Donnerstag, 27. Februar 2014

Lieber rot als tot!

2009 (24. März, SpOn):
"Wer viel sogenanntes rotes Fleisch verzehrt, stirbt mit höherer Wahrscheinlichkeit an Krebs-, Herz- und Kreislaufleiden."

2010 (20. April, Men's Health):
"Wer regelmäßig stark durchgebratenes, rotes Fleisch isst, erhöht damit die Wahrscheinlichkeit eines Blasenkarzinoms"

2011 (20. Dezember, WDR5):
"Wer viel rotes und verarbeitetes Fleisch isst, erhöht sein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken."

2012 (10. September, Süddeutsche):
"Fleischmahlzeiten erhöhen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und verschiedene Krebsleiden."

2013 (8. März, RTL):
"Wurst und Fleisch fördern Krebs und Herztod"

2014 (26. Februar, Focus):
"Laut einer österreichischen Studie bekommen Menschen, die Fleisch essen, seltener Krebs, einen Herzinfarkt oder Allergien."

Nein, ich habe nie an dir gezweifelt, niiiie! Egal, was auch immer die Leute all die Jahre gesagt haben mögen, ich habe immer an dich geglaubt! Mein fettes, saftiges Steak!


Und das heute Stück Fleisch wird all jenen armen Menschen gewidmet, die in den letzten Jahren der Gesundheit zuliebe auf Fleisch verzichtet haben und dabei von Krebs hinweggerafft wurden!

Dienstag, 25. Februar 2014

Natur pur

Naturgesetzliche Abläufe haben kein Ziel und Zweck, sie laufen einfach so ab, weil die Naturgesetze nun mal so sind, wie sie sind. Das klingt banal, dennoch haben erstaunlich viele Menschen erstaunlich große Schwierigkeiten, dies wirklich, jenseits eines Lippenbekenntnisses, zu akzeptieren - spätestens, wenn es um die belebte Natur geht.
Nehmen wir die darwinsche Evolution. Diese Theorie beschreibt rein mechanisch die Prozesse, unter deren Wirkung sich Lebewesen über Generationen hinweg entwickeln. Anzunehmen, der Evolution wohnten irgendwelche Ziele oder Absichten inne, ist völlig absurd. So ist es nicht Ziel oder Aufgabe eines Individuums oder auch der Art als Ganzes, durch das Verhalten oder durch körperliche Fähigkeiten den Fortbestand zu sichern. Ein jedes Individuum ist, wie es ist, und daraus mag folgen, was immer daraus folgt. Alle anderen Annahmen sind so unsinnig, als würde man unterstellen, der Zweck der Schwerkraft sei es, dafür zu sorgen, daß ein Stein zu Boden fällt.

Und dann kommen Menschen wie Herr Matussek und Gleichgesinnte, die Homosexualität, wie auch Fehlsichtigkeit und Erbkrankheiten, für einen Fehler der Natur halten. Einen Fehler kann aber nur machen, wer mit seinem Wirken eine Absicht verfolgt, ein Ziel erreichen will. Wer einfach nur ziel- und zweckfrei vor sich hinwirkt, der kann auch keinen Fehler machen. Die Natur kann keine Fehler machen. Egal ob sexuelle Präferenzen oder schwere Erbkrankheiten, sie als "Fehler der Natur" zu betrachten ist so absurd, als würde man es als Fehler der Natur ansehen, sollte ein fallender Stein einmal nicht auf dem Boden, sondern auf einem Tisch landen. Weil es ja der Zweck der Schwerkraft sei, daß Steine zu Boden fallen? Was immer die Natur hervorbringt, es ist allenfalls eine Abweichung von der Norm - im wertfreiesten nur möglichen Sinne.
Eine Abweichung von der Norm wird erst zu einem "Fehler", wenn ein Mensch seine eigene wertebeladene Vorstellung davon, wie die Natur zu sein habe, in diese hineinprojiziert. Fehlsichtigkeit wird erst zu einem "Fehler der Natur" unter der Vorstellung des Menschen, wie die Natur das Sehen einzurichten habe. Erbkrankheiten durch die Vorstellung des Menschen vom "richtigen Menschen" zu einem "Fehler der Natur".

