Mittwoch, 31. Oktober 2012

Da bläst er!

Wie oft kommt es eigentlich zu Jahrhundertstürmen? Haha - natürlich nicht einmal pro Jahrhundert:

2012:
Jahrhundertsturm "Sandy" (SpOn)
Betroffen: Östliche USA


2011:
+++ Endlich! SpOn: Forscher erklären Jahrhundert-Orkane zum Normalfall +++

Jahrhundertsturm in Alaska (Aargauer Zeitung)
Betroffen: Westküste Alaskas

Jahrhundertsturm "Yasi" (BZ Online)
Betroffen: Nordostaustralien


2010:
Jahrhundertsturm in der Adria (Ocean7.at)
Betroffen: Kroatische Küste

Jahrhundertsturm in den USA (N24)
Betroffen: USA

Jahrhundertorkan "Wiebke" (Donaukurier)
Betroffen: Mitteleuropa


2009:
Jahrhundertsturm in Australien (Badische Zeitung)
Betroffen: Ostaustralien

Jahrhundertsturm in Südwesteuropa (Berliner Morgenpost)
Betroffen: Spanien und Südwestfrankreich


2007:
Jahrhundertsturm "Kyrill" (WDR)
Betroffen: Fast ganz Europa


2005:
Jahrhunderthurrikan "Wilma" (Blick.ch)
Betroffen: Karibik


2004:
Jahrhundertsturm "Frances" (SpOn)
Betroffen: Teile der Karibik, USA und Kanada

Jahrhundertsturm "Katrina" (FR Online)
Betroffen: Süden der USA


2002:
Jahrhundertsturm in Berlin (Berliner Zeitung)
Betroffen: Berlin


2001:
Jahrhunderthurrikan "Michelle" (shortnews.de)
Betroffen: Kuba


1999:
Jahrhundertsturm "Lothar" (ARD)
Betroffen: Frankreich, Schweiz, Deutschland


1997:
Jahrhundertsturm in Vietnam (Neues Deutschland)
Betroffen: Vietnam


Damit kommt man also auf mindestens 16 Jahrhundertstürme in den letzten 15 Jahren. Ist das schon der Weltuntergang? Oder kann es womöglich noch schlimmer werden? Mal sehen: Die Wikipedia listet weltweit 307 Millionenstädte auf. Wenn jede dieser Städte einmal im Jahrhundert von einem Jahrhundertsturm heimgesucht wird, dann sollte man also im Schnitt auf 3 Jahrhundertstürme pro Jahr in den Metropolen dieser Welt kommen! Es wird also noch viel schlimmer als bisher!

Montag, 29. Oktober 2012

Denkwürdige Momente des Zusammenlebens (III)

Sie: "Ich bin mal schnell im Bad, Zähne putzen."

Er: "Ich hab' deine Handtücher schon in die Wäsche getan."

Sie: "Macht nichts. Ich trockne mir nie die Zähne ab!"

Sonntag, 28. Oktober 2012

Das Wort zum Sonntag


Es spricht
Seine Eminenz Kurienkardinal Gotthilf Reinhard von Hinten,
Präser der Katholischen Glaubensejakulation, Rom

Eine Seuche bedroht die Moderne - die Seuche des Relativismus. Der Irrglaube, es gäbe keine absolute Wahrheit, der Irrglaube, jeder könne womöglich recht haben oder womöglich auch irren, er gefährdet das friedliche und Gott wohlgefällige Zusammenleben der Menschen auf dieser schönen Erde! Hier ist es an uns Gläubigen, ganz klar zu widersprechen, laut zu sagen: "Nein, wir wissen, was absolut und unumstößlich wahr ist! Denn unser Gott hat es uns in unserem Heiligen Buch, der Bibel, dem Koran, der Tora, dem Buch Mormon oder wo auch immer, offenbart."
Richten wir unser Augenmerk beispielsweise die abscheuliche Sünde der Homosexualität. Gott läßt uns hier keinen Raum für Zweifel. Im guten, alten Alten Testament fordert er uns noch auf, Schwule gleich zu töten, im neuen Neuen Testament heißt es ganz klar, daß Schwule auf ewig in der Hölle werden schmoren müssen. Wenn Gott der Herr Schwule schon so sehr haßt, wie sehr müssen wir, die in Gottes Liebe und Güte vertrauenden Menschenkinder, diese perversen Sodomisten verachten?
Sicher, uns Christen steht es im Namen der Liebe nicht zu, diese Frevler an Gottes Schöpfung mit ihrer widernatürlichen Unzucht zu hassen. Gebührt ihnen doch gar, ganz im Sinne unseres Heilands und Erlösers, unser Mitleid. Denn schließlich haben sich die Betroffenen ihre widerwärtige charakterliche Deformation nicht selbst ausgesucht. Sondern es waren ihre atheistischen Kommunisteneltern, die sie als wehrlose Babys in rosa Stramplern mit Puppen haben spielen lassen. Doch dürfen wir uns in unserer christlichen Liebe zu allen Geschöpfen Gottes nicht dazu hinreißen lassen, diesen Perversen ein völlig normales Leben zuzugestehen - ein Leben, so wie es gottgefällige, heterosexuelle Paare leben, mit Hochzeit und eingebettet in Erbschafts- und Steuerrecht. Denn zwei Männer können nun mal keine Kinder miteinander zeugen, das hat die Päpstliche Akademie der Wissenschaften durch Auswertung jahrhundertelanger kirchlicher Versuchsreihen zweifelsfrei beweisen können!
Besinnen wir uns also wieder gemeinsam auf die christlichen Werte, die unser schönes Land schon so lange prägen: Süßholzraspeln von Liebe und Güte ja, danach Handeln auf keinen Fall.
Ich wünsche Ihnen noch einen befriedigten Sonntag.


Das war
Das Wort zum Sonntag

Es sprach
Seine Eminenz Kurienkardinal Gotthilf Reinhard von Hinten,
Präser der Katholischen Glaubensejakulation, Rom


Und nun viel Spaß bei der Parade der Sieger des Sankt-Christopher Street Day-Kostümwettbewerbs!

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Wahnsinn++

Ich dachte ja schon, die These von der nachträglich implantierbaren Vorhaut von Prof. Wolfgang Ockenfels OP sei der Wahnsinn des Jahres. Aber das Jahr ist noch nicht zu Ende:


(Link)
Da gibt's also für manch einen noch echte berufliche Perspektiven!

