Sonntag, 24. August 2014

Der Wahn vom Gender-Wahn

Im März diesen Jahres bekam Baden-Württemberg ein neues rot-grünes Hochschulgesetz. Eine kleine Folge dieses Gesetzes ist die Umbenennung der baden-württembergisches Studentenwerke in das geschlechtsneutrale "Studierendenwerke". Als Freund geschlechtergerechter Sprache mag man diese Umbenennung willkommen heißen. Ist einem die geschlechtergerechte Sprache egal, mag man diese Änderung als Lappalie erscheinen. Man muß schon ein echter psychologisches oder ideologisches Problem mit der Gegenwart haben, um die Umbenennung von "Studentenwerk" in "Studierendenwerk" ganz im Ernst als Aufreger zu empfinden. Aber natürlich gibt es genug Menschen mit solchen Problemen, vor allem im Dunstkreis der CDU. Damit diese allerdings auch ihre mit echten Problemen genug ausgelasteten Zeitgenossen mitreißen können, bemühen sie den universellen Aufreger schlechthin: Die Geldverschwendung.

Am Donnerstag vermeldeten die Stuttgarter Nachrichten Zahlen zu den Kosten der Namensänderung: 40 000 € für das Studenten- bzw. Studierendenwerk Mannheim, 60 000 € für Stuttgart, 100 000 € für Karlsruhe. Da fehlte natürlich ein Kommentar der CDU nicht: "'Das Geld wäre sinnvoller für die Studenten eingesetzt“, findet der CDU-Abgeordnete Thaddäus Kunzmann."
Woher diese Zahlen kommen bleibt zwar offen (Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Baden-Württemberg verbreitete sie allerdings schon 2011), Spiegel Online sprang aber am nächsten Tag auf den Zug auf - mit dem hübsch gereimten Titel
"Gender, Gender, Geldverschwender"
 und der immer ziehenden Behauptung "Das Netz schäumt". Gestern dann kamen noch mal die Stuttgarter Nachrichten mit der Überschrift:
"Umbenennung kostet soviel wie 13 Wohnheimplätze"
und nach mehr geschätzten Zahlen zum "Genderwahn": geschätzte 640 000 € sollte die Umbenennung aller acht Studentenwerke in Baden-Württemberg kosten.

Gut, nehmen wir diese Zahl mal so hin. Und halten dem das Finanzvolumen der Studentenwerke in BW entgegen.
Im Jahr 2013 hatten diese Einnahmen in Höhe von 242 539 000 €. Der Löwenanteil davon, 70%, entstammt übrigens aus Betriebserlösen, sprich Geschäft, nicht Steuergeldern. Schaut man auch noch in die Geschäftsberichte der einzelnen Studentenwerke auf deren Seiten, dann scheint deren Finanzierung zudem auf recht solidem Grund zu stehen. Die Abschlüsse sind typischerweise über Jahre leicht im Plus.
Die Umbenennung von "Studentenwerk" in "Studierendenwerk" verlangt also solide finanzierten Einrichtungen eine Einmalaufwendung in Höhe von 2,6 Promille ihres Jahresbudgets ab. Wahrlich eine dramatische Geldverschwendung!

Wären die Nörgler nicht von der CDU und damit echten Problemen gegenüber eher gleichgültig, sie könnten ja auch noch mal ausrechnen, wieviele hungernde Afrikaner man mit dem verschwendeten Geld satt kriegen könnte...

10 Kommentare:

  1. "'Das Geld wäre sinnvoller für die Studenten eingesetzt“, findet der CDU-Abgeordnete Thaddäus Kunzmann."
    Und die Studentinnen kriegen mal wieder nichts ab. Klar, CDU, die erwarten ja, dass die Frauen beim Ku-Klux-Klan sind. Oder waren die drei "K" doch eher für Küche, Kinder, Kirche?

