Montag, 14. Dezember 2015

Kinder machen in Zahlen

Es kotzt einen an, man kann es nicht mehr hören! Diese Angst vor der Gebärfreude der Nicht-Arier! Je nach persönlichem Geschmack des Nazis fürchtet der sich wahlweise vor der Vermehrung des Moslems oder der des Afrikaners. Und er ruft nach abgedichteten Grenzen, auf das die Flut der Nicht-Arier den arischen Kulturbegründer nicht hinfort reiße! Schon wieder geht so ein Schwachsinn um, diesmal hat Björn Höcke von der AfD seine evolutionsbiologischen Einsichten zur Vermehrung des Afrikaners unter die Menschen gebracht und ich will den Mist nicht einmal im Original verlinken. Aber man könnte sich ja einmal etwas gründlicher mit der Frage beschäftigen: Gibt es sie überhaupt, die gefürchtete ungehemmte Vermehrung der Muslime und Afrikaner? Also mal los.

Wir brauchen erst einmal ein Maß für die Fortpflanzungsfreudigkeit der Menschen in verschiedenen Ländern der Welt. Dazu können wir etwa die "Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer" verwenden. Diese Zahl gibt an, wie viele Kinder eine Frau (hypothetisch) in ihrem  Leben zur Welt brächte, würde sie ihr Leben im Zeitraffer innerhalb eines Jahres durchleben, mit den für dieses Jahr gültigen altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern. Diese Zahl variiert erheblich zwischen verschiedenen Ländern der Erde. Um einen einheitlichen und auch bequem herunter zu ladenden Datensatz für die ganze Welt zu bekommen, machen wir es uns einfach und greifen zum CIA World Factbook, da gibt's alles was es braucht.
Außerdem wollen wir noch ein Maß für den materiellen Wohlstand in der Welt verwenden. Hier machen wir es auch ganz einfach und nehmen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Ja, das ist ein ziemlich grobes und diskussionswürdiges Maß, aber für eine Übersicht wird es schon tun. Diese Werte nehmen wir auch von der CIA, kaufkraftbereinigt und angegeben im internationalen Dollar. Wenn wir die die Fortpflanzungsfreudigkeit (angegeben in der Anzahl der Kinder pro Frau) gegen den Wohlstand (angegeben im BIP pro Kopf) auftragen, dann sieht das für die Länder der Erde so aus:
Offenkundig gibt es einen ganz ausgesprochen starken Zusammenhand zwischen dem Wohlstand und der Anzahl der Kinder, die eine Frau im Leben erwarten kann. Sehr arme Länder, mit einem pro-Kopf BIP unter etwa 10 000$, haben eine sehr hohe Fruchtbarkeit. Bei reicheren Ländern gibt ist sie sehr viel geringer, und es gibt eine leicht abnehmende Tendenz mit ansteigendem Wohlstand.

Hier sind einige Warnungen zum Diagramm angebracht: Die CIA-Datenbank listet nicht nur einzelne Länder auf, sondern spaltet auch manche Länder in Regionen (z.B. sind die Falklandinseln separat von Großbritannien gelistet). Auch politisch umstrittene Regionen wie der Gazastreifen sind aufgeführt. Dadurch gibt es mehr Datenpunkte als Länder auf der Erde. Außerdem gibt es (mindestens) zwei Probleme. Zum einen sind manche Bevölkerungen so klein, daß die Zahlen kaum statistischen Wert haben. Boris Becker allein könnte in manchen kleinen Ländern die Einkommensstatistik durcheinander wirbeln. Oder die Geburtenstatistik… Zum anderen ist für einige Länder die Datenlage ausgesprochen unsicher und die Werte bestenfalls grobe Schätzungen. Um keine willkürlichen Auswahlkriterien einzuführen, nehme ich einfach alle verfügbaren Datenpunkte mit. Man sollte in diesem Fall aber keinen zu großen Wert auf einen einzelnen Punkt legen und sich auf das grobe Bild beschränken.

Man erkennt also schon jetzt den großen Einfluß des Wohlstands auf die menschliche Fortpflanzung. Nun können wir genauer in die Diagramme gucken und nach Religionen oder geographischen 
Regionen sehen.