Und damit sind wir bei Heiko Wernings Kommentar zu Matusseks Geschwätz von der Homosexualität als Fehler der Natur. Der stellt ganz richtig fest, daß Matussek mit seinem "Vulgärdarwinismus" "eine alte Argumentationslinie reanimierte, die hochgefährlich ist." Und doch geht er selbst Matussek auf den Leim. Denn er beginnt selbst, biologisch zu argumentieren, mit Bienen und Genpool und schwulen Bonobos. Damit hat er die von vornherein falsche und potentiell ausgesprochen gefährliche Argumentationslinie des Herrn Matussek im Grunde selbst übergenommen. Doch die gesellschaftliche Haltung der Homosexualität gegenüber ist nicht nur keine Frage des Vulgärdarwinismus, sie ist auch keine Frage des Darwinismus, ja, ist überhaupt keine Frage der Naturwissenschaft. Um die Absurdität dieser Herangehensweise voll zu erfassen, muß man nur einmal eines der bunten Beispiele Wernings aus der Welt der Biologie hernehmen und sich fragen, ob die Rolle der Homosexuellen in der Gesellschaft von der wissenschaftlich zu beantwortenden Frage abhängen kann, ob sich Delfinweibchen von ihren Freundinnen die Flosse in die Muschi stecken lassen oder nicht?

Wie schön wäre es doch gewesen, wäre Matusseks biologische Fehlerphantastereien entgegen gehalten worden, daß Natur und Biologie völlig egal sind, wenn es um die Rechte von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft geht. Und daß ausnahmslos, immer und überall, wo jemand sich auf die Natur beruft, um ein Werturteil zu rechtfertigen, letztlich nur ein objektives Deckmäntelchen für die eigenen Ressentiments gesucht wird.

Samstag, 15. Februar 2014

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Da habe ich beim lustlosen und gelangweilten herumklicken in den Qualitätsmedien alleine heute drei frische neue Schlagzeilen zum Thema Steuerhinterziehung gefunden. Und die sind typisch für die ganze Berichterstattung der letzten Wochen:

"Grenzen der Moral: Steuerhinterziehern sollten wir weniger mit Empörung als mit juristischem und politischem Druck begegnen."
"Im Kopf der Betrüger: Steuerhinterzieher halten sich für Gott"
"Steuerhinterziehern auf der Spur: Was Fahnder bei der Arbeit erleben"

Da fällt was auf, nicht wahr? Viel zu deutlich fällt da was auf. Als hätte es Alice Schwarzer und ihr wahrhaft großes, wohl immer noch mißverstandenes Opfer für die Sache nicht gegeben! Waren denn alle Bemühungen umsonst?
Verdammt noch mal, Schluß mit der Diskriminierung -  in inklusiver und geschlechtergerechter Sprache heißt da ab jetzt gefälligst
"Steuerhinterzieherinnen und Steuerhinterzieher"!
So viel Zeit muß sein, klar?!

Montag, 3. Februar 2014

Laudatio auf Frau Alice Schwarzer

Anläßlich der Verleihung des Hegel-Preises für die Mißachtung der Logik 2013
von Thomas Steinschneider

Meine Damen, meine Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

Der diesjährige Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik gibt Anlass, uns mit einem emotionalen und aus dem öffentlichen Bewusstsein häufig verdrängtem Thema auseinanderzusetzen - dem Thema Prostitution. Man dürfte nur wenige andere menschliche Beschäftigungen finden, die ähnlich weit in die Vergangenheit unserer Spezies zurückverfolgt werden können wie die Prostitution. Seitdem es schriftliche Aufzeichnungen des menschlichen Lebens gibt, so lange gibt es schriftliche Belege für die Prostitution. Und so hartnäckig diese ihren Platz in der menschlichen Zivilisation behauptet, so hartnäckig wird sie durch die Geschichte hindurch bekämpft. Sei es, daß die den göttlichen Willen verletzen würde oder die Würde der Frau an sich, sei es, daß sie die Moral, die Familie, die Volksgemeinschaft zersetzen würde oder zur Verbreitung von Krankheiten beitragen - wer wollte, der fand noch immer ein seinem Weltbild entsprechendes Argument, um gegen die Prostitution zu Felde zu ziehen. Um in diesem endlosen Strom des käuflichen Geschlechtsverkehrs und seiner Anfeindungen den Beitrag der diesjährigen Preisträgerin des Hegel-Preises für die Mißachtung der Logik einordnen und würdigen zu können, wollen wir ein wenig in die Vergangenheit zurückgehen.
In den letzten Siebzigerjahren, zu einer Zeit, als Frau Schwarzer als Korrespondentin in Paris weilte, schrieb der Mann Paul Feyerabend:
"Und wo Argumente doch eine Wirkung zu haben scheinen, da liegt es öfter an ihrer physischen Wiederholung als an ihrem semantischen Gehalt. Hat man dies einmal zugestanden," - Und lassen Sie mich hier einschieben: wer wollte das nicht zugestehen? Man möge nur einen Moment in sich gehen und sich Fragen, ob die Homöopathie, das Christentum, die Vorratsdatenspeicherung oder die Große Koalition existieren, weil inhaltlich so überzeugende Argumente für sie sprechen würden? Hat man dies also einmal zugestanden, "so muß man auch die Möglichkeit nicht argumentbedingter Einstellungsänderungen beim Erwachsenen wie auch den (theoretischen Teilen der) Institutionen wie Wissenschaft, Religion, Prostitution u.s.w. zugeben."
Gerade dies ist die Stelle, an der das Wirken der diesjährigen Hegel-Preisträgerin im theoretischen Teil der Institution der Prostitution ansetzt. Denn Frau Schwarzer hat erkannt: Wer die Prostitution überwinden will, der muß die Semantik überwinden! Sehen wir uns also die preiswürdigen Leistungen Frau Schwarzers in dieser Hinsicht einmal etwas genauer an.

Zunächst muß die enorme Beweglichkeit, die schnellen Reflexe und die Anpassungsfähigkeit in der Argumentation der Preisträgerin bewundert werden. So schafft sie es beispielsweise, statistische Aussagen zu manchen, um die Schlechtigkeit des Prostitutionsgesetzes zu belegen. Konfrontiert mit der Feststellung, ihre statistischen Aussagen seien, nun ja, eher sowas wie gefühlte Fakten, nimmt sie die Zweifelhaftigkeit ihrer eigenen Aussage als weiteren Beleg für die Schlechtigkeit des Prostitutionsgesetzes. Diese für sich genommen schon erstaunliche, geradezu atemberaubende Flexibilität der Argumentation entfaltet ihre vollständige und heute in dieser feierlichen Runde zu würdigende Wirkung in der Kombination mit einer weiteren, für sich genommen nicht neuen Strategie. Ich spreche natürlich von der Verwendung eines Begriffes mit unterschiedlichen Bedeutungen innerhalb einer Argumentationskette. Diese bei den Freunden ergebnisorientierten Denkens und exotischer Schlußfolgerungen schon lange beliebte Technik verwendet Frau Schwarzer meisterhaft beim Begriff der Geschlechter, Frau und Mann.
Zunächst einmal mag der größere, naive Teil der Bevölkerung annehmen, Frau und Mann seien durch gewisse biologische Merkmale charakterisiert, seien es nun Muschi, Puller oder Chromosomensatz. Dies mögen wir als die biologische Definition der Geschlechter bezeichnen. Nun hat der Feminismus völlig richtig festgestellt, daß den Geschlechtern von der Gesellschaft umfangreiche Verhaltens- und Denkweisen zugeschrieben werden. Diese legen gewissermaßen sozial bestimmte Geschlechterrollen für Frauen und Männer fest. Nun gefiel es aber, nicht einfach von den biologischen Geschlechtern aufgeprägte Rollen zu sprechen, sondern von der sozialen Konstruktion von Geschlechtern. Mithin kommt es zu einer zweiten Geschlechterdefinition, dem sozialen Geschlecht. Und wie nicht anders zu erwarten, gehen die biologische und die soziale Definition des Geschlechts munter durcheinander. Wird die Gleichbehandlung von Frau und Mann eingefordert, so bezieht sich dies natürlich auf die biologischen Geschlechter. Sozial konstruierte Frauen und Männer kann man schließlich nicht gleich behandeln, da sie ja das Resultat einer Ungleichbehandlung sind. Wird hingegen die Aufhebung der Geschlechter gefordert, so geht es selbstverständlich nicht darum, mit Röntgenstrahlen und Skalpell gegen die Biologie anzukämpfen, sondern um die Geschlechter im sozialen Sinne.
Dieses Reservoir der Verwirrung ist es nun, das Frau Schwarzer mit ihrer flexiblen Argumentationsweise aufs trefflichste kombiniert. So beginnt sie in ihrem Beitrag für den Hegel-Preis 2013:
"Die ganze Prostitution ist ein dunkles Kapitel und liegt wie ein schwerer Schatten über dem Verhältnis der Geschlechter. Frauen sind das käufliche Geschlecht – und Männer die (potenziellen) Käufer."
An späterer Stelle sieht sich sich dann veranlasst, an dieser Stelle nicht vom biologischen, sondern vom sozialen Geschlecht gesprochen zu haben:
"Es ist in der Tat keine Frage des biologischen Geschlechtes, sondern eine des Machtverhältnisses, in dem Menschen zueinander stehen."
Interessant ist hier, daß das soziale Geschlecht offenbar durch das Machtverhältnis gegeben zu sein scheint: Eine soziale Frau steht im Machtgefälle unten, ein Mann im sozialen Sinne des Wortes oben. Mithin scheint Frau Schwarzer gar nicht für Frauen und gegen Männer zu kämpfen, sondern schlicht gegen Machtgefälle, für eine in jeder Hinsicht egalitäre Gesellschaft? Nun ist kein Gedanke absurder, als daß sich die geschätzte Preisträgerin für Machtgefälle jenseits des biologischen Geschlechterverhältnisses interessieren würde. Und so kämpft Frau Schwarzer für biologische Frauen und gegen biologische Männer, außer, dieses Konzept wird argumentativ unbequem. Dann kämpft sie auch schon mal für soziale Frauen und gegen soziale Männer, unabhängig vom biologischen Geschlecht, wie eben in der Prostitutionsfrage. Allerdings kämpft sie auch schon mal für soziale Männer, sofern diese biologische Frauen sind, etwa wenn es um mehr Frauen in Führungspositionen geht. Für biologischen Frauen, die auch soziale Frauen sind, wird aber nicht gekämpft, wenn sie selbst im Machtverhältnis der soziale Mann ist, z.B. dann wenn sie eigene Mitarbeiterinnen niederputzt. Kurzum, jeder Versuch, Ziele und Argumentationen der Preisträgerin mit dem Maß der Logik zu messen, sind zum Scheitern verurteilt. Und gerade hierin haben wir den völlig zu Recht mit dem Hegel-Preis gewürdigten Kern der Schwarzer'schen Leistungen freigelegt: Der bewunderungswürdigen Frau Schwarzer gelingt es, die Logik zu mißachten, indem sie aktive Strategien zur Vermeidung einer Angriffsfläche für die Logik entwickelt. So gelingt es ihr, ein weltanschauliches und argumentatives Gerüst zu errichten mit der Strukturierung und Tragfähigkeit einer Qualle im Säurebad. Dies sollte unsere Hochachtung verdienen. Denn schließlich, wer braucht Logik, wenn er sie Moral auf seiner Seite hat? Oder wie es Frau Schwarzer selbst in ihrem Preisbeitrag formulierte: Die Konservativen haben die gute alte Doppelmoral, die Linken und Liberalen haben gar keine Moral. Womit Frau Schwarzer ein weiteres treffliches Argument geliefert hat, weshalb man sie selbst heute zum Erzkonservatismus zu zählen hat.
Und damit erkläre ich das Buffet endlich für eröffnet!

Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik 2013 - Die Preisverleihung

Es ist soweit! Der Träger des Hegel-Preises für die Mißachtung der Logik 2013 steht fest! Einen Monat lang konnten die Leser der Wahrheit über die Wahrheit unter den Nominierungen abstimmen. 195 abgegebene und ohne weitere Prüfung für gültig befundene Stimmen wurden gezählt - und das Ergebnis ist so eindeutig wie nie! Doch bevor das offizielle amtliche Endergebnis verkündet wird, erst einmal ein Dankeschön an alle, die sich an der Umfrage beteiligt haben! Und ein besonderes Dankeschön an alle Unterstützer und Förderer des diesjährigen Hegel-Preises!

Und hier ist es endlich, das offizielle amtliche Endergebnis:

Platz 4:
10,3% der Stimmen entfielen auf den Verein "Aktion: In jedes Haus". Zweifellos hat der Verein ein wichtiges Prinzip ergebnisorientierten Denkens aufgezeigt. Aber es scheint, am Ende hat es dann noch an Esprit im Preisbeitrag gemangelt. Schade, aber die nächste Chance auf einen Hegel-Preis kommt auch für die Protestanten unter den Vernunftschändern bestimmt!

Platz 3:
Der katholische Weihbischof Andreas Laun konnte immerhin 15,4% der Stimmen auf sich vereinen. Angesichts des dichten Feldes im diesjährigen Hegel-Preis ein achtbares Ergebnis - und das neue Jahr ist noch jung! Da ist noch einiges vom Team RKK zu erwarten für den Hegel-Preis 2014...

Platz 2:
17,4% der Stimmen gehen an Franz Josef Wagner. Ein verdienter zweiter Platz! Sicherlich ist Herr Wagner einer der führenden Experten Deutschlands im Bereich der Mißachtung von Logik und gesundem Menschenverstand. Und womöglich ist ihm gerade seine eigene Professionalität in dieser Hinsicht am Ende zum Verhängnis geworden? Man zeichnet ja schließlich auch keinen Laternenpfahl für seine offensichtliche Indifferenz gegenüber strukturierten Gedankengängen aus...

Und hier ist er - der
Platz 1:
Atemberaubende 56,9% der gültigen Stimmen entfallen auf Frau Alice Schwarzer! Applaus!
Ein überragender Sieg, da kann es keinen Zweifel geben! Die herzlichsten Glückwünsche vom Hegel-Preiskommitee, der DWüdW-Redaktion und dem offiziellen DWüdW-Blog-Meerschweinchen! Fraglos reiht sich Frau Schwarzer harmonisch in die Reihe bisheriger Preisträgerinnen und Preisträger ein.

