Aufnahmen gemacht wurden".
Na, da helfe ich doch gerne weiter! Die Aufnahmen wurde am 28. November 2015 in der Nähe von Karachok in Syrien gemacht. Und das weiß ich nicht aus komplizierten Bildanalysen, das hat mir der Generalleutnant der russischen Armee Sergei Rudskoy verraten. Einfach so. Denn das russische Verteidigungsministerium hat alle Folien der Präsentationen zum Thema online gestellt. Das hier von SpOn präsentierte Bild stammt von Folie 24 aus der Präsentation von Sergei Rudskoy. Und auf Folie 23 seiner Präsentation gibt es das Übersichtsbild, aus dem die beiden obigen Ausschnitte A und B gewählt wurden. Und da steht, daß diese Aufnahme eben vom 28. November 2015 und aus Karachok stammt.
Aber die Leistung der Spiegelleute steigert sich noch. Hier:
SpOn schreibt dazu: "Moskau machte keine Angaben dazu, von wann das Bild stammt." Und nun ist mein Russisch ja auch nicht sooo wahnsinnig gut. Aber ich glaube, "18. Oktober 2015", wie es fett und deutlich weiß unterlegt im Bild selbst drin steht, das bedeutet schon soviel wie "18. Oktober 2015", das Aufnahmedatum des Bildes. Und das ist auch kein einmaliger Fehler, im nächsten Bild zum SpOn-Artikel dasselbe:
Auch zu dieser Aufnahme heißt es von SpOn: "Sie ist ebenfalls nicht datiert." Und auch hier steht das Aufnahmedatum 18. Oktober 2015 im weiß unterlegten Text im Bild drin.
Soviel Dummdreistigkeit, Bilder aus einer Präsentation zu nehmen und über sie zu schreiben, ohne sie sich auch nur mal flüchtig anzusehen… Das ist selbst für Propagandamaßstäbe bemerkenswert!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Fascho-Ich

Eigentlich bin ich eine sehr tolerante Person. Und ich komme auch super mit den Menschen klar. Wie hat schon der Olle Fritz gesagt? Jeder soll nach seiner Fassong selig werden! Genau das ist auch mein Motto! Trotzdem finde ich, es gibt schon so gewisse Grenzen, da muß man's auch nicht übertreiben.

Rauchen zum Beispiel. Kann ich nicht leiden. Und das muß ja auch nicht sein, das Rauchen. Schließlich schadet man sich damit ja nur selbst. Die Raucher wissen das natürlich auch, aber sie sind so süchtig, so abhängig, da können die sich nicht mehr helfen. Aber dann ist da noch die Schädigung ihrer Mitmenschen! Giftiger Rauch, Gestank, Zigarettenstummel auf der Straße. Und die Kosten für ihre gesundheitlichen Schäden, die bürden sie auch der Allgemeinheit auf. Ich finde, hier kann man wirklich ruhig mal ein bisschen nachhelfen, so mit Tabaksteuer und Rauchverboten und so. Ist ja auch zu deren besten, wenn diese Leute mal ein bisschen auf ihre Gesundheit und auf das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen achten.

Und diese Fettleibigen, die kann ich auch nicht leiden. Die sehen ekelhaft aus, die Fetten. Und die nehmen in der U-Bahn gleich zwei Sitzplätze weg für ihre eine Fahrkarte. Und die Kosten für all die medizinischen Behandlungen für ihre Diabetes und die Gelenkprobleme und was nicht alles, die darf ich auch mit meinen Krankenversicherungsbeiträgen mitfinanzieren. Ich finde, hier könnte man ruhig mal ein bisschen eingreifen, so mit Fettsteuer und Lebensmittelampeln und so, daß diese Leute sich nicht so gehen lassen und mal ein bisschen auf sich achten. Tu' ich ja auch! Und dieses ganze Fressen, das muß ja auch nicht sein.

Überhaupt, dieses ganze Essen... Exzessive Fleischkonsum, den finde ich auch nicht gut. Und der muß ja auch nicht sein. Aber die Leute essen lauter Fleisch, jeden Tag, und die Hormone aus der Massentierhaltung, die haben wir alle dann im Grundwasser, und das bei der Tierzucht freigesetzte Methan ist noch schlimmer für den Klimawandel als Kohlendioxid und die Rechnung zahlen wir alle. Auch die, die gar nicht so viel Fleisch essen und lieber ein bisschen auf sich achten, so wie ich. Ich finde nämlich schon, daß man sich da schon mal ein bisschen zurücknehmen kann und nicht jeden Tag Fleisch essen muß. Dafür kann man sich dann ja ab und zu ein schönes Stück Fleisch aus dem Bioladen holen. Mach ich selbst ja auch.

Ach ja, und Schwulen, die übertreiben es auch, finde ich. Ich mein', ich hab ja nichts gegen die Schwulen, wirklich nicht. Aber müssen die ständig in der Öffentlichkeit auf ihre sexuelle Orientierung hinweisen, so mit Christopher Street Day und Gay Pride und in irgendwelchen Talkshows und so? Ich mein', das mach ich ja auch nicht, und das muß ja wohl auch nicht sein.

Und, da fällt mir jetzt noch ein, wenn jemand den Glauben anderer lächerlich macht, das finde ich auch gar nicht gut. Ich mein', jeder hat das Recht, nach seiner Façon glücklich zu werden, und da muß man sich dann auch nicht drüber lustig machen. Ich mache mich ja auch nicht über andere lustig. Und ich finde, da sind die dann auch ein Stück weit selbst mit Schuld, wenn die sich über den Glauben anderer lustig machen und dann mal einer durchdreht und die dann wegknallt oder sowas.

Gut, zum Schluß sollte ich vielleicht noch die Ausländer erwähnen. Nein - ich habe überhaupt nichts gegen Ausländer, überhaupt nicht! Aber daß die sich anpassen, das kann man ja irgendwie schon erwarten, oder? Ich mein', ich hab mich ja auch angepasst. Mein Leben lang. Da kann man das von den Ausländern ja irgendwo auch erwarten. Und das tun sie leider nicht. Sonst würde man ja nicht auf den ersten Blick erkennen, daß die Ausländer sind. Ich mein', so einem Juden hier bei uns, dem sieht man ja auch nicht schon von Weitem auf der Straße an, daß der ein Jude ist, nicht? Ist klar, was ich meine, oder? Da muß man ja vorsichtig sein, wenn man was mit Juden sagt, da wird man ja sonst schnell mißverstanden. Aber die Ausländer, die kommen hierher und wollen alles geschenkt haben. Und natürlich geht das nicht, und so leid es mir tut, da muß man dann auch konsequent sein und das stoppen. Mir hat ja schließlich auch niemand was geschenkt. Alles, was ich habe, habe ich mir ganz allein selbst verdient. Und da darf ich doch schon ein bisschen stolz drauf sein, finde ich.

Sie sehen, eigentlich erwarte ich von niemanden irgend etwas, das ich nicht selbst zu tun bereit bin. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich so gut mit meinen Mitmenschen auskomme. Das einzige, was ich aufs Verrecken nicht ausstehen kann, das sind Menschen, die anders sind als ich. Aber das muß ja auch keiner sein, nicht wahr?

