Freitag, 30. April 2010

Tot sein mit Marx

Kürzlich hatte ich das Vergnügen, das Grab von Karl Marx zu besuchen. Und jetzt denke ich mir, ich sollte schon mal dafür vorsorgen, irgendwann auch einmal auf demselben Friedhof beigesetzt zu werden. Nur für den Fall des Falles. Denn am Jüngsten Tag neben Karl Marx aus dem Grab aufzuerstehen - das sollte ja schon gleich interessant werden!

Samstag, 24. April 2010

Zurück auf dem freien Arbeitsmarkt...

Wunde Wangen, wunde Popos bei den lieben Kleinen?
Jetzt noch zuschlagen, solange der Vorrat reicht!

...von Experten empfohlen.

Dienstag, 20. April 2010

Gelschinken bis die Asche kommt

Vor einiger Zeit habe ich den Kommentar einer Feministin gelesen, die sich über Pornos beschwerte. Was diese insbesondere störte war, daß "Pornos nicht die Lebenswirklichkeit der Frauen abbilden". Nun bekenne ich erstmal offenherzig, daß Pornos auch nicht meine persönliche Lebenswirklichkeit als Mann abbilden. Denn scharfe schwedische Studentinnen sind bisher noch nie über mich hergefallen. Aber das kann natürlich einfach nur daran liegen, daß ich mich zu wenig an Universitäten herumtreibe. Belassen wir es mal gnädig bei dieser knappen Ursachenanalyse... Denn viel spannender fand ich die Frage, ob ich Pornos überhaupt sehen wollte, würden sie meine Lebenswirklichkeit abbilden? Ich bezweifelte sogar, das ich überhaupt irgendetwas sehen wollte, das meine Lebenswirklichkeit zeigt. Denn die kenne ich zum einen ja nun wirklich gut genug. Und zum anderen ist das, was man so aus den Arbeitstagen eines Officers John McClane oder Dr. Henry Jones Jr. kennt, ich kann es drehen und wenden wie ich will, doch ein bißchen aufregender als meine tägliche Bahnfahrt zur Arbeit. Und so war mein Welt-, oder zumindest Medienverständnis mit der kleinen Theorie, daß man gerade sehen will, was nicht dem Alltag entspricht, eigentlich ganz vollständig. Aber wie so viele andere einleuchtende Theorien auch, ist sie schlicht falsch. Diese Erkenntnis kam mir, als ich kürzlich die seltene Gelegenheit hatte, mich einen Nachmittag durch das deutsche Fernsehprogramm zu zappen. Und dort wimmelte es von Reportagen über Leute, die umziehen, ihre Wohnung streichen, von Köchen, die anderen Köchen erklären, wie sie ihre Küchen putzen sollten, und jede Menge anderer Dinge, die an den Tempel des Todes ungefähr so nahe herankommen wie mein regelmäßiger Kauf einer neuen Monatskarte. Quasi Stirb Langsam, nur wörtlich genommen.
Dennoch sehen aber offenbar genug Leute fern. Also gibt es neben dem Interesse am Ungewöhnlichen und Aufregenden noch eine andere Motivation zum fernsehen, und das ist offensichtlich der Voyeurismus. Und damit sind wir beim interessanten Begriff des Echten: Weder von Pornos noch von Indiana Jones verlangt man, vieleicht ein paar Feministinnen mal ausgenommen, aber mit denen guckt man sowas ja sowieso nicht, daß sie "echt" sind. Zur Befriedigung des Voyeuristischen aber sollte man erwarten, das Echtheit des Betrachteten erwartet wird, ja geradezu notwendig ist. Paradoxerweise ist es aber nicht echt. Wie sollte man wirklich glauben, daß ein an den Haaren herbeigezogener Streit über Wandfarbe, während zufällig ein Kamerateam herumsteht in dem, was mal ein Wohnzimmer werden soll, echt ist? Mal ganz zu schweigen von den rührend unfähigen Laienschauspielgruppen, die vermeintlich echte Gerichtsfälle vorspielen? Natürlich bin ich wieder versucht zu glauben, das Publikum solcher Sendungen sei so blöde, daß es das Gesehene tatsächlich alles für irgendwie echt hält. Aber ich will mich ja bemühen, nicht immer alles mit allgemeiner Blödheit zu erklären. Auch, wenn's passen würde. Also muß ich annehmen, daß es dem Voyeur egal ist, ob das Gesehene echt ist oder nicht. Also doch alles wie beim Pornogucken! Nur mit dem feinen Unterschied, daß nicht gleichgültig ist, ob die gezeigte Situation echt ist, um sich am exzessiven Kopulieren aufzugeilen. Sondern das es gleichgültig ist, ob die gezeigte Situation echt ist, um sich an ihrer Echtheit aufzugeilen.
Den Fernsehmachern muß man natürlich erst einmal gratulieren. Echtheit künstlich herzustellen und zu verkaufen ist wirklich schon bemerkenswert. Und dazu ist es auch noch denkbar billig, braucht man doch keine ausgefeilte Dramaturgie, exotische Schauplätze, Spezialeffekte. Alles, was benötigt wird, ist die Ödnis des Alltags, und davon gibt es ja nun wirklich genug, und das Talent eines Groschenromanschreibers, oder zur Not tut's da auch ein Praktikant.
Nur der Zustand der Allgemeinheit, der könnte einem dann schon Sorgen bereiten. Denn es ist eine Sache, wenn es egal ist, ob der Schinken wirklich aus einem Schwein kommt, oder ob er nur aus mit Enzymen zusammengeklebten Fleischfasern besteht. Wenn es aber auch noch egal ist, ob die Wirklichkeit aus dem Leben kommt, oder nur aus mit Kameras zusammengeklebten Klischeefasern besteht, dann kann es wohl nicht mehr viel geben, was einen wirklich kümmert? Wegen Vulkanasche am Flughafen von Bangkok festzuhängen ist da schon mal ein ganz netter Einbruch der Realität in den Pauschalurlaub, einfach mal so zum Kontrast. Aber es ist fast schon ein bißchen schade, daß der Vulkan nicht Deutschland mit einer meterdicken Ascheschicht bedeckt. Das würde zwar zu viel Schaden und Leid führen. Ich bin aber sicher, spätestens wenn dann das Fernsehen ausfällt, der Dreck den eigenen Garten begräbt, zusammen mit den dekorativen Muscheln aus dem letzten Thailandurlaub, und nicht mal ein Kamerateam dabei ist, dann bekommt man wieder ein ganz neues Gefühl fürs Echte!

