Die in den letzten Jahren immer mehr und immer öffentlichkeitswirksam inszenierten Aktivitäten zur Abwehr von hypothetischen Asteroiden, die auf der Erde einzuschlagen drohen - die kommen gar nicht daher, daß in den letzten 50 Millionen Jahren die Gefahr durch Asteroiden so sehr gewachsen wäre. Echt nicht! Genauso wenig liegen die Berichte über immer wieder knapp an der Erde vorbeifliegende Asteroiden daran, daß immer mehr Asteroiden an der Erde vorbei fliegen würden, oder immer knapper. Das gibt es alles nur, um das Thema in die Medien zu juxen und so Forschungsgelder besser in die Asteroidenforschung lenken zu können. Und auch die Zeit macht mit.
Und was ist mit all den Berichten über doch noch irgendwo auf dem Mars fließendem Wasser? Über Seen unter der Oberfläche von Jupitermonden als mögliche Orte von Leben? All dieses Hochputschen von Orten mit eventuell nicht ganz auszuschließenden Möglichkeiten auf außerirdisches Leben dient dazu, das jeweilige Forschungsfeld attraktiver für finanzielle Förderungen zu machen. Manchmal geht es soweit, daß Wissenschaftler (oder zumindest die Institution, für die sie arbeiten) in ihrer Pressemitteilung etwas von "Nährstoffen" für potentielles Leben fantasieren, was in der eigentlichen Forschungsarbeit (völlig zu Recht) überhaupt nicht, nicht einmal am Rande, auftaucht. Und die Medien übernehmen solchen Schmu nur zu gerne und unkritisch. Auch die Zeit spielt bei diesem Spiel mit.
Und letztlich ist dieses Verhalten von Wissenschaftlern und ihren Institutionen nur zu verständlich. Denn zum einen benötigen sie eine gewisse Medienpräsenz. Ansonsten fragt ein Staatssekretär während der Schnittchen zum Jubiläum eines Forschungsinstituts, warum man von ihnen eigentlich nicht so tolle Sachen in der Zeitung lesen würde, wie von diesem anderen Institut, dings, da (basierend auf einer wahren Begebenheit). Und zum anderen ist es leicht zu sehen, wo die programmatischen Schwerpunkte bei der Erforschung der Planeten liegen. Nachlesen kann man es etwa bei der Cosmic Vision der europäischen Weltraumagentur ESA. Für die ESA lauten die zentralen Fragen:
"What are the conditions for life and planetary formation? This theme looks at the emergence of life not only in our Solar System but also in 'exoplanets' orbiting other stars."
"How does the Solar System work? This will be a global attempt to understand the [...] role of small bodies and asteroids in the process of planetary formation."Oder im Discovery-Programm der NASA, dort lauten die Fragen erstaunlich ähnlich:
"- What are the characteristics of the solar system that lead to habitable environments?Dies sind die Forschungsbereiche, in denen das offizielle Interesse und damit auch die Forschungsgelder in der Planetenforschung liegen. Also versuchen die Forscher zwar immer noch so gut es halt geht das zu erforschen, was sie selbst für spannend halten (und letztlich sollte es auch den Forschern überlassen sein, zu entscheiden, was sie für erforschenswert halten). Nach außen hin aber bürsten Forscher alles, was sie tun, auf Biegen und Brechen auf diese Ziele hin, auf Leben, Bewohnbarkeit, oder eben Gefahren durch Asteroiden. Was sollen sie auch sonst tun, wenn sie nicht gerade zur Doktor-Best-Forschung wechseln wollen?
- How and where could life begin and evolve in the solar system?
- What are characteristics of small bodies and planetary environments that pose hazards and/or provide resources?"
Man darf annehmen, daß es in anderen Wissenschaften ganz ähnlich aussieht wie in der Planetenforschung. Und die Medien spielen bei diesem häßlichen Spiel um Aufmerksamkeit und hochgeputschte Scheinforschungsergebnisse gerne und unkritisch mit. Oft genug auch die Zeit. Schön, das diese zu erahnen beginnt, worum es geht. Jetzt muß sie nur noch den Schritt tun, ihre eigene Rolle im Spiel zu verstehen. Und danach muß die Zeit-Wissen-Redaktion noch ein bisschen mehr aufbieten, will sie selbst mit originellen neuen Erkenntnissen zum Forschungsprozess aufwarten.
Das ist in den Biowissenschaften nicht unähnlich. Letztendlich arbeitet irgendwie jede Forschungsgruppe in irgendeiner Weise an Krebsforschung (oder Alzheimer). Selbst, wenn sie es eigendlich nicht wirklich tun.
AntwortenLöschenIn der Medizin wäre es ja auch irgendwie peinlich, wenn in der Begründung zum Antrag auf Forschungsgelder stünde: "Entwicklung eines 35. Kopfschmerzmittels mit ähnlichen Ingredienzen wie bei bereits existierenden und bewährten Mitteln."