Montag, 30. November 2015

Jammern wie ein Mann

Schon wieder krank. Scheiße. In letzter Zeit sammle ich Krankheiten geradezu! Der aktuelle Neuzugang ins Kuriositätenkabinett ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Kennste? Nee? Könnte daran liegen, daß überwiegend Kinder unter 10 Jahren betroffen sind. Vereinzelt kann es aber auch Erwachsene treffen, und ich bin ein solch vereinzelter Erwachsener. War halt immer schon ein Spätentwickler, Windpocken mit 16, HFMK mit, naja, einigem mehr als 16… Und das Erste, was ich höre, wenn ich mich mit plötzlichem Fieber und Schüttelfrost nach Hause schleppe, ist:
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich wärmer anziehen!"  Super.
"Ich habe keine Erkältung, ich habe das, was die Kleine letzte Woche hatte."
"Sicher? Vielleicht hast du dich einfach nicht warm genug angezogen?"
"Ich bin nicht krank weil ich mich nicht richtig angezogen habe, ich bin krank, weil ich letzte Woche meine Tochter gepflegt habe!" (Ok, zugegeben, das ist ziemlich verschwult. Aber Dinkelkuchen backe ich keinen, echt nicht!)
"Trotzdem, hättest du auf mich gehört und dich wärmer angezogen, dann hättest du es nicht bekommen!"
An dieser Stelle bin ich, wie jeder Mensch, der nicht Ehefrau und Mutter ist, aus der Diskussion ausgestiegen. Es wäre schon mal interessant zu verstehen, wie es Ehefrauen und Müttern - und nur solchen! - möglich ist, nicht falsifizierbare Verknüpfungen zwischen Bekleidung und allen Übeln der Welt herzustellen. Und sich damit immer auf logisch gesichertem Terrain zu wähnen! Aber stattdessen krabble ich lieber unter die Bettdecke, nicht ohne vorher noch großzügig geschätzte drei Finger hoch Brandy ins Wasserglas zu gießen. Sicher, Ehefrauen und Mütter fragen da natürlich sofort nachdrücklich, ob man stattdessen nicht lieber eine Paracetamol nehmen will. Aber Paracetamol ist voll verschwult. Mal ehrlich, wenn Robert De Niro sich mit einem über dem Feuer ausgeglühtem Jagdmesser eine Revolverkugel aus der Schulter schneiden lässt, was nimmt der dann vorher? Eine Paracetamol? Oder einen dreifachen Whiskey? Da bleibe auch ich lieber bei rein pflanzlichen, ganzheitlich wirkenden Produkten. Wirklich helfen tut eh nix und man liegt tagelang mit juckendem und schmerzenden Exanthemen an Händen und Füßen im Bett und hat mit jedem Schluck das Gefühl, eine Handvoll Glasscherben runterzuwürgen. Erst als nach einigen Tagen der Eindruck entsteht, irgendwas könne sich da so gar nicht nach Plan entwickeln, da bat ich dann doch mal einen Arzt um einen Hausbesuch. Und der war ganz entzückt! Einen Erwachsenen mit HFMK, das hätte er an sich ja schon lange nicht mehr gehabt. Aber dann einen mit der eher seltenen Komplikation Hodenentzündung, das sei wirklich kurios! Ja, ich bin schon was besonderes! Und nein, wir machen hier keine Witze über Hodenentzündungen! Daran ist wirklich absolut gar nichts witzig, kein bisschen, das kann man mir getrost glauben! Ich hab Eier wie James Bond! In Casino Royale… Auauau, ich könnt' beim Pinkeln heulen.
Aber was soll's. Ich glaub, ich mach jetzt mal ein paar Fotos von mir. Mit denen kann ich dann ein paar medizinbezogene Artikel der Wikipedia illustrieren. Dem Leiden einen Sinn geben und so. Und später kann ich dann mit Fug und Recht sagen: Ich war mal Fotomodel für dicke Eier! Geil. Man muß es alles nur richtig zu nehmen wissen…

Weiterführende Literatur:
Jammern wie ein Mann
James Bond
Dinkelkuchen backen


Donnerstag, 12. November 2015

Kommentare kommentieren

Ein anonymer Kommentator hatte zum letzten Post, dem über Fleischhauer und Pirinçci, einen Kommentar hinterlassen, den ich so interessant fand, daß ich ihm unbedingt antworten wollte. Und dann wurde die Antwort länger und länger und am Ende ist es vielleicht besser, ich antworte gleich in einem neuen Post. Also, diesem hier. Und nun mal ausführlich durch die Zeilen von Anonym!
"Nun habe ich mich schon gefreut endlich mal Argumente gegen Aussagen und Meinungen von Leuten wie diesen Katzenkrimischreiber zu lesen, wieder nichts."
Und das glaube ich sofort - daß sich viele über eine argumentative Auseinandersetzung mit den Aussagen und Meinungen des Katzenkrimiautors und seiner Freunde im Geiste freuen würden. Denn dadurch würden diese als ernsthaft diskutabel aufgewertet. Das Problem ist nur, man kann diesen Meinungsäußerungen gar nicht argumentativ begegnen, nicht einmal, wenn man wollte. Dazu sind diese Aussagen viel zu wirr, viel zu unsinnig. Ich geben mal ein kleines Beispiel. Hier ein Zitat aus einem Text von Akif Pirinçci aus seinem angekündigten Buch "Umvolkung", seinem Blog entnommen:
"Außerdem kommt bei den Flüchtilanten ein negatives Element hinzu, welches jede westliche Gesellschaft, im Grunde jedwelche Gesellschaft irgendwann sprengt. Nämlich das Element der arabisch muslimischen Überflüssigkeit des Seins und die zwar für den gestreßten Westler sympathischen, allerdings allein im Südafrika-Urlaub tolerierbaren Afro-Lethargie, vom zigeunerischen oder albanischen Element ganz zu schweigen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Man kann es auch ganz einfach ausdrücken, mit solchen Leuten ist kein Staat zu machen, schon gar kein deutscher. Die einen beschäftigen sich vor allem anderen und zuvörderst mit dem allahischen Götterwesen, für das sie bereit sind, ihre Kinder zu debilen Ochsen zu erziehen und sogar die eigene Existenz zu zerstören, und die anderen glauben, daß Porsches und geile Chicks auf westlichen Bäumen wachsen, ohne daß man dafür einen Finger krumm zu machen braucht. 
Bereits im nächsten Frühling wird diese homogene Masse ihre charismatischen Führer gebieren, die schlauer und wortgewandter sind, als die einzelnen Doofs in der Essenschlange in der Turnhalle."
Als erstes könnte ich mich jetzt natürlich darüber auslassen, daß es sich hier gar nicht um Meinungen handelt, sondern schlicht um eine besonders plumpe Wiedergabe tiefrassistischer Klischees, und das so etwas völlig inakzeptabel ist. Dann wir mir im Gegenzug vorgeworfen werden, ich sei ein verschwulter Gutmensch, der naiv den Ernst der Lage und die Dummheit der "Flüchtilanten" ignoriert, und wir alle sind glücklich. Die andere Seite, weil es wieder nicht gelungen ist, die Meinung Pirinçcis argumentativ zu widerlegen, sondern nur einmal mehr moralisierendes Gutmenschengetue ausgeschüttet wurde. Und ich, weil die Schmähungen mancher Menschen ein Lob sind. Also lasse ich es.

Dann könnte ich mich mit den schrecklichen Misshandlungen von Sprache und Logik beschäftigen. Was etwa sollen "Flüchtilanten" sein? Flüchtlinge und Asylanten? Alle? Manche? Sind das die "Invasoren" aus anderer Stelle? Oder ist das nur eine Phantasiegruppe in Pirinçcis Kopf? Am Ende meint Pirinçci mit diesem Begriff nur die, die er eben meint...
Oder was ist mit der Stelle "Außerdem kommt bei den Flüchtilanten ein negatives Element hinzu…", nämlich dieses und dieses und auch noch dieses und dieses? Moment, das waren vier…?
Oder was ist mit der Aussage, die "arabisch muslimische Überflüssigkeit des Seins" würde "irgendwann jedwelche Gesellschaft sprengen"? Was soll das heißen? Ist in der arabischen Welt das Sein überflüssig? Ist das Sein der arabischen Welt überflüssig? Und wie sprengt die Überflüssigkeit des Seins Gesellschaften? Man weiß es nicht, und man möchte auch nicht Priniçcis Katzenbuchlektor gewesen sein. Aber man kann zumindest vermuten, daß die "Überflüssigkeit des Seins" als vermeintliches Element der arabisch-muslimischen Gesellschaft in ihr selbst besonders konzentriert vorliegt. Und trotzdem hat sich diese als historisch sehr stabil erwiesen - schließlich bereitet es den besorgten Bürgern Europas doch gerade solchen Kummer, daß muslimisch-arabische Gesellschaften eben nicht so leicht auseinander fliegen würden, oder nicht?