Freitag, 16. April 2010

Auf dem Weg zum Gummikatholen

Und nun nochmal die Katholiken: Aus unerfindlichen Gründen stehen sie ja im Ruf, nicht gerade flexibel und auf der Höhe der Zeit zu sein. Aber da muß man mal klar feststellen: sie bessern sich gewaltig. Das sieht man, wenn man nur mal einen Schritt zurück macht, um das ganze Bild zu betrachten:
Nach dem Urteil gegen Galileo Galilei im Jahre 1633 hat es noch bis 1992 gebraucht, damit ein Papst zugibt, daß Herr Galilei doch irgendwo, von einem bestimmten Standpunkt aus, zumindest nicht weniger Recht gehabt hatte als die Heilige Kirche. Also brauchte es noch 359 Jahre, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Viel schneller ging es dann schon für andere. So hat die Kirche 1965 schon den Schritt gewagt, gewisse Bücher nicht mehr, wie seit 1559 üblich, für Katholiken strikt zu verbieten, sondern sie nur noch zu "mißbilligen". Dieser große Schritt ermöglichte es den katholischen Schäfchen nach nur 302 Jahren, René Descartes Meditationen zu lesen, wenn es denn unbedingt sein muß, ohne dafür also gleich direkt in die Hölle zu wandern. Und für die Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant bedeutet das sogar nur 138 Jahre Verzögerung! Es ging also schon immer schneller dem Zeitgeist hinterher. Und geradezu beeindruckend ist das rasante Tempo heute! Während selbst die deutsche Regierung noch zwei Jahre braucht, um festzustellen, daß in Afghanistan irgendsowas vor sich geht, das schon ziemlich nahe an einen Krieg heran kommt (aber das sind ja selbst Christdemokraten/-soziale), braucht ein Bischof wie Mixa nur noch ganz souveräne 15 Tage, um von einem "Ich bin klein, mein Herz ist rein" bei einem "Vieleicht habe mal irgendwann doch mal was gemacht, das in die Nähe von Schlagen kommt" anzukommen:

1. April 2010:
"Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden. Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe."

4. April 2010:
"Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe. Gewalt zwischen Menschen lehne ich grundsätzlich ab."

16. April 2010:
"Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann"

Also, es besteht noch Grund zur Hoffnung, wenn man nur nicht zu kleingeistig an die Sache herangeht! Ich mache mir sogar schon Sorgen, daß wir, sollte die Kirche weiter ihre Flexibilität so beachtlich steigern, bald womöglich ganz auf ihre feste, unerschütterliche moralische Anleitung verzichten müssen?

Mittwoch, 14. April 2010

Dreifaltigkeit und Einfältigkeit

Die katholische Kirche gibt sich gerne vernünftig und rational. Und es gibt ja auch gute Gründe, wenn sie im Katechismus schreibt:
"Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht, so kann es dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit zwischen Glauben und Vernunft geben: denn derselbe Gott, der die Geheimnisse offenbart und den Glauben eingießt, hat in den menschlichen Geist das Licht der Vernunft gelegt;"
Und was, wenn es doch mal nicht so ganz glatt läuft zwischen Glaube und Vernunft? Klar, da der Glaube über der Vernunft steht, darf man nicht am Glauben zweifeln, sondern an dem, was man für Vernunft hielt. Und die kann man ja zur Not auch etwas weiter auffassen, wenn es mal sein muß. So kann es auch nicht unvernünftig sein, wenn man glaubt, daß ein allmächtiger Gott zu einem Menschen werden und sich an einen Holzbalken nageln lassen muß, damit wir alle nach dem Tode wieder auferstehen können.

