Montag, 5. November 2012

Kleine Systematik dummer Argumente

Wer sie benutzt, der benutzt sie oft. Wer sie nicht benutzt, der hört sie oft: Dumme Argumente. DWüdW wagt sich vor in das Reich der niederen Lebensformen und versucht sich an der ersten Taxonomie der dummen bis dümmsten Argumente!


FAMILIE: SCHLEIMPILZE

Die Familie der Schleimpilze umfasst eine Fülle von vielseitigen, allesamt ausgesprochen primitiven Argumenten. Neben dem Fehlen eines zentralen Nervensystems ist das gemeinsame stammesgeschichtliche Merkmal der Argumente dieser Familie der Ursprung in der Überlegung Das gilt für mich, also gilt es für alle Menschen. Bevorzugter Lebensraum dieser Argumente sind die Ökosysteme Kultur/Technik/Wissenschaft.

Prominente Spezies:
"Das braucht doch niemand!"
"Das will doch eh' keiner!"
"Das interessiert doch niemanden!"
"Das versteht doch sowieso keiner!"

Da die Argumente der Familie der Schleimpilze ausgesprochen empfindlich gegen Umwelteinflüsse der Art "Warum kümmerst du dich dann überhaupt darum?" sind, treten sie in der Regel in Symbiose mit dem Argument "Das gehört verboten, damit sich nicht aus Versehen doch noch jemand mit etwas beschäftigt, das er nicht braucht, nicht will und nicht versteht."


FAMILIE: ECHTE NULLARGUMENTE

Gattung: Blockwartartige
Die Argumente der Gattung der Blockwartartigen gedeihen bevorzugt im Lebensraum Politik/Gesellschaft/Soziales. Trotz intensiver Bemühungen und einiger Erfolge in der Entwicklung wirksame Gegenargumente konnte diese Gattung bislang nicht ausgerottet werden. Vermutlich sind diese Argumente neben Kakerlaken das einzige, das selbst einen Atomkrieg überstehen würde.

Prominente Spezies:
"Wo kämen wir denn da hin, wenn das alle machen würden?"
"Das machen doch schließlich alle so!"


Gattung: Gigantoargumentus sapiens
Echte Nullargumente der Gattung Gigantoargumentus sapiens leben hauptsächlich im persönlichen Bereich und ernähren sich von Naivität und Schadenfreude. Bei empfindlichen Menschen können diese Argumente Übelkeit und starken Brechreiz auslösen. Bei Kontakt hilft gründliches Desinfizieren durch innere Anwendung von Alkohol.

Prominente Spezies:
"Sei du selbst, geh' deinen Weg!"
"Hätte ich dir gleich sagen können, daß das nix wird!"


Gattung: Träge Stupiden
Spezies der Gattung der Trägen Stupiden finden sich häufig im beruflich/professionellen Umfeld. Dort pflegen sie eine sessile Lebensweise in Ledersesseln und am Kopfende von Konferenztischen. Die meisten Arten dieser Gattung bevorzugen ein sauerstoffarmes, wenig durchlüftetes Umfeld. Ist ein Lebensraum erst einmal von diesen Argumenten befallen, sind sie nur sehr schwer wieder loszuwerden.

Prominente Spezies:
"Das ist doch auch nur, was im Grunde eh' schon alle machen."
"Also, das hat ja noch keiner gemacht."


FAMILIE: ADOLFUS HITLERIS

Die Argumentenfamilie Adolfus Hitleris ist eine ausgesprochen weitverbreitete, viele unterschiedliche Lebensräume besiedelnde Familie. Die anspruchslosen Argumente dieser Familie benötigen zum Gedeihen nichts weiter als ein fauliges, hinreichend verrottetes Umfeld. Alle Spezies dieser Familie zeichnen sich dadurch aus, bei ungeschützten Menschen heftiges Ekelempfinden, allergische Reaktionen und Erbrechen auszulösen.

Gattung: Echte Hitlereien
Die Gattung der Echten Hitlereien gehört zu dem eher spezialisierten Zweig der weitverbreiteten Familie Adolfus Hitleris. Mehr noch als andere Gattungen dieser Familie zeichnet sie sich durch abstoßendes Äußeres und pathogene Wirkung aus.

Prominente Spezies:
"Wir bräuchten mal wieder einen kleinen Adolf, der aufräumt."
"Bei Adolf hätt's das nich' gegeben!"
"Hitler mag ja schlimm gewesen sein, aber immerhin hat er das Zigeunerproblem gelöst."


