"Ihr Name ["Astroiden"] – astēr ("Stern") mit der Endung eides ("ähnlich") – umschreibt, dass sie wie Sterne erscheinen, weil sie so klein wirken.""[Meteoroide] können auf unterschiedlichen Wegen entstehen: Entweder löst sie die Gravitation von Planeten aus einem Asteroidengürtel oder der Sonnenwind schlägt sie aus Kometenkernen heraus.""Das Leuchten der Meteore entsteht durch die Aufladung der Luftteilchen, wenn der Meteoroid durch die Atmosphäre rast."
Na? Aus einem Aufsatz aus der 6. Klasse vielleicht? Nein. Auch nicht aus dem Spiegel Online, ich will ja den Eindruck vermeiden, mich nur auf ihn eingeschossen zu haben. Sie stammen aus einer Infobox aus der Zeit, Rubrik Wissen. Und bei solch absurden Feststellungen weiß ich ganz ehrlich nicht so recht, was die Autorin mir sagen wollte, und somit auch nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll. Gut, mit den klein wie Sterne wirkenden Asteroiden meinte sie vielleicht, daß sie in Teleskopen (meist) punktförmig erscheinen, wie dies (meist) auch Sterne tun. Was das Entstehen von Meteoroiden, also sehr kleinen Asteroiden, durch Herauslösen aus Asteroidengürteln angeht, tappe ich völlig im Dunkeln. Ist ein kleiner Asteroid kein kleiner Asteroid, solange er in einem Asteroidengürtel ist? Und das Herausschlagen von Meteoroiden aus Kometenkernen durch Sonnenwind? Boah! Sonnenwind besteht hautsächlich aus einzelnen Elektronen und Protonen, also Elementarteilchen, sowie ein paar schwereren Ionen. Wie solch kleine Partikel Gesteinsbrocken herausschlagen sollten, bleibt in der Phantasie der Autorin verborgen. Und die Luftteilchen werden beim Meteor aufgeladen? Mit kosmischer Energie, oder was? Bestimmt war ja gemeint, daß Meteore leuchten, weil der mit sehr hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintretende Körper die Luft ionisiert. Bei der Rekombination der Ionen mit den freigewordenen Elektronen wird Licht ausgesandt.
Und damit nun zum ganzen idiotischen Artikel, in dem die Infobox eingebettet war.
Die Zeit berichtet von neuen Forschungsergebnissen bezüglich des Staubs, den die japanische Raumsonde Hayabusa 2010 vom Asteroiden Itokawa zur Erde gebracht hat. Itokawa "ist ein Asteroid in fast 290 Milliionen Kilometern Entfernung zur Erde", behauptet die Zeit. Und das ist völliger Blödsinn - haben doch die Körper des Sonnensystems (Erde, Planeten, Asteroiden und was nicht noch alles) die Eigenschaft, sich ständig um die Sonne zu bewegen. Ihre Abstände untereinander ändern sich dabei notwendigerweise ständig. Und für Itokawa heißt das, das er manchmal ziemlich nahe an der Erde sein kann, z.B. gerade einmal 1,9 Mio. km im Juni 2004. Manchmal ist er auch ziemlich weit weg, z.B. 378 Mio. km im Mai 2005. Und z.Z. ist er gerade 341 Mio. km weit weg. Das alles macht es aber natürlich wahnsinnig schwierig, seinen Lesern in einer einfachen Zahl zu sagen, wie weit weg der Asteroid eigentlich ist...
Und was passierte nun mit den auf der Erde angekommenen Staubteilchen von Itokawa? "Im Labor scannten, mikroskopierten und analysierten die Astronomen nun fast ein Jahr lang die geborgenen Partikel", meint die Zeit. Und man mag es anzweifeln, ist das "scannen, mikroskopieren und analysieren" von Gesteinskrümeln doch so sehr Aufgabe von Astronomen wie Binddarmoperationen. Aber Mineralogen, Petrographen oder Geochemiker, die werden das wohl getan haben. Und die Ergebnisse sind spektakulär: "Itokawa enthält – wie die Meteoritengruppe der gewöhnlichen Chondriten auch – eingeschlossene Silikate." Ein absoluter Hammer! Gerade wenn man bedenkt, daß die sehr breite Palette an Silikaten das mit weitem Abstand häufigste gesteinsbildende Material bietet! Nicht nur die Meteoritengruppe der gewöhnlichen Chondriten, nein, auch fast alle anderen Meteoriten, und ebenso fast die ganze Erdkruste und Erdmantel bestehen aus Silikaten. Und bei anderen Gesteinsplaneten sieht's nicht anders aus. Wenn man jetzt nicht gerade erwartet hat, daß Itokawa ein fliegendes Korallenriff ist, dann sollte einen dieses Ergebnis nicht sonderlich überraschen. Interessant ist eher, welche Silikate es sind (und worin sie denn "eingeschlossen" sein sollen?). Aber das ist wohl auch alles ein bisschen viel. Warum nun machen sich die Wissenschaftler eigentlich die Mühe, solchen Asteroidenstaub zu untersuchen?
"Astronomen untersuchen die Himmelskörper, um herauszufinden, woraus unsere Erde entstanden ist. Dafür müssen sie im Weltraum nach Antworten suchen. Denn in die aufschlussreichen Tiefen der Erde gelangt man erst gar nicht: Die tiefste Bohrung reicht nur 12 Kilometer in das Erdinnere, was weniger als einem Fünfhundertstel des Erdradius entspricht."
Aha. Nix mit "aufschlussreichen Tiefen". Und gleich im nächsten Satz schreibt die Zeit selbst, daß das Unsinn ist. Denn egal ob Erdoberfläche, Kruste oder noch tiefer, das Problem ist immer die massive Veränderung, die die Erde in ihrer Geschichte durchgemacht hat. Nichts, nirgends, ist an der Erde noch so wie zur Zeit ihrer Entstehung. Bei kleineren Asteroiden ist das mitunter anders. Und da sie sich in ähnlichen Gegenden wie damals auch die Erde gebildet haben, lohnt es sich, sie mal genauer anzusehen. Aber vermutlich wurde die Zeit-Autorin einfach von dem tiefen inneren Bedürfnis getrieben, auch mal was von Bohrungen in die Erde zu schreiben?
Lassen wir's nun gut sein und blicken lieber zum Schluß noch in die Zukunft: "Die Nasa will 2016 die Raumsonde Osiris-Rex zum Asteroiden 1999 RQ36 schicken, der zu den kohlenstoffhaltigen Asteroiden zählt." Tja, dieser Asteroid ist im Englischen ein "C-type asteroid". Und das "C" steht tatsächlich für "carbonaceous". Und ja, das Wörterbuch bietet als eine Übersetzungsmöglichkeit "kohlenstoffhaltig" an. Aber man übersetzt es trotzdem nicht mit "kohlenstoffhaltig". Wenn überhaupt, dann müßte man es mit "kohliger Asteroid" übersetzen, denn der Meteoritentyp "carbonaceoous chondrite" heißt im Deutschen "Kohliger Chondrit". Eigentlich aber sollte man einfach bei "C-Asteroid" bleiben. Klingt zwar nicht so lässig professionell wie "kohlenstoffhaltiger Asteroid", ist dafür aber richtig. Und es vermeidet die irrige Annahme, diese Astroiden würden sich irgendwie durch ihren Kohlenstoffgehalt auszeichnen.
Ach ja, in der Infobox stand auch: "In einer sternklaren Nacht kann das menschliche Auge rund 5.500 Sterne erkennen." Stimmt auch nicht. Am ganzen Himmel gibt es etwa 5.500 Sterne, die man unter optimalen Bedingungen (finsterste Nacht) mit bloßem Auge erkennen könnte. In einer einzelnen Nacht kann man aber natürlich nur die Hälfte des ganzen Himmels auf einmal sehen, und somit können höchstens 2750 sichtbare Sterne am Himmel stehen. Wenn man alle Sterne zählt, die während einer ganzen Nacht gesehen werden können, dann kann die Zahl noch größer werden, da während der Nacht neue Sterne aufgehen können. Da aber ein Teil des Himmels um die Sonne im Tageslicht liegt, kann man nie alle 5.500 Sterne in nur einer Nacht sehen.
Aber ich wollte ja aufhören. Es stimmt schon, man sollte nicht immer auf dem Spiegel herumhacken. Andere sind auch nicht besser.
Nachtrag 28.8.:
Ich habe den letzten Absatz über die Anzahl der Sterne verbessert, dort ging die Zeit- und Ortsabhängigkeit der Anzahl sichtbarer Sterne durcheinander...