Aber sind wir mal ein bißchen spezifischer. Eine der faszinierenden Lehren der katholischen Kirche ist die Dreifaltigkeit. Zugegeben, ich verstehe sie nicht. Allerdings kenne ich auch nicht viele, die behaupten, sie zu verstehen. Und die Religionslehrer, die den Eindruck erwecken, sie verstünden, drücken sich auf Nachfrage gerne mit dem Verweis, das sei halt alles ein bißchen kompliziert. Vieleicht kann man es auch gar nicht verstehen? Sehr gerne mag ich die Illustration der Dreifaltigkeit als scutum fidei. Das Bild hier ist z.B. aus einem Fenster in der Kathedrale von Barcelona:Hier sieht alles recht einfach aus: der Sohn ist Gott, der Vater ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Aber der Sohn ist nicht der Vater, und der Heilige Geist nicht der Sohn, und so fort. Klar. Aber was heißt denn dieses est in diesem Bild wirklich? Sicherlich nicht ein "ist" im Sinne einer Identität. Denn blickten wir mal auf die Eigenschaften dieser Relation est:
- Sie ist symmetrisch (symmetrisch: wenn a in Relation R zu b steht, dann steht auch b in Relation R zu a). Auch wenn das in diesem Bild nicht ausdrücklich betont ist, andere Illustrationen dieser Art schreiben das est zweimal in jeden Balken, um ganz klar zum manchen, daß etwa nicht nur der Sohn Gott est, sondern auch Gott der Sohn.
- Sie ist nicht transitiv (transitiv: wenn a in Relation R zu b steht, und b in Relation R zu c, dann steht auch a in Relation R zu c). Denn es ist ja ausdrücklich darauf hingewiesen, daß zwar der Sohn in Relation est zu Gott steht, und Gott in Relation est zum Vater, aber nicht der Sohn in Relation est zum Vater.
- Ob die Relation est auch reflexiv (reflexiv: jedes a steht in der Relation R zu sich selber) ist, ist nicht klar. Es mag zwar naheliegend sein, daß etwa der Sohn in der Relation est zu sich selbst steht, aber ganz sicher ist das nicht. Aber das ist hier auch nicht nötig zu wissen.
Was für eine Natur kann nun diese nicht transitive, symmetrische und wahrscheinlich reflexive Relation est in der Dreifaltigkeit haben?
Zwei ganz wesentliche und sehr allgemeine Typen von Relationen fallen mir ein. Erst einmal die Äquivalenzrelationen. Diese Relationen umfassen alles, was irgendwie "Ähnlichkeit" beinhaltet. Allerdings sind alle Äquivalenzrelationen reflexiv, symmetrisch und transitiv. Damit fallen die schon mal weg. Es geht bei est nicht um irgendeinen Ähnlichkeitsbegriff.
Die zweite wichtige Gruppe von Relationen ist die der Ordnungsrelationen. Sie beinhalten alle möglichen Arten von Vergleichen zwischen Objekten, etwa kleiner oder gleich sein, ein Teil von etwas sein, etc. Diese Relationen sind nicht symmetrisch, aber relexiv und wieder auch transitiv. Also ist est auch keine vergleichende Relation.
Mehr fällt mir nicht ein. Fehlt etwas? Oder ist es am Ende doch so, daß für die Dreifaltigkeit eine Beziehung erfunden wird, die mit dem Verstand nicht zu fassen ist? Sofort auffallen tut das nicht, wenn man die Verworrenheit einfach in ein harmlos aussehendes Wort wie est abschiebt. Denn mit dem scheinbar harmlosen Wort "sein" hadert man meist viel weniger, als man eigentlich müßte.

Nehmen wir noch mal ein zweites Beispiel: Ist Existenz ein Prädikat (im logischen Sinne)? Dazu ein Zitat aus dem sehr schönen Buch Analytische Ontologie von Rainer Trapp (Vittorio Klostermann, 1976):
"Uneingeschränkte Befürworter der These, daß 'existiert' ein Prädikat ist, gibt es in der neueren Philosophie kaum. Dies liegt weniger an Befürchtungen eines metaphysikskeptischen Zeitalters, der ontologische Gottesbeweis könnte sonst wieder zu unerwünschten Ehren gelangen, als an der durch die Entwicklung der modernen Logik geförderte Einsicht, daß Existenzsätze doch von wesentlich anderem logischen Status sind als normale Subjekt-Prädikat-Sätze. Wie wenig man das mögliche Gelingen eines Gottesbeweises als Kriterium dafür, ob 'existiert' ein Prädikat ist oder nicht, gelten läßt, zeigt die Tatsache, daß ausgerechnet die Vertreter eines militanten Atheismus, die dialektischen Materialisten, die heute einzige philosophische Richtung sind, welche die Frage entschieden bejahen."
Nun ist das Erscheinungsjahr des Buches, 1976, schon eine Weile her, und der dialektische Materialismus hat sich wohl weitgehend erledigt. Da stehen die Jesuiten mit ihren Gottesbeweisen aus der Sicht der modernen Logik und Wissenschaftstheorie ziemlich allein auf weiter Flur mit ihrem 'existieren' als Prädikat. Es sollte da niemanden mehr wundern, daß christliche Philosophen seit dem Ende des Mittelalters keine entscheidenden Beiträge zur Geistesgeschichte mehr geleistet haben.