Montag, 22. Oktober 2012

Hessens Problem mit der Sodomie

Deutschland hat ein neues Problem. Es muß ein ziemlich großes Problem sein, denn höchste staatliche Organe beschäftigen sich damit. Die mediale Aufmerksamkeit ist dabei, von ein paar Einzelfällen (z.B. hier und da) abgesehen, eher gering. Das Problem ist Sex mit Tieren.
Nein nein, keine Sorge, es soll hier nicht um Sex mit Tieren gehen, sondern allein um den politischen Umgang damit. Der ist zwar nicht weniger pervers als die Praktik selber, aber vielleicht auch für den ein oder anderen Nichtperversen interessant. Beginnen wir die Reise in den politischen Wahnsinn an der Spitze.
In einer Stellungnahme zur Änderung des Tierschutzgesetzes vom Juli 2012 bittet der Deutsche Bundesrat, "im weiteren Gesetzgebungsverfahren zu prüfen, wie ein Verbot der Sodomie im Tierschutzgesetz verankert werden kann." Eine Begründung für diese Bitte liefert der federführende Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz. Darin heißt es unter anderem:
"Auch die Tatsache der inzwischen wohl auch in Deutschland aufkommenden 'Tierbordelle' unterstreicht einen bestehenden Regelungsbedarf."
In Deutschland sollen also wohl "Tierbordelle" aufkommen. Und es soll auch Vogelspinnen in Yuccapalmen geben. Beides ist gleich gut belegt. Denn trotz langer Googlesuche konnte ich nicht den allergeringsten konkreten Hinweis auf "Tierbordelle" finden. Immer findet sich nur ein "soll geben" oder ein "gibt es, wie man aus dem Internet weiß". Fast schon grotesk mutet es an, wenn der juristische Sachverständige in seiner Stellungnahme für den Bundestag als Beleg für Gerüchte um "Tierbordelle" auf einen Artikel bei Shortnews.de verweist, der wiederum von nichts anderem berichtet als dem, was der Bundesrat mal so in den Raum gestellt hatte. Nirgends aber findet sich eine Angabe, wer wann wo ein "Tierbordell" tatsächlich gefunden hätte. Kurzum, es gibt nicht den kleinsten Grund anzunehmen, diese "Tierbordelle" seien mehr als nur ein weiterer Internetmythos. Aber es ist ein Internetmythos, der immerhin einem deutschen Verfassungsorgan als Begründung für eine Gesetzesänderung dient, und das ist schon bemerkenswert. So bemerkenswert, daß man sich fragen kann, wo dieser Mythos denn aus den kleinen Exotenforen heraus wanderte und Eingang in die Politik gefunden hat.
Und die Spur führt nach Hessen, genauer zur hessischen Landestierschutzbeauftragten, der Tierärztin Madeleine Martin. Diese ist eine Vorkämpferin für ein Verbot der Unzucht mit Tieren, seit 2008 enthält ihr jährlicher Tätigkeitsbericht einen eigenen Punkt "Sexuelle Handlungen mit Tieren". Demnach wollte sie schon 2008 Hessen zu einer Bundesratsinitiative für ein Sodomieverbot bewegen, allerdings ohne Erfolg. Daher bemühte sie sich nach eigenem Bekunden darum, mehr Öffentlichkeit herzustellen. Und als erste "seriöse" Quelle spricht sie im Jahresbericht 2009, natürlich ohne Beleg, von den "Tierbordellen", die im Internet zu finden seien. In ihrer damals neuen Chefin, der hessischen Umweltministerin Silke Lautenschläger, schien sie eine Mitstreiterin gefunden zu haben. Die Frankfurter Rundschau berichtete 2010 von Lautenschlägers Kampf gegen die Sodomie - das Gerede von den angeblichen Tierbordellen inklusive. In diesem Artikel der Frankfurter Rundschau findet sich auch der faszinierende Satz
"'Fachleute sprechen bereits von einer ,Lifestyle´-Entwicklung auf Kosten der Tiere', schreibt Lautenschläger."
Wo die Ministerin Lautenschläger dies schrieb, lässt sich nicht leicht feststellen, wohl aber, wer diesen Satz wörtlich zweimal schrieb: Die Landestierschutzbeauftragte Martin in ihren Jahresberichten 2009 und 2010.
Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, daß sich die "Fachleute", die von einer "Lifestyle-Entwicklung" sprechen, auch nicht finden lassen. Es wäre auch sehr überraschend, wenn sich irgendein Experte so äußern würde, denn es gibt keinerlei verlässliche Zahlen über die Häufigkeit und Verbreitung von Zoophilie - um von gesicherten Erkenntnissen über die bei Tieren verursachten Schädigungen mal gar nicht erst zu reden. Die einzigen verlässlichen und aktuellen Zahlen, die wenigstens entfernt mit Tiersex zu tun haben, betreffen die Verbreitung von Tierpornographie. Diese ist in Deutschland, anders als sexuelle Handlungen mit Tieren selbst, verboten, gemeinsam mit der Verbreitung von Gewaltpornographie. Seit 2010 enthält die Polizeiliche Kriminalstatistik Angaben über Verstöße gegen das Verbot der Verbreitung von gewalt- und tierpornographischen Schriften (Vor 2010 ist dieses Delikt allerdings nicht einzeln aufgeschlüsselt, sondern nur im allgemeineren Punkt "Verbreitung pornographischer Schriften" enthalten. Es wäre ja mal interessant zu wissen, warum man es ab 2010 doch interessant genug fand, um es einzeln aufzulisten). Und die Zahlen sind, naja, nicht unbedingt beeindruckend: 2009 gab es bundesweit ganze 256 erfasste Fälle von unerlaubter Verbreitung von Gewalt- oder Tierpornographie. Wieviele Fälle davon die Gewalt- und wieviele die Tierpornographie betrafen, läßt sich nicht weiter auflösen. 2010 waren es dann noch 207 Fälle. Und 2011 ganze 86. Die "Lifestyle-Entwicklung" Sodomie scheint sich in der Pornographie auf jeden Fall nicht niederzuschlagen...
Aber das völlige Fehlen von irgendwelchen stützenden Fakten beeindruckt Landestierschutzbeauftragte Martin nicht besonders. Sie greift einfach in die Mottenkiste:
"Der legendäre Kinsey-Bericht, die zu Beginn der 60er Jahre veröffentlichte Untersuchung zu sexuellen Praktiken aus den USA, liefert aber Hinweise. Danach gaben acht Prozent der Bevölkerung an, zoophile Kontakte gehabt zu haben."
Um mal genau zu sein, waren es nicht acht Prozent der Bevölkerung, sondern acht Prozent seiner (nicht repräsentativen) Stichprobe, die dies angaben. Und in Deutschland ist der Kinsey-Reports bereits Mitte der 50er Jahren veröffentlicht worden. Die englischsprachige Originalveröffentlichung erschien in den USA bereits ab 1948. Nun fallen mir spontan eine ganze Reihe triftiger Gründe ein, weshalb man das Sexualverhalten in den USA der 1940er Jahre nicht so ohne Weiteres mit dem in Hessen der 2010er Jahre gleichsetzen kann. Dazwischen liegt schließlich nicht nur ein Ozean, sondern kulturelle Veränderungen, eine sexuelle Revolution, die Erfindung des Internet, AIDS, die Legalisierung von Homosexualität, außerehelichen Geschlechtsverkehrs und der Prostitution, fortschreitende Urbanisierung, und, und, und... Der Landestierschutzbeauftragten Martin aber fällt kein Grund ein:
"Es gibt keinerlei Gründe die vermuten lassen, dass sich in Europa eine andere Situation böte."
Und wer da jetzt vermutet, Teile des hessischen Umweltministeriums würden auf ihrem eigenen kleinen Planeten leben, der hat völlig recht. Denn wie kann man einem geforderten Verbot von sexuellen Kontakten mit Tieren den ultimativen Schub verpassen? Man will es zwar nicht, aber man ahnt es:
"Auch in verschiedenen Staaten Amerikas, wie z. B. Florida wurden 2009 Verbote der Zoophilie erlassen. Hintergrund hierfür waren Fakten, die die Nähe zwischen Pädophilen und Zoophilen erkennen ließen. Dies belegt auch ein Fall aus Hessen vom 18.11.2009. Hier wurde bei einem Pädophilen auch zusätzlich zoophiles Material sichergestellt."
Weil bei einer pädophilen Person aus Hessen am 18.11.2009 auch Tierpornos gefunden wurden, gibt es einen Zusammenhang zwischen Pädophilie und Zoophilie, so daß man aus Tierschutzgründen den sexuellen Kontakt mit Tieren verbieten muß? Offenbar hat sich hier jemand längst in ätherische Spähren verabschiedet, in denen so etwas Schnödes wie die Logik keinerlei Bedeutung mehr hat.
Was bleibt, ist der faszinierende Eindruck, daß eine Tierärztin es geschafft hat, ihre in schwülen hessischen Nächten ausgebrütete kleine Obsession völlig ohne Belege, nur mit einem "soll es geben" und der Referenz "Quelle: Internet", bis in die Berliner Gesetzgebungsprozesse durchzudrücken! Das ist, um es mal positiv zu sehen, doch ein Ansporn für uns kleine Spinner überall in der Welt. Ich persönlich werde nun verstärkt gegen Turnschuhe mit hohen Absätzen kämpfen. Die sind mindestens genauso eklig wie Sodomie, und wer sowas in der Öffentlichkeit trägt, der schreckt auch vor Sex mit Schweinen nicht zurück. Da wird sich doch wohl ein Gesetz finden lassen, in dem die verboten werden können!

