Der Mensch an sich ist stockdoof. Schon klar, diese Erkenntnis wird mir sicherlich nicht den Nobelpreis einbringen, springt sie doch jedem, der mal durchs Fernsehprogramm zappt oder sich eine Zugfahrt im Großraumwagen antut sofort ins Auge. Der schönste Beweis für die Blödheit ist aber die stoische Gelassenheit, mit der sich der Mensch von der Technik auch noch wie ein Idiot behandeln läßt.
Den Anfang machten natürlich die Computerprogramme. Kaum das man mal schnell einen Brief schreiben oder ein paar Folien erstellen will, schon ärgert man sich mit der Besserwisserei des Programms herum. Hier will ich bestimmt den Text eingerückt haben, und hier mit Großbuchstaben beginnen, warum macht er denn jetzt dies nicht und wo bekomme ich jenes abgeschaltet? Und zum Höhepunkt möchte man noch ein Bild in den Text einfügen, und das soll wirklich genau hier, [h!!!], sein. Denkt zumindest der Benutzer, doch der Computer weiß es besser. Oder bin ich der einzige, der schon mal nachgegeben und es halt anders gemacht hat, wenn der Computer es partout so will?
Doch längst ist die Bevormundung nicht mehr nur auf das übliche Böse im Computer beschränkt. Da steigt man mal schnell in den Wagen und hat noch nicht einmal zurückgesetzt, da drängt einen ein nervtötendes Piepen, den Sicherheitsgurt anzulegen. Das ich vieleicht der einzige Mensch in einem Kilometer Umkreis bin und nur mal 100m umsetzen will, ist dem Auto egal. Auto fahren - Sicherheitsgurt schließen. Das ist nicht gerade eine sehr intelligente Herangehensweise, und doch glaubt das Auto damit immernoch klüger als der Fahrer zu sein. Und schießlich schnallt der sich auch entnervt selbst in der eigenen Garage noch an.
Und eine mir nahestehende Person erzählte mir doch kürzlich von ihrer neu angeschafften elektrischen Zahnbürste. Die läuft von sich aus in vier Intervallen zu je 30 Sekunden. Jedes dieser Intervalle soll man für einen Teil der Zähne benutzen, und wenn man sie vor Ablauf der zwei Minuten abschalten will, muß man mehrmals den Ausknopf drücken. Jetzt weiß also auch schon die Zahnbürste besser als ihr Benutzer, wie der seine Zähne zu putzen hat.
Und der nächste Schritt ist auch schon in Vorbereitung, in Form des Autos, das vor dem Anlassen erst einmal am Atem des hoffnungsvollen Fahrers prüft, ob der nicht vieleicht Alkohol getrunken hat. Hier weiß die Maschine nicht nur einfach besser, was der Mensch will, nein! Hier überprüft die Maschine noch, ob der, der sie benutzen will, dazu psychisch überhaupt in der Lage ist.
Da kommt einem schon die Frage, ob der Mensch es am Ende nicht gar verdient hat, von den Maschinen versklavt zu werden. Vieleicht taugt er ja tatsächlich zu gar nicht viel mehr, außer als billige Energiequelle für die wahren Herren dieser Erde herzuhalten?
Aber vieleicht sehe ich das auch alles ganz falsch? Ist das am Ende gar kein Anzeichen für Blödheit, sondern ganz im Gegenteil? Schaffen wir durch das Abschieben simpler Alltagsgedanken auf unsere Maschinen gar, den Kopf frei zu bekommen für die wahrhaft wichtigen Gedanken? Können wir so beim Autoparken und Zähneputzen endlich darüber nachdenken, wie wir Forschungssonden zum Uranus schicken, ob es mehr als eine Art des Seins gibt, wie wir den Hunger auf der Erde ausmerzen und die Kunst und Architektur in unerreichten Höhen führen?
Dieser Gedanke tröstete mich, bis ich dann das Gespräch in der U-Bahn mit anhörte. In Berlin, zwischen zwei Endzwanzigern, die in der U6 auf dem Weg von Friedrichstraße zum Halleschen Tor waren:
Person 1: "Du, was macht eigentlich der Günni jetzt so? Von dem hört man ja gar nichts mehr."
Person 2: "Der hat jetzt echt was am Start. Arbeitet ja auch rund um die Uhr. Der macht jetzt ganz neue Kommunikationskonzepte."
Person 1: "Echt?"
Person 2: "Ja, so mit umfassendem Konzept und so. Da hängt der sich auch voll rein."
Person 1: "Und das läuft?"
Person 2: "Ja, ich glaub', der hat da schon was Konkretes. Mit Kräuterbonbons, oder so."
Ok, was nutzt es, sich gegen das Unvermeidliche aufzulehnen? Wir werden am Ende alle zu Batterien für elektrische Zahnbürsten. Die sind uns einfach überlegen.
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