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    1. Man hat bei der CDU doch kein Problem mit Frauen an der Universität! Man hat doch schon extra den Studiengang "Hauswirtschaftslehre" eingeführt, damit auch Frauen was zum Studieren haben. Nur muß halt alles irgendwo seine Grenzen haben. Wo soll das sonst noch enden? Beim "Ring Christlich-Demokratischer Studierender"? Allein die Mannjahre, die es bräuchte, den Briefkopf zu ändern (0,002) wären zum Wohl der Studenten an anderer Stelle viel sinnvoller eingesetzt (Bier holen)!

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  2. Alter, ist dein Text beschissen. Anti-CDU-Geseier und sinnlose Zahlen...

    "Als Freund geschlechtergerechter Sprache mag man diese Umbenennung willkommen heißen." Ja, und als Freund von Sprache bekommt man auch leicht das Kotzen von diesem Gerundiumwahn.

    "Das Geld wäre sinnvoller für die Studenten eingesetzt" Zu der Aussage würde ich auch geraten, wenn ein neues Gesetz mich dahingehend bevormundet wie ich als Studentenwerk mein Budget zu verteilen habe, welches für die Namensänderung sicherlich nicht erhöht wird. Wenn diese so viele Ressourcen übrig hätten, wären sie vielleicht selbst schon auf die Idee gekommen, ihrem Namen und Formularen in einem bahnbrechenden Verfahren die gebührende Gerechtigkeit zu verleihen. Vielleicht sind sie es sogar schon - die Genderdabatte soll auch in das Bewusstein der Verwaltungen gelangt sein. Aber so geht's natürlich schneller.

    In meinen Augen kann man hier wirklich geteilter Meinung sein, ob dieses Gesetz und die resultierenden Folgen eine sinnvolle politische Maßnahme sind. Ich hätte dagegen gestimmt, weil ich persönlich Kosten und Nutzen in einem Missverhältnis sehe und die 2,6 Promille lieber woanders sehen würde. Für mich ist das Regulierungswahn, den kein Mensch braucht, weil sich diese Dinge irgendwann von alleine und ohne Kosten regeln. Wenn meine Prioritäten da demokratisch überstimmt worden sind, akzeptiere ich dies natürlich. Ich bin hier aber auch kein Opfer der sprachlichen Diskriminierung, da ich einen Penis habe und muss daher diese Tatsache in meiner Beurteilung einschließen.

    Mein Fazit deines Artikels: Dieser ist gar nicht zur Sache beitragend, sondern scheiße und reines CDU-Geflame. "Wären die Nörgler nicht von der CDU und damit echten Problemen gegenüber eher gleichgültig" Gut, dass es die Grünen gibt, die sich diesen wahren Problemen annehmen und mit dieser Initiative diejenigen Weltverbesserer ihrer Wählerschicht bedienen, die sich auf die Genderthematik gerne einen runterholen. BVB oder FCB? Merkste noch was?

    Gruß Andrea

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    1. "Ja, und als Freund von Sprache bekommt man auch leicht das Kotzen von diesem Gerundiumwahn. "

      Da geb ich dir recht. Das Gerundium in der deutschen Sprache ist ein nicht zu verwendendes.

      Gruß Jan

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  3. > Man muß schon ein echter psychologisches oder ideologisches Problem mit der
    > Gegenwart haben, um die Umbenennung von "Studentenwerk" in "Studierendenwerk"
    > ganz im Ernst als Aufreger zu empfinden.

    Ich diese Probleme nicht. Ich finde es auch richtig, wenn Sprache und Tun soweit möglich geschlechtsneutral bleibt. Was ich nicht mag, ist wenn mein Sprachgefühl vergewaltigt wird. Und das ist nicht nur hier der Fall. (Und löst bei mir Widerwillen aus.)
    My 2c

    PS: Die Anti-Bot-Captchas sind eine Frechheit, weil unlesbar!

