Samstag, 22. September 2012

Antinomien der praktischen Vernunft (♀)

Es gehört ja zu den Grundsätzen von DWüdW, sich nicht nur mit den großen Themen der Zeit zu beschäftigen, dem Zusammenleben der Religionen etwa oder Bettina Wulffs Probleme mit trockener Gesichtshaut. Sondern DWüdW will auch den abseitigen Themen, den von den Mainstream-Medien, von Anne Will und Vera am Mittag vernachlässigten Aspekten des Lebens Raum bieten. Heute ist es mal wieder an der Zeit, sich einem dieser vernachlässigten Problemkomplexe zu widmen. Reden wir heute mal über Männersocken mit aufgedruckten Wochentagsnamen.
Durch Umstände, die ich an dieser Stelle lieber im Dunklen lassen möchte, bin ich tatsächlich mit einem Packen von sieben Paar Socken konfrontiert worden, auf deren Bund die Worte "Montag" bis "Sonntag" prangen. Und diese Socken haben nun Fragen und Zweifel in mir wachgerufen, zu denen insbesondere die weiblichen Leser dieses Blogs vielleicht Antworten geben könnten. Denken wir uns die folgende Situation:
Ein Herr hat eine Dame umworben und konnte sie endlich davon überzeugen, den Samstagabend gemeinsam und in einer recht privaten Atmosphäre ausklingen zu lassen. Um hier niemandem unmoralische Absichten zu unterstellen, nehmen wir weiterhin an, es wäre allein dem defekten Heizungsthermostat geschuldet, daß die beiden sich unweigerlich nach und nach ihrer Kleidungstücke entledigen müssen. Und dann sieht die Dame plötzlich, daß auf den Socken des Herrn der Wochentag aufgedruckt ist.
Und nun frage ich mich, was denkt die Dame da wohl? Eine Fülle von Reaktionen scheint mir möglich. Findet sie den Herrn pedantisch? Freut sie sich, daß er Wert auf Hygiene legt, bis hinunter zum Fuß? Erschrickt sie, weil der Herr offenbar Erinnerungen ans tägliche Sockenwechseln nötig hat? Kurzum - hat die Romantik an diesem Abend überhaupt noch eine Chance? Und die ganze Komplexität und Widersprüchlichkeit der Situation läßt sich in einer einzelnen, brennenden Frage zusammenfassen: Was wäre schlimmer? Wenn ein Herr beim Samstagabendrendezvous Socken mit dem Aufdruck "Samstag" trüge? Oder aber wenn seine Füße stattdessen in Socken mit dem Aufdruck "Dienstag" steckten?

20 Kommentare:

  1. Und was, wenn an jenem Samstagabend die eine Socke mit Freitag* beschriftet ist, die andere mit Dienstag?

    * - (Wenn der Herr am Samstagabend Socken mit "Samstag" trägt, ist doch alles in Butter!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Auch in diesem Fall bleiben die möglichen Antworten dieselben. Trägt er die Samstagssocken, ist er dann pedantisch? Ist er systematisch? Will er ordentlich sein? Hat er das nötig? Trägt er falsche Socken, ist er rebellisch? Schlampig? Dreckig? Kann ich diese Fragen ohne eine Geruchsprobe beantworten? Will ich überhaupt eine Antwort zu einem solchen Preis? Schmeisse ich ihn besser einfach raus? Lasse ich es darauf ankommen? Schicke ich ihn sicherheitshalber unter die Dusche? Aber zerstört das nicht die Leidenschaft? Oder erhöht das die Vorfreude? Nein, ich selber vermag das komplexe Thema nicht zu durchdringen, das sich anhand der Wochentage an den Socken entspinnt...!

      Löschen
    2. Hmja, leuchtet ein. Umgehen ließe sich das Dilemma wohl durch Barfußlaufen, was aber unter Umständen andere, nicht minder schwierige Fragen aufwerfen könnte und damit auch wieder problematisch wäre.

      Löschen
  2. Halbwegs erträglich wäre nur die Vorstellung unterschiedlich bedruckter Socken. Alles andere ist ein sofortiges Ausschlusskriterium.

