Jetzt hat es den anderen Erzschurken erwischt, Iran. Ein iranischer Wissenschaftler namens Ali Razaeghi, Leiter des iranischen "Zentrums für Strategische Erfindungen", behauptet, eine Art von "Zeitmaschine" erfunden zu haben, ein Gerät, das dank "komplexer Algorithmen" bei Berührung die Zukunft einer Person vorhersagen könne. Das behauptete zuerst die britische Zeitung The Telegraph in einem Online-Artikel. Als Quelle beruft sie sich auf eine Meldung der regierungsnahen iranischen Nachrichtenagentur Fars News Agency. Zumindest der englischsprachige Dienst dieser Agentur berichtet allerdings nichts von einer "Zeitmaschine", und Google kennt auch kein iranisches "Zentrum für Strategische Erfindungen". Man müsste sich ein bisschen mit dem Iran auskennen und persisch sprechen, um da weiter zu suchen. Beides geht mir leider ab... Aber glücklicherweise hat auf der anderen Seite des Korridors eine leibhaftige und hilfsbereite iranische Kollegin ihr Büro! Es war mir zwar ein bisschen peinlich, sie danach zu fragen, aber sie hat dann doch ein wenig ihrer Zeit auf diese Sache verwandt und mir verraten, daß sie selbst noch niemals etwas von einem Herrn Razaeghi oder einem "Zentrum für Strategische Erfindungen" in Teheran gehört hat. In einer kleinen Suche in iranischen Medien brachte sie zutage, daß eine solche Meldung tatsächlich einmal im persischsprachigen Dienst von Fars News Agency existierte, inzwischen aber wieder gelöscht wurde. Einige iranische Medien griffen die Meldung dennoch auf und brachten nicht so ganz ernst gemeinte Meldungen. Die iranische Zeitung Shargh Daily brachte gar ein Interview mit dem "Erfinder". Eingeführt wird er etwas sarkastisch mit den Worten "Razaeghi, der von sich sagt, er sei der Leiter eines 'Zentrums für Strategische Erfindungen'".
Eine britische Zeitung verkündet also eine inzwischen zurückgezogene Meldung über eine selbst im Iran nicht ernst genommene Erfindung einer unbekannten und nicht ernst genommenen Person einer unbekannten und nicht ernst genommenen Institution. Und dennoch wird die Meldung gerne aufgegriffen, und zwar unter alleiniger Berufung auf The Telegraph, z.B.:
"Iran's Latest Fake Invention Is a Time Machine That Fits in Your Computer"Diese Iraner halt... Und auch in Deutschland ist die Meldung inzwischen angekommen, beispielsweise bei shortnews:
"Iranian scientist claims to have invented 'Time Machine' that can predict the future"
"Iranischer Wissenschaftler behauptet eine Art Zeitmaschine erfunden zu haben"Aber am schnellsten war natürlich Bild:
Das "Völlig gaga" bleibt aber zweideutig. Bezieht es sich auf die Behauptung, eine Zeitmaschine erfunden zu haben? Oder auf das Weiterverbreiten dieser Meldung?
PS:
Ach ja... Wenn jemand etwas von Zeitmaschinen versteht, dann ja wohl ein Europäer! Dann findet es Bild auch gar nicht "gaga":
PPS: (13.4.)
Inzwischen hat es die Meldung auch in 20min.ch und den Berliner Kurier geschafft...
Mit Dank an H.!
Hoffentlich glauben die Iraner nicht im Gegenzug ernsthaft, die Deutschen würden aus Katzen Benzin machen können!
AntwortenLöschenAch, schlimmer geht immer! Hoffentlich glauben sie im Iran nicht, eine deutsche Mutter habe ihren Sohn zu einem Diamanten gepresst...
LöschenJa und wie baut man jetzt ne Zeitmaschine? Den interessanten Teil der Bild Meldung wieder abgeschnitten, Mann! Dabei muß ich doch dringend zurück in die 90er, google Aktien kaufen...
AntwortenLöschenKönnte ich bei der Gelegenheit vielleicht ein paar Telekom-Aktien mit auf den Weg geben?
LöschenUnd dabei ist die Zeitmaschine doch schon längst erfunden
AntwortenLöschenhttp://www.der-postillon.com/2011/01/wissenschaftler-mit-zeitmaschine-eine.html#more
Sieben Tage für eine Woche Zeitreise! Bei dem Tempo biste ja alt, wenn du endlich in der Zukunft angekommen bist!
LöschenJa, aber dafür ist es dann ausgesprochen nachhaltig, und das ist ja auch nicht zu verachten!
LöschenGestrandet in der Zukunft! Das wäre doch ein Filmstoff!
LöschenJa, da kann Dir jeder ein Lied von singen, der keine Milchzähne mehr hat.
LöschenWah-Oh, the future's not what it used to be...
Löschen»Es ist wahrhaft kein Schas zu blöd,
AntwortenLöschendass er nicht in der Zeitung steht.«
(Martin Krassnig)