Dienstag, 29. Juni 2010

Gestresste Affen

Diese Zeit mal wieder:
Evolution: Im Wettbewerb verhalten sich Männer wie Menschenaffen.
Bei Bonobos steigt unter Wettbewerbsstress mit Artgenossen der Cortisolspiegel, bei Schimpansen der Testosteronspiegel. Bei Männern steigt entweder der Cortisol- oder der Testosteronspiegel. Nun gut, irgendwas muß ja in einer Stresssituation steigen, sonst wäre es keine Stresssituation. Aber wenn man schon aus allem simple Schlagzeilen stricken muß, kann man ja hier auch mit der Relativitätstheorie zuschlagen:
Im Wettbewerb verhalten sich Menschenaffen wie Männer
Das klingt dann schon gleich ganz anders, irgendwie netter...!

Montag, 28. Juni 2010

Die Zeit online voll auf Placebo

Gar nicht mal so wenige Zeitgenossen scheinen sich recht verloren vorzukommen in der modernen, durchrationalisierten Welt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb sich alle möglichen "Glauben" großer Beliebtheit erfreuen, solange sie irgendwie "natürlich", "ganzheitlich", "sanft", "traditionell", oder auch "spririuell" oder "auf uraltem Menschheitswissen basierend" sind. Und ich kann den mit diesen Attributen verknüpften Wunsch nach Geborgenheit in einem "menschlichen" Universum auch durchaus nachvollziehen. Und das kann wohl auch Die Zeit, wenn sie ihren online-Lesern in der vergangenen Woche gleich zweimal die Verwendung von Placebos ans Herz legt.
Das erste mal war es in einem Artikel zur Homöophatie. Zwar ließ dieser Artikel keinen Zweifel darüber, daß Homöophatie nicht besser wirkt als ein Placebo - aber hey! - das heißt, sie wirkt! Und so berichtet sie uns froh, wie Homöopathen und Mediziner zusammen finden und ihre Patienten mit wundervollem Erfolg gemeinsam in Krankenhäusern behandeln.
Und gestern stellt Die Zeit dann in einem Artikel zum Gottesbild fest, daß das Beten um den Sieg bei einem Fußballspiel selbst aus religiöser Sicht furchtbar naiv ist. Aber auch mit dem "rationalen" Glauben, der für sie in Lehrsätzen seinen Ausdruck findet, hadert sie. Stattdessen legt sie uns die Mystik nahe. Durch spirituelle Übungen sollten wir uns Gott annähern. Und warum sollen wir das? Soweit, daß sie Mystik als einen ernsthaften Weg zur Erkenntnis über die Welt empfiehlt, geht Die Zeit dann doch nicht, das wäre ihr dann doch noch zu peinlich. Und so ist die Begründung dieselbe wie bei der Begeisterung für die Homöopathie:
"Die Naturwissenschaft kann uns erklären, warum wir Krebs haben, sie kann unsere Krankheit vielleicht sogar heilen. Aber sie kann die Angst, die Enttäuschung und das Leid nicht lindern, die mit der Diagnose einhergehen, und lehrt uns auch nicht, in Würde zu sterben. Die Religion, immerhin, kann uns dabei helfen."
Also knapp gesagt, ob was dran ist oder nicht ist ja egal, solange es hilft. Und gerade damit habe ich meine Problem. Es ist gar nicht mal so, daß ich diese sehende, geradezu rationale Unvernunft nicht verkraften könnte. Traurig, gewiß, aber letztlich haben wir nun mal alle unsere irrationalen Hoffnungen. Dann ist da noch mein ausgewachsener Neid, daß manche es verstehen, Milliarden von Euro mit wirkunslosen Versprechungen (d.h. natürlich, mit Placebos) umzusetzten, während ich in einem Beruf tätig bin, in dem ich objektiv überprüfbare Ergebnisse hervorbringen muß. Doch auch diesen Neid kann ich überwinden. Bei genauerer Betrachtung ist die Welt ja voll von Leuten, die heiße Luft in Geld verwandeln. Was mich aber wirklich und unversöhnlich ärgert, ist die mit diesem Standpunkt einhergehende Aufweichung von Qualitätskriterien. Wie soll ein Kranker ohne Medizinstudium auf lange Sicht unterscheiden können, was eine fundierte medizinische Behandlung und was Hokuspokus mit Zuckerkügelchen ist, wenn in einem einzigen Krankenhaus beides parallel praktiziert wird? Wie soll man, ohne eine langwierige Ausbilung, am Ende unterscheiden, welche Aussage das Resultat einer soliden wissenschaftlichen Theorie, und welche einer spirituellen Einsicht entsprungen ist, und warum das überhaupt einen Unterschied macht, wenn beides als Erkenntnisweg akzeptiert wird? Warum nicht Forschungsgelder in die Homöopathie stecken wie in jede andere medizinische Forschungsrichtung auch, wenn sie doch genauso Patienten behandelt und ihnen hilft? Und warum bei einer politischen Entscheidung am Ende einem wissenschaftlichen Gutachten mehr Gewicht beimessen als der in langer Meditation ausgebrüteten Empfehlung eines Mediums? Sicherlich ist eine solche Entgrenzung nicht die Absicht der "Hauptsache, es hilft"-Fraktion. Aber mit gutmeinenden und "ausgewogenen" Artikeln wie denen in der Zeit leistet sie am Ende einen Bärendienst.
Und nur für den Fall, der Leser sollte das alles hier zu hypothetisch finden: ich habe schon mal einen Umweltbewegten erlebt, der lautstark "genfreies Essen" einforderte! Da scheint schon jetzt mitunter Wissen und Wunsch ziemlich durcheinander zu gehen.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Geheimnisse an der frischen Luft

