Letzte Woche ging die unselige Diskussion, ob der Islam denn nun zu Deutschland gehöre, in eine neue Runde. Ja, wie denn nun, gehört er denn nun dazu oder nicht? Darauf kann man doch wohl eine eindeutige Antwort verlangen! Und da wir kaum einem Präsidenten oder einem Unionspolitiker die Entscheidungsgewalt in dieser Sache zugestehen wollen, muß es ein objektives Kriterium geben, nach dem wir entscheiden können, was zu Deutschland gehört und was nicht! Doch niemand hat bisher ein solches Kriterium genannt. Diese Frage hat der
Wahrheit über die Wahrheit keine Ruhe gelassen, und so hat die DWüdW-Forschungsgruppe
Integration, Identität und institutionalisierte Intoleranz, InIdInIn, (nicht zu verwechseln mit
InInInInInInInInIn!) das ganze Wochenende durchgearbeitet. Und hier ist das Ergebnis, der
D-Index (oder wie er in der Forschungsgruppe auch scherzhaft heißt, die "Teutonen-Metrik")! Eine einfach zu berechnende Zahl, die angibt, wie sehr etwas zu Deutschland gehört, von Null (gehört zu Deutschland wie die Falafel zum Sauerkraut) bis Eins (gehört so untrennbar zu Deutschland wie der Frührentner hinterm Jägerzaun, der sich fragt, wo wir denn hinkämen, wenn das
[bei Rot über die Straße gehen, den Müll nicht richtig trennen, Haschisch rauchen, diese Killerspiele spielen,...] alle machten). Und das Beste: Der D-Index kommt umsonst! Keine Registrierung, keine Lizenzgebühren, er ist quasi das Geschenk der
Wahrheit über die Wahrheit an Deutschland! Kostenloskultur, Gratismentalität - wir werden sie noch gefeiert! Doch bevor wir die enorme Nützlichkeit des D-Index bei Fragen des Deutschseins bis hin zur deutschen Leitkultur demonstrieren können, müssen wir erst noch einen eher technischen Absatz einschieben, um den Index zu erläutern.
Wie sehr etwas zu Deutschland gehört, hängt von zwei Faktoren ab. Nehmen wir etwa das Judentum. Das gehört selbstverständlich zu Deutschland, allein schon, um nicht in Naziverdacht zu kommen, wenn man mal wieder auf die Muselmänner schimpft. Dabei machen Juden mit gerade mal 0,24% der deutschen Bevölkerung nur einen verschwindend kleinen Anteil aus (alle hier verwendeten Zahlen kommen aus der Wikipedia). Offenbar gehören sie nur zu Deutschland, weil sie schon immer da waren. Die erste Größe, die wir zu berücksichtigen haben, ist also die Zeit, seit der es etwas in Deutschland gibt.
Um handlichere Zahlen zu bekommen, nehmen wir mal nicht die Anzahl der Jahre, die es etwas in Deutschland gibt, sondern die Zeit relativ zur gesamten deutschen Existenz. Auf diese Weise erhalten wir Zahlen zwischen 0 (gibt's noch gar nicht in Deutschland) und 1 (gab's schon immer in Deutschland). Doch seit wann gibt es Deutschland? Da es ja immer um die historische Zugehörigkeit geht, müssen wir hier auch historische Skalen betrachten. Nehmen wir also mal die Krönung Otto des Großen zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 962 als Beginn der deutschen Historie. Dann ist unser erster Parameter, nennen wir ihn X:
X = (gegenwärtiges Jahr - Jahr des Auftretens in Deutschland) / (gegenwärtiges Jahr - 962)
Als zweites Beispiel betrachten wir mal
Wer wird Millionär?. Das gehört zwar zu Deutschland, obwohl es erst 1999 aus Großbritannien nach Deutschland kam. Doch es wird von Millionen von Deutschen angeschaut. Unsere zweite Einflußgröße ist also der Anteil der Deutschen, der sich für etwas interessiert. Nennen wir diesen Parameter Y:
Y = Zahl der betroffenen bzw. teilhabenden in Deutschland / Gesamtzahl der (potentiell) betroffenen in Deutschland
Was wir jetzt für den D-Index brauchen, ist eine Funktion, die jedem Paar X,Y eine Zahl zwischen 0 und 1 zuordnet. Um eine geeignete Funktion zu finden, können wir uns von zwei Bedingungen leiten lassen:
1) Wenn X und Y gegen 0 gehen, soll auch die zugeordnete Zahl gegen 0 gehen. Denn wenn es etwas in Deutschland gar nicht gibt, dann soll es auch nicht zu Deutschland gehören.
2) Wenn X oder Y oder beide gegen 1 gehen, dann soll auch die zugeordnete Zahl gegen 1 gehen. Denn wenn es etwas schon immer in Deutschland gab oder alle Deutschen es tun, dann soll es auch zu Deutschland gehören.