Dochdoch, Prinçcis Werk hat wirklich was von Mein Kampf - Da stehen auch zuhauf solche sprachlichen Missgriffe drin ("Es wird aber nie ein Fuchs zu finden sein, der seiner inneren Gesinnung nach etwa humane Anwandlungen Gänsen gegenüber haben könnte"). Vielleicht hatte Hitler aber auch einfach nur den selben unfähigen Lektor...
Aber all das will ich auch nicht im Detail ausbreiten. Schließlich stammt der Text nur aus einem Blogbeitrag und ist nicht das Werk eines professionellen Autors…!

Nein, worauf ich im Grund hinaus will, ist die homogene Masse. Wir werden laut Pirinçci bedroht von einer arabisch-muslimisch-zigeunerisch-albanisch-christlich-afrikanischen homogenen Masse, die sich nur für Allah oder Porsches und Weiber interessiert. Und jetzt mal jenseits aller Ethik und Sprachmäkelei: Das ist einfach nur… nur… Scheiße. Brägenbei. Gaga. Einem Menschen, dem arabisch-muslimisch-zigeunerisch-albanisch-christlich-afrikanische "Elemente" ernsthaft als homogene Masse vorkommen, dem kann man nicht argumentativ begegnen. Da könnte man auch einen Chiropraktiker auf eine Qualle loslassen. Zur Argumentation bedarf es eines Mindestmaßes an Differenzierungsvermögen, und nicht einmal das bringen Pamphlete wie die eines Pirinçci auf. Insofern kann der sich freuen, er wird nie von seinen Gegnern argumentativ in die Ecke getrieben werden. Und das kann ja auch Strategie sein…
Ansonsten nein, das Zitat ist von mir nicht besonders böswillig ausgesucht. Dieser Stil ist typisch für Pirinçcis "Aussagen". Aber nu weiter.
"Nur die ewig gleiche Leier über die Form."
Eigentlich hatte ich Pirinçcis Pipi-Kacka-Fotze-Form ja überhaupt nicht angesprochen...
"Dazu dann noch ein Exotenbeispiel von irgendeiner Type Anno 2008 hoch im Norden [gemeint ist Anders Breivik], das war's. In diesem Kontext ist es übrigens nichts weiter als Denunziation da sich die Typen [Akif Pirinçci und Anders Breivik] nicht aufeinander beziehen und vermutlich nicht mal kennen."
Stimmt schon, die beiden beziehen sich nicht aufeinander. Inwieweit sie sich, also d.h. ihre Ideen, kennen, darüber kann man natürlich nur mutmaßen. Ich glaube aber nicht, daß es Denunziation (oder eher Verleumdung) ist, auf ein gemeinsames Weltbild hinzuweisen, selbst wenn es unabhängig voneinander entstanden sein sollte. Oder um wieder einmal diesen Hitler zu bemühen: Wenn jemand sagt, er hasse die weltregierenden Juden, dann muß er schon aushalten, sollte sein Weltbild in der Tradition Hitlers betrachtet werden. Ein Hinweis, man heiße einen Völkermord ja nicht gut, ist da als Distinktionsmerkmal etwas dürftig.
"Sarrazin kann man so natürlich nicht angreifen. Zu langweilig sachlich. Also bauscht man Nebensächlichkeiten und Irrtümer auf als wäre es die Kernaussagen."
Ja, der Klassiker… Verlagslektoren sollten ihren Autoren bei der Vorbereitung bahnbrechender Publikationen immer als Rat mitgeben, daß es gaaaanz schlecht ist, seine wichtigen Kernaussagen zwischen einer Unmenge unwesentlicher, schlecht recherchierter und falscher Nebenaussagen zu verstecken. Zumindest, wenn man am Durchdringen der Kernaussagen interessiert ist. Den Fehler machen so viele! Thilo Sarrazin hätte diesen Rat aber eigentlich nicht nötig haben sollen. Als jemand, der studiert und promoviert hat, sollte er schon mit den Grundlagen wissenschaftlichen Schreibens vertraut gewesen sein. Fast könnte man meinen, manch einer nutze diese Strategie bewusst: Man haut eine Unmenge detailversessenen Zeugs raus, an dem sich die Kritiker dann abarbeiten können, und sagt bei jedem nachgewiesenen Fehler, daß gerade dies eigentlich nur ein unwesentlicher Nebenaspekt gewesen sei. Und niemals wird jemand das ganze Werk widerlegen können! Diese Technik benutzen so viele, denen amorphes Dummschwätzen wie bei Pirinçci als Verteidigungsstrategie nicht intellektuell genug daher kommt...
"Was ist mit euch los? Seid ihr alle so "verschwult" das ihr Form und Inhalt nicht trennen könnt?"
Also verschwult bin ich schon, ja. Und mit dem Trennen von Form und Inhalt bin ich etwas kleinlich geworden seitdem GNTM, Bild, Dschungelcamp, jeder noch so sehr stinkende Haufen Müll "ironisch gebrochen" wird.
"Müsst ihr wirklich Begriffe wie Angst und Extremformulierungen weniger von Typen die nur ihre Bücher an den Mann bringen wollen nutzen um die Aussagen zu ignorieren? Wer lebt da in einer Filterbubble?"
Welche Typen gibt es denn, die keine Extremformulierungen benutzten und nicht nur ihre Bücher an den Mann bringen wollen? Dann nehme ich in Zukunft die als seriöse Referenz...
"Mir fällt zu deren Aussagen übrigens wenig ein da ich in einer Großstadt lebe in der das was Sarrazin beschreibt selbst beobachten kann."
Ich lebe auch in einer Großstadt und kann das, was Sarrazin beschreibt, nicht bestätigen. Stand Anekdotenwissen: 1:1.
"Wer im übrigen welchen Unsinn glaubt wird sich noch herausstellen. Vor den von dsog. rechten beschriebenen Szenarien hab ich übrigens keine Angst. Hat doch für mich als von den derzeitigen Zuständen nur Nachteile habenden Mann jede Menge Vorteile, oder?"
Und das finde ich wirklich großartig! Denn: ja! Genau das ist es doch! Die Verteidiger des Christlichen Abendlandes haben Angst vor einer Invasion aus einer patriarchalischen Machogesellschaft, in der viele Kinder zur Welt kommen, Frauen nicht emanzipiert sind, die in Autoritätshörigkeit und überkommenen Traditionen gefangen ist und sich abkapselt und Fremdem gegenüber feindlich eingestellt ist. Und was empfehlen sie gemeinhin als Gegenwehr? Wir selber müssen wieder mehr Kinder kriegen, die Frauen sollen sich wieder auf ihre traditionelle Rolle als Mutter besinnen, wir müssen uns wieder auf unsere religiösen Wurzeln besinnen und und uns abkapseln und wir brauchen eine starke Hand, die durchgreift und uns gegen das Fremde verteidigen kann! Hier schlägt doch voll die alte küchenanalytische Daumenregel zu: Das, was ich am meisten fürchte, ist das, was ich mir insgeheim am meisten wünsche! All die Ideen der "Islamkritiker" laufen am Ende nur darauf hinaus, diejenigen gesellschaftlichen Verhältnisse herzustellen, die sie in die islamischen Kulturen hineinprojizieren - nur eben in christlich. Die respektieren die Frauen nicht? Unsere Frauen zurück an den Herd! Die kriegen viele Kinder? Machen wir mehr Kinder! Die tolerieren keine Kirchen? Keine Moscheen bei uns! Die sind religiös und rückständig? Besinnen wir und auf unsere christlichen Wurzeln, Schluß mit diesem ganzen dekadentem Schwulenkram!
Wenn man keine Probleme damit hat, seinen Gott Allah zu nennen, dann müßte ein Rechter vor den Schreckgespenstern der Rechten wirklich keine Angst haben, im Gegenteil. Viel näher als in seinen orientalischen Phantasien könnte er seinem feuchten Traum von einer konservativen, homogenen und autoritären Gesellschaft kaum kommen!