Religion


Zuerst wollen wir nach dem Einfluß der Religion auf die Fruchtbarkeit suchen. Dazu können wir ebenfalls aus der CIA-Datenbank die in den einzelnen Ländern vertretenen Religionen und ihre Anteile heraussuchen. Wir teilen die Länder der Erde in drei Gruppen auf: Diejenigen, in denen Christen die absolute Mehrheit der Bevölkerung stellen (alle Geschmacksrichtungen der Christentums werden zusammengezählt), diejenigen Länder, in denen die Muslime die absolute Mehrheit der Bevölkerung stellen (auch hier werden alle muslimischen Geschmacksrichtungen zusammen genommen). Und die Länder, in denen eine andere oder keine Religion die absolute Mehrheit der Bevölkerung hinter sich vereint.
Färben wir die Datenpunkte entsprechen ein, dann sieht das so aus:
Offenbar fallen muslimische Länder nicht besonders gegenüber den christlichen Ländern aus dem allgemeinen Trend heraus. In reichen bis sehr reichen muslimischen Ländern ist die Fruchtbarkeit der Frauen ähnlich niedrig wie in reichen christlichen Ländern, in armen muslimischen Ländern ist sie in etwa so hoch wie in armen christlichen Ländern. Man könnte beim längeren Ansehen des Diagramms allenfalls den Eindruck gewinnen, in reichen, muslimisch geprägten Ländern sei die Fruchtbarkeit ein kleines bisschen höher als in christlichen Ländern, und dort wiederum ein wenig höher als in sonstigen Ländern. Was die reichen muslimischen Länder angeht, so lohnt sich ein kurzer, genauerer Blick.

Wir können die zeitliche Entwicklung der Fruchtbarkeit in reichen muslimischen Ländern ansehen, die Daten dazu gibt es bei der Population Division der Vereinten Nationen. Im folgenden Diagramm vergleichen wir die modellierte Fruchtbarkeit in drei sehr muslimischen Ländern, Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten, ab 1950. Auch eingetragen ist eine Prognose bis 2050.  Die grau unterlegte Fläche in den Diagrammen geben dabei die Grenzen für eine hohe und niedrige Prognose, sie geben ein zumindest ungefähres Gefühl für die Unsicherheit der Modelle. Zum Vergleich ist auch Deutschland eingetragen.
Die drei wohlhabenden muslimischen Staaten haben einen drastischen Einbruch in der Fruchtbarkeit durchgemacht, in 50 Jahren ist die Fruchtbarkeit von etwa 7 auf 2 Kindern pro Frau abgestürzt! Und die Entwicklung ist noch nicht am Ende. Glaubt man den Prognosen, dann sind diese muslimischen Länder im Jahre 2050 in Sachen Fruchtbarkeit mehr oder weniger da, wo Deutschland auch ist.
Nun ist es schon bemerkenswert, daß selbst in den konservativsten muslimischen Ländern die Tendenz dieselbe ist wie in reichen christlichen Ländern. Religion oder Feminismus spielen womöglich nur eine untergeordnete Rolle, und mit dem Wohlstand nimmt die Zahl der Kinder so oder so ab. Und wenn wohlhabende muslimische Länder noch leicht höhere Fruchtbarkeitsraten haben als vergleichbar reiche christliche Länder, dann ist das möglicherweise nur Folge des späten aber umso heftigeren Einbruchs in der Fruchtbarkeit, die sich noch nicht wie in Deutschland auf niedrigerem Niveau stabilisiert hat.


Afrika


Als Zweites wollen wir noch nach Höckes vermehrungsfreudigen Afrikanern sehen. Genau genommen meint er wohl das Afrika südlich der Sahara. Heben wir also diese Länder im Diagramm farbig hervor:
Also stimmt es schon, die Länder südlich der Sahara haben im Schnitt eine sehr hohe Fruchtbarkeit. Allerdings sind diese Länder auch sehr arm. Und im Großen und Ganzen fallen diese Länder nicht aus dem weltweiten Trend zwischen Wohlstand und Fruchtbarkeit heraus.

Einzig zwei Datenpunkte passen gar nicht in dieses Diagramm, die beiden wohlhabendsten Länder südlich der Sahara laut diesem Diagramm. Diese beiden Länder sind Äquatorialguinea und Gabun. Und diese Länder sind sehr problematisch was die Qualität der statistischen Daten angeht. Unterschiedliche Quellen (CIA, Weltbank, die Staaten selbst) geben sehr unterschiedliche Werte an, die sich in kurzer Zeit stark ändern. Von Äquatorialguinea ist nicht einmal die Einwohnerzahl bekannt, die Werte reichen von 0.7 bis 1.7 Millionen Einwohner. Diese beiden Punkte taugen daher gar nichts und man sollte sie vor einer Betrachtung ausklammern.