Wie jedes Jahr wurde der Hegel-Preis in einer angemessen würdevollen Feierstunde der Preisträgerin beinahe persönlich überreicht. Für die Laudatio konnte erstmals seit einem Jahr wieder der DWüdW-Cheflaudator Thomas Steinschneider gewonnen werden! Selbstverständlich ist die Laudatio auf Frau Schwarzer im Wortlaut dokumentiert.

Offizielle Feier anläßlich der Verleihung des Hegel-Preises für
die Mißachtung der Logik 2013
(Symbolbild, tatsächliche Ereignisse können von der Darstellung
abweichen).
Auf der sich wie immer an die offizielle Preisverleihung anschließenden inoffiziellen Hegel-Preis-Party wurde dann von den Gästen noch bis in den nächsten Morgen zu Ehren der Preisträgerin ausgiebig mit der Konstruktion von Geschlechterrollen und Machtverhältnissen experimentiert.

Der Versitzende des Hegel-Preiskommitees
auf der inoffiziellen Preis-Feier (Symbolbild,
tatsächliche Ereignisse können (leider) von
der Darstellung abweichen).
Und damit ist der Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik 2013 abgeschlossen! Das Preiskommitee sagt noch einmal Danke an alle Involvierten hat nun beinahe ein Jahr Zeit, die Striemen und Wachsbrandflecken verheilen zu lassen, bevor sich der Hegel-Preis dann im Dezember wieder zurück meldet!

Mittwoch, 22. Januar 2014

Brandheiß, Baby!

Wie schrieb dieses Blog vor einem Jahr?
"Seit 26 Jahren hätte die Presse also durchgehend jedes einzelne Jahr völlig zu Recht vermelden können, daß das vergangene Jahr zu den 10 wärmsten Jahren seit Beginn der Statistik gehört!"
Das verlangt doch nach einer Aktualisierung:

Damit sind wir jetzt bei - Update 2014! [link]:
27 28
Jahren!

Hat jemand Lust, auf 2014 2015 zu wetten?

Donnerstag, 2. Januar 2014

Chinesisches Neujahr

Mit den Tieren ist es bei den Kleinen der Generation U2 nicht so einfach. Daß Kühe "Muh" machen und Katzen "Miau", das haben sie inzwischen zwar gelernt. Aber alles andere, was entfernt nach einem Tier aussieht, ist ein "Wauwau", sei es nun ein Schaf, ein Meerschweinchen oder ein Eichhörnchen. Aber das ist ja auch verständlich. Als Großstadtkinder beschränkt sich ihr direkter Kontakt mit Tieren jenseits von Hund und Katze auf das Backhähnchen im Ofen. Letzteres beeindruckt sie aber nachdrücklich. Vielleicht, weil ich es immer, nur auf die Füße gestützt, aufrecht auf eine Bierflasche gesetzt in den Ofen stelle. Das sieht zwar ein bisschen obszön aus, ersetzt aber hervorragend den Hähnchengrill. Frei und aufrecht im Ofen stehend, kann das Fett rundherum abfliessen, und das Hähnchen wird von allen Seiten kross und knusprig. Und das herunterlaufende Fett mit der Marinade tröpfelt auf die darunter ausgebreiteten Kartoffelspalten und lässt diese herrlich würzig und saftig werden. Schon der Geruch läßt einem das Wasser im Munde zusammen laufen! Das findet auch unser Vermieter. Als wir am gestrigen Neujahrstag zum Abendessen ein Hähnchen im Ofen hatten, klingelte er, um uns freundlicherweise ein im Treppenhaus vergessenes Spielzeug in die Wohnung zu bringen. Bei der Gelegenheit bat ich ihn gleich herein, auf das er sich mal die allmählich größer werdenden dunklen Flecken an unserer Wohnzimmerdecke ansehe, wo offenbar Wasser vom Vordach in die Decke sickert. Auf dem Weg hinaus blieb er dann vor der Küchentür stehen, schnupperte, und fragte: "Das riecht ja köstlich hier! Was haben sie denn im Ofen?" Da baut sich der Kleine vor ihm auf und sieht mit seinen großen Augen zu ihm hinauf. Und, mit seinen kleinen Fingerchen auf die Ofentür hinter ihm deutend, verkündet er glücklich lächelnd: - "Wauwau!"

Ich hoffe, wir bekommen keinen Ärger, sollte irgendwann einmal in der Gegend ein Hund abhanden kommen!

Sonntag, 29. Dezember 2013

Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik 2013

Das Jahr 2013 neigt sich seinem gefühlt längst überfälligen Ende entgegen, und plötzlich jagt ein Höhepunkt den nächsten: Erst der Jahresrückblick mit Günther Jauch, dann die Weihnachtsansprache von Präsident Gauck, und jetzt hat DWüdW die Ehre, das vierte Jahr in Folge den Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik auszurichten!