Das alles sind rein theoretische Diskussionen, die mit dem Alltag nichts zu tun haben? Dann zum Schluß noch mal ein Beispiel für katholische Logik, ganz aktuell und viel mehr aus dem Leben gegriffen, als man sich das wünschen würde. Dargeboten wurde es in diesem Jahr vom Wiener Kardinal Schönborn. Natürlich geht es um sexuellen Mißbrauch und seine spezifisch katholischen Gründe: "Wenn der Zölibat Schuld hätte, dann dürfte es in den Familien keinen Missbrauch geben." Genau. Und wenn Alkoholeinfluß Schuld an Verkehrsunfällen hätte, dann dürften nüchterne Menschen keine Verkehrsunfälle haben.
Mann, was bin ich doch froh, daß es niemals wahre Unstimmigkeiten zwischen Glauben und Vernunft geben kann!

Sonntag, 11. April 2010

Die Sklaven der Zahnbürsten

Der Mensch an sich ist stockdoof. Schon klar, diese Erkenntnis wird mir sicherlich nicht den Nobelpreis einbringen, springt sie doch jedem, der mal durchs Fernsehprogramm zappt oder sich eine Zugfahrt im Großraumwagen antut sofort ins Auge. Der schönste Beweis für die Blödheit ist aber die stoische Gelassenheit, mit der sich der Mensch von der Technik auch noch wie ein Idiot behandeln läßt.
Den Anfang machten natürlich die Computerprogramme. Kaum das man mal schnell einen Brief schreiben oder ein paar Folien erstellen will, schon ärgert man sich mit der Besserwisserei des Programms herum. Hier will ich bestimmt den Text eingerückt haben, und hier mit Großbuchstaben beginnen, warum macht er denn jetzt dies nicht und wo bekomme ich jenes abgeschaltet? Und zum Höhepunkt möchte man noch ein Bild in den Text einfügen, und das soll wirklich genau hier, [h!!!], sein. Denkt zumindest der Benutzer, doch der Computer weiß es besser. Oder bin ich der einzige, der schon mal nachgegeben und es halt anders gemacht hat, wenn der Computer es partout so will?
Doch längst ist die Bevormundung nicht mehr nur auf das übliche Böse im Computer beschränkt. Da steigt man mal schnell in den Wagen und hat noch nicht einmal zurückgesetzt, da drängt einen ein nervtötendes Piepen, den Sicherheitsgurt anzulegen. Das ich vieleicht der einzige Mensch in einem Kilometer Umkreis bin und nur mal 100m umsetzen will, ist dem Auto egal. Auto fahren - Sicherheitsgurt schließen. Das ist nicht gerade eine sehr intelligente Herangehensweise, und doch glaubt das Auto damit immernoch klüger als der Fahrer zu sein. Und schießlich schnallt der sich auch entnervt selbst in der eigenen Garage noch an.
Und eine mir nahestehende Person erzählte mir doch kürzlich von ihrer neu angeschafften elektrischen Zahnbürste. Die läuft von sich aus in vier Intervallen zu je 30 Sekunden. Jedes dieser Intervalle soll man für einen Teil der Zähne benutzen, und wenn man sie vor Ablauf der zwei Minuten abschalten will, muß man mehrmals den Ausknopf drücken. Jetzt weiß also auch schon die Zahnbürste besser als ihr Benutzer, wie der seine Zähne zu putzen hat.
Und der nächste Schritt ist auch schon in Vorbereitung, in Form des Autos, das vor dem Anlassen erst einmal am Atem des hoffnungsvollen Fahrers prüft, ob der nicht vieleicht Alkohol getrunken hat. Hier weiß die Maschine nicht nur einfach besser, was der Mensch will, nein! Hier überprüft die Maschine noch, ob der, der sie benutzen will, dazu psychisch überhaupt in der Lage ist.
Da kommt einem schon die Frage, ob der Mensch es am Ende nicht gar verdient hat, von den Maschinen versklavt zu werden. Vieleicht taugt er ja tatsächlich zu gar nicht viel mehr, außer als billige Energiequelle für die wahren Herren dieser Erde herzuhalten?
Aber vieleicht sehe ich das auch alles ganz falsch? Ist das am Ende gar kein Anzeichen für Blödheit, sondern ganz im Gegenteil? Schaffen wir durch das Abschieben simpler Alltagsgedanken auf unsere Maschinen gar, den Kopf frei zu bekommen für die wahrhaft wichtigen Gedanken? Können wir so beim Autoparken und Zähneputzen endlich darüber nachdenken, wie wir Forschungssonden zum Uranus schicken, ob es mehr als eine Art des Seins gibt, wie wir den Hunger auf der Erde ausmerzen und die Kunst und Architektur in unerreichten Höhen führen?
Dieser Gedanke tröstete mich, bis ich dann das Gespräch in der U-Bahn mit anhörte. In Berlin, zwischen zwei Endzwanzigern, die in der U6 auf dem Weg von Friedrichstraße zum Halleschen Tor waren:
Person 1: "Du, was macht eigentlich der Günni jetzt so? Von dem hört man ja gar nichts mehr."
Person 2: "Der hat jetzt echt was am Start. Arbeitet ja auch rund um die Uhr. Der macht jetzt ganz neue Kommunikationskonzepte."
Person 1: "Echt?"
Person 2: "Ja, so mit umfassendem Konzept und so. Da hängt der sich auch voll rein."
Person 1: "Und das läuft?"
Person 2: "Ja, ich glaub', der hat da schon was Konkretes. Mit Kräuterbonbons, oder so."
Ok, was nutzt es, sich gegen das Unvermeidliche aufzulehnen? Wir werden am Ende alle zu Batterien für elektrische Zahnbürsten. Die sind uns einfach überlegen.