Die Menschheit ist von Rätseln umgeben. Wurden die Pyramiden von Außerirdischen erbaut? Was sind eigentlich Omega-3-Fettsäuren? Und wie ist es bei drei offenen Kassen im Supermarkt möglich, daß jede von ihnen die längste Schlange hat? Schön, daß Psychologen nun wenigstens ein Rätsel gelöst haben wollen - das der Mona Lisa nämlich. So schreibt es heute zumindest die Süddeutsche Zeitung in Das Lächeln der Mona Lisa - Geheimnisvolle Unschärfe. Und dieses Rätsel, wie gut, daß es gelöst wurde, hat es in sich! Denn kein Geheimnis ist wohl je häufiger gelüftet worden.
Zum Beispiel im Hamburger Abendblatt, am 2.8.2004: "Gelöst: Das Rätsel Mona Lisa"
Und bei shortnews.de, am 27.9.2006: "Das Geheimnis der lächelnden Mona Lisa vermutlich gelüftet"
Und im Tagesspiegel vom 19.1.2007: "Geheimnis um Mona Lisa gelüftet?"
Und auf rp-online, am 11.1.2008: "Rätsel geklärt - Mona Lisa ist lächelnde Kaufmannsgattin"
Und beim Spiegel am 23.4.2008: "Rätsel gelöst - Mona Lisa lächelt dank spezieller Maltechnik"
Und auch beim Kölner Stadtanzeiger vom 25.5.2010: "Rätsel um Mona Lisas Lächeln gelöst"
Nach soviel Lüften muß das Geheimnis jetzt wohl frisch wie eine Blumenwiese duften! Wie schafft man es nur, ein Thema immer wieder neu zu verkaufen? Und warum zieht die tolle Schlagzeile "Rätsel um Form gelöst: Die Erde ist wirklich rund!" eigentlich nicht auch genauso? Tja, vieleicht, weil zumindest manche Geheimnisse im Grunde niemanden interessieren... Aber wen wundert das hier, solange wir die Sache mit den Pyramiden und den Außerirdischen noch nicht so recht wissen?

Unbequeme Fragen zur WM

Ist es womöglich ein Zeichen für subtilen Rassismus, wenn man schwarze Torhüter in Milka-farbene Trikots verpackt?
Foto: dpa

Mittwoch, 23. Juni 2010

Verschwörungen bis in unsere Gedankenexperimente

Bei Dingen, die man nicht versteht, sollte man ja mißtrauisch sein. Vermutlich steckt eine perfide Verschwörung dahinter, die uns ins Reich der Finsternis zu locken versucht. Leider gibt es in der Welt nun mal recht viele Dinge, die man genau genommen nicht versteht, da muß man sich also schon mal aufs Wesentliche konzentrieren, d.h. auf das, was man am wenigsten versteht. Und das ist, sind wir doch mal ehrlich, die Physik. Und da wiederum jenes ominöse Gedankengebilde namens Relativitätstheorie. Das kann man natürlich gar nicht verstehen. Und je mehr einem undurchsichte Wissenschaftler in ihren steuerfinanzierten Elfenbeintürmen versichern, daß das schon alles Sinn ergeben würde, desto mehr sollten wir überzeugt sein: entweder sollen wir von einer gemeinen Wissenschaftsmafia betrogen werden, oder die Physiker sind allesamt durch einen menschenverachtenden Wissenschaftsbetrieb zu gemeingefährlichen Idioten degeneriert worden. Umso dankbarer müssen wir dann den wenigen Aufrechten sein, die nicht ablassen, gegen das unsinnige Lügengebilde der Relativitätstheorie vorzugehen. Und besonders freut mich da die Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik e.V. Denn die stellt endlich mal die richtigen Fragen:

"So beschäftigen wir uns auch mit der Frage, [...] warum Einsteins Gedankenexperimente immer in geschlossenen Räumen (Eisenbahnwaggons, Aufzügen) stattfinden [...]."

Leider stellen sie sich nur die Frage, beantworten sie aber nicht. Aber ich habe keinen Zweifel daran, daß sie damit endlich, nach 3789 nachgewiesenen kritischen Veröffentlichungen, die offenbar alle ohne Wirkung geblieben sind, den archimedischen Punkt gefunden haben, um das Lügengespinst Relativität doch noch aus den Angeln zu heben! Doch während die "kreativen Physiker, Techniker, Philosophen, Künstler und Laien" noch über diese unbequeme Frage aus der vordersten Frontlinie physikalischer Forschung nachsinnen (Aber Obacht! Nicht vor lauter Grübeln am Ende noch die Sendung mit der Maus verpassen!), türmen sich schon die nächsten gefährlichen Fragen auf, die unser Weltbild verändern werden. Etwa:

Wieso werden Sterne eigentlich immer mit Zacken dargestellt? Oder: wie die Astronomiemafia unser Weltbild manipuliert.