Dienstag, 10. November 2015

Wenn es doch nur Unsinn wäre

Ups, nach längerer Abstinenz habe ich doch wieder den Fehler gemacht, einen Text von Jan Fleischhauer zu lesen - den heutigen zum Fall Pirinçci. Herr Fleischhauer ärgert sich über einen (vermeintlichen?) Boykott von Prinçcis Büchern durch den deutschen Buchhandel und stellt fest:
"Amazon ist so weit gegangen, jeglichen Hinweis auf den Autoren zu tilgen."
und
"Bei Amazon sind alle Bücher von Pirinçci gesperrt, 'Mein Kampf' hingegen kann man über die amerikanische Seite problemlos beziehen. Will man im Ernst sagen, dass ein Katzenroman von Akif Pirinçci gefährlicher ist als das zentrale Buch von Adolf Hitler?"
Nein. Auf der amerikanischen Seite sind Pirinçcis Bücher aber auch alle problemlos zu haben, und sogar billiger als Mein Kampf. Aber auch wenn ich gerade jetzt zu amazon.de gehe und "Akif" in das Suchfeld eingebe, dann schlägt mir die Suche "Pirincci" zur Vervollständigung vor und nach dem Akzeptieren will Amazon mir seine Bücher von Drittanbietern verkaufen, Katzenkrimis - und "Deutschland von Sinnen" darf ich mir von Amazon sogar als Hörbuch gratis zur Probe runter laden. Man darf Leuten wie Fleischhauer wirklich nichts glauben! Aber das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist ein Missverständnis, dem nicht nur Fleischhauer aufsitzt, sondern fast die gesamte Aufregung um Pirinçcis Dresdener Rede. In Fleischhauers Worten:
"Pirinçci hat sinngemäß gesagt, Politiker würden sich Gegner ihrer Asylpolitik ins KZ wünschen, ein hanebüchener Unsinn, für den er entsprechend Prügel bezog. Aber mit solchem Unsinn steht er nicht allein, die Inanspruchnahme des Holocaust zu rhetorischen Zwecken kommt in Deutschland leider öfter vor."
Und mit dem letzten Teilsatz zeigt er, daß er das Problem komplett mißverstanden hat! Das Problem mit Priniçci ist nicht, daß er Unsinn geredet und einen geschmacklosen Nazivergleich gezogen hat. Das Problem ist viel ernster und größer. Vielleicht sollte man hier etwas früher ansetzen...

Die Angst vor den Muslimen, ihrer Zuwanderung und Vermehrung, ist wahrlich nicht neu. Pirinçci hat sie nicht erfunden. Vor ihm warnte schon Sarrazin vor der Fruchtbarkeit der Kopftuchmädchen. Und schon sechs Jahre vor Sarrzin durfte die besorgte italienische Christin Oriana Fallaci im Cicero, dem "Magazin für politische Kultur", ihre Sorgen ausbreiten, Muslime würden sich "wie die Ratten vermehren" - garniert mit statistischen Zahlen und der Prognose des Endes von Europa. Oder nehmen wir Bernard Lewis, der drei Jahre danach in der Welt etwas von einer "dritten Angriffswelle" der Muslime gegen Europa fabulieren durfte. Diese dritte historische Angriffswelle (nach den Mauren und Türken), sie würde gerade jetzt mit den Waffen des Terrorismus und der Einwanderung geführt.
Und all diese Leute, sie glauben den Unsinn, den sie erzählen, ja wirklich. Und wenn man ein Jahrzehnt warnt, und das, wie diese Leute finden, mit richtigen Argumenten, und die Politik alle Warnungen vor dem Untergang ignoriert, dann kommt man zu einem naheliegenden Schluß. Nicht, daß man Unsinn redet, nein. Zu dem Schluß, daß "die da oben" zu denen gehören! Zu dem Schluß, daß die eigenen politischen Eliten eine muslimische Immigration als Waffe gegen das eigene Volk wenden.
Das klingt nur für normale Menschen idiotisch. Der norwegische Blogger Fjordman schrieb zu diesem Thema 2008:
"José Manuel Barroso, the leader of the unaccountable government for half a billion people, has stated that the EU is an empire."
Und genau genommen nein, Herr Barroso hat nicht behauptet, die EU sei ein Imperium. Das ist genauso falsch wie Fleischhauers Behauptung über die Beseitigung von Pirinçcis Spuren bei Amazon.  Man darf solchen Leuten wirklich gar nichts glauben! Eigentlich hat Herr Barroso zur politischen Organisation der EU das Gegenteil ausgeführt und dann gelächelt, auf seinen akademischen Hintergrund verwiesen und gesagt:
"Sometimes I like to compare the European Union as a creation to the organization of empires. Empires. And äh… Because we have the dimension of empires. But there is a great difference: […]"
[Hier das Video]. Aber weiter schreibt Fjordman:
"If the EU is an empire, this means that a war is being waged against somebody. And it is: A cultural and demographic war waged by mass immigration against native Europeans. Whereas empires are normally created by waging a war against other peoples, the EU is the first empire in history created by leaders allowing other peoples to wage a war against their own."
Und diese Geschichte vom Krieg gegen das europäische Volk, die meinen diese Leute ernst! Zitiert habe ich Fjordman nicht nach seinem Blog, sondern nach dem Pamphlet "2083 - A European Deklaration of Independence" des Anders Breivik. Der meinte das todernst und beging einen Massenmord, um die Welt auf diese Thesen aufmerksam zu machen. Und er mordete nicht Muslime in einer Moschee, sondern griff die norwegische Regierung und den Nachwuchs der Sozialdemokraten an, da diese den Krieg gegen die eingeborenen Europäer unterstützen würden.

