Sonntag, 13. September 2015

Alte Hüpfer in neuen Schläuchen

Ach ja… Die Geschichte der Raumfahrt ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Das liegt wohl auch daran, daß es so wenigen Journalistinnen wichtig ist, dafür zu sprechen. So bleibt die Raumfahrt im Zuständigkeitsbereich des Wissenschaftsjournalismus, und das ist eigentlich gar kein Journalismus sondern PR im redaktionellen Teil.
Es kommt etwa vor, daß die NASA in einer Pressemitteilung Prototypen eines Landeroboters vorstellt, der auf der Oberfläche von Asteroiden oder Kometen herumhüpfen können soll. Der deutsche Wissenschaftsjournalismus greift eine Meldung mit exotischem Klang und von der NASA natürlich sofort auf - sowohl in seriösen Medien wie Spektrum.de als auch in unseriösen wie Focus Online. Was allerdings komplett fehlt ist irgendwelche Information, die über den Inhalt der NASA-Pressemitteilung hinaus ginge. Das wäre aber durchaus interessant und - hey: das wäre dann auch wirklich richtiger Journalismus!

Die Idee, hüpfende Landeroboter zu bauen ist nämlich weder besonders neu noch auf dem Mist der NASA gewachsen. Den Gedanken, daß auf Himmelskörpern mit sehr geringer Schwerkraft Hüpfen eine geeignete Fortbewegungsmethode wäre, stammt aus der Sowjetunion. Dort wurde in den 1980er Jahren ein hüpfendes Landegerät namens PrOP-F entwickelt und 1988 an Bord der Mission Phobos 2 zum kleinen Marsmond Phobos geschickt. 1989 hätte es dort herumhüpfen sollen, nur ging leider aufgrund eines Computerproblems der Kontakt zur Muttersonde verloren und der hüpfende Lander kam nie zum Einsatz.
Die japanische Weltraumagentur JAXA zog nach und entwickelte einen hüpfenden Lander names MINERVA. Der war erheblich kleiner als das sowjetische Model und der Antriebsmechanismus wurde von Armen und Federn hin zu Schwungrädern im Innern des Geräts modifiziert. Die Muttersonde Hayabusa brachte den kleinen springenden MINERVA-Lander zum Asteroiden Itokawa, wo er 2005 abgesetzt wurde. Leider ging das Landemanöver im wahrsten Sinne des Wortes daneben, der Lander verschwand in den Tiefen des Alls und verpasste ebenfalls seinen Einsatz.
Die Idee des Herumhüpfens ist damit aber noch nicht gestorben, sondern ein weiteres Land stieg in die Entwicklung ein: Die japanische Nachfolgemission Hayabusa 2 hat u.a. eine im wesentlichen in Deutschland entwickelte hüpffähige Landeeinheit namens Mascot dabei. Die ist 2014 gestartet und z.Z. auf dem Weg zum Zielasteroiden. Hoffentlich wird diesmal das Glück etwas gewogener sein.

Nachdem also die Sowjetunion, Japan und Deutschland hüpfende Landeroboter entwickelt und in den Einsatz geschickt hat, hat die NASA Prototypen eines eigenen Models vorgestellt. Das diese dabei nicht großartig auf Aktivitäten von anderer Seite hinweist ist ja nachvollziehbar. Wenn aber Journalisten die NASA-Verlautbarungen einfach nur abschreiben und als "die neueste Errungenschaft der US-Raumfahrtbehörde NASA" in den Raum stellen, dann ist das schon ein bisschen traurig. Aber wie gesagt, eigentlich ist Wissenschaftsjournalismus ja auch gar kein Journalismus, sondern bloß das Abschreiben von Presseverlautbarungen...

1 Kommentar:

  1. ...naja...für die NASA ist es ja wirklich das "Neueste"......lach

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