Wieder einmal sind die ehrenwerten selbst erklärten Experten der Hegel-Preiskomitees (d.h. ich) ausgeschwärmt, um die beeindruckendsten und faszinierendsten Leistungen des Jahres im Bereich der Mißachtung von Logik, Kausalität oder schlicht gesundem Menschenverstand aufzuspüren. Und der Eindruck dieses Jahr war nur zu klar: 2013 war ein schwaches Jahr für den Mißbrauch der Logik! Denn anstatt die eigene Weltanschauung durch das Schänden der Logik umständlich an die Realität anzupassen, wurde immer öfter zur schlichten und einfachen Verleugnung der Realität gegriffen. Innenminister Friedrich z.B. fantasierte sich einfach einen neuen Artikel Eins des Grundgesetzes zurecht ("Supergrundrecht Sicherheit"), Kanzlerin Merkel erklärte sich schlicht für nicht zuständig. Selbst die Katholen, eigentlich ja traditionell sehr stark in der Mißachtung der Logik, werden der Anstrengungen müde und greifen lieber gleich zu einer falschen eidesstattlichen Versicherung, statt lang zu erläutern, weshalb man in der First Class Gott noch näher ist. Doch doch, der Trend geht eindeutig weg von der Mißachtung der Logik, hin zur Mißachtung der Realität. Und es ist eine betrübliche Entwicklung, wenn wir uns nicht einmal mehr verpflichtet fühlen, wenigstens den Anschein von Vernunft aufrechtzuerhalten. Denn die schöne und hohe Kunst der pervertierten Schlußfolgerung ist bedroht. Um so wichtiger ist der Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik 2013, der zumindest die Aufmerksamkeit weckt für das, was eigentlich alles möglich ist!

Und hier sind sie damit auch endlich, die Nominierten für den Hegel-Preis 2013:


Kandidat A: Weihbischof Andreas Laun, Experte für Schwulenspiele
Nachdem das Team RKK im vorigen Jahr trotz kunstvoll aufgetürmter Scheiße die Jury nicht so recht zu überzeugen vermochte, versucht es dieses Jahr der Herr Weihbischof Laun mit einem kleinen, schlichten, aber sehr schönen Anlauf. Mit einem Anlauf, der zurück zu den Wurzeln der Logik führt, zu dem, was logica utens genannt werden kann. Gemeint ist die intuitive, dem menschlichen Verstand allgemein innewohnende Vorstellung davon, was logisch und vernünftig ist, und was nicht.
Eine der wichtigsten und von allen Menschen intuitiv beherrschten Techniken dieses natürlichen Logikverständnisses ist besteht darin, eine ungewohnte logische Folgerung auf Richtigkeit zu prüfen, indem man die ungewöhnlichen Prämissen durch einfache, vertraute Prämissen ersetzt, die innere Struktur der Argumentation aber ganz unverändert lässt. Dann prüft man, ob die Schlußfolgerung in diesem vertrauten Fall intuitiv einleuchtet oder nicht. Es ist diese einfache Technik, die Herr Laun bemüht, als er am 2. April 2013 auf kath.net "Klartext" schrieb:
"Unseren lieben homosexuellen Mitbürgern sei gesagt: Man kann Ehe spielen so viel man will, aus der Verbindung zweier Männer oder zweier Frauen wird auch durch langes Spielen keine Ehe, auch nicht durch Umbenennung! Auch wenn man den Mond „Sonne“ nennt, er bleibt Mond und sollte auch so benannt werden. Ihn nicht „Sonne“ zu nennen, ist keine Diskriminierung des Mondes."
Das Problem ist nun, diese Technik funktioniert nur dann, wenn die Struktur des durch eine einleuchtende Analogie zu prüfenden Arguments völlig identisch bleibt. Nun kann ein Mensch grundsätzlich zweifellos Opfer einer Diskriminierung sein. Doch ist ein Verhalten denkbar, durch das der Mond diskriminiert wird? Wenn nicht, dann verbietet sich das Launsche Argument von vornherein, denn dann kann es ja nichts anderes als negative Ergebnisse hervorbringen.
Wir können die astronomische Analogie aber auch noch ein bisschen weiter treiben. Seit 2006 wird der Pluto durch Beschluß der Internationalen Astronomischen Union nicht mehr als Planet betrachtet. Und zwar, ohne daß irgendein Astronom annehmen würde, Pluto hätte sich durch den Beschluß verändert, und nicht etwa die Auffassung davon, was ein Planet sei. Wenn nun Herr Bischof Laun meint, die Menschen müssten sich ändern, wenn man gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Ehe zählt, und nicht die Auffassung davon, was eine Ehe ist - bedeutet das, daß für die schwer schuftenden Arbeiter im Weinberg des Herrn Pluto für alle Zeiten ein Planet bleiben muß?
So zeigt Herr Laun, wie man auch die einfachste und von nahezu allen Menschen intuitiv beherrschte logische Technik noch so verdrehen kann, auf das auch die größte Grütze noch den Anstrich von Sachlichkeit bekomme. Natürlich würde DWüdW einem der Wahrhaftigkeit verpflichteten Mann Gottes niemals unterstellen, absichtlich, geradezu bösartig Dinge zu verdrehen, um Menschen zu täuschen. Es bleibt ja noch die schiere Blödheit als Erklärung für Herrn Launs Ausführungen. Eine Nominierung für den Hegel-Preis 2013 gibt's aber so oder so!


