Montag, 23. September 2013

Kaffeesatz deluxe

"Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen."
Ursprung unklar


Es ist ja ein Segen, daß es inzwischen so viele private Hochschulen in Deutschland gibt. Sollen doch die durch bildungsromantischen 68er-Experimente versauten staatlichen Universitäten den (glücklicherweise immer weniger werdenden,) für komplizierte Gedanken völlig ungeeigneten Arbeiterkindern solch nutzlose Dinge wie Maschinenbau und Altorientalistik beibringen. Die Elite kann sich an privaten Hochschulen in den Disziplinen Business Administration, Governance und Arrogant Assholeship unterweisen lassen.
Besonders weit aus dem Fenster lehnte sich die Hertie School of Governance (Hertie School of Governance, das ist sowas wie die Activa School of Digestion, nur fürs Politische) mit einem am 11. August auch bei Focus Online erschienen Blogpost. Denn die Experten der Hertie School zogen aus, mit einem neuen statistischen Modell, dem "Benchmarking Modell", die Vorhersagen von Wahlausgängen zu revolutionieren! Dieses "Benchmarking Modell", ein "theoriebasiertes empirisches Modell für die Vorhersage von Wahlergebnissen" ("theoriebasierte Empirie"? Da hat doch wohl nicht etwa die Dialektik Einzug gehalten ins kapitalistische System?) ist eines, "das nicht allein auf Umfragen, sondern vor allem auf harten empirischen Fakten beruht". Super. Und was sagte das Supermodell voraus?
"Union und FDP erreichen bei der Wahl exakt 47,05 Prozent."
Naja, nicht ganz. Es waren dann doch eher so exakt um die 46,3 Prozent. Und mit der Abweichung liegt das "Benchmarking Modell" genauso im Streufeld wie alle anderen Prognosen auch. Und was kam noch heraus beim Benchmarking?
"Die Wahrscheinlichkeit dass Schwarz-Gelb die notwendige Mehrheit bekommt, um weiter zu regieren liegt bei 83,18 Prozent."
Nun werden wir leider niemals erfahren, ob diese Aussage richtig war. Denn das Praktische an Wahrscheinlichkeitsaussagen über einmalige, sich nicht wiederholende Ereignisse ist ja, daß sie sich grundsätzlich nicht überprüfen lassen. Heerscharen von Kaffeesatzlesern leben davon: Tritt das Ereignis ein, haben wir recht gehabt. Tritt es nicht ein, haben wir trotzdem recht gehabt, es haben nur die verbliebenen 16.82 Prozent zugeschlagen.

Etwas mehr kann man aber zu einer anderen Aussage der Wahlforschungsexperten sagen:
"Wahlprognosen gehört die Zukunft"
Genau. Aber nur solange, wie eben diese noch nicht zur Gegenwart geworden ist.

2 Kommentare:

  1. Unsinn. Wahlprognosen betreffen zwar die Zukunft, aber gehören tut die Zukunft anderen. Pflegern etwa, und den Hybriden. Dir. Dem freien Zugang zum Wissen. Den Mutigen. Der Jugend. Dem blauen Schild, Linux, dem Fußball, Qualitätsbetrieben, Cloud Computing, dem Omnikanal-Banking, zertifiziertem Papier, Social, Mobile und Video, smartem TV, Deutschland, nochmal der Jugend, den Spiegellosen (Kameras), Corporate Senses, dem Handwerk, Honorarberatung, beeruflichen Netzwerken, der Glasfaser, Opel International und natürlcih dezentralen Kraftwerken gehört die Zukunft.

    Das ist die Ausbeute der ersten drei Trefferseiten zu "gehört die Zukunft". Da müssten die Hertie-Cracks nochmal ans Reißbrett und an ihren Formeln feilen.

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    1. Au Weia, stimmt. Und den Kampfdrohnen, denen gehört sie auch. In der Vergangenheit war die Zukunft echt besser...

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