Sonntag, 21. Oktober 2012

Das Wort zum Sonntag


Es spricht
Kinder - und Jugendpfarrer Thomas S. Schneider, Sankt-Blasius-Gemeinde Lekstmich an der Mulde

Vor einer Woche, da feierten wir in unserer Gemeinde wieder einmal unser beliebtes Katholisches Jugendfest. Die Stimmung im Pfarrgemeindesaal war ausgezeichnet, die jungen Gläubigen lachten und tanzten ausgelassen und doch züchtig bis spät in die Nacht. Zu fortgeschrittener Stunde dann, der ein oder andere Gerstensaft war da bereits gezapft, legte einer der Jugendlichen, die jungen Leute nannten ihn "Diehdschäi", die Schallplatte einer Musikgruppe namens "Modern Talking" auf. Sofort war ich wie elektrisiert von den Zeilen, die plötzlich in lieblichen Stimmen aus den Lautsprechern drangen: You're my heart, you're my soul *.
You're my heart, you're my soul, liebe Leser! Kann man seine Liebe und Hingabe zu unserem Herrgott in schönere, in poetischere Worte fassen als diese? Gleich am nächsten Tag fuhr ich geschwind in die Kreisstadt, um mir ein "Best of" dieser Gruppe "Modern Talking" zu besorgen. Voll der Aufregung gelang es mir schließlich, die silberne Scheibe, auf der die moderne Musik ja heutzutage verkauft wird, auf das Abspielgerät zu legen. Und wahrlich, ich wurde nicht enttäuscht! Cheri Cheri Lady * erklang da die süße Musik, und gleich erschien das Bild unserer lieben Jungfrau Maria vor meinem geistigen Auge, wie sie gütig auf die frommen Sängerbuben hernieder lächelt. Oder Brother Louie Louie Louie *, welcher fromme Christ würde da nicht gleich an unseren geliebten Jesuitenbruder, den Heiligen Aloisius von Gonzaga denken?
Wir Menschen in der Mitte unserer Jahre, wie oft blicken wir mit Geringschätzung, ja mit Verachtung auf diesen "Jazz" und "Hart Rock", den die jungen Leute heutzutage ständig hören? Doch ich verdanke es meiner seelsorgerischen Arbeit mit jungen Menschen, daß ich erfahren durfte: Johann Sebastian Bach hat auch in der heranwachsenden Generation würdige Nachfolger gefunden, die mit ihrer herrlichen Musik den Lieben Gott im Himmel lobpreisen und ehren!
Ich muß gestehen, ich war kurz erschüttert, als mein Lieblingsministrant mit verriet, daß die wundervolle Gruppe "Modern Talking" nicht länger existiert. Doch einer der beiden Künstler mit den goldenen Kehlen, ein gewisser Dieter Bohlen, hat seine Liebe zu den Musen wohl schweren Herzens nur aufgegeben, um sich fortan ganz der Kinder- und Jugendarbeit widmen zu können! Möge der Herr geben, daß es ihm vergönnt ist, einfühlsam und voller Hingabe viele junge Menschen zu Gottes Liebe hinzuführen!
Ich wünsche Ihnen noch einen gesegneten Sonntag.

Das war
Das Wort zum Sonntag

Es sprach
Kinder- und Jugendpfarrer Thomas S. Schneider, Sankt-Blasius-Gemeinde Lekstmich an der Mulde


Und nun viel Spaß bei unserer Langen Nacht der großen Talente!