Gattung: Pseudointellektuelle
Argumente der Gattung der Pseudointellektuellen tarnen sich für gewöhnlich als aufgeklärt und sorgenvoll. Dabei dienen sie in der Regel dazu, etwas schnell und gründlich abzubügeln, ohne sich wirklich damit beschäftigen zu müssen. Es überrascht daher nicht, daß sich Argumente dieser Familie in Talkshows und bei Politikern der Grünen besonders wohl fühlen.

Prominente Spezies:
"Das hätte Hitler sicher gefallen!"
"Hitler mochte auch Blitzkriege/Wagneropern/Vanilleeis/..."


FAMILIE: WIDERSPRUCHSFREIE

Gattung: Universalis
Wie alle Argumente der Familie der Widerspruchsfreien, so dulden auch die Argumente der Gattung Universalis keinerlei Einwände. Aufgrund ihrer hoher Anpassungsfähigkeit besiedeln diese Argumente viele Lebensräume im Bereich der Wirtschaft.

Prominente Spezies:
"Das ist gut/schlecht für Arbeitsplätze."
"Das ist gut/schlecht für die Umwelt."


Gattung: Religiosus
Noch robuster gegen Widersprüche sind die typischen Vertreter der Argumentengattung Religiosus. Ausgehend von einzelnen Infektionsherden im Umfeld von Leuten in komischer Kleidung und mit verstocktem Denken, dringen sie bei mangelndem Widerstand bis weit in die verschiedensten Lebensbereiche vor.

Prominente Spezies:
"Das ist nun mal Gottes Wille."
"Der Glaube verlangt es so."


FAMILIE: MIMIKROSA

Argumente dieser Familie haben die Mimikry hoch entwickelt und sehen stichhaltigen Argumenten mitunter täuschend ähnlich. Dadurch gelingt es ihnen, das menschliche Immunsystem zu unterlaufen. Argumente dieser Familie haben somit ein erhebliches humanpathogenes Potential.

Prominente Spezies:
"Wer nichts zu verbergen hat, der muß auch nichts befürchten."
"Da wird schon was dran sein, sonst würden sie nicht soviel darüber reden."

51 Kommentare:

  1. Mir fehlt noch das Argument der Natürlichkeit:

    "Das ist doch unnatürlich / nur natürlich!".
    Als wenn Natürlichkeit erstrebenswert wäre. Besonders schön fiel mir das einmal in einem Werbefilmchen für Botox auf: "Botox ist ein natürlich vorkommendes Protein..." Super! Noch mal Glück gehabt, dass eines der tödlichsten Nervengifte nicht so was ungesundes chemisches ist.

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    1. Stimmt, das wäre auch noch ein schönes Argument gewesen!
      Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wie etwas offensichtlich "in freier Wildbahn" Vorkommendes "widernatürlich" sein kann...

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  2. Ah, herrlich! Ein unerschöpfliches Thema (in aller Unbescheidenheit wage ich anzumerken, dass ich mich zu Beginn meiner Bloggerei auch mit dem Thema befasst habe:
    http://fliegende-bretter.blogspot.de/2011/09/troll-typologie-ein-versuch.html
    Ein paar Kandidaten gibt es aber schon noch, wie zum Beispiel die Gattung Hetzerus asocialicus aus der Familie der Blockwartartigen ("Diese Hartz-IV-Faulenzer sollen sich von *Tusch!* meinem Geld keinen lauen Lenz machen"). Oder den Homo versalicus aus der Familie der Widerspruchsfreien (BEI DENEN IMMER SHIFT-TASTE UND RUFZEICHEN KLEMMT!!!!!). Auch oft anzutreffen der Kryptofaschisticus pseudointellectualis Relativierus aus der Famile Adolfus Hitleris ("Stalin hat viel mehr auf dem Gewissen und Faschismus gab es nicht nur in Deutschland. Man darf die deutsche Geschichte nicht auf diese Zwölf Jahre reduzieren." usw.). Hach, man könnte ewig weiter machen...

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    1. Ich sehe schon, ich bin hier zu kurz gesprungen! :) Da ist noch jede Menge Material in die Systematik zu integrieren. Den Hartz-Faulenzer könnte man vielleicht als Unterart des "Was das wieder kostet!"-Arguments in der Gattung der Blockwartartigen klassifizieren. Und den Kryptodaschisticus Relativierus hätte ich wirklich auch nicht vergessen dürfen!

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    2. Es kann ja bei Gelegenheit eine zweite, erweiterte und verbesserte Auflage geben. Bei Standardwerken ist das gute Tradition. Der Ansatz ist jedenfalls genau richtig!

