Donnerstag, 30. September 2010

Beim Barte Jesu

Die Wege des Herrn, liebe Leser, sind bekanntlich unergründlich. Das gilt natürlich auch für die Wege, die der Herr für einen Ketzer bereithält. Und so will es eine rätselhafte Fügung Gottes, daß sich dieses kleine aber feine Blog aus der päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom melden kann. Das ist ausgerechnet die Universität jener Dominikaner, die sich als Inquisitoren einst eine besondere Kompetenz in der Verfolgung von Ketzern erarbeitet haben. Da soll also noch mal einer sagen, dem Christentum seinen in den letzten Jahrhunderten nicht ordentlich die Zähne gezogen worden! Aber lassen wir das, schließlich haben wir an einem so heiligen Orte wahrhaft wichtigere Angelegenheiten zu besprechen. Beginnen müssen wir mit: Hatte Jesus einen Bart? Jetzt wird bestimmt der ein oder andere gottlose Leser denken: Kann schon sein, aber wen interessiert dieser Mist schon? Aber darin zeigt sich mal wieder nichts anderes als das Unverständnis und die spirituelle Blindheit der Atheistenbrut für religiöse Probleme und schwerwiegende theologische Erörterungen! Denn gerade an die Frage nach den Bärten knüpfen sich dramatische Probleme der Menschwerdung Gottes.
Die Bedeutung dieser Frage sehen wir schon am Beispiel des Adam. War er bei seiner Erschaffung und auch beim Griff nach dem Apfel noch gänzlich frei von Gesichtsbehaarung, so wird er nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies bärtig gezeigt. Hier zeigt sich schon, der Bart ist das Symbol häßlicher, sterblicher Menschlichkeit, in die Adam durch seine Unfolgsamkeit gegenüber Gott geworfen wurde. Und bei Jesus wird das mit der häßlichen Bärtigkeit dann zum Problem. Denn zum einen ist Gott ja vollkommen, und wenn Gott zum Menschen wird, dann sollte ja wohl auch der Menschensohn wunderschön sein, und folglich glatt im Gesicht. Andererseits aber hat Gott ja, als er zum Menschen wurde, die ganze Last des Menschseins auf sich genommen. Damit sollte der Menschensohn eher häßlich und bärtig sein. Und so findet man in der Kunst des frühen Christentums Jesus sowohl mit als auch ohne Bart. Nun hat sich ja inzwischen die Darstellung Jesu mit Bart durchgesetzt und man findet nur noch bärtige Jesuse an Kreuzen und Wänden. Und dafür gibt es auch gute Gründe. Zwar hält sich das Neue Testament sehr bedeckt was das Aussehen Jesu angeht, aber es gibt ja noch andere Quellen. In der einzigen ausgiebigen Beschreibung von Jesu Erscheinungsbild in einem Brief von Publius Lentulus an den römischen Senat trägt Jesus zwar einen Bart. Aber nicht mal die Katholen, sonst richtig gut darin, sinn- und grundlos jeden Mist zu glauben, den man ihnen vorsetzt, halten diesen Brief für echt.
Aber man kann ja noch auf das Alte Testament zurückgreifen: Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, / wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, / sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, / dass wir Gefallen fanden an ihm. (Jesaja, 53, 2). Außerdem ist da ja das Schweißtuch der Veronika, auf dem man auch einen bärtigen Jesus sieht. Also muß man annehmen, daß Jesus einen Bart trug.
Nur - wenn der Bart ein Ausdruck der Menschlichkeit mit all seinem Leid ist, dann ist Jesus wohl ohne Bart auferstanden! Und auch dafür gibt es klare Hinweise in der Bibel. Heißt es doch da, etwa über die Jünger auf dem Weg nach Emmaus:
Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht erkannten. (Lukas, 24, 14-16). Oder auch bei der Erscheinung des Auferstandenen am See: Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. (Johannes, 21, 4). Wie nun hätten Jesu Fans, die Jahre lang mit ihm unterwegs waren, die mit ihm übers Wasser gelaufen sind und Wasser in Wein verwandelt haben, ihren Guru nach nur wenigen Tagen nicht mehr wiedererkennen können? Eben! Jesus ist ohne Bart auferstanden! Jetzt versteht sich auch dieser Punkt in der Bibel. Bleibt nur eine einige Frage: Wo sind Jesu Barthaare geblieben? Eine Reliquie, die an die Heilige Vorhaut Jesu heranreicht? Zunächst wohl mal in seinem Grab. Und hier komme ich dann ins Spiel. Tagelang lief ich ruhelos und getrieben durch Rom, kletterte in Gewölbe, suchte in alten Bibliotheken nach Hinweisen und wühlte im Staub unter frühchristlichen Kirchen. Man kennt sowas ja aus den einschlägigen Geschichten von Indiana Jones über Dan Brown bis Harry Mulisch. Und dann fand ich sie: Die Ampulle mit einem Barthaar Jesu! Und damit sind wir wieder bei den unergründlichen Wegen des Herrn. Warum sollte ich Ungläubiger, der das, was er hier schreibt, für völligen Schwachsinn hält, ein solch heiliges Objekt finden? Offensichtlich ist es nicht für mich bestimmt, sondern ich kann allenfalls das Werkzeug Gottes sein, um diese Reliquie in die Hände desjenigen Gläubigen zu geben, für den sie bestimmt ist. Deshalb biete ich sie hier an. Wenn Du, lieber Leser, der wahre Gläubige bist, dann erfülle Gottes Plan und führe Jesu Barthaar dahin zurück, wo es hingehört, in den Schoß der katholischen Kirche! Melde Dich bei mir! Bei der Übergabe der Ampulle wird dann natürlich ein kleiner Obolus fällig, aber sowas solltest Du als Katholik ja schon kennen. Und wenn Du den nicht aufbringen kannst, dann bist Du wohl nicht der richtige Empfänger des Relikts Jesu des Erlösers. Aber wenn Dein Konto gut gefüllt ist - e-mail genügt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen