Sie haben Physik und Chemie auf der Schule schon nie verstanden? Mathematik mit all den widerlichen Zahlen und Ixen haben sie schon immer gehasst? Dann ist der Wissenschaftsjournalismus ihre Chance auf Rache! Denn hier können sie trotz all ihrer Defizite in den elementarsten Aspekten der Wissenschaften ihren ehemaligen Lehrern zeigen, daß sie es nun sind, der den Menschen die Forschung erklärt! Sicher, sie werden es mit einer komplexen und trockenen Materie zu tun bekommen. Aber wenn sie die folgenden sechs grundlegenden Regeln beherzigen, dann werden sie keinerlei Probleme haben, unzählige Artikel in respektablen Medien unterzubringen! Nehmen sie sich als Redaktionspraktikant also fünf Minuten, diese Regeln, illustriert mit eindrucksvollen Beispielen der letzten Monate, zu verinnerlichen, und ihrem Erfolg steht niemand mehr im Wege!
Es ist ja schon fast eine Binsenweisheit, aber wichtige wissenschaftliche Ergebnisse kommen wirklich immer(!) von den berühmten amerikanischen Forschern. Sollte also versehentlich mal eine Presseerklärung aus Europa den Weg auf ihren Tisch finden, so können sie sie getrost ungelesen wegwerfen. Denn wäre ein Forschungsergebnis aus Europa relevant, dann wäre es aus den USA.
Beispiel (Frankfurter Rundschau, 14. Oktober 2010): Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter sind im Februar 2009 zwei Asteroiden zusammengestoßen. Das konnten Astronomen anhand einer Staubwolke rekonstruieren, die sowohl von der Erde, als auch, aus einer anderen Perspektive, von der europäischen Raumsonde Rosetta irgendwo im Sonnensystem, beobachtet wurde. Der entscheidende Beitrag wurde dabei von Rosetta geliefert. Und es gab zwei Presseerklärungen zu dieser Entdeckung, eine zum amerikanischen Beitrag von der NASA, und eine zum europäischen Beitrag vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Und hier hat die Frankfurter Rundschau ganz klar gezeigt, wie man Prioritäten setzt - und den zentralen europäischen (und nicht zuletzt deutschen) Beitrag zur Forschung komplett ignoriert. Vorbildlich!
Regel 2: Machen sie es nicht kompliziert!
Da sie ihre Artikel ja nun aus amerikanischen Presseerklärungen oder Zeitungsartikeln zusammenschreiben müssen, werden sie es leider mit der englischen Sprache zu tun bekommen. Doch keine Sorge, wenn sie in der Schule in Englisch auch nicht besser waren als in Physik! Halten sie die Dinge einfach! Übersetzen sie "carbon" einfach mit "Karbon" (statt "Kohlenstoff"), "silicon" mit "Silikon" (statt "Silizium") oder, der absolute Klassiker, "billion" mit "Billion" (statt "Milliarde"). Ist doch ganz einfach! Sollte sie beim nochmaligen Lesen eventuell der Eindruck beschleichen, ihr Text würde keinen Sinn mehr ergeben - nur nicht verunsichern lassen!
Beispiel (Der Spiegel, 16. Juli 2010): Für den armen Spiegel-Autor kam es richtig dicke. Da mußte er über Untersuchungen der Atmosphäre eines Planeten mit der widerlichen Bezeichung HD 209458b schreiben, und die Quelle war auch noch englischsprachig! Aber er blieb cool - und brachte die souveräne Übersetzung von "carbon":
"Bei ihren Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Atmosphäre von HD 209458b die schweren Elemente Karbon und Silizium enthält."
Gut, "Karbon" ist eine Episode in der Erdgeschichte. Wie die in die Atmosphäre eines anderen Planeten kommt...? Aber Forschung ist halt kompliziert, wer versteht das alles letztlich schon? Aber es wird schon seine Richtigkeit haben!
Regel 3: Machen sie es nicht kompliziert!