Oder:
Warum finden sich an den Türen zu Entbindungsstationen eigentlich immer Bilder von Klapperstörchen? Oder: Was die Geburtsmedizin uns zu verheimlichen sucht.

Und nicht zuletzt:
Warum finden Bundestagswahlen immer an Sonntagen statt? Oder: Wie die Geheime Schattenregierung unser Staatswesen kontrolliert.

Zumindest dachte ich, daß diese Fragen anfallen. Aber dann habe ich gesehen, daß die kreativen Querdenker längst nicht bei ihrer Kritik an der Relativitätstheorie stehen geblieben sind! Nein, auch die klassische Mechanik, die Thermodynamik, und die Quantenmechanik sind Unfug! Also so ziemlich alles, was ich in meinem Physikbuch finden kann. Tja, mit der Realität kann ich es dann doch nicht so leicht aufnehmen... Da bleibt nur eine wirkliche Frage, die noch der Beantwortung durch die wahren Genies harrt:
Wie konnte es nur soweit kommen, daß seit 400 Jahren die menschliche Geistesgeschichte von einer betrügerischen Bande von Schwachköpfen geschrieben wird?

Sonntag, 20. Juni 2010

Fußball und Klospülungen

Zu den schönsten Aspekten der Fußballweltmeisterschaft gehören die vielen wundervollen Statistiken zu allem und jedem. Und eine der schönsten Statistiken zur WM bieten die Berliner Wasserbetriebe: sie veröffentlichen jeden Tag den Verlauf des Wasserverbrauchs in Berlin. Und da sieht man dann ganz herrlich die Spielbeginne, Halbzeiten und die Abpfiffe der Spiele, wenn plötzlich der Wasserverbrauch dramatisch abfällt oder ansteigt. Wenn man aber mal die Verbrauchskurven für die beiden Spiele Deutschlands nebeneinander legt, dann fällt auf, daß der Anstieg des Wasserverbrauchs zu Beginn der Halbzeit und nach Spielende in der Partie gegen Serbien verzögert erfolgte, wogegen der Anstieg im Spiel gegen Australien nahezu instantan stattfand. Links der Wasserverbrauch gegen Australien, rechts der gegen Serbien, als Detail der Wasserbetriebsstatistik:


Da stellt sich schon die Frage, woran das lag. Ist das einfach nur die Folge schlechter Zeitauflösung bei der Bestimmung des Wasserverbrauchs? Haben die Zuschauer das Serbienspiel am Nachmittag überwiegend auf der Arbeit geguckt, wo die Wege zum Klo länger sind als zu Hause? Das wären ziemlich langweilige Erklärungen. Viel spannender ist der folgende Erklärungsansatz: Beim Spiel gegen Australien haben die Deutschen gewonnen, und sie lagen schon zur Halbzeit deutlich in Führung. Beim Spiel gegen Serbien hat Deutschland verloren, und das serbische Tor fiel schon in der ersten Halbzeit. Vieleicht sind die Zuschauer einfach erregter und viel schneller, wenn's zum Klo geht, wenn die eigene Manschaft gut spielt und in Führung liegt? Und sie sind deprimiert und langsamer, träger, wenn die Mannschaft zurückliegt? Dann könnte man aus dem Wasserverbrauch nicht nur feststellen, wann ein Fußballspiel in die Pause geht und zu Ende ist, sondern auch, wie der Spielstand ist!
Jetzt bin ich ja wirklich auf das nächste Spiel der Deutschen gespannt, und auf den Wasserverbrauch, um diese Theorie zu überprüfen! Danke, Berliner Wasserbetriebe, für diese schöne Statistik!

Nachtrag 24. Juni:
Tja, nach dem Spiel Ghana gegen Deutschland sieht es so aus, als wenn die Zuschauer schon vor dem Abpfiff aufs Klo gelaufen sind:

Anscheinend ist die Genauigkeit in der Zeiterfassung doch nicht so gut. Schade. Aber man muß ja auch einen Irrtum zugeben können...!

