Es scheint ja zur Gewohnheit zu werden, daß immer mal wieder jemand, nachdem er über längere Zeit unauffällig seine öffentliche Arbeit ausgeführt hat, durchdreht und seine Zeitgenossen mit kruden und absurden Thesen belästigt, die er dann gerne mit missionarischem Gestus vorträgt. Und seine Bekanntheit hilft ihm auch noch noch dabei, eine große Bühne für seine Äußerungen zu finden, die ansonsten zu Recht völlig unbeachtet blieben. Nach Eva "Gott will, daß ich Kuchen backe" Hermann hat es jetzt Thilo "Die Ausländergene verblöden uns" Sarrazin erwischt. Und noch viel frustrierender als seine Absonderungen aus schlecht interpretierten Halbwahrheiten sind die hysterischen Erwiderungen der mit nicht mehr Sachverstand ausgestatteten Persönlichkeiten der öffentlichen Lebens, die auf ihn losgelassen werden. Dabei hat die Homöopathieexpertin Renate Künast ("Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt.") den besten Beweis erbracht, daß Deutschland sich zur Verblödung keine Hilfe von außen holen muß. Denn in der gestrigen Sendung Beckmann (0:49:53 bis 0:50:03) sagte sie doch: "Wenn der liebe Gott gewollt hätte, lieber Herr Sarrazin, daß sich die Welt allein über die Addition von Zahlen erklärt, dann hätte er am ersten Tag die Zahlen erschaffen. Hat er aber nicht!" Und da muß ich nun als alter Hobbytheologe, der ich bin, energisch widersprechen: Hat er doch! Denn die Heilige Schrift berichtet uns in der Tat, daß Gott am Tage Eins die Welt erschuf. Wie aber hätte dies der Tag Eins sein können, wenn es da noch gar keine Zahlen gab?
Und wenn sich diese Erkenntnis erst mal bei Frau Künast gesetzt hat, kann sie in Zukunft dann der sachlichen Analyse doch wenigstens ein kleines bisschen Raum in ihrem Denken zugestehen.
Ist dir eigentlich auch der Strohmann aufgefallen, den die hübsche Statistik-Iranerin abgefackelt hat? Apropos Iraner: Wären unsere türkischen Mitbürger nur halb so integriert wie die, hätte Sarrazin das Buch (das ich gerade lese) gar nicht schreiben können. Ursache und Wirkung - die Reihenfolge ist da schon wichtig. Sarrazin auf Genetik zu reduzieren ist auch unredlich. Was Künast betrifft: Der dümmste laufende Meter der Republik ...
AntwortenLöschen"Ist dir eigentlich auch der Strohmann aufgefallen, den die hübsche Statistik-Iranerin abgefackelt hat?"
AntwortenLöschenWas genau meinst Du?
"Sarrazin auf Genetik zu reduzieren ist auch unredlich."
Ich habe das Buch nicht. Aber so wie ich das vestanden habe, ist ein wesentlicher Argumentationsstrang schon 'Intelligenz ist vererbbar, Dummheit also auch, Me(nschen)m(it)Mi(grationshintergrund) sind dümmer, vermehren sich aber besser, also werden wir dümmer'?
"Was Künast betrifft: Der dümmste laufende Meter der Republik"
Ja, aber der steht immer auf der richtigen Seite, der warmen, menschlichen...! ;-)
Der Strohmann ist folgender: Sarrazin bemängelt die unzureichenden Fortschritte bei türkisch-arabischen Migranten im Vergleich zu anderen Migrantengruppen über einen Zeitraum, z.B. 1 oder 2 Generationen. Die nette Dame dagegen vergleicht die Abi-Quote der türk. Migranten von anno-dunnemals mit der von heute (bleibt also in der Gruppe der türk. Migranten, der Vergleichsmaßstab ist nur die Zeit) und kommt, was keiner, auch Sarrazin nicht, bestreitet, zum Ergebnis, dass es sehr wohl Fortschritt gibt. (Der aber um etwa den Faktor 3 gegenüber anderen Migrantengruppen zurückbleibt. Das sagt sie aber nicht, wohl aber Sarrazin.)
AntwortenLöschenHätte Sarrazin das leidige Genetik-Thema einfach aus seinem Buch rausgelasen, hätte sich an der Gesamtaussage praktisch nichts geändert. In Wirklichkeit diagnostiziert er ein kulturelles Problem. DAS wurde bisher in keiner Diskussion auch nur angerissen. Denn dass die Kultur der muslimischen Migranten, also der Islam, die Wurzel des Problems sein könnte, darf ja nicht sein. Es ist aber so. Das kannst du übrigens auch in Katrin Heisigs Buch nachlesen, das erfährst du von Necla Kelek ebenso wie von anderen kritischen Muslimen. Nur unsere Gutmenschen sehen das anders. Nicht dass sie Ahnung vom Islam hätten. Ich aber schon.
Wer die Vererbung von Intelligenz verneint, ist genauso borniert, wie jemand, der unsere Verwandtschaft mit den Affen leugnet. Im statistischen Mittel werden Kinder von Menschen mit IQ 120 einen höheren IQ haben, als die von Menschen mit IQ 80 (jeweils mal angenommen für beide Partner). Wenn sich nun die Menschen mit IQ 80 um den Faktor 3 stärker reproduzieren als die mit IQ 120, was folgt denn dann deiner Meinung im Laufe der Zeit daraus? Mehr sagt Sarrazin im Grunde nicht. (Ein Freund von mir, Iraner übrigens, ist der gleichen Ansicht und das schon lange vor Sarrazin, was mir auch immer ein diffuses Unwohlsein verursacht hat, aber entkräften konnte ich es auch nicht. Vielleicht kannst du es ja). Eines der dicksten Kapitel in Sarrazins Buch, ca. 20% des Buches sind aber der Bildung gewidmet. Er macht aber auch klar, dass man selbst bei beliebig hohem Beschulungsaufwand niemals alle zu Nobelpreisträgern machen kann (das ist jetzt meine Aussage als überspitzte Zus.fassung). Er versteht, genau wie ich, unter Chancengleichheit eben keine Gleichmacherei sondern die differenzierte und bestmögliche Förderung und Ausschöpfung der gegebenen Begabungen und Möglichkeiten.