    AntwortenLöschen
  3. Mannmannmann,
    bin zwar kein Weiblein, denke aber, wenn die Frau das Weite sucht, weil was auch immer (zwei verschiedene Tage - aber nicht den jeweiligen fände ich persönlich am sympatischsten) auf den Socken steht, dann wäre das eh nicht die Frau, deren Nähe ich suchen würde.

    AntwortenLöschen
  4. @gnaddig:
    Immerhin haben wir damit für die praktische Vernunft gezeigt, was Kant schon über die reine Vernunft wusste, nämlich "daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft." :)

    @Duderich:
    Aus rein männlicher Sicht kann ich die Geringschätzung modischer Symbolik natürlich vollkommen nachvollziehen. Aber wenn ich versuche, mich in die weibliche Position hineinzudenken, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich die Nähe von Liebhabern suchen würde, die Wochentage auf ihrer Wäsche stehen haben. Insbesondere, wenn es auch noch die richtigen Wochentage sind...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nun, das Dillema wäre gelöst, wenn Du die Socken verbrennen würdest, oder zumindest nicht bei einem Date tragen würdest.
      Vermutlich wäre Dir dies aber zu unkompliziert und profan.

      Letztendlich kriegst Du wohl nur eine belastbare Antwort auf Deine Frage, wenn Du hierüber Feldstudien betreibst.

      Übrigens: Wenn ich mich in die weibliche Position hineindenke, dann wäre ich mir nicht sicher, ob ich die Nähe von Liebhabern suchen würde, die unsicher sind, welche Socken sie tragen sollen. ;)

      Löschen
    2. Das Problem sind weniger die Aufschriften als vielmehr die Befürchtung: Da kauft Mama die Socken. Und wenn's die passenden Tage sind, dann legt sie Sohnemann auch noch die Wäsche zurecht.

      Löschen
    3. @Guinan Ganz genau. Denn selbst wenn man als Mann solche Socken hätte würde man doch nur bedenkenlos im Sockenfach zwei ähnlich aussehende Socken herausziehen, sich kurz freuen das sie ungefähr gleich lang und mutmaßlich trocken sind und sich dann um wichtigere Dinge kümmern wie z.B. den morgendlichen Kaffee ;-)

      Löschen
  5. Also, wenn ich in so einer Situation noch an Socken denken kann, ist es mit der Romantik eh nicht arg weit hergewesen. Ansonsten wär's mir am sympathischsten, wenn's zwei verschiedene Socken sind, von denen keine zum Datum passt.

    Erinnert das sonst noch wen an Babylätzchen mit Tagesaufdruck? ... Das wäre in einer romantischen Situation doch eher eine ungute Assoziation.

    Gnaddrigs Frau

    AntwortenLöschen
  6. Einfach die Socken nicht tragen ist eben unter gewissen Umständen, die zum Besitz der Socken geführt haben, nicht so einfach. Ich hätte sie im Zweifel aber nicht verbrannt, sondern einfach mal als Kochwäsche gewaschen. Wenn sie dann ein paar Nummern kleiner sind, könnte man sie an andere Personen weiterreichen.

    Aber es scheint sich ja eine Lösung anzuzeichnen. Daß Frauen die Socken des Liebhabers in der Hitze des Augenblicks nicht bemerken, kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Auch Männer pflegen ja in der Regel in der Gegenwart einer sich entblätternden Dame geistig nicht allzu weit von den zentralen Aspekten der Vorkommnisse abzuschweifen. Aber wenn die Dame, wie es ja durchaus mal vorkommen soll, Socken mit Snoopy drauf trägt, dann dringt das in männliche Bewusstsein vor und verlangt nach sofortiger Korrektur.

    Offenbar kann man aber als Mann Wochentagssocken mit einer gewissen Restwürde tragen, wann man sichergeht, daß der linke und der rechte Wochentag nicht zusammenpassen. Und das ist ja schon mal eine Hilfe!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Siehste mal!
      Die Weisheit des worldwideweb!