Dies alles ist die Tradition, in der Akif Pirinçcis Bemerkung, die Regierung wolle das eigene Volk ins KZ stecken, steht. Und es ist die Tradition, an die er mit seinem angekündigten nächsten Buch mit dem Titel "Umvolkung" anknüpft.
Und diese Gedanken breiten sich immer weiter aus. Anders Breivik hätte man noch beinahe für im medizinischen Sinne geisteskrank erklärt. Heute beklatschen Zehntausende in Dresden solche Theorien. Und im geschätzten Nachbarblog Fliegende Bretter hinterließen Kommentatoren kürzlich Sätze wie:
"Fast man diese und noch einige weitere Punkte zusammen, ist klar, dass wir nicht überrannt werden, sondern das die Ansiedlung Fremder bewusst gefördert wird. Wer noch nicht verstanden hat, das der größte Feind der Deutschen der eigenen Staat ist, dem ist echt nicht zu helfen."
oder verlinkten auf Pegida-nahe Texte wie diesen, in dem es heißt:
"Es gibt zweifellos mehr oder minder kranke Gehirne, die mit dem Gedanken, Migration als Waffe einzusetzen, spielen.
[…]
Insgesamt ist die Wirkung der Migration, ob nun als Waffe genutzt oder nicht, die Destabilisierung Europas. Das kann erwünscht sein, um endlich die Nationalstaaten aufzulösen und in einem Kraftakt eine europäische Zentraldiktatur zu errichten, mit dem Feigenblatt eines impotenten EU-Parlaments vor der Blöße.
[…]
Es kann aber auch erwünscht sein, um diese EU, bevor sie wirklich zu einem Machtfaktor zusammenwächst, im Mark zu treffen und ihre Auflösung zu beschleunigen."
Ja, es ist so grotesk, daß es fast schon wieder komisch ist, diese Migration als Waffe wahlweise um Europa zu einer Diktatur zusammen zu schweißen oder um Europa zu vernichten. Aber diese Menschen glauben diesen Unsinn wirklich. Und das ist das eigentliche Problem mit Pirinçci und Pegida und ihren Freunden: Es geht nicht einfach nur um Unsinn reden. Hier wächst ein wahnhaftes Weltbild heran, daß sehr viel gefährlicher ist als ein hanebüchenen Unsinn redender Katzenbuchautor mit geschmacklosen Nazivergleichen. Manchen Wahn sollte man ernst nehmen. Und bekämpfen, solange er noch klein ist.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Bin ich verschwult?

Ja, so schätzen ihre Leser Die Wahrheit über die Wahrheit: Ein Blog, so männlich, daß selbst Vin Diesel beim Lesen die Milch einschießt und so hetero, daß sich nicht einmal männliche Stechmücken an den Autor heranwagen*!
Da bewegt die Meldung vom heute erscheinenden Buch des Autors Akif "El Kapo" Pirinçci mit dem Titel "Die große Verschwulung" den Autor natürlich sehr. Gehört die männliche Leserschaft von DWüdW womöglich auch schon zu jenen von Pirinçci beschriebenen eierlosen Schwuchteln, die sich bereitwillig von muslimischen Invasoren das Land rauben lassen und von irgendwelchen ungebumsten Lesben sagen, was sie zu tun haben?
Da wollte das Zentralkomitee der Wahrheit über die Wahrheit sicher gehen und ließ die irren Wissenschaftler der DWüdW-Forschungsgruppe "GEsellschaftliche Immunisierung gegen LEsbisch-schwule Risikogruppen und PropagandaOrganisationen" (GeILeRPO) umgehend einen wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitstest erarbeiten - einen Test, der es schnell und zuverlässig ermöglicht, den eigenen Verschwulungsgrad zu ermitteln. Stolz präsentiert DWüdW den Test der Forschungsgruppe GeILeRPO zur Buchneuerscheinung ihren Lesern!
Also los! Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt! Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung! Selbstverbesserung ist Masturbation! Nach dem Masturbieren also gleich die Fragen des Psychotests ehrlich beantworten, die erzielten Punktzahlen addieren, und schon wissen Sie bescheid!

DWüdW - Psychotest WIE VERSCHWULT BIN ICH?

Frage 1:
Haben Sie schon einmal zu einem Werk von Oscar Wilde gegriffen ohne von Ihrem Lehrer oder Ihrer Freundin dazu gezwungen worden zu sein?

A) Ja.                                                                   +5
B) Nein.                                                                 ±0
C) Osca Wild? Die Alte heißt Gina Wild!         -1

Frage 2:
Haben Sie schon einmal zu einem Werk von Akif Pirinçci gegriffen?

A) Nein. Ein Autor, der gegen Migranten hetzt, ist mir zu fremdenfeindlich.          ±0
B) Nein. Ein Autor, der gegen die Gleichberechtigung hetzt, ist mit zu frauenfeindlich.  ±0
C) Nein. Ein Autor, der Katzenbücher schreibt, ist mit zu schwul.               -1

Frage 3:
Wie oft wechseln Sie Ihre Socken?

A) Mehrmals täglich, damit sie farblich immer zu den Schuhen passen.    +5
B) Immer wenn es nötig ist, so alle paar Tage halt.                                     ±0
C) Ach, die muß man wechseln?                                                                 -1

Frage 4:
Ein Kollege und eiserner Junggeselle erzählt in den Kaffeepausen immer, wie gerne er Urlaub in Sitges macht. Dieses mal wollen sie es auch einmal ausprobieren und machen sich mit Frau und Kindern auf den Weg. Beim Zwischenstop in Barcelona sehen sie den Torre Agbar (Abb. links). Was denken sie spontan?

A) Sieht aus wie ein Schwanz, hö hö.                  ±0
B) Interessante Architektur!                                 +5
C) Was mein Kollege jetzt wohl gerade macht?  +6


Frage 5:
Sie schalten die Tagesschau ein und Judith Rakers begrüßt Sie mit den Worten "Guten Abend, meine Damen und Herren. Willkommen zu den Nachrichten." Was denken Sie?

A) Geil! Der würde ich es auch mal von hinten besorgen!                                 -1
B) Geil! Von der würde selbst ich es mir mal von hinten besorgen lassen!   -0.95
B) Geil! An ihrer Stelle würde ich es mir mal von Jens Riewa von hinten besorgen lassen! +5

Frage 6:
Vervollständigen Sie diesen Satz: "Wenn zwei Männer Sex miteinander haben, dann ist das…
A) …deren Sache."   ±0
B) … ganz interessant. Also, nicht daß das was für mich wäre, nein! Ich meine nur, so ganz grundsätzlich, im Prinzip halt…"  +5
C) …widerlich! Ich kann mir das gar nicht vorstellen! Wie die sich küssen! Und lecken! Oder sich gar was worein tun… Und dabei stöhnen sie auch noch! Oder beißen sich in die Brustwarzen! Oder so. Wirklich, sowas kann man sich gar nicht ausmalen! Sowas gehört ja wohl verboten! Allein schon zum Schutz der normalen, anständigen Menschen! Und wegen der Kinder, natürlich!"   +6

Frage 7:
Wissen Sie, wozu sich Crisco eignet?

A) Nein.                                       ±0
B) Ja, zum Kochen.                   +1
C) Ja.                                            +5 

Frage 8:
Welche der drei folgenden Abbildungen finden Sie sexuell am ansprechendsten?
A)  +5
B)  ±0
C)  -1

Auflösung:
-5 bis 0 Punkte: Alles im grünen Bereich! Sie sind so stockhetero, sollte Akif Pirinçci Sie ins KZ wünschen, dann höchstens, weil Sie ein sozialromantischer Ausländerfreund sind. Aber keine Sorge, Ausländerinnen bumsen zählt bei Pirinçci nicht unter "Ausländerfreundlichkeit"!

1 bis 36 Punkte: Sie sind massiv von Verschwulung bedroht! Jetzt heißt es ganz ruhig bleiben! Machen Sie sich zwei Dinge klar: Erstens, es ist nicht Ihre Schuld! Diese verrottete, rotgrün-versiffte Gesellschaft mit ihrer permanenten Homopropaganda ist an Ihrer gestörten, abartig-kranken Neigung Schuld! Als einzelner können Sie sich da quasi gar nicht gegen wehren! Und zweitens, Schwulsein ist heilbar! Kompetente Freikirchen oder Homöopathen können Ihnen helfen, wieder ein vollwertiger, normaler und lebenswerter Mensch zu werden. Oder natürlich DWüdW. Sie sollten unbedingt weiter DWüdW lesen, oder zumindest Bücher von Pirinçci (aber nicht diesen Schwuchtelscheiß mit den Katzen!). Um schwule Gedanken zu vermeiden sollten Sie sich in der Zeit dazwischen mit entspannenden Filmen für echte Männer (300, Top Gun), Musik (Rammstein, Rosenstolz) oder einem Saunabesuch von schwulem Gedankengut ablenken.