Mit der Künast zu kuscheln würde mich eher schaudern lassen als erwärmen ;-)
Zum ersten Absatz:
AntwortenLöschenOk, stimmt!
Zum zweiten Absatz:
Ich glaube, ohne die Genetik hätte er nicht viel gesagt, das man nicht schon kennt (wie gesagt, ich kenne das Buch nicht, und beziehe mich nur auf das, was ich aus den Zeitungen kenne). Die Gutmenschen mit ihrer naiven Begeisterung für "Multi-Kulti" sind, wenn man mal ehrlich ist, längst auf dem Rückzug. Das es ein kulturelles, oder besser interkulturelles, Problem gibt, ist doch schon weitgehend anerkannt. Dies ist doch der Grund, warum man so genau über die Abiturraten von türkischstämmigen Deutschen bescheid weiß - weil mangelnde Integration als Problem für den sozialen Frieden anerkannt ist, und man daher relevante Größen im Auge hat.
Zum dritten Absatz:
Das ist genau das, was ich mit Halbwissen meinte. Tatsächlich bestreitet kein ernstzunehmender Mensch die große Bedeutung der erblichen Komponente der Intelligenz, genauso wenig wie ernsthaft angenommen wird, daß Bildung alleine alle zu Genies machen könnte. Aber die Sache ist auch lange wieder nicht so einfach, wie sie (zumindest in der z.Z. stattfindenden öffentlichen Diskussion) dargestellt wird. Recht schön fand ich da einen Beitrag in der heutigen Zeit (http://www.zeit.de/2010/36/Intelligenz-Sarrazin), in dem einige Begriffe und Zusammenhänge nüchtern dargestellt sind.
Allgemein:
Es ist nun mal so, daß das Migrationsthema recht sensibel ist, und das gilt erst recht, wenn man es mit Intelligenz oder Genetik in Verbindung bringt. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn man sich wissenschaftlich an diese Themen wagt. Denkverbote sind da wie überall fehl am Platze. Aber darum muß man hier erst recht auf wissenschaftliche Exaktheit und Redlichkeit achten. Und man muß eine klare Grenze ziehen, was wissenschaftliche Tatsachen sind, und wo die Interpretation beginnt. Und gerade dies kann ich (ohne das Buch zu kennen) bei Sarrazins Äußerungen wirklich nicht sehen. Also halte ich sie für kontraproduktiven Populismus.
Wenn du das Buch liest, wird dir klar, dass die Ganze Gen-Diskussion ein Riesenstrohmann ist, um das eigentliche Thema der kulturellen, also der Islam-Problematik nicht ansprechen zu müssen.
AntwortenLöschenIch versuche es nochmal: Sarrazin (und auch seine Kritiker witzigerweise) sagt, und das ist unbestreitbar richtig, dass die Mehrzahl der aus der Türkei und den arabischen Ländern kommenden Migranten bildungsfern und häufig auch unterdurchschnittlich intelligent sind (bei Iranern trifft das beispielsweise nicht zu). Nicht weil die dortigen Völker genetisch dümmer sind - sondern die, die von dort zu uns kommen stellen schon eine Art Negativauslese dar. Da wir ja im Gegensatz zu Kanada, dessen Integrationserfolge zwar gerne besungen, deren Methoden zur Erlangung dieser Erfolge aber nicht übernommen werden, eben keine gezielte Einwanderungspolitik betreiben, die schon lange überfällig wäre. So. Jetzt haben wir also einen gewissen Teil der bildungsfernen Türken und Araber hier, die einen signifikanten Anteil an der Gesamktheit der Migranten stellen. Und erst jetzt setzt die Vererbung der eben nicht vorhanden Intelligenz (wegen oben beschriebener Negativauslese) in dieser Gruppe erst ein. Da diese Menschen auch auf unserem Arbeitsmarkt de facto keine Chancen haben, landen sie im Sozialsystem und haben viel Zeit, fleißig Kinder zu produzieren und diese in ihrem Sinne und ihrer Kultur (also dem Islam, der keine hohe Bildungspriorität in unserem Sinne kennt) entsprechend zu "erziehen". So zynisch sich das anhört, es entspricht den Tatsachen, wie man gestern in der Sendung "Hart und herzlich" auch wieder einmal sehen konnte.
Dass das Migrationsthema "sensibel" ist, ist nicht wahr. Wir haben auch hier weder ein Migranten noch ein Ausländerproblem - wir haben ein Problem mit ganz konkret benennbaren Gruppen: Mit türkischen und arabischen Muslimen. Wir haben keine Probleme mit Vietnamesen, die unter ähnlich prekären Bedingungen leben wie viele Türken. Ganz im Gegenteil, die überflügeln schon in der 2. Generation die deutschen Schüler. Wir haben auch kein Problem mit muslimischen Iranern oder mit christlichen Arabern. Nein, nur mit den angegebenen Gruppen (wie der Rest Europas übrigens auch). Genau das arbeitet Sarrazin heraus und er benennt als Ursache nicht gentische sondern kulturelle Gründe, de facto den Islam. DAS ist aber ganau das, was man nicht hören will. Er liefert auch Lösungsansätze, die dir sehr bekannt vorkommen werden: Kitas, Ganztagsschulen, Sprachkompetenz um nur die wichtigsten zu nennen. Er macht auch klar, dass die Schulen sich darauf einrichten müssen, nicht mehr nur Bildungs- sondern auch Erziehungsaufgaben zu übernehmen, zu denen viele Familien in der Hartz IV-Welt (er schließt Deutsche immer ausdrücklich ein) wohl einfach nicht mehr in der Lage sind. Nur so ist es möglich, auch das bei den Kindern aus diesen "prekären" Verhältnissen sehr wohl vorhanden Potential zu aktivieren und auszuschöpfen. DAS sagt Sarrazin vor allem. Die Genetik ist eins Strohmann-Diskussion.
