Freitag, 29. Juli 2011

Absolution mit Frischestein

Inzwischen habe ich als Atheist eine neue Lieblingskirche: Santa Cruz in Cuimbra (Portugal)! Denn nicht nur ist hier das Café gleich in die Kirche integriert:


Nein, hier sind auch die Toiletten quasi in den Beichtstuhl eingebaut:

Wenn einen also mal das dringende Bedürfnis nach wahrer seelischer Erleichterung überkommt - Klopapier ist selbst für große Sünden genug da!

Dienstag, 26. Juli 2011

Kotzen mit den Guten

Mit den menschlichen Emotionen geht's ab und an nach demselben Prinzip wie bei einer Impfung: In Reinform kaum auszuhalten, sind sie mit abgeschwächtem Erreger genau das, was man braucht. Manche genießen ihre Angst, solange sie nicht unmittelbar in Gefahr sind, und sehen Horrorfilme. Andere mögen die Jagd und das gejagt werden, und rennen beim Paintball durch den Wald, wo keine ernsthaften Verletzungen drohen. Und ich, ich genieße das intensive Gefühl des Ekels, solange ich nicht körperlich mit dem Auslöser in Kontakt kommen muß. Und da mir Two Girls One Cup (NSFW!) inzwischen zu soft geworden ist, suche ich mir meinen Ekel-Kick immer öfter beim Lesen auf der Achse des Guten. Und wenn es dann noch Gewalt und Tote gibt, wie kürzlich in Norwegen, dann läuft die Achse zur Hochform auf!
So bieten die rotierenden Guten seit gestern Abend gleich zwei wunderschöne links. Im Ersten erleichtert Henryk Broder in der Welt sein Gewissen angesichts der Vorwürfe, den Massenmörder von Norwegen "inspiriert" zu haben. Und die vorwurfsvolle Äußerung an die Adresse manch eines konservativen Publizisten:
"Vielleicht gibt das bürgerlichen Kreisen in Deutschland, die gerne mit vermeintlichen Tabubrüchen kokettieren, auch endlich zu denken."
im Tagesschau-Blog kommentiert Broder mit:
"Das ist so logisch und überzeugend, als würde jemand Kannibalen und Veganer gleichzeitig für den Niedergang der Esskultur verantwortlich machen."
Ja, ähm, Broder, Logik und Denken... Um die Logik hier zu verstehen, bietet die Achse aber gleich den zweiten link an, und plötzlich versteht man, was die mächtigen Achsenmächte des Verstandes unter "überzeugend" verstehen! Denn was tut man, wenn ein Erwachsener auf einer Insel voller Jugendlicher um sich schießt? Genau:
"Wenigstens das Ausmaß solcher Taten –die Zahl der Toten- kann in relativ engen Grenzen gehalten werden: Durch die Aufhebung des Waffenverbots für erwachsene Bürger."
Mehr Waffen her, viel mehr! Denn:
"Hätte der Täter nicht mit Sicherheit gewusst, dass kein einziger Mensch auf der Insel bewaffnet sein würde, dann hätte er das Ganze vermutlich gar nicht erst versucht, jedenfalls nicht alleine."
Vermutlich hätte er es gar nicht erst versucht. Vielleicht aber doch? Offenbar kann sich Frau Ziessler, die Autorin, besser in die Welt eines Amokläufers hinein denken als ich (Und macht sie das nicht schon selbst verdächtig? Ich jedenfalls möchte sie nicht bewaffnet neben mir wissen!). Und sie weiß weiter:
"Insofern gibt es EINEN Punkt, an dem die geistigen Vorgänge im Kopf eines solchen Mordphantasten doch von Interesse sind: Der Punkt, an dem man ihn bereits zeitlich VOR dem Begehen der Tat abschrecken kann, indem er niemals sicher sein kann, wie viele seiner gewünschten Opfer ihm bewaffneten Widerstand leisten könnten—weil der Staat ihnen das Tragen von Waffen nicht verboten hat."
Jaha, genau! Denn wie wir aus den USA, Brasilien und Kolumbien wissen: je mehr Waffen im Umlauf, desto weniger Morde! Und je mehr Denker nach Ziessler'scher Manier, desto mehr Nobelpreise für unser geliebtes Land!
Mann, heute war die Achse des Guten sogar für meine Verhältnisse zu ekelhaft. Ich glaube, ich esse jetzt doch noch ein bisschen Scheiße, um einen angenehmeren Geschmack in den Mund zu bekommen...