37 Punkte: Bei Ihnen ist alles zu spät. Was soll man jemandem wie Ihnen noch sagen, hm? Party on!


*Der Autor wurde noch nie von einer männlichen Mücke gestochen, ich schwöre!

Montag, 12. Oktober 2015

Kommunistische Konterrevolutionäre

Der Spanische Bürgerkrieg ist wieder angesagt. Wer uns den Einstieg ins 21. Jahrhundert erklären will, der verweist - so er denn seinen Durchblick und seine denkerische Kraft unter Beweis stellen will - auf den Spanischen Bürgerkrieg. Und der ist für Menschen mit Durchblick und denkerischer Kraft, wie ja alle Bürgerkriege, erstaunlich einfach.
Für besonders flache Geister wie Matthias Matussek im Weihrauchrausch war er einfach nur die "roten Terror-Jahre". Christoph Buch sieht in der FAZ die Parallelen zum Bürgerkrieg in der Ukraine:
"Das Schicksal der Ukraine erinnert an den Spanischen Bürgerkrieg, der rückblickend als Generalprobe für den Zweiten Weltkrieg erscheint.
Washington, Paris und London ließen den Sonntagsreden von Freiheit und Demokratie keine Taten folgen, nur Stalin schickte Waffen und Militärberater, die er mit Goldreserven bezahlen ließ und die Spaniens junge Republik durch Säuberungen nach Moskauer Vorbild schwächten."
Immerhin, die westlichen Demokratien haben sich für ihn durch Untätigkeit mitschuldig gemacht. Schlimmer war aber natürlich Stalin.
Heute rotzt Georg Diez bei SpOn noch einen drauf, wenn er an Syrien denkt:
"Der syrische Bürgerkrieg ist für das 21. Jahrhundert, was der spanische Bürgerkrieg für das 20. Jahrhundert war: Ein Übungsterrain für Verrat, ein Trainingsfeld für trügerische Diplomatie, der Vorhof der Hölle für die Menschen.
Damals wurden die freiheitlichen Kräfte zwischen Faschisten und Kommunisten zerrieben, es war ein Stellvertreterkrieg zwischen Deutschland und Russland, die ihren Krieg später in die ganze Welt trugen."
Und hier kann man das dümmliche Geschwätz der Welterklärer wirklich nicht mehr aushalten. Denn Russland hat nicht "seinen Krieg mit Deutschland" und die Welt getragen, Deutschland hat seinen Krieg gegen die Welt in diese getragen. Und weiter nein, die "freiheitlichen Kräfte" - er meint wohl das bürgerlich-liberale Lager - wurde in Spanien mitnichten zwischen Faschisten und Kommunisten zerrieben, so wenig wie der Spanischen Bürgerkrieg ein simples Faschisten gegen Kommunisten oder Deutschland gegen Russland (was wohl Sowjetunion meint) war.

Nach dem Militärputsch gegen die Regierung der Spanischen Republik 1936 stellten zunächst die in der CNT, der Confederación Nacional del Trabajo, organisierten revolutionären Anarchisten und die Marxisten der POUM, der Partido Obrero de Unificación Marxista, das militärische Rückgrad der republikanischen Kräfte. Ihre Mitglieder bewaffneten sich und bildeten Milizen, die die Front gegen die Putschisten stabilisierten. In ihrem Machbereich, insbesondere in Katalonien, setzten sie ihrer politischen Überzeugung entsprechend auch sozialrevolutionäre Schritte in Gang.
Die Sowjetunion begann, die republikanischen Kräfte gegen die Faschisten zu unterstützen, und dabei kam es zu der für den oberflächlichen Betrachter überraschen Situation, daß die moskautreuen Kommunisten gegen die revolutionären Marxisten und Anarchisten in Spanien kämpften. Und das kam so:

Durch die Erfolge der Faschisten in Europa beunruhigt, kehrte die Sowjetunion von der Leitlinie, gegen bürgerliche und sozialdemokratische Kräfte zu kämpfen, ab, und befürwortete gemeinsame Fronten gegen die Faschisten. In Spanien setzte sie dieses Programm um, und hier kam wohl noch eine weitere, geostrategische Erwägung hinzu. Die Sowjetunion fühlte sich (zurecht, wie man im Nachhinein weiß) militärisch vom Deutschen Reich bedroht und suchte ein Bündnis mit Frankreich. 1935 schloss sie ein Beistandsabkommen mit Paris mit der Absicht, Verbündete hinter dem Feind zu haben (was nicht viel nutzte, wie man im Nachhinein weiß). Und in dieser Situation hatte Moskau die Sorge, daß eine Revolution in Spanien eine antifaschistische Allianz mit Westeuropa gefährden könnte. Denn eine Revolution im Nachbarland hätte auch in Frankreich und Westeuropa Wirkung entfaltet und es aus Angst vor dem Kommunismus womöglich dem Faschismus entgegen getrieben. Also setzte die Sowjetunion unter dem Motto "Revolution ja, aber ein andermals" alles daran, eine Revolution in Spanien zu unterdrücken und das bürgerlich-liberale Lager in den republikanischen Kräften zu stärken. Dabei stützte ich die Sowjetunion auf die PCE, die Partido Comunista de España, und damit auf Kommunisten, die keinesfalls Kommunismus wollten. Diese und die Internationalen Brigaden wurden durch militärische Unterstützung der Sowjetunion immer stärker und konnten die unabhängigen Marxisten und Anarchisten schließlich gewaltsam entmachten. Im Mai 1937 kam es in Barcelona, der Hauptstadt der republikanischen Kräfte, zu Straßenkämpfen zwischen den moskautreuen Kommunisten und bürgerlichen Parteien auf der einen und den revolutionären Marxisten und Anarchisten auf der anderen Seite. Die Revolutionäre verloren an Macht und kurz darauf wurde die POUM verboten und kommunistische Säuberungswellen gegen die revolutionären Kräfte der Republik und zur Stützung des bürgerlichen Lagers setzten ein.

Es waren also die Stalinisten, die all den kleinen Buchs und Diez' jener Tage ihr bourgeoises Leben in Barcelona oder Valencia gegen die Revolution der Arbeiterklasse verteidigten. Eine solch komplexe Verwicklung passt aber natürlich nicht in das einfache Erklärmuster eines Feuilletonisten, wenn es wieder mal Gut gegen Böse, Wir gegen Die geht. Außerdem hätte man, um all das wissen zu können, den ganzen Wikipedia-Artikel zum Spanischen Bürgerkrieg lesen müssen, und der ist ja wirklich ziemlich lang*. So darf man gespannt sein, bei welchen Konflikten mit Russland die Experten noch überall Parallelen zum Spanischen Bürgerkrieg entdecken werden. Denn der Spanische Bürgerkrieg, der ist ja angesagt im bürgerlichen Lager zur Erklärung des Weltgeschehens...


* Eine interessante Alternative zu Wikipedia ist auch George Orwell's Hommage to Catalonia. Orwell kämpfte als Freiwilliger in der Miliz der POUM und war bei all den erwähnten Ereignissen dabei, in diesem Buch beschreibt er sie aus persönlicher Sicht.

Samstag, 10. Oktober 2015

Volle Boote

Manche Dinge sind gar nicht so leicht maßstäblich in ein Diagramm einzutragen, da muß man schon mal ein bisschen reinzoomen...