      Ich möchte mir erlauben, an dieser Stelle kurz auf die zur Familie der Widerspruchsfreien gehörende Gattung der Absoluten hinzuweisen. Prominente Vertreter sind:
      "Nein!"
      "Das geht/gibt's nicht/gar nicht/überhaupt nicht!"

      Und dann gibt es noch die Falschen Fragen:
      "Wieso!"
      "Wie soll das denn gehen!"
      "Das meinst Du nicht ernst!"
      Die Argumentologie ist sich nicht einig, ob diese eine eigene Familie darstellen oder ob sie ebenfalls den Widerspruchsfreien zuzuordnen sind.

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  3. Da fehlt auch noch ein weiteres ganz wichtiges Argument:
    Was sollen denn die Leute denken??

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  4. Bei so vielen berechtigten weiteren Vorschlägen wird die zweite, erweiterte und verbesserte Auflage wirklich schon sehr bald fällig... Puh, noch mehr zu tun! :)

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  5. Diese Zitate sind mir so alle in der Kommunalpolitik untergekommen.

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  6. Gähn. Das interessiert doch niemanden! ;)

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  7. ..da fehlt noch "Denkt denn keiner an die Kinder?"

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  8. "Das war schon immer so!" Auch immer wieder gern gehört.

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  9. In der zweiten Auflage möchte ich bitte auch den einschüchternden Logikverstärker "Überleg doch mal!" eingeordnet sehen, der als Symbiont von Scheinargumenten der "Das kann doch gar nicht sein"-Art seinen Wirt von Widersprüchen unsicherer Diskutanten frei hält.

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  10. "Das haben wir nie so gemacht"
    "Das haben wir immer so gemacht."
    "Da könnte ja jeder kommen."

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  11. Irgendwas pseudo-kritisches oder -heikles sagen und hinzufügen: "Das muss man in Deuschland auch mal sagen dürfen!" Passt bei vielfältigen Themen.

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  12. Mein Hass-Scheinargument ist: Als ob es nichts wichtigeres gäbe... könnte ich jedesmal ausrasten.

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    1. Ja, das liebe ich auch. Dieses Scheinargument kommt gern in der Form: "Anderswo verhungern Kinder/werden Tiere gequält/was auch immer, und Ihr verschwendet Eure Zeit hier auf so einen Scheiß!"

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    2. Ahhhh, jetzt fühle ich mich ertappt!

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    3. Also manchmal, ganz selten, wenn ich beim Fernsehsender-zappen den fünfzehnten Bericht über das Ende von Jenny Elvers' Alkoholentzug sehen muss, und sei es auch nur die eine Sekunde lang, die ich zum Umschalten brauche, dann, ja dann denke ich mir auch einfach "Die Welt geht langsam aber sicher zu Grunde und DAS läuft im Fernsehen zur Prime Time". Wie gesagt, selten, aber es kommt vor, und ist nicht immer ein echtes Scheinargument.

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  13. Und was ist mit dem Autoritaricus Parentialis? "Weil ich das so sage" und "Solange du deine Füße unter meinen Tisch steckst..."

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  14. Der Erratus beharrus consequentis aus der Familie der Totschlagargumente zählt nicht zu den bedrohten Arten:
    "Wer A sagt, muss auch B sagen."
    Seine Lebensgrundlage besteht in der Tatsache, dass es nirgendwo ein Gesetz gibt wonach es verboten wäre, einen Holzweg mit Steinen zu pflastern.

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    1. Den "Erratus beharrus" kenne ich auch. Vor allem als Vertreter der Untergruppe "Beharrus Egomanicus Ignorantus" mit dem schönen (Gegen-)Argument:

      "Weiß man's denn?"

      In meinem Falle ein Mischling, der aus der Kreuzung mit der Gattung der Parentalis entstanden ist. Nehmt euch in acht: Sie pflanzen sich fort!

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  15. In der Familie Adolfus Hitleris wäre noch die Gattung der Godwinschen zu ergänzen, die der Logik "Das ist ein Nazi-Vergleich, also falsch!" folgen. Taucht in aller Regel gemeinsam mit Vertretern der Gattung Pseudointellektuelle auf und wird von manchen für deren natürlichen Feind gehalten, ist aber in Wirklichkeit eher ein Symbiont, die vernünftige Argumente noch weiter erschweren.

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  16. Und was ist mit den Märkten?
    Denkt denn hier keiner daran, wie die Märkte auf dieses Argumentebashing reagieren könnten?