Ein einfaches Addieren von X und Y genügt nun nicht. Denn das würde zwar die Bedingung 1) erfüllen, aber nicht die Bedingung 2). Addieren wir also die Quadrate von X und Y, und normieren wir es auf die Summe von X und Y:
(X2 + Y2) / (X + Y)
Diese Funktion erfüllt beide Bedingungen, und wir haben unseren D-Index schon fast gefunden! Nur eine Schönheitskorrektur ist noch angebracht. Denn die so aus X und Y berechnete Größe ist ein ziemlich großes Maß. Vieles, was zweifelllos zu Deutschland gehört, würde einen ziemlich kleinen Wert bekommen, und man müßte die Grenze zwischen dem, was zu Deutschland gehört und was nicht, bei sehr kleinem D-Index ziehen. Um größere Zahlen zu bekommen, müssen wir den D-Index noch etwas "stauchen". Dazu nehmen wir den oben berechneten Wert noch zu einer Potenz. Ein Vergleich mit zweifellos deutschen Dingen zeigt, daß der Wert 0,3 für diese Potenz eine gute Wahl ist. Also können wir nun den D-Index ausrechnen:
D-Index = [ (X2 + Y2) / (X + Y) ]0,3
Schon sind wir fertig! Natürlich ist eine Zahl zwischen 0 und 1 für eine politische Diskussion noch immer viel zu kompliziert. Daher empfiehlt InIdInIn folgende vereinfachende Klassifikationen:
Was einen D-Index kleiner als 0,5 hat, gilt offiziell als nicht zu Deutschland gehörend, was einen D-Index von 0,5 aufwärts hat, gehört zu Deutschland. Damit können schon mal pauschale Aussagen gemacht werden. In der Praxis könnte aber eine weitere Abstufung sinnvoll sein. Teilen wir also den Bereich der D-Indizes in vier Zonen ein:
Zone IV: Der D-Index ist kleiner als 0,25. Was hier liegt, gehört nicht zu Deutschland, und Deutschland braucht es auch nicht, schließlich kam es ja schon immer gut ohne aus. Was in Zone IV liegt, kann also gleich wieder dahin abgeschoben werden, wo es her kam.
Zone III: D-Index von 0,25 bis 0,5. Was hier liegt, gehört zwar nicht zu Deutschland, aber wenn sichergestellt wird, daß es sich nicht zu sehr vermehrt und auf der Staatskasse liegt, dann kann es als Zeichen der Weltoffenheit in Deutschland toleriert werden.
Zone II: D-Index von 0,5 bis 0,75. Gehört zwar zu Deutschland, aber hier wird man vermutlich all den neumodischen Dreck finden: Walkman, VHS, diese Rock 'n' Roll-Musik und was die jungen Leute heute nicht sonst noch alles "geil" finden. Doch als Zeichen der Zukunftsgewandtheit hat all dies seinen Platz in Deutschland.
Zone I: D-Index größer als 0,75. Hier ist die deutsche Leitkultur zu Hause! Fragen des Einbürgerungstests sollten nur aus diesem Bereich kommen: Wer hat die
Ode an die Freude komponiert? In welche Mülltonne gehört Schokoladenpapier? Welches war die letzte siegreiche Schlacht der deutschen Wehrmacht?
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Der D-Index in Abhängigkeit von den Parametern X (relative
Zeit in Deutschland) und Y (relative Häufigkeit). Die Werte
reichen von 0 (schwarz) bis 1 (weiß, natürlich). |
Die obige Abbildung veranschaulicht nun den D-Index in Abhängigkeit on den beiden Parametern X und Y. Die Zonen IV bis I sind markiert, und die Position einiger Dinge sind zur Verdeutlichung als rote Punkte mit eingetragen. Man erkennt also deutlich, Demokratie, Kartoffeln und Judentum fallen ganz klar in die Zone I der deutschen Leitkultur, während die Bildzeitung und
Wer wird Millionär? zwar noch zu Deutschland gehören, aber wenigstens nicht zur Leitkultur. Wie erwartet gehören der Islam und die Kiwi nicht zu Deutschland. In Zone III liegend, können sie aber toleriert werden. Der D-Index bestätigt also bestens, was man erwarten würde! Eine interessante Tatsache fällt aber dennoch auf: Die CSU (gegründet 1945, 6,5% bei der letzten Bundestagswahl) gehört nicht zu Deutschland! Sie fällt in Zone III und es gilt für sie dasselbe wie für den Islam: Sie kann geduldet werden, wenn sie sich nicht zu sehr vermehrt und dem Staat auf der Kasse liegt. Auf den ersten Blick ein erstaunliches Ergebnis. Auf den zweiten Blick aber auch nur wieder eine Bestätigung dessen, was man im Grunde schon immer wußte.
Damit dürfte sie Brauchbarkeit und Nützlichkeit des D-Index hinreichend demonstriert sein. Für Einladungen ins Frühstücksfernsehen und zu
Maybrit Illner steht die DWüdW-Redaktion natürlich gerne zur Verfügung. Ansonsten: Dankt mir nicht! Das gute Gefühl, seinem Land mit dem D-Index einen Dienst erwiesen zu haben, ist Dank genug.