Montag, 14. Juni 2010

Das Jüngste Gericht - mathematisch korrekt vorhergesagt

Ich habe mich ja hier schon einmal über den christlichen Glauben, in der Endzeit zu leben, lustig gemacht. Jetzt ist mir aber gar nicht mehr zum Lachen zumute. Denn es gelang mir selber, unumstößlich und mathematisch korrekt das Ende der Welt vorherzusagen! Schlüssel dazu ist ein Artikel in einem astronomischen Fachjournal, auf den mich ein Bekannter aufmerksam gemacht hat: Sigma One, von Barry F. Madore (2010), Astronomical Journal, 139, 2052-2055. In diesem Artikel wird dargelegt, wie es möglich ist, mit nur einem Datenpunkt den Mittelwert und den Konfidenzbereich einer Verteilung zu bestimmen. Zwar geht es da in erster Linie um die Interpretation astronomischer Daten, aber man kann das Prinzip natürlich auf beliebige andere Probleme anwenden. Eben auch auf das Eintreten des Jüngsten Gerichts. Und es ist bestimmt kein Zufall, daß der Autor vor allem einen Artikel ausgerechnet von J. R. Gott, Nature, 363, 315, zitiert. Dieser Herr Gott macht allerdings noch die Annahme, daß der Mensch als solcher nichts besonderes ist, wenn er die Zeitspanne, die der Menschheit zur Verfügung steht, abschätzt. Das ist natürlich, wie jeder religiös gebildete Mensch weiß, völliger Unfug! Die Menschheit ist nicht, wie von Herrn Gott angenommen, das zufällige Produkt einer Evolution auf einem unbedeutenden 08/15-Planeten, sondern die geliebte Schöpfung Gottes! Also muß man die Bedeutungslosigkeitsannahme fallen lassen. Und gerade das erlaubt uns der Artikel von Madore. Und so ist alles, was wir für die Bestimmung des Termins für das Jüngste Gericht noch brauchen, elementares christliches Wissen.
Erst einmal müssen wir wissen, daß Jesus am Kreuze gestorben ist, um die Menschen vom Fluch ihrer Sünden, die sie von Gott trennen, zu erlösen. Und diese Sünden sind gerade die Verstöße gegen die Gesetze Gottes. Natürlich können die Menschen nun erst gegen Gottes Gesetze verstoßen, nachdem Gott ihnen diese Gesetze mitgeteilt hat. Und das hat er ja bekanntlich gegenüber Moses getan. Also leben die Menschen seit Moses Zeiten im Zustand der Sünde, bis Jesus sie erlöst hat. Nehmen wir mal an, Moses hat die Gesetze um das Jahr 1500 v. Chr. empfangen. Das Problem ist nun, wie wählt Gott den Zeitpunkt, die Menschen wieder zu erlösen, d.h. den Zeitpunkt für den Opfertod seines Sohnes? Warum starb Jesus um das Jahr 33 n. Chr., und nicht schon 300 Jahre früher oder später? Wie hat Gott über den rechten Augenblick entschieden, eine Menschenfrau zu schwängern?
Nun, klar ist, daß Gott den Menschen irgendwann zwischen Moses und dem Jüngsten Gericht erlösen lassen musste, denn Gott ist ja gütig, und ein Jüngstes Gericht ohne die vorherige Möglicheit, von der Sünde befreit zu werden, das wäre ja nun gar nicht gütig. Nun ist Gott aber nicht nur gütig, sondern auch strafend. Schon Adam und Eva mußten ja für ihren Ungehorsam leiden, und wir alle mit ihnen. Und wenn Gott nun die Menschheit zu schnell erlöst, dann ist er zu gütig, und wenn er sie zu spät erlöst, zu grausam. Aber wenn der den genauen Zeitpunkt der Erlösung selbst bestimmt, dann würde er ja seine Güte gegenüber seiner Grausamkeit festlegen und quantifizierbar machen. Und da Gott offensichtlich nicht gerne quantifizierbar ist, wählt er den Zeitpunkt natürlich zufällig.
Nehmen wir also an, der Zeitpunkt des Opfertods Jesu liegt zufällig im Intervall von der Gesetzgebung an Moses bis zum Jüngsten Gericht. Und die Wahrscheinlichkeitsverteilung ist natürlich homogen, um maximal unbestimmbar zu sein. Dann haben wir mit Jesu Tod ein einmaliges Zufallsereignis, mit dem wir den Mittelwert des Bestehens der Welt und dessen Unsicherheit bestimmen können!
Setzten wir also die Offenbarung von Gottes Gesetz an Moses im Jahre 1500 v. Chr. zu Null. Dann war Jesu Tod und damit die Erlösung der Menschheit im Jahre 1533. Heute leben wir damit im Jahre 3510 seit Mose. Nehmen wir also, wie Madore vorschlägt, das Jahr 1533 als die beste Abschätzung des Mittelwertes des Zeitintervalls von Mose bis zum Jüngsten Gericht. Das 1-sigma-Konfidenzintervall, das einer Zuverlässigkeit von 68.5% entspricht, bekommen wir dann nach Madore durch Multiplikation von 1533 mit dem g-Faktor 0.563. Also lag die Mitte der Lebenszeit der Welt mit 68.5% Wahrscheinlichkeit zwischen 670 und 2396 Jahre nachdem Moses die Gesetze empfangen hat. Und damit liegt das vorausbestimmte Alter der Welt mit 68.5% Wahrscheinlichkeit zwischen 1340 und 4792 Jahre nach Moses! Übersetzten wir diese Ergebnisse wieder in christliche Zeitrechnung: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 68.5% findet das Jüngste Gericht im Zeitintervall von 193 v. Chr. bis 2782 n. Chr. statt! Und davon ist die meiste Zeit auch schon um!
Jetzt versteht ihr sicherlich, warum mir nicht mehr nach Lachen zumute ist. Wir leben tatsächlich in der Endzeit! Das Ende ist nah! Und die Christen wußten das schon immer, auch ohne Statistik mit einem einzelnen Datenpunkt! Jetzt ist mir unheimlich...

