Mittwoch, 11. Juli 2012

Die Doppelnull mit der Lizenz zum Schreiben

Das aktuelle Titanic-Cover hat mich ja schon schockiert. So geht man mit Päpsten nicht um, mit Menschen schon gar nicht. Gut, daß ich mit dieser Einschätzung nicht alleine stehe. Der CSU-Politiker Thomas Goppel sieht das genau so:
Nach Ansicht des CSU-Politikers stellt "der bewusste Unterstellungstatbestand, den Leo Fischer dem Papst zuschreibt, eine wissentliche Verleumdung" dar.
Da hat er völlig recht! Zu behaupten, der Papst hätte sich Fanta über sein schickes Hemd geschüttet, obwohl die Titanic doch wusste, daß das gar nicht stimmt, das ist eine solche Unverschämtheit! Da hat DWüdW gleich noch ein bisschen weiter recherchiert, und siehe da, die wissentlichen Verleumdungen haben ein noch viel größeres Ausmaß! Bei der Berliner Zeitung, der Frankfurter Rundschau, ja selbst beim Postillon, sonst bekannt für seine solide recherchierten Beiträge, habe ich wissentlich unwahre Behauptungen über Personen der Zeitgeschichte gefunden. Ganz klar, hier sind harte Konsequenzen gefordert:
 Dies biete jetzt den Anlass, "über ein journalistisches Ausschlussverfahren nachzudenken."
"Die Fälle, in denen Vertreter des Politikerstandes oder aus der Wirtschaft aus dem Tagesgeschäft 'gekegelt' werden, von Vertretern der Journalistik dabei gnadenlos, ist nicht die Ausnahme, sondern erkennbar Serie. Gleiches sollte für die Kritikerriege gelten."
Finde ich auch! "Journalisten," die wissentlich etwas Unwahres unterstellen, denen sollte von Politikern das Schreiben verboten werden können!
Nun könnten altmodisch gesinnte Menschen einwenden, Satire und Karikatur seien auf das wissentlich unwahre Zuspitzen geradezu angewiesen. Nur noch wahre Behauptungen aufstellen zu dürfen, das sei der Tod der Satire schlechthin. Doch das ist natürlich Unsinn. In einer Welt, in der eine schwarz-gelbe Regierung auf die Unterstützung schwarz regierter Bundesländer hofft, um ein von einer schwarz-gelben Rumpfmannschaft im Bundestag beschlossenes Gesetz wieder zu stoppen; in einer Welt, in der sich ein ehemaliger Präsident eines Landesamtes für Verfassungsschutz nicht mehr an seine Ernennung erinnern kann, weil es so dunkel war und er so besoffen; in einer Welt, in der der Papst juristisch gegen eine Satirezeitung vorgeht und ein Politiker wegen eines Flecks auf einem Papstbild die Pressefreiheit schleifen will; in einer solchen Welt sind Satire und Komik wirklich nicht mehr auf unwahren Übertreibungen angewiesen, um hinreichend groteske Geschichten zu finden!

3 Kommentare:

  1. Waaas? Wissentlich unwahre Behauptungen beim 'Postillon'? Mein Weltbild ist am Wanken...

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  2. Ade Satire...willkommen im Zynismus!

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    1. Ach ja. Wenn wir ehrlich sind, dann ist Zynismus doch nur deshalb so unbeliebt, weil insgeheim jeder weiß, daß er einfach nur vollkommen recht hat...

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