Dienstag, 2. August 2011

Kafka und Pfannkuchen

Wenn schon ein Kind unterwegs ist, dann bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig, als eifrig nach den positiven Aspekten dieser Angelegenheit zu suchen. Und tatsächlich gibt es ja auch gute Seiten an Kindern in der Wohnung! Denn viel zu oft wird man mit Fragen konfrontiert wie etwa "Gestern Abend habe ich fünf Pfannkuchen in den Kühlschrank gestellt, und heute Morgen waren nur noch drei da. Hast Du eine Ahnung, wie das kommt?". Oder auch: "Wer hat denn im Bad wieder all die Wasserpfützen auf dem Boden gemacht?". In einem Zweipersonenhaushalt hat meine bisherige Verteidigungsstrategie - "Also, das ist mir jetzt auch ein völliges Rätsel!" - irgendwie nie so recht gegriffen. Mit einem Kind wird das alles viel einfacher: "Ich habe damit nichts zu tun, das muß das Kleine da gewesen sein!"
Natürlich wird diese Taktik, die ganze Kindheit hindurch angewendet, beim Kleinen eine gewisse Traumatisierung hervorrufen, die es dann später literarisch verarbeiten muß (bei seinem biografischen Hintergrund wird mein Kind im Leben nur als Schriftsteller, Musiker oder Alkoholiker eine Perspektive haben). Und wenn es dann, ganz auf Kafkas Spuren, irgendwann einen Brief an den Vater schreiben wird, dann werden darin Sätze stehen wie "Liebster Vater, Du hast immer die Pfannkuchen aus dem Kühlschrank gegessen und dann behauptet, ich sei es gewesen."
Ganz klar: So entsteht Weltliteratur!

4 Kommentare:

  1. Hm. Vorsicht: Diese Schutzbehauptung funktioniert erst ab einem gewissen Alter des Kindes.
    Und ich persönlich würde lieber auf ein paar Pfannkuchen verzichten, als Kafka großzuziehen. Aber das ist wohl Geschmackssache.

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  2. Ich mag Pfannkuchen sehr... Und "Pfannkuchen und Kafka großziehen", das wäre doch immerhin ein schöner Titel für einen Film, der dann im Nachprogramm von Arte läuft! ;)

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  3. Sie werden sich daran gewöhnen. Und irgendwann mit debilem Grinsen auf dem Sofa sitzen, während der Nachwuchs, dem die Mutter "damit Luft dran kommt" die Windel entfernt hat, Sie konzentriert anschaut und derweil aufs teure Fischgrätparkett pieselt. Und das nur kurz, bevor er sich dann auf dem Perser zum Knödeln niederhockt. Sie werden resigniert haben, wenn die Mutter dazu freudig erregt ruft "Kuck mal, was unser Kleiner schon ohne Windel kann!", sich ein Bier greifen und ein wenig auf den Balkon spazieren gehen.

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  4. :D
    Ja, aber das alles ist ja letztlich nur ein vorübergehendes Problem. 20, 25 Jahre, und schon bin ich aus den gröbsten Problemen wieder raus!

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