Mittwoch, 20. Juli 2011

Die große Weberschiffchen-Lüge

Morgen landet die Atlantis. Die Ära der Space Shuttle ist dann beendet. Nach dreißig Jahren und 135 Flügen stellt die NASA ihr Shuttle-Programm ein. So heißt es zumindest! Doch wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit, die Wahrheit, die ganze Wahrheit über die amerikanischen Space Shuttle zu enthüllen? Und die Wahrheit wird manch einen erst einmal vor den Kopf stoßen. Denn: Es gab nie ein funktionierendes Space Shuttle! Niemals sind Amerikaner mit einem Space Shuttle in den Weltraum geflogen! Alles ist eine einzige, gewaltige Verschwörung, um die Weltöffentlichkeit arglistig zu täuschen!
Und das alles muß der Leser mir natürlich nicht einfach nur glauben - nein! - ich habe Beweise! Denn die Zahl der Unschlüssigkeiten ist beieindruckend, man muß sie nur sehen wollen. Listen wir hier die eindrucksvollsten Beweise für die komplette Fälschung des Space Shuttle-Programms auf:

1) Die fehlenden Sterne
Der Weltraum ist dunkel, keine Atmosphäre sorgt für einen hellen Himmel. Daher sollte man dort zu jeder Zeit Sterne sehen können. Doch sehen wir uns die Fotos an, die angeblich ein Space Shuttle im All zeigen. Sieht man dort irgendwo Sterne? Nein, nicht der allerkleinste Stern ist zu sehen, nur schwarze Leere:


Offenbar war es der NASA klar, daß die Sternbilder aus der großen Höhe, in der ein Space Shuttle fliegen müßte, anders aussehen müssen, als von der Erdoberfläche aus betrachtet. Also haben sie keine Sterne in die Bilder einarbeiten können, und der Hintergrund bleibt verräterisch leer.

2) Unerklärliche Bildfehler
Wirft man mal einen genaueren Blick auf so manch ein Foto eines Space Shuttle, so findet man leicht seltsame Fehler im Bild. Gleich zwei finden sich in folgender Aufnahme (rot markiert, ruhig zur Vergrößerung aufs Bild klicken!):

Wenden wir uns zuerst der mit dem roten Kreis markierte Stelle zu. Hier sieht man ein Markierungskreuz. Diese Kreuze sind in regelmäßigen Abständen in die Optik der Kamera eingebaut, man erkennt eine Menge weiterer solcher Kreuze im Bild. Nur - beim Kreuz im Kreis ist offenbar eine Wolke vor dem Kreuz und verdeckt es teilweise! Wie kann eine Wolke vor einer Markierung in der Kamera sein? Offensichtlich ist dies vollkommen unmöglich, und ein eindeutiger Beweis, daß das Bild keine reale Aufnahme, sondern eine Photoshopmontage ist!
Dann ist da noch diese merkwürdige Struktur zu erkennen, die mit roten Pfeilen gekennzeichnet ist. Entweder schwebt hier ein riesiges, seilartiges Gebilde durch den Weltraum - doch wo sollte das herkommen? - oder ein Haar hat sich bei der nachträglichen Bearbeitung ins Bild geschlichen. Natürlich hat die NASA bisher hier keine Erklärung dieser Struktur geliefert...

3) Der Schattenwurf
Auf dem folgenden Bild sieht man ein Space Shuttle auf der Startrampe bei Nacht. Es wird von zwei verschiedenen Scheinwerfern aus unterschiedlichen Richtungen angestrahlt. Also müßte es zwei Schatten, in unterschiedliche Richtungen, werfen. Doch tatsächlich sieht man nicht einen einzigen Schatten des Space Shuttle! Es ist also nur zu offensichtlich: Das "Raumfahrzeug" wurde nachträglich in die Aufnahme einer leeren Startrampe hineinmontiert!


4) Die Verbindungen in der Welt
Und für alle, die von den bisherigen, erdrückenden Beweisen noch immer nicht überzeugt sind, weil sie schon zu abhängig von den Lügen des Systems sind, hier der ultimative Beweis für die Space Shuttle-Verschwörung:
Was findet man wohl, wenn man nach "Space Shuttle Bielefeld" googelt? Das!


Wesentliche Komponenten des Space Shuttle stammen von der Universität Bielefeld! Wem es jetzt nicht wie Schuppen von den Augen fällt, der ist so unrettbar vernunftfixiert, daß er niemals höhere Wahrheiten wird erkennen können. Und für die Übrigen ergibt jetzt plötzlich alles einen Sinn! Denn natürlich mussten die Amerikaner, nachdem sie den Wettlauf zum Mond bereits "gewonnen" hatten, den Sowjets kein Shuttle-Programm vorgaukeln. Doch was hätte die NASA mit all den Special-Effect-Spezialisten, Kameraleuten und Tontechnikern machen sollen, die ihnen die Mondlandung gefälscht hatten? Einfach entlassen? Und damit riskieren, daß sie all ihre Tätigkeiten während des Apollo-Programms besoffen in irgendeiner Kneipe ausplaudern, oder, pleite, gar an die Presse verkaufen? So etwas wäre natürlich undenkbar gewesen. Also blieb gar nichts anderes, als sie weiter zu beschäftigen, und sie gleich das nächste Raumfahrtprogramm fälschen lassen. Und das war das Space Shuttle-Programm.
So, jetzt ist die ganze Wahrheit heraus. Und sollte ich plötzlich verschwinden, wisst ihr ja, wo ihr mich suchen müsst: Bielefeld.
Ansonsten: Die ganze Wahrheit gibt es natürlich nur auf der Wahrheit über die Wahrheit (oder vielleicht noch bei EsoWatch...)!