Kandidat B: Franz Josef Wagner, Experte für Agentenspiele
Ja - diese Nominierung wird zunächst auf Widerwillen stoßen. Franz Josef Wagner für die Mißachtung der Logik auszeichnen - was soll als nächstes kommen? Bekommt ein Goldfisch einen Preis fürs Dauertauchen? In diesem Falle hat sich das Preiskomitee aber doch für eine Nominierung entschlossen, und zwar für einen keinen logischen Fehler in nur sechs kurzen Worten. Denn die Perfidie, die sich hinter diesem kleinen, flotten Schandakt an der Logik verbirgt, raubt einem beinahe die Sprache. Das nominierte Zitat aus der "Post von Wagner" an Edward Snowden vom 10. Juni 2013 lautet:
"Ich bin lieber überwacht als tot."
Der logische Fehler ist simpel, wie es von Herrn Wagner ja auch zu erwarten ist. Es ist die falsche Disjunktion: Es werden zwei Alternativen A und B aufgestellt, ohne zu beachten, daß es sich keineswegs um zwei sich gegenseitig ausschließende und alle möglichen Optionen umfassenden Alternativen handelt. So könnte es ja durchaus Menschen geben, die überhaupt nicht überwacht werden, und trotzdem am Leben bleiben. Oder Menschen, die komplett überwacht sind, und dennoch Gevatter Tod anheimfallen. Doch die Drohung, würde die Obrigkeit uns alle nicht überwachen, unsere E-Mails lesen, unsere Telefonverbindungen aufzeichnen, wir würden des Terrortodes sein - sie wird uns immer noch von Politikern und Sicherheitskräften aufgetischt, und das durchaus mit einem gewissen Erfolg. Herrn Wagner aber gebührt die Ehre, dank seines schlichten Gemüts den ganzen absurden Wahnwitz des Überwachungsarguments auf den blödsinnigen Punkt gebracht zu haben. Und dafür wird er mit einer Nominierung für den Hegel-Preis geehrt, ob nun grundsätzlich überqualifiziert oder nicht!


Kandidat C: Verein "Aktion: In jedes Haus", Experten für Gedankenspiele
Der Hegel-Preis ist strikt überkonfessionell, daher gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Nominierung für die evangelische Seite des Schwachsinns. Dabei hat sich das Preiskomitee entschlossen, erstmals nicht eine natürliche Person zu nominieren, sondern einen eingetragenen Verein, den Verein "Aktion: In jedes Haus". Dieser Missionierungshaufen bettelte auf seiner Website geradezu um eine Nominierung mit seiner Aufforderung "Testen Sie Ihr logisches Denken". Hat das Preiskomitee getan! Was unter dieser Überschrift zu finden war, ist aber nur eine modernere Formulierung der jahrhundertealten und logisch hinreichend kritisierten Pascalschen Wette. Trotzdem gibt es für den alten Hut eine frische Nominierung! Den man lernt etwas für alle Zeiten Wichtiges daraus:
"Wenn es Gott aber gibt und die Bibel sein Wort ist, dann stellen Nichtbeachtung und Gleichgültigkeit für jeden Menschen ein unverantwortliches Risiko dar."
Testen wir unser logisches Denken: wenn es Gott gibt und aber der Koran sein Wort ist, oder das Buch Mormon, oder die Tora, dann bin ich als Christ sowas von erledigt. Daraus folgt: Für zufrieden stellendes logisches Denken ist es unbedingt anzuraten, nach dem Erreichen des gewünschten Ergebnisses mit dem Denken sofort aufzuhören! Dieser kleine Tipp für ein selbstgerechtes Leben ist doch eine Nominierung wert!


