Samstag, 28. April 2012

Vom Mögen und Menschen

Mit dem Hegel-Preis setzt sich DWüdW ja sehr für einen kreativen Umgang mit der Logik ein. Doch man muß gar nicht zu Berufsgläubischen, Berufsesoterikern oder Berufspolitikern gehen, um die faszinierendsten Interpretationen des Begriffs "Logik" zu finden. Das beeindruckendste Beispiel für an die eigenen Bedürfnisse angepasstes Denken findet ein jeder Einzelne in seinem ganz persönlichen Umfeld, in Familie, Verwandtschaft und engem Freundeskreis. Und da nahezu ausnahmslos im weiblichen Teil. Nur dort taucht immer wieder eine Variante der wunderbaren Formulierung auf:
"Ich weiß, Du magst das nicht, aber ich habe es trotzdem mal gemacht. Ich dachte, vielleicht freust Du Dich."
Egal, ob wir mit einem neuen Unterwäscheset mit Snoopy drauf aus der Kaffeeröstereikette beglückt werden. Oder ob wir einen Überraschungsbesuch mit Kindern nach der Nachtschicht bekommen. Oder ob uns endlich mal jemand in unserer Abwesenheit "Ordnung" auf unserem Schreibtisch schafft und bei der Gelegenheit auch gleich das Unwichtige aussortiert und wegwirft. Eine solche Formulierung, quasi Dialektik für Hirngeschädigte, sie wird tatsächlich ernst gemeint. Das merkt man schon an der einem entgegenschlagenden Enttäuschung, wenn man äußert, daß man es nicht mag und man sich daher auch nicht freut. Hat man Glück, dann erhält man als Erwiderung nur ein schmollendes "Ist ja gut, ich mache es nie wieder!". Wobei "nie wieder" einen Zeitraum von zwei Tagen bis maximal eine Woche bezeichnet. Wenn man dagegen Pech hat, dann hört man aber ein "Ich hab es doch nur gut gemeint!". Und das stimmt. Nur hat man es mit sich selbst gut gemeint, nicht mit der betroffenen Person. Und während man es bei wildfremden Menschen einfach als selbstverständlich hinnehmen kann, wenn sie es nur mit sich selbst gut meinen, so schuldet man nahestehenden Personen auch noch Dank dafür. Die einzige Antwort, die einem als Betroffener in so einer Situation noch bleibt, ist: "Ja, ich mag es nicht und das weißt Du ja auch, aber jetzt, wo Du es gemacht hast, freue ich mich wie Bolle!". Denn Ironie wird in dieser Situation geflissentlich ignoriert.
Eine zweite mögliche Reaktion gibt es so rein theoretisch gesehen natürlich doch noch: "Ich weiß, Du magst das nicht, aber ich habe Dir trotzdem mal in den Hintern getreten. Vielleicht freust Du Dich ja." Nur leider greift im konkreten Fall wohl niemals jemand zur zweiten Option...

6 Kommentare:

  1. Nach meiner Erfahrung meinen die das in aller Regel sogar wirklich nicht nur mit sich selbst gut, sondern auch mit dir.

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    1. Du meinst so nach dem Motto "Ich weiß besser, was für dich gut ist, als du"? Ja, das mag es auch geben, aber das setzt schon mehr geistige Tätigkeit voraus, als ich meist zuzustehen bereit bin. Mir scheint so oft so, daß die Unterwäsche halt ein tolls Angebot war, an dem man nicht vorbei gehen konnte, und irgendwer muß sie dann ja anziehen... ;)

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  2. Das Gegenteil von "GUT" ist nicht "BÖSE", sondern "GUT GEMEINT".

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    1. Wi lauten doch gleich die drei unverzichtbaren Kernsätze einer anständigen schwarzen Pädagogik?
      - Es ist nur zu deinem Besten.
      - Es tut mir mehr weh als dir.
      - Später wirst du mir dankbar sein!

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    2. Ach ja, die gute alte Erziehung, bevor die langhaarigen Körnerfresser ganze Generationen versaut haben! Jetzt noch ein bisschen "wer nicht hören will muß fühlen" und "solange du die Füße unter meinen Tisch stellst..." zur Abrundung, und es besteht wieder Hoffung!
      Würg...

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