Die Bevölkerungen der reicheren afrikanischen Länder, Südafrika, Botswana, Namibia, haben eine Fruchtbarkeit, die nicht anders ist als die in vergleichbar reichen Ländern in anderen Teilen der Welt.
Zum Schluß können wir noch mal die zeitliche Entwicklung der Fruchtbarkeit in zwei sub-Sahara-Staaten vergleichen, dem selbst für afrikanische Maßstäbe sehr armen Burundi und dem für afrikanische Verhältnisse durchaus wohlhabenden Botswana. Die Daten kommen wieder von der UN, außerdem ist noch die Entwicklung des BIP pro Kopf in das Diagramm eingetragen. Die Zahlen dazu stammen vom Datensatz der Weltbank.
Beide Länder wiesen 1950 eine vergleichbar hohe Fruchtbarkeit auf. Im sehr viel wohlhabenderen Botswana ist diese aber früher und viel stärker eingebrochen als im armen Burundi. Für Botswana sagt die Prognose für 2050 eine Fruchtbarkeit um die 2 Kinder pro Frau voraus, womit auch dieses südafrikanische Land an Bereiche heran kommen würde, in denen auch reiche muslimische und europäische Länder zu erwarten sind.


Fazit


Das Fazit ist ganz einfach. Es gibt in der Welt keine besonders hohe muslimische Fruchtbarkeit und keine besonders hohe afrikanische Fruchtbarkeit. Alles, was es gibt, ist eine hohe Armutsfruchtbarkeit. Ob ein armes Land in Afrika liegt oder nicht oder ob es muslimisch ist oder nicht, spielt gegen kaum eine Rolle.

Natürlich haben wir bisher nicht über einen ursachlichen Zusammenhang zwischen BIP und Fruchtbarkeit gesprochen, nur über eine Korrelation. Man kann lange und ausgiebig Vermutungen anstellen, wie und wieso diese beiden Größen so eng zusammen hängen. Wissen über und Zugang zu Instrumenten der Familienplanung könnten eine Rolle spielen, die Kosten für das Ausziehen eines Kindes, die Vielfalt in Gestaltungsmöglichkeiten des Lebens in reichen Gesellschaften. Und auch die soziale Versorgung und Absicherung. In sehr armen Ländern ist eine Absicherung gegen Krankheit und des Alters nur über die eigenen Kinder möglich, daher sind sehr viele Kinder anzuraten. Erst wenn die Produktivität hoch genug ist, kann die soziale Absicherung selbst erwirtschaftet werden.
Und am Ende gibt es dann doch noch einen Anschlußpunkt an Björn Höcke.
Wenn sich die Nazis in ihrer schlichen Einfalt tatsächlich so sehr vor der Vermehrung der Nicht-Arier gruseln, dann liegt doch eine Verteidigungsstrategie auf der Hand! Man muß den Negern und Muselmanen nur zu mehr Wohlstand verhelfen! Dann sollten die ganz von alleine weniger Nachwuchs produzieren. Und wer daheim einen bescheidenen Wohlstand erlangt, der hat auch weniger wirtschaftlichen Anreiz, in die europäischen Kulturnationen zu fliehen. Am Ende hätten die Menschen und ihre wenigen Kinder bessere Lebensaussichten, was dann auch den Gutmenschen freut.
Nazi und Gutmensch Hand in Hand gegen die Armut in der Welt, das wird eine Querfront! Aber dem Höcke gebe ich bei einer Lichterkette nur die Hand, wenn ich Gummihandschuhe tragen darf. Ganz, ganz dicke Gummihandschuhe. Bis über die Ellenbogen!

22 Kommentare:

  1. Viel Gesülze - sortiere, bevor Du schreibst.
    Schon weil der Schwätzer von Feynsinn Dich schätzt - das macht Dich verdächtig.

    Und Du schreibst viel Unsinn. Viel Lärm um Nichts.

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    1. Ey, ey, eeeey!
      Das hier is' Internet! IN-TER-NET! Und da wirfst Du mir unsinniges Gesülze um Nix vor?? Du hast Deinen Internetanschluß aber auch noch ganz neu, oder? Was glaubst Du, wozu das erfunden wurde, hm? Damit nur der was sagt, der was zu sagen hat? Da musste aber noch viel lernen! Kennste Bibi? Probier mal! Is'n guter Einstieg!

