Dienstag, 31. Juli 2012

Suche Arbeit jeder Art!

Mein Leben lang war ich für jede Art von Markenfetischismus weitgehend unempfänglich. Es ist mir schlicht egal, von welchen Herstellern meine Kleidung, Uhr, Porzellan oder was auch immer stammen. Nur in einer einzigen Hinsicht bin ich einem einzelnen Markenhersteller treu, und dafür gibt es auch gute Gründe. Ein Laptop mit Retina-Display beispielsweise ist eine Offenbarung. Sicher, jetzt bekommt man diese "Mag ja nett sein, aber man kann auch ohne gut leben"-Argumente zu hören. Aber das muß man sich wohl so ähnlich vorstellen wie mit dem Sex zu dritt unter dem Sternenhimmel auf einer nach Oleander duftenden Terrasse über dem Mittelmeer. Sicher kann man auch gut ohne leben, bis man es einmal probiert hat. Dann ist alles Pornogucken auf einer Couch in Knödlingen eben nicht mehr das, was es vorher einmal war. Und wenn man einmal einen Tag lang auf einem Computer gearbeitet hat, dessen Display die Schärfe, die Ruhe und den Detailreichtum einer Fotografie bietet, der fragt sich eben, wie man es je mit all den anderen unscharfen, verschwommenen und verpixelten Displays aushalten konnte.
Nur kann sich die beeindruckende Schärfe des Bildschirms ganz plötzlich und auf katastrophale Weise gegen den User wenden. So wie heute.
Da kommt man gerade aus der Dusche, wirft einen schnellen Blick hinüber ins Schlafzimmer und sieht, wie die beiden Babys gerade aufs Herzallerliebste miteinander auf dem Bett spielen. Also greift man blitzschnell zu der für solche Gelegenheiten ohnehin immer bereitliegenden Kamera und macht einen kleinen Schnappschuß. Was man dabei leider nicht beachtet, ist, daß sich der Kleiderschrank im Hintergrund befindet. Und daß die mittlere Tür des Kleiderschranks verspiegelt ist. Und in diesem Spiegel spiegelt sich ganz klein hinter den Babys der splitternackte Fotograf. Auf dem winzigen Kameradisplay fällt diese Spiegelung wirklich nicht auf. Man achtet ja ohnehin auf die Babys im Vordergrund, und das Gemächt des Fotografen verschwindet - trotz seiner natürlich ganz beachtlichen Größe - in einem einzelnen Pixel des Kameradisplays, so klein ist die Spiegelung. Also wird das Foto schnell auf den Laptop und in den Ordner "Babybilder" importiert und ab geht's auf die Arbeit. Dort will man dann in der Kaffeepause den Kollegen und Vorgesetzten stolz zeigen, wie gut sich die beiden Kleinen entwickeln. Zunächst achtet auch wirklich jeder beim Betrachten der Fotos auf die Babys. Bis einer plötzlich fragt: "Was ist denn das da?" Und tatsächlich prangt auf dem hochauflösenden Bildschirm hinter den Babys winzig klein und in unglaublicher fotografischer Schärfe der eigene Pullermann.
Und so suche ich seit heute vormittag spontan und ganz dringend einen neuen Arbeitsplatz. Ich nehme eigentlich alles. Hauptsache, ich kann sofort anfangen!

8 Kommentare:

  1. Ich könnte Ihnen ja einen neuen Arbeitsplatz anbieten, müsste allerdings dafür erst ein aktuelles Baby - äh Bewerberfoto sehen.

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    1. Nene, danke! Seit heute bin ich auch ein großer Befürworter anonymer Bewerbungen. Eigentlich bin ich jetzt sogar grundsätzlich für anonymes Arbeiten.

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  2. Tja, dumm gelaufen, alter Exhibitionist. Wenn du demnächst den Drang versprüren solltest, im Park vor halbwüchsigen Mädchen den Mantel aufzureißen - es gibt Hilfe... ;-)

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    1. Ja, ich habe mir schon überlegt, ob ich mir nicht mal professionellen Rat einholen soll. Irgendwie schaffe ich es immer wieder, mich in solche Situationen zu manövrieren. Bisher kam ich auf eine alte Dame, einen Bauarbeiter und ein Zimmermädchen, vor denen ich mich völlig ohne Vorsatz entblößt habe. Womöglich steckt da was Unbewusstes hinter?

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    2. Da fragt sich der geneigte Leser nun wirklich, wie es zu den anderen "zufaelligen" Situationen kam. Eine alte Dame?!? Wem es gefaellt! Ein Zimmermaedchen?!? Nachvollziehbar! ... aber sein Gemaecht einem Bauarbeiter zu praesentieren???

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    3. Also für den Arbeiter kann ich noch von allen Fällen am wenigsten! Allein zu hause kann man ja schon mal etwas legerer herumlaufen. Und wer kann ahnen, daß sich ein Arbeiter vom Dach abseilt, um die Dachrinne zu reparieren? Und daß plötzlich jemand im fünften Stock außen vor dem Fenster hängt, wenn man mit seinem Dödel in der Hand vom Klo kommt!

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  3. Ich war der Bauarbeiter und ich muss sagen:
    es war beeindruckend.

    Trotz seiner natürlich ganz beachtlichen Größe
    ist das Badezimmer nicht nur praktisch, sondern
    auch gemütlich eingerichtet.

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    1. Jeder weiß doch, auf die Größe kommt's nicht an. Die Technik des Badezimmers ist entscheidend!

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