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    1. Wo doch jeder weiß, was für Sensibelchen diese Märkte so sind.

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  17. Eigentlich konstruktiv, aber hin und wieder auch Totschlagargument: "Mach einen besseren Vorschlag."

    auch nett:
    "Wer soll das (alles) bezahlen?"
    "Man darf nicht immer nur an sich denken".
    "Glauben Sie, den Menschen/Kindern in Afrika geht es so gut?"

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  18. Eijeijei, eine "kleine Systematik" wird es da ganz sicher nicht mehr tun! :)

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    1. Tja, Kollege, das nennt man dann wohl: Ein Fass angestochen - Glückwunsch! :)

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    2. Danke - ich hätt's ja ahnen können: dumme Argumente gibt's schließlich wirklich überall...! :)

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  19. Meliorsciens pseudomoralensis.
    Dieser notorische Besserwisser hat zwar selbst keine Antowrten, sieht es aber gerade deswegen erst recht nicht ein, dass irgendwer sonst welche habe könnte.

    "Ha! Und das behauptet jemand, der [selber keine Argumente hat]?"
    "Es ist doch reichlich vermessen, sich hier die Deutungshoheit zusprechen zu wollen!"

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  20. Großartig!

    Dass es sich um eine taxonomische Systematik von Argumenten handelt, lässt darauf schließen, dass sie alle gemeinsame Vorfahren haben. Es wird Zeit für eine Evolutionstheorie dummer Argumente!
    Man kann annehmen, dass es sich bei der Argumentenfamilie Adolfus Hitleris um einen relativ jungen Typus handelt, während neuere Funde darauf hindeuten, dass zu den uralten Vorfahren der Widerspruchsfreien auch die Gattung Consistentia Neanderthalensis zählt, die sich noch auf Grunzlaute und große Keulen stützte. Diese frühe Werkzeugbenutzung lässt auch darauf schließen, dass sowohl Argumente, die heute als "Moralkeule" gelten, als auch die sogenannte "Hitlerkeule" ebenfalls eng mit dieser Familie verwandt sind.

    Könnte die Systematik vielleicht mal jemand grafisch ausarbeiten?

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    1. Das Diagramm könnte unter Umständen ein kleines bisschen unübersichtlich werden...

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    2. Ja, die stammesgeschichtlich ältesten Argumente sollten die aus der Familie der Schleimpilze sein. Ich bin mir sicher, schon bei der Zähmung des Feuers hatte irgendwer in der Höhle gegrunzt: "Wofür soll das denn gut sein, das braucht doch kein Mensch! Schließlich sind wir bisher auch bestens ohne ausgekommen...".

      "Könnte die Systematik vielleicht mal jemand grafisch ausarbeiten?"

      Hm, gibt's 'ne Stammbaum-Vorlage für OpenOffice?

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  21. In der Familie der Widerspruchsfreien fehlt mir noch der Biologus. Typischerweise angewendet in Geschlechterdiskussionen oder solche über Homosexualität findet er ähnliche Wirkung wie der Religiosus, versucht dabei jedoch eine wissenschaftliche Grundlage aus der Biologie vorzutäuschen.

    "Das hat die Natur nunmal so eingerichtet."
    "Das ist widernatürlich."
    "Der Neoliberalismus zwingt uns, unsere Natur zu unterdrücken."
    "Deswegen wird unsere Rasse aussterben."

    Dann noch der Bücherwurm, eigentlich universal einsetzbar:
    "Verdammt, lesen Sie Buch X von Autor Y, dann brauch' ich Ihnen das nicht zu erklären."

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  22. Auch immer wieder großartig: Irgendwelchen Unsinn schreiben und dann mit „Denk[t] mal drüber nach!!!“ beenden.

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  23. Der Homo Principialis fehlt noch: "Es geht ums Prinzip !"....aber welches Prinzip, das bleibt demjenigen wie mir gleichsam verschlossen...

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  24. "Wo kämen wir denn da hin, wenn das alle machen würden?"

    auch bekannt als Kategorischer Imperativ...

    Nur weil dumme Menschen eine Argumentation verwenden, muss sie nicht schlecht sein!

