Wieder einmal sind die ehrenwerten selbst erklärten Experten der Hegel-Preiskomitees (d.h. ich) ausgeschwärmt, um die beeindruckendsten und faszinierendsten Leistungen des Jahres im Bereich der Mißachtung von Logik, Kausalität oder schlicht gesundem Menschenverstand aufzuspüren. Und der Eindruck dieses Jahr war nur zu klar: 2013 war ein schwaches Jahr für den Mißbrauch der Logik! Denn anstatt die eigene Weltanschauung durch das Schänden der Logik umständlich an die Realität anzupassen, wurde immer öfter zur schlichten und einfachen Verleugnung der Realität gegriffen. Innenminister Friedrich z.B. fantasierte sich einfach einen neuen Artikel Eins des Grundgesetzes zurecht ("Supergrundrecht Sicherheit"), Kanzlerin Merkel erklärte sich schlicht für nicht zuständig. Selbst die Katholen, eigentlich ja traditionell sehr stark in der Mißachtung der Logik, werden der Anstrengungen müde und greifen lieber gleich zu einer falschen eidesstattlichen Versicherung, statt lang zu erläutern, weshalb man in der First Class Gott noch näher ist. Doch doch, der Trend geht eindeutig weg von der Mißachtung der Logik, hin zur Mißachtung der Realität. Und es ist eine betrübliche Entwicklung, wenn wir uns nicht einmal mehr verpflichtet fühlen, wenigstens den Anschein von Vernunft aufrechtzuerhalten. Denn die schöne und hohe Kunst der pervertierten Schlußfolgerung ist bedroht. Um so wichtiger ist der Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik 2013, der zumindest die Aufmerksamkeit weckt für das, was eigentlich alles möglich ist!
Und hier sind sie damit auch endlich, die Nominierten für den Hegel-Preis 2013:
Kandidat A: Weihbischof Andreas Laun, Experte für Schwulenspiele
Nachdem das Team RKK im vorigen Jahr trotz kunstvoll aufgetürmter Scheiße die Jury nicht so recht zu überzeugen vermochte, versucht es dieses Jahr der Herr Weihbischof Laun mit einem kleinen, schlichten, aber sehr schönen Anlauf. Mit einem Anlauf, der zurück zu den Wurzeln der Logik führt, zu dem, was logica utens genannt werden kann. Gemeint ist die intuitive, dem menschlichen Verstand allgemein innewohnende Vorstellung davon, was logisch und vernünftig ist, und was nicht.
Eine der wichtigsten und von allen Menschen intuitiv beherrschten Techniken dieses natürlichen Logikverständnisses ist besteht darin, eine ungewohnte logische Folgerung auf Richtigkeit zu prüfen, indem man die ungewöhnlichen Prämissen durch einfache, vertraute Prämissen ersetzt, die innere Struktur der Argumentation aber ganz unverändert lässt. Dann prüft man, ob die Schlußfolgerung in diesem vertrauten Fall intuitiv einleuchtet oder nicht. Es ist diese einfache Technik, die Herr Laun bemüht, als er am 2. April 2013 auf kath.net "Klartext" schrieb:
"Unseren lieben homosexuellen Mitbürgern sei gesagt: Man kann Ehe spielen so viel man will, aus der Verbindung zweier Männer oder zweier Frauen wird auch durch langes Spielen keine Ehe, auch nicht durch Umbenennung! Auch wenn man den Mond „Sonne“ nennt, er bleibt Mond und sollte auch so benannt werden. Ihn nicht „Sonne“ zu nennen, ist keine Diskriminierung des Mondes."Das Problem ist nun, diese Technik funktioniert nur dann, wenn die Struktur des durch eine einleuchtende Analogie zu prüfenden Arguments völlig identisch bleibt. Nun kann ein Mensch grundsätzlich zweifellos Opfer einer Diskriminierung sein. Doch ist ein Verhalten denkbar, durch das der Mond diskriminiert wird? Wenn nicht, dann verbietet sich das Launsche Argument von vornherein, denn dann kann es ja nichts anderes als negative Ergebnisse hervorbringen.
Wir können die astronomische Analogie aber auch noch ein bisschen weiter treiben. Seit 2006 wird der Pluto durch Beschluß der Internationalen Astronomischen Union nicht mehr als Planet betrachtet. Und zwar, ohne daß irgendein Astronom annehmen würde, Pluto hätte sich durch den Beschluß verändert, und nicht etwa die Auffassung davon, was ein Planet sei. Wenn nun Herr Bischof Laun meint, die Menschen müssten sich ändern, wenn man gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Ehe zählt, und nicht die Auffassung davon, was eine Ehe ist - bedeutet das, daß für die schwer schuftenden Arbeiter im Weinberg des Herrn Pluto für alle Zeiten ein Planet bleiben muß?
