Mittwoch, 3. August 2011

UFOs on the rocks

Das Niveau hier sinkt, die Posts konzentrieren sich zunehmend auf banales persönliches Blah-Blah. Höchste Zeit, daß dieses Blog sich wieder seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewußt wird und sich mit intelligenten Beiträgen zu drängenden Fragen unserer Zeit äußert!
Fragen wir uns also heute mal: Wieviele UFOs stürzen eigentlich so auf der Erde ab? Oder, um dem Anspruch von Anfang an gerecht zu werden, fragen wir besser: Wie groß ist die Absturzrate außerirdischer Flugkörper auf der Erde, ausgedrückt beispielsweise in Abstürze pro Jahr und Quadratkilometer? Sicherlich ist diese Zahl ziemlich klein, schließlich wurde bisher noch kein einziges abgestürztes UFO gefunden. Aber das muß uns ja nicht an der Beantwortung dieser Frage hindern! Alles was wir zur Beantwortung brauchen, ist eine sehr große Fläche, auf der dann abgestürzte UFOs auch nach sehr langer Zeit noch gefunden werden könnten. Der größte Teil der Erdoberfläche ist dazu denkbar ungeeignet: Im Meer versinkt das außerirdische Wrack auf Nimmerwiedersehen, im Urwald wird es sofort überwuchert und verrottet. Und große Wüstenflächen absuchen? Das würde sehr mühsam werden.
Aber wir können ja in die Antarktis gehen! Dort können wir uns ein aus der Suche nach Meteoriten gut bekanntes Phänomen zunutze machen: Die Meteoriten fallen aus dem All auf das Eis und werden dort von Schnee begraben. Langsam sinken sie tiefer und folgen dem langsamen Fluß des Eisschilds in tieferen Regionen, bis das Eis auf ein Hindernis wie etwa einen Berg stößt. Dort steigen die Meteoriten mit dem Eis auf, das Eis wird vom Wind abgetragen, und die Meteoriten liegen fast schon in Haufen einfach so vor Bergen auf dem Eis herum. Man muß nur ein kleines Gebiet absuchen und findet Hunderte von Meteoriten, die sich dort über lange, lange Zeit aus einem großen Gebiet angesammelt haben! Und wenn ein UFO abgestürzt ist, dann sollte es dem gleichen Mechanismus folgen, und seine Trümmer sollten sich mit den Meteoriten in bestimmten Gebieten ansammeln. In diesen Gebieten hat man schon seit Jahrzehnten viel gesucht, man hat aber bisher noch kein einziges Wrackteil eines UFOs zwischen den Meteoriten gefunden! Alles, was wir nun wissen müssen ist, über welche Zeit sich die Meteoriten angesammelt haben, und wie groß das Einzugsgebiet ist, aus dem durch das Fließen des Eises zusammengetragen wurden.
Das Alter der Ansammlungen kann dank der Meteoriten bestimmt werden. Man kennt die Zeit, die sie seit ihrem Fall auf der Erde verbracht haben, aus dem Zerfall radiaktiver Elemente. Außerdem kann man den Verwitterungsgrad der Steine untersuchen. Das Alter der Meteoritenansammlungen an verschiedenen Fundstellen ist unterschiedlich, aber ein mittleres Alter von 300 000 Jahren wäre durchaus realistisch. Schwieriger ist es mit der Größe der Einzugsgebiete. Die verändert sich mit der Zeit. Aber nehmen wir mal an, daß alle Fundstellen zusammen die Meteorite aus der Hälfte der Fläche der Antarktis zusammentragen. Dann wissen wir jetzt, daß in 300 000 Jahren auf einer Fläche von 6.6 Mio. Quadratkilometern kein einziges UFO abgestürzt ist!
Eine Absturzrate können wir daraus natürlich nicht bestimmen. Aber wir können zumindest eine obere Grenze für diese Rate bestimmen! Nehmen wir einfach eine strenge Mindestanforderung an und fragen uns: Wie groß kann die Absturzrate höchstens sein, damit die Wahrscheinlichkeit, in 300 000 Jahren auf 6.6 Mio. Quadratkilometern rein zufällig kein einziges UFO zu finden, kleiner als 5% ist?
Nehmen wir dazu an, die UFO-Absturzstatistik folge einer Poissonverteilung. Diese Annahme ist sicherlich ziemlich gut, die Abstürze sind offenbar seltene Ereignisse, sie mögen auch unabhängig voneinander sein und sich überall mit der gleichen Wahrscheinlichkeit ereignen. Dann bekommen wir den Mittelwert der Poissonverteilung lambda als
lambda = -1 * ln(0.05)
Diesen Wert müssen wir noch von den 300 000 Jahren Aufsammelzeit auf ein Jahr umrechnen, und von der Fläche von 6.6 Mio. Quadratkilometer auf einen Quadratkilometer. Tun wir das, dann bekommen wir eine Absturzrate, die mit 95%iger Wahrscheinlichkeit kleiner als 0.000 000 000 0015 Abstürze pro Jahr und pro Quadratkilometer Erdoberfläche ist. Oder anders ausgedrückt, auf der gesamten Erde stürzen mit 95%iger Wahrscheinlichkeit weniger als 0.00097 UFOs pro Jahr ab. Oder noch anders ausgedrückt, es stürzt weniger als ein UFO alle 1029 Jahre irgendwo auf der Erde ab.
Also, ich bin jetzt sehr froh, daß das mal geklärt ist! So froh, daß ich sogar noch einige Einwände diskutieren will, die der Leser jetzt vielleicht vorbringen möchte:

In der Antarktis gibt es doch gar nichts zu sehen. Da würde ein UFO doch gar nicht erst hinfliegen. Natürlich stürzt dort dann auch kein UFO ab!
Natürlich können wir annehmen, daß außerirdische Besucher nach ihrer interstellaren Reise sich erst mal ein gründliches Bild vom Planeten Erde machen wollen. Dazu werden sie ihr UFO auf eine polare Umlaufbahn um die Erde bringen müssen, denn nur auf einer solchen Umlaufbahn überfliegen die mit der Zeit jeden Punkt der Erdoberfläche. Auf einer solchen Umlaufbahn überfliegen sie die Polargebiete aber auch häufiger als jeden anderen Ort auf der Erde. Die Absturzwahrscheinlichkeit in der Antarktis sollte daher nicht geringer sein als irgendwo anders, sonder im Gegenteil eher größer!

In Roswell ist schon mal ein UFO abgestürzt, und das geht in die Betrachtungen gar nicht ein!
Selbst wenn in Roswell ein UFO abgestürzt sein sollte - man kann mit diesem Ereignis keine Statistik betreiben. Denn welche Fläche hatte die Menschheit denn überwacht, bis sie den Absturz bemerkt hatte, und wie lange? Da ist wohl alles unklar mit Roswell...

Kann es vielleicht sein, daß wir diesen idiotischen Text nicht nur der Langeweile verdanken, sondern auch der Tatsache, daß der Autor sich gestern Abend angetrunken John Carpenters The Thing reingezogen hat?
Ja, diese Erklärung liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Aber auch hier gibt es einen positiven Aspekt zu betonen: Beim nachfolgenden Film Invasion of the Body Snatchers war ich schon so betrunken, daß der Leser von Betrachtungen zur Epidemiologie fieser außeririscher Körperfresser verschont bleibt!

3 Kommentare:

  1. Ja, idiotisch. Aber zumindest auf die unterhaltsame Art.

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  2. Rein rechnerisch passiert nur alle 250.000 Jahre ein Reaktorunfall. Jedoch sind diese Jahre zwischen Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 nur so im Flug vergangen. Wahrscheinlich ein Wurmloch im Raum-Zeit-Kontinuum dazwischen. Was nun die Besuchshäufigkeit von UFOs angeht: ich bin ja der Meinung, die kommen viel öfter hier vorbei als man denkt. Rein aufgrund der Tatsache, dass sie immer wieder vergeblich nach intelligentem Leben auf diesem Planeten suchen. Nun, Bildzeitung und RTL2 tun ja ihr Übriges, um die Entwicklung jenes intelligenten Lebens zurückzuhalten. Und sind dabei ziemlich erfolgreich.

    Aber eines Tages! Eines Tages, da wird sich intelligentes Leben entwickeln, da bin ich mir sicher! Steht ja auch so in der Bild.

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  3. @Anonym:
    Ich nehm' das jetzt einfach mal als Kompliment...! ;)

    @Pathologe:
    Wie war das noch gleich...? Wenn sich Tschernobyl und Fukushima mit fast Lichtgeschwindigkeit relativ zueinander bewegen, dann vergehen beim einen 250 000 Jahre, und beim anderen nur 25? Vielleicht hat man beim Berechnen da was interessantes übersehen? :)

    Und wenn die Ufo-Besatzungen intelligent sind, dann umfahren sie diesen Planeten eh' weiträumig. Oder besorgen sich hier wenigstens das iPad: ;)
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/akte-deckt-auf-alle-ipads-kaputt/

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