      :D

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  2. Das ist insgesamt ja ein kniffeliges Thema, und so richtig deine Darstellung vom Zusammenhang zwischen Wohlstand und Geburtenrate ist, so sehr verkürzt du deine Kritik an den Aussagen Höckes.
    Der Mann ist ein Populist der derzeit auf der "Flüchtlingssituation" seine Suppe kocht. OK.
    Das machen die Lautsprecher der anderen Parteien aber ebenso. Was allen dabei gemein ist, ist der Umstand keinerlei Lösungsvorschläge anzubieten. Man lässt die Bevölkerung und die "Flüchtlinge" im Regen stehen und vermischt lustig Migration mit Asyl und subsidiärem Schutz. Die Problem bleiben an den klammen Kommunen hängen und Erdogan macht gegen Cash und Visa die Drecksarbeit, während die Vorturner sich in ihrer gespielten "Humanität" suhlen.
    Höcke holt also einen Teil der Bevölkerung da ab, wo die Regierung sie allein stehen lässt.
    Ein anderer Fakt, den auch Höcke nicht anspricht ist dass derzeit bereits jedes dritte Kind in der Gruppe der 5 Jährigen einen Migrationshintergrund hat, bei den 15 Jährigen liegt der Anteil in den Ballungsräumen bereits bei irgendwas um 48%.
    So gesehen ist also die "Blutreinheit" der Bevölkerung Deutschlands bereits Geschichte. Leider kneift aber auch hier die Politik und bietet keinerlei Konzepte, Ideen oder Diskussionen, wie man die Veränderungen in der Gesellschaft so moderiert, dass die Gesellschaft funktional bleibt.
    Man gewinnt eher den Eindruck das die Bildung von Parallelgesellschaften erwünscht ist, um schöne Spielchen zwischen den Bevölkerungsgruppen zu inszenieren.
    Im Moment wird ja die Unterversorgung mit bezahlbaren Wohnungen in den Zusammenhang mit den "Flüchtlingen" gestellt, was einfach Unsinn ist da der "soziale" Wohnungsbau seit Jahren dar nieder liegt. Was ich als viel verheerender empfinde ist die Frage, wo denn in den nächsten 5- 20 Jahren die zukünftigen Rentner mit ihren ca. 700 € Rente eine bezahlbare Wohnung finden sollen.
    Aber Altersarmut ist ja auch kein Thema im "reichen" Deutschland.
    Vielleicht werden die Zuwanderer aus der dritten Welt uns ja zum Nutzen sein, das sie sich mit Slums auskennen.

    Anderer seits ist es aber auch keine Option, die Menschen die in Afrika zu viel sind nach Europa zu holen. Wenn jeder geflüchtet Afrikaner fehlt in seinem Land und macht Platz für eine neue Geburt. Um in Afrika die Lebensbedingungen zu verbessern muss man auch den sozialen Druck in den Staaten aufrecht erhalten. Abgesehen davon das die "zivilisierte" Wertegemeinschaft aufhören muss Afrika via Freihandel auszubeuten und sich auch die Destabilisierungsaktionen verkneifen muss.

    Lange Rede kurzer Sinn, Populismus springt immer zu kurz.

    Grüße flurdab

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    1. Also daß Björn Höcke "nur" ein weiterer Populist ist, glaube ich überhaupt nicht!
      Man kann sich ja mal seine Rede, in der er auch seine evolutionsbiologischen Thesen ausbreitete, in ihrer vollen Länge geben (z.B. hier). Das war keine Bierzeltrede sondern eine Veranstaltung, die er laut eigenen Worten als eine intellektuelle auffasste. Und er adressierte sie an das gebildete Bürgertum. Als Beispiele, wen er gerne als seinesgleichen auffasst, nennt er selbst Professoren, Gymnasiallehrer und Offiziere. Und in dieser Rede schwadroniert er von der AfD als einer Partei der Bewegung, die eine historische Mission zur Verteidigung Deutschlands habe. Und er gibt pseudobiologische Erklärungen zur unterstellten evolutionären Andersartigkeit "der Afrikaner" ab.
      Das ist nicht einfach nur die übliche plumpe Bierzelthetze. Der Mann glaubt an seine Worte und kann sie auch geschliffen formulieren und pseudointellektuell untermauern. Der ist ein lupenreiner Nazi. Alles, was ihn von seinen historischen Vorgängern unterscheidet, ist die modernisierte Wortwahl. Der Inhalt ist derselbe.

      "Um in Afrika die Lebensbedingungen zu verbessern muss man auch den sozialen Druck in den Staaten aufrecht erhalten. "

      Deutschland ist dafür zuständig, den sozialen Druck in afrikanischen Staaten aufrecht zu erhalten?!

