Sonntag, 2. August 2015

Laberflash

Die Herkunft verrät viel über einen, sehr viel. Sagt etwa jemand, er komme aus Köln, dann weiß man sofort: Schwul, Gabi oder was mit Medien. Oder alles zusammen. Hört man "Ich komme aus Berlin", dann ist sofort klar: Der ist doppelt so weltläufig wie ich und halb so weltläufig wie er meint. So trägt jeder so seine Bürde mit sich herum. Das Schlimmste, das Allerschlimmste, was man aber als Herkunft angeben kann ist - nein, nicht Magdeburg. Da kann man zumindest noch ohne unangemessen zu erscheinen ein "Tut mir leid, das zu hören" erwidern. Nein, das Schlimmste ist, sagen zu müssen: "Ich komme aus der Eifel". Vielleicht muss man das für die jungen Menschen in den Neuen Ländern erläutern, aus der Eifel dringt ja nicht viel nach außen. Die Eifel ist…, wie soll man das erklären? Also, die NATO nutze die Eifel gerne als Truppenübungsplatz und zum Abladen von Atombomben. Das ist so ziemlich die konstruktivste und lebensbejahendste Verwendung, die man sich denken kann für dieses elende Stück Land im Toten Winkel des Weltgeists, über das man ja vieles sagen kann, nur nicht, daß die Bauern da keine dicken Kartoffeln hätten. Nein, ich komme nicht aus der Eifel! Die Gegend, aus der ich komme, gehört nicht zur Eifel! Wirklich!
Aber gut, mit der Herkunft ist es ja letztlich wie mit einem kleinen Penis oder Chlamydien, man sucht sich's nicht aus. Und umgehen kann man damit ganz genauso: Man selbst redet nicht darüber, die Kollegen auf der Arbeit, die es im Rahmen der ein oder anderen Betriebsweihnachtsfeier mitbekommen haben, sprechen es nicht an, man schweigt einfach darüber hinweg. Eine solche Strategie funktioniert natürlich nicht, wenn man einen besonders ekligen Lebenslauf eingeschlagen hat und in die Politik gegangen ist. Dann muss man seiner Heimat verbunden sein. Das erzwingt schon das dämliche deutsche Wahlsystem. Jeder Wahlkreis wird durch einen Abgeordneten persönlich vertreten - das perfide Programm, Provinzialität und Geklüngel in der Bundespolitik festzuschreiben. So macht sich schon mal eine CDU-Größe für Waffengeschäfte stark weil Heckler und Koch in seinem Wahlkreis sitzt. An denen verdienen die Menschen im Wahlkreis und das Stimmvieh da soll einen ja schliesslich wieder wählen. Wenn's besonders eklig kommt, dann landet man bei Andrea Nahles. Die kommt aus der Eifel. Ihre Strategie besteht darin, ständig, in einer Tour zu betonen, daß sie aus der Eifel kommt. Dieser offensive Umgang mit der Herkunft nimmt dummen Kommentaren gleich den Wind aus den Segeln. Gut, dadurch wirkt man wie eine aufgedrehte Landpomeranze, aber die Deutschen schätzen ein ländliches Gemüt als bodenständig, man denke nur an Angela "Kartoffelsuppe" Merkel.

Eine wirklich verblüffende Tatsache für kommende Generationen von Literaturwissenschaftlern wird sein, daß im frühen 21. Jahrhundert ausgerechnet das literarische Genre der servilen Hofdichtung eine ausgesprochene Blühte erlebte. Keine Person von Einfluß, Politiker der Manager, der die Medien kein schleimtriefendes Hohelied gesungen hätten. Heute war Andrea Nahles dran, in der Welt! Ja, die Welt hat einer Vertreterin des linken Flügels der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands eine speichelleckerische Hymne gesungen! Da versteht man plötzlich die ganzen AfDler, die den Linksruck der rot-grün-versifften Gutmenschenrepublik beklagten, wenn auch noch die Welt sowas tut! Allerdings folgt die schmierige Journalismusattrappe auf die Überschrift Mehr als die Eifel liebt Andrea Nahles nur Jesus! Da kommen einem dann doch Zweifel, wer eigentlich wohin gerückt ist.
Andrea Nahles liebt also Jesus, die Eifel und Schuld hat nur das deutsche Wahlsystem! So, und jetzt soll noch einer behaupten, man würde zu träge, um seinen drogeninduzierten Gedankenfluss einmal schriftlich festzuhalten! Ich ziehe mir jetzt noch eine Packung Kartoffelchips, eine Packung Vanilleis und die verbliebenen Sniggers rein und schlafe dann selig ein… Bis morgen!

2 Kommentare:

  1. Ich hatte mal das Vergnügen Frau Nahles eine Anlagenbesichtigung zugute kommen zu lassen (Ich glaube es war Wahlkampfzeit oder sowas). Da war sie mir sehr sympatisch, denn als wir erstens an unseren (zugegebenermaßen recht spacig aussehenden) CO2-Behältern vorbei kamen outete sie sich als Star-Trek Fan und zweitens war sie gut drauf.
    Als ich dann später erfuhr das Frau Nahles (strenge/strenggläubige - gibt's da nen Unterschied?) Katholikin ist, war ich einigermaßen geschockt.
    Das passt zumindest in meiner Gedankenwelt nicht so recht zusammen...

    [dieser Kommentar ist Rahmen der Initiative mehr Rückmeldungen für Thomas entstanden]

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    1. Die Initiative "Mehr Rückmeldungen für Thomas" kann ich nur gutheissen! :)

      Ich habe ja schon öfters gehört, daß diese Berufspolitiker es schaffen, im persönlichen Gespräch ungemein sympathisch rüberzukommen. Aber Heucheln gehört da ja irgendwie auch zum Kerngeschäft...

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