Samstag, 27. April 2013

Frischer Wind

SPD
Spitzenkandidat:
Peer Steinbrück
Alter: 66
Trug bereits Regierungsverantwortung:
2005 bis 2009
Größter Erfolg:
Millionär geworden, indem er Banken gründlich die Leviten liest. [1]
Bester Lacher:
"Deutschland kann die 4. industrielle Revolution anführen!" [2]

FDP
Spitzenkandidat:
Rainer Brüderle
Alter: 68
Trug bereits Regierungsverantwortung:
2009 bis 2011
Größter Erfolg:
Eintrag im Guinness-Buch für die meisten Treffen mit Weinköniginnen (1348). [3]
Bester Lacher:
"Ich wunder mich, dass alles, was ich mir bei Amazon angesehen habe, auf dem Bildschirm erscheint, wenn ich Wochen später wieder auf Amazon bin." [4]

Grüne
Spitzenkandidat:
Jürgen Trittin
Alter: 59
Trug bereits Regierungsverantwortung:
1998 bis 2005
Größter Erfolg:
Die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen von 60% auf 50% zu steigern. [5]
Bester Lacher:
"Das Dosenpfand ist ein großer Erfolg." [6]

CDU
Spitzenkandidatin:
Angela Merkel
Alter: 59
Trug bereits Regierungsverantwortung:
1991 bis 1998 und 2005 bis 2013
Größter Erfolg:
2009 mit dem schlechtesten Wahlergebnis der Union seit 1949 gegen Steinmeier wiedergewählt zu werden. [7]
Bester Lacher:
"Politik heißt nicht, ständig nach dem Wetterhahn auf dem Dach zu schauen, sondern seine Überzeugungen umzusetzen." [8]

CSU
Spitzenkandidatin:
Gerda Hasselfeldt
Alter: 63
Trug bereits Regierungsverantwortung:
1989 bis 1992
Größter Erfolg:
Leiterin der Abteilung Berufsberatung des Arbeitsamts Deggendorf. [9]
Bester Lacher:
"Wir regieren erfolgreich, den Menschen in Deutschland geht es gut." [10]

Na, welcher dieser jungen, unverbrauchten Köpfe ist wohl am besten geeignet, Deutschland mit frischen Gedanken und neuen Ideen in eine bessere Zukunft zu führen?
(Also, nächstes Mal an der Regierung dann aber wirklich...!)

Freitag, 19. April 2013

Brandenburgs Zuhälter entdecken die Sittsamkeit

"Ein wichtiger Teil des Gründungsauftrags der Brandenburger Hoch­schulen ist die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft [...]" 
Aus: Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg, Ausgabe 2011/2012 (aka "Imagebroschuere2010.pdf"), herausgegeben vom Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur

"Der Forschungserfolg wird mit Hilfe von Drittmitteln gemessen. Drittmittel nahm die BTU Cottbus 2002 in Höhe von 15.457.000 Euro, 2003 in Höhe von 16.657.000 Euro und 2004 in Höhe von 14.529.000 Euro und 2005 in Höhe von 13.494.900 Euro ein [...]. Der abnehmende Trend wirkt sich zweifach negativ aus: es fehlen nicht nur die Drittmittel selbst, sondern zusätzlich sinken die Zuweisungen des Landes." 
Aus: Die Finanzierung der Brandenburger Hochschulen und deren Bedeutung für die BTU Cottbus, Forum der Forschung 20/2007: Seite 101-110 (Link)
Insbesondere die taz berichtete die Tage ausgiebig von einem Wissenschaftsskandal an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus [1][2][3]: Ein Manager des Energieunternehmens Vattenfall promovierte 1999 an der BTU Cottbus. Inzwischen gibt es ganz gravierende Plagiatsvorwürfe gegen die Arbeit. Die Universität sträubt sich aber mit allen Kräften gegen eine intensive Prüfung der Vorwürfe und die eventuelle Anerkennung des Doktortitels. Vattenfall fördert Forschungsprojekte an der BTU Cottbus mit Summen in der Größenordnung von 800 000 € jährlich.
Allenthalben ist die Empörung groß, eine Universität verkauft ihre wissenschaftliche Redlichkeit! Bis in den Brandenburger Landtag und das Wissenschaftsministerium reicht die Entrüstung inzwischen, sie reicht von der Linkspartei bis zur FDP.
Irgendwie jedoch wird übersehen, daß es die Politik war, die überhaupt erst die Rahmenbedingungen geschaffen hat, die Universitäten in die Abhängigkeit von Geldgebern aus der Industrie trieb. Es war die Politik, die in ihrer Hochschulfinanzierung Drittmittel ernsthaft zum Indikator von Forschungserfolg machte. Und die dann Drittmittel zu einem der Kriterien für die Verteilung öffentlicher Gelder an Universitäten erhob. Und sollte die BTU Cottbus den Vattenfall-Doktor tatsächlich kassieren und Vattenfall - völlig unabhängig davon, versteht sich - zu der Einsicht kommen, daß die eigenen Gelder bei der BTU Cottbus doch nicht so gut angelegt sind wie erhofft und sich verabschieden? Dann wird die Universität nicht gelobt, sondern für den Verlust ihrer Vattenfall-Drittmittel mit Kürzungen öffentlicher Zuwendungen (den sogenannten "leistungsbezogenen Zuweisungen") bestraft. Denn in der durchökonomisierten Logik der Forschungspolitik ist ein Rückgang von Drittmitteln gleichbedeutend mit geringerem Forschungserfolg.

Wir haben eine Politik, die die Universitäten zum Geldverdienen ins Bett der Wirtschaft stößt und sich empört gibt, wenn es zu unsittlichen Berührungen kommt. Die Universitäten spielen in ihrer so gut wohl nur im Wissenschaftsbetrieb gedeihenden, merkwürdigen Mischung aus Feigheit, Narzissmus und Selbstüberschätzung allzu gerne beim Spiel mit. Zum glühenden Verteidiger der Unabhängigkeit von Forschung und Lehre werden sie nur dann, wenn irgendwo wissenschaftliches Fehlverhalten medienwirksam aufgeflogen ist. Und über eine Wirtschaftselite, sie zum Aufpolstern ihres erbärmlichen Egos nicht auf die Anrede "Herr/Frau Doktor" verzichten kann, muß man wohl nichts weiter sagen.

Angesichts einer solch heuchlerischen, verlogenen Mischung aus Wissenschaftsbetrieb, Wirtschaft und Politik könnte einem die klassische, doktortitelfreie Prostitutions-Schutzgeld-Wir-Brechen-Dir-Die-Beine-Wenn-Du-Nicht-Zahlst-Mafia fast schon herzerfrischend ehrlich vorkommen...

Donnerstag, 18. April 2013

Aus einem Hirn vor unserer Zeit

Hin und wieder findet man bei grenz|wissenschaft-aktuell ja wahre Perlen des Absurden! Heute z.B. diese bisher nur als Entwurf veröffentlichte "Studie" der Herrn Alexei Sharov und Richard Gordon: Life before Earth. Die Arbeit der beiden Herren beweist nahezu eindeutig, daß das irdische Leben älter ist als die Erde selbst! Aufregend, nicht wahr? Aber der Reihe nach. Kern der spektakulären Einsicht ist diese Abbildung:


Die beiden Hobbyforscher haben die Komplexität des Lebens, ausgedrückt in der Anzahl der Basenpaare im funktionalen, nicht-redundanten Genom, für verschiedenes, naja, irgendwie ausgewähltes lebendiges Dings, gegen die irgendwie vermutete Entstehungszeit aufgetragen. Daran haben sie halt mal eine Exponentialfunktion angepasst und geguckt, zu welcher Zeit diese bei nur einem Basenpaar ankommt (Vorsicht, die y-Achse ist logarithmisch, daher entspricht 1 Basenpaar (bp) gerade "0" auf der Achse und die Exponentialfunktion sieht wie eine Gerade aus). Das ist nach ihrer Rechnung vor 9,7 ± 2,5 Milliarden Jahren. Und das muß dann wohl die Entstehungszeit des irdischen Lebens sein, das mit einem funktionalen, nicht-redundanten Basenpaar im Genom anfing. Und da die Erde selbst gerade man so gute 4,5 Milliarden Jahre alt ist, muß das irdische Leben schon vor der Geburt des Sonnensystems entstanden und gleich mit eingebaut worden sein!
Diese Studie erlaubt natürlich weitgehende Einsichten, etwa in den außerirdischen Ursprung des Lebens, die Entwicklung intelligenter Wesen im Universum, oder auch in die Anzahl funktionaler nicht-redundanter Hirnzellen in den Köpfen ihrer Autoren. Die Wissenschaftler der Wahrheit über die Wahrheit waren ganz begeistert! Sofort hat sich die DWüdW-Forschungsgruppe "Schriftkultur und Entwicklungen in Semiotik und Strukturalismus" (SchEiSS) daran gemacht, diesen großartigen Forschungsansatz auf andere Gebiete zu übertragen. Also nahmen die SchEiSS-Forscher die Komplexität schriftlich niedergelegter bedeutender Gedankengänge, gemessen in der Anzahl der Worte, und trugen sie gegen die Zeit auf. Durch die Datenpunkte legten sie ein Exponentialgesetz, welches die Daten gut annähert. Und siehe da:


Verfolgen wir das Exponentialgesetz in der Zeit zurück, so finden wir, daß der erste bedeutende schriftliche Gedanke, bestehend aus genau einem einzigen Wort, vor 12 400 Jahren niedergelegt worden sein muß! Und das ist volle 7 900 Jahre vor der Erfindung der Schrift!
Die logische Schlußfolgerung aus dieser Erkenntnis liegt natürlich auf der Hand. Außerirdische müssen prähistorische irdische Kulturen besucht und dabei das erste Wort niedergeschrieben haben. Dieser Gedanke ist nicht neu, Erich von Däniken vertritt ihn schon seit Jahrzehnten. Doch ist es erst DWüdW-SchEiSS gelungen, den Besuch von Außerirdischen in der Vorzeit nicht nur durch das Hineininterpretieren in irgendwelche Höhlenmalereien zu folgern, sondern exakt und in einem strengen mathematischen Verfahren zu belegen! Zweifellos ein epochaler Schritt für die Wissenschaft!
Doch nur die Ruhe - DWüdW ist bescheiden und hält nichts von überzogenem Ruhm und Ehre. Für dieses Blog ist es daher vollkommen ok, sollte es sich den Nobelpreis mit den Herrn Sharov und Gordon teilen müssen...

PS: RP-Online und ShortNews haben die Meldung vom beeindruckenden Alter des Lebens auf der Erde sogar übernommen!
PPS (23.4.): ShortNews rudert wieder zurück...
PPPS (29.4.): Wow, wer hätte das gedacht! Auch der ORF und der Standard sind auf den Quatsch angesprungen.

Sonntag, 14. April 2013

Irrer Kurzschluss im Gaga-Spiegel

NUR GAGA!
DEUTSCHER WISSENSCHAFTLER BEHAUPTET:
"SONNEN-STRAHLEN BLASEN DIE ERDE AUF!!!"
Starben deshalb die Dinos aus?
Auf was für Gaga-Ideen kommen die Deppen-Deutschen denn noch? Deutschland's Professor Konstantin Meyl (61) behauptet: Sonnen-Neutrinos lassen die Erde anschwellen! Starben die Dinosaurier (66 Mio. J., ✝) aus, weil die Erde zu schwer wurde? DWüdW meint: Die spinnen, die Deutschen!



♱ Schon kleine Kinder werden an staatlichen Schulen christlich unterwiesen!

UND JETZT AUCH NOCH DAS!

DWüdW erklärt exklusiv:
SO BUMM IST MERKELS IRRER
GOTTES-STAAT!!!



IRRE GAGA-LEHRE HOMÖOPATHIE:
STAATSORDEN FÜR HOMÖO-DOKTOR!
Wie krank sind die deutschen Köpfe??




JETZT WIRD'S BALLA-BALLA:
DEUTSCHLAND ERFINDET HELLSEH-APPARAT!!
Deutsche Wissenschaftler sind ja immer für eine kuriose Idee gut (DWüdW berichtete). Aber jetzt ist nur noch Balla-Balla! Forscher der staatlichen Viadrina-Universtität in Frankfurt/Oder (bei Berlin) behaupten: "Wir können mit einer Hellseh-Maschine Kontakt zu Toten herstellen!" DWüdW fragt: Wie gaga sind die Deutsch-Forscher??

____________________________________________

...Und sonst so? Ah ja:






... nur das Übliche halt.

Donnerstag, 11. April 2013

Iranisch-Deutsche Raumzeitverwerfungen

Wir aufgeklärten, gebildeten Europäer, die wir den Glauben an die Erlangung des ewigen Lebens durch den Verzehr von Backoblaten für irgendwie normal, Homöopathie für irgendwie wirksam und das Vorhandensein von Genen im Essen für irgendwie ganz furchtbar schlimm halten, wir Europäer halten ja die Bewohner entfernter Landstriche gerne mal für bizarre, nicht so ganz helle Naivlinge. Wie sehr gilt das erst, wenn die entfernten Landstriche auf einer "Achse des Bösen" liegen! Was haben wir uns doch noch amüsiert, als nordkoreanische Archäologen vor einiger Zeit die Höhle eines Einhorns entdeckt haben wollten! Gut, irgendein Spielverderber hat uns den Spaß wieder kaputtgemacht und darauf hingewiesen, daß nicht die Höhle eines Einhorns gefunden wurde, sondern eine Höhle, die laut koreanischer Mythologie Wohnort eines Einhorns gewesen sein soll. Das ist zwar schon was anderes, aber zugetraut hätten wir den komischen gelben Männchen die Jagd nach einem Einhornnest allemal!
Jetzt hat es den anderen Erzschurken erwischt, Iran. Ein iranischer Wissenschaftler namens Ali Razaeghi, Leiter des iranischen "Zentrums für Strategische Erfindungen", behauptet, eine Art von "Zeitmaschine" erfunden zu haben, ein Gerät, das dank "komplexer Algorithmen" bei Berührung die Zukunft einer Person vorhersagen könne. Das behauptete zuerst die britische Zeitung The Telegraph in einem Online-Artikel. Als Quelle beruft sie sich auf eine Meldung der regierungsnahen iranischen Nachrichtenagentur Fars News Agency. Zumindest der englischsprachige Dienst dieser Agentur berichtet allerdings nichts von einer "Zeitmaschine", und Google kennt auch kein iranisches "Zentrum für Strategische Erfindungen". Man müsste sich ein bisschen mit dem Iran auskennen und persisch sprechen, um da weiter zu suchen. Beides geht mir leider ab... Aber glücklicherweise hat auf der anderen Seite des Korridors eine leibhaftige und hilfsbereite iranische Kollegin ihr Büro! Es war mir zwar ein bisschen peinlich, sie danach zu fragen, aber sie hat dann doch ein wenig ihrer Zeit auf diese Sache verwandt und mir verraten, daß sie selbst noch niemals etwas von einem Herrn Razaeghi oder einem "Zentrum für Strategische Erfindungen" in Teheran gehört hat. In einer kleinen Suche in iranischen Medien brachte sie zutage, daß eine solche Meldung tatsächlich einmal im persischsprachigen Dienst von Fars News Agency existierte, inzwischen aber wieder gelöscht wurde. Einige iranische Medien griffen die Meldung dennoch auf und brachten nicht so ganz ernst gemeinte Meldungen. Die iranische Zeitung Shargh Daily brachte gar ein Interview mit dem "Erfinder". Eingeführt wird er etwas sarkastisch mit den Worten "Razaeghi, der von sich sagt, er sei der Leiter eines 'Zentrums für Strategische Erfindungen'".
Eine britische Zeitung verkündet also eine inzwischen zurückgezogene Meldung über eine selbst im Iran nicht ernst genommene Erfindung einer unbekannten und nicht ernst genommenen Person einer unbekannten und nicht ernst genommenen Institution. Und dennoch wird die Meldung gerne aufgegriffen, und zwar unter alleiniger Berufung auf The Telegraph, z.B.:
"Iran's Latest Fake Invention Is a Time Machine That Fits in Your Computer"
"Iranian scientist claims to have invented 'Time Machine' that can predict the future"
Diese Iraner halt... Und auch in Deutschland ist die Meldung inzwischen angekommen, beispielsweise bei shortnews:
"Iranischer Wissenschaftler behauptet eine Art Zeitmaschine erfunden zu haben"
Aber am schnellsten war natürlich Bild:


Das "Völlig gaga" bleibt aber zweideutig. Bezieht es sich auf die Behauptung, eine Zeitmaschine erfunden zu haben? Oder auf das Weiterverbreiten dieser Meldung?

PS:
Ach ja... Wenn jemand etwas von Zeitmaschinen versteht, dann ja wohl ein Europäer! Dann findet es Bild auch gar nicht "gaga":


PPS: (13.4.)
Inzwischen hat es die Meldung auch in 20min.ch und den Berliner Kurier geschafft...

Mit Dank an H.!

Dienstag, 9. April 2013

Zombie-Zitat der Woche

Der regelmäßige Leser weiß es schon: Die Wahrheit über die Wahrheit ist ein großer Freund des Zombies. Und er weiß auch, wie sehr sie die zweifelhafte Reputation des Zombies in der breiten Öffentlichkeit bekümmert. Bisher schien der Zombie nur als trashige Figur dubioser B-Movies zu gelten. Und nun, wo Hollywood samt Brad Pitt sich des Zombies angenommen hat, droht er gar zum spaßigen Hollywood-Popkorn-Klamauk zu verkommen! Das haben die wandelnden Toten in ihren vielfältigen Erscheinungsformen nicht verdient! Denn wie Jesu Bergpredigt im Matthäusevangelium, wie die Raserei des Achill auf den Schlachtfeldern Trojas oder das Verspeisen von Känguruhoden im Dschungelcamp, so hat auch der Zombie seinen fest verankerten Platz im kollektiven Bewustsein der Menschheit. Und so startet DWüdW die Zombie-Aktionswochen und stellt sich das Zombie-Zitat der Woche voran - in der bescheidenden Hoffnung, auf diese Weise etwas beizutragen zur gesteigerten Sichtbarkeit und Akzeptanz des Zombies als integraler Bestandteil der menschlichen Geistes- und Kulturgeschichte...!


Bisherige Zombie-Zitate der Woche:

Wohl dir, wenn deine Toten ruhn
Still unter grüner Erde! -
Doch wehe, wandeln sie auf ihr
Mit lächelnder Gebärde!
Ernst Scherenberg: Wohl dir, wenn deine Toten ruhn! (Deutschland, 19. Jahrhundert)



"War er schon zu Lebzeiten böse, so ward er noch um ein vieles böser nach seinem Tode; denn als Untoter lief er reichlich umher nachdem er gestorben war. Die Leute sagten, er hätte die meisten aus seinem Gesinde getötet in seiner unheimlichen Erscheinung. Er verursachte viel Kummer bei denen, die in seiner Nähe wohnten, und Hrapps Gehöft wurde verlassen."
Laxdæla Saga, Kapitel XVII (Island, 13. Jahrhundert)


"Schafft du mir aber den Himmelstier nicht,
So zerschlag ich die Türen der Unterwelt,
Zerschmeiß ich die Pfosten, laß die Tore weit offenstehn,
Laß ich auferstehn die Toten, daß sie fressen die Lebenden,
Der Toten werden mehr sein denn der Lebendigen!"
Gilgamesch-Epos, Sechste Tafel (Mesopotamien, 2. Jahrtausend v. Chr.)