Montag, 18. Juli 2011

Morgengrauen auf Vesta

Der Focus Online bietet uns heute einen ausführlichen Artikel über die Raumonde Dawn und ihr gerade erreichtes Ziel, den Asteroiden Vesta. Und wieder einmal zeugt der Text von so viel Unverständnis über Asteroiden und das Sonnensystem, daß ich einfach Klugscheißen muß! Denn es geht schon los mit der Feststellung:
"Denn Vesta ist so alt wie unser Sonnensystem."
Das ist zwar völlig richtig, aber die Erde und alles Mögliche sonst im Sonnensystem sind so alt wie das Sonnensystem. Der Punkt bei Vesta ist, daß sie so alt wie das Sonnensystem ist und seit ihrer Entstehung zudem noch kaum verändert. Erst dadurch wird Vesta so richtig interessant.
Aber das ist natürlich längst nicht alles, was es zu bemängeln gibt. Über die Raumsonde Dawn etwa heißt es:
"Es ist der erste von Menschenhand geschaffene Flugkörper, der ein Himmelsobjekt im Asteroiden-Hauptgürtel erreicht."
Auch das ist ungenau, denn vorbeigeflogen an Himmelsobjekten im Asteroidenhauptgürtel sind schon eine Menge von Menschenhand geschaffene Flugkörper (z.B. Rosetta, Galileo,...). "Erreichen" heißt hier "in eine Umlaufbahn eintreten". Aber es gibt noch schlimmere Mißverständnisse:
"Nach heutigem Wissen ist Vesta einzigartig in unserem Sonnensystem. Denn die Astronomen vermuten, der Asteroid sei ein so genanntes Planetesimal, also ein Himmelskörper, der aus der Urzeit unseres Sonnensystems übrig geblieben ist, das vor 4,56 Milliarden Jahren entstand."
Hier sind zwar beide Sätze für sich genommen richtig, nur das "denn" dazwischen macht die Aussage falsch. Denn einzigartig ist Vesta nicht, weil sie (möglicherweise) ein Planetesimal ist. Es gibt jede Menge anderer Objekte im Sonnensystem, von denen man glaubt, die seien übrig gebliebene Planetesimale. Sämtliche Kometen zum Beispiel, Transneptunische Objekte, selbst manche Hauptgürtelasteroiden gehören dazu. Und weiter:
"Alle anderen bekannten Kleinkörper, die Asteroiden-Hauptgürtel zwischen den Bahnen der Planeten Mars und Jupiter um die Sonne kreisen, besitzen eine homogene, das heißt, an allen Stellen gleich zusammengesetzte innere Struktur. Vesta hingegen weist eine differenzierte Struktur auf."
Nein. Auch bei anderen großen Objekten im Asteroidengürtel wird eine mehr oder weniger ausgeprägte innere Differenzierung im Aufbau vermutet. Etwa bei Ceres, dem größten Objekt im Asteroidengürtel, ist eine inhomogene innere Zusammensetzung wahrscheinlich. Und auf einem kleineren Maßstab und aus anderen Gründen sind auch andere Objekte im Asteroidengürtel inhomogen aufgebaut, z.B. Elst-Pizarro, der wohl "Eistaschen" im Gestein enthält.
"Dieser zwiebelartige Aufbau ist ein Indiz dafür, dass Vesta eine Planetesimal sein könnte."
Wieder ein klares Nein. Denn obwohl der Begriff "Planetesimal" in der Astronomie keine einheitliche und klare Definition hat, wie so manch ein anderer Begriff auch - ein "zwiebelartiger Aufbau" ist ganz sicher kein Kennzeichen eines Planetesimals. Das hätte dem Autor des Focus aber auch selbst aufgefallen sein können, denn im Satz zuvor schreibt er noch, daß auch die "Pesteinsplaneten" Merkur, Venus, Erde und Mars einen schalenartigen Aufbau aufweisen, und die gelten ja nun gerade nicht mehr als Planetesimale, sondern als vollwertige Planeten. Ja, der Autor glaubte vorher ja selbst, Vesta sei als Planetesimal einzigartig!
"Durch Kollisionen von Protoplaneten, die auf sich kreuzenden Umlaufbahnen um die Sonne flogen, entstanden schließlich die großen Trabanten."
Äh, welche Trabanten? Die Planeten, als Trabanten der Sonne?
"Auch Vesta scheint in der Vergangenheit einen gewaltigen Einschlag überstanden zu haben. Darauf deutet jedenfalls ein gewaltiger Krater auf der südlichen Hemisphäre hin. Bei dem Aufprall entstanden vermutlich die Vestoiden, eine Gruppe von Asteroiden, deren Zusammensetzung spektroskopischen Untersuchungen zufolge dem Krustengestein von Vesta gleicht. Auch einige auf der Erde gefundenen Meteoriten bestehen aus diesem Gestein. Deshalb glauben die Himmelsforscher, dass die gewaltige Kollision auch Material aus tieferen Schichten ins All schleuderte."
Weil manche Meteoriten aus Krustengestein von Vesta bestehen, glauben "Himmelsforscher", daß auch Material aus tieferen Schichten ins All geschleudert wurde? Irgendwie erschließt sich diese Logik nicht so recht. Vielleicht hat dieser Glaube doch eher seinen Ursprung darin, daß nicht nur Gestein aus der oberflächennahen Kruste, sondern auch aus der tiefen Kruste/Mantel, eben Gestein jener "tieferen Schichten", in Meteoriten gefunden wird, und zudem ein großer Krater auf Vesta den Mantel unter der Kruste freigelegt hat?

Manchmal fragt man sich ja doch, ob so manch ein Autor selbst zu verstehen meint, was er da schreibt...?

Freitag, 15. Juli 2011

Reflexionen zur Ortokrafih

Ein anonymer Leser hat zum Post Das schwarze Fanal eine schöne Bemerkung bezüglich meiner Kommasetzung und der Verwendung der Phrase "macht Sinn" hinterlassen. Dieser Kommentar hat mich, vermutlich in Verbindung mit der Tatsache, daß ich inzwischen seit gut 29 Stunden nicht mehr geschlafen habe, zu so vielen Gedanken angeregt, daß ich sie nicht mehr in einem Antwortkommentar unterbringen kann. Also mache ich mal einen eigenen Post daraus:

Grundsätzlich habe ich es gar nicht so mit Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ich war nie gut darin und habe auch nie Ehrgeiz entwickelt, darin besser zu werden. Ich nehme sie wohl einfach nicht so ernst. Und obwohl wahrscheinlich 90% meiner Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler auf Ahnungslosigkeit und Schlampigkeit zurückgehen, so gibt es doch ein paar Fälle, in denen ich bei vollem Bewusstsein gegen die mir bekannten Regeln verstoße. Und ein solcher Fall ist z.B. das letzte Komma im Schwarzen Fanal, in der Aufzählung (alle anderen eventuell überzähligen Kommas gehen nur auf Schlampigkeit und Unwissenheit zurück). Man mag es mir glauben oder nicht, aber hier wußte ich, daß regelgemäß kein Komma vor das "und" der Aufzählung gehört. Aber an dieser Stelle der Aufzählung gehört für mich eine ganz kurze Unterbrechung des Leseflusses, vielleicht nur für eine halbe Sekunde. Womöglich könnte man mir vorhalten, ich hätte in einem solchen Fall einen Gedankenstrich setzten sollen. Aber ein Gedankenstrich wäre zu stark gewesen, er hätte den letzten Punkt der Aufzählung, das Bierdeckelsammeln, gegenüber den anderen beiden Punkten betont. Dabei sollen alle gleichberechtigt sein, nur soll man eben zwischen jedem Punkt der Aufzählung gedanklich einen ganz kurzen Absatz machen. Das geht nun mal am besten mit dem Komma, also was interessiert mich die Regel hier?
Einen anderen Fall, in dem ich absichtlich gegen die Rechtschreibregeln verstoßen habe, findet sich im Wissenschaftsjournalismus für Dummies. Zugegeben war dieser Post von mir mit Fehlern gespickt, aber das systematische Kleinscheiben der Anrede "sie" war ganz absichtlich. Persönlich mag ich es sehr, "Sie" großzuschreiben, und ich schreibe auch "Du" immer groß, obwohl man das offiziell eigentlich nicht mehr macht? In diesem Text aber hätte ein großes "Sie" übertrieben gewirkt. Der Text sollte auf Augenhöhe mit dem imaginären Adressaten geschrieben sein, und "Sie" hätte diesen Eindruck gestört. Also bleib es beim falschen kleinen "sie".

Offensichtlich halte ich die Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht für eine Heilige Kuh, deren Regeln man sich zu fügen hat, "weil man das nunmal so macht". Ich bin nicht nur juristisch frei, hier so zu schreiben, wie immer ich will, sondern ich halte auch nichts vom Regelbefolgen um seiner selbst willen. Und das gilt eigentlich nicht nur für Orthografie. Letztlich sollte jede Regel einem Zweck dienen, der die Regel rechtfertigt. Wenn die Befolgung einer Regel aber im Einzelfall nicht der Erfüllung dieses Zweckes dient, dann verliert diese Regel in diesem Fall ihre Berechtigung. Ich will es mal von der Rechtschreibung auf eine ganz große Ebene heben: Das Verbot des Mordens ist unerläßlich für eine freie, funktionierende Gesellschaft. Wenn aber ein Tyrann die freie Gesellschaft bedroht, dann hat das Mordverbot seinen Sinn verloren, und der Tyrannenmord ist, eben im Einzelfall des Tyrannen, ein akzeptabler Verstoß gegen das Verbot des Mordens. Oder nicht?
Aber bleiben wir lieber bei der Sprache. Letztlich ist unsere heutige Rechtschreibung und Zeichensetzung aus einer Jahrhunderte überspannenden Serie von Regelverstößen entstanden ("C" in manchen Worten wurde modisch zu "K" und jetzt wider zu "C") erwachsen. Warum sollte man sich also zu sklavisch an sie halten, solange der Sinn, also die Lesbarkeit, erhalten bleibt? Und das leitet auch gleich zum letzten Punkt über: "Das macht Sinn". Ich persönlich teile hier die Abneigung des anonymen Lesers gegen diese Formulierung und versuche, sie so gut es geht zu vermeiden. Und das ist nicht so leicht, denn sie hat sich schon weit in den Sprachgebrauch eingeschlichen. Letztlich aber ist auch hier der Kampf gegen den neuen Sprachgebrauch sinnlos. Wenn diese Redewendung einfach benutzt wird, wird sie sich durchsetzten und irgendwann völlig normal sein, so wie es mit andere Wendungen zuvor auch schon geschah.
Im Schwarzen Fanal allerdings taucht diese Wendung nicht als versehen, sondern auch wieder ganz absichtlich auf. Denn die Konservativen in Deutschland bedienen sich selbst ganz schamlos an den Errungenschaften der "Linken": Da vertritt die CDU/CSU Jahrzehnte lang ein Frauen-in-die-Küche-Weltbild und stellt dann letztlich dank des von ihnen verabscheuten Feminismus die erste Bundeskanzlerin. Da stemmen sich die langhaarigen Langzeitstudenten Jahrzehnte lang gegen die Atomenergie, und die CDU steigt dann aus der Atomenergie aus und verkauft Naturschutz plötzlich als konservativen Wert. Und ob nun noch schwule oder geschiedene Politiker, überall profitiert der konservative Flügel von den Kämpfen von Ökos, Schwulenaktivisten, Feministinnen, 68ern und artverwandten Staatsfeinden. Und dieses Aufgreifen des Modernen durch das Konservative sollte irgendwie noch mit in den Text. Also bekommt der konservative Publizist eine moderne, gänzlich "undeutsche" Phrase in den Text gelegt - eben das "macht Sinn" als wörtliche Übernahme aus dem Englischen. Das mag jetzt intellektuell kein großer Wurf des Autors sein, unbedacht aber war er immerhin nicht!
So, und jetzt wende ich mich mal wieder meinen partiellen Differentialgleichungen zu...! ;-)