Freitag, 9. April 2010

Claudias Schäferhund

Und da soll noch mal einer sagen, unsere Politiker würden die wirklich drängenden Probleme unserer Zeit nicht mehr anpacken!

Das Kreuz mit dem Blasen

Für das aktuelle Titelblatt erntet die Titanic jede Menge Beschwerden. Dabei finde ich es persönlich ja ziemlich gut. Denn offenbar muß man neben dem Slogan "Kirche heute" nur einen Priester mit dem Kopf auf Schritthöhe des Gekreuzigten zeigen, und ein jeder, auch die ganzen braven Katholiken, weiß genau, worum es geht. In den ganzen Attacken gegen die Titanic ist aber auch immer wieder vorwurfsvoll zu hören, daß sich keiner eine solche Provokation bei den Moslems erlauben würde. Nur die Christen, die müssten solche "Beleidigungen" erdulden, weil sie friedlich seien. [1] [2]
Gut, stimmt insofern schon, als das einem die Muselmanen schon für weniger mit der Axt ins Haus kommen würden. Aber bitte wie muß man dies als Argument gegen die Kritik an christlichen Institutionen verstehen?? Naiv sollte man ja meinen, daß es selbstverständlich ist, einem Satiriker nicht den Schädel zu spalten für seine Zeichnung, ja sogar, daß man niemandem für welche Zeichnung auch immer den Schädel einschlägt. Offenbar betrachten das aber auch genug beleidigte Katholen nicht als selbstverständlich. Denn was klingt beim Vorwurf "Bei denen würdet ihr euch das nicht trauen" mit, wenn nicht der unterdrückte Wunsch, es dem Muselmanen gleich zu tun und all das gottlose Pack in die Hölle zu sprengen? Was soll ein "Wenn wir nicht so friedlich wären" anderes heißen, als "eigentlich müssten wir es nicht sein"? Und schließlich soll es noch ein Zeichen von Feigheit sein, wenn man mordbereite Fanatiker nicht provozieren will? Da bin ich erstaunt, wie nützlich der vergangene Deutschunterricht doch noch sein kann. Denn unglücklich ist nicht das Land, das keine Helden hat. "Unglücklich das Land, das Helden nötig hat."

..ach ja, und natürlich noch ein großes Danke an all die deutschen Christen, dafür, daß ihr euch ans Grundgesetz haltet...!

Mittwoch, 7. April 2010

Mit Freud auf's Klo

Der Freud'schen Theorie der infantilen Sexualität nach machen Kinder im Alter von so um die zwei Jahre eine "anale Phase" in ihrer Entwicklung durch. In dieser Phase konzentriert sich die Empfindung körperlicher Lust auf das Ausscheiden bzw. die Unterdrückung des Ausscheidens. Kommt es in dieser Zeit zu Konflikten mit der Erziehung zur Reinlichkeit, so kann es im späteren Leben u.a. zur Ausbildung einer zwanghaften und übertriebenen Sparsamkeit kommen.
Und dann gibt es da Dinge in der Welt, die passen so schön zusammen, man würde sie in jedem Roman oder Film für viel zu durchsichtig erzählt halten. Um Kosten zu sparen und den Umsatz zu erhöhen plant Ryanair, die Zahl der Toiletten in seinen Flugzeugen auf eine zu reduzieren und für die dann eine Benutzungsgebühr zu erheben. Und endlich findet der zwanghafte Spartrieb wieder dahin zurück, wo er herkam: zum Stuhlgang! Danke, Ryanair. Ob man es sich aber antun muß, mit einer Gesellschaft analer Charaktere zu fliegen? Ich gucke mal lieber, ob ich nicht eine Fluggesellschaft in der genitalen Phase finde...