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Die neue Ehrlichkeit

Womöglich denke ich zu viel über Werbeslogans nach oder zu wenig. Auf jeden Fall verstehe ich sie oft genug einfach nicht. Schon beim "Media Markt - Ich bin doch nicht blöd" wußte ich nicht, ob die Werber mich zum Einkauf überreden oder nicht doch eher davor warnen wollten. In Spanien ist dieser Slogan immer noch angesagt: "Media Markt - Yo no soy tonto". Aber in Spanien ist das mit den Slogans ohnehin so eine Sache. Die Supermarktkette Dia z. B. wirbt mit dem Satz "Calidad y precio están muy cerca" - "Qualität und Preis liegen nahe beieinander". Wenn man bedenkt, daß diese Supermärkte etwa auf Aldi-Preisniveau unterwegs sind, dann fragt man sich schon, ob ein so ungewöhnlich ehrlicher Werbeslogan wirklich eine gute Idee war? Von den Sonderangeboten würde ich auf jeden Fall die Finger lassen. Den schönsten Satz aber bietet die Automarke Dacia in ihren spanischen Fernsehspots. Man könnte von alleine auf den Slogan kommen, wenn ich noch einen kleinen Tipp gebe: Dacia, das ist diese rumänische Automarke, die zu einem französischen Mutterkonzern gehört. Ja, der herrliche Slogan ist: "No es broma, es un Dacia" - "Das ist kein Scherz, das ist ein Dacia".
Also..... Wenn die das sagen, dann wird das wohl stimmen. Werbung lügt schließlich nicht!

Dienstag, 16. Oktober 2012

Die Blümchen und die Bienchen

Eigentlich begann es ja ganz harmlos. Ich tippte nur "ungew" in das Google-Suchfeld, und schon wurde mir als Suchbegriff "ungewollt schwanger" vorgeschlagen. Damit rangiert dieser Vorschlag zwar immer noch hinter dem Suchbegriff "ungesättigte Fettsäuren", aber immerhin. Ich wurde neugierig. Schon bei "wie we" schlägt Google "wie werde ich schwanger" vor, gleich nach "wie weit muss man beim parken außerorts vom andreaskreuz entfernt bleiben". Und "schwanger v" will Google gleich durch "schwanger vom Hund" vervollständigen!
Da wird offensichtlich, noch immer gibt es erschreckende Defizite bei der Sexualaufklärung im deutschsprachigen Raum. Doch DWüdW lamentiert nicht einfach nur herum, nein, DWüdW packt die Probleme an! Zumal ihr Sexualforschung und -aufklärung ja schon seit fast einem Jahr ein Herzensanliegen ist 12. Heute erklärt DWüdW daher insbesondere den jungen Lesern mal, woher die ganzen kleinen Babys denn so kommen - und in welchen Situationen für ein junges Mädchen Wachsamkeit angezeigt ist! Und zwar knapp und übersichtlich zum schnellen Lesen und in kritischen Situationen immer wieder Nachschlagen:


Ursache der Schwangerschaft:
Männer

Häufigkeit:
Immer wieder kommt es zu als vertrauenswürdig einzustufenden Berichten über Schwangerschaften durch Männerkontakte. Es muß davon ausgegangen werden, daß dieser Empfängnisweg eher häufig auftritt.

Geographische Verbreitung:
Weltweit

Schwangerschaft belegt durch:
Frag' mal Deine Mama!

Bedeutendste betroffene Mutter:
Bettina Wulff

Beste Verhütungsmethode:
"Jetzt nicht, ich hab' Kopfschmerzen!"

Bemerkungen:
Kann zu sozialen Problemen führen, insbesondere wenn sich der eigene Ehemann ein Jahr lang vor der Geburt im Ausland aufgehalten hat. Im Zweifel lieber eine der folgenden Empfängniswege vorgeben!



Ursache der Schwangerschaft:
Heiliger Geist

Häufigkeit:
Maximal einmal pro 2000 Jahre

Geographische Verbreitung:
Naher Osten

Schwangerschaft belegt durch:
Mt 1, 24-25:
"Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus."

Bedeutendste betroffene Mutter:
Maria

Beste Verhütungsmethode:
"Jetzt nicht, ich hab' Kopfschmerzen!"

Bemerkungen:
Zahlt keinen Unterhalt. Dafür werden dann aber weltweit Orte nach der eigenen Empfängnis benannt.




Vorsicht ist geboten, wenn ein Schwan
allzu zutraulich ist! (Leda und der
Schwan
, nach Michelangelo, 1530,
Britische Nationalgalerie)
Ursache der Schwangerschaft:
Schwan

Häufigkeit:
In den letzten Jahren sind keine neuen Fälle bekannt geworden.

Geographische Verbreitung:
Griechenland

Schwangerschaft belegt durch:
Ovid, Metamorphosen, VI, 109:
"Leda bildet sie auch, wie der Schwan sie deckt mit den Flügeln;"

Bedeutendste betroffene Mutter:
Leda

Beste Verhütungsmethode:
Tanz' den Sterbenden Schwan

Bemerkungen:
"Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!
Zieh durch die weite Flut zurück,
dahin, woher mich trug dein Kahn,
kehr wieder nur zu unsrem Glück!
Drum sei getreu dein Dienst getan!
Leb wohl, leb wohl, mein lieber Schwan!"



Ursache der Schwangerschaft:
Goldener Regen

Häufigkeit:
Trotz zahlreicher, z.T. gut dokumentierter Golden Showers ist nur ein Fall von resultierender Schwangerschaft bekannt. Offenbar eher selten.

Geographische Verbreitung:
Griechenland

Schwangerschaft belegt durch:
Ovid, Metamorphosen, IV, 610-611:
"Ihm schien auch Iupiters Sohn nicht,
Der im regnenden Gold empfangen von Danaë, Perseus."

Bedeutendste betroffene Mutter:
Danaë

Beste Verhütungsmethode:
Regenschirm

Bemerkungen:
"It's raining men! Hallelujah!
It's raining men! Amen!
I'm gonna go out to run and let myself get
Absolutely soaking wet!"



So können Preiselbeeren
ohne unnötiges Risiko
verzehrt werden.
Ursache der Schwangerschaft:
Preiselbeere

Häufigkeit:
Aussagekräftige wissenschaftliche Studien zum Thema stehen noch aus.

Geographische Verbreitung:
Finnland

Schwangerschaft belegt durch:
Kalevala, 50. Gesang, 169/170:
"Auf den Berg ging ich nach Beeren, rote Beeren abzureißen,
Ich nahm, meint' ich, eine Beere, nahm sie dann auf meine Zunge,
Sie verschwand in meiner Kehle, ließ sich in den Leib hinunter.
Davon ward ich voll und füllig, davon ward ich schließlich schwanger."

Bedeutendste betroffene Mutter:
Marjatta

Beste Verhütungsmethode:
Laß' die Finger von dem Pflanzenzeug und iss' lieber ein ordentliches Steak!

Bemerkungen:
Diese Form der Empfängnis scheint besonders jungfräuliche Jungfrauen zu betreffen:
"Marjatta, die stolze Jüngste, dieses kleingewachsne Mädchen,
Lebte lange in der Reinheit, allezeit in zarter Keuchheit,
Nährte sich von feinen Fischen, von der weichen Föhrenrinde,
Niemals aß sie Hühnereier, die von einem Hahn befleckten,
Aß auch niemals Fleisch vom Schafe, das dem Hammel schon gehörte."