So zeigt Herr Laun, wie man auch die einfachste und von nahezu allen Menschen intuitiv beherrschte logische Technik noch so verdrehen kann, auf das auch die größte Grütze noch den Anstrich von Sachlichkeit bekomme. Natürlich würde DWüdW einem der Wahrhaftigkeit verpflichteten Mann Gottes niemals unterstellen, absichtlich, geradezu bösartig Dinge zu verdrehen, um Menschen zu täuschen. Es bleibt ja noch die schiere Blödheit als Erklärung für Herrn Launs Ausführungen. Eine Nominierung für den Hegel-Preis 2013 gibt's aber so oder so!
Kandidat B: Franz Josef Wagner, Experte für Agentenspiele
Ja - diese Nominierung wird zunächst auf Widerwillen stoßen. Franz Josef Wagner für die Mißachtung der Logik auszeichnen - was soll als nächstes kommen? Bekommt ein Goldfisch einen Preis fürs Dauertauchen? In diesem Falle hat sich das Preiskomitee aber doch für eine Nominierung entschlossen, und zwar für einen keinen logischen Fehler in nur sechs kurzen Worten. Denn die Perfidie, die sich hinter diesem kleinen, flotten Schandakt an der Logik verbirgt, raubt einem beinahe die Sprache. Das nominierte Zitat aus der "Post von Wagner" an Edward Snowden vom 10. Juni 2013 lautet:
"Ich bin lieber überwacht als tot."Der logische Fehler ist simpel, wie es von Herrn Wagner ja auch zu erwarten ist. Es ist die falsche Disjunktion: Es werden zwei Alternativen A und B aufgestellt, ohne zu beachten, daß es sich keineswegs um zwei sich gegenseitig ausschließende und alle möglichen Optionen umfassenden Alternativen handelt. So könnte es ja durchaus Menschen geben, die überhaupt nicht überwacht werden, und trotzdem am Leben bleiben. Oder Menschen, die komplett überwacht sind, und dennoch Gevatter Tod anheimfallen. Doch die Drohung, würde die Obrigkeit uns alle nicht überwachen, unsere E-Mails lesen, unsere Telefonverbindungen aufzeichnen, wir würden des Terrortodes sein - sie wird uns immer noch von Politikern und Sicherheitskräften aufgetischt, und das durchaus mit einem gewissen Erfolg. Herrn Wagner aber gebührt die Ehre, dank seines schlichten Gemüts den ganzen absurden Wahnwitz des Überwachungsarguments auf den blödsinnigen Punkt gebracht zu haben. Und dafür wird er mit einer Nominierung für den Hegel-Preis geehrt, ob nun grundsätzlich überqualifiziert oder nicht!
Kandidat C: Verein "Aktion: In jedes Haus", Experten für Gedankenspiele
Der Hegel-Preis ist strikt überkonfessionell, daher gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Nominierung für die evangelische Seite des Schwachsinns. Dabei hat sich das Preiskomitee entschlossen, erstmals nicht eine natürliche Person zu nominieren, sondern einen eingetragenen Verein, den Verein "Aktion: In jedes Haus". Dieser Missionierungshaufen bettelte auf seiner Website geradezu um eine Nominierung mit seiner Aufforderung "Testen Sie Ihr logisches Denken". Hat das Preiskomitee getan! Was unter dieser Überschrift zu finden war, ist aber nur eine modernere Formulierung der jahrhundertealten und logisch hinreichend kritisierten Pascalschen Wette. Trotzdem gibt es für den alten Hut eine frische Nominierung! Den man lernt etwas für alle Zeiten Wichtiges daraus:
"Wenn es Gott aber gibt und die Bibel sein Wort ist, dann stellen Nichtbeachtung und Gleichgültigkeit für jeden Menschen ein unverantwortliches Risiko dar."Testen wir unser logisches Denken: wenn es Gott gibt und aber der Koran sein Wort ist, oder das Buch Mormon, oder die Tora, dann bin ich als Christ sowas von erledigt. Daraus folgt: Für zufrieden stellendes logisches Denken ist es unbedingt anzuraten, nach dem Erreichen des gewünschten Ergebnisses mit dem Denken sofort aufzuhören! Dieser kleine Tipp für ein selbstgerechtes Leben ist doch eine Nominierung wert!