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  4. @Andrea:
    Also "Alter", das geht gar nicht! Da wird mein Sprachgefühl verletzt! "Alda", das wäre ok.
    Allerdings stimmt es, daß das Budget der Studentenwerke für die Umbenennung nicht erhöht wird. Ich habe aber mal eben in die Jahresbilanzen der Studentenwerke Stuttgart und Karlsruhe von 2012 (die neuesten, die ich vollständig gefunden habe) geguckt. Die Bilanzgewinne lagen bei 1 835 909 € bzw. 615 885, 90 €. Ich glaube, die sinnlosen Zahlen weisen darauf hin, daß die Mehrkosten von 100 000 € auch ohne zusätzliche Finanzhilfen stemmt werden können…!

    @Olaf:
    Diese Kritik an den Captchas kam jetzt öfter… So schlimm find eich die eigentlich gar nicht. Eine kleine Hürde vor dem Dampf ablassen ist doch vertretbar, finde ich...

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    1. Ich heiße Andreas (Tippfehler) ;)

      Die Bilanzen sehen gut aus, unter dem Vorbehalt, dass ich keine Beurteilung darüber abgeben kann wie die Wohnheime aussehen und ob die Mensapreise adäquat sind. Bin aber dennoch überrascht, da hab ich schon Anderes gesehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass 100.000 € Kosten den Nutzen übersteigen - rein nominal, die Relationen sind für mich kein Argument. Es bleiben bevormundende 100.000 € für Regulierungsdünnschiss, für den ich keine Notwendigkeit sehe und die sich die Regierung als scheinheilige sozialpolitische Errungenschaft auf die Fahnen schreiben will. Von mir aus sollen sie, ich hätte dem Geld jedoch lieber bei einer sinnvolleren Verwendung zugesehen.

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    2. Was für 100.000 € bitte? Die Zahlen kommen vom "Ring Christlich-Demokratischer Studenten", der wohl als CDU-nah und damit als Regierungsgegner eingeschätzt werden muss. Und der diese Zahlen bereits vor 3 Jahren wusste!
      Daher sind sie natürlich absolut richtig, sowie damals auch schon total objektiv geschätzt und für diese "unnötige" Umbenennung auf gar keinen Fall zu hoch angesetzt.
      Richtig?

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    3. "Diese Kalkulationen stützen sich auf Aussagen vonseiten des Studentenwerkes sowie auf Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz, wo die Änderung schon vollzogen wurde."

      Du musst ja wirklich ALLES ändern in so einer Verwaltung, was den Schriftverkehr betrifft. Von daher kommen mir diese Zahlen gar nicht mal unrealistisch vor, obwohl die sicherlich in der Realität doppelt so hoch oder ein Zehntel dessen sein können (Verwaltungskosten lassen sich nun einnmal nicht so leicht berechnen wie Material) - was die Argumentationen auf beiden Seiten hier, wenn man ehrlich ist, jedoch nicht verändern würde.

      Ich persönlich finde dieses Gesetz auch lächerlich und unnötig, mir gehen solche Dinge am Arsch vobei. Ich hätte es allerdings beorzugt, wenn der Duden einfach Studenten als Pluralform für beide Genusformen bestimmen würde (Studentinnen wird dann veraltete Form). Beispiel: "Da drüben laufen zwei weibliche Studenten" - klingt doch ok, zumindest nicht schlechter als Studierende, niemand wird mehr diskriminiert, nichts muss geändert werden und obendrauf würde dies zeigen wie bescheuert die ganze Diskussion eigentlich ist.

      MFG
      das Gott

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    4. Ich hätte es allerdings beorzugt, wenn der Duden einfach Studenten als Pluralform für beide Genusformen bestimmen würde

      Problem: Der Duden will nicht "bestimmen", sondern "beschreiben". Das heißt, der Duden vollzieht hier nach, was sich im Sprachgebrauch etabliert hat. Und außerdem ist "der Duden" kein Bedeutungs-, sondern ein Rechtschreibewörterbuch.

      Es hat schon seine Gründe, dass die Universität, an der ich arbeite, in Prüfungsordnungen etc. stets "Studentinnen und Studenten" benutzt. Wobei inzwischen diejenigen auf den Plan treten, die meinen, in diesem Schema wiederum keinen Platz zu finden. Wir sollten "Genus" als grammatische Kategorie am besten sofort aus unserer Sprache verbannen.

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