Samstag, 12. Juni 2010

Der agnostische Fehlschluß fehlgeschlossen

Heute also kommen wir noch einmal zum Thema Atheismus zurück. Eine schöne Zusammenfassung des atheistischen Standpunkts findet sich in dem Text "Der agnostische Fehlschluss oder Warum Richard Dawkins irrt", einem Gastbeitrag in dem ansonsten eher harmlosen Blog Astrodicticum Simplex:
"Aus diesem Grund, kann man beruhigt feststellen, dass es mit absoluter Sicherheit keine 'Götter' geben kann."
Das ist immerhin eine erstaunlich klare Aussage, und der erwähnte Grund wird auch ausgiebig erläutert, so das es vieleicht die Mühe wert ist, den Grund als unsinnig zu widerlegen. Fangen wir also an:

Zunächst mal muß man die unklare Wortwahl im Artikel bemänglen und der Klarheit halber etwas ordnen. Besonders wichtige Begriffe sind hier "Gott", "undenkbar" und "sinnvoll". Fangen wir mit "Gott" an.

Es scheint mir dringend geboten, zwischen drei verschiedenen Gottesbegriffen zu unterscheiden, nämlich zum ersten dem Offenbarungsgott. Dieser hat der Menschheit in vielen spannenden Büchern erklärt, daß sie sich die Vorhäute abschneiden sollen, keine Schweine essen dürfen, oder was immer sonst ihm gerade im Laufe der Geschichte wichtig war. Zum zweiten gibt es den philosophischen Gott, der sich nicht dem Menschen offenbart, sondern der eher ein abstraktes Prinzip ist, etwa der Letzte Grund, das Höchste Wesen, oder was auch immer. Und zum dritten ist da der mystische Gott, einem Gott, von dem wir gar nichts wissen können und der immer gerade außerhalb dessen liegt, was wir mit unserem Verstand zu fassen vermögen. Diesen Gott kann man gewissermaßen gar nicht fassen, sondern durch das Denken höchstens einkreisen.
Die Unterscheidung zwischen diesen verschiedenen Göttervorstellungen ist sehr wichtig, denn sie liegen auch in argumentativer Hinsicht auf völlig verschiedenen Ebenen. So kann man gegen den Offenbarungsgott mit vernünftigen Argumenten gar nicht ankommen, denn er erhebt gar nicht den Anspruch, logisch greifbar zu sein, sondern bleibt immer nur Glaubenssache. Und wenn man sich auf den Standpunkt zurückzieht, im Zweifel das Wort in einem Buch der Logik vorzuziehen, dann ist jede Diskussion erledigt. Ganz anders steht es um den philosophischen Gott, der ja gerade den Anspruch erhebt, aus der Logik und dem Verstande hervorzutreten. Und hier lassen sich zumindest gute Argumente vorbringen, weshalb man eine bestimmt Argumentation über den philosophischen Gott akzeptiert oder ableht. Der mystische Gott ist natürlich auch nicht greifbar, denn er liegt immer ausserhalb der argumentativen Zugänglichkeit. Allerdings zeichnet dieser sich im Gegensatz zum Offenbarungsgott durch eine gewisse Plastizität aus. Er ist nicht an ein gegebenes Wort gebunden, und wenn ein bestimmter Bereich der Vorstellung gewissermaßen erschlossen wird, dann weicht der mystische Gott eben auf einen anderen, unerschlossenen Bereich aus.
Und wenn man nun gegen Gott argumentiert, so sollte man sich im Klaren darüber sein, gegen welchen dieser Gottesbegriffe man eigentlich vorgehen möchte. Ansonsten ist es sehr bequem, im Laufe der Argumentation unausgesprochen den Gottesbegriff zu wechseln, mitunter auch mehrmals, um so zu mitunter sehr interessanten Schlüssen zu gelangen. Die Gläubigen machen so etwas sehr gerne und fast schon routinemäßig, und auch die Atheisten können dieser Versuchung längst nicht immer widerstehen, wenn es darum geht, ihrer Ablehung Gottes eindrucksvolle Argumente zu verschaffen.