Leider benutzen diese Eierköpfe aller Fachrichtungen immer wieder so furchtbar komplizierte Namen für ihre Forschungsgegenstände. Das "Higgs-Boson" läßt sich im Artikel noch leicht als "Gottesteilchen" verkaufen. Das ist nicht nur einfacher, sondern klingt auch viel verkaufsträchtiger. Aber was, wenn es z.B. um einen Stern mit der Bezeichung "IM Pegasi" geht? Bei solch unleserlichen Worten, die womöglich noch zeilenraubende und spannungslose Erklärungen verlangen, gilt: Halten sie es einfach! Finden sie einfach ein naheliegendes Wort, das einfach und unkompliziert ist. Zusammenhänge mit dem eigentlichen Gegenstand des Artikels wären schön, sind aber nicht zwangsläufig notwendig.
Beispiel (Focus, 6. Mai 2011): Der Focus macht es immer wieder richtig. Als einer seiner Autoren über den Stern "IM Pegasi" stolperte, verschonte er seine Leser selbstverständlich mit diesem Namensungetüm, oder gar mit der Erklärung der umständlichen Namensgebung von veränderlichen Sternen. Er machte einfach "Pegasus" daraus. Das es keinen Stern namens "Pegasus" gibt - geschenkt! Denn - wer von den Focus-Lesern will's faktenmäßig denn wirklich schon so genau wissen?
Regel 4: Assoziieren sie!
Ihr Artikel klingt noch nicht fetzig genug? Es fehlt noch die Würze? Kein Problem, assoziieren sie frei! Sie schreiben über ein astronomisches Thema, und das Thema will einfach nicht prickeln? Was fällt ihnen spontan zum Weltraum ein? Schwarze Löcher? Galaxien? Dann nichts wie rein mit diesen Begriffen in den Artikel! Irgendein Zusammenhang mit dem eigentlichen Gegenstand des Textes wäre schön, ist aber nicht zwingend notwendig.
Beispiel (Spiegel, 16. Juli 2010): Auch hier zeigt der Online-Spiegel, wie man's macht! Da berichtet man über extrasolare Planeten, also Planeten, die um andere Sterne kreisen. Aber der Autor schafft es dennoch ganz zwanglos, direkt von dort zur Bedrohung der Erde durch Asteroiden überzugehen! Was Asteroiden mit extrasolaren Planeten zu tun haben? Na, beide sind irgendwo am Himmel! So macht es der Profi. Und mit einem bisschen Übung werden auch sie diese Kniffe schnell beherrschen!
Regel 5: Meiden sie Wikipedia!
Im seriösen Journalismus ist ohnehin klar, Wikipedia ist keine akzeptable Quelle. Aber im Wissenschaftsjournalismus ist die Bedrohung durch die Wikipedia noch um ein Vielfaches größer! Denn einen Artikel über einen Test der Allgemeinen Relativitätstheorie oder die Anzahl der Familien von Weichtieren in den Ozeanen schreibt sich am besten ohne irgendwelches Hintergrundwissen. Seien sie sicher, das Lesen des entsprechenden Wikipediaeintrags würde ihnen nur das spannende Konzept für ihren Artikel zunichte machen!
Beispiel (Frankfurter Rundschau, 5. August 2010): Die Frankfurter Rundschau führt schön vor Augen, wieviel besser ein Artikel wird, wenn man auf störendes Hintergrundwissen aus der Wikipedia verzichtet. Sie berichtet vom "Census of Marine Life", einem wissenschaftlichen Projekt, das eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Lebensformen in den Ozeanen durchführt. Und im Meer, da gibt's eine Menge Weichtiere. Weichtiere, also sowas wie z.B. Schlangen. Hätte man jetzt den Weichtiereintrag in der Wikipedia durchgelesen, oder den zu Schlangen, man hätte leicht erahnen können, daß Schlangen in etwa so sehr Weichtiere sind wie Elefanten. Aber man hätte dann nur solch dubiose Beispieltiere wie etwa Kopffüßer anführen können. Und darunter kann sich der Leser sicherlich nichts vorstellen. Schlangen sind da viel anschaulicher. Und der Artikel auch viel leserlicher!
Regel 6: Recherchieren sie NIE!
Im politischen Journalismus mag es geradezu als Tugend gelten, Quellen zu überprüfen und Hintergründe zu recherchieren. Dort gilt es aber auch heute noch in weiten Kreisen als peinlich, unsinnige Artikel aus schlechten Quellen zu veröffentlichen. Ganz anders im Wissenschaftsjournalismus. Denn hier interessieren ihre Artikel im Grunde sowieso nicht, und so ist hier Recherche geradezu eine Todsünde! Im besten Fall würde das Herumgegoogle ohnehin nur bestätigen, was sie sowieso schreiben wollten. Womöglich aber würde es ihren ganzen schönen Artikel ruinieren! Also: recherchieren sie nie, nie, NIE! Nicht mal ein kurzes, verschämtes Googlen vor der Kaffeepause! Einfach raus mit dem Text!