LöschenIch bin allerdings sowieso der Meinung, dass in der Pharmakologie der Schwerpunkt weniger in der Entwicklung wirksamer Mittel liegt, sondern eher in der Entwicklung von Mitteln, die zwar anfangs ein bisschen helfen, dann aber immer wieder nachgekauft werden müssen. Geplante Obszoleszenz beim Patienten hat sich bis dato nur für Sargmacher bewährt.
Das dürfte in nahezu jedem Forschungsfeld ähnlich sein:
AntwortenLöschenMan schau sich die diversen in Frage kommenden Ausschreibungen für Forschungsprojekte der potenziellen Geldgeber (EU, DFG, ...) an und sucht sich ein paar heraus, die zumindest eine gewisse Nähe zur eigenen Forschungsarbeit aufweisen. Man extrahiert daraus jeweils ein dutzend Schlüsselphrasen und verteilt diese mit maximal möglicher Wiederholungsanzahl in einem thematisch halbwegs passenden "Das wollen wir machen"-Text aus der letzten Antragsrunde und versucht sein Glück. Wird gefördert, macht man das, was man im Grunde immer macht, packt brav die Förderkennziffer in jede Veröffentlichung, schreibt irgendwann einen Abschlussbericht und verteilt in diesem wieder die schon bekannten Schlüsselphrasen.
MÖGLICHERWEISE gilt das ja für die Klimaerwärmung ebenfalls ...
AntwortenLöschenDas Traurige daran ist, dass man als Forscher dazu gezwungen ist, eben so zu handeln, wenn man nicht zufällig andere Sponsoren zur Hand hat, die mal eben ein paar Millionen loswerden wollen. Wenn alle hochstapeln, dann ist der Ehrliche der Dumme.
AntwortenLöschenDer Grund ist darin zu suchen, dass massiv Gelder im Bereich Wissenschaft gekürzt wurden. Nun ist man immer dazu gezwungen, sich von Förderung zu Förderung zu hangeln, um nicht nur tolle neue Projekte zu finanzieren, sondern vor allem, um auch den ganzen Betrieb am Laufen zu halten. Kann mir keiner erzählen, dass projektgebundene Gelder nicht so umverteilt werden, dass andere Bereiche davon auch was abbekommen. Sonst hätte man zwar ein tolles neues Projekt, aber kein Institut mehr, an dem man es nutzen kann. Wenn ich sehe, wieviele Mitarbeiter nur noch an Anträgen arbeiten, statt Forschung und Lehre zu machen, wird mit ganz anders. Und nebenher soll man auch noch fleißig publizieren und ständig auf dem Laufender im Fach sein und auf Kongresse fahren (Vorträge vorbereiten, Präsentationen machen...), Kontakte knüpfen und neue Projekte planen. Dinge wie Essen oder Familie sind da nicht eingeplant.
Zur Zeit ist es politisch so, dass Wissenschaft ein Wachstumsbranche sein soll, bei der Deutschland ganz vorne mitspielen möge....aber mehr Geld gibt es dafür nicht. Nein, wir sparen doch lieber ein paar Millionen ein.
Damit kann man entweder dichmachen oder man geht zu Drittmittelanbietern. Und weil wir alle so gerne forschen, gibt es einen Run auf DFG und Co. Und weil deren Gelder begrenzt sind, sieben sie fein aus. Und dabei schauen sie eben auf Buzzwords. Das merkt der kluge Forscher und baut sie passend ein.
Ich hätte es gerne auch anders, aber solange der Politik ein paar Kampfjets und sinnlose Terroristenjagden wichtiger sind, lüge ich das Blaue vom Himmel, um weiter forschen zu können. Da habe ich keine Skrupel.
Ich bin auch dafür, daß Wissenschaftler keine Gelder mehr kriegen.
AntwortenLöschenBin ja schliesslich Christ...
Ich möchte nur erwähnen, dass der Bullshit Index in diesem Text größer als 0.25 ist (wenn man die Englischsprachigen Zitate weglässt). Den großartigen Preis den ich durch diesen Fund erhalte möchte ich gerne zu Gunsten der Bewahrung meiner Anonymität weglassen.
AntwortenLöschen@Anonym (Feb 13, 2012 05:29 AM): In der Tat, es werden soviel unnützere, gar schädlichere Dinge mit Milliarden finanziert (oder beworben, bis es keiner mehr sehen kann).
AntwortenLöschenDie Werbung zu Mars- und Mond-Projekten ging aber soweit, dass ich vorübergehend den Eindruck gewann, als glaubten ein paar Leute (Wissenschaftler, Techniker, Politiker) ernsthaft, wir könnte die verschlissene Erde verlassen, um den Mars zu besiedeln, oder zumindest Rohstoffe hier einfliegen. Das darf man sich und anderen doch wirklich nicht einreden.
P.S.: Wieso ist es nötig, für diese Seite soviel Java-Script und Server zu benutzen? Und die Kommentarfunktion ist offenbar nicht Firefox-kompatibel: sie löscht den Text beim Knopfdruck!
Dieser Text hat übrigens einen Bullshit Index von 0,26
AntwortenLöschen:D
Verdammt, dieses BlaBla-Meter ist auch nicht mehr das, was es mal war! ;)
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