Kandidatin D: Alice Schwarzer, Expertin für Nuttenspiele
Niemals hätte ich erwartet, eines Tages einmal Alice Schwarzer unter den Nominierten für den Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik zu finden! Schließlich tritt die Mißachtung der Logik, genauso wie ihre Beachtung, ausschließlich im argumentativen Umfeld auf. Und um Argumentationen mach Frau Schwarzer für gewöhnlich einen weiten Bogen und begnügt sich lieber mit dem Meinunghaben. So sind ihre Ausführungen normalerweise eine Aneinanderreihung von Feststellungen, wie die Welt (ihrer Meinung nach) ist, wie sie (ihrer Meinung nach) zu sein hat, und was (ihrer Meinung nach) dazu getan werden muß; unterbrochen wird die Aneinanderreihung allenfalls von ein paar mehr oder weniger frei erfundenen Fakten. Eindrucksvoll führte Frau Schwarzer dies zunächst in einem Interview mit der Welt vom 4. November 2013 vor. Es lohnt sich, einmal dort in ihre Ausführungen zur Prostitution hineinzusehen: Es gelingt ihr, quasi jedem außer sich selbst den Besitz von Moral abzusprechen und Frauen, die ihre sexuelle Selbstbestimmung nicht in ihrem Sinne ausüben, für psychisch gestört zu erklären und zu entmündigen. Kurzum, Frau Schwarzer bietet das volle Programm einer realitätsverlustigen Ex-Feministin an der Schwelle zur Alterssenilität. Logisch interessant wird es aber, als Frau Schwarzer die vorgeblich unerträglichen Zustände unter dem gegenwärtigen Prostitutionsgesetz mit statistischen Zahlen untermauert und auf den Einwand der Interviewer, die genannten Statistiken würden gar nicht existierten, deren Nichtexistenz als einen  Beleg für die Schlechtigkeit des Prostitutionsgesetzes sieht. Etwas gestrafft sieht die Argumentation dann so aus:
Die Welt: Sie haben das Prostitutionsgesetz der rot-grünen Regierung aus dem Jahr 2002 scharf kritisiert. Wie groß ist der Anteil dieses Gesetzes an der aktuellen Lage? 
Schwarzer: Es ist entscheidend. Dieses Gesetz wurde von Anbeginn an für Menschenhändler und Zuhälter gemacht, nicht für die Prostituierten. [...] Mit Selbstbestimmung hat das für 95 Prozent der Prostituierten nichts zu tun. [...]
[...]
90 Prozent aller Prostituierten wollen aussteigen – aber sie können es oft nicht.
[...]
Über 90 Prozent aller Prostituierten erlitten schon als Kinder Missbrauch.
[...]
90 Prozent des so genannten Frischfleischs, das in Deutschlands Bordellen angeboten wird, kommt heute aus Bulgarien oder Rumänien. 
Die Welt: Woher nehmen Sie solche Zahlen? 
Schwarzer: Die können Sie sehr leicht auch selber recherchieren. [...] 
Die Welt: Das haben wir auch getan. Wie unser Prostitutionsatlas zeigt: Es gibt keine verlässlichen Zahlen – nicht einmal darüber, wie viele Huren in einer Stadt arbeiten. 
Schwarzer: Ihre Statistik zeigt nur, wie ineffektiv selbst auf der Ebene das Prostitutionsgesetz ist. [...]
Das Prostitutionsgesetz ist schlecht, weil 90% der Prostituierten Rumäninnen und Bulgarinnen sind. Und weil nicht wissen, ob diese Behauptung überhaupt stimmt, ist es noch schlechter.
Schöner wird es dann noch in folgendem Abschnitt:
Schwarzer: [...] Prostitution ist die hässliche Fratze des strukturell ungleichen Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. 
Die Welt: Warum der Geschlechter? Prostitution gibt es auch unter Männern, und auch Frauen gehen zu männlichen Prostituierten. 
Schwarzer: Es ist in der Tat keine Frage des biologischen Geschlechtes, sondern eine des Machtverhältnisses, in dem Menschen zueinander stehen.
Das Verhältnis der Geschlechter wird wohl noch lange gestört bleiben: Frauen werden nur unterdrückt und Männer unterdrücken nur. Denn jeder, der wenig Macht hat, ist weiblich. Und jeder, der über Macht verfügt, ist männlichen Geschlechts - Geschlechtsorgane hin oder her.
Doch, mit diesem Interview hat sich Alice Schwarzer ihre Nominierung für den Hegel-Preis wahrlich verdient!

Und nun sind die DWüdW-Leser gefragt, denn wie immer entscheiden sie darüber, welcher der Nominierten mit dem Hegel-Preis für die Mißachtung der Logik ausgezeichnet wird! Die Abstimmung findet sich oben rechts in der Sidebar!

Die Abstimmung läuft wie immer bis Ende Januar, und Anfang Februar wird die Auszeichnung in einer reich imaginierten Zeremonie dem glücklichen Gewinner überreicht!