Beispiel (Augsburger Allgemeine, 8. März 2011): "NASA-Forscher: Außerirdisches Leben existiert", das ist natürlich eine Schlagzeile, die man sich nicht entgehen lassen darf! Das sah nicht nur die Augsburger Allgemeine im März so. Und so berichtete sie, wie andere Zeitungen auch, vom "NASA-Wissenschaftler" Richard Hoover, der im US-(Regel 1!)-"Fachjournal" "Journal of Cosmology" von seiner Entdeckung fossiler außerirdischer Bakterien in Meteoriten des Typs "Kohlige Chondriten" (nie gehört? - Regel 5!) darlegt. Eine kurze Online-Recherche hätte jetzt sofort zutage gebracht: Entgegen anderen Erklärungen beschränken sich Herrn Hoovers astrobiologische Leistungen auf nicht referierte Konferenzbände der International Society of Optical Engineering (SPIE), gerne von ihm selber herausgegeben. Dort versucht er offenbar schon seit Jahren, seine "Entdeckung" an den Mann zu bringen. Offenbar hatte er Probleme, Zustimmung oder ein Journal zu finden, das seine Arbeit publizieren wollte. Ein bekanntes Fachjournal hatte seine Arbeit 2007 bereits nach einer Begutachtung abgelehnt. Die Homepage des "Journal of Cosmology" selbst legt nahe, daß es sich, nun ja, um ein Mickey-Maus-Journal handelt. Und die NASA hat sich öffentlich von der Arbeit Hoovers distanziert. Es ist also offensichtlich: eine Recherche hätte schnell gezeigt, daß diese Entdeckung eines "NASA-Wissenschaftlers" so seriös ist wie die neueste Erklärung einer UFO-Sekte! Schon wäre eine wunderbare Schlagzeile mit "NASA-Wissenschaftler" und "Außerirdische" nie zustande gekommen. Das ist gerade noch einmal vermieden worden...
Befolgen sie diese simplen Regeln gewissenhaft, und sie werden keine Probleme bekommen. Nur eine letzte, aber eindringliche Warnung! Wechseln sie mit diesen Regeln niemals das Ressort! Denn wenden sie diese Regeln beispielsweise in der Politik- oder gar Sportredaktion an, sie würden überall (abgesehen von BILD) auf der Stelle geteert und gefedert werden! Genießen sie also lieber die Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten, die ihnen nur der Wissenschaftsjournalismus bietet!
Und nun: Viel Spaß beim Schreiben!
Ganz witziger Text, aber ich kann's mir doch nicht verkneifen klugzuscheißen =) ... Denn im Teil »Meiden Sie Wikipedia!« hat der Autor erfolgreich selbst Wikipedia gemieden. Aus dem Artikel über »Kopffüßler«:
AntwortenLöschen»Ferner ist der Begriff Kopffüßler eine häufige Falschschreibung für die Tierklasse der Kopffüßer.«
Naja, war bestimmt nur ein Tippfehler ;) ... und wie gesagt, ansonsten schön zusammengetragen was mich selbst auch am Wissenschaftsjournalismus stört.
Grüße.
Sehr schön auf den Punkt gebracht! Insbesondere für Artikel über Forschungsergebnisse aus der Psychologie o.ä. würde ich noch ergänzen:
AntwortenLöschen1. Generalisieren und auf anschauliche Alltagsprobleme übertragen, wo es nur geht - egal ob es Sinn macht oder nicht! (z.B. "Männer schneiden im Mittel bei Aufgaben zum räumlichen Vorstellungsvermögen etwas besser ab als Frauen" -> "Frauen können nicht einparken!")
und
2. Korrelationen sind immer Kausalzusammenhänge!
Übrigens wäre ich nicht ganz so optimistisch, was die Ansprüche in anderen Ressorts betrifft ;)
@ Anonym 1:
AntwortenLöschen"»Ferner ist der Begriff Kopffüßler eine häufige Falschschreibung für die Tierklasse der Kopffüßer.«
Verdammt, verdammt, verdammt! Da muß sich doch tatsächlich ein Brötchenkrümel in meiner Tastatur verklemmt haben!
:-)
@ Anonym 2:
"Übrigens wäre ich nicht ganz so optimistisch, was die Ansprüche in anderen Ressorts betrifft "
Das ist es, was mir richtig Angst macht! ;-)
Was, wenn die Artikel im Politik- und Wirtschaftsteil auch so zusammengepfuscht sind, ich es aber gar nicht mal bemerke?
Wie forsch genau sind denn diese "berühmten amerikanischen Forschen"? Oder hat denen etwa jemand ein 'r' geklaut? ;)
AntwortenLöschen@ Anonym 3:
AntwortenLöschen" Oder hat denen etwa jemand ein 'r' geklaut?"
Soll das ein dezenter Hinweis sein, daß ich doch mal in Erwägung ziehen sollte, die automatische Rechtschreibkontrolle zu aktivieren...? ;-)
Ok, Fehlercounter bei 4!
Bedenklich finde ich vor allem, dass hier die "seriösen" Medien auftauchen: Frankfurter Rundschau, Spiegel, Focus!
AntwortenLöschenLeider muss ich anmerken, dass die große Zahl von Tipp- und Orthographiefehlern den Lesefluss beeinträchtigt...
@Thomas @Anonym2 re: Ansprüche in anderen Ressorts
AntwortenLöschenIch hatte das Glück, dass vor ca. 15 Jahren der Spiegel (im Print) kurz hintereinander 2 Titelgeschichten brachte, mit denen ich mit gut auskenne. Richtig lange Strecken, 10, 12 Seiten, groß aufgemacht.
Beide waren offensichtlich ohne tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema entstanden, enthielten zahlreiche kleine Detailfehler und vermittelten ein schiefes Bild der Sache.
Seitdem lese ich den Spiegel nur noch beim Friseur oder beim Zahnarzt.
Lieber Thomas,
AntwortenLöschenganz meine Meinung. Was aber auch für Sie gilt: Bevor man anfängt, auf Wikipedia zu recherchieren, kann zunächst mal ein Blick ins Deutschbuch nicht schaden. Die Regel, wann das Wörtchen "das" mit einem oder zwei "s" geschrieben wird, ist doch wirklich nicht so schwer zu verstehen!
Viele Grüße,
Bernhard
Ein beliebter Klassiker ist auch die Übersetzung des
AntwortenLöschenengl. Adjektivs alien (außerirdisch) in Alien (Alien) *)
Alles durchaus richtig, aber auch der Politik-Journalismus ist eine Katastrophe. Ich könnte das jetzt 10 Seiten lang mit Beispielen unterfüttern, aber kurz gesagt komme ich als diplomierter Politikwissenschaftler zu dem Schluss, dass Medien allzu oft selbst Politik machen, d.h. nicht sachlich und ausgewogen berichten, sondern das Ziel im Auge haben, sich trotz dünner Faktenlage für oder gegen eine Sache einzusetzen oder eine Person zu pushen oder schlecht zu machen. Damit beeinflussen sie die ganze Bevölkerung und deren Entscheidung bei Umfragen und Wahlen.
AntwortenLöschenEin weiteres schönes Beispiel für das allgemeine Chaos auch in der Politik Berichterstattung ist der selbstironische Witz von Minister Rösler, in dem die Medien berichten, er sei nackt über die Friedrichstraße gelaufen (z.B. bei YouTube unter diesen Stichworten zu finden), obwohl er eigentlich nur sagte, dass er mal wieder ohne Krawatte aus dem Haus gehen will. So etwa wird bei uns ständig die Wahrheit verdreht.
Wenn es schon einen Fehlercounter gibt ...
AntwortenLöschenIm Beispiel zu Regel 5 müsste das erste "daß" ein "das" sein.
Aber abgesehen von dieser Korinthenkackerei - sehr schöner Beitrag. :)
Ok ok! Fehlercounter aktuell bei 6. Und ich lasse mal eine Rechtschreibkorrektur drüber laufen... In Deutsch war ich schon auf der Schule nie gut...! ;-)
AntwortenLöschenLieber Thomas, Du hast natürlich recht. Und geschrieben ist das auch sehr schön. Aber wer sich besserwisserisch aus dem Fenster lehnt, sollte sich selbst mehr Mühe geben. Es heißt nämlich nicht "unter zu bringen", sondern natürlich "unterzubringen". Und wie Du gerade eben sehen konntest: eine Leerstelle vor bzw. nach der Anführung sieht nicht nur gut aus, sondern wird ebenfalls vom Duden mit einem Fleißbienchen belohnt!
AntwortenLöschen@Technoarm:
AntwortenLöschen"Es heißt nämlich nicht "unter zu bringen", sondern natürlich "unterzubringen"."
Stimmt. Aber das hat die Rechtschreibüberprüfung nicht finden können!
"eine Leerstelle vor bzw. nach der Anführung sieht nicht nur gut aus, sondern wird ebenfalls vom Duden mit einem Fleißbienchen belohnt!"
Gut, anscheinend erreichen die Fehler inzwischen ein Niveau, mit dem ich selber leben kann! ;-)
Im Folgenden sind Korrekturen, die nicht ausschließlich die Groß-/Kleinschreibung von "Sie" betreffen, mit "***" markiert. (Einen großen Teil der Originalliste hat zwischenzeitlich schon die automatische Rechtschreibprüfung dahingerafft.)
AntwortenLöschenAbsatz 1:
"Denn hier können sie" => Sie
"zeigen, daß sie" => Sie (neue Rechtschreibung: dass)
"Sicher, sie" => Sie
"Aber wenn sie" => Sie
"dann werden sie" => Sie
"Nehmen sie" => Sie
Absatz 2:
"so können sie sie" => Sie sie
Absatz 3:
*** "zusammen gestoßen" => zusammengestoßen
*** "als auch, aus einer anderen Perspektive, " - diese Kommas würde ich streichen
*** "im Sonnensystem, beobachtet wurde" - dieses Komma sieht falsch aus
Absatz 4:
"Da sie ihre" => Sie Ihre
"werden sie" => Sie
"keine Sorge, wenn sie" => Sie
"Halten sie" => Sie
*** "Übersetzten sie" => Übersetzen Sie
*** "Sollten sie" => Sollte Sie
Absatz 5:
*** "Da mußte" - neue Rechtschreibung: musste
*** "stellten die Wissenschaftler fest, daß" => dass (hier darf kein "daß" stehen; Zitat!)
*** "Aber Forschung ... Aber es ..." - wiederholtes "Aber" unschön
Absatz 6:
"Halten sie" => Sie
"Finden sie" => Sie
*** "Gegenstand des Artikels wäre" => wären
Absatz 7:
*** "Namensungetüm, oder" => dieses Komma sieht falsch aus
*** "Das es keinen" => Daß (neue Rechtschreibung: Dass)
*** "Denn - ... faktenmäßig denn" - wiederholtes "denn" unschön
Absatz 8:
"assoziieren sie" => Sie
"Was fällt ihnen" => Ihnen
Absatz 9:
*** "auch hier" => Auch
*** "online-Spiegel" => Online-Spiegel
*** "über zu gehen" => überzugehen
"werden auch sie" => Sie
Absatz 10:
"Meiden sie" => Sie
"Denn einen" => ein
"Seien sie" => Sie
"würde ihnen" => Ihnen
"Konzept für ihren" => Ihren
Absatz 11:
*** "erahnen können, daß" - neue Rechtschreibung: dass
Absatz 12:
"Recherchieren sie" => Sie
*** "hier interessierten ihre" => interessieren Ihre
*** "im Grunde sowie" => sowieso
"was sie" => Sie
"würde sie ihren" => Ihren
"Also: recherchieren sie" => Sie
Absatz 13:
*** "Richard Hoover, der ..." - hier fehlt das Verb im Nebensatz
*** "online-Recherche" => Online-Recherche
*** "Konfernzbände" => Konferenzbände
*** "heraus gegeben" => herausgegeben
*** "Dort versucht er offenbar ... Offenbar hatte er" - wiederholtes "offenbar" unschön
*** "legt nahe, daß" - neue Rechtschreibung: dass
*** "so seriös ist wie eine die" => wie die
Absatz 14:
"Befolgen sie" => Sie
*** "und werden sie" => Sie werden
"Wechseln sie" => Sie
"Denn wenden sie" => Sie
"Sportredaktion an, sie" => Sie
"Genießen sie" => Sie
"die ihnen" => Ihnen
Wow! Das ist das erste Mal, daß meine chronisch schlechte Rechtschreibung eine solche Leidenschaft hervorruft! Beinahe beschleicht mich das Gefühl, hier die Rache für meine "Besserwisserei" zu bekommen! ;-)
AntwortenLöschenBei der Kleinschreibung der direkten Anrede ("sie") bleibe ich einfach. Ebenso wie beimgelegentlichen "ß", Rechtschreibung hin oder her. Da gönne ich mir aus persönlicher Überzeugung mein kleines Bisschen Anarchie...!
Rein stilstische Korrekturen akzeptiere ich ebenso wenig. Bloggen mit Schlußredaktion, das macht einfach keinen Spaß!
Aber den Rest, den werde ich natürlich gerne einarbeiten!
:-)
"Bei der Kleinschreibung der direkten Anrede ("sie") bleibe ich einfach. Ebenso wie beimgelegentlichen "ß", Rechtschreibung hin oder her. Da gönne ich mir aus persönlicher Überzeugung mein kleines Bisschen Anarchie...!"
AntwortenLöschenAus Regel 6:
"Denn hier interessieren ihre Artikel im Grunde sowieso nicht, und so ist hier Recherche geradezu eine Todsünde! Im besten Fall würde sie ohnehin nur bestätigen, was sie sowieso schreiben wollten."
Bei allem notwendigen Respekt vor Eigenständigkeit in Bezug auf die Rechtschreibung - bei diesen beiden Sätzen ist es nicht nur ein kleiner Rechtschreibfehler, die Anrede klein zu schreiben, sondern löst im ersten Moment Verwirrung beim Leser aus. In einem Artikel, der Klarheit über die Techniken des Wissenschaftsjournalismus schaffen will, ist eine solche Verwirrung kontraproduktiv.
"sondern löst im ersten Moment Verwirrung beim Leser aus."
AntwortenLöschenNagut, das soll vermieden sein! Jetzt besser?
"In einem Artikel, der Klarheit über die Techniken des Wissenschaftsjournalismus schaffen will, ist eine solche Verwirrung kontraproduktiv."
Ich habe anspruchsvolle Leser! Ich muß mir wirklich mehr Mühe geben!
:-)
@Anonym (Politikwissenschaftler)
AntwortenLöschenDies trifft für die Wirtschaft und die dazugehörige Berichterstattung ebenfalls zu. Als Volkswirt graust es mir da oft... ;)
Ich finde es witzig, dass es hier eine Menge Lektoren gibt, die diesen Text bearbeiten. Es wäre mir eine Ehre, wenn Form, Grammatik und Rechtschreibung meiner Texte ähnlich stark analysiert werden würden.
AntwortenLöschenAlso: Chapeau! Und das nicht nur für den Inhalt sondern auch für das enorme Interesse!
"Alles durchaus richtig, aber auch der Politik-Journalismus ist eine Katastrophe."
AntwortenLöschen"Dies trifft für die Wirtschaft und die dazugehörige Berichterstattung ebenfalls zu. Als Volkswirt graust es mir da oft... ;) "
Sieht so aus, als waeren alle mit der Berichterstattung ueber "ihr" Lieblingsthema unzufrieden...! :)
Am besten man macht Wissenschaftsjournalistisches nur aus dem Bereich der Rechtswissenschaften. Wenn da mal was zu rechnen ist, wird nicht mit widerlichen Ixen gearbeitet.
AntwortenLöschenSchlimmstenfalls mit Ex-en.
Über die Orthografie sage ich mal nüscht. Dafür nehme ich sonst Geld.
Da fehlt noch eine Regel: Sex und Penisse gehen immer. Gepaart mit Regel 2, 5 und 6 kommt so ein Quark raus wie im Spiegel: "Wie den Männern der Penisknochen abhanden kam" http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,749911,00.html
AntwortenLöschenIm Originalartikel ist leider nur die Rede von 'penis spines', also hornigen Dornen am Penis (NSFW! http://en.wikipedia.org/wiki/Hirsuties_coronae_glandis), die bei vielen Saeugern vorhanden sind und beim Menschen nicht (ausser als rudimentaere Reste). Der Artikel waere natuerlich gaehnend langweilig gewesen, wenn man richtig recherchiert haette...