Sonntag, 10. Juli 2011

Das Ende von Atlantis (6)

Wenn die beiden Feststoffraketen rechts und links am Haupttank des Space Shuttle ausgebrannt sind, fallen sie an Fallschirmen in den Atlantik und werden von zwei Bergungsschiffen in Schlepp genommen und zurück zum Kennedy Space Center gebracht. Dabei passieren die Schiffe Port Canaveral. Hier die Liberty Star mit dem ersten der Booster heute Mittag:


Damit auch endlich genug von der Atlantis. Zum Schluss aber noch die wichtigste Lektion der letzten Tage:

(Gesehen in der Thermal Protection System Facility des Kennedy Space Center)

Also: Ruhig mal wieder durchputzen!

Freitag, 8. Juli 2011

Das Ende von Atlantis (5)

Als heute Morgen die Sonne aufging war die Startwahrscheinlichkeit für die Atlantis zwar offiziell noch immer nicht besonders hoch, aber zumindest sahen die Wolken nicht mehr so bedrohlich nach Regen aus. Und gegen sieben Uhr gab es dann auch tatsächlich die vorläufige Bestätigung, daß das Wetter einen Start zulassen würde. Spannend blieb es aber weiter, und als um -9 Minuten der Countdown planmäßig angehalten wurde und alle Verantwortungsbereiche nach ihrem "Go" gefragt wurden, lag die größte Spannung beim Wetter. Und das kam natürlich als Letztes dran. Dafür gab es aber dann auch beachtlichen Jubel, als der Countdown doch fortgesetzt wurde. Bis er dann bei -31 Sekunden noch einmal angehalten wurde, eine Sekunde, bevor der Computer die gesamte Kontrolle übernimmt und dem Menschen nur noch die Möglichkeit bleibt, auf den Not-Aus-Knopf zu drücken. Und dieser Stopp war außerplanmäßig. Ein Sensor bestätigte nicht, daß ein Arm, der aus dem Tank austretenden Wasserstoff aufnimmt, ordnungsgemäß vom Tank zurückgefahren wurde. Eine Inspektion mit einer Kamera bestätigte dann aber, daß der Arm doch aus dem Weg war, und nach drei Minuten Angst vor einer Enttäuschung in der letzten Minute wurde der Countdown unter noch viel beachtlicherem allgemeinen Gejubel doch fortgesetzt. Und Atlantis startete in einen bewölkten Himmel. Glücklicherweise waren die Wolken hoch genug, um den Flug wenigstens eine Weile mit den Augen verfolgen zu können. Als aber dann das Space Shuttle durch die Wolken stieß und unsichtbar wurde, konnte man einen schönen, länger werdenden und sich dann krümmenden Schatten auf der Wolkenschicht sehen. Der über der Wolkenschicht liegende Teil der Rauchsäule warf ihren Schatten auf die Wolken darunter:


So konnte man zumindest erahnen, wie es für die Atlantis immer höher hinauf ging!