Wenn Dumbo zum Kuscheln kommt....
(Relief, British Museum)
Ursache der Schwangerschaft:
Weißer Elefant

Häufigkeit:
Ein bekannter Fall, Wiedergeburten nicht mitgezählt

Geographische Verbreitung:
Indien

Schwangerschaft belegt durch:
Encyclopædia Britannica

Bedeutendste betroffene Mutter:
Maha-Maya

Beste Verhütungsmethode:
Wer kann schon einen Elefanten in Wallung aufhalten?

Bemerkungen:
Früher, da waren die Elefanten ja noch kleiner...



Ursache der Schwangerschaft:
Federknäuel

Häufigkeit:
Tritt nur bei Erdgöttinnen auf, daher vermutlich eher selten.

Geographische Verbreitung:
Mexiko

Bedeutendste betroffene Mutter:
Coatlicue

Schwangerschaft belegt durch:
Codex Florentinus. Und das Internet.

Beste Verhütungsmethode:
Badmintonschläger

Bemerkungen:
Sich einen Federknäuel unter den Rock stecken? Tss tss...!




Ursache der Schwangerschaft:
Außerirdische

Häufigkeit:
Wird alles vertuscht!

Geographische Verbreitung:
Die Klapsen dieser Welt, Sternenflotte

Bedeutendste betroffene Mutter:
Amanda Grayson

Schwangerschaft belegt durch:
Die X-Akten. Und das Internet.

Beste Verhütungsmethode:
"Verpiss' dich, oder ich sag's Darth Vader!"

Bemerkungen:
Schon ein bisschen pervers... Aber ET  ist auch zu knuddelig!


PS: Die Das Wort zum Sonntag -Redaktion möchte darauf hinweisen, daß es sich bei allen Empfängniswegen außer dem Heiligen Geist (und evtl. Männer) selbstverständlich um reine Mythen und Fantastereien handelt.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Das Wort zum Sonntag


Es spricht
Unterelbische Landesbischofsgeneralvikariatsassistenzanwärterin
Thomasina Steinschneider-Schwartenbeck, Niederschwafeln

Kürzlich, da sah ich einen Automobilisten an einer Tankstelle. Wie vergnügt schien er mir, als er den lustig blubbernden Steinsaft in den Tank seiner bescheidenen aber gepflegten Limousine sprudeln ließ! Fröhlich streifte sein Blick über Gottes schillernden Asphalt, er schien mir zufrieden mit sich selbst, im Reinen mit der Welt.
Doch dann wandte er sich um und richtete seinen Blick auf die Preisanzeige an der Zapfsäule. Sein Antlitz verfinsterte sich augenblicklich. Eine dunkle Wolke schien vor sein eben noch so ausgelassenes Gemüt zu ziehen. Die Erwartung der zu begleichende Rechnung ließ die Lebensfreude aus den feinen Zügen seines Gesichts weichen. Da mußte ich an das Bibelwort, Matthäus 13, 49-50, denken:
"So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen."
Denn sind wir nicht alle wie dieser Kraftfahrzeuglenker? Und ist Gott nicht der Tankwart unseres Lebens? Er ist es, der den Motor unseres Leibes mit Kraftstoff versorgt und unsere Seelen mit Dosenbier nach Ladenschluß. Und solange die Säfte nur munter sprudeln, denken wir da an die Rechnung, die wir Gott gegenüber eines Tages werden begleichen müssen - wenn das Universum endet und wir in den Kassenbereich des Kosmos abberufen werden? Wenn wir aufgefordert sein werden, den Preis zu zahlen für unsere Fahrweise fern von Gottes Straßenverkehrsordnung, dann wird das Heulen und das Zähneknirschen groß sein! Denn Gott akzeptiert keine Kreditkarten. Denken Sie also einmal darüber nach, wie Ihre Seele gerechterweise dereinst in der Feuersbrunst der Hölle brennen wird, für immer und ewig in unermeßlicher Qual und unendlicher Pein! Als gebührende Strafe für all die leichtfertigen Geschwindigkeitsübertretungen des Lebens.
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Sonntag.


Das war
Das Wort zum Sonntag

Es sprach
Unterelbische Landesbischofsgeneralvikariatsassistenzanwärterin Thomasina Steinschneider-Schwartenbeck, Niederschwafeln


Und nun viel Spaß bei unserer Reportage!

Freitag, 12. Oktober 2012

Wenn Diamanten zu Kopf steigen

Fangen wir mit einer Übersetzungsübung "Journalismusenglisch für Anfänger" an. In einer Presseerklärung der Yale-Universität findet sich der Satz:
"New research led by Yale University scientists suggests that a rocky planet twice Earth's size orbiting a nearby star is a diamond planet."
Wie würden Sie daraus eine deutsche Schlagzeile machen? Richtig!


Noch eine kleine Übung gefällig? Nehmen wir den Satz:
"It is one of five planets orbiting a sun-like star, 55 Cancri, that is located 40 light years from Earth yet visible to the naked eye in the constellation of Cancer."
Was ist hier mit nacktem Auge sichtbar, Planet oder sonnenähnlicher Stern? Richtig, ganz treffsicher daneben:


Oder um es mal kurz zu machen mit dem "Diamantplaneten": Entdeckt wurde allen Meldungen des Focus Online et al. erst mal gar nichts. Aus diesem Grund verwendet die Presseerklärung auch solch ausgefeilte Formulierungen wie "legt nahe, daß" oder "schätzt, daß es mindestens zu einem Drittel aus Diamanten bestehen könnte", und so weiter und so fort.
Tatsächlich ist die besprochene Studie eine rein theoretische Arbeit. Sie geht von einer Zusammensetzung des Planeten aus, die sich deutlich von der Erde unterscheidet, und untersucht, welche Mengen von Eisen, Silikat, Siliziumkarbid und Kohlenstoff (Graphit oder Diamant) mit dem Wissen um den Durchmesser und der Masse des Planeten in Einklang wären. Und der Kohlenstoff, sprich der Diamant, ist dabei ziemlich unbestimmt. Im Grunde wäre laut den Details der Untersuchung ein Planet aus reinem Diamant ebenso möglich wie ein völlig diamantfreier Planet. Alle weiteren Aussagen zum Diamantgehalt machen dann noch weitere Annahmen, die vielleicht zutreffen, vielleicht aber auch nicht.
Es bleibt eine Studie, die von einer hypothetischen, wenn auch nicht ganz unwahrscheinlichen, Zusammensetzung ausgeht. Und die schlussfolgert, daß der Planet aus jeder Menge Diamant bestehen könnte - oder vielleicht auch gar keinen enthält. Das mag als Untersuchung, wie unterschiedlich Planeten sein können, und auf welche Welten man im All stoßen kann, ausgesprochen interessant sein. Aber entdeckt ist damit noch nichts. Bevor man wirklich Näheres über die innere Struktur und Zusammensetzung des Planeten sagen kann, sind, wie die Studie (und etwas schwächer formuliert auch die Presseerklärung) selbst eingeräumt, weitere Beobachtungen notwendig:
"However, more precise estimates of the stellar elemental abundances and observations of the planetary atmosphere are required to further constrain its interior composition."
Mal sehen, wann endlich auch die Bild groß auf die "Entdeckung" des "Diamantplaneten" anspringt. Vielleicht ja mit einer tollen Frage wie: "Funkeln darum die Sterne wie Brillanten?"