Der zweite wichtige Beriff ist "undenkbar". Hier droht auch wieder eine schleichende Verschiebung der Wortbedeutung, um zu interessanteren Ergebnissen zu bekommen. Manchmal scheint im Text etwa "undenkbar" zu heißen, daß wir uns etwas überhaupt nicht denken können. Etwa da, wo "Undenkbares" mit "außerhalb unseres Erkenntnishorizonts" gleichgesetzt wird:
"Alle Aussagen, die sich auf den Bereich beziehen, der hinter der Grenze unseres Erkenntnishorizonts liegt, sind, egal wie sie lauten, unsinnig und überflüssig. Man kann zwar behaupten, man sage etwas über das Undenkbare, tut es aber faktisch nicht, da etwas Sinnvolles zu sagen und es nicht sinnvoll denken zu können, sich notwendig ausschließen."
Allerdings tauchen dabei auch immer wieder Relativierungen wie "sinnvoll denken" auf. Also scheint das "Undenkbare" irgendwie auch nicht mehr zu bedeuten als das "nicht sinnvoll denkbare", was einen erheblichen Unterschied machen würde. Die grundsätzliche Verwirrung, die bei mir also bleibt, ist die, ob in dem Satz
"Wir sind also prinzipiell dazu verdammt, nur Aussagen über das Denkbare treffen zu können."
mit "denkbar" eigentlich "sinnvoll denkbar" gemeint ist, oder doch alles, was ich zu denken in der Lage bin? Denn es mag zwar einiges geben, das wir uns gar nicht denken können, und natürlich können wir darüber trivialer Weise auch gar nichts sagen. Denn wie sollte ich einen Gedanken artikulieren, den ich niemals hatte? Wie soll ich wissen, das etwas existiert, an das ich niemals gedacht habe? Bei dieser Bedeutung von "undenkbar" wären wir also schnell am Ende unserer Betrachtungen angelangt. Allerdings ist damit noch gar nichts im Hinblick auf Gott gewonnen, denn an den habe ich ja schon gedacht, gerade jetzt etwas, indem ich diese Zeilen schreibe. Gott, mit weißem Bart und Kittel, oder Gott, der unbewegte Beweger. So, jetzt habe ich schon mal detailreiche Gedanken über Gott gehabt. Und damit ist Gott schon mal denkbar. Wahrscheinlich ist mit "denkbar" also doch eher etwas wie "sinnvoll denkbar" gemeint. Es muß eine solche andere Bedeutung von "undenkbar" sein, um die es hier geht. Und diese ist eher die Bedeutung von "nicht schlüssig denkbar" oder "nicht begreifbar", oder "nicht vorstellbar". Um welche Bedeutung es bei unserer Betrachtung über Gott genau geht, hängt auch vom Gottesbegriff ab, um den es gehen soll. So ist der Offenbarungsgott sicherlich nicht schlüssig denkbar, wohl aber der philosopische Gott. Der ist aber wohl nicht anschaulich begreifbar, während der mystische Gott nicht vorstellbar ist.

Der dritte Begriff, den es noch im Vorfeld zu klären gilt, ist "sinnvoll", als Prädikat einer Aussage. Offensichtlich hängt es sehr von der individuellen Einstellung ab, was man als sinnvoll erachtet. Umso dringender ist es, hier eine nähere Bestimmung von "sinnvoll" zu geben. Hier könnte man sicherlich zu sehr langen Ausführungen ansetzten, aber wir müssen wohl ein bißchen abkürzen, um heute noch von der Stelle zu kommen. Betrachten wir als eine sinnvolle Aussage eine Aussage, die eine Bedeutung hat. Und unter Bedeutung wollen wir verstehen, daß wir wissen, wie wir eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen können. Zur Veranschaulichung seien noch drei Beispiele angeführt. So sind die Sätze Der Mond besteht aus Käse. und Sonntags hat der Supermarkt an der Ecke geschlossen. beides sinnvolle Sätze, und zwar im ersten Falle ein falscher und im zweiten Fall ein wahrer Satz. Sinnvoll sind sie, weil ich weiß, wie ich den Wahrheitswert der Sätze bestimmen kann. Nämlich im ersten Fall, indem man zum Mond fliegt, und im zweiten Fall indem ich am Sonntag zum Supermarkt an der Ecke gehe, und man in beiden Fällen nachsieht. Der Satz Der heutige Kaiser von Deutschland wiegt über 100 kg. dagegen ist unsinnig, denn es gibt heute keinen Kaiser von Deutschland. Also kann ich auch nicht überprüfen, wieviel er wiegt, auch wenn ich für eine Gewichtskontrolle selber schon Methoden kenne.
Die hier aufgeführte Vorstellung von sinnvoll zeigt sehr deutlich, daß es einen großen Unterschied "sinnvoll" bzw. "sinnlos" und "wahr" bzw "falsch" gibt. Ein sinnloser Satz ist nicht falsch! Ein sinnloser Satz ist ein Satz, bei dem es unmöglich ist festzustellen, ob er wahr oder falsch ist.
Vieleicht werden Atheisten etwas gegen diesen Begriff von "sinnvoll" einzuwenden haben. Aber dann werden sie immerhin genötigt, ihre Argumenationen und Begriffe klar darzustellen, und das wäre ja auch schon mal ein Gewinn für die Diskussion.

Jetzt haben wir schon fast alles beisammen, was wir für unsere Betrachtungen über die Nichtexistenz Gottes vorab brauchen. Wir müssen uns nur noch für unseren Gottesbegriff und der mit ihm verbundenen Bedeutung von "denkbar" entscheiden. Und das sollte uns nicht schwer fallen. Natürlich sprechen wir vom philosophischen Gott und damit von "nicht anschaulich begreifbar" als die Bedeutung von "undenkbar". Denn dieser Gottesbegriff ist der einzige, der sich einer logisch-sprachlichen Analyse zu unterwerfen bereit ist, und nicht mit einem patzigen "Logik und Sprache gehen mich nichts an!" alle Bemühungen abschmettert.

Fangen wir also an. Endlich.