Regel 7: Um die Rechtschreibung mache dir keine Sorgen, denn (Zitat Anfang) "Nur für diejenigen Personen, die zum Staat oder juristischen Personen des öffentlichen Rechts in einem Sonderrechtsverhältnis stehen (Beamte, Richter, Soldaten, Studenten, Schüler), ist die Rechtschreibung einschließlich reformierter Regeln durch Verwaltungsvorschrift bindend." (Zitat Ende) Wikipedia Rechtschreibreform
AntwortenLöschenPS. Als nächstes suche ich die Vorschrift, nach der von links nach rechts geschrieben werden soll. Ich habe es in diesem Kommentarfeld von rechts nach links versucht. Auch ohne Erfolg(.)
@ vorletzter Anonym:
AntwortenLöschenAu ja, das hätte wirklich einen eigenen Punkt verdient! Zeitweilig hatte ich schon mal den Eindruck, mindestens ein Drittel aller Wissenschaft widmet sich der Erforschung der Sexualität, wenn's nach der Themenwahl in manchen Magazinen geht.
@Diverse Anonyme
Nach immerhin neun Kommentaren zur Rechtschreibung ist die Botschaft inzwischen bei mir angekommen! - Wir haben zwar keine Ahnung, wovon wir schreiben, aber das tun wir immerhin orthographisch korrekt! -
;-)
Mickey Mouse oder Micky Maus - Mickey Maus ist Amerikanisch/Deutsch gemischt ;)
AntwortenLöschenEcht ein schöner Text, ich mußte des Öfteren schmunzeln. Danke.
Zum Thema Wikipedia: Hier stutzte ich bei dem ansonsten grandiosen Beitrag. Sollten Wissenschaftsreporter nicht wissenschaftlichere Quellen nutzen, als Wikipedia? Und Wikipedia in der Tat meiden? Oder ist das jetzt ein ganz absurder Gedanke?
AntwortenLöschen@ letzter Anonym:
AntwortenLöschenNaja, oft wäre ich persönlich schon froh, wenn ein Artikel wenigstens Wikipedia-Niveau erreichen würde! Aber solange der erste Versuch, die Relativitätstheorie zu testen, vor 30 Jahren angesetzt wird, oder kein Unterschied zwischen Kometen oder Asteroiden gemacht wird, kann selbst Wikipedia noch eine Menge bieten!
Naja, Wikipedia kann und sollte der Anfang einer Recherche sein. Man sollte ein grundlegendes Verständnis von dem haben, was man schreibt - nur dann kann man richtig recherchieren. Diese grundlegende Verständniss kann Wikipedia liefern und deswegen sollte man Wikipedia auch nutzen.
AntwortenLöschenWissenschaftlich ist natürlich nicht bloß eine Quelle zu haben, sondern viele... Und manchmal ist es gar nicht schlecht für einen Sachverhalt auch eine zweite Quelle zu recherchieren und zu checken, ob es nicht kontrovers ist - wenn ja aus welchen Gründen, etc.
Ich stimme der fehlenden Regel 7 zu: wenn sich auch nur irgendwie ein Bezug zu Sexualität herstellen lässt dann nichts wie herbeiassoziiert! Mir fehlt noch Regel 8: Entfernen sie alle Angaben, aus denen sich auf die ursprüngliche Quellen schließen lässt. Es sollte nie genauer als von "einem Team von Wissenschaftlern" oder "einem Fachartikel" die Rede sein, geschweige denn eine genauere Literaturangabe oder ein direkter Hyperlink.
AntwortenLöschenWichtig auch: niemals nachprüfbare Quellen angeben, sondern einfach nur z. B. "US-Forscher" oder "NASA-Experten" als Urheber der neuen Erkenntnisse nennen. Am besten noch, Bezeichungen einfach erfinden, z. B. "Konfliktforscher": das macht die Sache noch schwerer überprüfbar, wenn man nicht mal einschätzen kann, welche akademische Qualifikation der vorgestellte "Experte" denn nun eigentlich hat.