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    2. Gegenfrage, sind 25% Niedriglöhner in Deutschland verpflichtet den sozialen Druck in Afrika zu reduzieren?
      Und nun?

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    3. Und nun? Nun glaube ich, im falschen Film zu sein.

      Deutsche Niedriglöhner halten den sozialen Druck auf Afrika aufrecht - Diese Aussage schreit doch vor Blödsinn!

      Fangen wir mit dem sozialen Druck an. Dabei geht es doch um die Einwanderung und die Geburtenrate, nicht? Wie also muß man sich das vorstellen? Deutschland schließt die Grenzen, und dann sitzt da einer im Senegal und sagt zu seiner Frau: Du, Schatz, ich hab gerade bei der Deutschen Welle gehört, daß keiner von uns mehr so leicht nach Deutschland rein kommt. Dann machen wir besser mal keine neuen Kinder. Das Geschnacksel mag ja schön gewesen sein, aber ab heute Nacht is' Schluß! Und neun Monate später ist das Bevölkerungsproblem gelöst. Soll man sich das so irgendwie vorstellen?
      Nö, deutschen Grenzen sind für die Bevölkerungsentwicklung in der Welt ein Furz im Wind. Und selbst wenn sich die Fruchtbarkeit schnell reduzieren würde, die Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung entwickeln sich sehr langsam, auf einer Zeitskala von Generationen. Das wird ja in anderen Kommentaren hier auch schon angesprochen, allerdings kann man die Bevölkerungsentwicklung nicht allein an der Fruchtbarkeitszahl festmachen, dazu ist sie zu kompliziert und die Sterberate spielt eine ebenso große Rolle. Insofern: Ja, die Bevölkerungszahlen nehmen auch nach einem starken Rückgang der Geburten eine ganze Zeit lang noch weiter zu. Allerdings kommt es dabei zu einer starken Alterung der Gesellschaft und die bedrohlichen Bevölkerungsmassen zukünftiger Jahrzehnte bestehen zum großen Teil aus testosterongesteuerten Senioren.

      Das ganze Gerede von Grenze zu zum langfristigen Wohle Afrikas hat also als Kern nichts weiter als den Gedanken Wir bunkern uns ein, soll der Rest doch verrecken. Natürlich will das so ja keiner, denn auch die ganzen besorgten Deutschen haben ja eine hohe Achtung vor Menschenrechten, Frauenrechten, Demokratie und all diesem Kram, schließlich bringen sie ihre Sorgen, die Fremden könnten damit so ihre Probleme haben, immer wieder zum Ausdruck. So auch in den anderen Kommentaren hier. Dabei wäre die Idee des Abkapselns, konsequent durchgeführt, vielleicht gar nicht mal das Schlechteste. Würden wir Afrika einfach sich selbst überlassen, vielleicht kämen diese Länder dann eher auf einen grünen Zweig. Aber das geht ja gar nicht, dazu ist Afrika ja viel zu sehr in die Welt eingebunden. Und auch wir haben da so unsere Interessen. Aus dem Afrika südlich der Sahara importieren wir schließlich eine Menge Dinge auf die wir ganz scharf sind. Und das sind hauptsächlich Erdöl und -gas, landwirtschaftliche Produkte und Erze und Mineralien. Im Gegenzug exportieren wir Industrieprodukte aller Art. Der Deal ist klar, Rohstoffe gegen Fertigprodukte. Und das ist ein Spiel zum Nachteil der afrikanischen Länder. Das wissen wir auch nur zu gut. Wenn wir mal wieder Putin ans Bein pinkeln wollen, dann geißeln wir die russische Wirtschaft gerne als zu sehr vom Export von Rohstoffen abhängig. Aber wir wollen natürlich auf keinen Fall, daß sich dieses für uns bequeme Spiel ändert, daher zwingen wir unseren afrikanischen Handelspartnern Freihandelsabkommen auf. Andernfalls könnten sie ihre Märkte vor dem globalen Wettbewerb abschirmen, die eigene Industrieprodukte zumindest in afrikanischen Märkten konkurrenzfähig machen und so die Entwicklung einer eigenen Industrie fördern. So aber bleiben sie in einem gering entwickelten und abhängigen Stadium. Und wenn Menschen aus Armut fliehen, dann reden wir darüber, durch Grenzpolitik einen sozialen Druck aufzubauen um die Bevölkerungsentwicklung zu lenken? Komm, geh weg!