Quellen:
Syrische Flüchtlinge in verschiedenen Ländern: UNHCR / Syria Regional Refugee Response (kumulative Zahlen bis in den Sommer 2015)
Einwohner: Wikipedia
Bruttoinlandsprodukt in Kaufkraftparität im Internationalen Dollar: Wikipedia

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Die Auflösung

Es ist ja schon ein Elend mit Russia Today. Hin und wieder wird man auf einen Beitrag aufmerksam und denkt "Hey, ist ja schon interessant". Und dann kann man sich sicher sein, kurz darauf bringen sie irgendwas von einer so erlesenen Blödheit, daß sie alles aufkeimende Interesse gleich wieder mit dem Arsch einreissen. Ein aktuelles Beispiel für Letzteres ist ein kurzer Artikel mit dem Titel
und dem spannend klingenden Inhalt:
"Auch die Qualität der US-Satellitenaufnahmen aus Syrien im Vergleich zur Ukraine lässt einen verwundert innehalten. Während von dem Luftwaffenstützpunkt in Latakia US-Satelliten hochaufgelöste, glasklare Bilder von russischen Kampffliegern liefern, konnten dieselben Satelliten in der Ukraine nur stark verpixelte und unscharfe Schwarzweißaufnahmen von der angeblichen russischen Invasion liefern."
Das ist natürlich von vorne herein völliger Quatsch, die Bildqualität der von westlichen Institutionen (NATO, Stratfor, etc.) veröffentlichten Satellitenbilder aus der Ukraine und aus Syrien ist genau dieselbe. Da gibt es nichts, was einen innehalten lassen könnte. Man muß sich nur einmal Details wie z.B. Lastwagen in Bildern aus den beiden Ländern ansehen, man erkennt immer in etwa dasselbe Maß an Strukturen. Der einzige offensichtliche Unterschied ist, daß die aktuellen Bilder aus Syrien schön farbig daher kommen, die aus der Ukraine aber in Schwarzweiß gehalten waren. Allerdings ist das kein Merkmal von Qualität, die intuitive Faustregel "farbig = neu und gut, schwarzweiß = alt und schlecht (oder Arthouse!)" gilt da nicht.
Mit Schwarzweiß-Aufnahmen (bzw. korrekt "panchromatischen Bildern") erreicht man eine deutlich höhere Auflösung als mit Farbaufnahmen (bzw. korrekt "Multispektralbildern"). Wenn man doch ein hochaufgelöstes Farbbild haben möchte, dann überträgt man die Farben aus niedrig aufgelösten Farbbildern auf ein hochaufgelöstes Schwarzweißbild. Für diese Farbübertragung gibt es eine ganze Reihe von z.T. Jahrzehnte alten Verfahren; wer im Detail wissen will wie etwa der Satellitenbetreiber DigitalGlobe das macht, oder zumindest ein paar Beispielbilder sehen möchte, der guckt hier. Letztlich liegt auch den hochaufgelösten Farbbildern immer ein hochaufgelöstes Schwarzweißbild zugrunde und das Einfärben ist nur eine erweiterte Bearbeitung zum Aufhübschen wo es aufs hübsch aussehen ankommt (z.B. bei Google Earth). Es ist aber kein eigentliches Qualitätsmerkmal des Bildmaterials.

Guckt man sich allerdings die von Russia Today ausgesuchten Beispielbilder aus Syrien näher an, dann findet man eine kleine Überraschung, die die nähere Analyse der Bilder dann doch ganz spaßig werden läßt (in dem bei DWüdW ja nicht unüblichen, erweiterten Sinne von "Spaß")! Also mal los!

Es geht um zwei Bilder von DigitalGlobe vom 23. September 2015, das Erste ist ein Ausschnitt vom Bassel Al-Assad-Flughafen bei Latakia an der syrischen Mittelmeerküste:
Das zweite Bild zeigt die Militärbasis Istamo, ebenfalls in der Nähe von Latakia:
Wenn man die beiden Bilder genau betrachtet, dann fällt auf: man sieht keine Schatten. Also, wirklich gar keine Schatten, nirgends. Offensichtlich ist der Himmel völlig wolkenlos, und trotzdem wirft kein Flugzeug, kein Haus, nichts einen Schatten. Und die einzige Möglichkeit, vom Himmel auf die Erde zu blicken und nirgends einen Schatten zu sehen, ist, direkt aus Richtung der Sonne zu blicken. Denn ein Schatten ist ja gerade ein Schatten, weil er von der Sonne aus verdeckt ist, und also auch für einen Beobachter vor der Sonne verdeckt. Der Satellit, der diese Aufnahmen gemacht hat, muß also von der Gegend um Latakia aus gesehen am 23. September am Himmel vor oder zumindest sehr nahe bei der Sonne gestanden haben. Und damit wird die Analyse der Bilder ziemlich einfach. Man muß nur alle sich z.Z. im Betrieb befindlichen Satelliten der Firma DigitalGlobe durchgehen und gucken (z.B. hier), welcher am 23. September 2015 dicht an der Sonne vorbei gelaufen ist. Die infrage kommenden Satelliten sind WorldView 1 bis 3 und GeoEye 1, und das Sonnenkriterium ist so stark, da kommt nur ein einziger in Frage, GeoEye 1. Der ist von Latakia aus gesehen ganz nahe an der Sonne vorbeigelaufen, und zwar um 8:19 (UT). Hier ist die Bahn in eine Himmelskarte eingetragen (Norden ist oben, Osten links, das Zenit in der Mitte, die Position der Sonne ist mit dem, nun ja, Sonnensymbol gekennzeichnet):
Und so sieht die Bahn von GeoEye 1 am Vormittag des 23. September über der Erdoberfläche aus:
Damit ist der Ursprung der beiden Bilder auch schon geklärt! Es handelt sich um zwei Ausschnitte eines Aufnahme, die vom Satelliten GeoEye 1 am 23. September 2015 um 8:19 (UT) gemacht wurde. Auch die ungefähre Position am Himmel während der Aufnahme ist klar, man muß nur nachsehen, wo die Sonne an diesem Tag um diese Uhrzeit und an diesem Ort stand. Das war bei einem Azimutwinkel von 152o (gemessen entlang des Horizonts von Norden über Osten, also hier in Richtung SSO) und einer Höhe von 51o über dem Horizont.

Damit wären wir eigentlich fertig. Wobei, vielleicht wollen wir ja doch noch die Auflösung der Bilder wissen, wo sie RT schon innehalten lässt? Und zugleich wäre dies ein guter Beispielfall, um die in vorherigen Posts schon benutzte Methode der Positionsbestimmung des Satelliten aus der geometrischen Bildverzerrung zu testen. Wo wir die Position am Himmel doch allein aus dem fehlenden Schatten kennen, da haben wir doch eine Referenz…
Also doch noch ein bisschen weiter:

Als Testfall eigent sich das zweite Bild, das von der Militärbasis Istamo. Denn dort erkennt man eine Menge Strukturen, die sich mit Aufnahmen aus Google Earth vergleichen lassen. Zuerst müssen wir also den genauen Ort der Aufnahme finden. Erledigt: 35o 28' 17" N, 35o 55' 9" O. Die letzten Google Earth-Bilder sind von 2014 und seitdem hat sich da einiges getan. Allerdings erkennt man deutlich die großen Gebäude wieder und wir können die Ecken von Gebäuden als feststehende Referenzpunkte verwenden. Das geht genauso wie schon früher beschrieben, daher nur knapp:
Ich habe 16 solcher im Satellitenbild und bei Google Earth identifizierbaren Punkte rausgesucht und ihre Koordinaten im Bild (in Pixeln relativ zu einer Ecke) ausgemessen. Bei Google Earth habe ich die Abstände zwischen all diesen Punkten (in Metern) und die Richtungen der Verbindungslinien relativ zur Nordrichtung ausgemessen. Jetzt können wir die Abstände zwischen den Referenzpunkten in Metern durch die jeweiligen Abstände im Bild in Pixeln teilen und wir erhalten den Abbildungsmaßstab in Metern pro Pixel (betrachten wir das mal etwas salopp als die Auflösung des Bildes). Diesen Abbildungsmaßstab können wir jetzt für die verschiedenen Verbindungslinien zwischen allen Referenzpunkten gegen ihren Winkel zur Nord-Süd-Richtung auftragen. Würden wir senkrecht von oben auf die Welt blicken, dann sollte der Abbildungsmaßstab in allen Richtungen gleich sein. Gucken wir allerdings schräg, dann ist er unterschiedlich: Entlang der Blickrichtung ist er verzerrt, denn  in dieser Richtung ist eine Linie vom Betrachter weggekippt. Senkrecht zur Blickrichtung bleibt dagegen alles gleich. Wir können also der Kurve der Abbildungsmaßstäbe gegen Richtung die Position des Beobachters am Himmel ableiten: Die Richtung des maximalen Abbildungsmaßstabes ist der Azimut des Beobachters, der minimale Abbildungsmaßstab die Auflösung des Instruments und aus dem Unterschied zwischen minimalen und maximalen Abbildungsmaßstab ergibt sie die Höhe des Beobachters, d.h. des Satelliten, über dem Horizont. Gucken wir uns diese Kurve für das Satellitenbild von Istamo an, dann sollten wir in etwa den Azimut und die Höhe der Sonne für den Satelliten finden, und eine minimale Bildauflösung in der Nähe des Wertes von GeoEye 1 (das ist laut Betreiber 41 cm pro Pixel beim Blick senkrecht nach unten).

