Freitag, 9. Januar 2015

Zamzam oder so

Bei SpOn pflegen sie offenbar das Understatement. Da hat SpOn eine Meldung, die einen Kriegsgrund abgeben könnte:
und dann nur ein so knapper Artikel dazu:
"Doch Syriens Präsident Baschar al-Assad hat seine Pläne zum Bau einer Atombombe offenbar trotzdem nicht aufgegeben. Das legen exklusive Dokumente nahe, Satellitenaufnahmen sowie abgehörte Gespräche, die dem SPIEGEL aus Geheimdienstquellen zugänglich gemacht wurden."
Die Satellitenbilder, die dem Spiegel "aus Geheimdienstquellen" zugespielt wurden, sollen einen Reaktor oder eine Anreicherungsanlage oder irgendwas anderes mit Atomen drin zeigen:
"Westliche Experten vermuten nach Auswertung der Dokumente, dass es sich bei dem Projekt mit dem Codenamen "Zamzam" um einen Reaktor oder eine Anreicherungsanlage handeln könnte."
Mit den ganzen "soll" und "könnte" im Text wirkt die Geschichte dann ein bisschen dürftig. Noch trauriger wird es aber, wenn man sich die Geheimdienstkreissatellitenbilder von Google Earth  anschaut:

Das mit Google Earth ist ganz wörtlich gemeint. Beim zweiten Geheimdienst-Bild steht es ja unten rechts drin, aber auch das erste der beiden Bilder stammt von Google. Die gezeigte  Gegend liegt 3430' 50" N, 36o 24' 28" O, falls jemand selbst nachgucken will, und so sieht sie bei Google Earth (mit dem Bildmaterial vom 22.7.2012) aus:
Zur Verdeutlichung kann man den Kontrast im Bild noch was verstärken und die Farben etwas ins bläuliche verschieben:

Na gut, das trifft die Farbe vielleicht noch nicht perfekt, aber es reicht wohl, um zu sehen, daß die Google Earth-Aufnahme dem "Geheimdienstmaterial" nicht nur ähnlich ist, sondern mit ihm identisch. Wenn man sich die Bilder genau ansieht, kann man auch noch dieselben abgestellten Fahrzeuge und die gleichen Sand auf der Straße sehen.

Es sieht allerdings so aus, als hätte der Geheimdienst es nicht einmal hingekriegt, sich vor dem Durchstechen des heißen Materials von Google an die Enthüllungsjournalisten vom Spiegel darauf zu einigen, wie rum man denn die Bilder nun halten soll (siehe unten links in den Aufnahmen):


Das Satellitenmaterial aus "Geheimdienstquellen" besteht also aus von Google Earth herunter geladenen Bildern, in denen jemand an die Gebäude die Analyse "Facility" drangeschrieben hat und die so schlampig bearbeitet worden sind, daß nicht einmal die Nord-Pfeile immer in die gleiche Richtung zeigen! Da fragt man sich schon, für wie dumm man eigentlich verkauft werden soll.
Aber vielleicht liegt's ja auch nur daran, daß diese Geheimdienste bekanntlich manchmal ein bisschen schlampig sind, wenn's um Massenvernichtungswaffen irgendwo in der arabischen Welt geht…

PS:
Dieser Post wurde am 10.1.2015 um 23:43 noch einmal erweitert, nachdem ich erschrocken gesehen habe, daß es diese blödsinnige Spiegel-Meldung mit ihren Satellitenbildern auch noch in die Tagesschau geschafft hat...

2 Kommentare:

  1. weniger Understatement hier:
    http://www.spiegel.de/international/world/evidence-points-to-syria-still-working-on-a-nuclear-weapon-a-1012209.html
    schon den ganzen Tag Headline auf http://www.spiegel.de/international/
    dementsprechend: https://news.google.com/news/story?hl=en&q=zamzam&ncl=d6LMraWOeV8D3BMCrW7QuEyamo6LM&scoring=d

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    1. Holla, schau mal einer an!
      Na, dann… Hoffentlich verfliegen sich die Bomber nicht, wenn ihnen der Geheimdienst die Anflugroute aus Nord durchgibt...

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