Die russische Invasion der Ukraine geht wieder weiter, das behauptet zumindest die Regierung in Kiew (und die würde uns ja nie anlügen). Und von
Bild bis
Tagesschau berichteten auch alle davon. Bei SpOn hatte man für den
Beitrag sogar ein passendes Archivbild ausgekramt, dieses hier:
Und das macht doch schon neugierig! Was für "Archivbilder" haben die denn von russischen Panzern bei Donezk? Wenn man ein bisschen - nur ein bisschen - nach dem Bild googelt, dann findet man es u.a. auch bei
Bild.de. Am 22. August war es dort schon der Beleg für "russische Soldaten und schwere Artillerie 10 km von der Rebellenhochburg Donezk entfernt":
Und das Problem mit dem Bild ist - es klingt so blöd, als könne es gar nicht wahr sein, aber es ist wahr - das Problem ist: Es gibt zwei Donezk. Es gibt die von Separatisten kontrollierte ukrainische Millionenstadt Donezk. Und es gibt die kleine russische Grenzstadt Donezk. In Russland. Wer's nicht glaubt, der guckt bei Google Maps:
Und das Bild der russischer Panzer in der Nähe von Donezk stammt nicht aus der Nähe des ukrainischen Donezk, sondern aus der Nähe des russischen Donezk. Andere Medien behaupten das zumindest, z.B.
hier:
Oder
hier:
Und der Hinweis auf das russische Donezk ist durchaus glaubwürdig. Denn googelt man mehr als nur ein bisschen, dann findet man dieselbe Pinkelpause russischer Soldaten von einem anderen Fotografen auf eine Speicherkarte gebannt, z.B. bei
Polskie Radio, und mit einer genaueren Ortsangabe:
Die Szene soll sich 30 km vor der ukrainischen Grenze, beim russischen Ort Kamensk-Shakhtinsky, dem nächsten größeren Ort hinter dem russischen Donezk, zugetragen haben.
Also russische Soldaten auf russischen Panzern in Russland. Nicht in der Ukraine. Jaja, ich weiß schon. Das ist jetzt wieder einer dieser kleinen, bedauerlichen Fehler, die sich nun mal immer wieder bei der Arbeit auch der besten Redaktionen einschleichen. Keine Propaganda. Schon klar. Nur ein weiterer dummer Fehler in einer endlosen Kette von bedauerlichen Einzelfällen. Aber man hätte ja eigentlich schon langsam mal aus der Kritik lernen können, wenn man denn wollte? Und vielleicht mal etwas kritischer herangehen an vermeintliche "Beweise" für die unsichtbarste Invasion der Kriegsgeschichte? Aber wenn schon nicht aus Kritik lernen, dann doch vielleicht von
Focus Online? Dort weiß man nämlich, daß es mit journalistischem Anspruch und Ethik unvereinbar ist, Bilder russischer Soldaten in Russland einfach mal in die Ukraine zu verlegen. Und um dem journalistischen Anspruch gerecht zu werden, schreibt man einfach mal "Symbolbild" dran. Im Dienst der Propaganda - aber richtig!