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    1. In seiner intellektuelleren Fassung als Kategorischer Imperativ finde ich das "...wenn das alle machen würden" auch kein bisschen besser. Dafür gibt es viel zu viele Situationen, in denen der Imperativ gar nicht greift oder in denen ihm gar ausdrücklich zuwidergehandelt werden muß.
      Soll ich bei der nächsten Bundestagswahl so wählen, wie ich es mir als allgemeine Gesetzgebung wünschen würde? Ich würde mir von keiner Partei, nicht einmal von der besten, wünschen, daß sie eine Einparteienherrschaft bildet. Nichtwählen kann ich mir aber auch nicht für alle wünschen. Also muß ich doch alleine für mich handeln, und darauf hoffen, daß eben sowieso niemals alle dasselbe tun...

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    2. witzigerweise ist "wo kämen wir denn hin, wenn das alle machen würden?" eher ein utilitaristischer reflex. immer, wenn vom ergebnis her gedacht wird, hat es nichts mehr mit kant zu tun. kants kategorischer imperativ geht von einer universal gültigen maxime aus, dem richtigen motiv sozusagen, selbst wenn im ergebnis bei anwendung durch alle wir dahin kämen, daß die welt schlechter würde. ;-)

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  25. Den Ansatz finde ich gut und witzig die Leute in Unterarten zu unterteilen. Nur fehlt mir die Systematik z.B. was an dem Arguemten falsch ist, wie man solche Leute identifizieren und vor allem, wie man es geschickt auskontern kann. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es intelligent sein muss, aber den Adressaten nicht überfordern darf. Also ich freue mich auf eine zweite Version!

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    1. Nicht die Leute, nur die Argumente teile ich so ein! Menschen so herabwürdigend zu klassifizieren, das schiene mir unangemessen.
      :)

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    2. Für einen ersten Überblick mag das helfen:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Totschlagargument
      Für tiefer gehende Lektüre kann man z.B. zu Schopenhauers Eristischer Dialektik greifen.

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    3. Na danke auch, jetzt habe ich ja für Wochen zu tun! :)

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  26. Ich habe noch einen. "Wo ist das Problem?" oder auch "Ich sehe das Problem nicht".

    Kommt meistens bei Sachen wo offensichtlich ist wer damit warum ein Problem haben könnte, minimales Einfühlungsvermögen oder Logik vorrausgesetzt.

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  27. In Diskussionen aller Art gedeihen auch die folgenden Schätze:

    "Das ist doch alles nun wirklich schon gründlich ausdiskutiert!"
    "Dazu gibt es schon regalmeterweise Literatur/megabyteweise Blogeinträge!"
    "Google das erstmal/beschäftige Dich erstmal mit dem Thema, bevor Du Dich dazu äußerst!"

    Vermutlich zu derselben Gattung gehörend, aber mit Vortäuschung konkreter Sachkenntnis:
    "Wenn Du Dich mit dem Thema beschäftigt hättest, wüsstest Du, dass xyz!"

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  28. Die Gattung der Homo Diabolus
    "Menschen sind grundsätzlich böse/schlecht"
    fehlt noch.
    Meistens als Unterarten anzutreffen:
    "Die Menschheit gehört vernichtet."
    "Die Menschheit ist wie ein Virus."

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  29. Fatal!
    Auch der Autor benutzt Argumente der Schleimpilzfamilie. Ein typischer Vertreter ist zweifellos ebenfalls jener:
    "Das ist pseudointellektuelles Gewäsch".
    Werden in der Tat ohne Ausnahme von Nichtintellektuellen angewandt, zur Vertuschung eigenen Unvermögens.

    DENK MAL DRÜBER NACH!!!!!

    ;-)

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  30. Also, langsam wird es wirklich Zeit, hier die Kommentarfunktion zu schließen!
    Mit "Gibt es denn nichts Wichtigeres?", "Der Mensch ist grundsätzlich schlecht" und "pseudointellektuelles Gewäsch" kommen mir die Vorschläge hier allmählich unbequem nah!
    :)

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    1. Bloggen ist eben ein Selbsterfahrungstrip. Man findet gelegentlich unbequeme Sachen über sich heraus...

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  31. Zwei hätte ich noch: Einmal das absolute Totschlagsargument schlechthin:

    "Trotzdem!"

    Beendet garantiert jede Diskussion auf der Stelle.
    Und völlig nichtssagend, dabei auf seine Art aber eigentlich ganz sympathisch:

    "Ich hab das im Urin."

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  32. Mir fehlt hier noch die "schweigende Mehrheit". Die wird oft hergenommen bzw. zitiert aber vorgestellt wurde die noch nicht.

    Und natürlich fehlt noch: "Und wer denkt an die Opfer?"
    Wird gern oft auch als Antwort formuliert: "Keiner denkt an die Opfer."

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