Freitag, 8. April 2011

Egal wie - Hauptsache tot

Neben dem Erschaffen von Universen und dem Erhören von Gebeten gehört es wohl zu den zentralen Aufgaben Gottes, Menschen "zu sich heimzurufen". Denn kaum eine Todesanzeige, die nicht von dieser Formulierung Gebrauch macht. Und Gottes Methoden des "Heimrufens" sind vielfältig. Da wird mal "nach schwerer Krankheit" oder "durch einen Unfall" heimgerufen. Und so schön diese Formulierung auch klingen mag, indem sie dem Tod eines Menschen einen persönlichen, sinnvollen Anstrich verpasst - sie ist doch völliger Unsinn. Man muß nur ein bisschen Vernunft aufbringen (und das darf man, können doch Glaube und Vernunft nie im Widerspruch stehen. Haha!), und schon wird klar, Gott benutzt weder Krankheiten noch Unfälle, um seine Geschöpfe aus dem Leben zu sich zu rufen. Denn: Weshalb gibt es noch Blinddarmentzündungen (Appendizitis)?
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie ein recht effizienter Weg für Gott, Menschen heimzurufen. Noch der Mathematiker Hermann Minkowski (✝ 1909 im Alter von 44 Jahren) oder der Zauberer Harry Houdini (✝ 1926 im Alter von 52 Jahren) starben an den Folgen von Blinddarmentzündungen. Doch Dank der Chirurgie ist die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung dramatisch gesunken, und die allermeisten Patienten, zumindest in Europa, überleben eine Blinddarmentzündung problemlos. Doch gibt es deshalb jetzt weniger Fälle von Blinddarmentzündungen? Wenn Gott diesen Weg zum "Heimrufen" benutzte, dann ist er jetzt nutzlos geworden, und er bräuchte keine Entzündungen mehr schicken. Offenbar aber bleibt es bei dieser Krankheit, völlig egal, was ihre Folgen für den Erkrankten sind. Da ist es wohl offensichtlich, daß keinerlei Sinn oder Ziel hinter einer solchen Erkrankung steckt. Und warum sollte dies bei anderen Krankheiten nun anders sein?
Letztlich könnte selbst ein Blick in die Sterbetafeln der Statistiker auf den Gedanken bringen, daß es keinen "Heimrufungsplan" Gottes gibt. Denn in Deutschland steigt seit Jahren die Lebenserwartung seit Jahren in allen Altersstufen und bei beiden Geschlechtern kontinuierlich an, was wohl unbestritten an den immer weiter verbesserten Lebensbedingungen liegt (u.a. bei der Behandlung von Blinddarmentzündungen!). Also scheint Gott also nicht weiter dazwischenfunken und nach anderen Wegen der Heimrufung suchen zu wollen. Da kann es wohl nur der Wunsch sein, der hinter einer Krankheit oder einem Unfall eine göttliche Absicht zur "Heimrufung" vermuten lässt.
Und jetzt soll nochmal einer sagen, religiöse Aussagen könnten nicht durch Beobachtung der Welt überprüft werden! ;-)

3 Kommentare:

  1. Ich fürchte, da gibt es noch andere Möglichkeiten, in diesem Punkt die Religion hineinzuquetschen. Ich ahne die "Begründung", daß Krankheiten, also hier die Blinddarmentzündung, in der Regel vom Teufel oder von Dämonen geschickt werden (es sei denn, Jahwe ist mal wieder sauer auf ein Volk), und der Gott die Menschen eben dadurch davon erlöst, daß er sie verrecken läßt. Und daß er das in letzter Zeit eben seltener macht, weil die medizinische Behandlung entweder ihm gefällt oder die Dämonen in Form der Krankheit vertreibt.

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  2. Das ist ein schöner Gedanke, den man leicht übersehen kann, denn der Leibhaftige und seine Dämonen sind ja irgendwie ein bisschen aus der Mode gekommen...! ;-)

    Zumindest bei Unfällen habe ich aber schon in Todesanzeigen gelesen, daß Gott jemanden "durch einen Unfall" heimgeholt hätte. Bei Krankheiten heißt es aber normalerweise "nach Krankheit" heimgeholt. Das lässt den Urheber der Krankheit tatsächlich etwas unbestimmt. Aber immerhin, es heißt auch nicht "von einer Krankheit heimgeholt"! :-)

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  3. Danke für diesen Artikel!

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