Dienstag, 10. August 2010

Ach du liebe Götter!

Man stelle ich vor, man sitzt am Strand und betrachtet zufrieden die weite Bucht und das blaue Meer vor sich, und dann kommen einige junge Damen und beginnen, sich ausgerechnet ganz in der Nähe oben ohne zu sonnen. Dann heißt es geistige und sittliche Reife an den Tag zu legen, etwa indem man mal wieder über Gott nachzudenken beginnt! Und das geht dann in etwa so:
Wenn offenbar alles eine Ursache hat, dank derer es existiert, dann ist es doch nur logisch und kaum anders denkbar, daß auch das Universum als Ganzes eine Ursache hat, der es seine Existenz verdankt. Und diese Ursache, das ist eben Gott. Aber dann sieht man sich plötzlich vor großen Schwierigkeiten, was Ursache und Wirkung überhaupt heißt. Schließlich ist das Verhältnis zwischen beiden ausgesprochen asymmetrisch. Die Ursache zieht klar die Wirkung nach sich, aber die Wirkung nicht die Ursache. Eine naheliegende Möglichkeit, Ursache und Wirkung zu sortieren, ist natürlich die Zeit. So könnte man, neben allen anderen Anforderungen, die nötig sind, etwas als die Ursache von etwas anderem zu identifizieren, verlangen, daß die Ursache der Wirkung zeitlich vorausgehen muß. Aber mal ganz abgesehen von den Problemen, die man sich damit bei Ursache und Wirkung innerhalb des Universums einhandelt (denn die Richtung der Zeit bestimmt man ja auch wieder aus der Abfolge von Ursache und Wirkung) - bevor es das Universum gab, gab es ja auch die Zeit nicht. Denn die ist ja mit dem Raum und allem möglichen Füllmaterial mit dem Universum gemeinsam entstanden. Also muß man, will man von der Ursache für die Entstehung des Universums reden, einen Ursachebegriff verwenden, der keinen Rückgriff auf die Zeit vornimmt. Und den gibt es auch, nämlich gerade dadurch, daß die Wirkung eindeutig aus der Ursache folgt, aber nicht umgekehrt. Wenn man weiß, daß ein Flugzeug abgestürzt ist, weiß man dadurch noch gar nichts über die Ursache des Absturzes. Wenn man aber weiß, daß in einem Flugzeug die Bordelektronik in Brand geraten ist, dann ist es nicht schwer zu schließen, daß das Flugzeug abgestürzt ist. Und solche Überlegungen funktionieren ganz ohne einen Zeitbegriff! Allerdings benötigt man, will man auf diese Weise Ursache und Wirkung sortieren, dann immer mehr als nur eine mögliche Ursache. Denn nehmen wir an, gäbe nur genau einen Grund, weshalb ein Flugzeug abstürzen könnte, nennen wir ihn mal "Bum". Dann wissen wir ohne einen Rückgriff auf die Zeit nicht, ob das Flugzeug abgestürzt ist, weil "Bum", oder ob "Bum", weil das Flugzeug abgestürzt ist.
Und damit sieht man schon das Problem. Wenn es nur einen Gott gibt, dann kann man von ihm nicht als die Ursache für die Existenz des Universums sprechen, denn man kann unmöglich sagen, ob es das Universum wegen Gott gibt, oder Gott wegen des Universums. Wenn also Gott die Ursache für die Existenz des Universums ist, dann muß es mehrere, voneinander verschiedene Götter geben, damit der Begriff Ursache einen Sinn hat. Und dann habe ich aber keinen Grund, an einen bestimmten Gott zu glauben. Oder aber, Ursache und Wirkung und das Universum als Ganzes haben gar nichts miteinander zu tun. Und auch dann brauche ich nicht an einen Schöpfergott zu glauben.
Und was lernt man aus diesen Überlegungen? Wohl, daß es wieder einmal besser gewesen wäre, man hätte seine Zeit doch mit anderen Betrachtungen zugebracht...

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