Heute abend war die Statistikerin bei Illner und sie warf Sarrazin (in Abwesenheit) u.a. vor, mit veralteten Statistiken von 2005 zu arbeiten. Ich habe mal im Buch geblättert und bis auf eine von ca. 10 oder 12, die ich zufällig ausgewählt hatte, waren alle von 2008 oder 2009. Die eine war von 2005 eine ganz kleine Tabelle zu PISA. Es ist unglaublich. Wenn Sarrazins Fakten falsch sind, wenn er unrecht hat, warum dann diese Hexenjagd (Broder)? Warum keine Widerlegung seiner angeblichen Falschaussagen? Und selbst wenn er hier und da irrt oder etwas falsch interpretiert, muss man deswegen diese Hetze veranstalten?
Das ist jetzt alles sehr verdichtet. 400 Seiten kann man nicht in 3 Absätze quetschen ...
Noch ein paar Kommentare und Interviews:
AntwortenLöschenhttp://www.hna.de/nachrichten/politik/politik-lokal/interview-spiegel-autor-broder-sarrazin-spricht-aus-andere-ahnen-897011.html
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:abschaffung-deutschlands-sarrazins-buch-ist-erstaunlich-sachlich/50162840.html
http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E56B1E17FEB9042228A9988CC60A45522~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Einen hab' ich noch:
AntwortenLöschenhttp://www.heute-in-israel.com/2010/08/sarrazin-als-lakmuspapier-fur-system.html
Wenn ich jetzt ehrlich wäre, dann müsste ich aus der Diskussion aussteigen, denn ohne das Buch gelesen zu haben bin ich nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Aber meine Güte, wenn wir nur noch über das reden würden, wovon wir Ahnung haben, wäre es plötzlich sehr still auf der Erde! Also leiste ich mir noch einen Kommentar. Ich beziehe mich dabei aber im wesentlichen auf das, was Du geschrieben hast.
AntwortenLöschenMich bestärken Deine Aussagen letztlich noch darin, von Sarrazins Buch keine wissenschaftlich akzeptable Analyse zu erwarten. Denn was hier abläuft, kenne ich schon aus anderen Diskussionen um pseudowissenschaftliche Werke: Der am heftigsten diskutierte Aspekt sei eigentlich nicht wesentlich für die Argumenation. Hier und da mag er vieleicht irren, aber auch das ist nicht wesentlich für die Argumentation. Das ist nicht das, was man bei einem wissenchaftlichen Text erwarten sollte. Offenbar enthält das Buch eben keine durchgehende Argumenation, sondern ein jeder kann sich die enthaltenen Wahrheiten heraussuchen. Das geht besonders leicht, weil die Schlußfolgerungen am Ende richtig sind (bessere Integration, etc.). Letztlich kann man im Text aber wohl immer sein Bauchgefühl gestätigt sehen. Das fällt mir z.B. da auf, wo Du "der Rest Europas übrigens auch" schreibst. Beispiele für Probleme mit türkischen Migranten in anderen Europäischen Ländern fallen mir jetzt keine ein. Aber die Araber (schon hier frage ich mich, ob der Begriff wirklich genau verwendet wird. Araber sollten Menschen arabischer Muttersprache sein. Schlüsseln Statistiken die Menschen wirklich nach ihren Muttersprachen auf, oder doch nur nach ihrer Staatsbürgerschaft? Denn dann enthalten die "Araber" auch ethnische Berber). Die Migration in anderen Ländern unterscheidet sich aber sehr von der in Deutschland. Frankreich hat z.B. ein erhebliches Integrationsproblem mit "Arabern". Die sind aber nicht als Hilfsarbeiter nach Frankreich gekommen wie die Türken nach Deutschland, sondern sind im wesentlichen frankreichfreundliche Flüchtlinge als Folge der Unabhängigkeit Algeriens. Auch in anderen Ländern kommen große Migrantengruppen aus ehemaligen Kolonien. Also sollte es hier keine ausgeprägte Negativauslese geben wie bei den Deutschtürken? Wenn es dieselben Integrationsprobleme gibt wie bei den Deutschtürken, dann scheint die Negativauslese der Intelligenz offenbar doch nicht die entscheidende Rolle zu spielen?
(Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung)
AntwortenLöschenWenn sie in der Integrationsangelegenheit keine große Rolle spielt, dann zerfällt Sarrazins Werk aber in zwei unabhängige Teile. Erst man stellt er ein Integrationsproblem fest, und nennt mögliche Lösungen. Das alles ist richtig und schon seit Jahren bekannt. Hier bietet er nichts Neues.
Zum anderen ist da dann der Punkt, daß er sich vor fortschreitender Verdummung durch schlechte Gene fürchtet. Dieser Punkt ist aber sehr zweifelhaft. Denn der empirische Nachweis der geringeren Intelligenz der türkischen Migranten ist recht dürftig. Gerade weil die Bildung eine so große Rolle bei der Entwicklung der angelegten Intelligenz spielt, ist es gewagt, von Schultests auf die biologische Intelligenz zu schließen.
Auch die Hypothese der Negativauswahl, so plausibel sie auf den ersten Blick scheint, halte ich für zweifelhaft. Denn die Argumenation läuft doch so, daß sich in einer durchlässigen Gesellschaft, in der die Fähigkeiten einen bedeutenderen Einfluß auf den sozialen Status haben als die Herkunft, sich die Intelligenz in der Oberschicht anreichert, und die Unterschicht dümmer ist. Durch die stärkere Vermehrung der Unterschicht breitet sich dann die Dummheit aus. Ist dieser Mechanismus aber in der ländlichen Türkei vor 40 oder 50 Jahren, als die Migranten zu uns kamen, so schon wirksam gewesen? Wurden die Menschen dort mehr nach ihrer Leistung als noch ihrer Geburt sortiert? Ich habe meine Zweifel. Also mögen die Migranten zweifellos ungebildet gewesen sein, aber darum nicht zwangsläufig biologisch dümmer.