So sieht die Kurve aus. Die schwarzen Punkte sind die Werte für die Verbindungslinien zwischen allen Referenzpunkten und die rote Linie ein angepasstes einfaches geometrisches Modell, um die optimalen Werte für Azimut, Höhe über dem Horizont und Abbildungsmaßstab zu finden.
Sieht voll Scheiße aus, gell? Es gibt schon eine Variation des Abbildungsmaßstabs mit dem Winkel zur Nord-Süd-Richtung, das Bild ist also nicht schon für geometrische Effekte korrigiert. Aber die Variation ist ziemlich klein und die Werte für die einzelnen Verbindungslinien streuen enorm. Außerdem ist der Abbildungsmaßstab sehr klein, im Minimum gerade einmal 16.7 cm pro Pixel! Auch die aus dieser Abbildung abgeleitete Position des Satelliten am Himmel ist Müll: Das Azimut ist bei 89o und die Höhe über dem Horizont 74o, weit weg von der Sonne. Irgendwas stimmt da überhaupt nicht!

Sehen wir erst einmal nach, welche Werte wir für den Abbildungsmaßstab erwarten sollten. Das können wir, wenn wir annehmen, daß der Satellit vor der Sonne stand. Wenn wir die Bahnhöhe von GeoEye 1 (im Mittel 678.5 km) benutzten und außerdem den Erdradius kennen (6371 km), dann können wir den Abstand zwischen Satellit und Istamo ausrechnen, dazu braucht's nur den Kosinussatz. Dieser Abstand ist 847.1 km. Laut des Datenblatts von DigitalGlobe hat GeoEye 1in 681 km Höhe senkrecht nach unten eine Auflösung von 41 cm pro Pixel. Also sollte die Auflösung in 847.1 km Entfernung auf 51 cm pro Bildpunkt abgenommen haben. Dies ist der minimale Abbildungsmaßstab, den wir - senkrecht zu der Blickrichtung - in der obigen Kurve hätten erwarten sollen. Der maximale Abstand ergibt sich daraus mit der Höhe des Beobachters über dem Horizont zu 66 cm pro Pixel.

Aber jetzt könnte einem etwas auffallen. Der oben bestimmte minimale Abbildungsmaßstab von 16.7 cm pro Pixel, der ist ziemlich genau ein Drittel des zu erwartenden Wertes! Und das Satellitenbild von Istamo (so wie ich es bei RT runtergelassen habe und hier verwende) hat in der horizontalen Richtung eine Abmessung von 3000 Pixel. Da liegt doch die Vermutung nahe, daß dieses Bild um einen Faktor 3 vergrößert wurde. Denn dann käme man gleich zu einem realistischen Wert für die Auflösung des Bildes. Aber was ist mit der vertikalen Bildrichtung? Wenn die auch um einen Faktor 3 vergrößert wäre, denn würde die Position des Satelliten am Himmel immer noch falsch bleiben. Die Bildgröße in vertikaler Richtung muß etwas stärker vergrößert worden sein, wenn des hinkommen soll. Probieren wir es doch einfach mal mit der Annahme eines Faktors 4 in der Vertikalen. So sieht das Ergebnis aus:
Das sieht schon deutlich besser aus! Der minimale und maximale Abbildungsmaßstab sind jetzt 51 und 66 cm pro Pixel, exakt was man erwarten sollte! Die Position des Satelliten ergibt sich jetzt bei einem Azimut von 149o und einer Höhe von 51o über dem Horizont und damit nur 1o am Himmel von der Sonne entfernt! Wenn wir die Position des Satelliten unter der Annahme einer Reskalierung des Satellitenbildes um einen Faktor 3 und 4 in horizontaler und vertikaler Richtung mit in die Himmelskarte eintragen, dann sieht das so aus:
Passt alles hervorragend zusammen!
Bleibt aber noch die Frage, weshalb es zu einer Vergrößerung um die Faktoren 3 und 4 gekommen sein soll. Für die Vergrößerung um einen Faktor 3 gibt es keinen guten Grund, dadurch wird das Bild nur größer, sonst nichts. Aber für den Unterschied in horizontaler und vertikaler Richtung von 3 zu 4 könnte es einen Grund geben - dies ist Umrechnungsfaktor vom 16:9 zum 4:3 Format. Das Originalbild von Istamo ist ein Ausschnitt aus einem größeren Satellitenbild im Format 16:9 gewesen, wobei die längere Bildseite eine Abmessung von um die 1000 Pixel gehabt haben muß. Wenn man von Standardformaten ausgeht, käme 1024 x 576 für den Originalausschnitt in Frage, mit einer Bildauflösung von 51 cm pro Pixel in horizontaler und 66 cm pro Pixel in vertikaler Richtung. Dieser Bildausschnitt wurde ins 4:3 Format umskaliert und auf 3000 x 2250 Pixel Größe aufgeblasen - warum auch immer. Der Ausschnitt in korrekter Perspektive und Auflösung muß so aussehen:
Wenn man die Details in dieser von 3000 x 2250 auf 1000 x 562 Pixel verkleinerten Aufnahme mit dem ersten, großen Bild vergleicht, dann sieht man, daß nichts an Auflösung verloren gegangen ist. Nun sieht allerdings die Schrift komisch aus. Offenbar wurde die Änderung des Seitenverhältnisses vor der Beschriftung durchgeführt.

Eine tatsächliche Bildauflösung von 51 und 66 cm pro Pixel in horizontaler und vertikaler Richtung - da bleibt zum Schluß nur noch die Frage nach der Auflösung in den Bildern aus der Ukraine. Die meisten Bilder erlauben keine genaue Vermessung, da nur kleine Ausschnitte irgendwo auf Feldern, ohne jeden identifizierbaren Bezugspunkt veröffentlicht wurden. Ein besseres Bild, das angebliche russische Truppen in der Ostukraine zeigen soll, hatten wir hier schon einmal vermessen, es war dieses:
Der ermittelte Abbildungsmaßstab war 1.8 m pro Pixel für das Übersichtsbild. Die Detailbilder sind, grob geschätzt, etwa 3.5-fach vergrößert. Also liegt die tatsächliche Auflösung dieses Bildes über den Daumen bei 51 cm pro Pixel. Wie ja schon ganz am Anfang gesagt, die Bildqualität ist in der Ukraine und in Syrien wirklich dieselbe. So plump wie RT das unterstellt sind die Lügen dann auch wieder nicht...