"Zur Zeit des Bischofs Baldrich, der 80 Jahre oder darüber den Sitz zu Utrecht inne hatte, war die Kirche eines Ortes, Namens Deventer, durch die Zeit zerstört; diese ließ Baldrich neu erbauen, weihte sie ein und übergab sie einem seiner Priester. Als dieser nun eines Morgens ganz früh in der Dämmerung nach der Kirche hinging, sah er die Toten in der Kirche und auf dem Kirchhofe Opfer bringen und hörte sie singen. Dies erzählte er dem Bischofe, und dieser befahl ihm, sofort in der Kirche zu schlafen. Da aber ward er in der nächsten Nacht samt dem Bette, in dem er schlief, von den Toten aus der Kirche geworfen. Dies klagte er wieder voll Schrecken seinem Vorgesetzten. Dieser aber befahl ihm, er solle, geschützt durch Reliquien der Heiligen und mit Weihwasser besprengt, nicht ablassen, die Wache in seiner Kirche zu halten. Er nun befolgte diesen Befehl und wollte wiederum in der Kirche schlafen; allein von Angst gequält, wachte er auf. Und siehe! Da kamen sie zur gewöhnlichen Stunde, hoben ihn auf, setzten ihn dem Altar gegenüber nieder und verbrannten seinen Körper zu Asche."
Chronik des Thietmar von Merseburg, Buch I (Deutschland, um 1012)


"Ich kämpfte mit dem Toten, ertrug die schwere Last und die schmerzliche Gefahr des Kampfes; Aswid, er erstand wieder auf und fiel über mich her mit reißerischen Klauen; mit höllischer Macht erneuernd den gräßlichen Kampf, nachdem er doch schon zu Asche ward.
Was steht Ihr bestürzt, die ihr mich so farblos seht? Ein jeder Lebende erbleicht unter den Toten.
Durch seltsames Walten höllischer Kräfte wurde der Geist des Aswid herausgesandt aus der Unterwelt, und mit seinen grausamen Zähnen fraß er auf das schnellfüßige Pferd und übergab seinen Hund seinen abscheulichen Kiefern. Nicht gesättigt durch das Verschlingen des Pferdes und des Hundes, wandte er seine flinken Klauen gegen mich, zerriß mir die Wange und nahm mir das Ohr. Daher der gräßliche Anblick meines aufgeschlitzten Antlitz', das Blut in der häßlichen Wunde. Doch der Träger des Grauens blieb nicht unversehrt; denn bald trennte ich ihm ab seinen Kopf mit meiner Waffe und spießte seinen schuldbeladenen Leichnam auf mit einem Pfahl."
Saxo Grammaticus: Gesta Danorum, Buch V (Dänemark, um 1185)


"A little ere the mightiest Julius fell,
The graves stood tenantless, and the sheeted dead
Did squeak and gibber in the Roman streets"
Shakespeare: Hamlet, 1. Akt, 1. Szene (England, um 1600)

Samstag, 6. April 2013

Extrem-Bonding

Jetzt wird es ja wirklich mal Zeit, die Ergebnisse des großen DWüdW-Osterprojekts mitzuteilen! Die einen hielten das Vorhaben ja für billiant. Andere für wahnsinnig. Im nachhinein kann ich sagen, die mit dem "wahnsinnig" hatten völlig recht! Das Unternehmen bestand darin, die Osterfeiertage zu benutzen, um alle 23* James-Bond-Filme in chronologischer Reihenfolge hintereinander weg zu gucken. Und tatsächlich haben wir die insgesamt 48 Stunden und 10 Minuten Film bewältigt! Das ganze Unterfangen diente natürlich nicht einfach der Unterhaltung oder um die Wartezeit auf das Jüngste Gericht zu überbrücken. Nein, es diente dem Erkenntnisgewinn! Dank sorgsam geführter Strichlisten kann DWüdW jetzt z.B. definitiv feststellen:
James Bond hat im Laufe seiner beruflichen Karriere genau 13 Hubschrauber vom Himmel geholt (unter Einsatz von Gewehren, Raketen, Luftminen, Flammenwerfen, Signalpistolen, Wäscheleinen,...). Er hat drei Atom-U-Boote versenkt, vier Satelliten ausgeschaltet, zwei Kernreaktoren und eine Ölbohrinsel zerstört. Er hatte sieben Verfolgungsjagden mit Motorbooten und sechs auf Ski, und acht Autos stürzten fatal über Klippen, in Schluchten und Abgründe (in einem saß Bond). Bond musste sich zweimal gegen Spinnen, dreimal gegen Schlangen, zweimal gegen Echsen, einmal gegen Tiger und dreimal gegen Haie zur Wehr setzen. Er wurde zweimal von Lawinen verschüttet, stürzte siebenmal mit dem Flugzeug ab und wurde fünfmal gefoltert. Zweimal wurde er gar so schwer verletzt, daß M ernsthaft überlegte, ob Bond nicht besser krankgeschrieben werden sollte...
Aber natürlich ging es nicht nur um nackte Statistik. Das gewaltige Unternehmen diente auch dazu, immer wieder diskutierte Fragen durch direkten Vergleich eindeutig, kompetent und endgültig zu klären. Hier sind sie:

Der beste Bond-Darsteller aller Zeiten?
Ok, das war eigentlich nie eine Frage...

Das beste Bond-Girl aller Zeiten?
Pussy Galore (Goldfinger)
Sieht man hier mal von seinen persönlichen Sympathien ab, dann ist die Wahl eindeutig. Trotz ihrer selten blöden Namens traf Bond mit Pussy Galore eine Frau, die nicht als hilflose, dumme Deko von ihm gerettet werden musste, sondern die ihm auf Augenhöhe begegnete und letztlich ihn samt Welt rettete. Und das immerhin schon im Jahre 1964!
Bond warnt Pussy vor Goldfingers Killer:
Bond: "Kleine Mädchen bringt der um."
Pussy Galore: "Kleine Jungs auch!"

Der beste Bond-Film aller Zeiten?
Feuerball
Eine zeitlose Geschichte, die auch heute nicht peinlich wirkt, großartige Unterwasserkämpfe, schöne Frauen, böse Bösewichte und ein unheimlich bondiger Bond. Unterm Strich immer noch der beste Film!
Bond: "Ein schönes Gewehr! Eigentlich eher etwas für eine Frau..."
Largo: "Verstehen sie etwas von Waffen, Mr. Bond?"
Bond: "Nein. Aber etwas von Frauen."

Der beste Bond-Titelsong aller Zeiten?
Shirley Bassey: Goldfinger
Es mag ja noch andere nette Bond-Titelsongs geben. Aber nur Goldfinger hat das Zeug zum Klassiker!

Die beste Eröffnungssequenz aller Zeiten?
Ein Quantum Trost
Der gewaltige, ahnungsvolle Kameraflug über den Gadasee auf den Tunnel zu, mit den eingeschnittenen Fetzten der Vorbereitung einer Jagd. Der erwartete und doch krasse Ausbruch einer harten Verfolgungsjagd mit dem düsterem und coolen Ende. Diese Eröffungssequenz kann man sich auch dreimal hintereinander ansehen!

Der beste Bond-Bösewicht aller Zeiten?
Raoul Silva (Skyfall)
Hier war die Wahl nicht einfach. Am Ende gewann ganz knapp Herr Silva mit seiner wundervollen Mischung aus Wahnsinn, Genie, Humor, Härte und Weiche...

Die beste Bond-Szene aller Zeiten?
Aus der Eröffnungssequenz von Der Hauch des Todes (ab ca. 1:50):
Eine schöne, reiche und gelangweilte Frau beklagt sich auf ihrer Jacht am Telefon, daß sie endlich mal einen richtigen Mann bräuchte. Just da landet Bond mit einem brennenden Fallschirm auf ihrem Schiff, nimmt ihr das Telefon ab um seinen Chef anzurufen: "James Bond - ich melde mich in einer Stunde zum Report". Die Dame reicht im ein Champagnerglas mit den Worten: "Leisten sie mir etwas Gesellschaft?". Bond ins Telefon: "Ich melde mich in zwei Stunden."
James-Bondiger war James Bond nie!

* Als Puristen zählen wir nur die 23 Filme der Eon-Reihe als "echte" Bond-Filme.