Und selbst, wenn am Ende immer noch eine (sicherlich wenig) geringere Intelligenz bei den Migranten bleiben würde, wie lange würde es dauern, bis sich dies in der Deutschen Bevölkerung durchschlägt? Sicherlich keine 2, 3, oder auch 4 Generationen, sondern eher 10 oder 15. Und auf solchen Zeitskalen ändern sich soziale Gegebenheiten ohnehin grundlegend. Also sehe ich hier keinen Grund zur Sorge. Und auch keinen Grund 23 EUR für das Buch auszugeben.
Mir dem öffentlichen Umgang mit Sarrazin bin ich auch unzufrieden, aber offenbar aus anderen Gründen.
Sarrazin tut, was sich bisher keiner in der Deutlichkeit getraut hat und benennt die Gruppen unter den Migrantem in Deutschland, die weit hinter dem Integrationserfolg aller anderen Migrantengruppen zurückbleiben. Dazu präsentiert er ausführliches Zahlenmaterial, das komplett aus seriösen, öffentlich zugänglichen und überwiegend staatlichen Quellen stammt. Die offiziellen Statistiken machen diese Unterscheidung (aus politischen Gründen) nicht. Dort werden alle Migranten in einen Topf geworfen, was bewirkt, dass der Erfolg der beiden von Sarrazin identifizierten Gruppen beschönigt und der Erfolg aller anderen Migranten herabgewürdigt wird (was mich an deren Stelle ärgern würde). Es geht um die türkischen und arabischen Muslime und das umfasst wohl auch die ethnischen Berber, also bspw. die Marokkaner. Es geht Sarrazin aber nicht um Ethnien und schon gar nicht um schlechte Gene, sondern um Zusammenhänge zw. dem kulturellen Hintergrund und dem Integrationserfolg. Und das belegt er m.E. ziemlich klar. Man könnte sich ja auch mal fragen, warum es vor allem die überwiegend islamischen Länder sind, die so eklatant rückständig sind: in ethischer wie in technologischer Hinsicht und warum sich daran erkennbar nichts ändert. Er entlarvt auch den Irrglauben (der Linken vor allem), dass der Staat, wenn er nur genügend Mittel (Geld, Sozialarbeiter etc.) einsetzt alle Migrationsdefizite beheben kann. Kann er nicht, solange er den kulturellen Aspekt völlig außen vor lässt und keine individuellen Anstrengungen einfordert.
AntwortenLöschen"Mir dem öffentlichen Umgang mit Sarrazin bin ich auch unzufrieden, aber offenbar aus anderen Gründen." Nein, ich glaube, dass wir das aus den gleichen Gründen verabscheuen. Ich würde es auch dann verabscheuen, wenn ich von Sarrazins Thesen gar nichts halten würde. Die Freiheit von Wort und Schrift ist mir "heilig".
Mir ist übrigens bei all dem Nachdenken ein weiter Aspekt der mangelhaften Integrationsfähigkeit der musl. Araber und Türken eingefallen: Es gibt in deren Herkunftsländern eben kein Vertrauen zum Staat. Einen Rechtstaat kennen sie nicht nur nicht, sie können sich sowas gar nicht vorstellen. Das wurde mir letztes Jahr deutlich, als ich einem Türken erklärt habe, dass z.B. die Polizei nicht einfach kommen und seine Wohung durchsuchen kann. Das konnte der gar nicht glauben, dass hier die Bürger vor staatlicher Willkür geschützt sind. Und da könnte man ansetzen, indem man den Migranten nicht nur Sprachkurse sondern eben auch Staatsbürgerkunde vermitten würde, dass man ihnen also klarmacht, welche Vorteile rechtstaatlichkeit und Demokratie so mit sich bringen. Da gibt's gewaltige Defizite - woher sollten sie es auch wissen?
Wenn dir 23 Euro zuviel sind, warte eben auf die sicher bald erscheinende TB-Ausgabe.
Dann haben wir seine biologischen Thesen abgehakt? Wenn, was jenseits von Genen, Intelligenz und Fortpflanzung übrig bleibt, der Einfluß der Kultur auf den Integrationserfolg ist, dann habe ich damit kein Problem. Wieviel davon jetzt wie klar und wie neu formuliert ist - sei's mal drum.
AntwortenLöschenDer Freiheit von Wort und Schrift gestehe ich auch großen Wert zu. Aber die sehe ich hier gar nicht besonders verletzt. Schließlich darf Herr Sarrazin sein Buch frei und nach Belieben verbreiten. Und Freiheit des Wortes heißt ja nicht, daß jedes Wort gut aufgenommen oder ernst genommen werden muß.
Was mich stört ist, daß durch die leider übliche wie-kann-man-nur-Empörungsrethorik die Position des Anderen nur gestärkt wird. Bekommt er durch sie doch erst die Aura des Rebellen, der eine unterdrückte Wahrheit ausspricht. Eine sachliche, kompetente und nüchterne Auseinandersetzung zeigt viel eher, wieviel wirklich hinter eine These steckt. Das ist aber natürlich weder mit Künast noch mit Broder zu machen. Vieleicht ist eine solche Diskussion aber auch gerade nicht gewollt, denn der Ruf Skandal! bringt ja die besseren Quoten.
Wenn der Preis für die Verbreitung von Worten so hoch ist, wie es sich bei Sarrazin abzuzeichnen scheint, hat das auf Menschen, die am ANFANG ihres Lebens(Karriere) stehen, wohl die gleiche Auswirkung wie eine explizite Zensur.
AntwortenLöschenDie Wahrheit, die Sarrazin aussprint ist, dass der Islam (= die muslimische Kultur) nicht unwesentlichen Anteil an den Migrationsdefiziten der von ihm identifizierten Gruppen hat. Und DAS darf man in der Deutlichkeit eben NICHT sagen. Und um von dieser Kernthese abzulenken wird z.B. der Strohman "Juden-Gen" abgefackelt bzw. als Sau durchs Dorf getriben.
Ich bin inzwischen mit Kapitel 7 durch, wo er sehr schön aufzeigt, was der Islam mit der Mentalität der ihm ausgesetzten Menschen anrichtet. Und da ich selbst mich sehr gut mit dem Islam und seiner Geschichte auskenne, türkische, arabische und iranische Freunde und Bekannte habe, weiß ich auch, dass seine Analyse ebenso korrekt ist, wie die Maßnahmen, die er für den Umgang mit dieser Migrantengruppe vorschlägt: Weg vom entwürdigenden und paternalistischen "wir sorgen schon für euch" hin zu mehr Selbstverantwortung. Endlich mal den Teil "fordern" des Zweiklangs "Fördern und Fordern" umsetzen.