"Wir sind also prinzipiell dazu verdammt, nur Aussagen über das Denkbare treffen zu können."
Das ist falsch. Anstatt abstrakter Analysen helfen ein paar Beispiele aus dem reichen Schatz der modernen Wissenschaften, um diesen Punkt zu klären.
Immanuel Kant hielt es in der Kritik der Reinen Vernunft für undenkbar, daß der Raum, in dem wir leben, nicht eine 3-dimensionale, euklidische Geomentrie hat. Und von einem gewissen Standpunkt aus hat er auch recht. Ich habe mir noch nie einen nicht-euklidischen, 3-dimensionalen Raum um mich herum vorstellen können, und ich kenne auch niemanden, der von sich behauptet, es zu können. Und dennoch leben wir schon seit geraumer Zeit offiziell in einem 4-dimensionalen, ausgesprochen nicht-euklidischen Raum. Und das, ohne ihn begreifen zu können. Das ist aber auch gar nicht notwenig, denn wir haben die Möglichkeit, diesen nicht begreifbaren Raum operational handzuhaben. Alles, was wir dafür benötigen, ist die richtige Sprache, und das ist die Sprache der Relativitätstheorie. Wir müssen halt ein bißchen Tensorrechnung üben, und die Handhabung mag technisch umständlicher sein als die des euklidischen Raumes, aber im Prinzip können wir mit einem undenkbaren Raum genauso klar und eindeutig umgehen wir mit einem denkbaren.
Lassen wir aber mal die Physik und nehmen wir stattdessen lieber noch einige viel schönere Beispiele aus der Mathematik. Unendlichkeiten zum Beispiel. Können wir unendliche Mengen anschaulich begreifen? Wohl kaum. Und doch können wir wunderbar mit Unendlichkeiten umgehen. Angefangen bei Cantor, dank dem wir verschieden große Unendlichkeiten miteinander vergleichen können, und so die natürlichen Zahlen gewissermaßen über das Unendliche hinaus erweitern können. So wissen wir, daß die Menge der natürlichen Zahlen die kleinste unendliche Menge ist, daß die Menge der rationalen Zahlen genauso groß ist wie die Menge der natürlichen Zahlen, und daß die Menge der reelen Zahlen eine größere Unendlichkeit als die Menge der natürlichen Zahlen hat. Alles, was zu diesen Erkenntnissen nötig war, ist die richtige Sprache, in der die Probleme sinnvoll gehandelt werden können. Hier ist es die Sprache der Mengenlehre und der Theorie der Abbildungen. Und wir können noch viel weiter in den Bereich des Undenkbaren vordringen! Was wir dazu brauchen, sind Ultrafilter auf unendlichen Mengen. Kann sich die jemand denken? Dennoch folgt ihre Existenz aus dem Auswahlaxiom, und sie erlauben die mathematische Formulierung der Nichtstandardanalysis. Und in der können wir mit unendlich großen und unendlich kleinen Zahlen herumrechnen wie mit den Anzahlen von Bonbons auch.

Es sollte nun klar sein, daß es einen erheblichen Unterschied zwischen "denkbar" und "handhabbar" gibt. Auch undenkbare, im Sinne von nicht anschaulich begreifbare Zusammenhänge können mit Hilfe der richtigen Sprache, etwa der richtigen logischen, mathematischen und physikalischen Formulierungen, problemlos gehandhabt werden, egal wie kontra-intuitiv die Zusammenhänge sind. Und natürlich ist das Sprechen über die Undenkbarkeiten vollkommen sinnvoll. Denn dazu war es ja nur notwendig, das der Wahrheitswert einer Aussage im Prinip bestimmbar ist. Und Aussagen über die Struktur der vierdimensionale Raumzeit in der Nähe einer Masse von Milliarden Sonnenmassen ist in ihrem Wahrheitsgehalt bestimmbar, wenn man die Sprache (d.h. den Rahmen) der Relativitätstheorie verwendet. Dort sind alle Begriffe wie Raumzeit und Masse mit Bedeutung belegt. Problematisch wird es erst, wenn ich Fragen stelle wie die nach der tatsächlichen Existenz der vieldimensionalen Raumzeit. Denn Begriffe wie "tatsächliche Existenz" habe in der Sprache der Relativitätstheorie keine Bedeutung. Also kann ich auch nicht den Wahrheitswert einer Aussage über "tatsächliche Existenz" bestimmen. Eine solche Aussage ist also sinnlos. Zumindest, solange niemand die Relativitätstheorie um diesen Begriff erweitert.

Jetzt wird es Zeit, zu Gott zu kommen. Das Gott nicht denkbar ist, ist also zunächst einmal kein Hindernis, um sinnvoll über Gott sprechen zu können. Alles, was wir dazu benötigen, ist eine geeignete Sprache. Und die gibt es ganz zweifellos. Als ein schönes Beispiel möge der formalisierte Neuthomismus dienen, etwa in der Variante von Edward Nieznański. Die Sprache besteht hier aus einer Modallogik, in der Existenz als Prädikat betrachtet wird. Das mag für alle nicht-Theologen ein großen Pfui-Pfui sein, aber dennoch, damit ist ein sinnvolles Sprechen möglich. Auch "Gott" hat in dieser Theorie mitunter eine eindeutige Definition. In Rahmen der Gottesbeweise ex contingentia mundi im Neuthomismus ist Gott definiert als das Notwenig Seiende. Und bevor hier gleich die ein Protest gegen die philosophische Sprache aufbraust, auch das "Notwengig Seiende" wird definiert, etwa als etwas, das zureichender Grund seiner selbst ist. Und auch "zureichender Grund" wird definiert, aber bald wird das alles zu lang, um es an dieser Stelle wiederzugeben. Um es zusammenzufassen, es ist so z.B. möglich, den Gottesbeweis ex contingetia mundi auf sieben Axiome, einer Reihe von Definitionen, und die erwähnte Modallogik zu reduzieren. Zweifellos ist man alles andere als verpflichtet, die Axiome anzuerkennen, aber sinnvolles Sprechen über Gott ist damit möglich, denn im gegebenen sprachlichen Rahmen kann der Wahrheitswert einer Aussage über Gott prinzipiell so eindeutig beantwortet werden wie in der Mathematik.