PS:
Besonders gaga ist die Schlagzeile in der Kölnischen Rundschau:



Und daß es nicht um "neue Beobachtungen" geht, hat auch der Spiegel nicht verstanden, obwohl der sogar die Studie verlinkt:



PPS:
Der Bild.de-Artikel ist inzwischen auch da, allerdings etwas enttäuschend. Aber immerhin, Funkeln gibt's dann doch,  den Unterschied zwischen einem Stern und einem Planeten kennen sie dort wirklich nicht und das mit dem sehen mit bloßem Auge machen sie auch falsch:
"Wenn ein Mann einer Frau das nächste Mal verspricht, ihr die Sterne vom Himmel zu holen, dann wird die Wahl der Dame wohl auf diesen fallen..." 
"Im Sternbild Krebs funkelt „55 Cancri e“ sogar fürs bloße Auge sichtbar!"

Sonntag, 7. Oktober 2012

Lebendiges Dummgeschwätz

Mit einer Erkältung im Bett zu liegen ist übel. Man hat zu viel Zeit und liest zu viel Die Zeit. Und dabei stößt man auf einen Text von Herrn Dr. Volker Meyer-Guckel und damit auf einen ganz heißen Anwärter auf den Preis für den dümmlichsten als Kommentar kaschierten Lobbyismus des Jahres.
Was Herr Meyer-Guckel kommentieren will, ist die letzten Monat bekannt gegebene Entscheidung der Universität Hamburg, sich als Universität künftig grundsätzlich nicht mehr an Umfragen, insbesondere solchen, die zum Erstellen von Rankings dienen, zu beteiligen. Dieser mutige Schritt "empört" Herrn Meyer-Guckel und sollte seiner Einschätzung nach mindestens zum Ende der Hamburger Universität führen. Die Ursache für diese Einschätzung ist klar, Herr Meyer-Guckel ist stellvertretender Generalsekretär und Mitglied der Geschäftsleitung des "Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft". Dieser Stifterverband ist "ist eine Gemeinschaftsaktion der deutschen Wirtschaft. In ihm haben sich rund 3.000 Unternehmen, Unternehmensverbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Wissenschaft, Forschung und Bildung voranzubringen." Die bei Selbstdarstellungen solcher "Gemeinschaftsaktionen" üblichen Sätze voller Worte wie "Dialog", "Exzellenz", "innovativ" etc. pp. lassen wir hier mal weg. Bemerken sollte man aber noch, daß der Stifterverband eine Tochtergesellschaft namens "Wissenschaftsstatistik gGmbH" betreibt:
"Die Kernkompetenz der Wissenschaftsstatistik gGmbH umfasst die Erhebung, Analyse und Interpretation von Daten zum deutschen Innovationssystem sowie zur Zivilgesellschaft." Kurzum, Herr Meyer-Guckel kommt aus dem Herzen der Optimierer- und Evaluiererszene zum Wohle der deutschen Wissenschaft. Da überrascht es nicht, daß die Hamburger Totalverweigerung, in seinem Geschäft mitzuspielen, wenig Begeisterung bei ihm auslöst. Was überrascht, ist sein erbärmliches Scheitern, seine Ablehnung dem Vorgehen der Hamburger Universität gegenüber in auch nur halbwegs rational erscheinende Pseudoargumente zu verpacken. Gehen wir die vier Argumentenattrappen mal durch!

Gleich als Erstes wartet Herr Meyer-Guckel mit einem Argument auf, dessen sich traditionell nur die größten und mutigsten Geister der Menschheit bedient haben: Wo kämen wir denn da hin, wenn das alle machen würden?
"Wo kämen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen hin, wenn sich der Rest der Welt so verhielte?"
Womöglich dahin, wo sie vor dem Beginn des Evaluierungswahns in den 90ern waren? Zurück zur miesen Forschung und exzellenzfreien Lehre? Sicher ist nur, daß sich Herr Meyer-Guckel in diesem Fall nach einem neuen Job umsehen müßte.

Wir bleiben grundsätzlich:
"Was für ein befremdliches Selbstverständnis ist es, wenn Einrichtungen, die der Forschung verpflichtet sind, sich einer Erforschung ihrer selbst nicht stellen?"
Meyer-Gunkel hält Universitätsrankings für Forschung? Dann glaubt er auch, es tatsächlich mit einem Menü zu tun zu haben, wenn ihm der Bulettenbräter zum Hamburger noch Pommes und Cola serviert?

Das ist aber noch nicht das eigentlich Empörende:
"Was an dem Beschluss der Hamburger Hochschulleitung neben dem Stil empört, ist vor allem der Sachverhalt selbst: dass sich eine öffentlich finanzierte Universität der Forschung entzieht und selbst darüber entscheidet, ob ein Forschungsvorhaben in ihrem Interesse ist."
Empörend! Gut, formal räumt das Hochschulrahmengesetz den Universitätsorganen schon eine gewisse Freiheit ein, Schwerpunkte in Forschungsvorhaben zu setzen, aber eben nicht uneingeschränkt:
Entscheidungen der zuständigen Hochschulorgane in Fragen der Forschung sind insoweit zulässig, als sie sich auf die Organisation des Forschungsbetriebes, die Förderung und Abstimmung von Forschungsvorhaben und auf die Bildung von Forschungsschwerpunkten beziehen; sie dürfen die Freiheit im Sinne von Satz 1 nicht beeinträchtigen.
Und was verbirgt sich hinter Satz 1? Eine Hochschulleitung darf ein Forschungsvorhaben nicht umsetzen, wenn irgendeine Umfrage ergeben hat, daß es nicht von Interesse ist? Nicht ganz:
(1) Das Land und die Hochschulen haben sicherzustellen, daß die Mitglieder der Hochschule die durch Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes verbürgten Grundrechte wahrnehmen können.
(2) Die Freiheit der Forschung (Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes) umfaßt insbesondere die Fragestellung, die Grundsätze der Methodik sowie die Bewertung des Forschungsergebnisses und seine Verbreitung.
Forschungsfreiheit bedeutet, daß jeder Forscher an einer Hochschule letztlich selber entscheiden kann, welcher Fragestellung er sich mit welchen Methoden widmen will. So ganz ohne Evaluierung und Ranking. Ob man beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft diesen skandalösen Zustand gar nicht kennt, oder ob die "Gemeinschaftsaktion der deutschen Wirtschaft" dieses Prinzip in ihrem Ansinnen, die deutsche Wissenschaft voranzubringen, im Geiste schon abgeschafft hat?