Sicherlich gehöre ich nicht zum Lieblingsfeindbild dieser Diskussion, nämlich zu den Menschen, es mögen nur noch wenige verbliebene sein, die kulturelle Aspekte für unantastbar halten. Zwar mag dieses Thema bei mir weniger Leidenschaft auslösen als bei Dir, das heißt aber nicht, daß ich einen Zusammenhang zwischen kulturellem Hintergrund und Integrationserfolg leugnen würde, oder das Berufen auf Religion oder Kultur als Entschuldigung für soziales Versagen akzeptieren. Aber egal, wie leidenschaftlich man manchen Schlußfolgerungen auch immer zustimmen mag, man darf darüber nicht die formal und methodisch korrekte Argumentation vernachlässigen.
AntwortenLöschenDafür gibt es zwei sehr gute Gründe:
Erstens beraubt man sich seiner eigenen Stärke, wenn man auf eine sachliche Darlegung seiner Argumente verzichtet. Diesen Punkt hatte ich schon bei manchen Atheisten kritisiert, und er gilt auch hier. Wenn man glaubt, man habe sowieso recht und könne in seiner Darlegung auf genau ausgearbeitete Gedankengänge verzichten und Gegenpositionen mit pauschlen Verunglimpfungen erledigen, dann überzeugt man niemanden, sondern wird zu recht nicht ernst genommen werden.
Zweitens ist man sich selber eine genaue Analyse schuldig, will man intellektuell redlich bleiben. Auch hier bieten manche Atheisten ein schönes Beispiel, die ausgehend von der zweifellos berechtigten Ablehnung einer göttlichen Ethik zur Überzeugung gelangen, man könne eine wissenschaftlich begründete Ethik aufbauen. Irgendwo auf diesem Gedankengang müssen solche Menschen vom Pfad der Vernunft abkommen, und diese Gefahr besteht bei allen Themen immer. Also muß man seine eigenen Überzeugungen für sich selber und für andere klar darlegen, will man nicht in Kauf nehmen, auf die falsche Spur zu kommen.
(Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung)
AntwortenLöschenUnd daher muß man sich auch bei Sarrazins Buch unabhängig von der eigenen Zustimmung fragen, ob es die Anforderungen an eine wissenschaftliche Abhandlung erfüllt. Tut es das nicht, dann muß man es, selbst wenn man den Schlußfolgerungen letztlich zustimmen sollte, verwerfen. Denn dann taugt es bestenfalls als Polemik, aber nicht als Diskussionsgrundlage.
Ich habe inzwischen die Einleitung zu Sarrazins Buch im Netz als Leseprobe gefunden, und ich habe sofort den Eindruck, dieses Buch erfüllt nicht einmal annähernd wissenschaftlichen oder auch sachlichen Anforderungen.
Seine biologischen Thesen tauchen selbst in der Einleitung schon in aller Deutlichkeit auf, und es ist daher wohl völlig legitim, diese Punkte öffentlich ausgiebig zu kritisieren. Man sollte neben der Theorie, daß die Diskussion um diese Aspekte nur der Ablenkung von seinen übrigen Stellungnahmen dient, auch die zweite Möglichkeit in Betracht ziehen, daß diese Aspekte wirklich falsch sind und sie so, wie sie sind, eine Verantwortungslosigkeit sondergleichen darstellen. Denn der Schindluder, der mit biologischen Interpretationen von Fortpflanzung und Intelligenz, letztlich Nutzen, von Menschen in Deutschland und sonstwohl in der Welt schon alles getrieben wurde, ist wahrlich Grund genug, hier sensibel zu sein! Unsachliche Stimmungsmache mit solchen Themen darf man nicht unkommentiert lassen.
Und wo wir bei Stimmungsmache sind: aus der Einleitung bietet sich gleich ein Beispiel an. Der Autor stellt fest, daß wenn es bei der gegenwärtigen Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bleibt, in soundso vielen Jahren noch soundsoviel Menschen in Deutschland leben werden, letztlich wird es dann in 300 Jahren noch 2 Mio. Einwohner haben. Und das mag zwar mathematisch korrekt sein, es ist aber dennoch völliger Schwachsinn, denn es gibt keinerlei Grund, weshalb es in den nächten dreihundert Jahren bei der gegenwärtigen Bevölkerungsentwicklung bleiben sollte. Genauso gut könnte ich feststellen, daß ich vorgestern 3 km mit dem Auto gefahren bin, und gestern 300 km, und wenn es bei dieser Zuwachsrate bleiben sollte, werde ich in 10 Jahren mit meinem Auto den Weltölvorrat an einem einzigen Tag wegfahren. Höchste Zeit also, bei meinen Fahrgewohnheiten gegenzusteuern?
Offensichtlich sind solche Argumente geradezu eine Beleidigung der Intelligenz des Lesers und dienen ausschließlich dazu, Emotionen zu befeuern. Ist das eine Basis für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema?
Damit komme ich dann als letztes beim ersten Punkt an: dem "Abschrecken" anderer Menschen, den bereits verworfenen Gedanken eines anderen Autors zu folgen. So etwas ist notwendig, ja geradezu das normale Regulativ des Fortschritts. Es muß freilich nur aus den richtigen Gründen erfolgen. Denn wenn sich ein Gedankengang als sachlich falsch erwiesen hat, dann sollen andere gar nicht ihre Zeit damit verschwenden, diesen falschen Gedankengang weiter auszuarbeiten. Natürlich stimme ich zu, daß ein Denkverbot a la "sowas darf man nicht sagen" keine akzeptable Grundlage für das "Abschrecken" anderer ist. Das ist es ja gerade, was mich am Umgang mit Sarrazin ärgert.
