Freitag, 6. Juli 2012

Beinah ein Aufreger

Ahhh neeee, was ist dieser Sommer langweilig! Wäre nicht wenigstens ein Elementarteilchen entdeckt worden, es bliebe einem nichts anderes übrig, als über die Vorhäute anderer Leute zu diskutieren und darüber, was man mit denen machen darf. Ganz kurz hatte ich ja schon Hoffnung geschöpft, wir könnten mal wieder ein zünftiges Hartz-IV-Schmarotzer-Feuerwerk abbrennen. Der Bundesgeschäftsführer der Piratenpartei bezog Arbeitslosengeld II! Ein Politiker, der auf Steuerzahlers Kosten lebt - soweit sind wir schon! Was bitte kommt als nächstes? Panzer verkaufen an autoritäre Regime? Reichen Familien Steuergeld zustecken, wenn die ihre Kinder nicht in der Kita abliefern?
Nach kurzem Nachdenken konnte ich mich dann aber auch über dieses Sommerthema irgendwie nicht mehr so recht ereifern. Alles, was bleibt, ist das beruhigende Gefühl, kein 1,0-Abitur zu haben, so dass Bild mir notfalls nicht die Sozialleistungen kürzen kann. Was haben wir also noch als geeignetes Diskussionsthema, um die öde Sommerzeit zu überbrücken? Der Spiegel versucht's mit irgendwelchen SM-Geschichtchen (Neuneinhalb Wochen, Die Geschichte der O,... Und jetzt ein SM-Roman über eine Frau, die sich einem Mann sexuell unterwirft? Oooch biiiiitte!). Ökonomen machen sich Sorgen über Euro-Banken-Kram (Da kann ich ja gleich beim Elementarteilchen bleiben. Ist auch nicht komplizierter, aber wenigstens von Leuten hervor gebracht, die wissen, was sie tun). Nein, das taugt alles nix. Also ist es DWüDW, die sich auf die Suche nach einem geeigneten Aufregerthema machen muß! Was wird dazu gebraucht? Jeder muß zum Thema eine Meinung haben können. Es darf auch Franz Josef Wagner beim Grillen nicht intellektuell überfordern. Am Besten, es knüpft an bestehende Vorurteile an. Minderheiten gehen da gut. Juden und Moslems sind z.Z. aber als Sommerthema zu heiß. Außerdem schreien die immer so penetrant laut rein, wenn man über sie redet. Bleiben also nur Frauen und Schwule. Am besten beides, schwule Frauen. Also, Lesben, natürlich. Ausländische Lesben, das ist noch besser! Ausländische Lesben, die Sozialleistungen in Deutschland haben wollen! Wow, jetzt flutscht's! Wir brauchen eine ausländische Lesbe, die es sich auf Kosten der Deutschen gut gehen lassen will! Und die haben wir auch, eine Asyl suchende lesbische Iranerin! Super! Und was sehe ich dann? Der Richter hat deren Asylantrag bereits abgewiesen. Wenn die Frau im Iran einfach niemandem sagen würde, dass sie lesbisch sei, dann würde sie da ja auch nicht totgeschlagen. Der Fall ist schon durch. Verdammt, es bleibt also doch bei einem langweiligen Sommer...

3 Kommentare:

  1. Was die lesbische Iranerin angeht: Hoffen wir, dass in Iran niemand Offizielles die deutsche Presse verfolgt oder vielleicht sogar beobachtet, was deutsche Behörden so über Iraner und insbesondere in Teheran missliebig gewordene solche verlautbaren. Denn sonst hätte sich das mit dem "zurückhaltenden Lebenswandel" wohl erübrigt. Die Frau darf jetzt eigentlich nicht mehr nach Iran abgeschoben, weil sie dort mit sofortiger Verhaftung und mindestens 100 Peitschenhieben, u.U. auch Hinrichtung rechnen muss.

    Und - wie viel zu viele eher, sagen wir, konservativ eingestellte Menschen "wissen" - Lesben wollen einfach nur nicht richtig, die stellen sich unnötig an. Denen müsste es einfach mal ein echter Kerl richtig besorgen, dann wären sie geheilt und stellten sich der interessierten Männlichkeit fortan zur Kopulationsgymnastik zur Verfügung, wie es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Frau nunmal ist, seit wir aus der Ursuppe gekrochen sind.

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    1. Man sollte aber auch die Vielseitigkeit dieses Arguments würdigen! 'Versteck' dich und mach die Klappe nicht auf, dann brauchst du zu hause auch kein Angst haben' - mit dieser Argumentation werden wir schon so ziemlich alle Asylbewerber los. Und ganz ohne häßliche Brandanschläge und sowas...

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    2. Genau. Wenn die doch einfach alle mal nachdenken würden. Die kämen schon drauf, was das Beste für sie ist, und dann würden sie sich entsprechend verhalten und nicht bei uns Asyl wollen. Man kann ja auch ganz schön glücklich werden, wenn man dreiviertel der eigenen Persönlichkeit verstecken und den Rest verbiegen muss.

      (Natürlich können wir nicht allen Asyl bieten, die das eigentlich bräuchten. Aber ich würde mir wünschen, dass man sich solche Argumentationen verkneift, wie sie in dem Fall jetzt vorgebracht wurde.)

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