      Und wer profitiert von diesem Handelsspiel? Nicht der Afrikaner und nicht der deutsche Billiglöhner. Aber das alte Spiel, die einen Unterprivilegierten gegen die anderen Unterprivilegierten auszuspielen, das funktioniert immer. Traugigerweise. Und so kommt es zu diesem grotesken Konstrukt, deutsche Niedriglöhner sollten Afrika den Wohlstand finanzieren.

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    4. Aber das Groteske, Idiotische an diesen Gedanken, das macht im Grunde doch gar nichts, oder? Denn die Ablehnung gegenüber dem Fremden, die entspringt ja nicht rationalen Analysen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Da ist einfach nur der Hass auf den Neger und den Musel. Und die ganzen Schlitzies und Fijis, die hasse ich auch, aber die sind zur Zeit medial nicht so präsent. Und weil ich die so hasse, hasse ich auch alle, die diese nicht auch hassen, die ihnen gar freundlich gegenüber treten. All die Linken und Gutmenschen und rotgrün vergiften Träumer und dieses Pack. Eigentlich hasse ich alle, die nicht so sind wie ich, und ich will ein Land, in denen alle sind wie ich bin und so denken wie ich denke und machen, was ich auch mache. Das ist dann der Faschismus. Aber Hass, das ist in einer Kulturnation, und die sind wir ja, kein schönes Motiv. Also konstruiere ich mir irgendwelche scheinrationalen Erklärungen, warum mein Hass sich zufällig perfekt mit den Ergebnissen rationaler Analysen deckt. Dann kommt es zu irgendwelchen Theorien über Fortpflanzungszahlen, kulturellen Dispositionen, erblicher Intelligenz, Demographie, Evolution, … Und daß diese Theorien im Grunde keinen Sinn ergeben, das macht nix. Von der Vernunft werde ich mir meinen Hass nicht nehmen lassen. Im Zweifel benutze ich die bewährte Unschärfetaktik: Ist eine These zu sehr unter Druck, weiche ich auf eine andere aus. Unser Untergang laut Sarrazins Vererbungslehre hat Haue bekommen? Dann bleibt ja die Untergangstheorie durch die Fruchtbarkeitsrate und die Demographie. Das kommt auch in Schwierigkeiten? Dann eben was mit kultureller Unverträglichkeit oder so. Und am Ende wieder zurück zu einer Anfangsthese. So können wir lange diskutieren, und wenn der Gegner des diskutierens müde ist, dann kann ich ihm sein Schweigen als Zustimmung auslegen. Oder mich empören, daß das Feuilleton sich weigert, die These vom eveolutionsbiologisch andersartigen Afrikaner zu diskutieren. Diese Volksverräter!

      Aber mein Hass, der bleibt.

      Mann, es ist zum kotzen...

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  3. @ Thomas: Eine andere Lösung wäre, die urdeutsche Bevölkerung verarmen zu lassen, das müsste doch die Geburtenrate hochtreiben? (Braucht aber ne Weile, nach der Wende reagierte Neufünfland auf die zunehmende ökonomische Unsicherheit mit einem Einbruch der Geburtenrate.)

    @ Anonym2: Ich sehe nicht, wo Thomas "seine Kritik an Hockes Aussagen verkürzt". Die selbstgestellte Aufgabe ist, Hockes Behauptung empirisch zu überprüfen. Mission accomplished. Die vielen Aspekte, die du ansprichst, sind ja nicht diskussionsunwürdig, aber haben mit dem Artikel nichts zu tun.

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    1. Da widerspreche ich.
      Es wurde maximal statistisch der Gegenbeweis zu Höckes Aussagen geliefert, nirgendwo Empirie.
      Vielleicht wäre es hilfreich nicht über jedes Stöckchen zu springen, was einem Höcke und Konsorten hinhalten und statt dessen ein großes Licht auf die Realitäten zu lenken.
      Nebenbei ist eine statistische Verringerung der Geburtenrate durch höheren Wohlstand so zwar beweisbar, jedoch nutzt dies wenig um Höckes Szenario zu entkräften, wenn man nicht die Entwicklung des gesamten Kontinents ins Auge fasst.
      Denn selbst mit einer sinkenden Geburtsrate entwickelt sich die Bevölkerungszahl Afrikas immer noch nach oben.
      Wenn 2014 1,1 Milliarden Menschen dort lebten und diese sich mit 2 Kindern begnügen bedeutet dies unterm Strich trotzdem einen Anstieg der Bevölkerungszahl.

      Vielleicht liegt Höcke doch nicht so daneben mit seinem Szenario.