Montag, 5. April 2010

Andere Länder, andere Sorgen

Jeder hat so seine Sorgen. Die USA müssen eifrig argumentieren, daß es mit Folter nichts zu tun hat, versetzt man Menschen im Verhör durch Übergießen mit Wasser in Todesangst vor Ertrinken. Das sind nur "verschärfte Verhörmethoden". Dafür können die Amerikaner aber unbekümmert Krieg in Afghanistan führen. Die Deutschen dagegen müssen argumentieren, daß töten und getötet werden durch deutsche Soldaten in Afghanistan keinesfalls ein Krieg ist. Das ist alles irgendwie robustes Brunnen bohren und Brücken bauen. Besonders hart trifft es mal wieder den Vatikan. Nicht nur, daß er erklären muß, daß sein Kampf gegen das Kondom nicht millionenfachem Todschlag gleich kommt. Sondern daß es im Zweifel besser ist, der ganze afrikanische Kontinent verreckt an AIDS, bevor die Menschen, durch Kondome geschützt, am Ende noch Spaß am vögeln mit verschiedenen Partnern finden. Und das er auch noch erklären muß, daß zehntausende von Mißbrauchsfällen durch Priester auf der ganzen Welt kein kirchliches Problem sind, sondern nur eine Kampagne durch Atheisten, 68er oder Freimaurer in den Medien. Nein, vom Vatikan wird vom Personal nicht nur die Verbreitung dieser Thesen erwartet, sondern auch, daß es sie selber glaubt.
Und ich muß erklären, daß zu schnell zu fahren nicht heißt, daß ich die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten habe. Vielmehr ist das alles nur eine Kampagne frustrierter Polizisten, die die Farbe meines Autos nicht leiden können.
Aber wie so oft, alle scheinen mit ihrer Argumentation davon zu kommen, nur ich mal wieder nicht. Aber was soll's. Ich muß hat sechzig Euro rausrücken. Würde man den anderen ihre Sicht aber nicht abkaufen, man müßte akzeptieren, daß an Bord des Flagschiffs der Freien Welt in staatlichem Auftrag gefoltert wird. Das Deutschland im glatten Bruch der Verfassung einen Krieg führt. Oder das Gottes Bodenpersonal für die Gegenseite arbeitet.
Das wären häßliche Einsichten. Nicht, daß wir sie uns nicht für uns selbst eingestehen könnten. Denn blicken wir mal verschämt in die dunklen Abgründe unserer Seelen: Ausgenommen ein paar Träumer und Vegetarier vieleicht, gehen uns allen Menschenrechte, Grundgesetz und aidskranke Neger doch am Arsch vorbei. Aber die Chuzpe, das alles offen zuzugeben, und etwa das Grundgesetz mal ein bisschen zu reformieren, die haben wir dann doch nicht. Schließlich soll alles schön demokratisch und rechtmäßig aussehen, und schon gibt es keine Probleme. Also akzeptieren wir auch die blödsinnigsten Wortspielereien und Argumentationen noch.
Das wäre alles nur von Herzen unsymphatisch und zynisch. Wenn wir uns dann aber empören oder uns lustig machen über den absurden Glauben und die unsinigen Überzeugungen von Scientologen, UFO-Sekten odes des Nachbars, der nachts mal wieder laut mit seinen Stimmen diskutiert - dann wird die Selbstgerechtigkeit dann wirklich unerträglich ekelerregend.

Sonntag, 4. April 2010

Konvergenz in Kunduz

2008:
Bundesverteidigungsminister Jung stellt fest, daß in Afghanistan kein Krieg herrscht - sondern eine "andere Situation".
(Count: 12 Gefallene, 92 Verwundete)

2009:
Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg stellt fest, daß in Afghanistan "kriegsähnliche Zustände" herrschen.
(Count: 17 Gefallene, 128 Verwundete)

2010:
Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg stellt fest, daß die Situation in Afghanistan "umgangssprachlich als Krieg" zu bezeichnen ist.
(Count (Zwischenstand): 20 Gefallene, 133 Verwundete)

Da bin ich schon gespannt, wie nah man sich als Verteidigungsminister noch an die Bezeichnung "Krieg" heranrobben kann, ohne wirklich "Krieg" zu sagen. Und wie lange man sich als Bürger diese sprachlichen Verrenkungen noch gefallen läßt, ohne sich als für dumm verkauft zu empfinden.

Freitag, 2. April 2010

Wissenschaft und Welt (Teil I)

Manchmal, wenn philosophisch interessierte Menschen mit naturwissenschaftlich orientierten Geistern diskutieren, scheint es mir so, als ob die Beteidigten direkt aneinander vorbei reden. Und die Hauptursache dafür liegt in der Bedeutung der Worte, die sie verwenden. Gerade der naturwissenschaftliche Gesprächsteilnehmer zieht sich mit Vorliebe in die Sicherheit seiner klar definierten Bedeutungen innerhalb wissenschaftlicher Theorien zurück und bemerkt so wenig wie sein "unwissenschaftlicher" Gesprächsparter, daß dann keine sinnvolle Kommunikation von der Naturwissenschaft nach draußen mehr möglich ist. Ich möchte das am Beispiel von Wasser verdeutlichen. Was ist die Bedeutung des Wortes "Wasser"?