Aber wohin führt der Beschluss der Universität Hamburg denn nun am Ende?
"Wo das am Ende hinführt? Ins Abseits. Weg aus einer lebendigen Wissenschaft."
Ohne Evaluierung und Ranking keine lebendige Wissenschaft? Ab welchem Jahresgehalt ist man sich eigentlich nicht mehr zu schade, so einen Schwachsinn in die Welt hinauszuposaunen? Und sind jetzt auch die Erfrischungssteine auf der Stadiontoilette Voraussetzung für lebendigen Fußball? Fragen über Fragen.

Wie schön wäre es, wenn möglichst viele Forschungseinrichtungen dem Hamburger Beispiel folgen und aus dem Rankingirrsinn aussteigen würden. Aber das wird wohl nicht passieren, denn ein fünftes, unangreifbares Argument hat Herr Meyer-Guckel dann doch noch:
"Der Beschluss des Präsidiums ist wohl vor allem ein Eingeständnis von Schwäche."
Wenn jemand bei diesem Spiel nicht mehr mitspielen will, dann doch wohl nur, weil er weiß, daß er zum Gewinnen nicht gut genug ist. Wer will das schon auf sich sitzen lassen? Schließlich macht ja auch jeder angetrunkene Sechzehnjährige jeden Quatsch, wenn man nur behauptet, er würde es nicht können. Man kann beeindruckt sein von der Reife der wissenschaftlichen Institutionen...

Das Wort zum Sonntag


Es spricht
Pater Dr. Thomas von Steinschneider SJ, HJ und JK, Großsülzen

Deus in omnibus rebus - Gott in allen Dingen suchen und finden. Dies ist der frohe Auftrag, den uns der Heilige Ignatius von Loyola hinterlassen hat. Und wahrlich, Gott ist in allen Dingen.
Gott ist in der Morgenröte, wenn das erste Licht des Tages seine rosenfarbenen Finger nach dem Firmament ausstreckt.
Gott ist im herrlichen Knacken und dem wundervollen Duft, wenn die goldene Kruste des frisch gebackenen Brots aufbricht, um den Hunger zu stillen.
Gott ist in der Kacke der verdammten Töle aus dem zweiten Stock, in die sich die reich profilierte Sohle des Schuhs vor der Haustüre immer wieder versenkt.
Und Gott ist auch in den nervigen Schreien der Nachbarin aus dem 4. OG links, die sich gerade jetzt wieder die halbe Nacht lang von ihrem neuen Stecher das Hirn rausvögeln läßt.
Da mag sich der Mensch fragen, warum tut er das? Also, Gott meine ich jetzt. Warum steckt Gott in allen Dingen, und nicht nur in der Nachbarin aus dem 4. OG links? Der Mensch findet keine Antwort, und wieder einmal muß er mit seinem beschränkten Verstande auf die unermeßlich größere Weisheit des Allmächtigen vertrauen. Doch sollten wir uns hier die Worte in Erinnerung rufen, die uns der heidnische Philosoph Platon überliefert hat. Als es der junge Sokrates, so berichtet es Platon, angewidert abgelehnt hat, über die Idee zu philosophieren, die allem Kot als Kot zugrunde liegt, da wies der ältere Parmenides auf dessen Alter. Sokrates sei noch zu jung. Wenn er älter würde, dann werde er nicht mehr so eingeschränkt sein seinem Nachsinnen über das Wesen der Dinge. Womöglich sind wir Menschen im Grunde alle noch zu jung? Doch eines Tages, wenn wir vor das Angesicht Gottes gerufen werden, dann werden wir in der Lage sein, Gottes wahres Wesen zu erkennen. Bis dahin wollen wir hoffnungsvoll Gott so annehmen, wie er sich den Menschen im Alltag immer und immer wieder aufs Neue offenbart: als Haufen von Scheiße.
Ich wünsche Ihnen einen friedvollen Sonntag.


Das war
Das Wort zum Sonntag

Es sprach
Pater Dr. Thomas von Steinschneider SJ, HJ und JK, Großsülzen


Und nun viel Spaß bei unserem Spielfilm!

Samstag, 6. Oktober 2012

Wenn alle in die Seele starren

Die wohl undankbarste Profession - mal abgesehen vielleicht vom Job des Fußballbundestrainers - ist die Psychologie. Was das wissenschaftliche Renommee angeht, so dümpelt das Fach irgendwo zwischen Geomorphologie und Sozialpädagogik herum. Ständig muß man sich dieselben dummen Kommentare anhören ("Soll ich Dir von meiner Mutter erzählen?") und wenn man sich nicht gerade mit Sexkram, Serienmördern oder dem Einparkvermögen von Frauen beschäftigt, interessiert die eigene Arbeit als Psychologe auch schon wieder keinen Menschen. Das Schlimmste aber ist: Die Welt ist über und über voll von Psychologen. Mal ehrlich, wieviel Spaß kann es machen, jahrelang ein Fach zu studieren, nur um dann allerorten von Experten umgeben zu sein? Experten wie z.B.:

Der Bademeister:
"Ja, manchmal, man muss auch Psychologe sein."

Der Friseur:
"Man muss ein guter Psychologe sein"

Der Busfahrer:
"Man muß hier auch Psychologe sein."

Der Chef:
"Warum Chefs auch Psychologen sein müssen"

Der Fußballtrainer:
"Ein Trainer sollte auch Psychologe sein"

Der Lehrer:
"Als Lehrer muss man auch Psychologe sein"

Der Wirt:
"Irgendwie muss man auch Psychologe sein."

Der Markthändler:
"Denn ein bisschen muss man auch Psychologe sein"

Der Pferdemetzger [Nee, kein Witz!]:
"Da muss man auch Psychologe sein"

Der Fotograf:
"Zuweilen ist man auch Psychologe"

Der Rettungssanitäter:
"Ja, man ist auch Psychologe"

Der Inneneinrichter:
"Ein guter Inneneinrichter muss auch ein Psychologe sein"

Der Quacksalber:
"Jeder chinesische Arzt muss auch ein guter Psychologe sein"

Die Klofrau:
"Als Klofrau ist man Mama, Psychologin und Mediatorin in einem."