      Muss zugeben, kombinierte Tagessocken erwecken eine Aura, des avangartistischen Understatements, welches subtil sicherlich auch erotisch sein kann.

      Muss mir die Dinger auch mal zulegen! ;)

      Löschen
  7. Einfach die Socken in Sandalen und mit kurzen Hosen tragen. Dann sind alle Frauen vorgewarnt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, und das Polohemd in die Hose gesteckt, dazu ein Handy am Gürtel.

      Löschen
  8. Da ich selbst im Besitz solcher Socken WAR (!!!), moechte ich lieber anonym bleiben.
    Ich glaube kaum, dass dise Socken schlimmer auf Frauen gewirkt haben wie bunte Snoopy- oder MickeyMouse-BH's auf Maenner. In gewissen Situationen muss (und kann) man ueber den ein oder anderen Fauxpas hinweg sehen ... z.B. wenn der Heizungsthermostat defekt ist!

    AntwortenLöschen
  9. Ich finde, die Dame sollte sich ihre Gedanken erst am Folgetag machen. Wenn er dann die mitgebrachten "Sonntag"-Socken anzieht, ist er ein reinlicher Mensch, vorausgesetzt, er wäscht sich auch vorher unter anderem die Füße.

    Ich würde es ja mehr mit dem Wechselhinweis halten. Also Montags die Socken mit "Samstag" anziehen, damit ich weiß, wann ich spätestens wechseln muss. Das erspart einem übrigens auch die Anschaffung der Socken "Montag", "Dienstag", "Mittwoch", "Donnerstag" und "Freitag".

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Interessanter Ansatz. Das ist aber eigentlich zu einfach, zu untechnisch. Heutzutage könnte man doch sicher RFIDs in Socken einbauen. Bald hat wahrscheinlich jede Waschmaschine einen RFID-Leser, und wenn die Socken einen Waschgang durchlaufen haben, setzt die Waschmaschine in den Chips der gewaschenen Wäschestücke einen bestimmten Parameter. Eine entsprechende App des (vom modernen Mann sowieso getragenen) Smartphones fragt die entsprechenden Parameter der RFIDs in der Kleidung regelmäßig ab und fordert gemäß der zuvor für die jeweiligen Kleidungsstücke hinterlegten Wechselintervalle zum Kleidungswechsel auf. Dann kann man wieder neutrale Socken tragen und verliert die Hygiene doch nicht aus den Augen.

      Löschen
  10. Ganz ehrlich... Wenn er es nicht geschafft hat seine Socken unauffällig VOR seiner Hose loszuwerden, muss er das mit dem Ausziehen in Gesellschaft sowieso noch üben. Ansonsten schließ ich mich der Unterschiedliche-Wochentage-Fraktion vollinhaltlich an.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Also, dieser neue Aspekt der Reihenfolge hat mich heute ja den Tag über völlig verunsichert.
      Ein zierlicher, schlanker Frauenfuß mag ja ein dem Auge schmeichelnder Anblick sein, aber ein Männerfuß? Vielleicht sehe ich das zu sehr aus dem Blickwinkel eines männlichen weißen Heteros, aber ein dicker, großer Männerfuß mit Haaren auf den Zehen, das ist doch einfach nur abstoßend! Und ich selber finde offen gesagt meine eigenen Beine doch deutlich besser geraten als meine Füße. Da wäre es doch nur logisch, zuerst die Hose abzulegen und dann erst die Socken, wenn quasi alles schon im Fluß ist und von der Strömung der Leidenschaft hinfortgerissen wird...
      Erst gegen Mittag habe ich mir ein Herz gefasst und die Mutter meiner Kinder nach ihrer Meinung gefragt. Und sie meinte auch, die Socken wären zuerst dran. Das war hart. Aber ich habe sie auch gefragt, ob ich zum Einstieg in unsere erste zweisame Nacht damals zuerst die Hose oder die Socken ausgezogen hatte - und sie konnte sich nicht mehr erinnern! So wichtig scheint die Sache mit der Reihenfolge dann doch nicht zu sein...

      Löschen