Der Naturwissenschaftler wird vermutlich ohne zu zögern antworten, Wasser sei "H2O", das sei die beste und einzig wahre Definition von Wasser, und wenn man von Wasser spreche, spreche man eigentlich von H2O. Aber das stimmt nicht. Denn was sagen und verstehen wir denn, wenn wir das Wort "Wasser" benutzen? Sicherlich hängt das entscheidend vom Zusammenhang ab, und in den allerwenigsten Zusammenhängen verstehen wir "H2O". Wenn die Mitbewohnerin sagt, daß "schon wieder Wasserpfützen im Bad sind", will sie mir nicht sagen, daß da Pfützen, die überwiegend aus H2O bestehen, im Bad sind, und so verstehe ich es auch nicht. Und wenn ich dem Kellner im Restaurant sage, daß ich eine Flasche Wasser möchte, will ich weder sagen noch versteht er, daß ich eine mit H2O gefüllte Flasche wünsche.
Oder noch etwas weiter getrieben: die Identifizierung von "Wasser" mit "H2O" setzt voraus, daß man eine gewisse Molekül- und Atomtheorie mit akzeptiert. Nun ist es aber sehr gut denkbar, daß es einen Beduinen in der Wüste gibt, der niemals etwas von Molekül- und Atomtheorie gehört hat. Wenn die Bedeutung von "Wasser" H2O wäre, könnte er ohne diese Kenntnis das Wort "Wasser" nicht sinnvoll benutzen. Trotzdem kann sich aber selbst ein Chemiker durchaus sinnvoll mit einem solchen Beduinen über die Suche nach Wasserstellen, den verbleibenden Wasservorrat oder das beste Wasser für die Teezubereitung unterhalten.
Genauso verstehen wir ganz klar, was z.B. Shakespeare meint, wenn er das Wort "Wasser" in seinen Werken benutzt hat, obwohl er noch nichts von "H2O" wissen konnte. Also kann "H2O" nicht die Bedeutung von Wasser sein. Da mag es so etwas wie ein persönliches Konzept von Wasser geben, welches mich z.B. verstehen läßt, das die Wasserpfützen im Bad meinen, das ich endlich den Duschvorhang richtig zuziehen soll. Oder ein kulturelles Konzept von Wasser, das den Kellner verstehen läßt, was ich es heißt, wenn ich auf die Frage nach meinem Wunsch mit "Wasser" antworte, oder das Shakespeare auch nach Jahrhunderten noch verständlich sein läßt. Das Konzept "H2O" ist nur ein weiteres Konzept von Wasser unter vielen.
Nun ist es vieleicht noch nützlich darauf hinzuweisen, daß das Konzept "H2O" für Wasser keinesfalls mit dem sonstigen Gebrauch von "Wasser" deckungsgleich ist, daß es also gewissermassen nicht um eine andere "Intension" von Wasser geht, die aber die gleiche "Extension" zur Folge hat. Denn so ist beispielsweise flüssiges Wasser und festes Wasser beides im Konzept "H2O" inbegriffen, wogegen die alltägliche, nicht wissenschaftliche Sprache zwischen "Wasser" und "Eis" unterscheidet. Umgekehrt verweisen Worte wie "Wodka" (= "Wässerchen") oder "Königswasser" auf die Zugehörigkeit zu einer gewissen Kategorie "Wasser", wogegen das chemische Konzept von Wasser als "H2O" diese Substanzen gerade unterscheidet durch ihren Anteil an "nicht-H2O", d.h. "C2H5OH", bzw. "HCl" und "HNO3".

Man sollte also die verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Wasser" deutlich auseinander halten. Man kann etwa sagen, daß es in der chemischen Theorie so etwas wie H2O gibt, das man *auch* als "Wasser" bezeichnet, und das durchaus einen deutlichen Überlapp mit anderen Bedeutungen von "Wasser" aufweist. Nichts desto trotz hat dieses "Wasser" als H2O seine Bedeutung ausschließlich innerhalb einer chemischen Theorie. Wenn man also als Naturwissenschaftler mit einem Philosophen über Wasser spricht, sollte man sich hüten, diesen Begriff, sei es bewusst oder unbewusst, auf seine Bedeutung innerhalb einer naturwissenschaftlichen Theorie zu beschränken, denn sonst wird man sich nicht verstehen.
Ähnliches gilt natürlich für eine Vielzahl anderer Begiffe auch, die sowohl in der Naturwissenschaft benutzt werden oder innerhalb einer ihrer Theorien definierbar sind, und die auch in anderen, nicht naturwissenschaftlichen Zusammenhängen verwendet werden. Schöne Beispiele wären etwa Worte wie "Druck", "rot" oder "Form".

Donnerstag, 1. April 2010

Homöopathie hilft immer!

...gibt's zum Beispiel hier!
(Ok, sind in Wirklichkeit Bachblüten...)

