Auf dem Bürgersteig stehe ich mir die Beine in den Bauch beim Warten. Bus kommt, Bus fährt weg. Ein Taxi hupt. Noch ein Bus kommt. Alles langweilig… Ein alter Mann tritt aus dem Hauseingang neben mir. Vorgebeugt, in der einen Hand einen schwarzen Gehstock, mit der anderen eine Einkaufstasche mit Rollen hinter sich her ziehend, schafft er es mühsam durch die Haustüre. Auf der Strasse fällt sein Blick auf ein Stück Müll direkt vor seiner Tür, eine dieser kleinen, weißen, dreieckigen Papiertaschen, in die das Dönerbrot gesteckt wird. Missmutig versucht er, das Papierstück mit dem gummierten Ende seines Stocks wegzuschieben. Doch die eingetrocknete Knoblauchsauce pappt es fest an die schmuddeligen Platten des Bürgersteigs und erst nach etlichen Versuchen gelingt es ihm, das Papier zu lösen und wenigstens einige Zentimeter weit zu bewegen. Er beginnt, halblaut vor sich hin zu fluchen. "Dreck! Alles Dreck hier! Dreck!" Unbeholfen stochert er weiter mit seinem Stock nach dem störenden Objekt um es von seiner Tür fortzukriegen. Dann wird ihm bewusst, daß ich ihn beobachte. Zustimmungsheischend blickt er zu mir rüber als er meint: "Immer nur Dreck hier! Alles voll Dreck! Immer mehr Dreck!" Was soll man da sagen? Also sage ich mit fester Stimme: "Ein Mann wird an der Stärke seiner Feinde gemessen!"
Er blickt mich regungslos an, nur ein Zucken in den Augenwinkeln verrät eine gewisse Irritation. Dann stochert er wortlos und entschlossen weiter nach dem Stück Papier, bis es ihm nach Minuten endlich gelingt, es über die Einfassung eines Strassenbaums zu bugsieren, wo es zwischen Zigarettenkippen und Hundekot seine vorläufige Ruhestätte findet. Der alte Mann nimmt sich wieder die Rolltasche und entschwindet ganz langsam die Strasse entlang.
Was soll man da sagen?
Ein jedes Ding an seinem Ort / Erspart viel Müh' und böses Wort.
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