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    2. Natürlich ist das, was Thomas hier macht, empirische Arbeit. Er hat die Daten zwar nicht selbst erhoben, aber er hat sie ausgewertet. Die Hocke-These war ja die, dass Afrikaner und Moslems eine höhere Geburtenrate haben und mit dem anwachsenden Anteil von Afrikanern und Moslems an der deutschen Bevölkerung die Biodeutschen demnächst in der Minderheit sind. Die Daten zeigen aber, dass die Geburtenrate nicht von der geografischen Herkunft oder von der Religion abhängt, sondern (OK, Korrelation und keine Kausalität) vom Wohlstand.
      Und die Daten zeigen, dass auch in erzmuslimischen Gesellschaften wie Katar, VAE oder Saudi-Arabien die Geburtenrate mit dem Wohlstand invers korreliert ist.
      Die Prognose aufgrund dieser Daten lautet: Einwanderer aus muslimischen Gesellschaften wie aus Afrika südlich der Sahara werden sich hinsichtlich der Geburtenrate sehr schnell an das normale mitteleuropäische Niveau angleichen.
      Und nebenbei: Eine Geburtenrate von 2 ist meines Wissens die Erhaltungsrate, bei 2,0 Kindern pro Frau stagniert die Bevölkerungszahl (abgesehen von Kindern, die das vermehrungsfähige Alter nicht erreichen, abgesehen von Wanderungseffekten).

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    3. @Anonym:

      Höckes hier aufgegriffener Standpunkt war, daß "Afrikaner" aus evolutionsbiologischen Gründen eine andere Fortpfanzungsstrategie hätten als "Europäer". Diese Position ist gemäß der Ausführungen hier Schwachsinn.

      Was bitte bleibt sonst noch von dessen Szenario? Afrika bräuchte deutsche Grenzen um zu einem ökologischen Fortpfanzungsverhalten zu kommen? Was ist da eigentlich wahnsinniger und menschenverachtender? Die Annahme, deutsche Grenzpolitik könne die menschliche Evolution auf die richtige Spur bringen? Oder die Annahme, deutsche Grenzpolitik steuere das Kopulationverhalten in Burundi?

      Oder bleibt von Höckes Vortrag doch nur die Feststellung, in Afrika kommen mehr Kinder zur Welt als in Deutschland? Für diese Einsicht darf er wohl nicht gerade mit einem Nobelpreis rechnen...

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    4. Also ich habe hier bisher von statistische Methoden gelesen.
      Nicht von Empirischen.
      Vielleicht einfach mal Empirie nachlesen?
      Das könnte euch die Augen öffnen.

      Und nebenbei, eine Geburtsquote von 2 bedeutet in Europa einen ausgeglichene Bevölkerungstand.
      In Europa werden aber Kinder erst ab dem 30 Lebensjahr geboren. In Afrika beginnt die Vermehrungsphase aber bereits ab 15 Lebensjahren. Damit verkürzt sich der Generationswandel deutlich, nur so am Rand.

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  4. Wie sieht es mit der Absenkung des BIP pro Kopf durch die höhere Geburtenrate aus. Das Beeinflusst sich doch auch direkt. Je mehr Menschen bei gleicher Wirtschaftsleistung desto niedriger das BIP pro Kopf.

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    1. Nicht unbedingt. Das BIP ist so eine Sache, denn auch Ausgaben für Kinder fließen hinein. Eine wachsende Bevölkerung gibt Geld für den Lebensunterhalt aus, damit wächst das BIP - unter der Annahme, dass der wachsende Finanzbedarf dadurch gedeckt wird, dass mehr Geld im Kreislauf ist, weil z.B. weniger gespart wird oder Staat und Verbraucher mehr Schulden machen.

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    2. Man sollte auch im Hinterkopf behalten, daß die Gesamtbevölkerung eines Landes nicht nur von der Fruchtbarkeitsrate abhängt, sondern auch von der Sterberate. Und die wiederum von der mit dem Wohlstand ebenfalls steigenden Lebenserwartung. Die gesamte Bevölkerung reagiert sehr viel träger als die Fruchtbarkeitsrate, alle Änderungen müssen sich erst "auswachsen". So wird z.B. die Bevölkerung Saudi-Arabiens noch lange weiter wachsen, laut den Modellen der UN bis etwa 2080. Allerdings sinkt die Zahl der Menschen unter 15 schon jetzt, Altersgruppe der 25 bis 50-jährigen wird erst ab etwa 2050 schrumpfen und die Gruppe 50+ noch lange weiter wachsen.
      Die Bevölkerung nimmt dort also noch weiter zu, nicht ab, und trotzdem wächst das BIP pro Kopf.