Der Sänger:
"Ein guter Sänger muss auch ein guter Psychologe sein"

Der Tierarzt:
"Ein guter Tierarzt muss auch ein guter Psychologe sein"

Die Bankkauffrau und der Bankkaufmann [Klicken auf eigene Gefahr!]:
"Wir sind Psychologen in jeder Situation"

Will man ganz ohne Psychologie auskommen, bleibt wohl nur noch, sein Geld mit der Katzenzucht zu verdienen... wobei:
"Sollten die seelischen Probleme aber so tief in Ihrem Kätzchen “festsitzen”, daß eine Lösung schwierig erscheint, inzwischen vielleicht auch körperliche Symptome Ausdruck des Leidens Ihres Tigers in Erscheinung treten, müssen wir gemeinsam absolut ins Detail gehen in Form einer gezielten und individuellen katzenpsychologischen Beratung."
Verdammt. Und die Steigerung des öffentlichen Ansehens der Psychologie dürfte durch die Katzenpsychologie auch nicht gerade erleichtert werden...

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Montag, 1. Oktober 2012

Genmais to go

Wie einfach könnte alles sein, wenn man nicht so genau hinsehen würde. Dann würde man von einem Koch erwarten, daß er anständig kocht. Von einem Steuerberater würde man erwarten, daß er einen gut in Steuerfragen berät und von einem Wissenschaftler, daß er gute Wissenschaft macht. Leider ist es nicht so einfach. Was gutes Essen und gute Steuerberatung sind, das vermag man ja noch dank seiner Geschmacksnerven und dem Steuerbescheid zu beurteilen. Aber was ist schon gute Wissenschaft?
Aus der Sicht eines Politikers ist die perfekte Wissenschaft eine Wissenschaft, die nicht viel kostet, die jede Menge Exzellenz enthält (in Ermangelung einer klaren Vorstellung davon, was diese "Exzellenz" eigentlich sein soll, meint man hier den score in irgendwelchen Rankings), und die bestätigt, was man ohnehin immer schon gewußt hat.
Für Universitäten ist das natürlich etwas ganz anderes. Wir erinnern uns, Universitäten, das waren diese steuerfinanzierten Institutionen, die die Freiheit und Unabhängigkeit von Forschung und Lehre gewährleisten sollten. Bei einer Universität kommt es drauf an... Wobei, lassen wir doch Herrn Helmut Schmidt in seiner Funktion als Präsident der TU Kaiserslautern zu Wort kommen. Klarer und ehrlicher kann auch sonst niemand auf den Punkt bringen, was für eine moderne Universität einen brillanten Wissenschaftler ausmacht:
"Wenn jemand seit zehn Jahren ein Drittmittelprojekt nach dem anderen an Land zieht, hat er gezeigt, was er kann. Dann muss ich als Hochschule auch bereit sein, das Risiko zu übernehmen und seinen Vertrag zu entfristen."
Und dann sind da noch die Medien. Was diese sich unter einem perfekten Wissenschaftler vorstellen, das hatte die Journalistik-Professorin Beatrice Dernbach vor einiger Zeit zusammengefasst:
"Der Wissenschaftler von heute (und die Wissenschaftlerin natürlich auch) ist idealerweise ein Multitalent: Er muss erfolgreich forschen zu spannenden Themen, die medial attraktiv und gut umzusetzen sind. Er muss seine Erkenntnisse möglichst verständlich und unterhaltsam darbieten. Er sollte ein dickes Fell mitbringen und die Unterhalterqualitäten eines Moderators."
Klar, jeder darf einen Weihnachtswunschzettel schreiben. Aber es genügt eigentlich, den dann aufs Fensterbrett zu legen, damit das Christkind ihn findet. Man muß ihn dafür gar nicht bei der Süddeutschen veröffentlichen. Frau Dernbach wünscht sich als Wissenschaftler eben eine Mischung aus Einstein und Harald Schmidt zu seinen besten Tagen, der über Dinosaurier mit echt langen Zähnen forscht. Aus Journalistensicht ist dieser Wunsch ja auch verständlich. Nur warum sich die Schreiberlinge bei Wissenschaftlern ein dickes Fell wünschen, das ist dann doch nicht so unmittelbar einsichtig. Vielleicht, damit sich diese nicht zu sehr ärgern, wenn sie, nachdem sie dem einen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben, am Ende so bodenlos unverschämte Sätze über sich in der Zeitung lesen müssen wie z.B. "Über seinen Bauchansatz spannt sich ein kariertes Hemd, er trägt Sandalen und Wollsocken von Oma." (Die Zeit) oder "Die Arme von ... schlackern umher wie bei einem viel zu groß geratenen Jungen. Die Kleidung hängt am Körper wie an einer Bohnenstange" (Unispiegel). Hier ist nämlich Verständnis gefragt. Leser erwarten nicht nur Informationen, sondern auch die Bestätigung ihrer Vorurteile. Und außerdem wird ein Journalist von Welt, der weiß, daß eine Brille entweder fingerdicke (U40) oder gar keine Ränder (40+) hat und daß man eine Latte to go aus 100% pure Arabica macht, schon beurteilen können, wie Scheiße diese Wissenschaftler nun mal alle aussehen, gell?
Wie bin ich jetzt eigentlich darauf gekommen? Richtig, der Spiegel hat einen Skandal aufgespürt. Wissenschaftler haben über Umwege eine Studie, die Gesundheitsgefahren durch genveränderten Mais belegen soll, Medien vor der eigentlichen Veröffentlichung angeboten, sofern diese zusicherten, keine anderen Experten zum Thema zu befragen. Und wo ist das Problem? Keine Ahnung. Hier hat man doch ein Musterbeispiel erfolgreicher moderner Forschung! Die Wissenschaftler haben eine Studie erstellt und sie in einem respektablen Fachmagazin untergebracht. Und dann haben sie ihre Ergebnisse mit einer cleveren und erfolgreichen PR-Strategie unter die Menschen gebracht. Was kann man von Forschern mehr erwarten?
Das ist keine gute wissenschaftliche Praxis? Stimmt. Aber wo taucht die denn als Maßstab und Anforderung an exzellente Wissenschaft noch auf? Nirgends und am wenigsten bei Journalisten. Wenn man hemmungslose Selbstvermarktung und Skandalisierung fördert, dann bekommt man am Ende hemmungslose Selbstvermarktung und Skandalisierung. Eine verblüffende und brutale Einsicht. Aber vielleicht klärt ja irgendwann einmal eine wissenschaftliche Studie auf, weshalb man im Leben eigentlich so auffallend oft das serviert bekommt, was man vorher selbst bestellt hat...