Bei den Reaktorkatastrophen von Fukushima funktioniert so etwas besonders gut. Der Spiegel Online ist da allerdings noch viel zu schüchtern. Der titelte zwar schon ganz gut
Allerdings steht schon im Untertitel, daß man diese zwei Ereignisse eigentlich nicht vergleichen könne. Verglichen haben sie da zwar schon längst, aber immerhin scheint es den Redakteur von der Schlagzeile "Fukushima schlimmer als Hiroshima" abgehalten zu haben.
Weniger scheu ist da erwartungsgemäß der Focus Online. Der titelt heute nämlich
Und Anlaß zu dieser Meldung ist ein Bericht, wonach eventuell in Japan bis zu zweieinhalb Mal so viel radioaktive Edelgasisotope von Xenon und Krypton frei wurden wie bei der Katastrophe von Tschernobyl.
Allein, radioaktive Verseuchung hängt längst nicht nur von der Radioaktivität selber ab, sondern mindestens genauso von den chemischen Eigenschaften der radioaktiven Stoffe. Und wie man im Chemieunterricht gelernt hat, sind Edelgase chemisch extrem träge. Sie kleben an nichts, sie lagern sich nirgends ab, sie reichern sich nicht an. Freigesetzte Edelgase verdünnen sich in kurzer Zeit einfach in immer größeren Luftmengen und tragen mittel- und langfristig nichts zu einer nennenswerten "Verseuchung" bei.
Viel schlimmer sind da radioaktive Stoffe, die sich aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften ablagern und anreichern, im Boden, in Pflanzen, Tieren und letztlich auch Menschen. Berühmte Beispiele sind da Jod, das sich in der Schilddrüse ansammelt, oder der "Knochenkiller" Strontium, der sich auf seinem Weg durch die Umwelt letztlich eben in Knochen eingelagert und dort lokal für erhebliche Strahlenbelastung sorgen kann. Von solchen Stoffen ist im Artikel des Focus aber nur radioaktives Cäsium genannt. Und die davon ausgehende Strahlenbelastung in der Luft lag eben bei nur 42% verglichen mit dem Tschernobyldesaster. Also wäre aufgrund der im Artikel genannten Daten die treffende Schlagzeile gewesen:
Nukleare [??] VerseuchungFukushima halb so schlimm wie Tschernobyl
Fetzt aber nicht so gut. Ein Tipp fürs nächste Mal: Wie wäre es denn mal mit Seveso Millionen mal schlimmer als Tschernobyl und Fukushima zusammen? Immerhin wurde beim Chemieunglück von Seveso millionen- und milliardenmal mehr Dioxin freigesetzt als bei den beiden großen Reaktorkatastrophen.