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    3. Oh Oh Oh,
      erstens ist die Lebenserwartung in allen "westlichen" Ländern bereits wieder auf dem Rückmarsch.
      Zweitens haben wir in den arabischen/ afrikanischen Ländern zu viele Menschen unter 18 Jahren. Also einen Haufen schlecht gebildeter Menschen, die vermutlich sogar zu dumm sind ein Loch in den Schnee zu pissen.
      Aber Demokratie und Menschenrechte werden diese locker verstehen können und anerkennen?

      Ich glaube dies nicht so recht.

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  5. Eine ausgewertete Statistik lügt nicht. Höcke schon.
    Höcke hat in seinem Vortrag das Tierreich und dessen Biologie bemüht mit dem fröhlichen Ausbreitungstyp "Klein-r" (Man erinnere sich an "Der Neger schnackselt" gern) und dem selbstverneinenden Platzhaltertyp "Groß-K". Und das im Institut für Staatspolitik auf dem Rittergut Schnellroda von Götz Kubitschek, intellektueller Führer der Neuen Rechten/ Identitären.
    Höcke zeichnet hier die Schreckensvision des "Großen Austauschs" der Bevölkerung, dem man nur begegnen kann, indem man die Grenzen schließt und die deutsche Frau sich entschließt, mehr Kinder zu bekommen.
    "Von hinten durch die kalte Küche" spricht sich Höcke hier gegen die Bildung und die Emanzipation der Frau aus, müsste doch eine echte toitsche Frau wieder an den Herd und zur Kindererziehung zurück kehren. Über die Strukturen, WIE Deutschland mehr Kinder erziehen könne, hat er sich meines Wissens noch nicht geäußert.

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    1. Ja, diese Leute wollen die deutsche Gesellschaft gerne in die reaktionäre, autoritäre Gesellschaft verwandeln, die sie als Feindbild gerne an die Wand malen. Da müssen die Frauen auch wieder an den Herd zurück und Kinder kriegen. Zum Dank gibt's bestimmt wieder eine neue Version des Mutterkreuzes!

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  6. Die ganze Deppertheit der Höckeschen Vermehrungstheorie zeigt sich doch beim Blick ca. 100 Jahre zurück (danke Mechthild!). Da waren auch bei uns in Mitteleuropa Familien mit zehn und mehr Kindern völlig normal, vor allem auf dem Lande. Das hatte etwas mit Kindersterblichkeit, generell geringerer Lebenserwartung und auch Altersversorgung zu tun. Ich kann mir auch als Nicht-Biologe nicht vorstellen, dass wir uns binnen eines Jahrhunderts evolutionär grundlegend verändert haben sollen. Exakt davon quargelte der Thüringische, ups, fast hätt ich Rassenforscher gesagt ja. Beunruhigend finde ich, dass das angeblich 'gebildete Bürgertum' im Saale den Kerl nicht sofort vom Podium gejagt hat. Aber in Deutschland ist das Bildungsbürgertum vermutlich eh die brisanteste Bevölkerungsgruppe, wie's Stefan Gärtner mal ausführte.

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    1. Ja, das ist beunruhigend, aber nicht überraschend. Die Entscheidung, Menschen zu hassen, ist ja keine vernunftbasierte, sondern eine emotionale. Die (scheinbar) rationalen Argumente werden dann nur als eine Fassade vor die Ressentiments aufgebaut. Es genügt, wenn die auf den ersten Blick stimmig aussehen. Ob sie auch stichhaltig sind, spielt im Grunde keine Rolle. Niemand wird sich vom Rassismus abwenden, wenn man die (Schein-)Argumente der Vorzeigerassisten zerlegt, fürchte ich...

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  7. Zum Thema "Fruchtbarkeirt und Religion" erlaube ich mir auf den Religionswissenschaftler Michael Blume von den Scilogs zu verweisen, der auf diesem Gebiet forscht. Kurz gesagt hat er festgestellt, dass die Religion nur innerhalb von Gesellschaften eine Rolle spielt; Gläubige haben in der Regel mehr Kinder als Nichtgläubige. Für den Vergleich religiöser mit nichtreligiös geprägten Gesellschaften gelte das nicht.

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  8. Um es mit Ludwig Erhard zu sagen: "Wohlstand für alle!" ... Damit hätte sich jede Überbevölkerung erledigt.

    Der Zusammenhang war mir zwar schon immer klar, aber nun auch statistisch unterlegt, Danke :)

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