Kandidatin D: Alice Schwarzer, Expertin für Nuttenspiele
Niemals hätte ich erwartet, eines Tages einmal Alice Schwarzer unter den Nominierten für den Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik zu finden! Schließlich tritt die Mißachtung der Logik, genauso wie ihre Beachtung, ausschließlich im argumentativen Umfeld auf. Und um Argumentationen mach Frau Schwarzer für gewöhnlich einen weiten Bogen und begnügt sich lieber mit dem Meinunghaben. So sind ihre Ausführungen normalerweise eine Aneinanderreihung von Feststellungen, wie die Welt (ihrer Meinung nach) ist, wie sie (ihrer Meinung nach) zu sein hat, und was (ihrer Meinung nach) dazu getan werden muß; unterbrochen wird die Aneinanderreihung allenfalls von ein paar mehr oder weniger frei erfundenen Fakten. Eindrucksvoll führte Frau Schwarzer dies zunächst in einem Interview mit der Welt vom 4. November 2013 vor. Es lohnt sich, einmal dort in ihre Ausführungen zur Prostitution hineinzusehen: Es gelingt ihr, quasi jedem außer sich selbst den Besitz von Moral abzusprechen und Frauen, die ihre sexuelle Selbstbestimmung nicht in ihrem Sinne ausüben, für psychisch gestört zu erklären und zu entmündigen. Kurzum, Frau Schwarzer bietet das volle Programm einer realitätsverlustigen Ex-Feministin an der Schwelle zur Alterssenilität. Logisch interessant wird es aber, als Frau Schwarzer die vorgeblich unerträglichen Zustände unter dem gegenwärtigen Prostitutionsgesetz mit statistischen Zahlen untermauert und auf den Einwand der Interviewer, die genannten Statistiken würden gar nicht existierten, deren Nichtexistenz als einen Beleg für die Schlechtigkeit des Prostitutionsgesetzes sieht. Etwas gestrafft sieht die Argumentation dann so aus:
Die Welt: Sie haben das Prostitutionsgesetz der rot-grünen Regierung aus dem Jahr 2002 scharf kritisiert. Wie groß ist der Anteil dieses Gesetzes an der aktuellen Lage?
Schwarzer: Es ist entscheidend. Dieses Gesetz wurde von Anbeginn an für Menschenhändler und Zuhälter gemacht, nicht für die Prostituierten. [...] Mit Selbstbestimmung hat das für 95 Prozent der Prostituierten nichts zu tun. [...]
[...]90 Prozent aller Prostituierten wollen aussteigen – aber sie können es oft nicht.
[...]Über 90 Prozent aller Prostituierten erlitten schon als Kinder Missbrauch.
[...]90 Prozent des so genannten Frischfleischs, das in Deutschlands Bordellen angeboten wird, kommt heute aus Bulgarien oder Rumänien.
Die Welt: Woher nehmen Sie solche Zahlen?
Schwarzer: Die können Sie sehr leicht auch selber recherchieren. [...]
Die Welt: Das haben wir auch getan. Wie unser Prostitutionsatlas zeigt: Es gibt keine verlässlichen Zahlen – nicht einmal darüber, wie viele Huren in einer Stadt arbeiten.
Schwarzer: Ihre Statistik zeigt nur, wie ineffektiv selbst auf der Ebene das Prostitutionsgesetz ist. [...]Das Prostitutionsgesetz ist schlecht, weil 90% der Prostituierten Rumäninnen und Bulgarinnen sind. Und weil nicht wissen, ob diese Behauptung überhaupt stimmt, ist es noch schlechter.
Schöner wird es dann noch in folgendem Abschnitt:
Schwarzer: [...] Prostitution ist die hässliche Fratze des strukturell ungleichen Verhältnisses zwischen den Geschlechtern.
Die Welt: Warum der Geschlechter? Prostitution gibt es auch unter Männern, und auch Frauen gehen zu männlichen Prostituierten.
Schwarzer: Es ist in der Tat keine Frage des biologischen Geschlechtes, sondern eine des Machtverhältnisses, in dem Menschen zueinander stehen.Das Verhältnis der Geschlechter wird wohl noch lange gestört bleiben: Frauen werden nur unterdrückt und Männer unterdrücken nur. Denn jeder, der wenig Macht hat, ist weiblich. Und jeder, der über Macht verfügt, ist männlichen Geschlechts - Geschlechtsorgane hin oder her.
Doch, mit diesem Interview hat sich Alice Schwarzer ihre Nominierung für den Hegel-Preis wahrlich verdient!
Und nun sind die DWüdW-Leser gefragt, denn wie immer entscheiden sie darüber, welcher der Nominierten mit dem Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik ausgezeichnet wird! Die Abstimmung findet sich oben rechts in der Sidebar!
Die Abstimmung läuft wie immer bis Ende Januar, und Anfang Februar wird die Auszeichnung in einer reich imaginierten Zeremonie dem glücklichen Gewinner überreicht!