AntwortenLöschenNur die völlig altmodische "FAZ" begeht auf ihren Wissenschaftsseiten immer wieder diesen Fehler, in den Artikeln die referierten Quellen und Fachzeitschriften genau zu zitieren.
Dann wäre man als Journalist ja gezwungen, diese noch tatsächlich zu lesen und sogar zu vestehen; und am Ende könnten die Leser das Thema sogar interessant finden, gar noch selber die Originalpublikationen nachlesen und schließlich mehr von der Sache verstehen als man selbst! Und das kann doch nicht Sinn der Sache sein
Und hier noch eine goldene Regel für Medienkritiker: Schreiben Sie immer vom "SPIEGEL", wenn Sie "SPIEGEL-ONLINE" meinen - den Unterschied (das eine ein Print-Wochenmagazin, kostet Geld am Kiosk, im Abo oder als E-Paper, das andere ein kostenloses Online-Angebot mit - überwiegend - völlig anderen Inhalten und demzufolge auch etwas anderem Anspruch) kennt zwar jeder, der beides mal parallel gelesen hat - von Ihnen als Medienkritiker wäre eine solche Differenzierung aber zu viel verlangt.
AntwortenLöschenP.S.
AntwortenLöschenDas gilt natürlich auch für Focus bzw. Focus-Online - daran hat der gemeine Medienkritiker aber im Allgemeinen viel seltener etwas auszusetzen. (Weil: je bedeutsamer das Medium, desto bedeutsamer der Kritiker - womit wir auch einen natürlich völlig bedeutungslosen Nebeneffekt dieser Regel erwähnt hätten.)
@letzter Anonym:
AntwortenLöschenNun seien Sie doch bitte nicht verbittert!
Schließlich kommt der Focus (Online) bestimmt nicht besser weg als der Spiegel (Online). Und was die Unterscheidung zwischen Print- und Onlineversion angeht: Zum Ersten ist es einfach lästig, immer "Spiegel Online", "Focus Online", "Frankfurter Rundschau Online" und so fort zu schreiben. Zum Zweiten bezweifle ich, daß es hier eine Verwechslungsgefahr gibt. Links zur Printausgabe am Kiosk erwartet wohl niemand. Und zuletzt: Wenn Sie sich mal wieder über die Verspätung bei der Bahn aufregen, unterscheiden Sie dann wirklich sorgfältig, ob Sie Ihre Wartezeit der DB Fernverkehr AG oder der DB Regio AG verdanken?
boah. ich hatte mich nach dem lesen dieses textes auf die komentare gefreut.
AntwortenLöschen@ thomas
mich hat dein artikel echt gefreut. er gibt ganz gut wieder wie wissenschaft in der öffentlichkeit funktioniert ;)
@ komentatoren:
freut euch doch mal einfach, dass es leute gibt die sich zu dem thema auseinader setzen und hört mit eurer peniblem rechtschreibkackerei auf.
schön wären doch mal zu schauen ob es nicht noch ergenzende bespiele gibt und die dann reinzustellen.
(oh alles klein geschrieben.. hoffentlich wirkt sich das nicht auf den lesefluß aus)
Die Qualität Ihrer Diskussionsbeiträge ist ein sozialwissenschaftliches Lehrstück über den deutschen Akademiker.
AntwortenLöschenIch als echte Wissenschaftsjournalismusforscherin behaupte: Wunderbar scharfsinniger Artikel! Ergänzen könnte man noch Regel 8 zu Expertenstatements:
Rufe den erstbesten Professor eines willkürlichen Faches an und befrage ihn als frisch gekürten "XY-Experten" zu seiner Meinung zum Thema. Für die Ressorts Soziologie, Physik und Humangenetik reicht im Zweifelsfalle eine einzige Durchwahl der örtlichen FH auf der Schnelltaste. Bebildere das Zitat mit einem Porträt, bei dem er süffisant vor einem Bücherregal über seinen Brillenrand lächelt.
Hallo! So ein lustiger und informativer Artikel. Großes Lob!
AntwortenLöschenDanke für all die positiven Rückmeldungen!
AntwortenLöschenDWüdW finde ich entschieden spannender als DSDS!
AntwortenLöschenDa kann RTL die Mitarbeiterbeteiligung erhöhen und die Bertelsmann-Stiftung noch so viele Integrationsprojekte für junge Migranten aufsetzen.
HM, nach Diktat verreist