Unter dem Strich bin ich mir sicher, daß letztlich weder Sarrazin und seine Unterstützer, noch seine lautesten Kritiker an einer sachlichen Diskussion Interesse haben. Und damit bin ich für mich mit dem Thema durch. Sollen sich die Leute doch gegenseitig "Menschenverachtung!" und "Denkverbote!" an den Kopf werfen. Ich muß ja nicht jeden Mist bis zum Ende mitmachen...
Wenn du Broder schon nicht magst, vielleicht sagt dir Matussek mehr zu (ich glaube aber fast nicht):
AntwortenLöschenhttp://www.matthias-matussek.de/2010/09/die-gegenwut/
Vor jeder wissenschaftlichen Arbeit steht die Beobachtung, die Empirie (siehe Tycho Brahe/Johannes Kepler) und die hat Sarrazin weitgehend korrekt geliefert (wie Kirsten Heisig, Heinz Buschkowsky und viele andere übrigens auch), mehr nicht. Sein Verdienst ist im Grunde "nur", dass er die ohnehin bekannten Fakten zusammengetragen und sorgfältig abgesichert hat. Wie Broder es ausdrückte, zu "einer Lieferun" gemacht hat. Das macht es ja offenbar erforderlich, seinen Fakten Lügen, Diffamierungen, persönliche Angriffe und Existenzbedrohung, kurz eine Hexenjagd, entgegen zu setzen. Wer hier also "unwissenschaftlich" agiert sollte doch klar sein oder? Sarrazin hat den Anspruch doch gar nicht erhoben, eine wissenschaftliche und unumstößliche Wahrheit zu verkünden. Er lässt ja auch vieles offen und schürt sogar ein ganz klein wenig Hoffnung (Kapitel 8). Genau wie Tycho Brahe aus seinen Daten die falschen Schlüsse zog, liegt auch Sarrazin nicht immer richtig. das schmälert aber den Wert seiner Daten und Beobachtungen letztlich nicht.
Sarrazin ist kein Tycho Brahe. Er hat die Daten nicht geliefert, er hat sie aus veröffentlichten Studien herausgesucht. Dazu hat er eine Theorie genommen und Folgerungen gezogen. Und das diese Theorie so genial ist, daran kann man so seine begründbare Zweifel haben... So genau muß man schon sein.
AntwortenLöschenMit dem Matussek-Text ist es wie mit Deinen Kommentaren. Mit dem Teil, der leidenschaftlich diskutiert wird, will keiner so recht was zu tun haben (mit den "durchaus abenteuerlichen biologischen Verknappungen", wie Matussek sie zurückhaltend nennt). Trotzdem wird die Kritik an diesen Dingen als Beleg dafür genommen, daß alle seine Theorien totgeschwiegen werden sollen. Als wenn man nicht Sarrazins Äußerungen für Müll halten könnte, und trotzdem der zweiten Hälfte von Matusseks Text immer noch bedingungslos zustimmen! Soll Sarrazin zum Märtyrer aufgebaut werden? Er wird zwar nicht wirklich für die Thesen angegriffen, die man selbst unterstützen will, aber das kann man ja, wenn man nur hartnäckig genug ist, auch umdeuten? Oder worum geht es hier? Auf jeden Fall nicht um das, was gesagt wird.
(1)
AntwortenLöschenRichtig, er ist nicht Tycho Brahe, er hat die Daten natürlich nicht selbst erhoben, aber er hat aus dem zugänglichen Material Statistiken erstellt, die politisch nicht erwünscht sind, weil sie nach gesellschaftlichen Gruppen differenzieren. In den öffentlichen Statistiken wird gemacht, was man Sarrazin vorwirft: Pauschalisiert. Sarrazin klamüsert die Zahlen (die er sich aus X Quellen zusammen suchen musste) mühsam und akribisch auseinander, die man regierungsseitig zu einem Brei verrührt hat. Als Migrant, der sich hier integriert, käme ich mir verarscht vor, weil ich in einen Topf mit Integrationsverweigerern geschmissen werde. Gestern im Anschluss an den Presseclub (Wenn der Sarrazin ruft) war ein Kroate am Telefon, der sich auch genau in diesem Sinne geäußert hat. Was ist mit der Würde dieser Menschen? Zählt die nichts?
(2)
AntwortenLöschenWas ist von einer Grünen zu halten, die (bei Anne Will) George Bush (!) mit "der Islam ist die Religion des Friedens" zitiert, um kritische Aussagen zum Islam der türkischstämmigen und muslimischen Soziologin Necla Kelek zu "widerlegen"? Was ist von ihr zu halten, wenn sie einerseits die pauschale Verurteilung gesellschaftlicher Gruppen kritisiert und kurz vor Ende der Sendung sagt: "Es gibt Rassismus in der Mitte (!!!!) der (unserer) Gesellschaft". Vor den Grünen war Rassismus in unserer Gesellschaft ein Randphänomen. Laut der "Diagnose" dieser Grünen (Katrin Göring-Eckardt) ist der Rassismus jetzt wohl in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist natürlich kein Pauschalurteil, die Mitte der Gesellschaft unter den Generalverdacht des Rassismus zu stellen. Selbstverständlich muss sie diese Aussage auch in keiner Weise näher begründen. Offenbar hat sie die Lufthoheit in der Beurteilung, was Rassismus ist.
Was ich mich dann frage ist: Wenn der Rassismus tatsächlich nach 60 Jahren Demokratie und demokratischer Erziehung jetzt vom Randphänomen zum Mainstream geworden ist, wie ist das zu erklären? Gibt es etwa ein deutsches "Rassismus-Gen"? Denn die behavioristische Vorstellung, der ja viele Linken und Grünen anhängen, und die die Erziehung/Ausbildung über die Gene stellt, hat ja wohl völlig versagt.
