Wenn der erfolgreiche DJ und Social-Media-Künstler Thomas Steinschneider nicht gerade bloggt oder mal wieder besoffen in irgendeiner Ecke liegt, dann organisiert er Gigs für die Punkpolka-Band der Cousine seiner Ex in den angesagten Clubs von Sprockhövel, entwirft Flyer für den Handwerkermarkt in Obersulm-Sülzbach oder töpfert expressionistische Aschenbecher. Dabei wohnt er in einer total abgefuckten Altbauwohnung in einem der hot spotz in Europe für Künstler, Macher und Kreative. Seine 42qm-Wohnlandschaft hält er dabei immer fotogen aufgeräumt unaufgeräumt - man weiß ja schließlich nie, wann einmal ein international angesagtes Wohn- oder Lifestyleblog einen Fotografen für eine echt coole Fotoserie vorbei schicken will. "Feinde von Feinden" hat Thomas zuhause besucht.
Thomas, wie bist du denn an diese wirklich fantastische Wohnung gekommen?
Über eine Zeitungsanzeige.
Das ist ja spannend! Erzähle uns das doch ein bisschen genauer!
Also, da war diese Anzeige in der Zeitung, "Wohnung zu vermieten". Und die Wohnung war bezahlbar und der Putz viel noch nicht zu sehr von den Wänden, da dachte ich mir, gut, für ein paar Jahre wird's schon gehen.
Professionell beschäftigst du dich ja mit Modellen, die das Verhalten von Halbleiterbauteilen in mit radioaktiver Strahlung belasteten Umgebungen vorhersagen sollen. Diese ungewöhnliche Thematik wird die Leser bestimmt sehr interessieren!
Das würde mich freuen. Es ist mir ja schon immer ein Anliegen gewesen, gerade die verdrängten, tabuisierten Problemthemen unserer Gesellschaft wieder ins Bewusstsein zurückzuholen. Dazu bediene ich mich künstlerischer Formen und Mittel, zum Beispiel Ausdruckstanz.
Wie bist du denn auf dieses, ja, zugegeben verdrängte Problem gekommen?
Weißt du, ich bin ja in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Mein Vater war Anstreicher, meine Mutter hatte ein Nagelstudio, da habe ich die Kreativität und die Freude am Schaffen gleichsam mit der Muttermilch aufgesogen. Es war dann die Arte-Sendung "Tracks", durch die ich zum ersten Mal auf die Ausdrucksmöglichkeiten aufmerksam wurde, die die deep level transient-Spektroskopie gerade Frenkel-Paaren bietet. Da wusste ich gleich, das ist es! Hier kann ich mich selbst verwirklichen. Hier kann ich meine Persönlichkeit ausdrücken und etwas für die Menschheit tun. Was bei einer Persönlichkeit wie der meinen letztlich ja ohnehin auf dasselbe hinausläuft.
Wo wir gerade bei deiner Persönlichkeit sind. Wir haben in deiner Wohnung ja auch eine große Pornosammlung gefunden. Noch ganz altmodisch auf DVD und sorgfältig nach Themen sortiert. Da haben wir Tiere, Urin, Florian Silbereisen... Bist du ein großer Cineast?
Hier sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das Material dient mir vorrangig als Inspirationsquelle für meine Arbeit. Mein besonderes Interesse gilt dem Ausleuchten gerade der finsteren, perversen Aspekte der menschlichen Seele.
Und du denkst, naja, das Verstrahlen von Halbleitern ist da der beste Weg?
Bricht sich denn die dunkle, abgründige Seite der Seele nicht oft gerade da Bahn, wo man es am wenigsten erwarten würde?
Danke, Thomas für dieses interessante Interview! Wer mehr über seine Arbeit erfahren will, sollte es sich besser noch einmal überlegen!
Fotos: Thomas Steinschneider
Interview: Thomas Steinschneider
"Feinde von Feinden" entsteht völlig ohne Zusammenarbeit mit ZEIT Online, die auch keines der Bilder kuratiert.
Da sieht man's wieder: Blogger sind das Ende des seriösen Journalismus. Blogger kupfern schamlos Konzepte von etablierten Zeitungen bzw. deren Onlineablegern ab und verbrennen damit Formate, auf die echte journalistische Angebote gerade im Zeitalter ihres drohenden Untergangs angewiesen sind. Kein Wunder, dass die alle nach dem Leistungsschutzrecht jammern!
AntwortenLöschenAbgekupfert - vielleicht. Aber ich habe unter erheblich geringerem finanziellen und zeitlichen Aufwand (0 €, 15 min) ein höherwertiges journalistisches Produkt erzeugt: noch banalere Bilder, noch blödere Phrasen! Yeah! Aufgepasst, ihr Pseudo-Bohème-Profi-Blogs, euch werde ich noch zeigen, wo der Hammer hängt!
LöschenOk, weniger Kosten und höherwertiges Produkt stimmt schon. Andererseits raubst Du der deutschen Wirtschaft durch die mit Deiner Arbeitsweise einhergehende Vermeidung von Reisespesen ungeheuer viel Umsatz. Die Zeit hätte da mehrere Taxifahrer, mindestens einen Hotelier, eine Airline, eine Telefongesellschaft und weiß ich wen noch mit Umsatz beglückt. Die hätten das Bruttoinlandsprodukt nicht nur Deutschlands sondern auch des jeweils besuchten Landes (die waren ja schon sonstwo, in Schweden, Amerika, was weiß ich) gesteigert und damit zu Völkerverständigung, Stabilität und Wohlstand beigetragen. All das zerschießt Ihr billigen Hobbyblogger. Wenn das Abendland untergeht, wird jeder Journalist nicht lange suchen müssen, bis er die Schuldigen gefunden hat. Verbieten sollte man das, alles verbieten!
LöschenBäh, jetzt fühle ich mich wie ein neoliberaler Ausbeuterkapitalist...! Ich werde wohl mal eine Runde mit meiner neuen Jacht drehen müssen, damit ich wieder bessere Laune bekomme...
LöschenDas zeigt doch sehr schön die Macht des Wortes...
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