Also, langer Rede kurzer Sinn, wir können sinnvoll über Gott sprechen. Die Frage allerdings, ob Gott tatsächlich existiert, liegt auch hier außerhalb der Sprache über Gott und ist damit sinnlos.
Allerdings bedeutet, daß ein Satz sinnlos ist, keinesfalls, daß er falsch ist, sondern daß er unentscheidbar ist. Und damit sind wir dann beim Agnostizismus angelangt.

Samstag, 5. Juni 2010

Die Zukunft der Bundespräsidentenwahl

Die aktuellen Diskussionen um die Wahl eines neuen Bundespräsidenten erinnert mich wieder dringlich daran, daß es schon immer mein inniger Wunsch war, diesen Job auch einmal zu machen. Eine salbungsvolle Rede an Weihnachten halten, Hände schütteln und in Afrika Negerkindern die Köpfe streicheln - das wäre genau das Richtige für mich! Ich meine, die reichen einem ja bestimmt Handdesinfektionsgel danach? Auf jeden Fall habe ich, um meine Professionalität zu betonen, gleich einen Career Development Plan für mich aufgestellt. Und mit seiner Hilfe habe ich auch gleich die beiden größten Hindernisse auf meinem Weg ins Präsidentenamt identifiziert:
1. Ich bin noch nicht vierzig Jahre alt. Aber dieses Problem wird sich in ein paar Jahren von ganz alleine gelöst haben. Also nur noch etwas Geduld...
2. Meine Unterschrift. Das Unterschreiben von Ernennungsurkunden, Abdankungsurkunden und jeder Menge Gesetze gehört ja quasi zu den Kernaufgaben des Bundespräsidenten. Und da macht meine Unteschrift gar nichts her. Sie ist zu langweilig, zu wenig schwungvoll und reif. Aber auch diese Schwierigkeit sollte sich beseitigen lassen. Einen Fernkurs "Chinesische Kalligraphie" bei der Studiengemeinschaft Darmstadt, und an meinem 40. Geburtstag habe ich eine Unterschrift, die jedes Goldene Buch in den Status eines Kunstwerks erhebt!
Alles, was noch bleibt, ist zu zeigen, daß ich schöne Reden halten kann. Und daher hier gleich meine erste "Bewerbungsansprache". Wenn es so weit ist, zähle ich auf Eure Unterstützung!

Mittwoch, 2. Juni 2010

The Logical Song...

Puh, dieser Post wird wirklich schwer. Heute ist nicht der 1. April, das musste ich selbst erst noch mal überprüfen, als ich dieses wuuuunderschöne Interview in der Süddeutschen fand: Konzert im Klärwerk - Musik für Mikroben. Da bekommen also Bakterien in Klärbecken Mozart vorgespielt, damit sie nach der Wasseraufbereitung weniger Klärschlamm zurücklassen. Die erste große Herausforderung ist jetzt, der Versuchung zu widerstehen, aus den Begriffen "Mozart", "Mikroben", "Klärschlamm" und "Xavier Naidoo" flache Witze zu basteln. Und ich habe jetzt tatsächlich widerstanden! Also kann ich mir jetzt so meine Gedanken über dieses faszinierende Experiment machen. Denn ganz so abwegig wie es zuerst scheint, ist es dann auch tatsächlich nicht. Denn wenn andere Menschen sich Wäschekörbe unter die Decke hängen, um mit "natürlicher Bodenenergie und Raumenergie" Mauerwerk trockenzulegen, oder auch Wasser durch "natürliche Infrarotstrahlung, organischen Magnetismus und Gravitationsenergie" aktivieren, um der Rostbildung vorzubeugen, dann ist das Beschallen von Bazillen mit Mozart ja noch ein Musterbeispiel für eine neue Sachlichkeit. Und auch wenn der Herr Stucki selber nicht weiß, wie das genau funktionieren soll, auf jeden Fall gibt es Schwingungen, und die sind ja immer gut, und auch Resonanzen, die sind noch besser. Und wenn die Bakterien im Schlamm die Arie der Königin der Nacht in Resonanz erleben müssen, dann tun die sicherlich alles, was von ihnen verlangt wird, um nur endlich wieder ihre Ruhe zu haben. Sollte dies aber wirklich das Funktionsprinzip hinter dem großartigen Beschallungsplan sein, dann eröffnet das natürlich noch viel fantastischere Möglichkeiten! Man muß nur groß denken! Vieleicht muß man Mikroben im Schlammbecken nur sagen, daß sie uns Gold produzieren sollen. Mikroben können kein Gold erzeugen? Alles nur eine Frage der musikalischen Motivation: wenn sie es nicht tun, dann bedrohen wir sie eben mit Xavier Naidoo in Resonanz! Verdammt, ich konnte es einfach nicht lassen...!