(3)
AntwortenLöschenDie Dame ist Evangelin und Alice Schwarzer spricht in ihrem Buch "Die Gotteskrieger" vom "protestantischen Hang zur Selbstgeißelung". Selbstgeißelung? Bitteschön. Aber die Mitte der Gesellschaft in ihre "Selbstgeißelung" mit einzubeziehen geht mir, der ich mich zu dieser Mitte zähle, ein ganz klein wenig gegen den Strich. (Und wer bitte schön spaltet hier?) Da man die Gruppen, die Sarrazin identifiziert, kaum belastbar positiv darstellen kann (ein trauriger Höhepunkt bei AW gestern war der Auftritt einer jungen hübschen Türkin in High-Heels, schwarzen Strumpfhosen und Minirock, was wohl die Toleranz der türkischen Community belegen soll, was aber schon dadurch konterkariert wird, dass sich ihr eigener Vater weigert, ihr Buch "Zwischen Minirock und Moschee" zu lesen), redet man eben "die Gesellschaft, das System" schlecht. DAS ist hochwissenschaftlich und äußerst redlich.
Seit ich wähle, und das sind ein paar Jahre, mache ich meine Kreuzchen bei der SPD und später auch immer wieder bei den Grünen. Damit ist es vorbei. Ich bin soweit, dass ich mir ernsthaft Gedanken mache, dieses Land zu verlassen, in dem ich mir derartige Diffamierungen von von der Mitte der Gesellschaft gewählten "Volksvertretern" anhören muss.
Ich bin von klein auf mit Geschwistern vieler Nationalitäten aufgewachsen, meine Eltern hatten Kinder adoptiert und in Pflege. Sie alle sind, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft und egal wie lange oder kurz sie in unserer Familie waren, meine Geschwister. Das habe ich nie anders empfunden. Und heute muss ich mir so eine Scheiße anhören. Sorry, so langsam reicht es mir.
(4)
AntwortenLöschenDiese Gesellschaft ist in kaum überbietbarem Maße Migranten gegenüber in Vorleistung (nicht nur in materieller Hinsicht sondern auch, was die Toleranz betrifft) getreten und tut das immer noch, was viele Migranten auch dankbar annehmen und sich problemlos integrieren. Bis eben auf einen nicht unerheblichen Teil der türkisch-arabischen Muslime. Aber das kann ja nur an der bösen, rassistischen Gesellschaft, dem Versagen des Systems liegen. Wie dumm muss man eigentlich sein? Die Integrationserfolge z.B. der Vietnamesen hält man deren Kultur zugute - völlig korrekt. Wenn aber die Integration verweigert wird, oder doch zumindest ausbleibt, kann, ja darf das keine kulturellen Günde haben. Nein, für das Versagen ist der Staat, die Gesellschaft, das System verantwortlich.
Was die Vererbung von Intelligenz angeht, gewinne ich langsam den Eindruck, dass es hier um eine weitere "narzisstische Kränkung" geht.
Vor 10 Jahren kam "Die IQ-Falle" auf den Markt.
(http://www.amazon.de/Die-IQ-Falle-Intelligenz-Sozialstruktur-Politik/dp/3702008829) Das habe ich bei meinen Recherchen zur Vererbung von Intelligenz entdeckt, die im übrigen ergaben, dass man sich einig ist, dass man sich uneinig ist. Den Beschreibungen nach, werden dort die gleichen Thesen aufgestellt, die auch Sarrazin vertritt. Wahrscheinlich ist Sarrazin sogar davon beeinflusst, ich müsste mir mal die Quellenangaben danach ansehen. Jetzt frage ich mich allerdings, warum wird um Sarrazins disbezügliche Thesen eine Hexenjagd angefacht, die vor 10 Jahren (meiner Erinnerung zufolge) bei der Veröfentlichung ähnlicher Thesen ausgeblieben ist.
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AntwortenLöschenSarrazin zitiert auch aus Darwins Werk "Zur Entwicklung des Menschen", in der Darwin ausführt, dass die Intelligenz erblich sein muss, da sie sonst evolutionär gar nicht erklärbar sei. Oder ist Intelligenz eine Gottesgabe, die uns bei Geburt in den Kopf abgefüllt wird, wie Ketchup in eine Flasche? Sarrazin weist ebenso daraufhin, dass wir natürlich auch einer kulturellen Evolution unterliegen. Ich kann darin nichts Falsches sehen.
Politisch unerwünscht ist, einen Zusammenhang zwischen der muslimischen Kultur, also dem Islam, und den Integrationsdefiziten der muslimischen Migranten herzustellen. Aber wer den Islam kennt, wie z.B. Necla Kelek, weiß, dass er eine der Hauptursachen der Integrationsverweigerung, der weltweiten religiösen Gewalt und der Unterdrückung der Frauen darstellt. Daran ändert auch das dümmliche Geschwätz ("Man darf eine Religion nicht mit Gewalt in Verbindung bringen") Merkels nichts. Wir brauchen den Islam mit Gewalt gar nicht in Verbindung zu bringen, denn das tun die islamischen heiligen Schriften der Sunna höchstselbst. Wer es nicht glaubt, sollte sich endlich mal dazu herablassen, die Schriften des Islam zu lesen. Ein paar Wochenenden reichen dafür völlig aus.
Nachtrag zu Katrin Göring-Eckardt:
AntwortenLöschenWäre diese Frau Türkin und im türkischen Parlament und würde sie im türkischen TV vergleichbar diffamierende Äußerungen über das türkische Volk machen - ich möchte mir die Reaktionen erst gar nicht vorstellen.
Ja, Du hast ja recht. Man darf religiös-kulturelle Aspekte in der Integrationsproblematik nicht ausklammern. Und tatsächlich wird diese gesamte Problematik von einer anderen Seite auf grandios unsachliche und dümmliche Weise diskutiert.
AntwortenLöschenAber frage Dich in einem Moment, in dem die Emotionen nicht zu hoch kochen, mal, ob es wirklich gut ist, selber auf ein unsachliches Niveau der Polemik und Unsachlichkeit abzusteigen und Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Und wenn Du die Frage dann wirklich mit "ja" beantworten solltest, dann solltest Du zumindest verstehen, wenn sich andere nicht mehr für das sich ergebende gegenseitiges Beschimpfen interessieren und sich anderen Themen zuwenden.
Prima, dann hat ja die Seite, die das Thema "unsachlich und dümmlich" diskutiert, ihr Ziel erreicht: Wenden wir uns also anderen Themen zu. Sarrazin ist weg und die Integrationsprobleme, die uns ein gewisser und wohlbekannter Teil der Migranten bereiten, sind damit natürlich auch gelöst. Lass' uns wieder über Gott und Pumuckl reden.