Strahlen unter Darmstadt

Die von Google eingeblendeten Werbeanzeigen sind meist nur nervig ("Günstige Hotels in Helsinki!", nur weil man mal eine e-mail aus Finland bekommen hat), nützlich bisher nie. Heute allerdings war wieder mal eine von denen darunter, die zu ganz spannende Erkenntnissen führen. So sollte ich mich doch mal in "Geomantie - Ganzheitliche Lebensraumgestaltung" unterrichten lassen. Und das spannende daran ist, daß dieser 12-monatige (!) Fernkurs von der Studiengemeinschaft Darmstadt angeboten wird. An die meine ich mich ganz vage zu erinnern, in Form von penetrant lächelnden Gesichtern auf den letzten Seiten von Frisörzeitschriften, die einen für den Realschulabschluß begeistern wollten. Diese Studiengemeinschaft Darmstadt wirbt nun aber auf ihrer Seite mit der staatlich geprüften Qualität ihrer Kurse:
"Alle Fernlehrgänge der SGD sind durch die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln geprüft und zugelassen. In einem intensiven Verfahren – geregelt im Fernunterrichtsschutzgesetz von 1977 – prüfen erfahrene Fachleute, ob der Lernstoff vollständig, fachlich einwandfrei und pädagogisch so aufbereitet ist, dass der Kursteilnehmer sein Lehrgangsziel sicher erreichen kann."
Wie aber sieht denn nur das intensive, staatlich geregelte Verfahren mit erfahrene Fachleuten aus, das sicherstellt, daß ich vollständigen, fachlich einwandfreien Lernstoff im Bereich "Geomantie und Ganzheitliche Lebensraumgestaltung" bekomme? Klarer wird einem das auf jeden Fall nicht, wenn man den Lehrstoff genauer ansieht. Denn was sie anbieten ist:
- Grundlagen der Geomantie
Und da sagt einem Wikipedia schon: "Die heutige europäische Geomantie ist eine unwissenschaftliche esoterische Lehre, die sich selbst als „ganzheitliche“ Erfahrungswissenschaft versteht und versucht, die Identität eines Lebensraumes, eines Ortes oder einer Landschaft zu erfassen und diese durch Gestaltung, Kunst oder Raum- und Landschaftsplanung zu berücksichtigen und individuellen Ausdruck zu verleihen." Da freue ich mich ja schon mal auf den "fachlich einwandfreien Lernstoff"!
- Die Lebensenergie: Die Ätherlehre
Die kennt die Wikipedia nicht einmal.
- Orte der Kraft: Heilige Plätze und Stätten
- Radiästhesie (wichtige Technik, wie z. B. das Rutengehen, um Strahlungen und Schwingungen zu erspüren)
Auch da muß ich mal darauf vertrauen, daß die Fachleute sichergestellt haben, daß der Kurs kein relevantes Fachwissen vergessen hat. Und so geht das noch eine ganze Weile weiter. Vieleicht ist es doch hilfreicher, mal nachzusehen, was das Fernunterrichtsschutzgesetz von 1977 denn an intensiven Verfahren festlegt, um einen Kurs staatlich zu prüfen und zuzulassen. Und so steht da in §12 (1):
"Fernlehrgänge bedürfen der Zulassung. Das Gleiche gilt für wesentliche Änderungen zugelassener Fernlehrgänge. Keiner Zulassung bedürfen Fernlehrgänge, die nach Inhalt und Ziel ausschließlich der Freizeitgestaltung oder der Unterhaltung dienen. Der Vertrieb von Fernlehrgängen nach Satz 3 ist der zuständigen Behörde anzuzeigen."
Nein nein nein! Es ist nicht so, daß der Geomantiekurs nur der Freizeitgestaltung und Unterhaltung dient und gar nicht zugelassen werden muß, wie man das jetzt vieleicht denken mag! In der Liste aller Fernkurse der ZFU finden sich im Bereich Freizeitgestaltung solche tollen Kurse wie "Bach-Blüten" oder "Homöopathische Erste Hilfe für Hunde und Katzen", neben "Astrologischer Menschenkunde" und klassischer Homöopathie findet sich aber auch der Geomantiekurs unter den zugelassenen Kursen. Also weiter im Gesetz. So stehen im nächsten Absatz schon die Gründe, die einer Zulassung im Wege stehen. So ist die Zulassung eines Fernlehrgangs zu verweigern, wenn
"1. der Fernlehrgang nicht zur Erreichung des vom Veranstalter angegebenen Lehrgangsziels geeignet ist oder
2. Inhalt oder Zielsetzung des Fernlehrgangs gegen die öffentliche Sicherheit oder Ordnung verstoßen oder
3. der Veranstalter nicht den Nachweis erbringt, dass eine vollständige, zutreffende und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechende Unterrichtung des Teilnehmers (§ 16) rechtzeitig vor Abgabe des Vertragsangebots vorgesehen ist, oder
4. die Ausgestaltung der vom Veranstalter vorgesehenen Vertragsbedingungen den gesetzlichen Anforderungen nicht entspricht."

Das klingt jetzt gar nicht so intensiv. Gesetzliche Bestimmungen und Anforderungen gibt es an die Geomantie sicherlich nicht. Die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet sie auch nicht (doof sein ist zwar gefährlich, aber nicht verboten). Da bleibt nur noch, ob das Lehrgangsziel durch den Lehrgang erreicht werden kann. Und wenn das Ziel des Kurses darin besteht, mit der Wünschelrute herumzulaufen und "Im Rhythmus und Zyklus mit der Natur [zu] leben", tja, wer sollte da behaupten, der Kurs könne dieses Ziel nicht erreichen? Schließlich weiß niemand so genau, worin das Ziel denn da genau besteht.
Soviel also zum intensiven Verfahren zur staatlichen Zulassung.
Ich habe mich dann aber doch entschieden, von einer Teilnahme am Kurs abzusehen. Denn beim Durchsehen der Liste mit ZFU-zugelassenen Fernkursen bin ich auf einen viel schöneren Lehrgang gestoßen: "Fachkraft für Schimmelpilzsanierung". Denn da hat man auch mit Lebensraum zu tun, und außerdem weiß man dabei wenigstens, worum es eigentlich geht. Und nach all den Kämpfen mit Chlorwasser im Bad muß einer ja dem armen Schimmelpilz wieder auf die die Beine helfen.