Montag, 14. Juni 2010

Das Jüngste Gericht - mathematisch korrekt vorhergesagt

Ich habe mich ja hier schon einmal über den christlichen Glauben, in der Endzeit zu leben, lustig gemacht. Jetzt ist mir aber gar nicht mehr zum Lachen zumute. Denn es gelang mir selber, unumstößlich und mathematisch korrekt das Ende der Welt vorherzusagen! Schlüssel dazu ist ein Artikel in einem astronomischen Fachjournal, auf den mich ein Bekannter aufmerksam gemacht hat: Sigma One, von Barry F. Madore (2010), Astronomical Journal, 139, 2052-2055. In diesem Artikel wird dargelegt, wie es möglich ist, mit nur einem Datenpunkt den Mittelwert und den Konfidenzbereich einer Verteilung zu bestimmen. Zwar geht es da in erster Linie um die Interpretation astronomischer Daten, aber man kann das Prinzip natürlich auf beliebige andere Probleme anwenden. Eben auch auf das Eintreten des Jüngsten Gerichts. Und es ist bestimmt kein Zufall, daß der Autor vor allem einen Artikel ausgerechnet von J. R. Gott, Nature, 363, 315, zitiert. Dieser Herr Gott macht allerdings noch die Annahme, daß der Mensch als solcher nichts besonderes ist, wenn er die Zeitspanne, die der Menschheit zur Verfügung steht, abschätzt. Das ist natürlich, wie jeder religiös gebildete Mensch weiß, völliger Unfug! Die Menschheit ist nicht, wie von Herrn Gott angenommen, das zufällige Produkt einer Evolution auf einem unbedeutenden 08/15-Planeten, sondern die geliebte Schöpfung Gottes! Also muß man die Bedeutungslosigkeitsannahme fallen lassen. Und gerade das erlaubt uns der Artikel von Madore. Und so ist alles, was wir für die Bestimmung des Termins für das Jüngste Gericht noch brauchen, elementares christliches Wissen.
Erst einmal müssen wir wissen, daß Jesus am Kreuze gestorben ist, um die Menschen vom Fluch ihrer Sünden, die sie von Gott trennen, zu erlösen. Und diese Sünden sind gerade die Verstöße gegen die Gesetze Gottes. Natürlich können die Menschen nun erst gegen Gottes Gesetze verstoßen, nachdem Gott ihnen diese Gesetze mitgeteilt hat. Und das hat er ja bekanntlich gegenüber Moses getan. Also leben die Menschen seit Moses Zeiten im Zustand der Sünde, bis Jesus sie erlöst hat. Nehmen wir mal an, Moses hat die Gesetze um das Jahr 1500 v. Chr. empfangen. Das Problem ist nun, wie wählt Gott den Zeitpunkt, die Menschen wieder zu erlösen, d.h. den Zeitpunkt für den Opfertod seines Sohnes? Warum starb Jesus um das Jahr 33 n. Chr., und nicht schon 300 Jahre früher oder später? Wie hat Gott über den rechten Augenblick entschieden, eine Menschenfrau zu schwängern?
Nun, klar ist, daß Gott den Menschen irgendwann zwischen Moses und dem Jüngsten Gericht erlösen lassen musste, denn Gott ist ja gütig, und ein Jüngstes Gericht ohne die vorherige Möglicheit, von der Sünde befreit zu werden, das wäre ja nun gar nicht gütig. Nun ist Gott aber nicht nur gütig, sondern auch strafend. Schon Adam und Eva mußten ja für ihren Ungehorsam leiden, und wir alle mit ihnen. Und wenn Gott nun die Menschheit zu schnell erlöst, dann ist er zu gütig, und wenn er sie zu spät erlöst, zu grausam. Aber wenn der den genauen Zeitpunkt der Erlösung selbst bestimmt, dann würde er ja seine Güte gegenüber seiner Grausamkeit festlegen und quantifizierbar machen. Und da Gott offensichtlich nicht gerne quantifizierbar ist, wählt er den Zeitpunkt natürlich zufällig.
Nehmen wir also an, der Zeitpunkt des Opfertods Jesu liegt zufällig im Intervall von der Gesetzgebung an Moses bis zum Jüngsten Gericht. Und die Wahrscheinlichkeitsverteilung ist natürlich homogen, um maximal unbestimmbar zu sein. Dann haben wir mit Jesu Tod ein einmaliges Zufallsereignis, mit dem wir den Mittelwert des Bestehens der Welt und dessen Unsicherheit bestimmen können!
Setzten wir also die Offenbarung von Gottes Gesetz an Moses im Jahre 1500 v. Chr. zu Null. Dann war Jesu Tod und damit die Erlösung der Menschheit im Jahre 1533. Heute leben wir damit im Jahre 3510 seit Mose. Nehmen wir also, wie Madore vorschlägt, das Jahr 1533 als die beste Abschätzung des Mittelwertes des Zeitintervalls von Mose bis zum Jüngsten Gericht. Das 1-sigma-Konfidenzintervall, das einer Zuverlässigkeit von 68.5% entspricht, bekommen wir dann nach Madore durch Multiplikation von 1533 mit dem g-Faktor 0.563. Also lag die Mitte der Lebenszeit der Welt mit 68.5% Wahrscheinlichkeit zwischen 670 und 2396 Jahre nachdem Moses die Gesetze empfangen hat. Und damit liegt das vorausbestimmte Alter der Welt mit 68.5% Wahrscheinlichkeit zwischen 1340 und 4792 Jahre nach Moses! Übersetzten wir diese Ergebnisse wieder in christliche Zeitrechnung: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 68.5% findet das Jüngste Gericht im Zeitintervall von 193 v. Chr. bis 2782 n. Chr. statt! Und davon ist die meiste Zeit auch schon um!
Jetzt versteht ihr sicherlich, warum mir nicht mehr nach Lachen zumute ist. Wir leben tatsächlich in der Endzeit! Das Ende ist nah! Und die Christen wußten das schon immer, auch ohne Statistik mit einem einzelnen Datenpunkt! Jetzt ist mir unheimlich...

1 Kommentar:

  1. Dann könnte es ja so gegen Ende 2012 doch noch klappen. Kann man eigentlich noch zum Maya-Glauben konvertieren? Nur sicherheitshalber, 2013 kann man ja wieder austreten.

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