AntwortenLöschenJa, ich bin emotional. Aber ich glaube nicht, dass das mein Urteilsvermögen auf Null reduziert hat. Aber da bin ich nicht kompetent, sondern nur subjektiv.
Heute in einer "Zeitung":
"Migrations-Debatte: Ruf nach Sanktionen -
Druck auf Zuwanderer"
Super. Pauschaler geht es kaum. Sarrazin differenziert. Aber das will man nicht. Auf alle "Zuwanderer" soll wohl Druck ausgeübt werden. Auch auf die, die wie der oben erwähnte Kroate sich integrieren? Anstatt unsere Ressourcen und Aufmerksamkeit auf die problematischen Migranten bekannter Provenienz zu konzentrieren, wir mal wieder die (Geld)Gießkanne herausgeholt. Selbstverständlich fehlt dann im Artikel selbst auch der Gebetsmühlenartig wiederholte Hinweis auf die vielen "Integrationserfolge" nicht. Diesmal von Leutheusser-Schnarrenberger. Ja wenn wir so tolle Integrationserfolge haben, dann frage ich mich worüber man sich überhaupt aufregt und wozu wir Integrationsbeauftragte und Islamkonferenz brauchen. Alles Geldverschwendung?
Im Innenteil geht es weiter:
"Sprach-TÜV in der Kritik"
"Die rheinland-pfälzische SPD reagiert mit Unverständnis auf die CDU-Forderung nach einem verbindlichen Sprachtest vor der Einschulung."
Tja, warum wohl? Meinem emotionsgetrübten Urteil nach will man wohl keine belastbaren Zahlen und damit Statistiken, die Thilo Sarrazin oder Necla Kelek oder Alice Schwarzer in einem nächsten Buch ausschlachten könnte. Aber laut SPD ist der wahre Grund der, dass ein solcher Sprachtest so "überflüssig wie ein Sandkasten in der Sahara" ist.
Es geht, sobald die Hysterie um Sarrazin abgeklungen ist, genau so weiter wie davor. Business as usual. Es geht ja schon los.
Also, wenn für Dich die schlechte Integration von türkischen und arabischen Migranten in Deutschland ein ernsthafter Grund ist, aus Deutschland auszuwandern, dann habe ich, ganz offen gesagt, schon den Eindruck, daß Du Dich vergaloppierst...
AntwortenLöschenDas an pauschalen und lauten Diskussionen nicht jeder teilnehmen mag, ist doch wohl nicht überraschend. Und daß die Diskussion pauschal und laut ist, dazu tragen beide Seiten bei.
Und das sich nichts entwickeln würde, stimmt ja nicht. Gerade das es überhaupt Statistiken gibt, die Sarrazin aufbröseln kann, daß eine große Partei Sprachtests fordert, daß es eine Islamkonferenz gibt, all dies zeigt doch, daß das Integrationsproblem wahrgenommen wird. Vor zehn oder zwanzig Jahren sah das alles noch ganz anders aus. Die Entwicklung in der Politik mag nicht so schnell fortschreiten, wie man sich das wünschen würde. Aber in welchem Bereich der Politik tut es das schon?
Was ich bisher nur vermuten konnte, bestätigen die Quellenangaben in Sarrazins Buch:
AntwortenLöschenAnmerkung 5: "Andreas Kapphan, Referent im Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, erläuterte mir auf meine Nachfrage, die Berichtsstruktur sei bewusst so zwischen den Ressorts der Bundesregierung abgestimmt worden. Die beobachtbaren Unterschiede zw. musl. und nichtmusl. Migranten erklärt er durch Unterschichtung. Man habe befürchtet, eine "kulturalistische" Argumentation zu unterstützen, wenn man die Unterschiede im Bericht auswiese und diskutiere."
Kurz: Was nicht sein darf, kann nicht sein und wird mit der Allzweckwaffe der "Unterschichtung" erklärt.
Anmerkung 7: "Gleichwohl bleiben viele Wünsche an die amtliche Statistik offen. Bei der Geburtenstatistik und im Mikrozensus fehlen z.B. die Angabe der Religion und der sozioökonomische Status der Eltern. Dass die gruppenspezifischen Unterschiede unter den Migranten im Integrationsbericht der Regierung unerwähnt bleiben, ist politische Absicht sowie irreführend und beruht nicht auf Mängeln der statistischen Basis. Der Mikrozensus 2007 lässt wesentlich differenziertere Aussagen zu, als in den Integrationsbericht Eingang gefunden haben."
Über Daten, die man nicht erhebt muss man dann auch nicht reden. Ziehe deine eigenen Schlüsse.
Ich gehe, weil ich von meiner Regierung belogen und bewusst hinter das Licht geführt werde. Und ich weiß auch schon wohin. Ein "Leistungsträger" weniger.
Ich weiß, solche Neugierde steht mir eigentlich nicht zu, aber verrätst Du mir trotzdem, welches Land Du im Sinn hast?
AntwortenLöschenIch habe selber vor ein paar Jahren Deutschland verlassen, und was ich seitdem gelernt habe ist, daß es in anderen Ländern bloß andere Dinge sind, die einem auf die Nerven gehen.
"Ich habe selber vor ein paar Jahren Deutschland verlassen, und was ich seitdem gelernt habe ist, daß es in anderen Ländern bloß andere Dinge sind, die einem auf die Nerven gehen."
AntwortenLöschenJa, das Risiko besteht und das hat mich auch bisher abgehalten. Wenn es soweit ist, schicke ich dir eine Postkarte, das geht ja inzwischen auch elektronisch. Ich habe da eine kleine, junge Demokratie im Sinn, mit guter Infrastruktur, und einem Anteil bekennender Atheisten von immerhin ca. 10% ;-) Aber erst mal muss ich sehen, wie ich meine Immobilien mobilisiere. Am besten, ich verkaufe an Türken - bevor man mir auf meine letzten Tage in D noch Rassismus vorwirft.