Das Ende von Atlantis (4)

Auf die Schnelle ohne Worte...

Das Ende von Atlantis (3)

Zum Abschluß des Tages gab es noch ein bisschen Party-Hopping, denn es gab gleich zwei Veranstaltungen zur gleichen Zeit. Lockheed Martin und Boeing luden zum Empfang. Und dafür, daß diese Vereine genug Geld für lecker Schnittchen haben sollten, war es dann ziemlich dröge. Selbst der Wein war nicht besonders gut - obwohl, vielleicht hätte ich auch nur rechtzeitig meinen Kaugummi rausnehmen sollen. Viel spannender war dagegen die Return of the Dragon-Party von SpaceX. SpaceX ist ein privat finanziertes Raumfahrunternehmen, das ganz beachtliche Fortschritte auf dem Weg zur privatwirtschaftlichen bemannten Raumfahrt macht. Und sie haben im Dezember letzten Jahres mit der Dragon zum ersten Mal überhaupt eine rein privat entwickelte Raumkapsel ins All gebracht und nach zwei Erdumrundungen erfolgreich im Pazifik gewassert. Und eben diese original Dragon-Kapsel gab es auf der Party zu bewundern:


Leichte Gebrauchsspuren sind nicht zu übersehen, aber immerhin, sie ist heil und in einem Stück wieder angekommen! Da kann man schon auf ihren ersten bemannten Flug gespannt sein. Und SpaceX träumt schon davon, seine Kapseln auf den Mars zu bringen...

Das Ende von Atlantis (2)

Heute hat es fast den ganzen Tag geregnet und bisweilen gewittert. Daher fand das Programm dann fast nur unter Dach statt. Zum Beispiel beim Blick in das Triebwerk eines Space Shuttle:


Oder beim Blick auf die Unterseite des Space Shuttle Endeavour:


Man sieht die geöffneten Klappen des vorderen Fahrwerks. Vom Rest sieht man dagegen nicht sehr viel, denn die Endeavour ist in der Orbiter Processing Facility ziemlich eingebaut:


Hinter all diesen Umbauungen wird die Endeavour gerade nach ihrem letzten Flug mehr oder weniger ausgeschlachtet.
Schließlich wurde aber am Nachmittag, bei einer offiziellen Startwahrscheinlichkeit von 30% für den Freitag, die Umhausung der Atlantis auf der Startrampe noch zurückgefahren. Und so gab es zum Abschluß noch einen schönen Blick auf die Atlantis auf der Startrampe:


Und trotz des schlechten Wetters muß ich nun um sechs Uhr morgens schon aus dem Hotel. Regelmäßige Leser wissen, was so frühes Aufstehen für den Autor bedeutet! Aber was tut man nicht alles für die Raumfahrt...

Mittwoch, 6. Juli 2011

Das Ende von Atlantis (1)

Wenn man seine Brötchen im Dunstkreis der Raumfahrt zu verdienen sucht, dann bringt einem das zumindest manchmal interessante Erlebnisse ein. Man kann etwa als offizieller Gast beim letzten Start eines Space Shuttle, der Atlantis, dabei sein. Und wo ich schon in letzter Zeit sonst nicht viel zum Schreiben komme, dachte ich mir, dann könnte ich ja auch einfach ein bisschen von den Tagen um den Start (Freitag, 11:26 EDT, 17:26 MESZ, sofern das Wetter mitspielt) herum bloggen. Für den leidenschaftlich Interessierten gibt es zwar schon jede Menge professionelle Blogs und Informationen zum Thema, aber ich kann mich hier für die weniger leidenschaftlich Interessierten einfach mal am Charme des Unprofessionellen versuchen...
Bis jetzt gibt es aber nur Bilder aus der Ferne:


Und die wirklich leidenschaftlich Interessierten, die campen auch schon zwei Tage vor dem Start, um sich einen Platz mit guter Aussicht zu sichern:


Und bei dem Anstieg in den Übernachtungspreisen bin ich froh, schon eine Zimmerbuchung zu haben...!